Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 1. v. 3. 4. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] gleich theuren Glauben. 2 Pet. 1, 1. Und da die
Gläubigen zu solcher Gemeinschaft so fort von
ihrer Bekehrung an schon gelanget waren, so ist
das ekhein, haben, die Gemeinschaft haben, alhier
soviel, als katekhein, veste halten, bewahren und
darinnen immer mehr zunehmen.

3. Damit nun aber die mit den Aposteln
überkommene Gemeinschaft des Glaubens und
des Geistes ihrer Würdigkeit nach so vielmehr er-
kannt werden möchte, so setzet der Apostel dazu,
daß ihre, der Apostel, Gemeinschaft sey mit
GOtt selbst,
und folglich sey der Gläubigen ihre
Gemeinschaft, welche sie mit den Aposteln hätten,
von gleicher Beschaffenheit, oder von gleichem
Adel.

4. Zu dieser Gemeinschaft aber mit GOtt
gehöret folgendes:

a. Die Vereinigung mit GOtt, nach welcher
GOtt in dem Menschen, als in seinem Tem-
pel also wohnet, daß der Mensch der göttlichen
Natur theilhaftig wird 2 Pet. 1, 4. 1 Cor. 3,
15. 16. u. s. w.
b. Die Kindschaft GOttes mit allen übrigen
Heyls-Gütern Joh. 1, 12. Röm. 8, 15. Gal.
4, 6.
c. Der geheime Umgang mit GOtt im gan-
tzen Wandel, und sonderlich im Gebet. Wel-
ches auch die Patriarchalische Lebens-Art war,
dabey der Glaube sein rechtes Haupt-Geschäf-
te hat. 1 B. Mos. 5, 22. c. 6, 9. c. 17, 1.
d. Die Heiligung des gantzen Wandels in
der Nachfolge GOttes und immer mehrern
Anrichtung des Ebenbildes GOttes Matth.
5, 45. 48. 1 Pet. 1, 15. 16.

5. Dadurch so denn ein Mensch Christo im-
mer gleichförmiger wird nach dem Stande der
Erniedrigung und Erhöhung.

6. Die Gemeinschaft mit dem Vater
und dem Sohne schliesset die Gemeinschaft
mit dem Heiligen Geiste
so gar nicht aus, daß
sie dieselbe vielmehr zum Grunde hat: sintemal
die Gläubigen zu jener Gemeinschaft nicht anders
gekommen waren, als durch die kräftige Wir-
ckung, Salbung und Einwohnung des Heiligen
Geistes. Wie denn auch, da der Heilige Geist
ist ein Geist des Vaters und des Sohnes, der mit
dem Vater und Sohne eines Wesens ist, und
den Gläubigen dieses, als eine Catechetische
Grund-Wahrheit, gar bekannt war, von ihnen
nicht weniger erkannt wurde, daß ihre Gemein-
schaft sey mit dem Dreyeinigen GOtt. Man
conferire hierbey sonderlich 2 Cor. 13, 13. da die
Gemeinschaft GOttes mit den Gläubigen dem
Heiligen Geiste zugeeignet wird. Es scheinet
aber der Apostel sonderlich gesehen zu haben auf
die herrliche Verheissung Christi von der seligen
Gemeinschaft Seiner und des Vaters mit den
Gläubigen, welche ihren Glauben durch die Lie-
be thätig erweisen Joh. 14, 20. u. f.

7. Man hat hierinn einen herrlichen Cha-
racter
von der Wahrheit und Vortreflichkeit der
Christlichen Religion, daß sie den Menschen durch
die kräftigste Mittel aus seinem unseligen Zustan-
de zu einem solchen seligen Stande bringet, daß
[Spaltenumbruch] er kan zu einer wircklichen Gemeinschaft mit
GOtt gelangen.

8. Es muß alle Gemeinschaft mit Men-
schen
also eingerichtet werden und also beschaffen
seyn, daß sie der Gemeinschaft mit GOtt nicht
entgegen stehe. Denn sonst heißt es: Was hat
das Licht für Gemeinschaft mit der Finster-
niß? Wie stimmet Christus mit Belial?

