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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 4. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] get, daß die Verfolgung der Gläubigen
unter der Huren wird vorhergehen, und
die unter dem Thier wird darauf folgen.
Ja wir schliessen daraus noch mehr, daß
die Seelen unter dem Altar, welche im
fünften Siegel um Rache schreyen, unter
dem Regiment der Huren sind erwürget
worden: Diejenige aber, von welchen da-
selbst Erwehnung geschicht, daß sie auch
noch dazu kommen solten, unter dem Re-
giment des Thieres, dessen Zeit wir bald
suchen wollen, die Märter-Crone em-
pfangen werden.
Ferner wird §. 17. nach
Off. 11, 2. Die Zutretung der heiligen Stadt,
welche von den Heyden geschehen und 42. Mon-
den währen soll, in das Regiment des Thie-
res gesetzet.
Und §. 21. heißt es unter andern:
Da nun die Vertilgung des Thieres mit
dem sechsten Siegel, der siebenden Posau-
ne, und den sieben Zorn-Schalen, in wel-
chen lauter Gericht und Unruhe gewesen,
zu Ende lauffet, wie wir oben §. 18. 19. ge-
sehen, so bleibet nichts mehr übrig als daß
wir die 1000. Jahre zu der halbstündigen
Stille im Himmel, in dem siebenden Sie-
gel
c. 8, 1. rechnen, woselbst wegen der Bin-
dung des Satans Ruhe und Stille seyn
wird.
u. f. Die Offenb. 3, 10. verkündigte
Stunde der allgemeinen Versuchung wird
§. 74. auch gar recht in die noch künftige Zeit des
Thieres gesetzet. Conf. §. 92. 93.

7. Sonderlich gehöret hieher der §. 142.
da der Herr Auctor das geistliche Babylon
nicht allein dem Regimente der Hure, sondern
auch der Herrschaft des Thiers zuschreibet, und
daher einen gedoppelten Fall Babels sta-
tuiret,
und spricht: Der erste, da Babel
fallen wird in dem Regiment der Huren
nach
c. 14, 8. und c. 18, 2. der andere, da es
fallen wird in dem Regiment des Thieres,
nach
c. 16, 19. Und ferner §. 143. Das geistli-
che Babylon ist demnach eine solche Regi-
ments-Verfassung, da man sich in geistli-
chen Dingen eine
absolute Herrschaft über
die gantze Christenheit anmaßet, und alle
dieselben, die sich hier widersetzen, verfol-
get und gäntzlich zu verderben trachtet.
Diese
Characteres werden wir nun nicht al-
lein an der Huren
c. 17, 2. 3. 6. sondern auch
c. 13, 7. 8. 15. an dem Thiere gewahr: und
bestehet also das geistliche Babylon an sich
selbst, so wohl unter dem Regiment der Hu-
ren, als des Thieres: nur daß es erst fallen
wird, in seinem ersten Oberhaupt der Hu-
ren; und hernach wird es auch fallen in
dem Thier; und damit wird denn Baby-
lon völlig seine Endschaft erreichen.
Jst
nun aber dem also, wer könte denn daran zweif-
feln, daß das apocalyptische Thier, nebst dem
Römischen Kirchen-Regimente, der eigentlich-
ste Antichrist sey, und Paulus 2 Thess. 2. nebst
jenem sonderlich auf das Thier gesehen habe?
Man conferire ferner §. 153. auch 155. da ge-
zeiget wird, daß wir das Regiment des Thie-
[Spaltenumbruch] res noch nicht haben,
und es also noch erst
offenbaret werden muß. Jmgleichen §. 157. da
der Ort 2 Thess. 2, 9. 10. von dem Thiere und
falschen Propheten erkläret wird. Und §. 158.
sind vor andern folgende Worte merckwürdig:
Was unter dem Pabst zehnfach böses ge-
wesen ist, das wird unter dem Regiment
des Thieres hundertfach ärger seyn.
Son-
derlich aber sind alhier zu erwegen die §. 159.
160. und 161. da es unter andern in Verglei-
chung des Reichs Pharaonis und des Thieres
heißt: Die Regierungs-Art des Thieres
wird unter andern
c. 11, 8. ein geistliches
Aegypten genennet. Das Thier ist der
Pharao in diesem Aegypten. Denn es will
auch nicht wissen, daß es noch einen HErrn
im Himmel über sich habe, sondern fodert
von den geistlichen Jsraeliten einen unein-
geschränckten Gehorsam, nicht allein in
äusserlichen Dingen, sondern auch in Reli-
gions- und Gewissens-Sachen. Gleichwol
wird GOTT seine Jsraeliten aus diesem
Aegypten durch grosse Gerichte heraus füh-
ren.
u. s. w.

