Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 9-11. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
Schöpfung bezeichnet wird, Eph. 2, 10. u. s. w.womit wir denn auf GOtt, als den Urheber der Wiedergeburt, gewiesen werden. 4. Da die natürliche Zeugung und Fort- 5. Will man die Vergleichung des göttli- a. Jn der des Samens Natur eingepflantzten sonderbaren Kraft: als welche er nicht erst vom Erdreich empfähet, sondern schon in sich hat. b. Jn der Ausstreuung, welche ein Bild der Verkündigung des Worts ist. c. Jn der wachsenden und sich vermehrenden Ei- genschaft. d. Jn dem Gedeyen, welches der Same zum Wachsthum vom Himmel empfähet: welches eine schöne Figur ist von der mitwir- ckenden Kraft des Heiligen Geistes. e. Jn der Zubereitung und zur gehörigen Frucht- bringung nöthigen Beschaffenheit des Ackers, welches den innerlichen und äusserlichen Zu- stand eines Zuhörers und Lesers repraesenti- ret. Siehe ein mehrers im Lateinischen Com- mentario p. 443. u. f. 6. Mit den Worten: denn sein Same 7. Ein Wiedergeborner kan sündigen 8. Wir haben diese Worte mit folgenden V. 10. 11. Daran wirds offenbar, welche die Anmerckungen. 1. Das wahre gute und das böse ist zwar 2. Jo- S s s s
Cap. 3. v. 9-11. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
Schoͤpfung bezeichnet wird, Eph. 2, 10. u. ſ. w.womit wir denn auf GOtt, als den Urheber der Wiedergeburt, gewieſen werden. 4. Da die natuͤrliche Zeugung und Fort- 5. Will man die Vergleichung des goͤttli- a. Jn der des Samens Natur eingepflantzten ſonderbaren Kraft: als welche er nicht erſt vom Erdreich empfaͤhet, ſondern ſchon in ſich hat. b. Jn der Ausſtreuung, welche ein Bild der Verkuͤndigung des Worts iſt. c. Jn der wachſenden und ſich vermehrenden Ei- genſchaft. d. Jn dem Gedeyen, welches der Same zum Wachsthum vom Himmel empfaͤhet: welches eine ſchoͤne Figur iſt von der mitwir- ckenden Kraft des Heiligen Geiſtes. e. Jn der Zubereitung und zur gehoͤrigen Frucht- bringung noͤthigen Beſchaffenheit des Ackers, welches den innerlichen und aͤuſſerlichen Zu- ſtand eines Zuhoͤrers und Leſers repræſenti- ret. Siehe ein mehrers im Lateiniſchen Com- mentario p. 443. u. f. 6. Mit den Worten: denn ſein Same 7. Ein Wiedergeborner kan ſuͤndigen 8. Wir haben dieſe Worte mit folgenden V. 10. 11. Daran wirds offenbar, welche die Anmerckungen. 1. Das wahre gute und das boͤſe iſt zwar 2. Jo- S s s s
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Cap. 3. v. 9-11. des erſten Briefes Johannis.
Schoͤpfung bezeichnet wird, Eph. 2, 10. u. ſ. w.
womit wir denn auf GOtt, als den Urheber der
Wiedergeburt, gewieſen werden.
4. Da die natuͤrliche Zeugung und Fort-
pflantzung durch den Samen geſchiehet, nicht
allein im menſchlichen Geſchlecht, ſondern auch
auſſer demſelben und ſelbſt in den Gewaͤchſen: ſo
iſt zur Wiedergeburt auch ein geiſtlicher Same
noͤthig, welcher iſt das Wort des Evangelii, das
da iſt voller Gnade und Kraft GOttes. Darum
Petrus Ep. 1. c. 1, 23. ſpricht: ‒ ‒ als die da
wiedergeboren ſind, nicht aus vergaͤngli-
chen, ſondern aus unvergaͤnglichen Sa-
men, nemlich aus dem lebendigen Worte
GOttes, das da ewiglich bleibet. ‒ ‒ ꝛc.
Das iſt das Wort, welches unter euch verkuͤndi-
get wird. Von dieſem Worte ſaget Paulus
Roͤm. 1, 16. daß es eine Kraft GOttes ſey. Und
Jacobus nennet es c. 1, 18. 21. ein ſolches einge-
pflantztes Wort der Wahrheit, durch welches
die Glaͤubigen von GOtt waren gezeuget worden
nach ſeinem Willen, zu Erſtlingen ſeiner Crea-
turen. Durch daſſelbe hatte Paulus die Corin-
thier zu GOttes, und auf gewiſſe Art auch ſeinen
geiſtlichen Kindern gezeuget, 1 Cor. 4, 15. alſo
hatte er auch Oneſimum in ſeinen Banden ge-
zeuget. Philem. 10. Und durch daſſelbe Wort
ſuchte er die ruͤckfaͤlligen Galater wieder zu ge-
baͤren, daß Chriſtus in ihnen eine Geſtalt gewin-
nen moͤchte. Gal. 4, 19.
