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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 15. 16. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] sie das, was sie an und von ihren Lehrern gutes
gesehen und gehöret haben, sich zu einem bestän-
digen und dazu thätigen Andencken dienen lassen.
Dahin auch die Ermahnung Pauli gehet, wenn
er Hebr. 13, 7. spricht: Gedencket an eure
Lehrer, die euch das Wort GOttes gesaget
haben: welcher Ende schauet an, und fol-
get ihrem Glauben nach.

V. 16.

Denn wir (ich und die übrigen Apostel)
haben nicht den klugen Fabeln (ausgeklügel-
ten Menschen-Satzungen und menschlichen Ein-
fällen) gefolget, da wir euch kund gethan
haben die Kraft und Zukunft
(sowol die erste,
als die andere, und noch künftige) unsers HErrn
JEsu Christi, sondern wir haben seine
Herrlichkeit gesehen
(auf dem Berge, als er
verkläret wurde.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit
dem vorhergehenden ist diese: Nachdem der
Apostel bezeuget hatte, daß er den Gläubigen nach
seinem Abschiede ein gesegnetes Andencken von
der ihnen vorgetragenen Lehre hinterlassen wolle,
so nimmt er die Ursache dieses Vorhabens her
von der Wahrheit, Wichtigkeit und Gewißheit
derselben, und beziehet sich dabey auf das, was er
selbst an und von Christo gesehen und gehöret
hatte.

2. Fabeln heissen alhier allerhand irrige
und dabey, wenn man sie recht erweget, thörichte
Lehren; sonderlich solche, welche bey der jüdi-
schen Nation in einer falschen und kabbalisti-
schen Theologia, und auch in allerhand Men-
schen-Satzungen bestunden: dabey auch ein
Mischmasch aus der Heydnischen Philosophie
sich funde. Welcher fabelhaften Theologie,
oder vielmehr Mataeologie sonderlich die also
genannten Gnostici ergeben waren, und sie für
Geheimnisse ausgaben; darinnen aber eine rechte
Tiefe des Satans war, nach Off. 2, 24. Wie
sehr Paulus davor warnet, das sehe man sonder-
lich 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20. 2 Tim. 2, 16.
Tit. 1, 14. c. 3, 9.

3. Diese Fabeln nennet der Apostel seso-
phismenous muthous, das ist, gleichsam ausgeklügelte
und mit argem Witze ersonnene; weil sie den
Schein der Weisheit annahmen, auch mit ge-
künstelten und hochtrabenden Worten vorgetra-
gen wurden. Dabey man ausser den angeführ-
ten folgende Oerter zu conferiren hat Col. 2,
18, 23. Röm. 16, [1]8.

4. Solchen Fabeln war Petrus nicht al-
lein nicht gefolget, sondern er hatte sie auch bey
Gelegenheit entdecket, und davor gewarnet.
Welches das Amt eines rechtschaffnen Leh-
rers ist.

5. Eine Art der ausgeklügelten Fabeln ist
es, wenn man das Evangelium von Christo mit
allerhand, theils ausgekünstelten Eintheilungen
und Sinnbildern, theils eitelen und unwahren
Historien und allem deme, wodurch die Ohren
unbekehrter Menschen belustiget werden, vorträ-
[Spaltenumbruch] get. Welches mit der Kraft, Lauterkeit und
Einfalt des Evangelii nicht bestehen kan.

6. Das Wort parousia, heißt eigentlich
eine Gegenwart. Wenn nun von Chri-
sto und von seiner nach angenommener menschli-
chen Natur erwiesenen, oder noch zu erweisenden
leiblichen und sichtbaren Gegenwart die Rede ist,
so wird damit zugleich seine Zukunft verstanden;
als wodurch er solche Gegenwart erwiesen hat
und noch künftig erweisen wird.

7. Da nun die Zukunft Christi billig unter-
schieden wird in die erste, da er ist ins Fleisch ge-
kommen, und in die andere, wenn er wird zum
Gericht kommen, und der Apostel von der Zu-
kunft Christi insgemein redet, so verstehet man
seine Worte auch billig von beyderley Zukunft:
sintemal eine ohne die andere weder an sich ist,
noch auch ist vorgetragen worden. Und ist denn
auch gleich nicht eben der beyden zu einer Zeit ge-
dacht, so ist doch die eine Lehre ohne die andere
nicht eingeschärfet und angenommen worden.

