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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 8-11. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] 44. Ap. Ges. 13, 10. Luc. 22, 3. und sonder-
lich 2 Cor. 2, 7. da sich eben dieses Wort vom
Satan findet.

4. Der andere Punct des Textes beste-
het in diesen Worten: Seyd nüchtern und
wachet-dem widerstehet vest im Glau-
ben.
Da wir finden:

a. Was zum Glauben erfodert werde?
a. Die Nüchternheit: zuvorderst die geist-
liche,
nach welcher man von der herrschen-
den Eigen- und Welt-Liebe, die einen
von Natur recht truncken und fast taumelnd
machet, ausgeleeret ist: Da hingegen den
Stricken des Satans, die er in der Sün-
de hat, eine solche Völlerey zugeschrieben
wird, daraus man wieder nüchtern wer-
den muß. 2 Tim. 2, 20. 26. Es kan auch
die ängstliche Sorge einen Menschen
dergestalt beschweren, daß er einem Trun-
ckenen gleich ist. Daher auch davon eine
Ausleerung nöthig ist. Die geistliche
Nüchternheit aber läßt keine leibliche
Trunckenheit zu: durch welche sonst auch
der Satan manche Menschen in das äus-
serste Verderben stürtzet.
b. Die Wachsamkeit, welche durch die
Nüchternheit am meisten befordert wird,
bestehet in einer genauen Aufsicht auf sich
selbst, dazu eine tägliche Selbstprüfung
gehöret, um seiner wohl wahr zu nehmen,
und, wo man eine Schwäche, oder einen
mercklichen Fehler findet, demselben bald
wider abzuhelfen, daß er nicht einreisse.
Sonderlich muß durch die geistliche Wach-
samkeit das Gewissen wohl bewahret wer-
den, damit man durch desselben Verle-
tzung nicht am Glauben Schiffbruch leide.
Man conferire hierbey folgende Oerter,
Matth. 24, 24. c. 25, 1. u. f. Luc. 21, 34. 35.
Ap. 20, 31. 1 Cor. 16, 13. Eph. 6, 18. Col.
4, 2. 1 Thess. 5, 6. u. f. 2 Tim. 4, 5. Heb. 13,
17. 1 Pet. 1, 13. c. 4, 7.
b. Wie man im Glauben widerstehen soll?
Der Glaube ist das Haupt-Stück bey der
geistlichen Rüstung. Eph. 6, 11. u. f. Denn
durch denselben ziehet man Christum an Gal.
3, 27. und ist in Christo; und zwar also, daß
man zuvorderst alle seine Gerechtigkeit und
Seligkeit von Christo hat; welche einem dem-
nach der Satan nicht rauben kan. So hat
man auch von und in Christo nebst der Ge-
rechtigkeit
die rechte Stärcke zum Uber-
winden Jes. 45, 24. siehe auch Joh. 12, 31. c. 16,
33. Luc. 21, 22. Hebr. 2, 14. Und also ist der
Glaube der Sieg, der die Welt, und den
Fürsten
der Welt überwindet 1 Joh. 5, 4.
Setzet nun der Satan der Seele zu mit der
Versuchung von der Grösse der Sünden, von
der versageten Gnade und Vorsorge GOttes,
von dem Verlust der zeitlichen Ehre, der leibli-
chen Güter und des irdischen Lebens u. s. w. so
findet der Glaube in Christo und in seinem
Worte, nach der wircklichen Erfahrung so
vielen Vorrath an geistlicher Rüstung und an
den wahren Heyls-Gütern, durch welche alle
[Spaltenumbruch] solche Anläufe leichtlich überwunden werden
können. Und also ist der Glaube eine rechte
upostasis, Hebr. 11, 1. eine solche vest best ehende
Kraft, vermöge welcher man nicht weichet,
sondern als ein tapferer Krieges-Mann veste
stehet, und das Feld behält. Man conferire
hierbey Röm. 8, 35. u. f. 1 Cor. 15, 58. c. 16, 5.
13. Col. 2, 5. Joh. 5, 4. 18. u. s. w.

