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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 14. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] alter, das ist, Vater. Wiewol mancher den
Jahren nach, welche er von seiner ersten Bekeh-
rung her zehlen konte, wol ein Vater, oder doch
ein Jüngling seyn konte und solte, doch aber bey
seiner Untreue noch gleichsam ein unmündiges
Kind war. Welches Paulus an vielen unter den
Hebräern bestrafet. c. 5, u. f. bey denen, welche
in ihrer ersten Jugend schon auf CHristum getau-
fet sind, solte das geistliche Alter billig mit dem
leiblichen übereinkommen; ja es kan mancher, der
natürlicher weise noch ein Jüngling ist, schon zu
einem Alter eines Vaters kommen, wenn er mit
gehöriger Treue in den Wegen GOttes fortge-
het. Nun ist von einem ieglichen Alter insonder-
heit zu handelen.

4. Von dem Alter der geistlichen Kind-
lein
haben wir folgendes zu mercken:

a. Die Kindlein, davon alhier die Rede ist, sind
zwar auch Kinder GOttes; aber es wird mit
diesem Worte der Kindlein alhier nicht gesehen
auf die Kindschaft bey GOtt, als welche sie
mit den Jünglingen und Vätern gemein ha-
ben, sondern auf ihr zartes Alter im Christen-
thum, nach welchem sie sonst heissen nepioi, jun-
ge Kinder
Eph. 4, 13. 14. Hebr. 5, 13. itzt ge-
borne Kinder
1 Pet. 2, 2. neophutoi, erst durch
die Bekehrung neu gepflantzte. 1 Tim. 3, 6.
Weil die Christliche Religion sich von Zeit zu
Zeit unter den Juden und Heyden weiter aus-
breitete, und fast täglich mehrere gläubig wur-
den; so war unter ihnen eine grosse Anzahl sol-
cher zarten Milch-Kinder.
b. Die Vergebung der Sünden war das er-
ste Haupt-Gut, welches man, so bald man ein
junges Kind in Christo wurde, überkam: und
zwar nebst der Gerechtigkeit Christi; sinte-
mal die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi
allezeit verknüpfet ist, mit der Nicht-Zurech-
nung, oder Vergebung der Sünde. Daß
aber dieselbe die Ordnung der Bekehrung zum
Grunde habe, ist eine an sich sehr bekante Sa-
che: sintemal der Sünden-Schuld nicht kan
hinweg genommen werden, wo der Sünden-
Herrschaft bleibet.
c. Die Vergebung der Sünden hatten die
Kindlein empfangen durch den Namen des
HErrn JEsu, oder um seines Namens wil-
len, das ist, in Ansehung seines durch den
Glauben ergriffenen Löse-Geldes und würdi-
ger Zueignung seines Mittler-Amts; als wo-
durch er seinen Namen, das ist, sich selbst, und
sein eignes Werck der Erlösung und Selig-
machung verherrlichte, nach v. 1, 2. und also
die Reinigung der Sünden zuwege brachte c. 1,
7. Hebr. 1. 3. Siehe Apost. Gesch. 4, 12. c. 13,
13. und sonderlich c. 10, 43. da Petrus spricht:
von diesem zeugen alle Propheten, daß
durch seinen Namen alle, die an ihn
gläuben, Vergebung der Sünden em-
pfangen sollen.
d. Von den Worten: Jch schreibe euch
Kindern,
solte sich billig der 14de Vers an-
heben: gleichwie sich von den Worten, lieben
Kindlein,
der zwölfte angehoben hat, und dar-
auf der Väter und Jünglinge gedacht ist,
[Spaltenumbruch] welcher der Apostel nun nach dem Namen der
Kinder wieder aufs neue gedencket. Und da
bey jenen das Wort egrapsa, ich habe ge-
schrieben,
für grapho ich schreibe, gesetzet ist,
so behält man solches auch billig alhier nach der
Anweisung einiger codicum. Daß aber
teknia, und paidia, Kindlein und Kinder
alhier einerley sey, das siehet man aus den da-
von unterschiedenen beyden übrigen Altern.
e. Daß die verba notitiae, die Worte, welche
auf eine Erkenntniß gehen, von dem Affect
des Hertzens zu verstehen sind, das siehet man
auch alhier, da von den Kindern gesaget wird,
daß sie ihn, den Vater, kennen. Es ist
demnach ein solches kennen, welches voller
Glaubens und voller zarter Liebe ist, nach wel-
cher sie nicht weniger an ihrem himmlischen
Vater hengen, als die leiblichen Kinder an ih-
ren leiblichen Eltern. Welches kennen dem-
nach sonderlich ein vertrauliches Zunahen in
sich fasset, nach welchem sie durch den Geist der
Kindschaft im heiligen Umgange mit GOtt
sagen Abba lieber Vater Röm. 7, 15. Gal.
4, 6.
f. Wer nun durch GOttes-Gnade zu dieser
Kindschaft gekommen ist, der suche sie also zu
bewahren, daß er sie im kindlichen Zugange
zu GOtt getreulich gebrauche, und durch den
fleißigen Gebrauch zu dem Alter der Jünglin-
ge gelange.

