Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 18. 19. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
a. Das Wörtlein anti, damit das Wort khrisos zusammen gesetzet ist, hat eine gedoppelte Be- deutung; davon doch aber die eine der an- dern subordiniret ist. Sie heißt so viel als anstatt, da etwas an die Stelle eines an- dern tritt und seine Person, nebst seinem Amte repraesentiret: und heißt auch so viel, als wider, entgegen. Welche zwo Bedeu- tungen bey einerley Person und Sache alsdenn zusammen treten, wenn sich einer an des an- dern statt setzet, der dazu nicht berechtiget ist; und zwar also, daß er ihn verdrenget und dazu gantz anders beschaffen ist, sich auch gantz anders verhält, als der, dessen Stelle er ein- genommen hat, oder dessen Statthalter er seyn will. b. Wenn wir nun dieses auf den Widerchrist erstlich überhaupt appliciren, so ist antikhri- sos einer, der sich an Christi Statt setzet, sich für seinen Statthalter, ja auf gewisse Art für CHristum selbst ausgiebet, damit aber CHristo im höchsten Grad zuwider handelt; zumal da weder seine Person, noch sein Amt mit seinen principiis sich für Christum schi- cket, sondern ihm in allen Stücken gerade ent- gegen stehet. c. Man hat aber das Wort Wider-Christ theils in einem weitläuftigern, theils in einem engern Verstande zu nehmen: als welches Johannes damit nicht undeutlich anzeiget, wenn er von dem Widerchrist theils in der eintzelen Zahl, theils in der Zahl der Vielheit redet, und spricht, es sey von der Ankunft ei- nes Widerchrists gehöret, und also auch ge- weissaget, und es wären bereits viele Wider- Christen worden. Wie denn auch daher schon die ersten Kirchen-Lehrer und ihre Nach- folger bis auf unsere Zeiten her den Wider- Christ unterscheiden in den grossen, als den Haupt-Feind Christi und seiner Kirche, und in die übrigen vielen, welche sich Christo und seinem Reiche entgegen setzen. d. Und von diesen redet Johannes, wenn er der Widerchristen in der Zahl der Vielheit geden- cket. Dabey doch aber dieses wohl zu mer- cken ist, daß er auf diese auch hernach siehet, wenn er die eintzele Zahl gebrauchet, nemlich v. 22. auch c. 4, 2. und 2 Ep. v. 7. in welchen Oertern er mit dem Worte Widerchrist auf einen ieden siehet, der in dem weitläuftigern Verstande ein solcher war: Gleichwie er im Evangelio c. 10. von mehrern falschen und bö- sen Hirten unter der Vorstellung eines Mieth- linges handelt. Es waren demnach die be- reits damals entstandene Widerchristen alle diejenige Jrrgeister, welche sich zwar zur Christ- lichen Religion bekannten, aber den Grund- Wahrheiten von der Person, dem Amte und dem Reiche Christi mit Lehr und Leben wider- sprachen: wie wir hernach bey den Oertern v. 22. und 2 Ep. v. 7. sehen werden. e. Wer nun aber der grosse Widerchrist sey, der sich zum Statthalter Christi aufgewor- fen habe, und ein solches Kirchen-Regiment führe, welches dem Sinne Christi, und seiner [Spaltenumbruch] rechten Glieder, auch der Eigenschaft seines Reichs im höchsten Grad zuwider ist, das ist nicht unbekannt allen denen, welche aus den Kirchen-Geschichten wissen, was wir vom sie- benden Seculo her an dem Römischen Kirchen- Staate haben, und was uns davon in der Of- fenbarung Johannis cap. 13. und 18 unter dem Bilde des Thieres und der Hure vorge- stellet wird, und was die ersten Evangelischen Bekenner zur Zeit der gesegneten Reformati- on in unsern symbolischen Büchern nebst dem seligen Luthero in seinen Schriften für eine wie der Wahrheit gemässe, also auch freymü- thige Bekenntniß abgeleget haben. f. Von diesem grossen Widerchrist war geweis- saget, und also hatten die ersten Christen da- von gehöret. Womit der Apostel wohl zu- vorderst und sonderlich auf die Oerter Daniels c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c 8, 9. 