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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 11-15
[Spaltenumbruch] wegen billig auch nicht essen solten, und, wenn sie
ässen, daß solches mit Sünden geschehe.

V. 11.

Denn wir hören, daß etliche unter
euch wandeln unordentlich,
(v. 6.) und
arbeiten nichts,
(nichts rechts, was sie arbeiten
solten und könten) sondern treiben Vorwitz
(thun, was ihnen nicht befohlen ist, was auch
nichts nützet, sondern vielmehr ihnen und andern
schädlich ist.)

Anmerckung.

Der Müßiggang bestehet nicht allein dar-
innen, daß man gar nichts thut; wie denn sehr
wenig, oder gar keine solche Müßiggänger, die
gar nichts vornehmen, sich finden werden; son-
dern auch darinn, wenn man nichts rechts, nichts
nöthiges, und nichts nützliches, sondern nur das
thut, worauf man bey dem Müßiggange eigen-
williger Weise, und nur zum so genannten Zeit-
Vertreib (da doch nichts kostbarer ist, als die so
gar kurtze Lebens-Zeit) in unordentlicher Begier-
de zur eitelen Belustigung fällt. Auf welche Art
denn insonderheit, alle Spieler und Säufer auch
alle Leser unnützlicher Bücher Müßiggänger sind.
Dazu auch in grossen Städten vor andern die
eitlen Visiten gehören. Der Vorwitz bestehet
denn fürnehmlich darinn, wenn der Mensch im-
mer nach neuen Zeitungen gaffet, und sich um
Dinge, die ihn gar nichts angehen, also beküm-
mert, daß er darüber mit seinem unbefugten Ur-
theil klügelt und darinnen dis und das meistert.
Welches denn ein sehr zerstreuetes und eiteles Ge-
müth anzeiget. Wie der Apostel den Vorwitz
an Wittwen bestrafet, sehe man 1 Tim. 5, 13.

V. 12.

Solchen aber gebieten wir (mit allem
Ernst) und ermahnen sie (zugleich mit aller
Liebe) durch unsern HErrn JEsum Chri-
stum
(in dessen Namen und Auctorität, als der
durch uns gebietet und vermahnet, daher denn
auch, wer uns widerstrebet, ihm selbst widerstrebet,
und seinem Heiligen Geiste, welchen er uns gege-
ben hat 1 Thess. 4, 8. 2 Cor. 5, 20. Luc. 10, 16.)
daß sie mit stillem Wesen (da sie sonst bey ihrem
Müßiggange und Vorwitze sich selbst und andern
viele Zerstreuung und Unruhe machen) arbeiten
und ihr eigen Brodt essen
(wie uns denn
GOtt mittelbarer Weise ernehren will, und man
also seine Nahrung durch geziemende Arbeit ohne
Geitz und ohne Bauchsorge zu suchen hat. Sie-
he auch Eph. 4, 28. 1 Thess 4, 11.)

V. 13.

Jhr aber, lieben Brüder (die ihr recht-
schaffen seyd und ordentlich wandelt) werdet
nicht verdrossen gutes zu thun
(mi ekkake-
sete, werdet durch das Böse, so euch begegnet,
und durch die Schwierigkeit, die sich findet bey der
Ausübung des Guten, auch der Gutthätigkeit ge-
gen den dürftigen Nächsten, sonderlich den, der
es werth ist, nicht laß und träge. Siehe auch
Gal. 6, 9.)

V. 14.

So aber iemand nicht gehorsam ist
[Spaltenumbruch] unserm Wort, den zeichnet an durch einen
Brief, und habt nichts mit ihm zu schaf-
fen, auf daß er schamroth werde
(und also
in sich gehe, sich bessere und in gute Ordnung
gebe.)

Anmerckungen.

1. Die Worte dia tes episo'es durch
den, oder diesen Brief, schicken sich besser zu den
vorhergehenden Worten, als zu den folgenden
tou~ton semeiou~s th[fremdsprachliches Material] den zeichnet. Denn wenn sie
zu diesen folgenden gehöreten, so würde das Pro-
nomen
tou~ton füglicher vorhergesetzet werden
seyn: tou~ton dia. So schlcket sich auch das
Verbum semeioo nicht wohl zu der Bedeutung
einer brieflichen Anzeigung. Hingegen aber ste-
het es füglicher von einer solchen Kirchen-Zucht,
wodurch ein solcher Widerspenstiger von andern
als ein räudig Schaf unterschieden und gleichsam
gezeichnet wurde. Welchen Verstand auch die
folgende Worte geben, da es heißt: und habt
nichts mit ihm zu schaffen, auf daß er scham-
roth werde:
als womit erläutert wird, worin
das Zeichnen ausser der wortlichen Bestrafung
eigentlich bestehen solle, nemlich man soll allen
Umgang mit ihm meiden und nichts mit ihm zu
schaffen haben, sonderlich was die kirchliche und
brüderliche Gemeinschaft betraf. Darauf bey
dem Ausbruch eines grossen Aergernisses auch die
Corinthier geführet werden 1 Cor. 5, 9. 11. Kurtz
vorher nennet es der Apostel in diesem Briefe an
die Thessalonicher, nemlich V. 6. daß man sich
von einem unordentlich wandelnden entziehen
solle.

