Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 4. v. 2. 3. [Spaltenumbruch]
dem Ausgehen der falschen Propheten, nachdem Antriebe des Geistes der Finsterniß, sehe man 1 Kön. 22, 21. 22. V. 2. Daran solt ihr den Geist GOttes (ob Anmerckungen. 1. Zuvorderst muß alhier der Unterscheid 2. Bey den Worten: ins Fleisch kom- a. Das Fleisch heisset die gantze menschliche Natur Christi, welche von ihrem sichtbaren Theile auch anderwärtig also benennet wird, als; das Wort ward Fleisch und woh- nete unter uns u. f. Siehe auch Röm. 1, 3. c. 9, 5. u. s. w. b. Jm Griechischen stehet: er ist im Fleische gekommen. Da man denn zwar gar wohl, sagen kan, daß das Wörtlein en stehe für eis, wie sonst öfter geschiehet: es kan aber doch das en in seiner natürlichen Bedeutung stehen bleiben, wenn man saget, Christus sey nach angenommener menschlichen Natur gekom- men, oder zu seinem öffentlichen Amte her- vorgetreten im Fleische, oder in und mit sei- ner wahren Menschheit: Gleichwie es 1 Tim. 3, 16. heißt: GOtt ist offenbaret en sarki, im Fleische. 3. Da nun aber in dem Bekäntniß des ins a. Eine blos mündliche Bekenntniß kan der A- postel nicht gemeinet haben. Denn diese kan auch von Heuchlern geschehen, welche weder aus GOtt sind, noch von GOtt für die Sei- nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus- [Spaltenumbruch] spruche Christi Matth. 7, 21. 22. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HErr, HErr, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Es werden viel zu mir sagen an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir nicht in deinem Namen geweissaget u. s. w. Welcher Ort alhier so viel merckwürdi- ger ist, so viel ausdrücklicher wir in dem vor- hergehenden Contexte auf die Früchte und daran zu nehmende Kennzeichen der falschen Propheten geführet werden. b. Es muß demnach der Apostel eine solche Be- kenntniß Christi verstanden haben: a. Die da kömmt aus der Salbung des Hei- ligen Geistes c. 2, 20. 21. von welcher Be- kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. spricht: Nie- mand kan JEsum einen HErrn heissen, ohne durch den Heiligen Geist. b. Die den wahren und lebendigen Glauben zum Grunde hat: davon Paulus Röm. 10, 10. saget: So man von Hertzen glau- bet, so wird man gerecht, und so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig. Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir denselbigen Geist des Glaubens haben, nach dem (Ps. 116, 10.) geschrieben ste- het: ich gläube, darum rede ich: so glauben wir auch, darum reden wir auch. g. Die da von JEsu CHristo also zeuget, wie es seine Person Stand und Mittler-Amt mit sich bringet, und nachdemselben den gantzen Rath GOttes von unserm Heyl un- verletzet und unverfälschet verkündiget, und also vorträget, alles, was zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehöret; und da man über das die mündliche Bekenntniß mit einem gottseligen Wandel in der That selbst also bestätiget, daß Lehr und Leben mit einander übereinstimmen. Wer nun also JEsum bekennet, daß er bereit ist, auch lieber sein Leben zu lassen, als ihn zu verleu- gnen, der ist von GOTT. Siehe ein meh- rers im Lateinischen Commentario von p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil zeuget der Apostel also: V. 3. Und ein jeglicher Geist, der da nicht Anmerckung. Der Verstand dieser Worte ist aus dem und
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 2. 3. [Spaltenumbruch]
dem Ausgehen der falſchen Propheten, nachdem Antriebe des Geiſtes der Finſterniß, ſehe man 1 Koͤn. 22, 21. 22. V. 2. Daran ſolt ihr den Geiſt GOttes (ob Anmerckungen. 1. Zuvorderſt muß alhier der Unterſcheid 2. Bey den Worten: ins Fleiſch kom- a. Das Fleiſch heiſſet die gantze menſchliche Natur Chriſti, welche von ihrem ſichtbaren Theile auch anderwaͤrtig alſo benennet wird, als; das Wort ward Fleiſch und woh- nete unter uns u. f. Siehe auch Roͤm. 1, 3. c. 9, 5. u. ſ. w. b. Jm Griechiſchen ſtehet: er iſt im Fleiſche gekommen. Da man denn zwar gar wohl, ſagen kan, daß das Woͤrtlein ἐν ſtehe fuͤr ἐις, wie ſonſt oͤfter geſchiehet: es kan aber doch das ἐν in ſeiner natuͤrlichen Bedeutung ſtehen bleiben, wenn man ſaget, Chriſtus ſey nach angenommener menſchlichen Natur gekom- men, oder zu ſeinem oͤffentlichen Amte her- vorgetreten im Fleiſche, oder in und mit ſei- ner wahren Menſchheit: Gleichwie es 1 Tim. 3, 16. heißt: GOtt iſt offenbaret ἐν σαϱκὶ, im Fleiſche. 