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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 1.
Das Andere Capitel,
Darinnen
Der Apostel mit mehrern anzeiget, daß, wie ehemals in
der Judischen Kirche geschehen sey/ sich auch in der Christlichen viele falsche
Propheten zur Verführung finden würden/ zum theil auch schon hervor ge-
kommen wären: welche er denn/ damit man sich davor
hüten könne/ mit mehrern be-
schreibet.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

ES waren aber (ausser den itzo
gedachten heiligen Menschen GOt-
tes) auch falsche Propheten
unter dem Volcke: wie auch
unter euch seyn werden falsche
Lehrer, die neben einführen werden ver-
derbliche Secten und verleugnen den
HErrn, der sie erkaufet hat, und über sich
selbst führen ein schnell Verdammniß.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung der Materie dieses
Capitels mit der vorhergehenden ist gantz deut-
lich. Denn nachdem der Apostel der wahren
Propheten und ihres vesten evangelischen Worts
gedacht hat, so erläutert er solches mit dem Ge-
gensatze von den falschen Lehrern und ihrer ver-
führischen Lehre; welche in der christlichen Kir-
che bereits aufgestanden waren und noch in meh-
rer Anzahl aufstehen würden. Welche Anzei-
gung eine ernstliche Warnung zum Zweck hat.

2. Es ist zwar höchlich zu bedauren, daß der
Verfall der Kirche im alten und neuen Testamen-
te sich unter andern sonderlich auch bey dem Lehr-
Stande so gar mercklich hervorgethan hat, und
noch hervor thut: eben deßwegen aber, daß es
vorher verkündiget worden, so ist dadurch dem Aer-
gerniß vorgebauet, damit man sich nicht zu sehr,
oder also daran stossen soll, daß man entweder
die Kirche Christi selbst, oder doch darinnen das
Lehramt deßwegen verächtlich halte, oder sich
durch der Lehrer ihre irrige Anführung und böses
Exempel mit hinreissen lasse.

3. Die falschen Propheten des Judischen
Volcks waren von zweyerley Art: einige, die
gar groben und offenbaren, welche die Leute
von dem wahren GOtt zur Abgötterey verführe-
ten: andere, die verdecktere, welche zwar bey der
Bekenntniß der den Juden geoffenbahreten wah-
ren Religion blieben, und sich daher von der gro-
ben Abgötterey enthielten, aber das Volck doch
sonst auf mancherley Art verführeten. Von bey-
derley Gattungen sehe man unter andern 5. B.
Mos. 13, 1. u. f. c. 18, 20. u. f. Jer. 23, 13. 14. u. s.
w. am letztern Orte heißt es: zwar bey den
Propheten zu Samaria
(erster Gattung)
[Spaltenumbruch] sahe ich Thorheit, daß sie weissagten durch
Baal, und verführeten mein Volck Jsra-
el: aber bey den Propheten zu Jerusa-
lem sehe ich Greuel, wie sie ehebrechen und
gehen mit Lügen um, und stärcken die
Boshaftigen, aufdaß sich ja niemand be-
kehre von seiner Bosheit
u. f. zu dieser letz-
tern Gattung der falschen Propheten gehöreten
auch die übrigen fleischlich gesinneten Lehrer aus
den Priestern und Leviten, welche den Rath GOt-
tes von der Seligkeit nicht lauterlich vortrugen,
sondern auf mancherley Art verkehreten. Da-
rum es am angeführten Orte v. 11. heißt: beyde
Priester und Propheten sind Schälcke,
und finde auch in meinem Hause ihre Bos-
heit, spricht der HErr.