8. Dieses alles, und was noch sonst dazu
gehöret, halte ich für eine gar richtige Einsicht
von dem apocalyptischen Thiere. Dabey ich
nun folgende Fragen stelle, und sie des in Pro-
phetischen Schriften geübten Lesers eigener Be-
urtheilung überlasse:

a. Ob nicht diejenige Beschreibung, welche sich
bey dem Daniel c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c. 11,
36-39. und Off. c. 13. auch zum Theil c. 17-
19. von dem kleinen Horn, oder also genan-
ten Danielischen und Apocalyptischen
Thiere,
befindet, sehr genau mit der Vorstel-
lung, welche Paulus alhier, nemlich 2 Thess. 2.
von dem Menschen der Sünden, dem Kind
des Verderbens,
und von dem sich über al-
les erhebenden Wiederwärtigen, machet,

aufs genaueste harmonire?
b. Ob nicht dieser Wiederwärtige Christo
also entgegen stehe, wie die Off. 17. beschrie-
bene Babylonische Hure der Braut des
Lammes, oder Christi, entgegen gesetzet ist?
c. Ob nicht der Widerwärtige eben um deßwil-
len den Namen des Antichrists im eigent-
lichsten Verstande verdiene? Und ob nicht das
Wort antikeimenos in der That eben so viel sey,
als antikhrisos? sintemal die Widersetzlichkeit
nur wider Christum und seine geistliche Braut,
die wahre Kirche, gehet.
d. Ob nicht der selige Lutherus in der Anmer-
ckung über Dan. 11, 36. den unter dem Vor-
bilde des Antiochi Epiphanis vorgestelleten
antikeimenon, den über alles sich erhebenden
Widersacher Christi den Endechrist, oder
Antichrist, nenne? Und ob nicht unsere The-
ologi,
wenn sie in ihren Systematibus und
Compendiis Theologiae von dem grossen
Antichrist
handeln, insonderheit dazu auch
die Oerter Dan. 11, 36-39. und Off. 13. an-
führen, und damit in der That selbst zugeben,
daß das daselbst beschriebene apocalyptische
Thier
H 2

Cap. 2. v. 4. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] get, daß die Verfolgung der Glaͤubigen
unter der Huren wird vorhergehen, und
die unter dem Thier wird darauf folgen.
Ja wir ſchlieſſen daraus noch mehr, daß
die Seelen unter dem Altar, welche im
fuͤnften Siegel um Rache ſchreyen, unter
dem Regiment der Huren ſind erwuͤrget
worden: Diejenige aber, von welchen da-
ſelbſt Erwehnung geſchicht, daß ſie auch
noch dazu kommen ſolten, unter dem Re-
giment des Thieres, deſſen Zeit wir bald
ſuchen wollen, die Maͤrter-Crone em-
pfangen werden.
Ferner wird §. 17. nach
Off. 11, 2. Die Zutretung der heiligen Stadt,
welche von den Heyden geſchehen und 42. Mon-
den waͤhren ſoll, in das Regiment des Thie-
res geſetzet.
Und §. 21. heißt es unter andern:
Da nun die Vertilgung des Thieres mit
dem ſechſten Siegel, der ſiebenden Poſau-
ne, und den ſieben Zorn-Schalen, in wel-
chen lauter Gericht und Unruhe geweſen,
zu Ende lauffet, wie wir oben §. 18. 19. ge-
ſehen, ſo bleibet nichts mehr uͤbrig als daß
wir die 1000. Jahre zu der halbſtuͤndigen
Stille im Himmel, in dem ſiebenden Sie-
gel
c. 8, 1. rechnen, woſelbſt wegen der Bin-
dung des Satans Ruhe und Stille ſeyn
wird.
u. f. Die Offenb. 3, 10. verkuͤndigte
Stunde der allgemeinen Verſuchung wird
§. 74. auch gar recht in die noch kuͤnftige Zeit des
Thieres geſetzet. Conf. §. 92. 93.