3. Da nun aber in dem Bekaͤntniß des ins a. Eine blos muͤndliche Bekenntniß kan der A- poſtel nicht gemeinet haben. Denn dieſe kan auch von Heuchlern geſchehen, welche weder aus GOtt ſind, noch von GOtt fuͤr die Sei- nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus- [Spaltenumbruch] ſpruche Chriſti Matth. 7, 21. 22. Es werden nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr, in das Himmelreich kommen, ſondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Es werden viel zu mir ſagen an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir nicht in deinem Namen geweiſſaget u. ſ. w. Welcher Ort alhier ſo viel merckwuͤrdi- ger iſt, ſo viel ausdruͤcklicher wir in dem vor- hergehenden Contexte auf die Fruͤchte und daran zu nehmende Kennzeichen der falſchen Propheten gefuͤhret werden. b. Es muß demnach der Apoſtel eine ſolche Be- kenntniß Chriſti verſtanden haben: α. Die da koͤmmt aus der Salbung des Hei- ligen Geiſtes c. 2, 20. 21. von welcher Be- kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. ſpricht: Nie- mand kan JEſum einen HErrn heiſſen, ohne durch den Heiligen Geiſt. β. Die den wahren und lebendigen Glauben zum Grunde hat: davon Paulus Roͤm. 10, 10. ſaget: So man von Hertzen glau- bet, ſo wird man gerecht, und ſo man mit dem Munde bekennet, ſo wird man ſelig. Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir denſelbigen Geiſt des Glaubens haben, nach dem (Pſ. 116, 10.) geſchrieben ſte- het: ich glaͤube, darum rede ich: ſo glauben wir auch, darum reden wir auch. γ. Die da von JEſu CHriſto alſo zeuget, wie es ſeine Perſon Stand und Mittler-Amt mit ſich bringet, und nachdemſelben den gantzen Rath GOttes von unſerm Heyl un- verletzet und unverfaͤlſchet verkuͤndiget, und alſo vortraͤget, alles, was zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤret; und da man uͤber das die muͤndliche Bekenntniß mit einem gottſeligen Wandel in der That ſelbſt alſo beſtaͤtiget, daß Lehr und Leben mit einander uͤbereinſtimmen. Wer nun alſo JEſum bekennet, daß er bereit iſt, auch lieber ſein Leben zu laſſen, als ihn zu verleu- gnen, der iſt von GOTT. Siehe ein meh- rers im Lateiniſchen Commentario von p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil zeuget der Apoſtel alſo: V. 3. Und ein jeglicher Geiſt, der da nicht Anmerckung. Der Verſtand dieſer Worte iſt aus dem und
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 2. 3.
dem Ausgehen der falſchen Propheten, nach
dem Antriebe des Geiſtes der Finſterniß, ſehe
man 1 Koͤn. 22, 21. 22.
V. 2.
Daran ſolt ihr den Geiſt GOttes (ob
er aus GOtt iſt, oder nicht) erkennen: Ein
ieglicher Geiſt, der da (nebſt andern Grund-
Lehren nach dem wahren Glauben ſeines Her-
tzens, mit dem Munde) bekennet, daß JEſus
Chriſtus iſt ins Fleiſch kommen (Gr. JE-
ſum Chriſtum, der ins Fleiſch gekommen iſt) der
iſt von GOtt.
Anmerckungen.
1. Zuvorderſt muß alhier der Unterſcheid
gezeiget werden unter den Worten des Griechi-
ſchen Texts, und der Uberſetzung des ſel. Luthe-
ri. Denn nach dieſer hat es das Anſehen, als
wenn nur von einer ſolchen Bekenntniß Chriſti
die Rede ſey, welche auf deſſelben Menſchwer-
dung gehet; und daß man alſo den, der die
Menſchwerdung Chriſti bekennet, fuͤr einen wah-
ren Lehrer zu halten habe: als welches ſonderlich
das Wort daß anzuzeigen ſcheinet, weñ es heißt:
der da bekennet, daß JEſus Chriſtus iſt in das
Fleiſch kommen. Nach dem Griechiſchen Tex-
te aber gehet die Bekenntniß nicht allein auf
CHriſti Menſchwerdung, ſondern uͤberhaupt
auf JEſum Chriſtum, der da Menſch worden
iſt, und folglich auf alles, was auch auſſer der
Menſchwerdung zu der Lehre von der Perſon
und von dem Mittler-Amte Chriſti gehoͤret, und
auch als eine unzertrennliche Frucht daher ent-
ſtehet.