5. Von dem Alter der Kinder kömmt der
Apostel auf das Alter der Väter, und geden-
cket des darzwischen stehenden Alters der Jüng-
linge erst hernach. Von jenem ist folgendes zu
erwegen:

a. Väter, und also auch Mütter, sind diejeni-
gen, welche nicht allein schon vorlängst sind be-
kehret worden, sondern die auch in ihrem Gna-
den-Stande also verharret und also fortge-
gangen sind, daß sie durch viele Ubung und Er-
fahrung geübte Sinne überkommen haben,
und sonst auch teleioi, die vollkommenen ge-
nennet werden. Hebr. 5, 13. u. f. welche gelan-
gen zu dem Masse des vollkommenen Alters
Christi Eph. 4, 13.
b. Zu diesem Stande eines geistlichen Vaters
kan einer schon in den Jahren seiner natürli-
chen Jünglingschaft gelangen, wenn er die em-
pfangene Gnade von seinem Tauf-Bunde an
getreulich bewahret: wie man denn auch wol
im natürlichen Alter einige junge Leute hat,
welche es den Alten am Verstande und an
Vorsichtigkeit gleich thun.
c. Es muß sich aber auch das geistliche Alter son-
derlich dadurch erweisen, daß man bereits geist-
liche Kinder gezeuget habe, das ist, sich von
GOtt zum Werckzeuge der Bekehrung bey
andern habe gebrauchen lassen. Welches
nicht allein den öffentlichen Lehrern, sondern
auch allen übrigen Christen zukömmt. Wie
es denn auch die Erfahrung lehret, daß mancher
durch die Zurede und dabey durch das damit
verknüpfte gute Exempel seines Neben-Chri-
sten gewonnen wird.
d. Die Erkenntniß des, der von Anfang ist,
oder
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Cap. 2. v. 14. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] alter, das iſt, Vater. Wiewol mancher den
Jahren nach, welche er von ſeiner erſten Bekeh-
rung her zehlen konte, wol ein Vater, oder doch
ein Juͤngling ſeyn konte und ſolte, doch aber bey
ſeiner Untreue noch gleichſam ein unmuͤndiges
Kind war. Welches Paulus an vielen unter den
Hebraͤern beſtrafet. c. 5, u. f. bey denen, welche
in ihrer erſten Jugend ſchon auf CHriſtum getau-
fet ſind, ſolte das geiſtliche Alter billig mit dem
leiblichen uͤbereinkommen; ja es kan mancher, der
natuͤrlicher weiſe noch ein Juͤngling iſt, ſchon zu
einem Alter eines Vaters kommen, wenn er mit
gehoͤriger Treue in den Wegen GOttes fortge-
het. Nun iſt von einem ieglichen Alter inſonder-
heit zu handelen.