19. c. 11, 36. u. f. gesehen hat. Und da er zugleich mehrerer Wi- derchristen gedencket, so hat er wohl ohn Zwei- fel sein Absehen gehabt wie auf die Weissagung Christi Matth. 24, 5. 24. also auch auf die, wel- che wir in den zu Johannis letztern Zeiten schon allenthalben bekannten Briefen Pauli 1 Tim. 4, 1. u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. auch 2 Pet. 2, 1. deß- gleichen Judä, auch in der Apostel-Geschicht in Pauli Worten c. 20, 29. lesen. 4. Es erfordert im übrigen dieser Text aus- a. Zur Lehre von dem Zustande der Kirche Christi auf Erden, daß sie einem zwar guten und fruchtbaren Acker, der an dem Evangelio von Christo einen guten Samen gehabt, gleich gewesen, darauf aber auch so bald vieles Unkraut unter dem Weitzen aufgegangen ist; und zwar das schädlichste des Antichristenthums. Da- her man sichs nicht muß befremden lassen, wenn sich dergleichen noch heute zu Tage noch viel häufiger findet. b. Zur Widerlegung der Papisten, wenn sie den Römischen Bischof für einen Statthal- ter Christi und absoluten Herrn über die gantze Christliche Kirche ausgeben, und ihm dazu die Herrschaft über die Gewissen zueignen; und ihn also damit nicht allein in der That, son- dern auch selbst mit Worten zum Antichrist machen: sintemal dieses Griechische Wort nicht füglicher kan verteutschet werden, als durch einen Statthalter Christi. c. Zur Warnung vor dem Sinne des Anti- christs, welcher, nach dem weitläuftigern Ver- stande dieses Worts, bey solchen Unchristen ist, welche sich zwar Christi mit dem Munde rüh- men; aber seinen Namen mit ihrer verführi- schen Lehre und gottlosem Leben verunehren, auch wohl, unter der verkehrten Einbildung der beforderten Ehre GOttes, viel gutes bey andern hindern. V. 19. Sie sind von uns ausgegangen, (auch lich
Cap. 2. v. 18. 19. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
a. Das Woͤrtlein ἀντὶ, damit das Wort χριςὸς zuſammen geſetzet iſt, hat eine gedoppelte Be- deutung; davon doch aber die eine der an- dern ſubordiniret iſt. Sie heißt ſo viel als anſtatt, da etwas an die Stelle eines an- dern tritt und ſeine Perſon, nebſt ſeinem Amte repræſentiret: und heißt auch ſo viel, als wider, entgegen. Welche zwo Bedeu- tungen bey einerley Perſon und Sache alsdeñ zuſammen treten, wenn ſich einer an des an- dern ſtatt ſetzet, der dazu nicht berechtiget iſt; und zwar alſo, daß er ihn verdrenget und dazu gantz anders beſchaffen iſt, ſich auch gantz anders verhaͤlt, als der, deſſen Stelle er ein- genommen hat, oder deſſen Statthalter er ſeyn will. b. Wenn wir nun dieſes auf den Widerchriſt erſtlich uͤberhaupt appliciren, ſo iſt ἀντίχρι- ςος einer, der ſich an Chriſti Statt ſetzet, ſich fuͤr ſeinen Statthalter, ja auf gewiſſe Art fuͤr CHriſtum ſelbſt ausgiebet, damit aber CHriſto im hoͤchſten Grad zuwider handelt; zumal da weder ſeine Perſon, noch ſein Amt mit ſeinen principiis ſich fuͤr Chriſtum ſchi- cket, ſondern ihm in allen Stuͤcken gerade ent- gegen ſtehet. c. Man hat aber das Wort Wider-Chriſt theils in einem weitlaͤuftigern, theils in einem engern Verſtande zu nehmen: als welches Johannes damit nicht undeutlich anzeiget, wenn er von dem Widerchriſt theils in der eintzelen Zahl, theils in der Zahl der Vielheit redet, und ſpricht, es ſey von der Ankunft ei- nes Widerchriſts gehoͤret, und alſo auch ge- weiſſaget, und es waͤren bereits viele Wider- Chriſten worden. Wie denn auch daher ſchon die erſten Kirchen-Lehrer und ihre Nach- folger bis auf unſere Zeiten her den Wider- Chriſt unterſcheiden in den groſſen, als den Haupt-Feind Chriſti und ſeiner Kirche, und in die uͤbrigen vielen, welche ſich Chriſto und ſeinem Reiche entgegen ſetzen. d. Und von dieſen redet Johannes, wenn er der