2 Cor. 6, 14. 15. und Jac. 4, 4. Jhr (geistliche)
Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisset
ihr nicht, daß der Welt Freundschaft
GOttes Feindschaft ist?
Darum Paulus
zu den Ephesiern, welche in der Gemeinschaft mit
GOtt stunden, sagte: Habt nicht Gemein-
schaft mit den unfruchtbaren Wercken
der Finsterniß, strafet sie aber vielmehr.

Eph. 5, 11.

V. 4.

Und solches (was von dem Sohne GOt-
tes und von der seligen Gemeinschaft mit ihm und
dem Vater, auch der übrigen Gläubigen mit den
Aposteln vorhergehet) schreiben wir euch (aus
Eingebung des Heiligen Geistes, von welchem
wir Apostel die besondere Salbung haben, und
daher auch in seiner Gemeinschaft mit euch stehen)
auf daß eure Freude (in GOtt und über GOtt
und göttliche Dinge in deroselben Genusse) völ-
lig sey
(nicht allein beständig sey, sondern auch
immer mehr zunehme, bis sie in jenem Leben zu
ihrer rechten und eigentlichen Vollkommenheit
komme.)

Anmerckungen.

1. Wir haben die Briefe der Apostel
als Briefe GOttes an uns anzusehen, und zu
erkennen, daß sie auch allerdinge uns geschrieben
sind; und zwar zu dem Ende, daß auch wir gleich-
sam lebendige Briefe GOttes werden mögen,
welche von iedermann können gelesen werden.
2 Cor. 3, 2. u. f.

2. Gleichwie die Apostel aus der besondern
Eingebung des Heiligen Geistes die erste Chri-
stenheit auch schriftlich erbauet haben: also ist es
auch der Christen ihre schuldige Pflicht, daß sie
sich, nach der Gabe und nach der Gelegenheit, die
sie haben, aus dem allgemeinen Antriebe des Hei-
ligen Geistes unter einander durch Briefe er-
muntern und erbauen.

3. Es ist ein gantz irriger Wahn, wenn die
Welt-Kinder von den Kindern GOttes meynen,
daß sie keine Freude haben. Denn haben und
suchen sie die Freude gleich nicht nach der Welt,
oder nach der verkehrten Welt-Art; so haben sie
sie doch schon in dieser Welt zum Vorschmack des
ewigen Lebens: und sie behalten sie auch mitten
in der Trübsal. Da es von ihnen heißt nach
Pauli Ausspruch: Als die Traurigen, aber
allezeit frölich.
2 Cor. 6, 10.

4. Obgleich die geistliche Freude der Chri-
sten wahrhastig ist und sich auch wohl am aller-
meisten unter dem Creutz in ihnen äussert: so will
sie doch auch nicht selten in manchem innerlichen
und äusserlichen Anliegen unempfindlich werden.
Daher man Ursache hat, sich dazu zu erwecken.

Wel-
N n n n

Cap. 1. v. 3. 4. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] gleich theuren Glauben. 2 Pet. 1, 1. Und da die
Glaͤubigen zu ſolcher Gemeinſchaft ſo fort von
ihrer Bekehrung an ſchon gelanget waren, ſo iſt
das ἔχειν, haben, die Gemeinſchaft haben, alhier
ſoviel, als κατέχειν, veſte halten, bewahren und
darinnen immer mehr zunehmen.

3. Damit nun aber die mit den Apoſteln
uͤberkommene Gemeinſchaft des Glaubens und
des Geiſtes ihrer Wuͤrdigkeit nach ſo vielmehr er-
kannt werden moͤchte, ſo ſetzet der Apoſtel dazu,
daß ihre, der Apoſtel, Gemeinſchaft ſey mit
GOtt ſelbſt,
und folglich ſey der Glaͤubigen ihre
Gemeinſchaft, welche ſie mit den Apoſteln haͤtten,
von gleicher Beſchaffenheit, oder von gleichem
Adel.

4. Zu dieſer Gemeinſchaft aber mit GOtt
gehoͤret folgendes:

a. Die Vereinigung mit GOtt, nach welcher
GOtt in dem Menſchen, als in ſeinem Tem-
pel alſo wohnet, daß der Menſch der goͤttlichen
Natur theilhaftig wird 2 Pet. 1, 4. 1 Cor. 3,
15. 16. u. ſ. w.
b. Die Kindſchaft GOttes mit allen uͤbrigen
Heyls-Guͤtern Joh. 1, 12. Roͤm. 8, 15. Gal.
4, 6.
c. Der geheime Umgang mit GOtt im gan-
tzen Wandel, und ſonderlich im Gebet. Wel-
ches auch die Patriarchaliſche Lebens-Art war,
dabey der Glaube ſein rechtes Haupt-Geſchaͤf-
te hat. 1 B. Moſ. 5, 22. c. 6, 9. c. 17, 1.
d. Die Heiligung des gantzen Wandels in
der Nachfolge GOttes und immer mehrern
Anrichtung des Ebenbildes GOttes Matth.
5, 45. 48. 1 Pet. 1, 15. 16.

