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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 9. 10. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] sondern daß sich iedermann zur Busse
kehre.
Hier finden wir beydes: erstlich den
Rathschluß welcher heißt: GOtt will nicht,
daß iemand verloren werde:
oder, welches
einerley ist, GOtt will, daß iedermann selig wer-
de. Hernach die Ordnung, nach welcher dieser
sein Wille erfüllet werden soll, da es heißt: ie-
dermann,
oder wer da will selig werden, der soll
sich zur Busse kehren,
das ist, sich in die Heyls-
Ordnung bringen lassen. Wenn die kurtz ge-
fasseten Worte völliger ausgedrucket werden, so
lauten sie also: GOtt will nicht, daß iemand
verloren werde, sondern daß iedermann
sich zur Busse kehre,
und also, oder in dieser
Ordnung, selig werde.

7. Weil ein Mensch im Stande der An-
fechtung mit den Gedancken kan versuchet werden,
als wolte GOtt, daß er mit vielen andern ewig
verloren gehe; so hat der Heilige Geist durch
Petrum den Ausspruch von der allgemeinen Liebe
GOttes erstlich negative, mit einer Verneinung,
und hernach, zur desto mehrern Bekräftigung,
auch affirmative, mit einer Bejahung, thun
lassen, da es heißt: GOtt will nicht, daß ie-
mand verloren werde; sondern
(er will)
daß sich iedermann zur Busse kehre. Gleich-
wie es unser Heyland Joh. 3, 16. selbst saget:
Also hat GOtt die Welt geliebet, daß er
seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle,
die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.

8. Was Petrus alhier nennet sich zur
Busse bekehren, das nennet Paulus 1 Tim. 2,
4. zur Erkentniß der Wahrheit kommen,
wenn er spricht: GOtt will, daß allen Men-
schen geholfen werde und zur Erkentniß
der Wahrheit kommen:
sintemal keine wah-
re Erkentniß der Wahrheit statt findet ohne
Busse, welche ist metanoia, gleichsam trans-
mentatio,
eine solche Veränderung des Ge-
müths, dadurch der Mensch nach Verstand
und Willen gantz anders gestaltet und nach
GOTT gesinnet wird. Man hat im übrigen
hierbey zu conferiren Ezech. 18, 23. 32. c. 33, 11.
und was Petrus c. 2, 1. von denen saget, welche,
ob sie gleich von Christo erkaufet, oder erlöset
sind, dennoch verlohren gehen, weil sie ihn ver-
leugnen. Aus welcher Oerter Zusammenhal-
tung man siehet, wie die allgemeine Liebe GOt-
tes mit dem allgemeinen Verdienste Christi zu-
sammen stimme.

V. 10.

Es wird aber des HErrn Tag kom-
men, als ein Dieb in der Nacht,
(siehe die
Anmerckungen über 1 Thess. 4, 2. 3.) in welchem
die Himmel zergehen werden mit grossem
Krachen, die Elemente aber werden vor
Hitze zerschmeltzen, und die Erde, und die
Wercke, die drinnen sind, werden verbren-
nen.

Anmerckungen.

1. Der HErr ist alhier der Sohn GOt-
tes;
als welchem, da er auch des Menschen
Sohn in einer Person ist, und also sichtbar er-
scheinen kan, die Zukunft und das Gericht
[Spaltenumbruch] auch sonst zugeeignet wird. Und folglich han-
delt der gantze Context alhier eigentlich von
Christo, welcher v. 2. der HErr und Heyland,
v. 5. GOtt, auch v. 8. 9. der HErr genennet
wird, zum herrlichen Zeugniß seiner wahren
Gottheit, welche auch mit dem göttlichen Wer-
cke des allgemeinen Welt-Gerichts bezeuget
wird: sintemal dieses niemanden zukömmt, als
dem HErrn, dem Jehovah.

2. Von diesem Tage des HErrn sind die
Schriften der Propheten und Apostel voll: wel-
cher auch, da er Christo der Zukunft und des Ge-
richts wegen zugeeignet wird, der Tag Christi ge-
nennet wird 1 Cor. 1, 8. c. 5, 8. 2 Cor. 1, 14. Phil.
1, 6. 10. c. 2, 16. sintemal an demselben der Sohn
GOttes in seiner Herrlichkeit wird offenbahret
werden.