Widerchriſten in der Zahl der Vielheit geden- cket. Dabey doch aber dieſes wohl zu mer- cken iſt, daß er auf dieſe auch hernach ſiehet, wenn er die eintzele Zahl gebrauchet, nemlich v. 22. auch c. 4, 2. und 2 Ep. v. 7. in welchen Oertern er mit dem Worte Widerchriſt auf einen ieden ſiehet, der in dem weitlaͤuftigern Verſtande ein ſolcher war: Gleichwie er im Evangelio c. 10. von mehrern falſchen und boͤ- ſen Hirten unter der Vorſtellung eines Mieth- linges handelt. Es waren demnach die be- reits damals entſtandene Widerchriſten alle diejenige Jrrgeiſter, welche ſich zwar zur Chriſt- lichen Religion bekannten, aber den Grund- Wahrheiten von der Perſon, dem Amte und dem Reiche Chriſti mit Lehr und Leben wider- ſprachen: wie wir hernach bey den Oertern v. 22. und 2 Ep. v. 7. ſehen werden. e. Wer nun aber der groſſe Widerchriſt ſey, der ſich zum Statthalter Chriſti aufgewor- fen habe, und ein ſolches Kirchen-Regiment fuͤhre, welches dem Sinne Chriſti, und ſeiner [Spaltenumbruch] rechten Glieder, auch der Eigenſchaft ſeines Reichs im hoͤchſten Grad zuwider iſt, das iſt nicht unbekannt allen denen, welche aus den Kirchen-Geſchichten wiſſen, was wir vom ſie- benden Seculo her an dem Roͤmiſchen Kirchen- Staate haben, und was uns davon in der Of- fenbarung Johannis cap. 13. und 18 unter dem Bilde des Thieres und der Hure vorge- ſtellet wird, und was die erſten Evangeliſchen Bekenner zur Zeit der geſegneten Reformati- on in unſern ſymboliſchen Buͤchern nebſt dem ſeligen Luthero in ſeinen Schriften fuͤr eine wie der Wahrheit gemaͤſſe, alſo auch freymuͤ- thige Bekenntniß abgeleget haben. f. Von dieſem groſſen Widerchriſt war geweiſ- ſaget, und alſo hatten die erſten Chriſten da- von gehoͤret. Womit der Apoſtel wohl zu- vorderſt und ſonderlich auf die Oerter Daniels c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c 8, 9. 19. c. 11, 36. u. f. geſehen hat. Und da er zugleich mehrerer Wi- derchriſten gedencket, ſo hat er wohl ohn Zwei- fel ſein Abſehen gehabt wie auf die Weiſſagung Chriſti Matth. 24, 5. 24. alſo auch auf die, wel- che wir in den zu Johannis letztern Zeiten ſchon allenthalben bekannten Briefen Pauli 1 Tim. 4, 1. u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. auch 2 Pet. 2, 1. deß- gleichen Judaͤ, auch in der Apoſtel-Geſchicht in Pauli Worten c. 20, 29. leſen. 4. Es erfordert im uͤbrigen dieſer Text auſ- a. Zur Lehre von dem Zuſtande der Kirche Chriſti auf Erden, daß ſie einem zwar guten und fruchtbaren Acker, der an dem Evangelio von Chriſto einen guten Samen gehabt, gleich geweſen, darauf aber auch ſo bald vieles Unkraut unter dem Weitzen aufgegangen iſt; und zwar das ſchaͤdlichſte des Antichriſtenthums. Da- her man ſichs nicht muß befremden laſſen, wenn ſich dergleichen noch heute zu Tage noch viel haͤufiger findet. b. Zur Widerlegung der Papiſten, wenn ſie den Roͤmiſchen Biſchof fuͤr einen Statthal- ter Chriſti und abſoluten Herrn uͤber die gantze Chriſtliche Kirche ausgeben, und ihm dazu die Herrſchaft uͤber die Gewiſſen zueignen; und ihn alſo damit nicht allein in der That, ſon- dern auch ſelbſt mit Worten zum Antichriſt machen: ſintemal dieſes Griechiſche Wort nicht fuͤglicher kan verteutſchet werden, als durch einen Statthalter Chriſti. c. Zur Warnung vor dem Sinne des Anti- chriſts, welcher, nach dem weitlaͤuftigern Ver- ſtande dieſes Worts, bey ſolchen Unchriſten iſt, welche ſich zwar Chriſti mit dem Munde ruͤh- men; aber ſeinen Namen mit ihrer verfuͤhri- ſchen Lehre und gottloſem Leben verunehren, auch wohl, unter der verkehrten Einbildung der beforderten Ehre GOttes, viel gutes bey andern hindern. V. 19. Sie ſind von uns ausgegangen, (auch lich
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Cap. 2. v. 18. 19. des erſten Briefes Johannis.
