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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 22. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Das erste Sprüchwort ist genommen
aus dem Buche der Sprüchwörter Salomonis
c. 26, 11. und das andere, zur Erläuterung des er-
sten, aus dem Gebrauche.

2. Bey den unvernünftigen Thieren finden
sich zwar keine eigentliche Tugenden und Laster,
weil sie weder ein Gesetz haben, welches jene ge-
bietet und diese verbietet, noch einen Verstand,
es zu verstehen, noch auch einen freyen Willen,
demselben nachzuleben: Man trift doch aber bey
ihnen einige Gleichheit von beyden an; daher in
der heiligen Schrift darauf viele Oerter und Re-
dens-Arten gehen.

3. Das, was alhier an dem Hunde und der
Saue vorgestellet wird, ist die Unreinigkeit; und
zwar eine solche, welche sich zu dem Zustande der
Rückfallenden schicket. Denn gleichwie ein
Hund, was er, nach einem heftigen einschlingen,
ausgespien hat, wider einschlucket, ob es wohl
dem Menschen eine recht abscheuliche Sache ist:
und gleichwie die Saue nach der Schwemme,
ihrer unreinen Natur nach, sich wieder zum Kothe
kehret und darinnen mit einer sonderbaren Belu-
stigung herum wältzet: also machen es die Rück-
fälligen. Jn ihrer Bekehrung hatten sie gleichsam
ausgespien, was sie vorher so begierig an- und
eingenommen hatten, und darinn waren sie zu-
gleich durch das Blut Christi von ihren Sünden
gewaschen worden: aber durch den Rückfall zu
dem Unflat der Welt wurden sie den Hunden und
den Säuen gleich.

4. Zur Application mercke man fol-
gendes:

a. Die Regeln von der Busse und Verleugnung
unser selbst und der Welt sind das in der Christ-
lichen Religion, was in der Medicin sind die
Mittel zum brechen und purgiren. Aber da
diese oft gefährlich sind, oder doch nicht wohl
anschlagen, so sind jene allezeit heilsam, wenn
sie wohl gebrauchet werden.
b. Was ist es nicht für den nach dem Ebenbilde
GOttes erschaffnen Menschen für eine unan-
ständige Sache, wenn er sich zwar äusserlich
reinlich hält, ja putzet und schmücket; aber
der Seelen nach den unreinen Hunden und
Säuen gleich ist!
c. Der Dienst der Sünden soll einem billig ver-
leidet werden, nicht allein durch die Unseligkeit,
welche er nach sich ziehet, sondern auch durch
die Unflätigkeit, darinn er bestehet. Denn
welcher Mensch hat nicht auch natürlicher
Weise einen Abscheu vor einer Mistpfütze, daß
er sich darinn herum wältzen wolte? Daß aber
der Mensch einen solchen Unflat an der Wohl-
lust nicht erkennet, das zeiget sein grosses Ver-
derben an.
d. Da die unreinen Geister so gern in die Säue
gefahren sind Matth. 8, 31. Was ist es Wun-
der, daß sie die säuischen Welt-Menschen
beherrschen, und geistlicher Weise besi-
tzen?
e. Gläubige und GOtt getreulich ergebene See-
len seyn, als die reine Braut des Lammes, die
[Spaltenumbruch] ihre Kleider helle gewaschen in seinem Blute
Off. 7, 14. aus Hohel. Sal. 5, 3. Jch habe
meine Füsse
(meine Seele) gewaschen, wie
soll ich sie wieder besudeln?

5. Es sind die letztern fünf Verse dieses Ca-
pitels von grossem Gewichte, und liegen darinnen
folgende Haupt-Lehren:

a. Die von der wahren Erleuchtung und ihrer
eigentlichen Beschaffenheit.
b. Die vom wahren Glauben und seiner leben-
digen und thätigen Kraft.
c. Die von der wahren Heiligung: und zwar
nach diesen beyden Haupt-Stücken, die da
sind:
a. Das von der wahren und falschen Frey-
heit.
b. Das von der beständigen Beharrung
in dem Laufe der Erneuerung,
und von
der Gefahr des Rückfalls.
d. Die von den eigentlichen Kennzeichen eines
wahren und guten Lehrers. Welche Ma-
terien werth sind, daß sie nach Anleitung des
bisher erklärten Textes besonders abgehandelt
werden. Welches denn in möglichster Kürtze
geschehen soll.
Die erste Haupt-Lehre/
Von
Der wahren Erleuchtung.