5. Will man die Vergleichung des goͤttli-
chen Worts mit einem Samen nach Matth. 13,
3. u. f. ein wenig in die Betrachtung ziehen, ſo
findet man unter andern folgende Stuͤcke der
Gleichheit:
a. Jn der des Samens Natur eingepflantzten
ſonderbaren Kraft: als welche er nicht erſt vom
Erdreich empfaͤhet, ſondern ſchon in ſich
hat.
b. Jn der Ausſtreuung, welche ein Bild der
Verkuͤndigung des Worts iſt.
c. Jn der wachſenden und ſich vermehrenden Ei-
genſchaft.
d. Jn dem Gedeyen, welches der Same
zum Wachsthum vom Himmel empfaͤhet:
welches eine ſchoͤne Figur iſt von der mitwir-
ckenden Kraft des Heiligen Geiſtes.
e. Jn der Zubereitung und zur gehoͤrigen Frucht-
bringung noͤthigen Beſchaffenheit des Ackers,
welches den innerlichen und aͤuſſerlichen Zu-
ſtand eines Zuhoͤrers und Leſers repræſenti-
ret. Siehe ein mehrers im Lateiniſchen Com-
mentario p. 443. u. f.
6. Mit den Worten: denn ſein Same
bleibet bey ihm, bezeichnet der Apoſtel die
fuͤrnehmſte Eigenſchaft des Worts und auch des
wuͤrdigen, oder daraus widergebornen, Zuhoͤ-
hoͤrers. Das Wort bleibet alſo bey ihm, daß
auch GOTT ſelbſt in ihm bleibet nach dem Ge-
heimniß der Vereinigung; es bleibet alſo bey
ihm, daß es gleichſam immer tiefer einwurtzelt,
und uͤber ſich immer mehrere Frucht bringet.
Und alſo bleibet mit dieſem Samen auch die
Salbung bey und in ihm c. 2, 27. Und nicht
weniger bleibet der Wiedergeborne in und bey
dem Worte als in und an ſeiner geiſtlichen Nah-
rung, um dadurch immer mehr zuzunehmen.
1 Pet. 2, 2. Und alſo bleibet er auch in Chriſto,
wie der Rebe am Weinſtock, und kan in ihm und
aus ihm viel Frucht bringen. Joh. 15, 1. u. f.
7. Ein Wiedergeborner kan ſuͤndigen
und nicht ſuͤndigen. Suͤndigen kan er, und
zwar vorſetzlich, wenn er in einen ſolchen Miß-
brauch ſeines freyen Willens eingehen, und da-
bey ſolche Untreue gegen die empfangene Gnade
begehen will. Denn wenn er nicht alſo ſuͤndigen
koͤnte, (wozu auch die Verleitungen von dem
Betruge der Suͤnden gehoͤren,) ſo wuͤrde Jo-
hannes nicht ſo ſorgfaͤltig vor dem Ruͤckfall ge-
warnet, noch Petrus Ep. 2. cap. 2, 19. 20. ſol-
chen an manchen theils beſorget, theils beſtra-
fet haben: Desgleichen auch Paulus an gewiſ-
ſen Perſonen thut, wenn er 1 Tim. 1, 19. bezeu-
get, daß ſie ein gutes Gewiſſen von ſich geſtoſſen
und am Glauben Schiffbruch erlitten haͤtten.
Es kan doch aber ein Wiedergeborner nicht vor-
ſetzlich und beharrlich ſuͤndigen, nemlich alſo,
daß er dabey in dem Stande der Gnade und
Wiedergeburt bleibe. Denn dieſer kan mit der
herrſchenden Suͤnde nicht beſtehen. So laͤßt es
ihm auch ſein GOtt-ergebner Sinn nicht zu, daß
er vorſetzlich GOTT beleidige, ſo wenig es die
Art eines wohlgeſinneten Kindes zulaͤßt, daß es
mit Vorſatze ſeine Eltern betruͤbe. Wie man
demnach von einem wohlgearteten Kinde wol ſa-
gen kan, daß es ſeinen Vater auf Erden nicht
betruͤben koͤnne, eben ſowol und noch mehr kan
man dieſes von einem Kinde GOttes in Anſe-
hung ſeines himmliſchen Vaters ſagen.
8. Wir haben dieſe Worte mit folgenden
Parallel-Orten zu erlaͤutern: Matth. 7, 18. Ein
guter Baum kan nicht arge Fruͤchte brin-
gen. c. 9, 15. Wie koͤnnen die Hochzeit-
Leute Leide tragen, ſo lange der Braͤu-
tigam bey ihnen iſt? 2 Cor. 13, 8. Wir koͤn-
nen nicht wider die Wahrheit, ſondern
fuͤr die Wahrheit. Off. 2, 2. Jch weiß
deine Wercke, und deine Arbeit, und
deine Geduld, daß du die Boͤſen nicht
tragen kanſt.
V. 10. 11.
Daran wirds offenbar, welche die
Kinder GOttes, und die Kinder des Teu-
fels ſind. Wer nicht recht thut, der iſt
nicht von GOTT, und wer nicht ſeinen
Bruder lieb hat. Denn das iſt die Bot-
ſchaft, die ihr gehoͤret habt von Anfang,
daß wir uns unter einander lieben ſol-
len.
Anmerckungen.
1. Das wahre gute und das boͤſe iſt zwar
mehrentheils verborgen, und gehoͤret eigentlich
zum innerlichen Geſchaͤfte der Seele: doch bricht
beydes auch auf mancherley Art hervor, und
lieget wie innerlich, alſo auch aͤuſſerlich im Streit
gegen einander. Und obgleich das gute gemei-
niglich unterliegen muß, ſo wird es doch der-
maleins uͤber das boͤſe triumphiren.
2. Jo-
S s s s
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