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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 13-15.
[Spaltenumbruch] Welt, als Fremdlinge und Krieges-Leute ha-
ben, welche an statt der beständigen Häuser im
Felde sich der Hütten bedienen. 2 Cor. 5, 1. heißt
der Leib das irdische Haus der Hütten, das
zerbrochen wird, darauf wir einen Bau haben
von GOTT erbauet. Siehe den Lateinischen
Commentarium p. 623. u. f.

2. Ob gleich der Leib ein edles Geschöpfe
GOttes ist; so kömmt es doch bey der menschli-
chen Natur hauptsächlich auf die Seele an, so
gar daß, wie sonst, also auch alhier, die Benen-
nung eigentlich davon gemachet wird, wenn Pe-
trus saget: Jch bin in der Hütte: da er sich
von der Hütte des Leibes unterscheidet.

3. Man hat demnach den Leib zwar um sein
selbst, und fürnemlich um GOttes willen, dessen
Geschöpfe er ist, vor aller Verwahrlosung wohl in
acht zu nehmen; iedoch aber fürnemlich der un-
sterblichen Seele Wohlfahrt in der Ordnung des
Heyls zu besorgen: als davon auch das Wohl-
seyn des Leibes zur Heiligung im Reiche der Gna-
den und zur Verklärung im Reiche der Herrlich-
keit dependiret.

4. O wie gut ist es, wenn es zum Sterben
kömmt, daß man mit Petro nicht allein weiß, man
habe eine unsterbliche Seele, sondern darinnen
auch im Glauben eine theure Beylage, welche mit
der zerbrechlichen Hütte nicht verschüttet wird
und verloren gehet, sondern ihr in GOTT zur
Seligkeit gereichet.

5. Da Petrus diesen Brief im Alter schrieb,
so war auch natürlicher Weise sein Ende nicht
weit mehr; daß er also von einer baldigen Able-
gung der Hütten wohl sagen konte. Und hierzu
ist vermuthlich noch eine besondere Anzeigung ge-
kommen. Damit denn ist bekräftiget worden,
was unser Heyland ihm von seinem gewaltsamen
Tode in seinen jüngern Jahren verkündiget hatte,
da er Joh. 21, 18. 19. zu ihm sprach: Wahrlich,
wahrlich, ich sage dir, da du jünger wa-
rest, gürtetest du dich selbst, und wan-
deltest, wo du hin woltest. Wenn du
aber alt wirst, wirst du deine Hände aus-
strecken, und ein ander wird dich gürten,

(binden) und führen, (zuvorderst ins Gefängniß
und darauf zum Tode) wo du (natürlicher
Weise) nicht hin wilt (aber doch durch meine
Gnaden-Kraft nach erkanntem Geheimnisse des
Creutzes gerne gehen wirst.) Das sagte er aber
zu deuten, mit welchem Tode er GOtt prei-
sen würde.

6. GOtt thut zwar einigen Menschen die
ausserordentliche Gnade, obgleich nicht durch
eine unmittelbare Offenbarung, doch durch einen
besondern Eindruck ins Gemüth, daß sie die Zeit
ihres Abschiedes also benennen können, daß es
zutrift. Weil wir aber hiervon keine Verheis-
sung haben, so ist es so viel nöthiger, daß wir uns
allezeit zu unserm Ende bereit halten.

7. Manchen kömmt der Tod nicht allein
bald, das ist früher, als Petro, oder noch weit
vor dem Alter, sondern auch schnell, ehe man es
sich versiehet. Darum hat man so vielmehr Ur-
sache, daß man seiner allezeit wohl wahrnehme,
und sich keine Rechnung auf ein langes Leben ma-
[Spaltenumbruch] che. Und wo ist auch ein langes Leben? was
sind siebenzig, oder achtzig Jahre gegen das tau-
sendjährige Alter der Leute vor der Sündfluth:
welches doch auch vorlängst schon wie ein Strom
dahin gegangen ist; und sich in das unendliche
Meer der Ewigkeit ergossen hat.

8. Petro die Art und die Zeit seines Todes,
vermöge einer allwissenden Vorhersehung, vorher
sagen, war ein Zeichen der wahren Gottheit
Christi: welche zu bezeichnen Petrus ihn auch
JEsum, das ist, einen Seligmacher, und un-
sern HErrn,
das ist, den grossen Jehovah nennet
und verehret.