7. Sonderlich gehoͤret hieher der §. 142.
da der Herr Auctor das geiſtliche Babylon
nicht allein dem Regimente der Hure, ſondern
auch der Herrſchaft des Thiers zuſchreibet, und
daher einen gedoppelten Fall Babels ſta-
tuiret,
und ſpricht: Der erſte, da Babel
fallen wird in dem Regiment der Huren
nach
c. 14, 8. und c. 18, 2. der andere, da es
fallen wird in dem Regiment des Thieres,
nach
c. 16, 19. Und ferner §. 143. Das geiſtli-
che Babylon iſt demnach eine ſolche Regi-
ments-Verfaſſung, da man ſich in geiſtli-
chen Dingen eine
abſolute Herrſchaft uͤber
die gantze Chriſtenheit anmaßet, und alle
dieſelben, die ſich hier widerſetzen, verfol-
get und gaͤntzlich zu verderben trachtet.
Dieſe
Characteres werden wir nun nicht al-
lein an der Huren
c. 17, 2. 3. 6. ſondern auch
c. 13, 7. 8. 15. an dem Thiere gewahr: und
beſtehet alſo das geiſtliche Babylon an ſich
ſelbſt, ſo wohl unter dem Regiment der Hu-
ren, als des Thieres: nur daß es erſt fallen
wird, in ſeinem erſten Oberhaupt der Hu-
ren; und hernach wird es auch fallen in
dem Thier; und damit wird denn Baby-
lon voͤllig ſeine Endſchaft erreichen.
Jſt
nun aber dem alſo, wer koͤnte denn daran zweif-
feln, daß das apocalyptiſche Thier, nebſt dem
Roͤmiſchen Kirchen-Regimente, der eigentlich-
ſte Antichriſt ſey, und Paulus 2 Theſſ. 2. nebſt
jenem ſonderlich auf das Thier geſehen habe?
Man conferire ferner §. 153. auch 155. da ge-
zeiget wird, daß wir das Regiment des Thie-
[Spaltenumbruch] res noch nicht haben,
und es alſo noch erſt
offenbaret werden muß. Jmgleichen §. 157. da
der Ort 2 Theſſ. 2, 9. 10. von dem Thiere und
falſchen Propheten erklaͤret wird. Und §. 158.
ſind vor andern folgende Worte merckwuͤrdig:
Was unter dem Pabſt zehnfach boͤſes ge-
weſen iſt, das wird unter dem Regiment
des Thieres hundertfach aͤrger ſeyn.
Son-
derlich aber ſind alhier zu erwegen die §. 159.
160. und 161. da es unter andern in Verglei-
chung des Reichs Pharaonis und des Thieres
heißt: Die Regierungs-Art des Thieres
wird unter andern
c. 11, 8. ein geiſtliches
Aegypten genennet. Das Thier iſt der
Pharao in dieſem Aegypten. Denn es will
auch nicht wiſſen, daß es noch einen HErrn
im Himmel uͤber ſich habe, ſondern fodert
von den geiſtlichen Jſraeliten einen unein-
geſchraͤnckten Gehorſam, nicht allein in
aͤuſſerlichen Dingen, ſondern auch in Reli-
gions- und Gewiſſens-Sachen. Gleichwol
wird GOTT ſeine Jſraeliten aus dieſem
Aegypten durch groſſe Gerichte heraus fuͤh-
ren.
u. ſ. w.

8. Dieſes alles, und was noch ſonſt dazu
gehoͤret, halte ich fuͤr eine gar richtige Einſicht
von dem apocalyptiſchen Thiere. Dabey ich
nun folgende Fragen ſtelle, und ſie des in Pro-
phetiſchen Schriften geuͤbten Leſers eigener Be-
urtheilung uͤberlaſſe:

a. Ob nicht diejenige Beſchreibung, welche ſich
bey dem Daniel c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c. 11,
36-39. und Off. c. 13. auch zum Theil c. 17-
19. von dem kleinen Horn, oder alſo genan-
ten Danieliſchen und Apocalyptiſchen
Thiere,
befindet, ſehr genau mit der Vorſtel-
lung, welche Paulus alhier, nemlich 2 Theſſ. 2.
von dem Menſchen der Suͤnden, dem Kind
des Verderbens,
und von dem ſich uͤber al-
les erhebenden Wiederwaͤrtigen, machet,

