Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 8. 9. [Spaltenumbruch]
daher mit Ketten der Finsterniß zum Gericht be-halten werde Joh. 8, 44. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6. Welches aber eigentlich die Sünde der abtrünni- gen Engel gewesen, und wie sie beschaffen sey, das läßt sich, da es uns nicht geoffenbaret ist, nicht sagen. Uberhaupt kan man wohl sagen, daß sie sich durch den Mißbrauch ihres freyen Willens im Ungehorsam wider GOTT erhoben haben. 7. Bey der Particula iua, aufdaß, welche 8. Die Wercke des Teufels sind allerhand 9. Bey der Zerstörung der Wercke des a. Diese lusis, Auflösung, Zerstörung hat lutrosin, apolutrosin, die Erlösung zum Grun- de. Denn die Erlösung hat es eigentlich mit dem Gerichte und der Gerechtigkeit GOttes zu thun: als welcher durch das gebrachte Löse- Geld des Gehorsams bis zum Tode an der Menschen statt ein Genügen geschehen ist. Davon Röm. 3, 23. 24. ein mehrers ist erin- nert worden. b. Gleichwie nun auch in leiblichen Gerichten, wo eine Satisfaction geschehen und angenom- men worden ist, solche dem Gefangenen zu- gerechnet, und er darauf seiner Haft also er- lassen wird, daß, wenn er in Ketten und Ban- den gelegen, solche an ihm aufgelöset werden, daß er in seine Freyheit kömmt: also können auch bey einem, dem das Löse-Geld Christi zu- gerechnet wird, die Ketten der Sünden nicht unaufgelöset bleiben, sondern er wird davon loß gemachet und in die geistliche Freyheit ge- setzet. c. Diese Loßmachung von den Banden der Sünden, als Wercken des Satans, geschie- het in der wahren Bekehrung zu GOTT, da der Unglaube, als das Hauptwerck des Sa- tans, in dem Menschen zerstöret, und damit auch alle übrige Herrschaft der Sünden hin- weg genommen wird. d. Jn gleichem Nachdrucke hat der Apostel vor- her v. 5. gesaget, daß der Sohn GOttes er- schienen sey, unsere Sünde wegzunehmen, und uns zu reinigen von unsern Sünden. cap. 1. v. 7. V. 9. Wer aus GOTT geboren ist, (also, Anmerckungen. 1. Was alhier heißt aus GOTT geboren 2. Es schicket sich nichts besser auf einander 3. Ob nun gleich durch die Wiedergeburt Schö-
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 8. 9. [Spaltenumbruch]
daher mit Ketten der Finſterniß zum Gericht be-halten werde Joh. 8, 44. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6. Welches aber eigentlich die Suͤnde der abtruͤnni- gen Engel geweſen, und wie ſie beſchaffen ſey, das laͤßt ſich, da es uns nicht geoffenbaret iſt, nicht ſagen. Uberhaupt kan man wohl ſagen, daß ſie ſich durch den Mißbrauch ihres freyen Willens im Ungehorſam wider GOTT erhoben haben. 7. Bey der Particula ἱὑα, aufdaß, welche 8. Die Wercke des Teufels ſind allerhand 9. Bey der Zerſtoͤrung der Wercke des a. Dieſe λύσις, Aufloͤſung, Zerſtoͤrung hat λύτρωσιν, ἀπολύτρωσιν, die Erloͤſung zum Grun- de. Denn die Erloͤſung hat es eigentlich mit dem Gerichte und der Gerechtigkeit GOttes zu thun: als welcher durch das gebrachte Loͤſe- Geld des Gehorſams bis zum Tode an der Menſchen ſtatt ein Genuͤgen geſchehen iſt. Davon Roͤm. 3, 23. 24. ein mehrers iſt erin- nert worden. b. Gleichwie nun auch in leiblichen Gerichten, wo eine Satisfaction geſchehen und angenom- men worden iſt, ſolche dem Gefangenen zu- gerechnet, und er darauf ſeiner Haft alſo er- laſſen wird, daß, wenn er in Ketten und Ban- den gelegen, ſolche an ihm aufgeloͤſet werden, daß er in ſeine Freyheit koͤmmt: alſo koͤnnen auch bey einem, dem das Loͤſe-Geld Chriſti zu- gerechnet wird, die Ketten der Suͤnden nicht unaufgeloͤſet bleiben, ſondern er wird davon loß gemachet und in die geiſtliche Freyheit ge- ſetzet. c. Dieſe Loßmachung von den Banden der Suͤnden, als Wercken des Satans, geſchie- het in der wahren Bekehrung zu GOTT, da der Unglaube, als das Hauptwerck des Sa- tans, in dem Menſchen zerſtoͤret, und damit auch alle uͤbrige Herrſchaft der Suͤnden hin- weg genommen wird. d. Jn gleichem Nachdrucke hat der Apoſtel vor- her v. 5. geſaget, daß der Sohn GOttes er- ſchienen ſey, unſere Suͤnde wegzunehmen, und uns zu reinigen von unſern Suͤnden. cap. 1. v. 7. V. 9. Wer aus GOTT geboren iſt, (alſo, Anmerckungen. 1. Was alhier heißt aus GOTT geboren 2. Es ſchicket ſich nichts beſſer auf einander 3. Ob nun gleich durch die Wiedergeburt Schoͤ-
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 8. 9.