5. Dadurch ſo denn ein Menſch Chriſto im-
mer gleichfoͤrmiger wird nach dem Stande der
Erniedrigung und Erhoͤhung.

6. Die Gemeinſchaft mit dem Vater
und dem Sohne ſchlieſſet die Gemeinſchaft
mit dem Heiligen Geiſte
ſo gar nicht aus, daß
ſie dieſelbe vielmehr zum Grunde hat: ſintemal
die Glaͤubigen zu jener Gemeinſchaft nicht anders
gekommen waren, als durch die kraͤftige Wir-
ckung, Salbung und Einwohnung des Heiligen
Geiſtes. Wie denn auch, da der Heilige Geiſt
iſt ein Geiſt des Vaters und des Sohnes, der mit
dem Vater und Sohne eines Weſens iſt, und
den Glaͤubigen dieſes, als eine Catechetiſche
Grund-Wahrheit, gar bekannt war, von ihnen
nicht weniger erkannt wurde, daß ihre Gemein-
ſchaft ſey mit dem Dreyeinigen GOtt. Man
conferire hierbey ſonderlich 2 Cor. 13, 13. da die
Gemeinſchaft GOttes mit den Glaͤubigen dem
Heiligen Geiſte zugeeignet wird. Es ſcheinet
aber der Apoſtel ſonderlich geſehen zu haben auf
die herrliche Verheiſſung Chriſti von der ſeligen
Gemeinſchaft Seiner und des Vaters mit den
Glaͤubigen, welche ihren Glauben durch die Lie-
be thaͤtig erweiſen Joh. 14, 20. u. f.

7. Man hat hierinn einen herrlichen Cha-
racter
von der Wahrheit und Vortreflichkeit der
Chriſtlichen Religion, daß ſie den Menſchen durch
die kraͤftigſte Mittel aus ſeinem unſeligen Zuſtan-
de zu einem ſolchen ſeligen Stande bringet, daß
[Spaltenumbruch] er kan zu einer wircklichen Gemeinſchaft mit
GOtt gelangen.

8. Es muß alle Gemeinſchaft mit Men-
ſchen
alſo eingerichtet werden und alſo beſchaffen
ſeyn, daß ſie der Gemeinſchaft mit GOtt nicht
entgegen ſtehe. Denn ſonſt heißt es: Was hat
das Licht fuͤr Gemeinſchaft mit der Finſter-
niß? Wie ſtimmet Chriſtus mit Belial?

2 Cor. 6, 14. 15. und Jac. 4, 4. Jhr (geiſtliche)
Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wiſſet
ihr nicht, daß der Welt Freundſchaft
GOttes Feindſchaft iſt?
Darum Paulus
zu den Epheſiern, welche in der Gemeinſchaft mit
GOtt ſtunden, ſagte: Habt nicht Gemein-
ſchaft mit den unfruchtbaren Wercken
der Finſterniß, ſtrafet ſie aber vielmehr.

Eph. 5, 11.

V. 4.

Und ſolches (was von dem Sohne GOt-
tes und von der ſeligen Gemeinſchaft mit ihm und
dem Vater, auch der uͤbrigen Glaͤubigen mit den
Apoſteln vorhergehet) ſchreiben wir euch (aus
Eingebung des Heiligen Geiſtes, von welchem
wir Apoſtel die beſondere Salbung haben, und
daher auch in ſeiner Gemeinſchaft mit euch ſtehen)
auf daß eure Freude (in GOtt und uͤber GOtt
und goͤttliche Dinge in deroſelben Genuſſe) voͤl-
lig ſey
(nicht allein beſtaͤndig ſey, ſondern auch
immer mehr zunehme, bis ſie in jenem Leben zu
ihrer rechten und eigentlichen Vollkommenheit
komme.)

Anmerckungen.

