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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 4.
[Spaltenumbruch] Thron erheben. Off. 5, 1. 6. c. 3, 21. c. 5, 9.
10. c. 19, 7. 8. Es werden demnach die aus-
erwehlten Menschen nicht allein darinn den
Engeln gleich seyn, daß sie im ewigen Leben
weder freyen, noch sich freyen lassen Luc. 20,
36. sondern auch ausser dem vor ihnen in Chri-
sto einen grossen Vorzug haben: in Anse-
hung dessen man die ihnen geschenckten Ver-
heissungen allerdinge für die allergrössesten
und theuresten zu halten hat.
e. Diese nun sollen ihnen nicht allein geschencket
werden, sondern sie sind ihnen auch bereits
aus Gnaden geschencket, was theils das
Recht, das sie daran haben, theils die
wirckliche Besitzung im Genusse des Vor-
schmacks betrift: das verbum dedoretai ste-
het wie v. 3. also auch alhier gar füglich acti-
ve,
also daß dabey das vorhergehende Wort
tou kalesantos nach dem Nominativo im
Sinne zu verstehen ist: wie wol jenes auch
wol passive kan genommen werden. Die
Beschenckung selbst geschiehet durch die
Herrlichkeit und Tugend GOttes, darauf
sich die Wörtlein dion beziehen: das ist durch
das herrliche Evangelium und durch die Gna-
de GOTTes, welches dadurch kräftig wir-
cket.

2. Was der Apostel mit diesen bisher er-
klärten Worten gesaget hat, das erläutert er
durch die Worte: Daß ihr durch dasselbe
theilhaftig werdet der göttlichen Natur.

Dabey folgendes zu mercken ist:

a. Die Natur ist alhier so viel als das Wesen:
und also ist die göttliche Natur so viel, als das
göttliche Wesen, GOtt selbst. Röm. 1, 20.
heißt es theiotes, die Gottheit.
b. Bey der Theilhaftigwerdung der gött-
lichen Natur
ist insonderheit folgendes zu
betrachten:
a. Daß sie keinesweges gehe auf eine Ver-
götterung: als welche so wol GOttes als
des Menschen Wesen, auch aller Erfahrung
entgegen stehet. Denn gleichwie die un-
endliche Gottheit solche Verwandelung der
menschlichen Natur nicht zulassen kan, als
daher ja eine Vielheit der Gottheit und
Götter entstehen würde: also findet sie auch
bey der menschlichen Natur gar keinen
Platz; sintemal dadurch der unendliche Un-
terscheid zwischen dem Schöpfer und den
Geschöpfen aufgehoben würde. Es ha-
ben demnach einige von den alten Kirchen-
Lehrern und hernach von den Theologis
mysticis
sich der Worte von der Deifica-
tion,
der Vergötterung gar unbehutsam
bedienet: wiewol sie doch dabey auch zu
entschuldigen sind, da der Verstand solcher
Redens-Art nicht unrichtig bey ihnen gewe-
sen ist.
b. Daß diese Theilhaftigwerdung der göttli-
chen Natur keines weges von der Art sey,
wie sie sich zwischen der göttlichen und
menschlichen Natur in der Person Christi
befindet: als welche auf eine Person gehet,
und dazu unzertrennlich ist: dahingegen aus
[Spaltenumbruch] GOTT und dem gläubigen Menschen nicht
eine Person wird, auch dabey im Reiche der
Gnaden eine Trennung durch einen Abfall
Platz behält.
g. Daß sie eigentlich bestehe in einer solchen
Anrichtung des verlohrnen Ebenbildes
GOttes, dadurch der Mensch immer mehr
und mehr nach GOtt gesinnet wird, und
Christus in ihm eine rechte Gestalt gewin-
net. Dazu denn insonderheit die gnaden-
reiche Einwohnung GOttes und die Ver-
einigung mit ihm gehöret.
d. Daß der Grund davon sey in dem Ge-
heimniß
der Menschwerdung Christi
und der Vereinigung beyder Naturen in
Christo; als daraus das Werck der Erlö-
sung, und aus diesem die Frucht entstehet,
daß wir wieder zur Vereinigung mit GOtt
kommen, da er der Mittler zwischen GOtt
und den Menschen worden ist.