daher mit Ketten der Finſterniß zum Gericht be-
halten werde Joh. 8, 44. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6.
Welches aber eigentlich die Suͤnde der abtruͤnni-
gen Engel geweſen, und wie ſie beſchaffen ſey, das
laͤßt ſich, da es uns nicht geoffenbaret iſt, nicht
ſagen. Uberhaupt kan man wohl ſagen, daß ſie
ſich durch den Mißbrauch ihres freyen Willens
im Ungehorſam wider GOTT erhoben
haben.
7. Bey der Particula ἱὑα, aufdaß, welche
alhier auf den Zweck der Menſchwerdung und
Erloͤſung Chriſti gehet, haben wir andere derglei-
chen Oerter von gleichem Zweck, zu ſo viel mehrer
Erlaͤuterung des gegenwaͤrtigen Orts, wohl zu
mercken, als da ſonderlich ſind 2 Cor. 5, 15. Er
iſt darum fuͤr ſie alle geſtorben, aufdaß die,
ſo da leben, hinfort nicht ihnen ſelbſt leben,
ſondern dem, der fuͤr ſie geſtorben und auf-
erſtanden iſt. Tit. 2, 14. Chriſtus hat ſich
ſelbſt fuͤr uns gegeben, aufdaß er uns erloͤ-
ſete von aller Ungerechtigkeit, und reinigte
ihm ſelbſt ein Volck zum Eigenthum, das
fleißig waͤre zu guten Wercken. Siehe auch
1 Pet. 1, 24. Hebr. 9, 14. u. ſ. w.
8. Die Wercke des Teufels ſind allerhand
Suͤnden. Denn gleichwie die Verfuͤhrung
unſerer erſten Eltern war das erſte Haupt-Werck
des Satans auſſer dem Menſchen: alſo ruͤhret
in dem Menſchen davon her die Erbſuͤnde, als der
geiſtliche Schlangen-Same, ſo das erſte Haupt-
boͤſe Werck und der Grund aller uͤbrigen Suͤnden
als Wercke des Teufels iſt, als in welchen allen
der Satan ſein Werck hat Eph. 2, 2. Jſt nun der
Glaube GOttes Werck mit allen daher entſte-
henden Chriſtlichen Tugenden: ſo iſt hingegen
der Unglaube mit allen Untugenden ein Werck
des Teufels, ob er auch gleich nicht unmittelbar
dabey zu thun hat. Welches einen billig von der
Suͤnde abſchrecken ſoll.
9. Bey der Zerſtoͤrung der Wercke des
Teufels iſt folgendes wohl zu mercken:
a. Dieſe λύσις, Aufloͤſung, Zerſtoͤrung hat
λύτρωσιν, ἀπολύτρωσιν, die Erloͤſung zum Grun-
de. Denn die Erloͤſung hat es eigentlich mit
dem Gerichte und der Gerechtigkeit GOttes
zu thun: als welcher durch das gebrachte Loͤſe-
Geld des Gehorſams bis zum Tode an der
Menſchen ſtatt ein Genuͤgen geſchehen iſt.