I. Die wahre Erleuchtung des Ver-
standes ist mit der Heiligung des Wil-
lens unauflößlich und dergestalt ver-
knüpfet, daß sie ohne diese nicht geschehen
ist, noch geschehen kan.
Diesen Satz er-
weise ich erstlich aus dem Texte: als welcher
uns davon einen gedoppelten Grund an die Hand
giebet:

a. Jn den Worten: Sie sind entflohen dem
Unflat der Welt durch die Erkenntniß
des HErrn und Heylandes JEsu Christi.

Da wir sehen, was die wahre Erleuchtung,
oder die daher entstehende Erkenntniß GOttes
mit sich bringet, und bey sich hat; nemlich die
Heiligung. Wolte man dagegen einwenden
und sagen, die Erkenntniß ziehe die Heiligung
erst nach sich, als eine Frucht, so ist dieses zwar
wahr, was den mehrern Wachsthum in der
Heiligung betrift; welcher nicht weniger durch
die Erkenntniß befordert wird, als er selbst zur
Vermehrung der Erkenntniß dienet, nach
Röm. 12, 2. u. s. w. Allein daraus folget nicht,
daß die Erleuchtung sich in rechter Ordnung
anheben lasse ohne alle Heiligung. Denn von
andern Gründen, welche dieser falschen Mey-
nung entgegen stehen, itzo nicht zu sagen, so
giebt solches die Bekehrung der ersten Christen
nicht zu: als von welchen wir keine Spur fin-
den, daß sie erstlich wären wahrhaftig erleuchtet
und nachhero erst geheiliget worden. Son-
dern beydes geschahe zusammen. Denn wenn
die Apostel ihre Predigt anhuben, so gingen sie
bey der Information von der Christlichen Re-
ligion sofort auf die Ordnung der Busse. Ob
nun gleich manche zur buchstäblichen Erkennt-
niß
K k k k 2
Cap. 2. v. 22. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Das erſte Spruͤchwort iſt genommen
aus dem Buche der Spruͤchwoͤrter Salomonis
c. 26, 11. und das andere, zur Erlaͤuterung des er-
ſten, aus dem Gebrauche.

2. Bey den unvernuͤnftigen Thieren finden
ſich zwar keine eigentliche Tugenden und Laſter,
weil ſie weder ein Geſetz haben, welches jene ge-
bietet und dieſe verbietet, noch einen Verſtand,
es zu verſtehen, noch auch einen freyen Willen,
demſelben nachzuleben: Man trift doch aber bey
ihnen einige Gleichheit von beyden an; daher in
der heiligen Schrift darauf viele Oerter und Re-
dens-Arten gehen.

3. Das, was alhier an dem Hunde und der
Saue vorgeſtellet wird, iſt die Unreinigkeit; und
zwar eine ſolche, welche ſich zu dem Zuſtande der
Ruͤckfallenden ſchicket. Denn gleichwie ein
Hund, was er, nach einem heftigen einſchlingen,
ausgeſpien hat, wider einſchlucket, ob es wohl
dem Menſchen eine recht abſcheuliche Sache iſt:
und gleichwie die Saue nach der Schwemme,
ihrer unreinen Natur nach, ſich wieder zum Kothe
kehret und darinnen mit einer ſonderbaren Belu-
ſtigung herum waͤltzet: alſo machen es die Ruͤck-
faͤlligen. Jn ihrer Bekehrung hatten ſie gleichſam
ausgeſpien, was ſie vorher ſo begierig an- und
eingenommen hatten, und darinn waren ſie zu-
gleich durch das Blut Chriſti von ihren Suͤnden
gewaſchen worden: aber durch den Ruͤckfall zu
dem Unflat der Welt wurden ſie den Hunden und
den Saͤuen gleich.