a. Das Woͤrtlein ἀντὶ, damit das Wort χριςὸς
zuſammen geſetzet iſt, hat eine gedoppelte Be-
deutung; davon doch aber die eine der an-
dern ſubordiniret iſt. Sie heißt ſo viel als
anſtatt, da etwas an die Stelle eines an-
dern tritt und ſeine Perſon, nebſt ſeinem
Amte repræſentiret: und heißt auch ſo viel,
als wider, entgegen. Welche zwo Bedeu-
tungen bey einerley Perſon und Sache alsdeñ
zuſammen treten, wenn ſich einer an des an-
dern ſtatt ſetzet, der dazu nicht berechtiget iſt;
und zwar alſo, daß er ihn verdrenget und
dazu gantz anders beſchaffen iſt, ſich auch gantz
anders verhaͤlt, als der, deſſen Stelle er ein-
genommen hat, oder deſſen Statthalter er
ſeyn will.
b. Wenn wir nun dieſes auf den Widerchriſt
erſtlich uͤberhaupt appliciren, ſo iſt ἀντίχρι-
ςος einer, der ſich an Chriſti Statt ſetzet, ſich
fuͤr ſeinen Statthalter, ja auf gewiſſe Art
fuͤr CHriſtum ſelbſt ausgiebet, damit aber
CHriſto im hoͤchſten Grad zuwider handelt;
zumal da weder ſeine Perſon, noch ſein Amt
mit ſeinen principiis ſich fuͤr Chriſtum ſchi-
cket, ſondern ihm in allen Stuͤcken gerade ent-
gegen ſtehet.
c. Man hat aber das Wort Wider-Chriſt
theils in einem weitlaͤuftigern, theils in einem
engern Verſtande zu nehmen: als welches
Johannes damit nicht undeutlich anzeiget,
wenn er von dem Widerchriſt theils in der
eintzelen Zahl, theils in der Zahl der Vielheit
redet, und ſpricht, es ſey von der Ankunft ei-
nes Widerchriſts gehoͤret, und alſo auch ge-
weiſſaget, und es waͤren bereits viele Wider-
Chriſten worden. Wie denn auch daher
ſchon die erſten Kirchen-Lehrer und ihre Nach-
folger bis auf unſere Zeiten her den Wider-
Chriſt unterſcheiden in den groſſen, als den
Haupt-Feind Chriſti und ſeiner Kirche, und
in die uͤbrigen vielen, welche ſich Chriſto und
ſeinem Reiche entgegen ſetzen.
d. Und von dieſen redet Johannes, wenn er der
Widerchriſten in der Zahl der Vielheit geden-
cket. Dabey doch aber dieſes wohl zu mer-
cken iſt, daß er auf dieſe auch hernach ſiehet,
wenn er die eintzele Zahl gebrauchet, nemlich
v. 22. auch c. 4, 2. und 2 Ep. v. 7. in welchen
Oertern er mit dem Worte Widerchriſt auf
einen ieden ſiehet, der in dem weitlaͤuftigern
Verſtande ein ſolcher war: Gleichwie er im
Evangelio c. 10. von mehrern falſchen und boͤ-
ſen Hirten unter der Vorſtellung eines Mieth-
linges handelt. Es waren demnach die be-
reits damals entſtandene Widerchriſten alle
diejenige Jrrgeiſter, welche ſich zwar zur Chriſt-
lichen Religion bekannten, aber den Grund-
Wahrheiten von der Perſon, dem Amte und
dem Reiche Chriſti mit Lehr und Leben wider-
ſprachen: wie wir hernach bey den Oertern
v. 22. und 2 Ep. v. 7. ſehen werden.