4. Weil der Apostel die falschen Propheten
des alten Testaments mit den falschen Lehrern
des neuen Testaments vergleichet, diese aber äus-
serliche Glieder der Kirche sind und an der christli-
chen Religion halten, aber also, daß sie dabey we-
der den Grund noch die Ordnung des Heyls un-
verkehret lassen: so ist leichtlich zu erachten, daß
er durch jene auch eigentlich die von der andern
Gattung verstehe; als welche auch die gemeine-
sten waren, und wider welche die Straf-
Predigten GOTTES durch die wahren
Propheten eigentlich, oder doch am meisten, ge-
richtet sind. Die fürnehmsten Kennzeichen die-
ser falschen Propheten waren folgende:

a. Der Mangel der göttlichen Salbung, Be-
rufung und Sendung, und dagegen das eige-
ne laufen Jer. 23, 21.
b. Ein irdischer Sinn mit einem theils heuchle-
rischen, theils ärgerlichen Leben. Jes. 56, 9,
10, 11. u. s. w.
c. Der falsche Ruhm von der wahren Ortho-
doxi
e und Religion, da es hieß: hier ist des
HErrn Tempel! hier ist des HERRN
Tempel!
Jer. 7, 4.
d. Die gesuchte falsche Ruhe in dem Le-
vitischen GOttes-Dienste,
ohne den innern
Dienst GOttes im Geiste und in der Wahr-
heit. ibid.
e. Die Verstattung alles sündlichen Wesens
und dabey die fälschliche Tröstungen Ezech.
13, 3. 10. u. f. da es hieß: Friede! Friede!
und
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 1.
Das Andere Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel mit mehrern anzeiget, daß, wie ehemals in
der Judiſchen Kirche geſchehen ſey/ ſich auch in der Chriſtlichen viele falſche
Propheten zur Verfuͤhrung finden wuͤrden/ zum theil auch ſchon hervor ge-
kommen waͤren: welche er denn/ damit man ſich davor
huͤten koͤnne/ mit mehrern be-
ſchreibet.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

ES waren aber (auſſer den itzo
gedachten heiligen Menſchen GOt-
tes) auch falſche Propheten
unter dem Volcke: wie auch
unter euch ſeyn werden falſche
Lehrer, die neben einfuͤhren werden ver-
derbliche Secten und verleugnen den
HErrn, der ſie erkaufet hat, und uͤber ſich
ſelbſt fuͤhren ein ſchnell Verdammniß.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung der Materie dieſes
Capitels mit der vorhergehenden iſt gantz deut-
lich. Denn nachdem der Apoſtel der wahren
Propheten und ihres veſten evangeliſchen Worts
gedacht hat, ſo erlaͤutert er ſolches mit dem Ge-
genſatze von den falſchen Lehrern und ihrer ver-
fuͤhriſchen Lehre; welche in der chriſtlichen Kir-
che bereits aufgeſtanden waren und noch in meh-
rer Anzahl aufſtehen wuͤrden. Welche Anzei-
gung eine ernſtliche Warnung zum Zweck hat.

2. Es iſt zwar hoͤchlich zu bedauren, daß der
Verfall der Kirche im alten und neuen Teſtamen-
te ſich unter andern ſonderlich auch bey dem Lehr-
Stande ſo gar mercklich hervorgethan hat, und
noch hervor thut: eben deßwegen aber, daß es
vorher verkuͤndiget woꝛden, ſo iſt dadurch dem Aer-
gerniß vorgebauet, damit man ſich nicht zu ſehr,
oder alſo daran ſtoſſen ſoll, daß man entweder
die Kirche Chriſti ſelbſt, oder doch darinnen das
Lehramt deßwegen veraͤchtlich halte, oder ſich
durch der Lehrer ihre irrige Anfuͤhrung und boͤſes
Exempel mit hinreiſſen laſſe.