2. Wenn denn nun gedachte Worte zu den
vorhergehenden gezogen werden, so ist lo[fremdsprachliches Material]g s di
episoles ein briefliches Wort, ein durch Briefe
oder schriftlich vorgestelletes Wort. Und also sind
die ersten Worte dieses Verses also zu übersetzen:
So aber iemand nicht gehorsam ist unserm brief-
lichen, oder schriftlichen Worte, den bezeichnet
(nemlich mit gehöriger Kirchen-Zucht vor
andern.)

3. Man siehet hieraus, wie sehr man in der
ersten Kirche auf eine gute Kirchen-Disciplin ge-
halten hat, und wie die Ubung derselben nicht et-
wa nur einem und dem andern Vorsteher, son-
dern der gantzen Gemeine obgelegen, dazu über-
einzustimmen: wie denn der Apostel dieses an die
gantze Gemeine schreibet. Wo aber in einer
Kirche der Haufe der gottlosen und ärgerlich
Lebenden viel grösser ist, als der rechtschaffnen, da
findet keine Kirchen-Disciplin statt. Denn
wer solte sie anordnen und ausüben? Gewißlich
die nicht, welche ihrer selbst bedürfen. Einige
wenige aber was sollen die bey den mehresten, bey
welchen sie ohne das verhaßt sind, von ihnen auch
wol gar verfolget werden, ausrichten, oder ja auch
nur versuchen dürfen?

V. 15.

Doch haltet ihn nicht als einen Feind
(der wider euch sey, und vor dem ihr euch, daß er
euch nicht schade, zu hüten hättet) sondern ver-
mahnet ihn, als einen Bruder
(ob wol gesal-
lenen, oder unächten: welche Ermahnung bey

einem

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 11-15
[Spaltenumbruch] wegen billig auch nicht eſſen ſolten, und, wenn ſie
aͤſſen, daß ſolches mit Suͤnden geſchehe.

V. 11.

Denn wir hoͤren, daß etliche unter
euch wandeln unordentlich,
(v. 6.) und
arbeiten nichts,
(nichts rechts, was ſie arbeiten
ſolten und koͤnten) ſondern treiben Vorwitz
(thun, was ihnen nicht befohlen iſt, was auch
nichts nuͤtzet, ſondern vielmehr ihnen und andern
ſchaͤdlich iſt.)

Anmerckung.

Der Muͤßiggang beſtehet nicht allein dar-
innen, daß man gar nichts thut; wie denn ſehr
wenig, oder gar keine ſolche Muͤßiggaͤnger, die
gar nichts vornehmen, ſich finden werden; ſon-
dern auch darinn, wenn man nichts rechts, nichts
noͤthiges, und nichts nuͤtzliches, ſondern nur das
thut, worauf man bey dem Muͤßiggange eigen-
williger Weiſe, und nur zum ſo genannten Zeit-
Vertreib (da doch nichts koſtbarer iſt, als die ſo
gar kurtze Lebens-Zeit) in unordentlicher Begier-
de zur eitelen Beluſtigung faͤllt. Auf welche Art
denn inſonderheit, alle Spieler und Saͤufer auch
alle Leſer unnuͤtzlicher Buͤcher Muͤßiggaͤnger ſind.
Dazu auch in groſſen Staͤdten vor andern die
eitlen Viſiten gehoͤren. Der Vorwitz beſtehet
denn fuͤrnehmlich darinn, wenn der Menſch im-
mer nach neuen Zeitungen gaffet, und ſich um
Dinge, die ihn gar nichts angehen, alſo bekuͤm-
mert, daß er daruͤber mit ſeinem unbefugten Ur-
theil kluͤgelt und darinnen dis und das meiſtert.
Welches denn ein ſehr zerſtreuetes und eiteles Ge-
muͤth anzeiget. Wie der Apoſtel den Vorwitz
an Wittwen beſtrafet, ſehe man 1 Tim. 5, 13.