8. Daß der Apostel auf die erste Zukunft
sehe, erkennet man daraus, daß er sich auf das
Haupt-Stücke seiner Predigt von Christo be-
ziehet, welche in der Verkündigung seiner Mensch-
werdung bestunde sonderlich bey denen, welche
ihn ausserhalb des jüdischen Landes im Fleische
nicht gesehen hatten, und doch glaubten 1 Ep. c.
1, 8. Und darauf gehet auch der Context, wenn er
dabey derjenigen Herrlichkeit gedencket, welche er
nach der ersten Zukunft bey seiner damaligen sicht-
baren Gegenwart in der Verklärung empfangen
hat. Er hat aber dabey auch so vielmehr mit
auf die andere Zukunft gesehen, so vielweniger sich
eine Lehre von der andern trennen liesse, und so
viel nöthiger es war, gegen die Spötter, welche
die letztere Zukunft Christi in Zweifel zogen c. 3,
3. 4. auch diese mit widerholtem Zeugniß zu be-
kräftigen. Welches, nachdem es alhier nur
überhaupt mit solchen Worten geschehen war,
er hernach c. 3. mit mehrern vorstellet.

9. Wenn er nun solcher gestalt der Zukunft
Christi gedencket, so verstehet er dabey alles
das, was auf die erste erfolget ist, nemlich das
gantze Werck der Erlösung, und was mit der
letzten verknüpfet seyn wird, als die Auferste-
hung der Todten und das Welt-Gericht.

10. Zu beyderley Zukunft schicket sich nun
gar wohl das Wort Kraft. Denn gleichwie
Christus seine erste Zukunft und Gegenwart da-
mit gar kräftig erwiesen hat, daß er das Reich
des Teufels zerstöret, und so viele Seelen durch
die Predigt des Evangelii, die, wie auch Chri-
stus selber, daher die Kraft GOttes heißt,
Röm. 1, 16. 1 Cor. 1, 24. bekehret und die Wahr-
heit seiner himmlischen Sendung und Lehre mit
soviel Wunderwercken bestätiget hat: so wird er
solche seine göttliche Kraft und Macht bey der
Zukunft zum Gericht noch viel herrlicher erwei-
sen.

11. Es hatte aber Petrus den Gläubigen
die Kraft Christi auf eben solche Art verkündiget,
wie Paulus, das ist, mit Beweisung des Gei-
stes und der Kraft
an den Seelen der Men-
schen: wie wir aus seiner ersten Predigt nach der

Him-
F f f f 3

Cap. 1. v. 15. 16. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ſie das, was ſie an und von ihren Lehrern gutes
geſehen und gehoͤret haben, ſich zu einem beſtaͤn-
digen und dazu thaͤtigen Andencken dienen laſſen.
Dahin auch die Ermahnung Pauli gehet, wenn
er Hebr. 13, 7. ſpricht: Gedencket an eure
Lehrer, die euch das Wort GOttes geſaget
haben: welcher Ende ſchauet an, und fol-
get ihrem Glauben nach.

V. 16.

Denn wir (ich und die uͤbrigen Apoſtel)
haben nicht den klugen Fabeln (ausgekluͤgel-
ten Menſchen-Satzungen und menſchlichen Ein-
faͤllen) gefolget, da wir euch kund gethan
haben die Kraft und Zukunft
(ſowol die erſte,
als die andere, und noch kuͤnftige) unſers HErrn
JEſu Chriſti, ſondern wir haben ſeine
Herrlichkeit geſehen
(auf dem Berge, als er
verklaͤret wurde.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit
dem vorhergehenden iſt dieſe: Nachdem der
Apoſtel bezeuget hatte, daß er den Glaͤubigen nach
ſeinem Abſchiede ein geſegnetes Andencken von
der ihnen vorgetragenen Lehre hinterlaſſen wolle,
ſo nimmt er die Urſache dieſes Vorhabens her
von der Wahrheit, Wichtigkeit und Gewißheit
derſelben, und beziehet ſich dabey auf das, was er
ſelbſt an und von Chriſto geſehen und gehoͤret
hatte.

