Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 1. 2. 3. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
ohne Erfahrung aber nicht urtheilen können.Und da sie doch aber das Urtheilen nicht lassen, so sind sie nichts in ihren Augen, verachten sie, ja has- sen und verfolgen sie. Wie denn das kennen und nicht kennen in der heiligen Schrift mit grossem Nachdruck stehet. 7. GOtt kennen heißt an ihn gläuben, und 8. Man hat hierbey unter andern sonder- 9. Es haben wahre Kinder GOttes, V. 2. Meine Lieben, wir sind nun GOttes Anmerckungen. 1. Aus der schon gegenwärtigen und noch 2. Die höchste Würde der Kinder GOt- 3. Das pronomen auto, ihm lässet sich 4. Sind die Glaubigen schon alhier Lich- 5. Begegnet es iemand Alters halber, o- V. 3. Und ein ieglicher, der solche Hoffnung Anmerckungen. 1. Wir sehen alhier abermal, wie genau Heyls- R r r r 2
Cap. 3. v. 1. 2. 3. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
ohne Erfahrung aber nicht urtheilen koͤnnen.Und da ſie doch aber das Urtheilen nicht laſſen, ſo ſind ſie nichts in ihren Augen, verachten ſie, ja haſ- ſen und verfolgen ſie. Wie denn das kennen und nicht kennen in der heiligen Schrift mit groſſem Nachdruck ſtehet. 7. GOtt kennen heißt an ihn glaͤuben, und 8. Man hat hierbey unter andern ſonder- 9. Es haben wahre Kinder GOttes, V. 2. Meine Lieben, wir ſind nun GOttes Anmerckungen. 1. Aus der ſchon gegenwaͤrtigen und noch 2. Die hoͤchſte Wuͤrde der Kinder GOt- 3. Das pronomen ἀυτῷ, ihm laͤſſet ſich 4. Sind die Glaubigen ſchon alhier Lich- 5. Begegnet es iemand Alters halber, o- V. 3. Und ein ieglicher, der ſolche Hoffnung Anmerckungen. 1. Wir ſehen alhier abermal, wie genau Heyls- R r r r 2
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Cap. 3. v. 1. 2. 3. des erſten Briefes Johannis.
ohne Erfahrung aber nicht urtheilen koͤnnen.
Und da ſie doch aber das Urtheilen nicht laſſen, ſo
ſind ſie nichts in ihren Augen, verachten ſie, ja haſ-
ſen und verfolgen ſie. Wie denn das kennen
und nicht kennen in der heiligen Schrift mit
groſſem Nachdruck ſtehet.
7. GOtt kennen heißt an ihn glaͤuben, und
ſeinen Glauben, der ein geiſtliches brennendes
Licht der Erkenntniß iſt, durch die Liebe, oder
das halten der Gebote c. 2, 3. 4. thaͤtig erweiſen.
Man kan demnach von keinem unbekehrten, auch
glaub- und liebloſen Menſchen ſagen, daß er
GOtt kenne.
8. Man hat hierbey unter andern ſonder-
lich ſolgende Oerter zu conferiren: Joh. 15, 21.
Das alles werden ſie euch thun um meines
Namens willen: denn ſie kennen den nicht
der mich geſandt hat. c. 16, 3. Solches wer-
den ſie euch darum thun, daß ſie weder
mich, noch meinen Vater erkennen. Siehe
auch c. 17, 25.
9. Es haben wahre Kinder GOttes,
wenn ſie, bey dem Gefuͤhle ihrer Armuth am
Geiſte, oft an ihrer Kindſchaft bey GOtt zwei-
feln, ſo vielweniger Urſache, ſich daruͤber, wenn
ſie von der Welt nicht erkennt, ſondern gehaſſet
werden, zu betruͤben, ſo viel mehr ihnen ſolches
zum Kennzeichen von ihrem Gnaden-Stande
dienet. Wohldem, den der HErr alſo kennet,
daß er ihn fuͤr ſein Kind haͤlt!
V. 2.
Meine Lieben, wir ſind nun GOttes
Kinder, und (ſo groß auch gleich dieſe Wuͤrde
iſt, ſo) iſt (doch) noch nicht erſchienen, was
wir ſeyn werden (die Herrlichkeit, die an uns
ſoll offenbaret werden.) Wir wiſſen aber (alſo,
daß ſolche unſere Wiſſenſchaft der Glaube ſelbſt
iſt) wenn es erſcheinen wird, daß wir ihm
gleich ſeyn werden (nachdem er nach ſeinem
Ebenbilde voͤllig in uns verklaͤret ſeyn wird.
2 Cor. 3, 18.) denn wir werden ihn (den
Dreyeinigen GOTT, und in der Heiligen
Dreyeingkeit ſonderlich den ſichtbaren Sohn
GOttes in ſeiner verklaͤrten menſchlichen Na-
tur) ſehen, wie er iſt (ſeinem Weſen nach, alſo,
daß uns dabey alle Geheimniſſe offen ſtehen wer-
den, wenn die Decke der Sterblichkeit und Un-
vollkommenheit von unſern Augen wird hinweg
genommen ſeyn.)