3. Die zu dieser seligen Gemeinschaft mit
GOTT erfoderte Ordnung wird mit diesen
Worten ausgedrucket: So ihr fliehet die
vergängliche Lust der Welt.
Dabey fol-
gendes insonderheit zu beobachten ist:

a. Die Griechischen Worte können eigentlicher
also übersetzet werden: Wenn ihr werder
entflohen seyn dem Verderben, welches
in der Welt, in der Lust ist.
b. Das Wort phthora Verderben bedeutet al-
les sündliche Wesen: welches ein Verderben
genennet wird, theils wegen seiner Unbestän-
digkeit, nach welcher es mit dem schnöden
Genuß so gleich vergehet, theils wegen des
grossen Unheyls, welcher daraus nach Leib
und Seel, zeitlich, geistlich und ewig entste-
het. Das Gegentheil davon ist aphtharsia,
ein unvergängliches Wesen, welches seiner
Lauterkeit wegen ewig bestehet, und alles
Heyl in sich hat, und mit sich führet. Die-
ses hat Christus durch das Evangelium ans
Licht gebracht. 2 Tim. 1, 10.
c. Dieses Verderben ist in der Welt, und da
diese ist voller böser Lust, und damit vergehet,
so ist es auch zugleich in solcher Lust: als durch
welche der Mensch nur auf sein Fleisch säet,
und das Verderben davon erndtet, Gal.
6, 8. und dadurch der alte Mensch im Jrr-
thum sich immer mehr verderbet.
Eph.
4, 22. Dahingegen in der Gemeinschaft mit
GOTT ist aphtharsia und aletheia, ein recht-
schafnes Wesen und die reine Lust der Liebe
JEsu. Eph. 6, 24.
d. Das Entfliehen dieser Lust ist theils inner-
lich, da man auch die heimlichen Befleckungen
des Geistes meidet 2 Cor. 7, 1. und sein Fleisch
creutziget samt den Lüsten und Begierden.
Gal. 5, 24. theils äusserlich, da man der sünd-
lichen Gleichstellung der Welt absaget; son-
derlich derjenigen, welche da ist in den eitlen
Lust-Handlungen, welche man fälschlich
Mitteldinge nennet.
e. Dieses Entfliehen hebet sich sofort an in der
ersten Bekehrung zu GOTT; wie denn
niemand zur Gemeinschaft GOttes kommen
kan,
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 4.
[Spaltenumbruch] Thron erheben. Off. 5, 1. 6. c. 3, 21. c. 5, 9.
10. c. 19, 7. 8. Es werden demnach die aus-
erwehlten Menſchen nicht allein darinn den
Engeln gleich ſeyn, daß ſie im ewigen Leben
weder freyen, noch ſich freyen laſſen Luc. 20,
36. ſondern auch auſſer dem vor ihnen in Chri-
ſto einen groſſen Vorzug haben: in Anſe-
hung deſſen man die ihnen geſchenckten Ver-
heiſſungen allerdinge fuͤr die allergroͤſſeſten
und theureſten zu halten hat.
e. Dieſe nun ſollen ihnen nicht allein geſchencket
werden, ſondern ſie ſind ihnen auch bereits
aus Gnaden geſchencket, was theils das
Recht, das ſie daran haben, theils die
wirckliche Beſitzung im Genuſſe des Vor-
ſchmacks betrift: das verbum δεδώρηται ſte-
het wie v. 3. alſo auch alhier gar fuͤglich acti-
ve,
alſo daß dabey das vorhergehende Wort
τοῦ καλέσαντος nach dem Nominativo im
Sinne zu verſtehen iſt: wie wol jenes auch
wol paſſive kan genommen werden. Die
Beſchenckung ſelbſt geſchiehet durch die
Herrlichkeit und Tugend GOttes, darauf
ſich die Woͤrtlein δἰὧν beziehen: das iſt durch
das herrliche Evangelium und durch die Gna-
de GOTTes, welches dadurch kraͤftig wir-
cket.

2. Was der Apoſtel mit dieſen bisher er-
klaͤrten Worten geſaget hat, das erlaͤutert er
durch die Worte: Daß ihr durch daſſelbe
theilhaftig werdet der goͤttlichen Natur.