4. Zur Application mercke man fol-
gendes:

a. Die Regeln von der Buſſe und Verleugnung
unſer ſelbſt und der Welt ſind das in der Chriſt-
lichen Religion, was in der Medicin ſind die
Mittel zum brechen und purgiren. Aber da
dieſe oft gefaͤhrlich ſind, oder doch nicht wohl
anſchlagen, ſo ſind jene allezeit heilſam, wenn
ſie wohl gebrauchet werden.
b. Was iſt es nicht fuͤr den nach dem Ebenbilde
GOttes erſchaffnen Menſchen fuͤr eine unan-
ſtaͤndige Sache, wenn er ſich zwar aͤuſſerlich
reinlich haͤlt, ja putzet und ſchmuͤcket; aber
der Seelen nach den unreinen Hunden und
Saͤuen gleich iſt!
c. Der Dienſt der Suͤnden ſoll einem billig ver-
leidet werden, nicht allein durch die Unſeligkeit,
welche er nach ſich ziehet, ſondern auch durch
die Unflaͤtigkeit, darinn er beſtehet. Denn
welcher Menſch hat nicht auch natuͤrlicher
Weiſe einen Abſcheu vor einer Miſtpfuͤtze, daß
er ſich darinn herum waͤltzen wolte? Daß aber
der Menſch einen ſolchen Unflat an der Wohl-
luſt nicht erkennet, das zeiget ſein groſſes Ver-
derben an.
d. Da die unreinen Geiſter ſo gern in die Saͤue
gefahren ſind Matth. 8, 31. Was iſt es Wun-
der, daß ſie die ſaͤuiſchen Welt-Menſchen
beherrſchen, und geiſtlicher Weiſe beſi-
tzen?
e. Glaͤubige und GOtt getreulich ergebene See-
len ſeyn, als die reine Braut des Lammes, die
[Spaltenumbruch] ihre Kleider helle gewaſchen in ſeinem Blute
Off. 7, 14. aus Hohel. Sal. 5, 3. Jch habe
meine Fuͤſſe
(meine Seele) gewaſchen, wie
ſoll ich ſie wieder beſudeln?

5. Es ſind die letztern fuͤnf Verſe dieſes Ca-
pitels von groſſem Gewichte, und liegen darinnen
folgende Haupt-Lehren:

a. Die von der wahren Erleuchtung und ihrer
eigentlichen Beſchaffenheit.
b. Die vom wahren Glauben und ſeiner leben-
digen und thaͤtigen Kraft.
c. Die von der wahren Heiligung: und zwar
nach dieſen beyden Haupt-Stuͤcken, die da
ſind:
α. Das von der wahren und falſchen Frey-
heit.
β. Das von der beſtaͤndigen Beharrung
in dem Laufe der Erneuerung,
und von
der Gefahr des Ruͤckfalls.
d. Die von den eigentlichen Kennzeichen eines
wahren und guten Lehrers. Welche Ma-
terien werth ſind, daß ſie nach Anleitung des
bisher erklaͤrten Textes beſonders abgehandelt
werden. Welches denn in moͤglichſter Kuͤrtze
geſchehen ſoll.
Die erſte Haupt-Lehre/
Von
Der wahren Erleuchtung.

I. Die wahre Erleuchtung des Ver-
ſtandes iſt mit der Heiligung des Wil-
lens unaufloͤßlich und dergeſtalt ver-
knuͤpfet, daß ſie ohne dieſe nicht geſchehen
iſt, noch geſchehen kan.
Dieſen Satz er-
weiſe ich erſtlich aus dem Texte: als welcher
uns davon einen gedoppelten Grund an die Hand
giebet:

a. Jn den Worten: Sie ſind entflohen dem
Unflat der Welt durch die Erkenntniß
des HErrn und Heylandes JEſu Chriſti.