V. 12.

Solchen aber gebieten wir (mit allem
Ernſt) und ermahnen ſie (zugleich mit aller
Liebe) durch unſern HErrn JEſum Chri-
ſtum
(in deſſen Namen und Auctoritaͤt, als der
durch uns gebietet und vermahnet, daher denn
auch, wer uns widerſtrebet, ihm ſelbſt widerſtrebet,
und ſeinem Heiligen Geiſte, welchen er uns gege-
ben hat 1 Theſſ. 4, 8. 2 Cor. 5, 20. Luc. 10, 16.)
daß ſie mit ſtillem Weſen (da ſie ſonſt bey ihrem
Muͤßiggange und Vorwitze ſich ſelbſt und andern
viele Zerſtreuung und Unruhe machen) arbeiten
und ihr eigen Brodt eſſen
(wie uns denn
GOtt mittelbarer Weiſe ernehren will, und man
alſo ſeine Nahrung durch geziemende Arbeit ohne
Geitz und ohne Bauchſorge zu ſuchen hat. Sie-
he auch Eph. 4, 28. 1 Theſſ 4, 11.)

V. 13.

Jhr aber, lieben Bruͤder (die ihr recht-
ſchaffen ſeyd und ordentlich wandelt) werdet
nicht verdroſſen gutes zu thun
(μὶ ἐκκακή-
σητε, werdet durch das Boͤſe, ſo euch begegnet,
und durch die Schwierigkeit, die ſich findet bey der
Ausuͤbung des Guten, auch der Gutthaͤtigkeit ge-
gen den duͤrftigen Naͤchſten, ſonderlich den, der
es werth iſt, nicht laß und traͤge. Siehe auch
Gal. 6, 9.)

V. 14.

So aber iemand nicht gehorſam iſt
[Spaltenumbruch] unſerm Wort, den zeichnet an durch einen
Brief, und habt nichts mit ihm zu ſchaf-
fen, auf daß er ſchamroth werde
(und alſo
in ſich gehe, ſich beſſere und in gute Ordnung
gebe.)

Anmerckungen.

1. Die Worte διὰ τῆς ἐϖιςο᾽ῆς durch
den, oder dieſen Brief, ſchicken ſich beſſer zu den
vorhergehenden Worten, als zu den folgenden
του῀τον σημειου῀σ ϑ[fremdsprachliches Material] den zeichnet. Denn wenn ſie
zu dieſen folgenden gehoͤreten, ſo wuͤrde das Pro-
nomen
του῀τον fuͤglicher vorhergeſetzet werden
ſeyn: του῀τον διά. So ſchlcket ſich auch das
Verbum σημειόω nicht wohl zu der Bedeutung
einer brieflichen Anzeigung. Hingegen aber ſte-
het es fuͤglicher von einer ſolchen Kirchen-Zucht,
wodurch ein ſolcher Widerſpenſtiger von andern
als ein raͤudig Schaf unterſchieden und gleichſam
gezeichnet wurde. Welchen Verſtand auch die
folgende Worte geben, da es heißt: und habt
nichts mit ihm zu ſchaffen, auf daß er ſcham-
roth werde:
als womit erlaͤutert wird, worin
das Zeichnen auſſer der wortlichen Beſtrafung
eigentlich beſtehen ſolle, nemlich man ſoll allen
Umgang mit ihm meiden und nichts mit ihm zu
ſchaffen haben, ſonderlich was die kirchliche und
bruͤderliche Gemeinſchaft betraf. Darauf bey
dem Ausbruch eines groſſen Aergerniſſes auch die
Corinthier gefuͤhret werden 1 Cor. 5, 9. 11. Kurtz
vorher nennet es der Apoſtel in dieſem Briefe an
die Theſſalonicher, nemlich V. 6. daß man ſich
von einem unordentlich wandelnden entziehen
ſolle.

2. Wenn denn nun gedachte Worte zu den
vorhergehenden gezogen werden, ſo iſt λό[fremdsprachliches Material]γ ς δὶ
ἐπιςολῆς ein briefliches Wort, ein durch Briefe
oder ſchriftlich vorgeſtelletes Wort. Und alſo ſind
die erſten Worte dieſes Verſes alſo zu uͤberſetzen:
So aber iemand nicht gehorſam iſt unſerm brief-
lichen, oder ſchriftlichen Worte, den bezeichnet
(nemlich mit gehoͤriger Kirchen-Zucht vor
andern.)