3. Es ist aber wohl zu mercken, wie schon
anderwärtig ist erinnert worden, daß dieser
Tag Christi kein gemeiner Tag seyn werde:
sintemal auch die weltlichen Gerichts-Tage nicht
allemal gemeine Tage sind, sondern gewisse Zei-
ten nach einander in sich halten; sonderlich wenn
viel Sachen von grossem Gewicht abzuthun
sind; dazu denn oft mehrere Wochen ausgese-
tzet werden: zugeschweigen der Redens-Art von
Reichs- und Land-Tagen.

4. Wenn wir allein auf die Allmacht
GOttes sehen, so ist gar kein Zweifel, daß GOtt
das Gericht nicht in einem natürlichen Tage, ja
in einer noch viel kürtzern Zeit halten und zugleich
vollenden könte: allein GOtt bedienet sich der
Allmacht nicht zum Nachtheil seiner übrigen we-
sentlichen Eigenschaften und Vollkommenheisen:
welche sonderlich sind die Allwissenheit, Weis-
heit, Gnade und Gerechtigkeit, damit sie dem
menschlichen Geschlechte so vielmehr kund wer-
den, so wird er zum Gerichte wol ohne Zweifel
eine ihm selbst beliebte längere Zeit nehmen;
wie man auch aus dem Matth. 25. beschriebenen
Gerichts-Proceß nicht undeutlich schliessen kan.
Und da unterschiedliche Interpretes mit dem be-
rühmten Engelländer, Josepho Medo, gar
dafür halten, daß der mit dem Namen eines
Tages benennete gantze tausendjärige und sab-
batische periodus in gewissem Verstande zu die-
sem grossen Welt-Gerichte gehöre; und erst am
Ende desselben periodischen grossen Tages
dasjenige, was alhier gesaget wird, zu erwarten
sey: So hat man, wenn auch dieses nicht er-
weislich wäre, dennoch aus der längern Dau-
rung dieses Tages so viel zu erkennen, daß sich
das dadurch bezeichnete Ende der Welt, oder
deroselben allgemeine Veränderung nicht eben
mit dem ersten Anfange des Gerichts-Tages
anheben werde.

5. Was eigentlich Elemente sind, ist aus
dem ersten Capitel des ersten Buchs Mosis zu
erkennen: nemlich Elemente sind die allgemei-
ne Materie dieser Welt, welche durch die am
andern Tage vermöge des Feuers geschehene
Expansion und übrige Veränderung zu gros-
sen Theilen des Welt-Gebäudes worden ist.
Es scheinet aber von Petro alhier sonderlich auf
die Materie und Grundveste des Erdbodens ge-

sehen
L l l l 3

Cap. 3. v. 9. 10. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ſondern daß ſich iedermann zur Buſſe
kehre.
Hier finden wir beydes: erſtlich den
Rathſchluß welcher heißt: GOtt will nicht,
daß iemand verloren werde:
oder, welches
einerley iſt, GOtt will, daß iedermann ſelig wer-
de. Hernach die Ordnung, nach welcher dieſer
ſein Wille erfuͤllet werden ſoll, da es heißt: ie-
dermann,
oder wer da will ſelig werden, der ſoll
ſich zur Buſſe kehren,
das iſt, ſich in die Heyls-
Ordnung bringen laſſen. Wenn die kurtz ge-
faſſeten Worte voͤlliger ausgedrucket werden, ſo
lauten ſie alſo: GOtt will nicht, daß iemand
verloren werde, ſondern daß iedermann
ſich zur Buſſe kehre,
und alſo, oder in dieſer
Ordnung, ſelig werde.

7. Weil ein Menſch im Stande der An-
fechtung mit den Gedancken kan verſuchet werden,
als wolte GOtt, daß er mit vielen andern ewig
verloren gehe; ſo hat der Heilige Geiſt durch
Petrum den Ausſpruch von der allgemeinen Liebe
GOttes erſtlich negative, mit einer Verneinung,
und hernach, zur deſto mehrern Bekraͤftigung,
auch affirmative, mit einer Bejahung, thun
laſſen, da es heißt: GOtt will nicht, daß ie-
mand verloren werde; ſondern
(er will)
daß ſich iedermann zur Buſſe kehre. Gleich-
wie es unſer Heyland Joh. 3, 16. ſelbſt ſaget:
Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er
ſeinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle,
die an ihn glauben, nicht verloren werden,
ſondern das ewige Leben haben.