Dabey folgendes zu mercken iſt:

a. Die Natur iſt alhier ſo viel als das Weſen:
und alſo iſt die goͤttliche Natur ſo viel, als das
goͤttliche Weſen, GOtt ſelbſt. Roͤm. 1, 20.
heißt es ϑειότης, die Gottheit.
b. Bey der Theilhaftigwerdung der goͤtt-
lichen Natur
iſt inſonderheit folgendes zu
betrachten:
α. Daß ſie keinesweges gehe auf eine Ver-
goͤtterung: als welche ſo wol GOttes als
des Menſchen Weſen, auch aller Erfahrung
entgegen ſtehet. Denn gleichwie die un-
endliche Gottheit ſolche Verwandelung der
menſchlichen Natur nicht zulaſſen kan, als
daher ja eine Vielheit der Gottheit und
Goͤtter entſtehen wuͤrde: alſo findet ſie auch
bey der menſchlichen Natur gar keinen
Platz; ſintemal dadurch der unendliche Un-
terſcheid zwiſchen dem Schoͤpfer und den
Geſchoͤpfen aufgehoben wuͤrde. Es ha-
ben demnach einige von den alten Kirchen-
Lehrern und hernach von den Theologis
myſticis
ſich der Worte von der Deifica-
tion,
der Vergoͤtterung gar unbehutſam
bedienet: wiewol ſie doch dabey auch zu
entſchuldigen ſind, da der Verſtand ſolcher
Redens-Art nicht unrichtig bey ihnen gewe-
ſen iſt.
β. Daß dieſe Theilhaftigwerdung der goͤttli-
chen Natur keines weges von der Art ſey,
wie ſie ſich zwiſchen der goͤttlichen und
menſchlichen Natur in der Perſon Chriſti
befindet: als welche auf eine Perſon gehet,
und dazu unzertrennlich iſt: dahingegen aus
[Spaltenumbruch] GOTT und dem glaͤubigen Menſchen nicht
eine Perſon wird, auch dabey im Reiche der
Gnaden eine Trennung durch einen Abfall
Platz behaͤlt.
γ. Daß ſie eigentlich beſtehe in einer ſolchen
Anrichtung des verlohrnen Ebenbildes
GOttes, dadurch der Menſch immer mehr
und mehr nach GOtt geſinnet wird, und
Chriſtus in ihm eine rechte Geſtalt gewin-
net. Dazu denn inſonderheit die gnaden-
reiche Einwohnung GOttes und die Ver-
einigung mit ihm gehoͤret.
δ. Daß der Grund davon ſey in dem Ge-
heimniß
der Menſchwerdung Chriſti
und der Vereinigung beyder Naturen in
Chriſto; als daraus das Werck der Erloͤ-
ſung, und aus dieſem die Frucht entſtehet,
daß wir wieder zur Vereinigung mit GOtt
kommen, da er der Mittler zwiſchen GOtt
und den Menſchen worden iſt.

3. Die zu dieſer ſeligen Gemeinſchaft mit
GOTT erfoderte Ordnung wird mit dieſen
Worten ausgedrucket: So ihr fliehet die
vergaͤngliche Luſt der Welt.
Dabey fol-
gendes inſonderheit zu beobachten iſt:

a. Die Griechiſchen Worte koͤnnen eigentlicher
alſo uͤberſetzet werden: Wenn ihr werder
entflohen ſeyn dem Verderben, welches
in der Welt, in der Luſt iſt.
b. Das Wort φϑορὰ Verderben bedeutet al-
les ſuͤndliche Weſen: welches ein Verderben
genennet wird, theils wegen ſeiner Unbeſtaͤn-
digkeit, nach welcher es mit dem ſchnoͤden
Genuß ſo gleich vergehet, theils wegen des
groſſen Unheyls, welcher daraus nach Leib
und Seel, zeitlich, geiſtlich und ewig entſte-
het. Das Gegentheil davon iſt ἀφϑαρσία,
ein unvergaͤngliches Weſen, welches ſeiner
Lauterkeit wegen ewig beſtehet, und alles
Heyl in ſich hat, und mit ſich fuͤhret. Die-
ſes hat Chriſtus durch das Evangelium ans
Licht gebracht. 2 Tim. 1, 10.
c. Dieſes Verderben iſt in der Welt, und da
dieſe iſt voller boͤſer Luſt, und damit vergehet,
ſo iſt es auch zugleich in ſolcher Luſt: als durch
welche der Menſch nur auf ſein Fleiſch ſaͤet,
und das Verderben davon erndtet, Gal.
6, 8. und dadurch der alte Menſch im Jrr-
thum ſich immer mehr verderbet.
Eph.
4, 22. Dahingegen in der Gemeinſchaft mit
GOTT iſt ἀφϑαρσία und ἀλήϑεια, ein recht-
ſchafnes Weſen und die reine Luſt der Liebe
JEſu. Eph. 6, 24.
d. Das Entfliehen dieſer Luſt iſt theils inner-
lich, da man auch die heimlichen Befleckungen
des Geiſtes meidet 2 Cor. 7, 1. und ſein Fleiſch
creutziget ſamt den Luͤſten und Begierden.
Gal. 5, 24. theils aͤuſſerlich, da man der ſuͤnd-
lichen Gleichſtellung der Welt abſaget; ſon-
derlich derjenigen, welche da iſt in den eitlen
Luſt-Handlungen, welche man faͤlſchlich
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[590/0592] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 4. Thron erheben. Off. 5, 1. 6. c. 3, 21. c. 5, 9. 10. c. 19, 7. 8. Es werden demnach die aus- erwehlten Menſchen nicht allein darinn den Engeln gleich ſeyn, daß ſie im ewigen Leben weder freyen, noch ſich freyen laſſen Luc. 20, 36. ſondern auch auſſer dem vor ihnen in Chri- ſto einen groſſen Vorzug haben: in Anſe- hung deſſen man die ihnen geſchenckten Ver- heiſſungen allerdinge fuͤr die allergroͤſſeſten und theureſten zu halten hat. e. Dieſe nun ſollen ihnen nicht allein geſchencket werden, ſondern ſie ſind ihnen auch bereits aus Gnaden geſchencket, was theils das Recht, das ſie daran haben, theils die wirckliche Beſitzung im Genuſſe des Vor- ſchmacks betrift: das verbum δεδώρηται ſte- het wie v. 3. alſo auch alhier gar fuͤglich acti- ve, alſo daß dabey das vorhergehende Wort τοῦ καλέσαντος nach dem Nominativo im Sinne zu verſtehen iſt: wie wol jenes auch wol paſſive kan genommen werden. Die Beſchenckung ſelbſt geſchiehet durch die Herrlichkeit und Tugend GOttes, darauf ſich die Woͤrtlein δἰὧν beziehen: das iſt durch das herrliche Evangelium und durch die Gna- de GOTTes, welches dadurch kraͤftig wir- cket. 2. Was der Apoſtel mit dieſen bisher er- klaͤrten Worten geſaget hat, das erlaͤutert er durch die Worte: Daß ihr durch daſſelbe theilhaftig werdet der goͤttlichen Natur. Dabey folgendes zu mercken iſt: a. Die Natur iſt alhier ſo viel als das Weſen: und alſo iſt die goͤttliche Natur ſo viel, als das goͤttliche Weſen, GOtt ſelbſt. Roͤm. 1, 20. heißt es ϑειότης, die Gottheit. b. Bey der Theilhaftigwerdung der goͤtt- lichen Natur iſt inſonderheit folgendes zu betrachten: α. Daß ſie keinesweges gehe auf eine Ver- goͤtterung: als welche ſo wol GOttes als des Menſchen Weſen, auch aller Erfahrung entgegen ſtehet. Denn gleichwie die un- endliche Gottheit ſolche Verwandelung der menſchlichen Natur nicht zulaſſen kan, als daher