2. Fabeln heiſſen alhier allerhand irrige
und dabey, wenn man ſie recht erweget, thoͤrichte
Lehren; ſonderlich ſolche, welche bey der juͤdi-
ſchen Nation in einer falſchen und kabbaliſti-
ſchen Theologia, und auch in allerhand Men-
ſchen-Satzungen beſtunden: dabey auch ein
Miſchmaſch aus der Heydniſchen Philoſophie
ſich funde. Welcher fabelhaften Theologie,
oder vielmehr Matæologie ſonderlich die alſo
genannten Gnoſtici ergeben waren, und ſie fuͤr
Geheimniſſe ausgaben; darinnen aber eine rechte
Tiefe des Satans war, nach Off. 2, 24. Wie
ſehr Paulus davor warnet, das ſehe man ſonder-
lich 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20. 2 Tim. 2, 16.
Tit. 1, 14. c. 3, 9.

3. Dieſe Fabeln nennet der Apoſtel σεσο-
φισμένους μύϑους, das iſt, gleichſam ausgekluͤgelte
und mit argem Witze erſonnene; weil ſie den
Schein der Weisheit annahmen, auch mit ge-
kuͤnſtelten und hochtrabenden Worten vorgetra-
gen wurden. Dabey man auſſer den angefuͤhr-
ten folgende Oerter zu conferiren hat Col. 2,
18, 23. Roͤm. 16, [1]8.

4. Solchen Fabeln war Petrus nicht al-
lein nicht gefolget, ſondern er hatte ſie auch bey
Gelegenheit entdecket, und davor gewarnet.
Welches das Amt eines rechtſchaffnen Leh-
rers iſt.

5. Eine Art der ausgekluͤgelten Fabeln iſt
es, wenn man das Evangelium von Chriſto mit
allerhand, theils ausgekuͤnſtelten Eintheilungen
und Sinnbildern, theils eitelen und unwahren
Hiſtorien und allem deme, wodurch die Ohren
unbekehrter Menſchen beluſtiget werden, vortraͤ-
[Spaltenumbruch] get. Welches mit der Kraft, Lauterkeit und
Einfalt des Evangelii nicht beſtehen kan.

6. Das Wort παρουσία, heißt eigentlich
eine Gegenwart. Wenn nun von Chri-
ſto und von ſeiner nach angenommener menſchli-
chen Natur erwieſenen, oder noch zu erweiſenden
leiblichen und ſichtbaren Gegenwart die Rede iſt,
ſo wird damit zugleich ſeine Zukunft verſtanden;
als wodurch er ſolche Gegenwart erwieſen hat
und noch kuͤnftig erweiſen wird.

7. Da nun die Zukunft Chriſti billig unter-
ſchieden wird in die erſte, da er iſt ins Fleiſch ge-
kommen, und in die andere, wenn er wird zum
Gericht kommen, und der Apoſtel von der Zu-
kunft Chriſti insgemein redet, ſo verſtehet man
ſeine Worte auch billig von beyderley Zukunft:
ſintemal eine ohne die andere weder an ſich iſt,
noch auch iſt vorgetragen worden. Und iſt denn
auch gleich nicht eben der beyden zu einer Zeit ge-
dacht, ſo iſt doch die eine Lehre ohne die andere
nicht eingeſchaͤrfet und angenommen worden.

8. Daß der Apoſtel auf die erſte Zukunft
ſehe, erkennet man daraus, daß er ſich auf das
Haupt-Stuͤcke ſeiner Predigt von Chriſto be-
ziehet, welche in der Verkuͤndigung ſeiner Menſch-
werdung beſtunde ſonderlich bey denen, welche
ihn auſſerhalb des juͤdiſchen Landes im Fleiſche
nicht geſehen hatten, und doch glaubten 1 Ep. c.
1, 8. Und darauf gehet auch der Context, wenn er
dabey derjenigen Herrlichkeit gedencket, welche er
nach der erſten Zukunft bey ſeiner damaligen ſicht-
baren Gegenwart in der Verklaͤrung empfangen
hat. Er hat aber dabey auch ſo vielmehr mit
auf die andere Zukunft geſehen, ſo vielweniger ſich
eine Lehre von der andern trennen lieſſe, und ſo
viel noͤthiger es war, gegen die Spoͤtter, welche
die letztere Zukunft Chriſti in Zweifel zogen c. 3,
3. 4. auch dieſe mit widerholtem Zeugniß zu be-
kraͤftigen. Welches, nachdem es alhier nur
uͤberhaupt mit ſolchen Worten geſchehen war,
er hernach c. 3. mit mehrern vorſtellet.