1. Wir haben die Briefe der Apoſtel
als Briefe GOttes an uns anzuſehen, und zu
erkennen, daß ſie auch allerdinge uns geſchrieben
ſind; und zwar zu dem Ende, daß auch wir gleich-
ſam lebendige Briefe GOttes werden moͤgen,
welche von iedermann koͤnnen geleſen werden.
2 Cor. 3, 2. u. f.

2. Gleichwie die Apoſtel aus der beſondern
Eingebung des Heiligen Geiſtes die erſte Chri-
ſtenheit auch ſchriftlich erbauet haben: alſo iſt es
auch der Chriſten ihre ſchuldige Pflicht, daß ſie
ſich, nach der Gabe und nach der Gelegenheit, die
ſie haben, aus dem allgemeinen Antriebe des Hei-
ligen Geiſtes unter einander durch Briefe er-
muntern und erbauen.

3. Es iſt ein gantz irriger Wahn, wenn die
Welt-Kinder von den Kindern GOttes meynen,
daß ſie keine Freude haben. Denn haben und
ſuchen ſie die Freude gleich nicht nach der Welt,
oder nach der verkehrten Welt-Art; ſo haben ſie
ſie doch ſchon in dieſer Welt zum Vorſchmack des
ewigen Lebens: und ſie behalten ſie auch mitten
in der Truͤbſal. Da es von ihnen heißt nach
Pauli Ausſpruch: Als die Traurigen, aber
allezeit froͤlich.
2 Cor. 6, 10.

4. Obgleich die geiſtliche Freude der Chri-
ſten wahrhaſtig iſt und ſich auch wohl am aller-
meiſten unter dem Creutz in ihnen aͤuſſert: ſo will
ſie doch auch nicht ſelten in manchem innerlichen
und aͤuſſerlichen Anliegen unempfindlich werden.
Daher man Urſache hat, ſich dazu zu erwecken.