e. Wer nun aber der groſſe Widerchriſt ſey,
der ſich zum Statthalter Chriſti aufgewor-
fen habe, und ein ſolches Kirchen-Regiment
fuͤhre, welches dem Sinne Chriſti, und ſeiner
rechten Glieder, auch der Eigenſchaft ſeines
Reichs im hoͤchſten Grad zuwider iſt, das iſt
nicht unbekannt allen denen, welche aus den
Kirchen-Geſchichten wiſſen, was wir vom ſie-
benden Seculo her an dem Roͤmiſchen Kirchen-
Staate haben, und was uns davon in der Of-
fenbarung Johannis cap. 13. und 18 unter
dem Bilde des Thieres und der Hure vorge-
ſtellet wird, und was die erſten Evangeliſchen
Bekenner zur Zeit der geſegneten Reformati-
on in unſern ſymboliſchen Buͤchern nebſt dem
ſeligen Luthero in ſeinen Schriften fuͤr eine
wie der Wahrheit gemaͤſſe, alſo auch freymuͤ-
thige Bekenntniß abgeleget haben.
f. Von dieſem groſſen Widerchriſt war geweiſ-
ſaget, und alſo hatten die erſten Chriſten da-
von gehoͤret. Womit der Apoſtel wohl zu-
vorderſt und ſonderlich auf die Oerter Daniels
c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c 8, 9. 19. c. 11, 36. u. f.
geſehen hat. Und da er zugleich mehrerer Wi-
derchriſten gedencket, ſo hat er wohl ohn Zwei-
fel ſein Abſehen gehabt wie auf die Weiſſagung
Chriſti Matth. 24, 5. 24. alſo auch auf die, wel-
che wir in den zu Johannis letztern Zeiten ſchon
allenthalben bekannten Briefen Pauli 1 Tim.
4, 1. u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. auch 2 Pet. 2, 1. deß-
gleichen Judaͤ, auch in der Apoſtel-Geſchicht
in Pauli Worten c. 20, 29. leſen.
4. Es erfordert im uͤbrigen dieſer Text auſ-
ſer der bisherigen Erklaͤrung noch eine fernere
Application; und zwar:
a. Zur Lehre von dem Zuſtande der Kirche
Chriſti auf Erden, daß ſie einem zwar guten
und fruchtbaren Acker, der an dem Evangelio
von Chriſto einen guten Samen gehabt, gleich
geweſen, darauf aber auch ſo bald vieles Unkraut
unter dem Weitzen aufgegangen iſt; und zwar
das ſchaͤdlichſte des Antichriſtenthums. Da-
her man ſichs nicht muß befremden laſſen, wenn
ſich dergleichen noch heute zu Tage noch viel
haͤufiger findet.
b. Zur Widerlegung der Papiſten, wenn ſie
den Roͤmiſchen Biſchof fuͤr einen Statthal-
ter Chriſti und abſoluten Herrn uͤber die
gantze Chriſtliche Kirche ausgeben, und ihm
dazu die Herrſchaft uͤber die Gewiſſen zueignen;
und ihn alſo damit nicht allein in der That, ſon-
dern auch ſelbſt mit Worten zum Antichriſt
machen: ſintemal dieſes Griechiſche Wort
nicht fuͤglicher kan verteutſchet werden, als
durch einen Statthalter Chriſti.
c. Zur Warnung vor dem Sinne des Anti-
chriſts, welcher, nach dem weitlaͤuftigern Ver-
ſtande dieſes Worts, bey ſolchen Unchriſten iſt,
welche ſich zwar Chriſti mit dem Munde ruͤh-
men; aber ſeinen Namen mit ihrer verfuͤhri-
ſchen Lehre und gottloſem Leben verunehren,
auch wohl, unter der verkehrten Einbildung der
beforderten Ehre GOttes, viel gutes bey andern
hindern.
V. 19.
Sie ſind von uns ausgegangen, (auch
der aͤuſſerlichen Gemeinſchaft nach) aber ſie wa-
ren nicht von uns (nicht vorher mit uns hertz-
lich
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