9. Wenn er nun ſolcher geſtalt der Zukunft
Chriſti gedencket, ſo verſtehet er dabey alles
das, was auf die erſte erfolget iſt, nemlich das
gantze Werck der Erloͤſung, und was mit der
letzten verknuͤpfet ſeyn wird, als die Auferſte-
hung der Todten und das Welt-Gericht.

10. Zu beyderley Zukunft ſchicket ſich nun
gar wohl das Wort Kraft. Denn gleichwie
Chriſtus ſeine erſte Zukunft und Gegenwart da-
mit gar kraͤftig erwieſen hat, daß er das Reich
des Teufels zerſtoͤret, und ſo viele Seelen durch
die Predigt des Evangelii, die, wie auch Chri-
ſtus ſelber, daher die Kraft GOttes heißt,
Roͤm. 1, 16. 1 Cor. 1, 24. bekehret und die Wahr-
heit ſeiner himmliſchen Sendung und Lehre mit
ſoviel Wunderwercken beſtaͤtiget hat: ſo wird er
ſolche ſeine goͤttliche Kraft und Macht bey der
Zukunft zum Gericht noch viel herrlicher erwei-
ſen.

11. Es hatte aber Petrus den Glaͤubigen
die Kraft Chriſti auf eben ſolche Art verkuͤndiget,
wie Paulus, das iſt, mit Beweiſung des Gei-
ſtes und der Kraft
an den Seelen der Men-
ſchen: wie wir aus ſeiner erſten Predigt nach der