aufs genaueſte harmonire?
b. Ob nicht dieſer Wiederwaͤrtige Chriſto
alſo entgegen ſtehe, wie die Off. 17. beſchrie-
bene Babyloniſche Hure der Braut des
Lammes, oder Chriſti, entgegen geſetzet iſt?
c. Ob nicht der Widerwaͤrtige eben um deßwil-
len den Namen des Antichriſts im eigent-
lichſten Verſtande verdiene? Und ob nicht das
Wort ἀντικέιμενος in der That eben ſo viel ſey,
als ἀντίχριςος? ſintemal die Widerſetzlichkeit
nur wider Chriſtum und ſeine geiſtliche Braut,
die wahre Kirche, gehet.
d. Ob nicht der ſelige Lutherus in der Anmer-
ckung uͤber Dan. 11, 36. den unter dem Vor-
bilde des Antiochi Epiphanis vorgeſtelleten
ἀντικείμενον, den uͤber alles ſich erhebenden
Widerſacher Chriſti den Endechriſt, oder
Antichriſt, nenne? Und ob nicht unſere The-
ologi,
wenn ſie in ihren Syſtematibus und
Compendiis Theologiæ von dem groſſen
Antichriſt
handeln, inſonderheit dazu auch
die Oerter Dan. 11, 36-39. und Off. 13. an-
fuͤhren, und damit in der That ſelbſt zugeben,
daß das daſelbſt beſchriebene apocalyptiſche
Thier
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[59/0061] Cap. 2. v. 4. an die Theſſalonicher. get, daß die Verfolgung der Glaͤubigen unter der Huren wird vorhergehen, und die unter dem Thier wird darauf folgen. Ja wir ſchlieſſen daraus noch mehr, daß die Seelen unter dem Altar, welche im fuͤnften Siegel um Rache ſchreyen, unter dem Regiment der Huren ſind erwuͤrget worden: Diejenige aber, von welchen da- ſelbſt Erwehnung geſchicht, daß ſie auch noch dazu kommen ſolten, unter dem Re- giment des Thieres, deſſen Zeit wir bald ſuchen wollen, die Maͤrter-Crone em- pfangen werden. Ferner wird §. 17. nach Off. 11, 2. Die Zutretung der heiligen Stadt, welche von den Heyden geſchehen und 42. Mon- den waͤhren ſoll, in das Regiment des Thie- res geſetzet. Und §. 21. heißt es unter andern: Da nun die Vertilgung des Thieres mit dem ſechſten Siegel, der ſiebenden Poſau- ne, und den ſieben Zorn-Schalen, in wel- chen lauter Gericht und Unruhe geweſen, zu Ende lauffet, wie wir oben §. 18. 19. ge- ſehen, ſo bleibet nichts mehr uͤbrig als daß wir die 1000. Jahre zu der halbſtuͤndigen Stille im Himmel, in dem ſiebenden Sie- gel c. 8, 1. rechnen, woſelbſt wegen der Bin- dung des Satans Ruhe und Stille ſeyn wird. u. f. Die Offenb. 3, 10. verkuͤndigte Stunde der allgemeinen Verſuchung wird §. 74. auch gar recht in die noch kuͤnftige Zeit des Thieres geſetzet. Conf. §. 92. 93. 7. Sonderlich gehoͤret hieher der §. 142. da der Herr Auctor das geiſtliche Babylon nicht allein dem Regimente der Hure, ſondern auch der Herrſchaft des Thiers zuſchreibet, und daher einen gedoppelten Fall Babels ſta- tuiret, und ſpricht: Der erſte, da Babel fallen wird in dem Regiment der Huren nach c. 14, 8. und c. 18, 2. der andere, da es fallen wird in dem Regiment des Thieres, nach c. 16, 19. Und ferner §. 143. Das geiſtli- che Babylon iſt demnach eine ſolche Regi- ments-Verfaſſung, da man ſich in geiſtli- chen Dingen eine abſolute Herrſchaft uͤber die gantze Chriſtenheit anmaßet, und alle dieſelben, die ſich hier widerſetzen, verfol- get und gaͤntzlich zu verderben trachtet. Dieſe Characteres werden wir nun nicht al- lein an der Huren c. 17, 2. 3. 6. ſondern auch c. 13, 7. 8. 