Da wir ſehen, was die wahre Erleuchtung,
oder die daher entſtehende Erkenntniß GOttes
mit ſich bringet, und bey ſich hat; nemlich die
Heiligung. Wolte man dagegen einwenden
und ſagen, die Erkenntniß ziehe die Heiligung
erſt nach ſich, als eine Frucht, ſo iſt dieſes zwar
wahr, was den mehrern Wachsthum in der
Heiligung betrift; welcher nicht weniger durch
die Erkenntniß befordert wird, als er ſelbſt zur
Vermehrung der Erkenntniß dienet, nach
Roͤm. 12, 2. u. ſ. w. Allein daraus folget nicht,
daß die Erleuchtung ſich in rechter Ordnung
anheben laſſe ohne alle Heiligung. Denn von
andern Gruͤnden, welche dieſer falſchen Mey-
nung entgegen ſtehen, itzo nicht zu ſagen, ſo
giebt ſolches die Bekehrung der erſten Chriſten
nicht zu: als von welchen wir keine Spur fin-
den, daß ſie erſtlich waͤren wahrhaftig erleuchtet
und nachhero erſt geheiliget worden. Son-
dern beydes geſchahe zuſammen. Denn wenn
die Apoſtel ihre Predigt anhuben, ſo gingen ſie
bey der Information von der Chriſtlichen Re-
ligion ſofort auf die Ordnung der Buſſe. Ob
nun gleich manche zur buchſtaͤblichen Erkennt-
niß
K k k k 2
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[627/0629] Cap. 2. v. 22. des andern Briefes Petri. Anmerckungen. 1. Das erſte Spruͤchwort iſt genommen aus dem Buche der Spruͤchwoͤrter Salomonis c. 26, 11. und das andere, zur Erlaͤuterung des er- ſten, aus dem Gebrauche. 2. Bey den unvernuͤnftigen Thieren finden ſich zwar keine eigentliche Tugenden und Laſter, weil ſie weder ein Geſetz haben, welches jene ge- bietet und dieſe verbietet, noch einen Verſtand, es zu verſtehen, noch auch einen freyen Willen, demſelben nachzuleben: Man trift doch aber bey ihnen einige Gleichheit von beyden an; daher in der heiligen Schrift darauf viele Oerter und Re- dens-Arten gehen. 3. Das, was alhier an dem Hunde und der Saue vorgeſtellet wird, iſt die Unreinigkeit; und zwar eine ſolche, welche ſich zu dem Zuſtande der Ruͤckfallenden ſchicket. Denn gleichwie ein Hund, was er, nach einem heftigen einſchlingen, ausgeſpien hat, wider einſchlucket, ob es wohl dem Menſchen eine recht abſcheuliche Sache iſt: und gleichwie die Saue nach der Schwemme, ihrer unreinen Natur nach, ſich wieder zum Kothe kehret und darinnen mit einer ſonderbaren Belu- ſtigung herum waͤltzet: alſo machen es die Ruͤck- faͤlligen. Jn ihrer Bekehrung hatten ſie gleichſam ausgeſpien, was ſie vorher ſo begierig an- und eingenommen hatten, und darinn waren ſie zu- gleich durch das Blut Chriſti von ihren Suͤnden gewaſchen worden: aber durch den Ruͤckfall zu dem Unflat der Welt wurden ſie den Hunden und den Saͤuen gleich. 4. Zur Application mercke man fol- gendes: a. Die Regeln von der Buſſe und Verleugnung unſer ſelbſt und der Welt ſind das in der Chriſt- lichen Religion, was in der Medicin ſind die Mittel zum brechen und purgiren. Aber da dieſe oft gefaͤhrlich ſind, oder doch nicht wohl anſchlagen, ſo ſind jene allezeit heilſam, wenn ſie wohl gebrauchet werden. b. Was iſt es nicht fuͤr den nach dem Ebenbilde GOttes erſchaffnen Menſchen fuͤr eine unan- ſtaͤndige Sache, wenn er ſich zwar aͤuſſerlich reinlich haͤlt, ja putzet und ſchmuͤcket; aber der Seelen nach den unreinen Hunden und Saͤuen gleich iſt! c. Der Dienſt der Suͤnden ſoll einem billig ver- leidet werden, nicht allein durch die Unſeligkeit, welche er nach ſich ziehet, ſondern auch durch die Unflaͤtigkeit, darinn er beſtehet. Denn welcher Menſch hat nicht auch natuͤrlicher Weiſe einen Abſcheu vor einer Miſtpfuͤtze, daß er ſich darinn herum waͤltzen wolte? Daß aber der Menſch einen ſolchen Unflat an der Wohl- luſt nicht erkennet, das zeiget ſein groſſes Ver- derben an. d. Da die unreinen Geiſter ſo gern in die Saͤue gefahren ſind Matth. 