8. Was Petrus alhier nennet ſich zur
Buſſe bekehren, das nennet Paulus 1 Tim. 2,
4. zur Erkentniß der Wahrheit kommen,
wenn er ſpricht: GOtt will, daß allen Men-
ſchen geholfen werde und zur Erkentniß
der Wahrheit kommen:
ſintemal keine wah-
re Erkentniß der Wahrheit ſtatt findet ohne
Buſſe, welche iſt μετάνοια, gleichſam trans-
mentatio,
eine ſolche Veraͤnderung des Ge-
muͤths, dadurch der Menſch nach Verſtand
und Willen gantz anders geſtaltet und nach
GOTT geſinnet wird. Man hat im uͤbrigen
hierbey zu conferiren Ezech. 18, 23. 32. c. 33, 11.
und was Petrus c. 2, 1. von denen ſaget, welche,
ob ſie gleich von Chriſto erkaufet, oder erloͤſet
ſind, dennoch verlohren gehen, weil ſie ihn ver-
leugnen. Aus welcher Oerter Zuſammenhal-
tung man ſiehet, wie die allgemeine Liebe GOt-
tes mit dem allgemeinen Verdienſte Chriſti zu-
ſammen ſtimme.

V. 10.

Es wird aber des HErrn Tag kom-
men, als ein Dieb in der Nacht,
(ſiehe die
Anmerckungen uͤber 1 Theſſ. 4, 2. 3.) in welchem
die Himmel zergehen werden mit groſſem
Krachen, die Elemente aber werden vor
Hitze zerſchmeltzen, und die Erde, und die
Wercke, die drinnen ſind, werden verbren-
nen.

Anmerckungen.

1. Der HErr iſt alhier der Sohn GOt-
tes;
als welchem, da er auch des Menſchen
Sohn in einer Perſon iſt, und alſo ſichtbar er-
ſcheinen kan, die Zukunft und das Gericht
[Spaltenumbruch] auch ſonſt zugeeignet wird. Und folglich han-
delt der gantze Context alhier eigentlich von
Chriſto, welcher v. 2. der HErr und Heyland,
v. 5. GOtt, auch v. 8. 9. der HErr genennet
wird, zum herrlichen Zeugniß ſeiner wahren
Gottheit, welche auch mit dem goͤttlichen Wer-
cke des allgemeinen Welt-Gerichts bezeuget
wird: ſintemal dieſes niemanden zukoͤmmt, als
dem HErrn, dem Jehovah.

2. Von dieſem Tage des HErrn ſind die
Schriften der Propheten und Apoſtel voll: wel-
cher auch, da er Chriſto der Zukunft und des Ge-
richts wegen zugeeignet wird, der Tag Chriſti ge-
nennet wird 1 Cor. 1, 8. c. 5, 8. 2 Cor. 1, 14. Phil.
1, 6. 10. c. 2, 16. ſintemal an demſelben der Sohn
GOttes in ſeiner Herrlichkeit wird offenbahret
werden.

3. Es iſt aber wohl zu mercken, wie ſchon
anderwaͤrtig iſt erinnert worden, daß dieſer
Tag Chriſti kein gemeiner Tag ſeyn werde:
ſintemal auch die weltlichen Gerichts-Tage nicht
allemal gemeine Tage ſind, ſondern gewiſſe Zei-
ten nach einander in ſich halten; ſonderlich wenn
viel Sachen von groſſem Gewicht abzuthun
ſind; dazu denn oft mehrere Wochen ausgeſe-
tzet werden: zugeſchweigen der Redens-Art von
Reichs- und Land-Tagen.

4. Wenn wir allein auf die Allmacht
GOttes ſehen, ſo iſt gar kein Zweifel, daß GOtt
das Gericht nicht in einem natuͤrlichen Tage, ja
in einer noch viel kuͤrtzern Zeit halten und zugleich
vollenden koͤnte: allein GOtt bedienet ſich der
Allmacht nicht zum Nachtheil ſeiner uͤbrigen we-
ſentlichen Eigenſchaften und Vollkommenheiſen:
welche ſonderlich ſind die Allwiſſenheit, Weis-
heit, Gnade und Gerechtigkeit, damit ſie dem
menſchlichen Geſchlechte ſo vielmehr kund wer-
den, ſo wird er zum Gerichte wol ohne Zweifel
eine ihm ſelbſt beliebte laͤngere Zeit nehmen;
wie man auch aus dem Matth. 25. beſchriebenen
Gerichts-Proceß nicht undeutlich ſchlieſſen kan.
Und da unterſchiedliche Interpretes mit dem be-
ruͤhmten Engellaͤnder, Joſepho Medo, gar
dafuͤr halten, daß der mit dem Namen eines
Tages benennete gantze tauſendjaͤrige und ſab-
batiſche periodus in gewiſſem Verſtande zu die-
ſem groſſen Welt-Gerichte gehoͤre; und erſt am
Ende deſſelben periodiſchen groſſen Tages
dasjenige, was alhier geſaget wird, zu erwarten
ſey: So hat man, wenn auch dieſes nicht er-
weislich waͤre, dennoch aus der laͤngern Dau-
rung dieſes Tages ſo viel zu erkennen, daß ſich
das dadurch bezeichnete Ende der Welt, oder
deroſelben allgemeine Veraͤnderung nicht eben
mit dem erſten Anfange des Gerichts-Tages
anheben werde.