9. Gleichwie die gewisse Vorhersehung
und Verkündigung zukünftiger Dinge, und zwar
solcher, welche nach keiner Nothwendigkeit ge-
schehen, sondern von der Menschen ihrem freyen
Willen dependiren, als die Ertödtung Petri
war, ein Beweis ist von der Gottheit Christi:
also ist es ein herrlicher Erweis von der Existentz
GOttes, daß zwo ihrem Wesen nach gantz unter-
schiedene Substantzen, Leib und Seele, in der al-
lergenauesten Vereinigung eine Person ausma-
chen; sintemal es offenbar ist, daß so wenig sie
von sich selbst sind, so wenig sie sich auch selbst zu
solcher Vereinigung und gemeinschaftlicher
Wirckung haben selbst verordnen können.

10. Wuste Petrus von der Ablegung seiner
sterblichen Hütte, so wuste er auch von derselben
Widerannehmung durch die Auferstehung von
den Todten. Welches ihn ohn Zweifel im
Glauben nicht wenig zur Freudigkeit im Tode er-
muntert hat, und noch itzo und allezeit einen ieden
Gläubigen ermuntern kan.

V. 15.

Jch will aber Fleiß thun (und zwar
sonderlich durch diesen an euch geschriebenen
Brief) daß ihr allenthalben (auch bis an euer
seliges Ende) habet nach meinem Abschiede
solches im Gedächtniß zu halten
(also wie es
die verba memoriae, die Worte, die auf eine
Wissenschaft und Gedächtniß gehen, mit sich
bringen, nemlich daß man der im frischen Anden-
cken liegenden Sache dem Affecte nach mit
wircklicher Ubung getreulich nachkomme.)

Anmerckungen.

1. Wenn ein Lehrer mercket, daß sein Ab-
schied herzunahet, so thut er wohl, wenn er sich
seiner Gemeine so viel ernstlicher annimmt, und
dahin siehet, daß er ihr nach seinem Tode einen
gesegneten Eindruck lasse.

2. Gleichwie von einem fleischlich gesinne-
ten Lehrer, der die Gemeine geärgert hat, die Aer-
gernisse noch nach seinem Tode bleiben und zur
Verleitung wircken: also ist das Verhalten ei-
nes rechtschaffnen Seelen-Hirten so gesegnet,
daß er auch noch nach seinem Abschiede andere er-
bauet. Daß auch noch nach meinem Ende diese
meine geringe schriftliche Arbeit bey vielen im
Segen seyn und bleiben werde und möge, ist mei-
ne Hoffnung und Wunsch zu GOtt.

3. Zuhörer haben dagegen auch leichtlich
zu erkennen, was ihre Pflicht sey, nemlich, daß

sie

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 13-15.
[Spaltenumbruch] Welt, als Fremdlinge und Krieges-Leute ha-
ben, welche an ſtatt der beſtaͤndigen Haͤuſer im
Felde ſich der Huͤtten bedienen. 2 Cor. 5, 1. heißt
der Leib das irdiſche Haus der Huͤtten, das
zerbrochen wird, darauf wir einen Bau haben
von GOTT erbauet. Siehe den Lateiniſchen
Commentarium p. 623. u. f.

2. Ob gleich der Leib ein edles Geſchoͤpfe
GOttes iſt; ſo koͤmmt es doch bey der menſchli-
chen Natur hauptſaͤchlich auf die Seele an, ſo
gar daß, wie ſonſt, alſo auch alhier, die Benen-
nung eigentlich davon gemachet wird, wenn Pe-
trus ſaget: Jch bin in der Huͤtte: da er ſich
von der Huͤtte des Leibes unterſcheidet.

3. Man hat demnach den Leib zwar um ſein
ſelbſt, und fuͤrnemlich um GOttes willen, deſſen
Geſchoͤpfe er iſt, vor aller Verwahrloſung wohl in
acht zu nehmen; iedoch aber fuͤrnemlich der un-
ſterblichen Seele Wohlfahrt in der Ordnung des
Heyls zu beſorgen: als davon auch das Wohl-
ſeyn des Leibes zur Heiligung im Reiche der Gna-
den und zur Verklaͤrung im Reiche der Herrlich-
keit dependiret.

4. O wie gut iſt es, wenn es zum Sterben
koͤmmt, daß man mit Petro nicht allein weiß, man
habe eine unſterbliche Seele, ſondern darinnen
auch im Glauben eine theure Beylage, welche mit
der zerbrechlichen Huͤtte nicht verſchuͤttet wird
und verloren gehet, ſondern ihr in GOTT zur
Seligkeit gereichet.