Wel-
N n n n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0651" n="649"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. v. 3. 4. des er&#x017F;ten Briefes Johannis.</hi></fw><lb/><cb/>
gleich theuren Glauben. 2 Pet. 1, 1. Und da die<lb/>
Gla&#x0364;ubigen zu &#x017F;olcher Gemein&#x017F;chaft &#x017F;o fort von<lb/>
ihrer Bekehrung an &#x017F;chon gelanget waren, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
das &#x1F14;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">haben,</hi> die Gemein&#x017F;chaft haben, alhier<lb/>
&#x017F;oviel, als &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AD;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">ve&#x017F;te halten,</hi> bewahren und<lb/>
darinnen immer mehr zunehmen.</p><lb/>
              <p>3. Damit nun aber die mit den Apo&#x017F;teln<lb/>
u&#x0364;berkommene Gemein&#x017F;chaft des Glaubens und<lb/>
des Gei&#x017F;tes ihrer Wu&#x0364;rdigkeit nach &#x017F;o vielmehr er-<lb/>
kannt werden mo&#x0364;chte, &#x017F;o &#x017F;etzet der Apo&#x017F;tel dazu,<lb/>
daß ihre, der Apo&#x017F;tel, <hi rendition="#fr">Gemein&#x017F;chaft &#x017F;ey mit<lb/>
GOtt &#x017F;elb&#x017F;t,</hi> und folglich &#x017F;ey der Gla&#x0364;ubigen ihre<lb/>
Gemein&#x017F;chaft, welche &#x017F;ie mit den Apo&#x017F;teln ha&#x0364;tten,<lb/>
von gleicher Be&#x017F;chaffenheit, oder von gleichem<lb/>
Adel.</p><lb/>
              <p>4. Zu die&#x017F;er Gemein&#x017F;chaft aber mit GOtt<lb/>
geho&#x0364;ret folgendes:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#fr">Die Vereinigung mit GOtt,</hi> nach welcher<lb/>
GOtt in dem Men&#x017F;chen, als in &#x017F;einem Tem-<lb/>
pel al&#x017F;o wohnet, daß der Men&#x017F;ch der go&#x0364;ttlichen<lb/>
Natur theilhaftig wird 2 Pet. 1, 4. 1 Cor. 3,<lb/>
15. 16. u. &#x017F;. w.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#fr">Die Kind&#x017F;chaft GOttes</hi> mit allen u&#x0364;brigen<lb/>
Heyls-Gu&#x0364;tern Joh. 1, 12. Ro&#x0364;m. 8, 15. Gal.<lb/>
4, 6.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c.</hi><hi rendition="#fr">Der geheime Umgang mit GOtt</hi> im gan-<lb/>
tzen Wandel, und &#x017F;onderlich im Gebet. Wel-<lb/>
ches auch die Patriarchali&#x017F;che Lebens-Art war,<lb/>
dabey der Glaube &#x017F;ein rechtes Haupt-Ge&#x017F;cha&#x0364;f-<lb/>
te hat. 1 B. Mo&#x017F;. 5, 22. c. 6, 9. c. 17, 1.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#fr">Die Heiligung des gantzen Wandels</hi> in<lb/>
der Nachfolge GOttes und immer mehrern<lb/>
Anrichtung des Ebenbildes GOttes Matth.<lb/>
5, 45. 48. 1 Pet. 1, 15. 16.</item>
              </list><lb/>
              <p>5. Dadurch &#x017F;o denn ein Men&#x017F;ch Chri&#x017F;to im-<lb/>
mer gleichfo&#x0364;rmiger wird nach dem Stande der<lb/>
Erniedrigung und Erho&#x0364;hung.</p><lb/>
              <p>6. <hi rendition="#fr">Die Gemein&#x017F;chaft mit dem Vater<lb/>
und dem Sohne &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et die Gemein&#x017F;chaft<lb/>
mit dem Heiligen Gei&#x017F;te</hi> &#x017F;o gar nicht aus, daß<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;elbe vielmehr zum Grunde hat: &#x017F;intemal<lb/>
die Gla&#x0364;ubigen zu jener Gemein&#x017F;chaft nicht anders<lb/>
gekommen waren, als durch die kra&#x0364;ftige Wir-<lb/>
ckung, Salbung und Einwohnung des Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;tes. Wie denn auch, da der Heilige Gei&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t ein Gei&#x017F;t des Vaters und des Sohnes, der mit<lb/>
dem Vater und Sohne eines We&#x017F;ens i&#x017F;t, und<lb/>
den Gla&#x0364;ubigen die&#x017F;es, als eine Catecheti&#x017F;che<lb/>
Grund-Wahrheit, gar bekannt war, von ihnen<lb/>
nicht weniger erkannt wurde, daß ihre Gemein-<lb/>