5. Was eigentlich Elemente ſind, iſt aus
dem erſten Capitel des erſten Buchs Moſis zu
erkennen: nemlich Elemente ſind die allgemei-
ne Materie dieſer Welt, welche durch die am
andern Tage vermoͤge des Feuers geſchehene
Expanſion und uͤbrige Veraͤnderung zu groſ-
ſen Theilen des Welt-Gebaͤudes worden iſt.
Es ſcheinet aber von Petro alhier ſonderlich auf
die Materie und Grundveſte des Erdbodens ge-

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[637/0639] Cap. 3. v. 9. 10. des andern Briefes Petri. ſondern daß ſich iedermann zur Buſſe kehre. Hier finden wir beydes: erſtlich den Rathſchluß welcher heißt: GOtt will nicht, daß iemand verloren werde: oder, welches einerley iſt, GOtt will, daß iedermann ſelig wer- de. Hernach die Ordnung, nach welcher dieſer ſein Wille erfuͤllet werden ſoll, da es heißt: ie- dermann, oder wer da will ſelig werden, der ſoll ſich zur Buſſe kehren, das iſt, ſich in die Heyls- Ordnung bringen laſſen. Wenn die kurtz ge- faſſeten Worte voͤlliger ausgedrucket werden, ſo lauten ſie alſo: GOtt will nicht, daß iemand verloren werde, ſondern daß iedermann ſich zur Buſſe kehre, und alſo, oder in dieſer Ordnung, ſelig werde. 7. Weil ein Menſch im Stande der An- fechtung mit den Gedancken kan verſuchet werden, als wolte GOtt, daß er mit vielen andern ewig verloren gehe; ſo hat der Heilige Geiſt durch Petrum den Ausſpruch von der allgemeinen Liebe GOttes erſtlich negative, mit einer Verneinung, und hernach, zur deſto mehrern Bekraͤftigung, auch affirmative, mit einer Bejahung, thun laſſen, da es heißt: GOtt will nicht, daß ie- mand verloren werde; ſondern (er will) daß ſich iedermann zur Buſſe kehre. Gleich- wie es unſer Heyland Joh. 3, 16. ſelbſt ſaget: Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er ſeinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, ſondern das ewige Leben haben. 8. Was Petrus alhier nennet ſich zur Buſſe bekehren, das nennet Paulus 1 Tim. 2, 4. zur Erkentniß der Wahrheit kommen, wenn er ſpricht: GOtt will, daß allen Men- ſchen geholfen werde und zur Erkentniß der Wahrheit kommen: ſintemal keine wah- re Erkentniß der Wahrheit ſtatt findet ohne Buſſe, welche iſt μετάνοια, gleichſam trans- mentatio, eine ſolche Veraͤnderung des Ge- muͤths, dadurch der Menſch nach Verſtand und Willen gantz anders geſtaltet und nach GOTT geſinnet wird. Man hat im uͤbrigen hierbey zu conferiren Ezech. 18, 23. 32. c. 33, 11. und was Petrus c. 2, 1. von denen ſaget, welche, ob ſie gleich von Chriſto erkaufet, oder erloͤſet ſind, dennoch verlohren gehen, weil ſie ihn ver- leugnen. Aus welcher Oerter Zuſammenhal- tung man ſiehet, wie die allgemeine Liebe GOt- tes mit dem allgemeinen Verdienſte Chriſti zu- ſammen ſtimme. V. 10. Es wird aber des HErrn Tag kom- men, als ein Dieb in der Nacht, (ſiehe die Anmerckungen uͤber 1 Theſſ. 4, 2. 3.) in welchem die Himmel zergehen werden mit groſſem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze zerſchmeltzen, und die Erde, und die Wercke, die drinnen ſind, werden verbren- nen. Anmerckungen. 