5. Da Petrus dieſen Brief im Alter ſchrieb,
ſo war auch natuͤrlicher Weiſe ſein Ende nicht
weit mehr; daß er alſo von einer baldigen Able-
gung der Huͤtten wohl ſagen konte. Und hierzu
iſt vermuthlich noch eine beſondere Anzeigung ge-
kommen. Damit denn iſt bekraͤftiget worden,
was unſer Heyland ihm von ſeinem gewaltſamen
Tode in ſeinen juͤngern Jahren verkuͤndiget hatte,
da er Joh. 21, 18. 19. zu ihm ſprach: Wahrlich,
wahrlich, ich ſage dir, da du juͤnger wa-
reſt, guͤrteteſt du dich ſelbſt, und wan-
delteſt, wo du hin wolteſt. Wenn du
aber alt wirſt, wirſt du deine Haͤnde aus-
ſtrecken, und ein ander wird dich guͤrten,

(binden) und fuͤhren, (zuvorderſt ins Gefaͤngniß
und darauf zum Tode) wo du (natuͤrlicher
Weiſe) nicht hin wilt (aber doch durch meine
Gnaden-Kraft nach erkanntem Geheimniſſe des
Creutzes gerne gehen wirſt.) Das ſagte er aber
zu deuten, mit welchem Tode er GOtt prei-
ſen wuͤrde.

6. GOtt thut zwar einigen Menſchen die
auſſerordentliche Gnade, obgleich nicht durch
eine unmittelbare Offenbarung, doch durch einen
beſondern Eindruck ins Gemuͤth, daß ſie die Zeit
ihres Abſchiedes alſo benennen koͤnnen, daß es
zutrift. Weil wir aber hiervon keine Verheiſ-
ſung haben, ſo iſt es ſo viel noͤthiger, daß wir uns
allezeit zu unſerm Ende bereit halten.

7. Manchen koͤmmt der Tod nicht allein
bald, das iſt fruͤher, als Petro, oder noch weit
vor dem Alter, ſondern auch ſchnell, ehe man es
ſich verſiehet. Darum hat man ſo vielmehr Ur-
ſache, daß man ſeiner allezeit wohl wahrnehme,
und ſich keine Rechnung auf ein langes Leben ma-
[Spaltenumbruch] che. Und wo iſt auch ein langes Leben? was
ſind ſiebenzig, oder achtzig Jahre gegen das tau-
ſendjaͤhrige Alter der Leute vor der Suͤndfluth:
welches doch auch vorlaͤngſt ſchon wie ein Strom
dahin gegangen iſt; und ſich in das unendliche
Meer der Ewigkeit ergoſſen hat.

8. Petro die Art und die Zeit ſeines Todes,
vermoͤge einer allwiſſenden Vorherſehung, vorher
ſagen, war ein Zeichen der wahren Gottheit
Chriſti: welche zu bezeichnen Petrus ihn auch
JEſum, das iſt, einen Seligmacher, und un-
ſern HErrn,
das iſt, den groſſen Jehovah nennet
und verehret.

9. Gleichwie die gewiſſe Vorherſehung
und Verkuͤndigung zukuͤnftiger Dinge, und zwar
ſolcher, welche nach keiner Nothwendigkeit ge-
ſchehen, ſondern von der Menſchen ihrem freyen
Willen dependiren, als die Ertoͤdtung Petri
war, ein Beweis iſt von der Gottheit Chriſti:
alſo iſt es ein herrlicher Erweis von der Exiſtentz
GOttes, daß zwo ihrem Weſen nach gantz unter-
ſchiedene Subſtantzen, Leib und Seele, in der al-
lergenaueſten Vereinigung eine Perſon ausma-
chen; ſintemal es offenbar iſt, daß ſo wenig ſie
von ſich ſelbſt ſind, ſo wenig ſie ſich auch ſelbſt zu
ſolcher Vereinigung und gemeinſchaftlicher
Wirckung haben ſelbſt verordnen koͤnnen.

10. Wuſte Petrus von der Ablegung ſeiner
ſterblichen Huͤtte, ſo wuſte er auch von derſelben
Widerannehmung durch die Auferſtehung von
den Todten. Welches ihn ohn Zweifel im
Glauben nicht wenig zur Freudigkeit im Tode er-
muntert hat, und noch itzo und allezeit einen ieden
Glaͤubigen ermuntern kan.

V. 15.

Jch will aber Fleiß thun (und zwar
ſonderlich durch dieſen an euch geſchriebenen
Brief) daß ihr allenthalben (auch bis an euer
ſeliges Ende) habet nach meinem Abſchiede
ſolches im Gedaͤchtniß zu halten
(alſo wie es
die verba memoriæ, die Worte, die auf eine
Wiſſenſchaft und Gedaͤchtniß gehen, mit ſich
bringen, nemlich daß man der im friſchen Anden-
cken liegenden Sache dem Affecte nach mit
wircklicher Ubung getreulich nachkomme.)