8, 31. Was iſt es Wun- der, daß ſie die ſaͤuiſchen Welt-Menſchen beherrſchen, und geiſtlicher Weiſe beſi- tzen? e. Glaͤubige und GOtt getreulich ergebene See- len ſeyn, als die reine Braut des Lammes, die ihre Kleider helle gewaſchen in ſeinem Blute Off. 7, 14. aus Hohel. Sal. 5, 3. Jch habe meine Fuͤſſe (meine Seele) gewaſchen, wie ſoll ich ſie wieder beſudeln? 5. Es ſind die letztern fuͤnf Verſe dieſes Ca- pitels von groſſem Gewichte, und liegen darinnen folgende Haupt-Lehren: a. Die von der wahren Erleuchtung und ihrer eigentlichen Beſchaffenheit. b. Die vom wahren Glauben und ſeiner leben- digen und thaͤtigen Kraft. c. Die von der wahren Heiligung: und zwar nach dieſen beyden Haupt-Stuͤcken, die da ſind: α. Das von der wahren und falſchen Frey- heit. β. Das von der beſtaͤndigen Beharrung in dem Laufe der Erneuerung, und von der Gefahr des Ruͤckfalls. d. Die von den eigentlichen Kennzeichen eines wahren und guten Lehrers. Welche Ma- terien werth ſind, daß ſie nach Anleitung des bisher erklaͤrten Textes beſonders abgehandelt werden. Welches denn in moͤglichſter Kuͤrtze geſchehen ſoll. Die erſte Haupt-Lehre/ Von Der wahren Erleuchtung. I. Die wahre Erleuchtung des Ver- ſtandes iſt mit der Heiligung des Wil- lens unaufloͤßlich und dergeſtalt ver- knuͤpfet, daß ſie ohne dieſe nicht geſchehen iſt, noch geſchehen kan. Dieſen Satz er- weiſe ich erſtlich aus dem Texte: als welcher uns davon einen gedoppelten Grund an die Hand giebet: a. Jn den Worten: Sie ſind entflohen dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heylandes JEſu Chriſti. Da wir ſehen, was die wahre Erleuchtung, oder die daher entſtehende Erkenntniß GOttes mit ſich bringet, und bey ſich hat; nemlich die Heiligung. Wolte man dagegen einwenden und ſagen, die Erkenntniß ziehe die Heiligung erſt nach ſich, als eine Frucht, ſo iſt dieſes zwar wahr, was den mehrern Wachsthum in der Heiligung betrift; welcher nicht weniger durch die Erkenntniß befordert wird, als er ſelbſt zur Vermehrung der Erkenntniß dienet, nach Roͤm. 12, 2. u. ſ. w. Allein daraus folget nicht, daß die Erleuchtung ſich in rechter Ordnung anheben laſſe ohne alle Heiligung. Denn von andern Gruͤnden, welche dieſer falſchen Mey- nung entgegen ſtehen, itzo nicht zu ſagen, ſo giebt ſolches die Bekehrung der erſten Chriſten nicht zu: als von welchen wir keine Spur fin- den, daß ſie erſtlich waͤren wahrhaftig erleuchtet und nachhero erſt geheiliget worden. Son- dern beydes geſchahe zuſammen. Denn wenn die Apoſtel ihre Predigt anhuben, ſo gingen ſie bey der Information von der Chriſtlichen Re- ligion ſofort auf die Ordnung der Buſſe. Ob nun gleich manche zur buchſtaͤblichen Erkennt- niß K k k k 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/629>, abgerufen am 22.11.2024.