&#x017F;chaft &#x017F;ey mit dem Dreyeinigen GOtt. Man<lb/><hi rendition="#aq">conferir</hi>e hierbey &#x017F;onderlich 2 Cor. 13, 13. da die<lb/>
Gemein&#x017F;chaft GOttes mit den Gla&#x0364;ubigen dem<lb/>
Heiligen Gei&#x017F;te zugeeignet wird. Es &#x017F;cheinet<lb/>
aber der Apo&#x017F;tel &#x017F;onderlich ge&#x017F;ehen zu haben auf<lb/>
die herrliche Verhei&#x017F;&#x017F;ung Chri&#x017F;ti von der &#x017F;eligen<lb/>
Gemein&#x017F;chaft Seiner und des Vaters mit den<lb/>
Gla&#x0364;ubigen, welche ihren Glauben durch die Lie-<lb/>
be tha&#x0364;tig erwei&#x017F;en Joh. 14, 20. u. f.</p><lb/>
              <p>7. Man hat hierinn einen herrlichen <hi rendition="#aq">Cha-<lb/>
racter</hi> von der Wahrheit und Vortreflichkeit der<lb/>
Chri&#x017F;tlichen Religion, daß &#x017F;ie den Men&#x017F;chen durch<lb/>
die kra&#x0364;ftig&#x017F;te Mittel aus &#x017F;einem un&#x017F;eligen Zu&#x017F;tan-<lb/>
de zu einem &#x017F;olchen &#x017F;eligen Stande bringet, daß<lb/><cb/>
er kan zu einer wircklichen Gemein&#x017F;chaft mit<lb/>
GOtt gelangen.</p><lb/>
              <p>8. Es muß alle <hi rendition="#fr">Gemein&#x017F;chaft mit Men-<lb/>
&#x017F;chen</hi> al&#x017F;o eingerichtet werden und al&#x017F;o be&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;eyn, daß &#x017F;ie der Gemein&#x017F;chaft mit GOtt nicht<lb/>
entgegen &#x017F;tehe. Denn &#x017F;on&#x017F;t heißt es: <hi rendition="#fr">Was hat<lb/>
das Licht fu&#x0364;r Gemein&#x017F;chaft mit der Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß? Wie &#x017F;timmet Chri&#x017F;tus mit Belial?</hi><lb/>
2 Cor. 6, 14. 15. und Jac. 4, 4. <hi rendition="#fr">Jhr</hi> (gei&#x017F;tliche)<lb/><hi rendition="#fr">Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wi&#x017F;&#x017F;et<lb/>
ihr nicht, daß der Welt Freund&#x017F;chaft<lb/>
GOttes Feind&#x017F;chaft i&#x017F;t?</hi> Darum Paulus<lb/>
zu den Ephe&#x017F;iern, welche in der Gemein&#x017F;chaft mit<lb/>
GOtt &#x017F;tunden, &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Habt nicht Gemein-<lb/>
&#x017F;chaft mit den unfruchtbaren Wercken<lb/>
der Fin&#x017F;terniß, &#x017F;trafet &#x017F;ie aber vielmehr.</hi><lb/>
Eph. 5, 11.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 4.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und &#x017F;olches</hi> (was von dem Sohne GOt-<lb/>
tes und von der &#x017F;eligen Gemein&#x017F;chaft mit ihm und<lb/>
dem Vater, auch der u&#x0364;brigen Gla&#x0364;ubigen mit den<lb/>
Apo&#x017F;teln vorhergehet) <hi rendition="#fr">&#x017F;chreiben wir euch</hi> (aus<lb/>
Eingebung des Heiligen Gei&#x017F;tes, von welchem<lb/>
wir Apo&#x017F;tel die be&#x017F;ondere Salbung haben, und<lb/>
daher auch in &#x017F;einer Gemein&#x017F;chaft mit euch &#x017F;tehen)<lb/><hi rendition="#fr">auf daß eure Freude</hi> (in GOtt und u&#x0364;ber GOtt<lb/>
und go&#x0364;ttliche Dinge in dero&#x017F;elben Genu&#x017F;&#x017F;e) <hi rendition="#fr">vo&#x0364;l-<lb/>
lig &#x017F;ey</hi> (nicht allein be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ey, &#x017F;ondern auch<lb/>
immer mehr zunehme, bis &#x017F;ie in jenem Leben zu<lb/>
ihrer rechten und eigentlichen Vollkommenheit<lb/>
komme.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Wir haben die <hi rendition="#fr">Briefe der Apo&#x017F;tel</hi><lb/>
als <hi rendition="#fr">Briefe GOttes</hi> an uns anzu&#x017F;ehen, und zu<lb/>
erkennen, daß &#x017F;ie auch allerdinge uns ge&#x017F;chrieben<lb/>
&#x017F;ind; und zwar zu dem Ende, daß auch wir gleich-<lb/>
&#x017F;am lebendige Briefe GOttes werden mo&#x0364;gen,<lb/>
welche von iedermann ko&#x0364;nnen gele&#x017F;en werden.<lb/>
2 Cor. 3, 2. u. f.</p><lb/>
              <p>2. Gleichwie die Apo&#x017F;tel aus der be&#x017F;ondern<lb/>