Anmerckungen.

1. Wenn ein Lehrer mercket, daß ſein Ab-
ſchied herzunahet, ſo thut er wohl, wenn er ſich
ſeiner Gemeine ſo viel ernſtlicher annimmt, und
dahin ſiehet, daß er ihr nach ſeinem Tode einen
geſegneten Eindruck laſſe.

2. Gleichwie von einem fleiſchlich geſinne-
ten Lehrer, der die Gemeine geaͤrgert hat, die Aer-
gerniſſe noch nach ſeinem Tode bleiben und zur
Verleitung wircken: alſo iſt das Verhalten ei-
nes rechtſchaffnen Seelen-Hirten ſo geſegnet,
daß er auch noch nach ſeinem Abſchiede andere er-
bauet. Daß auch noch nach meinem Ende dieſe
meine geringe ſchriftliche Arbeit bey vielen im
Segen ſeyn und bleiben werde und moͤge, iſt mei-
ne Hoffnung und Wunſch zu GOtt.

3. Zuhoͤrer haben dagegen auch leichtlich
zu erkennen, was ihre Pflicht ſey, nemlich, daß

ſie
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[596/0598] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 13-15. Welt, als Fremdlinge und Krieges-Leute ha- ben, welche an ſtatt der beſtaͤndigen Haͤuſer im Felde ſich der Huͤtten bedienen. 2 Cor. 5, 1. heißt der Leib das irdiſche Haus der Huͤtten, das zerbrochen wird, darauf wir einen Bau haben von GOTT erbauet. Siehe den Lateiniſchen Commentarium p. 623. u. f. 2. Ob gleich der Leib ein edles Geſchoͤpfe GOttes iſt; ſo koͤmmt es doch bey der menſchli- chen Natur hauptſaͤchlich auf die Seele an, ſo gar daß, wie ſonſt, alſo auch alhier, die Benen- nung eigentlich davon gemachet wird, wenn Pe- trus ſaget: Jch bin in der Huͤtte: da er ſich von der Huͤtte des Leibes unterſcheidet. 3. Man hat demnach den Leib zwar um ſein ſelbſt, und fuͤrnemlich um GOttes willen, deſſen Geſchoͤpfe er iſt, vor aller Verwahrloſung wohl in acht zu nehmen; iedoch aber fuͤrnemlich der un- ſterblichen Seele Wohlfahrt in der Ordnung des Heyls zu beſorgen: als davon auch das Wohl- ſeyn des Leibes zur Heiligung im Reiche der Gna- den und zur Verklaͤrung im Reiche der Herrlich- keit dependiret. 4. O wie gut iſt es, wenn es zum Sterben koͤmmt, daß man mit Petro nicht allein weiß, man habe eine unſterbliche Seele, ſondern darinnen auch im Glauben eine theure Beylage, welche mit der zerbrechlichen Huͤtte nicht verſchuͤttet wird und verloren gehet, ſondern ihr in GOTT zur Seligkeit gereichet. 5. Da Petrus dieſen Brief im Alter ſchrieb, ſo war auch natuͤrlicher Weiſe ſein Ende nicht weit mehr; daß er alſo von einer baldigen Able- gung der Huͤtten wohl ſagen konte. Und hierzu iſt vermuthlich noch eine beſondere Anzeigung ge- kommen. Damit denn iſt bekraͤftiget worden, was unſer Heyland ihm von ſeinem gewaltſamen Tode in ſeinen juͤngern Jahren verkuͤndiget hatte, da er Joh. 21, 18. 19. zu ihm ſprach: Wahrlich, wahrlich, ich ſage dir, da du juͤnger wa- reſt, guͤrteteſt du dich ſelbſt, und wan- delteſt, wo du hin wolteſt. Wenn du aber alt wirſt, wirſt du deine Haͤnde aus- ſtrecken, und ein ander wird dich guͤrten, (binden) und fuͤhren, (zuvorderſt ins Gefaͤngniß und darauf zum Tode) wo du (natuͤrlicher Weiſe) nicht hin wilt (aber doch durch meine Gnaden-Kraft nach erkanntem Geheimniſſe des Creutzes gerne gehen wirſt.) Das ſagte er aber zu deuten, mit welchem Tode er GOtt prei- ſen wuͤrde. 6. GOtt thut zwar einigen Menſchen die auſſerordentliche Gnade, obgleich nicht durch eine unmittelbare Offenbarung, doch durch einen beſondern Eindruck ins Gemuͤth, daß ſie die Zeit ihres Abſchiedes alſo benennen koͤnnen, daß es zutrift. Weil wir aber hiervon keine Verheiſ- ſung haben, ſo iſt es ſo viel noͤthiger, daß wir uns allezeit zu unſerm Ende bereit halten. 