Anmerckungen.
1. Aus der ſchon gegenwaͤrtigen und noch
kuͤnftigen Wuͤrde und Herrlichkeit der Kinder
GOttes erkennet man einen recht goͤttlichen
Character von der Wahrheit und Vortreflich-
keit der Chriſtlichen Religion. Dagegen nur
ein Schatte iſt, was das Licht der Natur davon
hat, lauter Thorheit aber, ja Unſinnigkeit, was
das abgoͤttiſche Heydenthum davon vorgiebet.
2. Die hoͤchſte Wuͤrde der Kinder GOt-
tes, welche noch erſcheinen ſoll, wird dieſe ſeyn,
daß ſie nicht allein Unterthanen, ſondern gar
auch Reichs-Genoſſen Chriſti ſeyn und mit ihm
auf ſeinem Thron ſitzen und herrſchen werden.
Welches denn eine recht koͤnigliche Wuͤrde ſeyn
wird, welche ihnen CHriſtus mit ſeinem Blute
erworben hat Off. 1, 5. 6. c. 3, 21. c. 5, 9. 10.
daher ſie auch die Crone der Gerechtigkeit zu ge-
warten haben 1 Cor. 9, 24. u. f. 2 Tim. 4, 8.
und in der Offenbarung Johannis als gekroͤnte
Haͤupter repræſentiret werden. c. 4, 4.
3. Das pronomen ἀυτῷ, ihm laͤſſet ſich
gar fuͤglich von Chriſto fuͤrnemlich verſtehen,
ob gleich das Wort Vater und GOTT vorher
gehet. Denn weil er wahrer GOtt iſt, und das
Wort GOtt v. 1. von dem Dreyeinigen GOtt
ſtehet, und alſo auf den Sohn GOttes mit ge-
het, ſo ſchicket ſich das pronomen ihm gar
wohl auf ihn. Und dieſen Verſtand erfodern
auch die beygeſetzten Worte: daß wir ihm
werden gleich ſeyn, und ihn ſehen, wie er iſt.
Denn ob ſie gleich von GOtt insgemein ver-
ſtanden werden koͤnnen; ſo iſt doch der Sohn
GOttes in ſeiner menſchlichen Natur zum Mu-
ſter der Nachfolge und Gleichheit vorgeſtellet.
Und gleiwie wir der Seelen nach alsdenn ſein
vollkommenes Ebenbild an und in uns haben
werden: alſo werden unſere Leiber auch ſeinem
verklaͤrten Leibe aͤhnlich werden Phil. 3, 21. Auch
das ſehen laͤßt ſich am fuͤglichſten von unſerm
Heylande nach ſeiner menſchlichen Natur ſagen;
ob wol auch in dem Sohne der Vater und der
Heilige Geiſt wird angeſchauet werden. Wo-
hin denn die Augen des verklaͤrten Leibes nicht
reichen, dahinein werden die aufgeklaͤrten Au-
gen des Gemuͤths ſchauen. Jn den folgenden
Verſen, nemlich v. 3. und 5. iſt auch die Rede
von Chriſto, wie man v. 5. gar deutlich ſiehet.
Hiebey hat man zu conferiren 1 Cor. 13, 12.
4. Sind die Glaubigen ſchon alhier Lich-
ter im HERRN; wie ſolten ſie denn kuͤnftig
den HERRN nicht ſehen; und zwar alſo, daß
das Anſchauen voller Freude und Herrlichkeit
ſey? Heißt es doch ſchon alhier im Vorſchmacke.
Schmecket und ſehet, wie freundlich der
HErr iſt. Pſ. 34, 9.
5. Begegnet es iemand Alters halber, o-
der aus einem andern Zufall, daß er des Lichts
ſeiner Augen zum Theil, oder gaͤntzlich, beraubet
wird, ſo richte er ſich ſoviel mehr mit der leben-
digen Hoffnung auf, daß er den HERRN
ſchauen ſoll, wie er iſt, und laſſe indeſſen ſeine
Glaubens-Augen beſtaͤndig auf ihn gerichtet
ſeyn.
V. 3.
Und ein ieglicher, der ſolche Hoffnung
zu ihm hat (dermaleins in der HErrlichkeit
ſein Angeſicht zu ſchauen) der reiniget ſich
(nach der empfangenen Gnaden-Kraft immer
mehr und mehr von der ihm noch anklebenden
und ihn verunreinigenden Suͤnde) gleichwie
er auch rein iſt, (und daher zu ſeiner voll-
kommenen Gemeinſchaft nicht kommen kan, oh-
ne die Fortſetzung der Heiligung.)
Anmerckungen.
1. Wir ſehen alhier abermal, wie genau
Johannes die Verheiſſungen und Evangeliſchen
Heyls-
R r r r 2
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