Eingebung des Heiligen Gei&#x017F;tes die er&#x017F;te Chri-<lb/>
&#x017F;tenheit auch &#x017F;chriftlich erbauet haben: al&#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
auch der Chri&#x017F;ten ihre &#x017F;chuldige Pflicht, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich, nach der Gabe und nach der Gelegenheit, die<lb/>
&#x017F;ie haben, aus dem allgemeinen Antriebe des Hei-<lb/>
ligen Gei&#x017F;tes unter einander durch Briefe er-<lb/>
muntern und erbauen.</p><lb/>
              <p>3. Es i&#x017F;t ein gantz irriger Wahn, wenn die<lb/>
Welt-Kinder von den Kindern GOttes meynen,<lb/>
daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">keine Freude</hi> haben. Denn haben und<lb/>
&#x017F;uchen &#x017F;ie die Freude gleich nicht nach der Welt,<lb/>
oder nach der verkehrten Welt-Art; &#x017F;o haben &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ie doch &#x017F;chon in die&#x017F;er Welt zum Vor&#x017F;chmack des<lb/>
ewigen Lebens: und &#x017F;ie behalten &#x017F;ie auch mitten<lb/>
in der Tru&#x0364;b&#x017F;al. Da es von ihnen heißt nach<lb/>
Pauli Aus&#x017F;pruch: <hi rendition="#fr">Als die Traurigen, aber<lb/>
allezeit fro&#x0364;lich.</hi> 2 Cor. 6, 10.</p><lb/>
              <p>4. Obgleich die gei&#x017F;tliche <hi rendition="#fr">Freude</hi> der Chri-<lb/>
&#x017F;ten wahrha&#x017F;tig i&#x017F;t und &#x017F;ich auch wohl am aller-<lb/>
mei&#x017F;ten unter dem Creutz in ihnen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert: &#x017F;o will<lb/>
&#x017F;ie doch auch nicht &#x017F;elten in manchem innerlichen<lb/>
und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Anliegen unempfindlich werden.<lb/>
Daher man Ur&#x017F;ache hat, &#x017F;ich dazu zu erwecken.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n n</fw><fw place="bottom" type="catch">Wel-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[649/0651] Cap. 1. v. 3. 4. des erſten Briefes Johannis. gleich theuren Glauben. 2 Pet. 1, 1. Und da die Glaͤubigen zu ſolcher Gemeinſchaft ſo fort von ihrer Bekehrung an ſchon gelanget waren, ſo iſt das ἔχειν, haben, die Gemeinſchaft haben, alhier ſoviel, als κατέχειν, veſte halten, bewahren und darinnen immer mehr zunehmen. 3. Damit nun aber die mit den Apoſteln uͤberkommene Gemeinſchaft des Glaubens und des Geiſtes ihrer Wuͤrdigkeit nach ſo vielmehr er- kannt werden moͤchte, ſo ſetzet der Apoſtel dazu, daß ihre, der Apoſtel, Gemeinſchaft ſey mit GOtt ſelbſt, und folglich ſey der Glaͤubigen ihre Gemeinſchaft, welche ſie mit den Apoſteln haͤtten, von gleicher Beſchaffenheit, oder von gleichem Adel. 4. Zu dieſer Gemeinſchaft aber mit GOtt gehoͤret folgendes: a. Die Vereinigung mit GOtt, nach welcher GOtt in dem Menſchen, als in ſeinem Tem- pel alſo wohnet, daß der Menſch der goͤttlichen Natur theilhaftig wird 2 Pet. 1, 4. 1 Cor. 3, 15. 16. u. ſ. w. b. Die Kindſchaft GOttes mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern Joh. 1, 12. Roͤm. 8, 15. Gal. 4, 6. c. Der geheime Umgang mit GOtt im gan- tzen Wandel, und ſonderlich im Gebet. Wel- ches auch die Patriarchaliſche Lebens-Art war, dabey der Glaube ſein rechtes Haupt-Geſchaͤf- te hat. 1 B. Moſ. 5, 22. c. 6, 9. c. 17, 1. d. Die Heiligung des gantzen Wandels in der Nachfolge GOttes und immer mehrern Anrichtung des Ebenbildes GOttes Matth. 5, 45. 48. 1 Pet. 1, 15. 16. 