Him-
F f f f 3
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[597/0599] Cap. 1. v. 15. 16. des andern Briefes Petri. ſie das, was ſie an und von ihren Lehrern gutes geſehen und gehoͤret haben, ſich zu einem beſtaͤn- digen und dazu thaͤtigen Andencken dienen laſſen. Dahin auch die Ermahnung Pauli gehet, wenn er Hebr. 13, 7. ſpricht: Gedencket an eure Lehrer, die euch das Wort GOttes geſaget haben: welcher Ende ſchauet an, und fol- get ihrem Glauben nach. V. 16. Denn wir (ich und die uͤbrigen Apoſtel) haben nicht den klugen Fabeln (ausgekluͤgel- ten Menſchen-Satzungen und menſchlichen Ein- faͤllen) gefolget, da wir euch kund gethan haben die Kraft und Zukunft (ſowol die erſte, als die andere, und noch kuͤnftige) unſers HErrn JEſu Chriſti, ſondern wir haben ſeine Herrlichkeit geſehen (auf dem Berge, als er verklaͤret wurde.) Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden iſt dieſe: Nachdem der Apoſtel bezeuget hatte, daß er den Glaͤubigen nach ſeinem Abſchiede ein geſegnetes Andencken von der ihnen vorgetragenen Lehre hinterlaſſen wolle, ſo nimmt er die Urſache dieſes Vorhabens her von der Wahrheit, Wichtigkeit und Gewißheit derſelben, und beziehet ſich dabey auf das, was er ſelbſt an und von Chriſto geſehen und gehoͤret hatte. 2. Fabeln heiſſen alhier allerhand irrige und dabey, wenn man ſie recht erweget, thoͤrichte Lehren; ſonderlich ſolche, welche bey der juͤdi- ſchen Nation in einer falſchen und kabbaliſti- ſchen Theologia, und auch in allerhand Men- ſchen-Satzungen beſtunden: dabey auch ein Miſchmaſch aus der Heydniſchen Philoſophie ſich funde. Welcher fabelhaften Theologie, oder vielmehr Matæologie ſonderlich die alſo genannten Gnoſtici ergeben waren, und ſie fuͤr Geheimniſſe ausgaben; darinnen aber eine rechte Tiefe des Satans war, nach Off. 2, 24. Wie ſehr Paulus davor warnet, das ſehe man ſonder- lich 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20. 2 Tim. 2, 16. Tit. 1, 14. c. 3, 9. 3. Dieſe Fabeln nennet der Apoſtel σεσο- φισμένους μύϑους, das iſt, gleichſam ausgekluͤgelte und mit argem Witze erſonnene; weil ſie den Schein der Weisheit annahmen, auch mit ge- kuͤnſtelten und hochtrabenden Worten vorgetra- gen wurden. Dabey man auſſer den angefuͤhr- ten folgende Oerter zu conferiren hat Col. 2, 18, 23. Roͤm. 16, 18. 4. Solchen Fabeln war Petrus nicht al- lein nicht gefolget, ſondern er hatte ſie auch bey Gelegenheit entdecket, und davor gewarnet. Welches das Amt eines rechtſchaffnen Leh- rers iſt. 5. Eine Art der ausgekluͤgelten Fabeln iſt es, wenn man das Evangelium von Chriſto mit allerhand, theils ausgekuͤnſtelten Eintheilungen und Sinnbildern, theils eitelen und unwahren Hiſtorien und allem deme, wodurch die Ohren unbekehrter Menſchen beluſtiget werden, vortraͤ- get. Welches mit der Kraft, Lauterkeit und Einfalt des Evangelii nicht beſtehen kan. 6. Das Wort παρουσία, heißt eigentlich eine Gegenwart. Wenn nun von Chri- ſto und von ſeiner nach angenommener menſchli- chen Natur erwieſenen, oder noch zu erweiſenden leiblichen und ſichtbaren Gegenwart die Rede iſt, ſo wird damit zugleich ſeine Zukunft verſtanden; als wodurch er ſolche Gegenwart erwieſen hat und noch kuͤnftig erweiſen wird. 7. Da nun die Zukunft Chriſti billig unter- ſchieden wird in die erſte, da er iſt ins Fleiſch ge- kommen, und in die andere, wenn er wird zum Gericht kommen, und der Apoſtel von der Zu- kunft Chriſti insgemein redet, ſo verſtehet man ſeine Worte auch billig von beyderley Zukunft: ſintemal eine ohne die andere weder an ſich iſt, noch auch iſt vorgetragen worden. Und iſt denn auch gleich nicht eben der beyden zu einer Zeit ge- dacht, ſo iſt doch die eine Lehre ohne die andere nicht eingeſchaͤrfet und angenommen worden. 8. Daß der Apoſtel auf die erſte Zukunft ſehe, erkennet man daraus, daß er ſich auf das Haupt-Stuͤcke ſeiner Predigt von Chriſto be- ziehet, welche in der Verkuͤndigung ſeiner Menſch- werdung beſtunde ſonderlich bey denen, welche ihn auſſerhalb des juͤdiſchen Landes im Fleiſche nicht geſehen hatten, und doch glaubten 1 Ep. c. 1, 8. Und darauf gehet auch der Context, wenn er dabey derjenigen Herrlichkeit gedencket, welche er nach der erſten Zukunft bey ſeiner damaligen ſicht- baren Gegenwart in der Verklaͤrung empfangen hat. Er hat aber dabey auch ſo vielmehr mit auf die andere Zukunft geſehen, ſo vielweniger ſich eine Lehre von der andern trennen lieſſe, und ſo viel noͤthiger es war, gegen die Spoͤtter, welche die letztere Zukunft Chriſti in Zweifel zogen c. 3, 3. 4. auch dieſe mit widerholtem Zeugniß zu be- kraͤftigen. Welches, nachdem es alhier nur uͤberhaupt mit ſolchen Worten geſchehen war, er hernach c. 3. mit mehrern vorſtellet. 9. Wenn er nun ſolcher geſtalt der Zukunft Chriſti gedencket, ſo verſtehet er dabey alles das, was auf die erſte erfolget iſt, nemlich das gantze Werck der Erloͤſung, und was mit der letzten verknuͤpfet ſeyn wird, als die Auferſte- hung der Todten und das Welt-Gericht. 10. Zu beyderley Zukunft ſchicket ſich nun gar wohl das Wort Kraft. Denn gleichwie Chriſtus ſeine erſte Zukunft und Gegenwart da- mit gar kraͤftig erwieſen hat, daß er das Reich des Teufels zerſtoͤret, und ſo viele Seelen durch die Predigt des Evangelii, die, wie auch Chri- ſtus ſelber, daher die Kraft GOttes heißt, Roͤm. 1, 16. 1 Cor. 1, 24. bekehret und die Wahr- heit ſeiner himmliſchen Sendung und Lehre mit ſoviel Wunderwercken beſtaͤtiget hat: ſo wird er ſolche ſeine goͤttliche Kraft und Macht bey der Zukunft zum Gericht noch viel herrlicher erwei- ſen. 11. Es hatte aber Petrus den Glaͤubigen die Kraft Chriſti auf eben ſolche Art verkuͤndiget, wie Paulus, das iſt, mit Beweiſung des Gei- ſtes und der Kraft an den Seelen der Men- ſchen: wie wir aus ſeiner erſten Predigt nach der Him- F f f f 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/599>, abgerufen am 22.11.2024.