2. Bey den Worten: ins Fleiſch kom-
men, iſt folgendes zu mercken:
a. Das Fleiſch heiſſet die gantze menſchliche
Natur Chriſti, welche von ihrem ſichtbaren
Theile auch anderwaͤrtig alſo benennet wird,
als; das Wort ward Fleiſch und woh-
nete unter uns u. f. Siehe auch Roͤm. 1, 3.
c. 9, 5. u. ſ. w.
b. Jm Griechiſchen ſtehet: er iſt im Fleiſche
gekommen. Da man denn zwar gar wohl,
ſagen kan, daß das Woͤrtlein ἐν ſtehe fuͤr ἐις,
wie ſonſt oͤfter geſchiehet: es kan aber doch
das ἐν in ſeiner natuͤrlichen Bedeutung ſtehen
bleiben, wenn man ſaget, Chriſtus ſey nach
angenommener menſchlichen Natur gekom-
men, oder zu ſeinem oͤffentlichen Amte her-
vorgetreten im Fleiſche, oder in und mit ſei-
ner wahren Menſchheit: Gleichwie es 1 Tim.
3, 16. heißt: GOtt iſt offenbaret ἐν σαϱκὶ,
im Fleiſche.
3. Da nun aber in dem Bekaͤntniß des ins
Fleiſch und im Fleiſche gekommenen JEſu Chri-
ſti das Kennzeichen eines rechtſchaffnen Lehrers
liegen ſoll, ſo koͤmmt es nun darauf an, daß
man die Beſchaffenheit der Bekenntniß ſelbſt
erwege:
a. Eine blos muͤndliche Bekenntniß kan der A-
poſtel nicht gemeinet haben. Denn dieſe kan
auch von Heuchlern geſchehen, welche weder
aus GOtt ſind, noch von GOtt fuͤr die Sei-
nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus-
ſpruche Chriſti Matth. 7, 21. 22. Es werden
nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr,
in das Himmelreich kommen, ſondern
die den Willen thun meines Vaters im
Himmel. Es werden viel zu mir ſagen
an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir
nicht in deinem Namen geweiſſaget u. ſ.
w. Welcher Ort alhier ſo viel merckwuͤrdi-
ger iſt, ſo viel ausdruͤcklicher wir in dem vor-
hergehenden Contexte auf die Fruͤchte und
daran zu nehmende Kennzeichen der falſchen
Propheten gefuͤhret werden.
b. Es muß demnach der Apoſtel eine ſolche Be-
kenntniß Chriſti verſtanden haben:
α. Die da koͤmmt aus der Salbung des Hei-
ligen Geiſtes c. 2, 20. 21. von welcher Be-
kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. ſpricht: Nie-
mand kan JEſum einen HErrn heiſſen,
ohne durch den Heiligen Geiſt.
β. Die den wahren und lebendigen Glauben
zum Grunde hat: davon Paulus Roͤm. 10,
10. ſaget: So man von Hertzen glau-
bet, ſo wird man gerecht, und ſo man
mit dem Munde bekennet, ſo wird man
ſelig. Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir
denſelbigen Geiſt des Glaubens haben,
nach dem (Pſ. 116, 10.) geſchrieben ſte-
het: ich glaͤube, darum rede ich: ſo
glauben wir auch, darum reden wir
auch.
γ. Die da von JEſu CHriſto alſo zeuget, wie
es ſeine Perſon Stand und Mittler-Amt
mit ſich bringet, und nachdemſelben den
gantzen Rath GOttes von unſerm Heyl un-
verletzet und unverfaͤlſchet verkuͤndiget, und
alſo vortraͤget, alles, was zum Grunde und
zur Ordnung des Heyls gehoͤret; und da
man uͤber das die muͤndliche Bekenntniß
mit einem gottſeligen Wandel in der That
ſelbſt alſo beſtaͤtiget, daß Lehr und Leben
mit einander uͤbereinſtimmen. Wer nun
alſo JEſum bekennet, daß er bereit iſt, auch
lieber ſein Leben zu laſſen, als ihn zu verleu-
gnen, der iſt von GOTT. Siehe ein meh-
rers im Lateiniſchen Commentario von
p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil
zeuget der Apoſtel alſo:
V. 3.
Und ein jeglicher Geiſt, der da nicht
bekennet, daß JEſus CHriſtus iſt in das
Fleiſch kommen, der iſt nicht von GOtt.
Und das iſt der Geiſt des Widerchriſts,
von welchem ihr habt gehoͤret, daß er
kommen werde, und iſt ſchon ietzt in der
Welt.
Anmerckung.
Der Verſtand dieſer Worte iſt aus dem
vorhergehenden Verſe, davon ſie einen Gegen-
ſatz machen, ſchon klar: dabey man auch die An-
merckungen uͤber c. 2, 18. 22. zu conferiren hat.
Der Geiſt des Widerchriſts kan von dem
Widerchriſt ſelbſt alſo unterſchieden werden,
daß man den Widerchriſt von dem eigentlichen
und
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