4. Von dem Alter der geiſtlichen Kind-
lein
haben wir folgendes zu mercken:

a. Die Kindlein, davon alhier die Rede iſt, ſind
zwar auch Kinder GOttes; aber es wird mit
dieſem Worte der Kindlein alhier nicht geſehen
auf die Kindſchaft bey GOtt, als welche ſie
mit den Juͤnglingen und Vaͤtern gemein ha-
ben, ſondern auf ihr zartes Alter im Chriſten-
thum, nach welchem ſie ſonſt heiſſen νήπιοι, jun-
ge Kinder
Eph. 4, 13. 14. Hebr. 5, 13. itzt ge-
borne Kinder
1 Pet. 2, 2. νεόφυτοι, erſt durch
die Bekehrung neu gepflantzte. 1 Tim. 3, 6.
Weil die Chriſtliche Religion ſich von Zeit zu
Zeit unter den Juden und Heyden weiter aus-
breitete, und faſt taͤglich mehrere glaͤubig wur-
den; ſo war unter ihnen eine groſſe Anzahl ſol-
cher zarten Milch-Kinder.
b. Die Vergebung der Suͤnden war das er-
ſte Haupt-Gut, welches man, ſo bald man ein
junges Kind in Chriſto wurde, uͤberkam: und
zwar nebſt der Gerechtigkeit Chriſti; ſinte-
mal die Zurechnung der Gerechtigkeit Chriſti
allezeit verknuͤpfet iſt, mit der Nicht-Zurech-
nung, oder Vergebung der Suͤnde. Daß
aber dieſelbe die Ordnung der Bekehrung zum
Grunde habe, iſt eine an ſich ſehr bekante Sa-
che: ſintemal der Suͤnden-Schuld nicht kan
hinweg genommen werden, wo der Suͤnden-
Herrſchaft bleibet.
c. Die Vergebung der Suͤnden hatten die
Kindlein empfangen durch den Namen des
HErrn JEſu, oder um ſeines Namens wil-
len, das iſt, in Anſehung ſeines durch den
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ger Zueignung ſeines Mittler-Amts; als wo-
durch er ſeinen Namen, das iſt, ſich ſelbſt, und
ſein eignes Werck der Erloͤſung und Selig-
machung verherrlichte, nach v. 1, 2. und alſo
die Reinigung der Suͤnden zuwege brachte c. 1,
7. Hebr. 1. 3. Siehe Apoſt. Geſch. 4, 12. c. 13,
13. und ſonderlich c. 10, 43. da Petrus ſpricht:
von dieſem zeugen alle Propheten, daß
durch ſeinen Namen alle, die an ihn
glaͤuben, Vergebung der Suͤnden em-
pfangen ſollen.
d. Von den Worten: Jch ſchreibe euch
Kindern,
ſolte ſich billig der 14de Vers an-
heben: gleichwie ſich von den Worten, lieben
Kindlein,
der zwoͤlfte angehoben hat, und dar-
auf der Vaͤter und Juͤnglinge gedacht iſt,
[Spaltenumbruch] welcher der Apoſtel nun nach dem Namen der
Kinder wieder aufs neue gedencket. Und da
bey jenen das Wort ἔγραψα, ich habe ge-
ſchrieben,
fuͤr γράφω ich ſchreibe, geſetzet iſt,
ſo behaͤlt man ſolches auch billig alhier nach der
Anweiſung einiger codicum. Daß aber
τεκνία, und παιδία, Kindlein und Kinder
alhier einerley ſey, das ſiehet man aus den da-
von unterſchiedenen beyden uͤbrigen Altern.
e. Daß die verba notitiæ, die Worte, welche
auf eine Erkenntniß gehen, von dem Affect
des Hertzens zu verſtehen ſind, das ſiehet man
auch alhier, da von den Kindern geſaget wird,
daß ſie ihn, den Vater, kennen. Es iſt
demnach ein ſolches kennen, welches voller
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cher ſie nicht weniger an ihrem himmliſchen
Vater hengen, als die leiblichen Kinder an ih-
ren leiblichen Eltern. Welches kennen dem-
nach ſonderlich ein vertrauliches Zunahen in
ſich faſſet, nach welchem ſie durch den Geiſt der
Kindſchaft im heiligen Umgange mit GOtt
ſagen Abba lieber Vater Roͤm. 7, 15. Gal.
4, 6.
f. Wer nun durch GOttes-Gnade zu dieſer
Kindſchaft gekommen iſt, der ſuche ſie alſo zu
bewahren, daß er ſie im kindlichen Zugange
zu GOtt getreulich gebrauche, und durch den
fleißigen Gebrauch zu dem Alter der Juͤnglin-
ge gelange.