ja eine Vielheit der Gottheit und Goͤtter entſtehen wuͤrde: alſo findet ſie auch bey der menſchlichen Natur gar keinen Platz; ſintemal dadurch der unendliche Un- terſcheid zwiſchen dem Schoͤpfer und den Geſchoͤpfen aufgehoben wuͤrde. Es ha- ben demnach einige von den alten Kirchen- Lehrern und hernach von den Theologis myſticis ſich der Worte von der Deifica- tion, der Vergoͤtterung gar unbehutſam bedienet: wiewol ſie doch dabey auch zu entſchuldigen ſind, da der Verſtand ſolcher Redens-Art nicht unrichtig bey ihnen gewe- ſen iſt. β. Daß dieſe Theilhaftigwerdung der goͤttli- chen Natur keines weges von der Art ſey, wie ſie ſich zwiſchen der goͤttlichen und menſchlichen Natur in der Perſon Chriſti befindet: als welche auf eine Perſon gehet, und dazu unzertrennlich iſt: dahingegen aus GOTT und dem glaͤubigen Menſchen nicht eine Perſon wird, auch dabey im Reiche der Gnaden eine Trennung durch einen Abfall Platz behaͤlt. γ. Daß ſie eigentlich beſtehe in einer ſolchen Anrichtung des verlohrnen Ebenbildes GOttes, dadurch der Menſch immer mehr und mehr nach GOtt geſinnet wird, und Chriſtus in ihm eine rechte Geſtalt gewin- net. Dazu denn inſonderheit die gnaden- reiche Einwohnung GOttes und die Ver- einigung mit ihm gehoͤret. δ. Daß der Grund davon ſey in dem Ge- heimniß der Menſchwerdung Chriſti und der Vereinigung beyder Naturen in Chriſto; als daraus das Werck der Erloͤ- ſung, und aus dieſem die Frucht entſtehet, daß wir wieder zur Vereinigung mit GOtt kommen, da er der Mittler zwiſchen GOtt und den Menſchen worden iſt. 3. Die zu dieſer ſeligen Gemeinſchaft mit GOTT erfoderte Ordnung wird mit dieſen Worten ausgedrucket: So ihr fliehet die vergaͤngliche Luſt der Welt. Dabey fol- gendes inſonderheit zu beobachten iſt: a. Die Griechiſchen Worte koͤnnen eigentlicher alſo uͤberſetzet werden: Wenn ihr werder entflohen ſeyn dem Verderben, welches in der Welt, in der Luſt iſt. b. Das Wort φϑορὰ Verderben bedeutet al- les ſuͤndliche Weſen: welches ein Verderben genennet wird, theils wegen ſeiner Unbeſtaͤn- digkeit, nach welcher es mit dem ſchnoͤden Genuß ſo gleich vergehet, theils wegen des groſſen Unheyls, welcher daraus nach Leib und Seel, zeitlich, geiſtlich und ewig entſte- het. Das Gegentheil davon iſt ἀφϑαρσία, ein unvergaͤngliches Weſen, welches ſeiner Lauterkeit wegen ewig beſtehet, und alles Heyl in ſich hat, und mit ſich fuͤhret. Die- ſes hat Chriſtus durch das Evangelium ans Licht gebracht. 2 Tim. 1, 10. c. Dieſes Verderben iſt in der Welt, und da dieſe iſt voller boͤſer Luſt, und damit vergehet, ſo iſt es auch zugleich in ſolcher Luſt: als durch welche der Menſch nur auf ſein Fleiſch ſaͤet, und das Verderben davon erndtet, Gal. 6, 8. und dadurch der alte Menſch im Jrr- thum ſich immer mehr verderbet. Eph. 4, 22. Dahingegen in der Gemeinſchaft mit GOTT iſt ἀφϑαρσία und ἀλήϑεια, ein recht- ſchafnes Weſen und die reine Luſt der Liebe JEſu. Eph. 6, 24. d. Das Entfliehen dieſer Luſt iſt theils inner- lich, da man auch die heimlichen Befleckungen des Geiſtes meidet 2 Cor. 7, 1. und ſein Fleiſch creutziget ſamt den Luͤſten und Begierden. Gal. 5, 24. theils aͤuſſerlich, da man der ſuͤnd- lichen Gleichſtellung der Welt abſaget; ſon- derlich derjenigen, welche da iſt in den eitlen Luſt-Handlungen, welche man faͤlſchlich Mitteldinge nennet. e. Dieſes Entfliehen hebet ſich ſofort an in der erſten Bekehrung zu GOTT; wie denn niemand zur Gemeinſchaft GOttes kommen kan,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/592>, abgerufen am 22.11.2024.