Davon Roͤm. 3, 23. 24. ein mehrers iſt erin-
nert worden.
b. Gleichwie nun auch in leiblichen Gerichten,
wo eine Satisfaction geſchehen und angenom-
men worden iſt, ſolche dem Gefangenen zu-
gerechnet, und er darauf ſeiner Haft alſo er-
laſſen wird, daß, wenn er in Ketten und Ban-
den gelegen, ſolche an ihm aufgeloͤſet werden,
daß er in ſeine Freyheit koͤmmt: alſo koͤnnen
auch bey einem, dem das Loͤſe-Geld Chriſti zu-
gerechnet wird, die Ketten der Suͤnden nicht
unaufgeloͤſet bleiben, ſondern er wird davon
loß gemachet und in die geiſtliche Freyheit ge-
ſetzet.
c. Dieſe Loßmachung von den Banden der
Suͤnden, als Wercken des Satans, geſchie-
het in der wahren Bekehrung zu GOTT, da
der Unglaube, als das Hauptwerck des Sa-
tans, in dem Menſchen zerſtoͤret, und damit
auch alle uͤbrige Herrſchaft der Suͤnden hin-
weg genommen wird.
d. Jn gleichem Nachdrucke hat der Apoſtel vor-
her v. 5. geſaget, daß der Sohn GOttes er-
ſchienen ſey, unſere Suͤnde wegzunehmen,
und uns zu reinigen von unſern Suͤnden. cap.
1. v. 7.
V. 9.
Wer aus GOTT geboren iſt, (alſo,
daß durch die Wiedergeburt die Wercke des
Teufels in ihm ſind zerſtoͤret worden,) der thut
nicht Suͤnde, (mit Vorſatze und alſo, daß er
ſie uͤber ſich herrſchen laſſet) denn ſein Same
(der Same des lebendigen Worts GOttes, aus
welchem er wiedergeboren iſt nach 1 Pet. 1, 23.)
bleibet bey ihm, (alſo daß er an demſelben wie
eine heilige Luſt, alſo auch eine genugſame Kraft
in ſich empfindet, ſich von Ausuͤbung der Suͤn-
de zu enthalten,) und kan nicht ſuͤndigen, (er
kan es nicht uͤber ſein Hertz bringen, ſeinen GOtt,
von dem er ſoviel Gnade empfangen hat, und
den er ſo hertzlich liebet, ſo vorſetzlich zu beleidi-
gen,) denn er iſt von GOTT geboren, (hat
durch die Wiedergeburt einen gantz andern
Sinn empfangen, nach welchem er das gute lie-
bet, und das boͤſe haſſet.)
Anmerckungen.
1. Was alhier heißt aus GOTT geboren
ſeyn, heißt vorher c. 2, 29. aus ihm, dem Sohn
GOttes, in deſſen Zukunft wir nicht zu ſchanden
werden, geboren ſeyn; weil er auch ſelbſt wah-
rer GOTT iſt.
2. Es ſchicket ſich nichts beſſer auf einander
als die Zerſtoͤrung der Wercke des Satans,
und die Wiedergeburt; als in welcher jene ge-
ſchiehet. Es koͤmmt demnach bey Unterlaſſung
der Suͤnde nicht auf eine aͤuſſerliche Ehrbarkeit
an, ſondern auf eine gaͤntzliche Aenderung des
Sinnes, wodurch die Macht der innerlich den
Menſchen beherrſchenden Suͤnde, ſonderlich
des Unglaubens, gebrochen und aufgehaben,
und dagegen eine ſolche Gnaden-Kraft mitge-
theilet wird, durch welche man kan und will ſich
von der Suͤnde enthalten und das gute ausuͤben,
beydes auch wircklich thut.
3. Ob nun gleich durch die Wiedergeburt
eine wahrhaftige Aenderung in dem Menſchen
vorgehet, ſo muß man das Geſchaͤfte derſelben
doch nicht von einer ſolchen emanation verſte-
hen, als wenn etwas von dem goͤttlichen Weſen
dergeſtalt von GOTT ausginge, daß es in des
Menſchen Weſen verwandelt wuͤrde. Denn
dieſes kan von der hoͤchſten ſimplicitaͤt des We-
ſens GOttes nicht geſaget werden. Es wuͤrde
auch den Menſchen auf einige Vergoͤtterung
fuͤhren: welche auch keinesweges ſtatt findet.
Es wird demnach mit der Geburt aus GOtt
dasjenige angezeiget, was ſonſt mit der neuen
Schoͤ-
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