5. Von dem Alter der Kinder koͤmmt der
Apoſtel auf das Alter der Vaͤter, und geden-
cket des darzwiſchen ſtehenden Alters der Juͤng-
linge erſt hernach. Von jenem iſt folgendes zu
erwegen:

a. Vaͤter, und alſo auch Muͤtter, ſind diejeni-
gen, welche nicht allein ſchon vorlaͤngſt ſind be-
kehret worden, ſondern die auch in ihrem Gna-
den-Stande alſo verharret und alſo fortge-
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fahrung geuͤbte Sinne uͤberkommen haben,
und ſonſt auch τέλειοι, die vollkommenen ge-
nennet werden. Hebr. 5, 13. u. f. welche gelan-
gen zu dem Maſſe des vollkommenen Alters
Chriſti Eph. 4, 13.
b. Zu dieſem Stande eines geiſtlichen Vaters
kan einer ſchon in den Jahren ſeiner natuͤrli-
chen Juͤnglingſchaft gelangen, wenn er die em-
pfangene Gnade von ſeinem Tauf-Bunde an
getreulich bewahret: wie man denn auch wol
im natuͤrlichen Alter einige junge Leute hat,
welche es den Alten am Verſtande und an
Vorſichtigkeit gleich thun.
c. Es muß ſich aber auch das geiſtliche Alter ſon-
derlich dadurch erweiſen, daß man bereits geiſt-
liche Kinder gezeuget habe, das iſt, ſich von
GOtt zum Werckzeuge der Bekehrung bey
andern habe gebrauchen laſſen. Welches
nicht allein den oͤffentlichen Lehrern, ſondern
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durch die Zurede und dabey durch das damit
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oder
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[665/0667] Cap. 2. v. 14. des erſten Briefes Johannis. alter, das iſt, Vater. Wiewol mancher den Jahren nach, welche er von ſeiner erſten Bekeh- rung her zehlen konte, wol ein Vater, oder doch ein Juͤngling ſeyn konte und ſolte, doch aber bey ſeiner Untreue noch gleichſam ein unmuͤndiges Kind war. Welches Paulus an vielen unter den Hebraͤern beſtrafet. c. 5, u. f. bey denen, welche in ihrer erſten Jugend ſchon auf CHriſtum getau- fet ſind, ſolte das geiſtliche Alter billig mit dem leiblichen uͤbereinkommen; ja es kan mancher, der natuͤrlicher weiſe noch ein Juͤngling iſt, ſchon zu einem Alter eines Vaters kommen, wenn er mit gehoͤriger Treue in den Wegen GOttes fortge- het. Nun iſt von einem ieglichen Alter inſonder- heit zu handelen. 4. Von dem Alter der geiſtlichen Kind- lein haben wir folgendes zu mercken: a. Die Kindlein, davon alhier die Rede iſt, ſind zwar auch Kinder GOttes; aber es wird mit dieſem Worte der Kindlein alhier nicht geſehen auf die Kindſchaft bey GOtt, als welche ſie mit den Juͤnglingen und Vaͤtern gemein ha- ben, ſondern auf ihr zartes Alter im Chriſten- thum, nach welchem ſie ſonſt heiſſen νήπιοι, jun- ge Kinder Eph. 4, 13. 14. Hebr. 5, 13. itzt ge- borne Kinder 1 Pet. 2, 2. νεόφυτοι, erſt durch die Bekehrung neu gepflantzte. 1 Tim. 3, 6. Weil die Chriſtliche Religion ſich von Zeit zu Zeit unter den Juden und Heyden weiter aus- breitete, und faſt taͤglich mehrere glaͤubig wur- den; ſo war unter ihnen eine groſſe Anzahl ſol- cher zarten Milch-Kinder. b. Die Vergebung der Suͤnden war das er- ſte Haupt-Gut, welches man, ſo bald man ein junges Kind in Chriſto wurde, uͤberkam: und zwar nebſt der Gerechtigkeit Chriſti; ſinte- mal die Zurechnung der Gerechtigkeit Chriſti allezeit verknuͤpfet iſt, mit der Nicht-Zurech- nung, oder Vergebung der Suͤnde. Daß aber dieſelbe die Ordnung der Bekehrung zum Grunde habe, iſt eine an ſich ſehr bekante Sa- che: ſintemal der Suͤnden-Schuld nicht kan hinweg genommen werden, wo der Suͤnden- Herrſchaft bleibet. c. Die Vergebung der Suͤnden hatten die Kindlein empfangen durch den Namen des HErrn JEſu, oder um ſeines Namens wil- len, das iſt, in Anſehung ſeines durch den Glauben ergriffenen Loͤſe-Geldes und wuͤrdi- ger Zueignung ſeines Mittler-Amts; als wo- durch er ſeinen Namen, das iſt, ſich ſelbſt, und ſein eignes Werck der Erloͤſung und Selig- machung verherrlichte, nach v. 1, 2. und alſo die Reinigung der Suͤnden zuwege brachte c. 1, 7. Hebr. 1. 