3. Die falſchen Propheten des Judiſchen
Volcks waren von zweyerley Art: einige, die
gar groben und offenbaren, welche die Leute
von dem wahren GOtt zur Abgoͤtterey verfuͤhre-
ten: andere, die verdecktere, welche zwar bey der
Bekenntniß der den Juden geoffenbahreten wah-
ren Religion blieben, und ſich daher von der gro-
ben Abgoͤtterey enthielten, aber das Volck doch
ſonſt auf mancherley Art verfuͤhreten. Von bey-
derley Gattungen ſehe man unter andern 5. B.
Moſ. 13, 1. u. f. c. 18, 20. u. f. Jer. 23, 13. 14. u. ſ.
w. am letztern Orte heißt es: zwar bey den
Propheten zu Samaria
(erſter Gattung)
[Spaltenumbruch] ſahe ich Thorheit, daß ſie weiſſagten durch
Baal, und verfuͤhreten mein Volck Jſra-
el: aber bey den Propheten zu Jeruſa-
lem ſehe ich Greuel, wie ſie ehebrechen und
gehen mit Luͤgen um, und ſtaͤrcken die
Boshaftigen, aufdaß ſich ja niemand be-
kehre von ſeiner Bosheit
u. f. zu dieſer letz-
tern Gattung der falſchen Propheten gehoͤreten
auch die uͤbrigen fleiſchlich geſinneten Lehrer aus
den Prieſtern und Leviten, welche den Rath GOt-
tes von der Seligkeit nicht lauterlich vortrugen,
ſondern auf mancherley Art verkehreten. Da-
rum es am angefuͤhrten Orte v. 11. heißt: beyde
Prieſter und Propheten ſind Schaͤlcke,
und finde auch in meinem Hauſe ihre Bos-
heit, ſpricht der HErr.

4. Weil der Apoſtel die falſchen Propheten
des alten Teſtaments mit den falſchen Lehrern
des neuen Teſtaments vergleichet, dieſe aber aͤuſ-
ſerliche Glieder der Kirche ſind und an der chriſtli-
chen Religion halten, aber alſo, daß ſie dabey we-
der den Grund noch die Ordnung des Heyls un-
verkehret laſſen: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß
er durch jene auch eigentlich die von der andern
Gattung verſtehe; als welche auch die gemeine-
ſten waren, und wider welche die Straf-
Predigten GOTTES durch die wahren
Propheten eigentlich, oder doch am meiſten, ge-
richtet ſind. Die fuͤrnehmſten Kennzeichen die-
ſer falſchen Propheten waren folgende:

a. Der Mangel der goͤttlichen Salbung, Be-
rufung und Sendung, und dagegen das eige-
ne laufen Jer. 23, 21.
b. Ein irdiſcher Sinn mit einem theils heuchle-
riſchen, theils aͤrgerlichen Leben. Jeſ. 56, 9,
10, 11. u. ſ. w.
c. Der falſche Ruhm von der wahren Ortho-
doxi
e und Religion, da es hieß: hier iſt des
HErrn Tempel! hier iſt des HERRN
Tempel!
Jer. 7, 4.
d. Die geſuchte falſche Ruhe in dem Le-
vitiſchen GOttes-Dienſte,
ohne den innern
Dienſt GOttes im Geiſte und in der Wahr-
heit. ibid.
e. Die Verſtattung alles ſuͤndlichen Weſens
und dabey die faͤlſchliche Troͤſtungen Ezech.
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[606/0608] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 1. Das Andere Capitel, Darinnen Der Apoſtel mit mehrern anzeiget, daß, wie ehemals in der Judiſchen Kirche geſchehen ſey/ ſich auch in der Chriſtlichen viele falſche Propheten zur Verfuͤhrung finden wuͤrden/ zum theil auch ſchon hervor ge- kommen waͤren: welche er denn/ damit man ſich davor huͤten koͤnne/ mit mehrern be- ſchreibet. V. 1. ES waren aber (auſſer den itzo gedachten heiligen Menſchen GOt- tes) auch falſche Propheten unter dem Volcke: wie auch unter euch ſeyn werden falſche Lehrer, die neben einfuͤhren werden ver- derbliche Secten und verleugnen den HErrn, der ſie erkaufet hat, und uͤber ſich ſelbſt fuͤhren ein ſchnell Verdammniß. Anmerckungen. 1. Die Verbindung der Materie dieſes Capitels mit der vorhergehenden iſt gantz deut- lich. Denn nachdem der Apoſtel der wahren Propheten und ihres veſten evangeliſchen Worts gedacht hat, ſo erlaͤutert er ſolches mit dem Ge- genſatze von den falſchen Lehrern und ihrer ver- fuͤhriſchen Lehre; welche in der chriſtlichen Kir- che bereits aufgeſtanden waren und noch in meh- rer Anzahl aufſtehen wuͤrden. Welche Anzei- gung eine ernſtliche Warnung zum Zweck hat. 2. Es iſt zwar hoͤchlich zu bedauren, daß der Verfall der Kirche im alten und neuen Teſtamen- te ſich unter andern ſonderlich auch bey dem Lehr- Stande ſo gar mercklich hervorgethan hat, und noch hervor thut: eben deßwegen aber, daß es vorher verkuͤndiget woꝛden, ſo iſt dadurch dem Aer- gerniß vorgebauet, damit man ſich nicht zu ſehr, oder alſo daran ſtoſſen ſoll, daß man entweder die Kirche Chriſti ſelbſt, oder doch darinnen das Lehramt deßwegen veraͤchtlich halte, oder ſich durch der Lehrer ihre irrige Anfuͤhrung und boͤſes Exempel mit hinreiſſen laſſe. 3. Die falſchen Propheten des Judiſchen Volcks waren von zweyerley Art: einige, die gar groben und offenbaren, welche die Leute von dem wahren GOtt zur Abgoͤtterey verfuͤhre- ten: andere, die verdecktere, welche zwar bey der Bekenntniß der den Juden geoffenbahreten wah- ren Religion blieben, und ſich daher von der gro- ben Abgoͤtterey enthielten, aber das Volck doch ſonſt auf mancherley Art verfuͤhreten. Von bey- derley Gattungen ſehe man unter andern 5. B. Moſ. 13, 1. u. f. c. 18, 20. u. f. Jer. 23, 13. 14. u. ſ. w. am letztern Orte heißt es: zwar bey den Propheten zu Samaria (erſter Gattung) ſahe ich Thorheit, daß ſie weiſſagten durch Baal, und verfuͤhreten mein Volck Jſra- el: aber bey den Propheten zu Jeruſa- lem ſehe ich Greuel, wie ſie ehebrechen und gehen mit Luͤgen um, und ſtaͤrcken die Boshaftigen, aufdaß ſich ja niemand be- kehre von ſeiner Bosheit u. f. zu dieſer letz- tern Gattung der falſchen Propheten gehoͤreten auch die uͤbrigen fleiſchlich geſinneten Lehrer aus den Prieſtern und Leviten, welche den Rath GOt- tes von der Seligkeit nicht lauterlich vortrugen, ſondern auf mancherley Art verkehreten. Da- rum es am angefuͤhrten Orte v. 11. heißt: beyde Prieſter und Propheten ſind Schaͤlcke, und finde auch in meinem Hauſe ihre Bos- heit, ſpricht der HErr. 4. Weil der Apoſtel die falſchen Propheten des alten Teſtaments mit den falſchen Lehrern des neuen Teſtaments vergleichet, dieſe aber aͤuſ- ſerliche Glieder der Kirche ſind und an der chriſtli- chen Religion halten, aber alſo, daß ſie dabey we- der den Grund noch die Ordnung des Heyls un- verkehret laſſen: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß er durch jene auch eigentlich die von der andern Gattung verſtehe; als welche auch die gemeine- ſten waren, und wider welche die Straf- Predigten GOTTES durch die wahren Propheten eigentlich, oder doch am meiſten, ge- richtet ſind. Die fuͤrnehmſten Kennzeichen die- ſer falſchen Propheten waren folgende: a. Der Mangel der goͤttlichen Salbung, Be- rufung und Sendung, und dagegen das eige- ne laufen Jer. 23, 21. b. Ein irdiſcher Sinn mit einem theils heuchle- riſchen, theils aͤrgerlichen Leben. Jeſ. 56, 9, 10, 11. u. ſ. w. c. Der falſche Ruhm von der wahren Ortho- doxie und Religion, da es hieß: hier iſt des HErrn Tempel! hier iſt des HERRN Tempel! Jer. 7, 4. d. Die geſuchte falſche Ruhe in dem Le- vitiſchen GOttes-Dienſte, ohne den innern Dienſt GOttes im Geiſte und in der Wahr- heit. ibid. e. Die Verſtattung alles ſuͤndlichen Weſens und dabey die faͤlſchliche Troͤſtungen Ezech. 13, 3. 10. u. f. da es hieß: Friede! Friede! und

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/608>, abgerufen am 25.11.2024.