7. Manchen koͤmmt der Tod nicht allein bald, das iſt fruͤher, als Petro, oder noch weit vor dem Alter, ſondern auch ſchnell, ehe man es ſich verſiehet. Darum hat man ſo vielmehr Ur- ſache, daß man ſeiner allezeit wohl wahrnehme, und ſich keine Rechnung auf ein langes Leben ma- che. Und wo iſt auch ein langes Leben? was ſind ſiebenzig, oder achtzig Jahre gegen das tau- ſendjaͤhrige Alter der Leute vor der Suͤndfluth: welches doch auch vorlaͤngſt ſchon wie ein Strom dahin gegangen iſt; und ſich in das unendliche Meer der Ewigkeit ergoſſen hat. 8. Petro die Art und die Zeit ſeines Todes, vermoͤge einer allwiſſenden Vorherſehung, vorher ſagen, war ein Zeichen der wahren Gottheit Chriſti: welche zu bezeichnen Petrus ihn auch JEſum, das iſt, einen Seligmacher, und un- ſern HErrn, das iſt, den groſſen Jehovah nennet und verehret. 9. Gleichwie die gewiſſe Vorherſehung und Verkuͤndigung zukuͤnftiger Dinge, und zwar ſolcher, welche nach keiner Nothwendigkeit ge- ſchehen, ſondern von der Menſchen ihrem freyen Willen dependiren, als die Ertoͤdtung Petri war, ein Beweis iſt von der Gottheit Chriſti: alſo iſt es ein herrlicher Erweis von der Exiſtentz GOttes, daß zwo ihrem Weſen nach gantz unter- ſchiedene Subſtantzen, Leib und Seele, in der al- lergenaueſten Vereinigung eine Perſon ausma- chen; ſintemal es offenbar iſt, daß ſo wenig ſie von ſich ſelbſt ſind, ſo wenig ſie ſich auch ſelbſt zu ſolcher Vereinigung und gemeinſchaftlicher Wirckung haben ſelbſt verordnen koͤnnen. 10. Wuſte Petrus von der Ablegung ſeiner ſterblichen Huͤtte, ſo wuſte er auch von derſelben Widerannehmung durch die Auferſtehung von den Todten. Welches ihn ohn Zweifel im Glauben nicht wenig zur Freudigkeit im Tode er- muntert hat, und noch itzo und allezeit einen ieden Glaͤubigen ermuntern kan. V. 15. Jch will aber Fleiß thun (und zwar ſonderlich durch dieſen an euch geſchriebenen Brief) daß ihr allenthalben (auch bis an euer ſeliges Ende) habet nach meinem Abſchiede ſolches im Gedaͤchtniß zu halten (alſo wie es die verba memoriæ, die Worte, die auf eine Wiſſenſchaft und Gedaͤchtniß gehen, mit ſich bringen, nemlich daß man der im friſchen Anden- cken liegenden Sache dem Affecte nach mit wircklicher Ubung getreulich nachkomme.) Anmerckungen. 1. Wenn ein Lehrer mercket, daß ſein Ab- ſchied herzunahet, ſo thut er wohl, wenn er ſich ſeiner Gemeine ſo viel ernſtlicher annimmt, und dahin ſiehet, daß er ihr nach ſeinem Tode einen geſegneten Eindruck laſſe. 2. Gleichwie von einem fleiſchlich geſinne- ten Lehrer, der die Gemeine geaͤrgert hat, die Aer- gerniſſe noch nach ſeinem Tode bleiben und zur Verleitung wircken: alſo iſt das Verhalten ei- nes rechtſchaffnen Seelen-Hirten ſo geſegnet, daß er auch noch nach ſeinem Abſchiede andere er- bauet. Daß auch noch nach meinem Ende dieſe meine geringe ſchriftliche Arbeit bey vielen im Segen ſeyn und bleiben werde und moͤge, iſt mei- ne Hoffnung und Wunſch zu GOtt. 3. Zuhoͤrer haben dagegen auch leichtlich zu erkennen, was ihre Pflicht ſey, nemlich, daß ſie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/598>, abgerufen am 25.11.2024.