1. Der HErr iſt alhier der Sohn GOt- tes; als welchem, da er auch des Menſchen Sohn in einer Perſon iſt, und alſo ſichtbar er- ſcheinen kan, die Zukunft und das Gericht auch ſonſt zugeeignet wird. Und folglich han- delt der gantze Context alhier eigentlich von Chriſto, welcher v. 2. der HErr und Heyland, v. 5. GOtt, auch v. 8. 9. der HErr genennet wird, zum herrlichen Zeugniß ſeiner wahren Gottheit, welche auch mit dem goͤttlichen Wer- cke des allgemeinen Welt-Gerichts bezeuget wird: ſintemal dieſes niemanden zukoͤmmt, als dem HErrn, dem Jehovah. 2. Von dieſem Tage des HErrn ſind die Schriften der Propheten und Apoſtel voll: wel- cher auch, da er Chriſto der Zukunft und des Ge- richts wegen zugeeignet wird, der Tag Chriſti ge- nennet wird 1 Cor. 1, 8. c. 5, 8. 2 Cor. 1, 14. Phil. 1, 6. 10. c. 2, 16. ſintemal an demſelben der Sohn GOttes in ſeiner Herrlichkeit wird offenbahret werden. 3. Es iſt aber wohl zu mercken, wie ſchon anderwaͤrtig iſt erinnert worden, daß dieſer Tag Chriſti kein gemeiner Tag ſeyn werde: ſintemal auch die weltlichen Gerichts-Tage nicht allemal gemeine Tage ſind, ſondern gewiſſe Zei- ten nach einander in ſich halten; ſonderlich wenn viel Sachen von groſſem Gewicht abzuthun ſind; dazu denn oft mehrere Wochen ausgeſe- tzet werden: zugeſchweigen der Redens-Art von Reichs- und Land-Tagen. 4. Wenn wir allein auf die Allmacht GOttes ſehen, ſo iſt gar kein Zweifel, daß GOtt das Gericht nicht in einem natuͤrlichen Tage, ja in einer noch viel kuͤrtzern Zeit halten und zugleich vollenden koͤnte: allein GOtt bedienet ſich der Allmacht nicht zum Nachtheil ſeiner uͤbrigen we- ſentlichen Eigenſchaften und Vollkommenheiſen: welche ſonderlich ſind die Allwiſſenheit, Weis- heit, Gnade und Gerechtigkeit, damit ſie dem menſchlichen Geſchlechte ſo vielmehr kund wer- den, ſo wird er zum Gerichte wol ohne Zweifel eine ihm ſelbſt beliebte laͤngere Zeit nehmen; wie man auch aus dem Matth. 25. beſchriebenen Gerichts-Proceß nicht undeutlich ſchlieſſen kan. Und da unterſchiedliche Interpretes mit dem be- ruͤhmten Engellaͤnder, Joſepho Medo, gar dafuͤr halten, daß der mit dem Namen eines Tages benennete gantze tauſendjaͤrige und ſab- batiſche periodus in gewiſſem Verſtande zu die- ſem groſſen Welt-Gerichte gehoͤre; und erſt am Ende deſſelben periodiſchen groſſen Tages dasjenige, was alhier geſaget wird, zu erwarten ſey: So hat man, wenn auch dieſes nicht er- weislich waͤre, dennoch aus der laͤngern Dau- rung dieſes Tages ſo viel zu erkennen, daß ſich das dadurch bezeichnete Ende der Welt, oder deroſelben allgemeine Veraͤnderung nicht eben mit dem erſten Anfange des Gerichts-Tages anheben werde. 5. Was eigentlich Elemente ſind, iſt aus dem erſten Capitel des erſten Buchs Moſis zu erkennen: nemlich Elemente ſind die allgemei- ne Materie dieſer Welt, welche durch die am andern Tage vermoͤge des Feuers geſchehene Expanſion und uͤbrige Veraͤnderung zu groſ- ſen Theilen des Welt-Gebaͤudes worden iſt. Es ſcheinet aber von Petro alhier ſonderlich auf die Materie und Grundveſte des Erdbodens ge- ſehen L l l l 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/639>, abgerufen am 22.11.2024.