5. Dadurch ſo denn ein Menſch Chriſto im- mer gleichfoͤrmiger wird nach dem Stande der Erniedrigung und Erhoͤhung. 6. Die Gemeinſchaft mit dem Vater und dem Sohne ſchlieſſet die Gemeinſchaft mit dem Heiligen Geiſte ſo gar nicht aus, daß ſie dieſelbe vielmehr zum Grunde hat: ſintemal die Glaͤubigen zu jener Gemeinſchaft nicht anders gekommen waren, als durch die kraͤftige Wir- ckung, Salbung und Einwohnung des Heiligen Geiſtes. Wie denn auch, da der Heilige Geiſt iſt ein Geiſt des Vaters und des Sohnes, der mit dem Vater und Sohne eines Weſens iſt, und den Glaͤubigen dieſes, als eine Catechetiſche Grund-Wahrheit, gar bekannt war, von ihnen nicht weniger erkannt wurde, daß ihre Gemein- ſchaft ſey mit dem Dreyeinigen GOtt. Man conferire hierbey ſonderlich 2 Cor. 13, 13. da die Gemeinſchaft GOttes mit den Glaͤubigen dem Heiligen Geiſte zugeeignet wird. Es ſcheinet aber der Apoſtel ſonderlich geſehen zu haben auf die herrliche Verheiſſung Chriſti von der ſeligen Gemeinſchaft Seiner und des Vaters mit den Glaͤubigen, welche ihren Glauben durch die Lie- be thaͤtig erweiſen Joh. 14, 20. u. f. 7. Man hat hierinn einen herrlichen Cha- racter von der Wahrheit und Vortreflichkeit der Chriſtlichen Religion, daß ſie den Menſchen durch die kraͤftigſte Mittel aus ſeinem unſeligen Zuſtan- de zu einem ſolchen ſeligen Stande bringet, daß er kan zu einer wircklichen Gemeinſchaft mit GOtt gelangen. 8. Es muß alle Gemeinſchaft mit Men- ſchen alſo eingerichtet werden und alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie der Gemeinſchaft mit GOtt nicht entgegen ſtehe. Denn ſonſt heißt es: Was hat das Licht fuͤr Gemeinſchaft mit der Finſter- niß? Wie ſtimmet Chriſtus mit Belial? 2 Cor. 6, 14. 15. und Jac. 4, 4. Jhr (geiſtliche) Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wiſſet ihr nicht, daß der Welt Freundſchaft GOttes Feindſchaft iſt? Darum Paulus zu den Epheſiern, welche in der Gemeinſchaft mit GOtt ſtunden, ſagte: Habt nicht Gemein- ſchaft mit den unfruchtbaren Wercken der Finſterniß, ſtrafet ſie aber vielmehr. Eph. 5, 11. V. 4. Und ſolches (was von dem Sohne GOt- tes und von der ſeligen Gemeinſchaft mit ihm und dem Vater, auch der uͤbrigen Glaͤubigen mit den Apoſteln vorhergehet) ſchreiben wir euch (aus Eingebung des Heiligen Geiſtes, von welchem wir Apoſtel die beſondere Salbung haben, und daher auch in ſeiner Gemeinſchaft mit euch ſtehen) auf daß eure Freude (in GOtt und uͤber GOtt und goͤttliche Dinge in deroſelben Genuſſe) voͤl- lig ſey (nicht allein beſtaͤndig ſey, ſondern auch immer mehr zunehme, bis ſie in jenem Leben zu ihrer rechten und eigentlichen Vollkommenheit komme.) Anmerckungen. 1. Wir haben die Briefe der Apoſtel als Briefe GOttes an uns anzuſehen, und zu erkennen, daß ſie auch allerdinge uns geſchrieben ſind; und zwar zu dem Ende, daß auch wir gleich- ſam lebendige Briefe GOttes werden moͤgen, welche von iedermann koͤnnen geleſen werden. 2 Cor. 3, 2. u. f. 2. Gleichwie die Apoſtel aus der beſondern Eingebung des Heiligen Geiſtes die erſte Chri- ſtenheit auch ſchriftlich erbauet haben: alſo iſt es auch der Chriſten ihre ſchuldige Pflicht, daß ſie ſich, nach der Gabe und nach der Gelegenheit, die ſie haben, aus dem allgemeinen Antriebe des Hei- ligen Geiſtes unter einander durch Briefe er- muntern und erbauen. 3. Es iſt ein gantz irriger Wahn, wenn die Welt-Kinder von den Kindern GOttes meynen, daß ſie keine Freude haben. Denn haben und ſuchen ſie die Freude gleich nicht nach der Welt, oder nach der verkehrten Welt-Art; ſo haben ſie ſie doch ſchon in dieſer Welt zum Vorſchmack des ewigen Lebens: und ſie behalten ſie auch mitten in der Truͤbſal. Da es von ihnen heißt nach Pauli Ausſpruch: Als die Traurigen, aber allezeit froͤlich. 2 Cor. 6, 10. 4. Obgleich die geiſtliche Freude der Chri- ſten wahrhaſtig iſt und ſich auch wohl am aller- meiſten unter dem Creutz in ihnen aͤuſſert: ſo will ſie doch auch nicht ſelten in manchem innerlichen und aͤuſſerlichen Anliegen unempfindlich werden. Daher man Urſache hat, ſich dazu zu erwecken. Wel- N n n n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/651
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/651>, abgerufen am 22.11.2024.