15. an dem Thiere gewahr: und beſtehet alſo das geiſtliche Babylon an ſich ſelbſt, ſo wohl unter dem Regiment der Hu- ren, als des Thieres: nur daß es erſt fallen wird, in ſeinem erſten Oberhaupt der Hu- ren; und hernach wird es auch fallen in dem Thier; und damit wird denn Baby- lon voͤllig ſeine Endſchaft erreichen. Jſt nun aber dem alſo, wer koͤnte denn daran zweif- feln, daß das apocalyptiſche Thier, nebſt dem Roͤmiſchen Kirchen-Regimente, der eigentlich- ſte Antichriſt ſey, und Paulus 2 Theſſ. 2. nebſt jenem ſonderlich auf das Thier geſehen habe? Man conferire ferner §. 153. auch 155. da ge- zeiget wird, daß wir das Regiment des Thie- res noch nicht haben, und es alſo noch erſt offenbaret werden muß. Jmgleichen §. 157. da der Ort 2 Theſſ. 2, 9. 10. von dem Thiere und falſchen Propheten erklaͤret wird. Und §. 158. ſind vor andern folgende Worte merckwuͤrdig: Was unter dem Pabſt zehnfach boͤſes ge- weſen iſt, das wird unter dem Regiment des Thieres hundertfach aͤrger ſeyn. Son- derlich aber ſind alhier zu erwegen die §. 159. 160. und 161. da es unter andern in Verglei- chung des Reichs Pharaonis und des Thieres heißt: Die Regierungs-Art des Thieres wird unter andern c. 11, 8. ein geiſtliches Aegypten genennet. Das Thier iſt der Pharao in dieſem Aegypten. Denn es will auch nicht wiſſen, daß es noch einen HErrn im Himmel uͤber ſich habe, ſondern fodert von den geiſtlichen Jſraeliten einen unein- geſchraͤnckten Gehorſam, nicht allein in aͤuſſerlichen Dingen, ſondern auch in Reli- gions- und Gewiſſens-Sachen. Gleichwol wird GOTT ſeine Jſraeliten aus dieſem Aegypten durch groſſe Gerichte heraus fuͤh- ren. u. ſ. w. 8. Dieſes alles, und was noch ſonſt dazu gehoͤret, halte ich fuͤr eine gar richtige Einſicht von dem apocalyptiſchen Thiere. Dabey ich nun folgende Fragen ſtelle, und ſie des in Pro- phetiſchen Schriften geuͤbten Leſers eigener Be- urtheilung uͤberlaſſe: a. Ob nicht diejenige Beſchreibung, welche ſich bey dem Daniel c. 7, 8. 11. 20. 21. 24. 25. c. 11, 36-39. und Off. c. 13. auch zum Theil c. 17- 19. von dem kleinen Horn, oder alſo genan- ten Danieliſchen und Apocalyptiſchen Thiere, befindet, ſehr genau mit der Vorſtel- lung, welche Paulus alhier, nemlich 2 Theſſ. 2. von dem Menſchen der Suͤnden, dem Kind des Verderbens, und von dem ſich uͤber al- les erhebenden Wiederwaͤrtigen, machet, aufs genaueſte harmonire? b. Ob nicht dieſer Wiederwaͤrtige Chriſto alſo entgegen ſtehe, wie die Off. 17. beſchrie- bene Babyloniſche Hure der Braut des Lammes, oder Chriſti, entgegen geſetzet iſt? c. Ob nicht der Widerwaͤrtige eben um deßwil- len den Namen des Antichriſts im eigent- lichſten Verſtande verdiene? Und ob nicht das Wort ἀντικέιμενος in der That eben ſo viel ſey, als ἀντίχριςος? ſintemal die Widerſetzlichkeit nur wider Chriſtum und ſeine geiſtliche Braut, die wahre Kirche, gehet. d. Ob nicht der ſelige Lutherus in der Anmer- ckung uͤber Dan. 11, 36. den unter dem Vor- bilde des Antiochi Epiphanis vorgeſtelleten ἀντικείμενον, den uͤber alles ſich erhebenden Widerſacher Chriſti den Endechriſt, oder Antichriſt, nenne? Und ob nicht unſere The- ologi, wenn ſie in ihren Syſtematibus und Compendiis Theologiæ von dem groſſen Antichriſt handeln, inſonderheit dazu auch die Oerter Dan. 11, 36-39. und Off. 13. an- fuͤhren, und damit in der That ſelbſt zugeben, daß das daſelbſt beſchriebene apocalyptiſche Thier H 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/61>, abgerufen am 23.11.2024.