3. Siehe Apoſt. Geſch. 4, 12. c. 13, 13. und ſonderlich c. 10, 43. da Petrus ſpricht: von dieſem zeugen alle Propheten, daß durch ſeinen Namen alle, die an ihn glaͤuben, Vergebung der Suͤnden em- pfangen ſollen. d. Von den Worten: Jch ſchreibe euch Kindern, ſolte ſich billig der 14de Vers an- heben: gleichwie ſich von den Worten, lieben Kindlein, der zwoͤlfte angehoben hat, und dar- auf der Vaͤter und Juͤnglinge gedacht iſt, welcher der Apoſtel nun nach dem Namen der Kinder wieder aufs neue gedencket. Und da bey jenen das Wort ἔγραψα, ich habe ge- ſchrieben, fuͤr γράφω ich ſchreibe, geſetzet iſt, ſo behaͤlt man ſolches auch billig alhier nach der Anweiſung einiger codicum. Daß aber τεκνία, und παιδία, Kindlein und Kinder alhier einerley ſey, das ſiehet man aus den da- von unterſchiedenen beyden uͤbrigen Altern. e. Daß die verba notitiæ, die Worte, welche auf eine Erkenntniß gehen, von dem Affect des Hertzens zu verſtehen ſind, das ſiehet man auch alhier, da von den Kindern geſaget wird, daß ſie ihn, den Vater, kennen. Es iſt demnach ein ſolches kennen, welches voller Glaubens und voller zarter Liebe iſt, nach wel- cher ſie nicht weniger an ihrem himmliſchen Vater hengen, als die leiblichen Kinder an ih- ren leiblichen Eltern. Welches kennen dem- nach ſonderlich ein vertrauliches Zunahen in ſich faſſet, nach welchem ſie durch den Geiſt der Kindſchaft im heiligen Umgange mit GOtt ſagen Abba lieber Vater Roͤm. 7, 15. Gal. 4, 6. f. Wer nun durch GOttes-Gnade zu dieſer Kindſchaft gekommen iſt, der ſuche ſie alſo zu bewahren, daß er ſie im kindlichen Zugange zu GOtt getreulich gebrauche, und durch den fleißigen Gebrauch zu dem Alter der Juͤnglin- ge gelange. 5. Von dem Alter der Kinder koͤmmt der Apoſtel auf das Alter der Vaͤter, und geden- cket des darzwiſchen ſtehenden Alters der Juͤng- linge erſt hernach. Von jenem iſt folgendes zu erwegen: a. Vaͤter, und alſo auch Muͤtter, ſind diejeni- gen, welche nicht allein ſchon vorlaͤngſt ſind be- kehret worden, ſondern die auch in ihrem Gna- den-Stande alſo verharret und alſo fortge- gangen ſind, daß ſie durch viele Ubung und Er- fahrung geuͤbte Sinne uͤberkommen haben, und ſonſt auch τέλειοι, die vollkommenen ge- nennet werden. Hebr. 5, 13. u. f. welche gelan- gen zu dem Maſſe des vollkommenen Alters Chriſti Eph. 4, 13. b. Zu dieſem Stande eines geiſtlichen Vaters kan einer ſchon in den Jahren ſeiner natuͤrli- chen Juͤnglingſchaft gelangen, wenn er die em- pfangene Gnade von ſeinem Tauf-Bunde an getreulich bewahret: wie man denn auch wol im natuͤrlichen Alter einige junge Leute hat, welche es den Alten am Verſtande und an Vorſichtigkeit gleich thun. c. Es muß ſich aber auch das geiſtliche Alter ſon- derlich dadurch erweiſen, daß man bereits geiſt- liche Kinder gezeuget habe, das iſt, ſich von GOtt zum Werckzeuge der Bekehrung bey andern habe gebrauchen laſſen. Welches nicht allein den oͤffentlichen Lehrern, ſondern auch allen uͤbrigen Chriſten zukoͤmmt. Wie es denn auch die Erfahrung lehret, daß mancher durch die Zurede und dabey durch das damit verknuͤpfte gute Exempel ſeines Neben-Chri- ſten gewonnen wird. d. Die Erkenntniß des, der von Anfang iſt, oder P p p p

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/667>, abgerufen am 23.11.2024.