3. Man ſiehet hieraus, wie ſehr man in der
erſten Kirche auf eine gute Kirchen-Diſciplin ge-
halten hat, und wie die Ubung derſelben nicht et-
wa nur einem und dem andern Vorſteher, ſon-
dern der gantzen Gemeine obgelegen, dazu uͤber-
einzuſtimmen: wie denn der Apoſtel dieſes an die
gantze Gemeine ſchreibet. Wo aber in einer
Kirche der Haufe der gottloſen und aͤrgerlich
Lebenden viel groͤſſer iſt, als der rechtſchaffnen, da
findet keine Kirchen-Diſciplin ſtatt. Denn
wer ſolte ſie anordnen und ausuͤben? Gewißlich
die nicht, welche ihrer ſelbſt beduͤrfen. Einige
wenige aber was ſollen die bey den mehreſten, bey
welchen ſie ohne das verhaßt ſind, von ihnen auch
wol gar verfolget werden, ausrichten, oder ja auch
nur verſuchen duͤrfen?

V. 15.

Doch haltet ihn nicht als einen Feind
(der wider euch ſey, und vor dem ihr euch, daß er
euch nicht ſchade, zu huͤten haͤttet) ſondern ver-
mahnet ihn, als einen Bruder
(ob wol geſal-
lenen, oder unaͤchten: welche Ermahnung bey

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[68/0070] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 11-15 wegen billig auch nicht eſſen ſolten, und, wenn ſie aͤſſen, daß ſolches mit Suͤnden geſchehe. V. 11. Denn wir hoͤren, daß etliche unter euch wandeln unordentlich, (v. 6.) und arbeiten nichts, (nichts rechts, was ſie arbeiten ſolten und koͤnten) ſondern treiben Vorwitz (thun, was ihnen nicht befohlen iſt, was auch nichts nuͤtzet, ſondern vielmehr ihnen und andern ſchaͤdlich iſt.) Anmerckung. Der Muͤßiggang beſtehet nicht allein dar- innen, daß man gar nichts thut; wie denn ſehr wenig, oder gar keine ſolche Muͤßiggaͤnger, die gar nichts vornehmen, ſich finden werden; ſon- dern auch darinn, wenn man nichts rechts, nichts noͤthiges, und nichts nuͤtzliches, ſondern nur das thut, worauf man bey dem Muͤßiggange eigen- williger Weiſe, und nur zum ſo genannten Zeit- Vertreib (da doch nichts koſtbarer iſt, als die ſo gar kurtze Lebens-Zeit) in unordentlicher Begier- de zur eitelen Beluſtigung faͤllt. Auf welche Art denn inſonderheit, alle Spieler und Saͤufer auch alle Leſer unnuͤtzlicher Buͤcher Muͤßiggaͤnger ſind. Dazu auch in groſſen Staͤdten vor andern die eitlen Viſiten gehoͤren. Der Vorwitz beſtehet denn fuͤrnehmlich darinn, wenn der Menſch im- mer nach neuen Zeitungen gaffet, und ſich um Dinge, die ihn gar nichts angehen, alſo bekuͤm- mert, daß er daruͤber mit ſeinem unbefugten Ur- theil kluͤgelt und darinnen dis und das meiſtert. Welches denn ein ſehr zerſtreuetes und eiteles Ge- muͤth anzeiget. Wie der Apoſtel den Vorwitz an Wittwen beſtrafet, ſehe man 1 Tim. 5, 13. V. 12. Solchen aber gebieten wir (mit allem Ernſt) und ermahnen ſie (zugleich mit aller Liebe) durch unſern HErrn JEſum Chri- ſtum (in deſſen Namen und Auctoritaͤt, als der durch uns gebietet und vermahnet, daher denn auch, wer uns widerſtrebet, ihm ſelbſt widerſtrebet, und ſeinem Heiligen Geiſte, welchen er uns gege- ben hat 1 Theſſ. 4, 8. 2 Cor. 5, 20. Luc. 10, 16.) daß ſie mit ſtillem Weſen (da ſie ſonſt bey ihrem Muͤßiggange und Vorwitze ſich ſelbſt und andern viele Zerſtreuung und Unruhe machen) arbeiten und ihr eigen Brodt eſſen (wie uns denn GOtt mittelbarer Weiſe ernehren will, und man alſo ſeine Nahrung durch geziemende Arbeit ohne Geitz und ohne Bauchſorge zu ſuchen hat. Sie- he auch Eph. 4, 28. 1 Theſſ 4, 11.) V. 13. Jhr aber, lieben Bruͤder (die ihr recht- ſchaffen ſeyd und ordentlich wandelt) werdet nicht verdroſſen gutes zu thun (μὶ ἐκκακή- σητε, werdet durch das Boͤſe, ſo euch begegnet, und durch die Schwierigkeit, die ſich findet bey der Ausuͤbung des Guten, auch der Gutthaͤtigkeit ge- gen den duͤrftigen Naͤchſten, ſonderlich den, der es werth iſt, nicht laß und traͤge. Siehe auch Gal. 6, 9.) V. 14. So aber iemand nicht gehorſam iſt unſerm Wort, den zeichnet an durch einen Brief, und habt nichts mit ihm zu ſchaf- fen, auf daß er ſchamroth werde (und alſo in ſich gehe, ſich beſſere und in gute Ordnung gebe.) Anmerckungen. 1. Die Worte διὰ τῆς ἐϖιςο᾽ῆς durch den, oder dieſen Brief, ſchicken ſich beſſer zu den vorhergehenden Worten, als zu den folgenden του῀τον σημειου῀σ ϑ_ den zeichnet. Denn wenn ſie zu dieſen folgenden gehoͤreten, ſo wuͤrde das Pro- nomen του῀τον fuͤglicher vorhergeſetzet werden ſeyn: του῀τον διά. So ſchlcket ſich auch das Verbum σημειόω nicht wohl zu der Bedeutung einer brieflichen Anzeigung. Hingegen aber ſte- het es fuͤglicher von einer ſolchen Kirchen-Zucht, wodurch ein ſolcher Widerſpenſtiger von andern als ein raͤudig Schaf unterſchieden und gleichſam gezeichnet wurde. Welchen Verſtand auch die folgende Worte geben, da es heißt: und habt nichts mit ihm zu ſchaffen, auf daß er ſcham- roth werde: als womit erlaͤutert wird, worin das Zeichnen auſſer der wortlichen Beſtrafung eigentlich beſtehen ſolle, nemlich man ſoll allen Umgang mit ihm meiden und nichts mit ihm zu ſchaffen haben, ſonderlich was die kirchliche und bruͤderliche Gemeinſchaft betraf. Darauf bey dem Ausbruch eines groſſen Aergerniſſes auch die Corinthier gefuͤhret werden 1 Cor. 5, 9. 11. Kurtz vorher nennet es der Apoſtel in dieſem Briefe an die Theſſalonicher, nemlich V. 6. daß man ſich von einem unordentlich wandelnden entziehen ſolle. 2. Wenn denn nun gedachte Worte zu den vorhergehenden gezogen werden, ſo iſt λό_ γ ς δὶ ἐπιςολῆς ein briefliches Wort, ein durch Briefe oder ſchriftlich vorgeſtelletes Wort. Und alſo ſind die erſten Worte dieſes Verſes alſo zu uͤberſetzen: So aber iemand nicht gehorſam iſt unſerm brief- lichen, oder ſchriftlichen Worte, den bezeichnet (nemlich mit gehoͤriger Kirchen-Zucht vor andern.) 3. Man ſiehet hieraus, wie ſehr man in der erſten Kirche auf eine gute Kirchen-Diſciplin ge- halten hat, und wie die Ubung derſelben nicht et- wa nur einem und dem andern Vorſteher, ſon- dern der gantzen Gemeine obgelegen, dazu uͤber- einzuſtimmen: wie denn der Apoſtel dieſes an die gantze Gemeine ſchreibet. Wo aber in einer Kirche der Haufe der gottloſen und aͤrgerlich Lebenden viel groͤſſer iſt, als der rechtſchaffnen, da findet keine Kirchen-Diſciplin ſtatt. Denn wer ſolte ſie anordnen und ausuͤben? Gewißlich die nicht, welche ihrer ſelbſt beduͤrfen. Einige wenige aber was ſollen die bey den mehreſten, bey welchen ſie ohne das verhaßt ſind, von ihnen auch wol gar verfolget werden, ausrichten, oder ja auch nur verſuchen duͤrfen? V. 15. Doch haltet ihn nicht als einen Feind (der wider euch ſey, und vor dem ihr euch, daß er euch nicht ſchade, zu huͤten haͤttet) ſondern ver- mahnet ihn, als einen Bruder (ob wol geſal- lenen, oder unaͤchten: welche Ermahnung bey einem

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/70>, abgerufen am 23.11.2024.