5. Und hierbey soll man auch der gleichfals
versuchten Brüder eingedenck seyn: da der Apo-
stel durch die Brüderschaft (davon man sehe
oben c. 1, 22. c. 2, 17.) alle gläubige Christen in der
gantzen Welt verstehet; sintemal die Christliche
Religion zur Zeit dieses geschriebenen Briefes
schon innerhalb und ausserhalb des Römischen
Reiches ausgebreitet war. Und da alle in Chri-
sto, ihrem Haupte, eines Sinnes und der Welt
abgestorben, und ihr daher gleichsam ein Dorn
im Auge waren, der Satanas auch mit seinen bö-
sen Engeln an keinem Orte seyrete; so war es kein
Wunder, daß sich allenthalben gleiche Versu-
chungen und gleiche Leiden funden; obwol an ei-
nem Orte und zu einer Zeit mehr, als an andern.
Von dem Nachdrucke des Worts epiteleisthai sehe
man den Lateinischen Commentarium. Von den
Leiden der Brüder setzet der Apostel, daß die gläu-
bigen Juden solche wüsten; nemlich theils aus
dem Geheimniß, oder aus der Beschaffenheit des
Creutzes, zu dessen Erfahrung iedermann kommen
war; theils auch aus der Nachricht, welche sie bey
mancher Gelegenheit davon bisher bekommen hat-
ten. Es soll ihnen aber solches Wissen zur Auf-
munterung dienen, daß sie es nicht alleine wären,
welche um des Namens Christi willen litten; auch
zum Gebet, um sich mit einander dadurch in
GOtt zu stärcken; welche Liebes-Pflicht man
sonderlich alsdenn den andern zu erweisen schuldig
ist, wenn man selbst mit den Leiden sich verschonet
siehet. Mit diesen letztern Worten, da der Apo-
stel von den Leiden der Brüder redet, und solches
von dem vorhergedachten Wüten des Satans
herführet, zeiget er an, daß der Satan seine meiste
Wut durch böse Menschen wider sie ausübe.
Man conferire hierbey Ap. Ges. 14, 21. 1 Thess.
3, 3. 2 Tim. 3, 12.

V. 10. 11.

Der GOTT aber aller Gnade, der
uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlich-
keit in Christo JEsu, derselbe wird euch,

(Gr. wolle euch) die ihr eine kleine Zeit lei-
det, vollbereiten, stärcken, kräftigen, grün-
den: demselben sey Ehre und Macht, von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Anmerckungen.

1. Der Gläubigen ihre eigene und GOt-
tes Treue
gehöret bey der Beharrung zusammen.
Zuvor hat der Apostel die eigene Treue also gefor-
dert, daß er sie in der geistlichen Nüchternheit und
Wachsamkeit und in dem gläubigen Widerstan-
de gesetzet hat: itzo führet er die Gläubigen auf
den kräftigsten Beystand GOttes: gleichwie er
gleich anfangs c 1, 5. beydes zusammen gefüget
und gesaget hat: Jhr werder aus GOttes

Macht
D d d d 3
Cap. 5. v. 8-11. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] 44. Ap. Geſ. 13, 10. Luc. 22, 3. und ſonder-
lich 2 Cor. 2, 7. da ſich eben dieſes Wort vom
Satan findet.

4. Der andere Punct des Textes beſte-
het in dieſen Worten: Seyd nuͤchtern und
wachet-dem widerſtehet veſt im Glau-
ben.
Da wir finden:

a. Was zum Glauben erfodert werde?
α. Die Nuͤchternheit: zuvorderſt die geiſt-
liche,
nach welcher man von der herrſchen-
den Eigen- und Welt-Liebe, die einen
von Natur recht truncken und faſt taumelnd
machet, ausgeleeret iſt: Da hingegen den
Stricken des Satans, die er in der Suͤn-
de hat, eine ſolche Voͤllerey zugeſchrieben
wird, daraus man wieder nuͤchtern wer-
den muß. 2 Tim. 2, 20. 26. Es kan auch
die aͤngſtliche Sorge einen Menſchen
dergeſtalt beſchweren, daß er einem Trun-
ckenen gleich iſt. Daher auch davon eine
Ausleerung noͤthig iſt. Die geiſtliche
Nuͤchternheit aber laͤßt keine leibliche
Trunckenheit zu: durch welche ſonſt auch
der Satan manche Menſchen in das aͤuſ-
ſerſte Verderben ſtuͤrtzet.
β. Die Wachſamkeit, welche durch die
Nuͤchternheit am meiſten befordert wird,
beſtehet in einer genauen Aufſicht auf ſich
ſelbſt, dazu eine taͤgliche Selbſtpruͤfung
gehoͤret, um ſeiner wohl wahr zu nehmen,
und, wo man eine Schwaͤche, oder einen
mercklichen Fehler findet, demſelben bald
wider abzuhelfen, daß er nicht einreiſſe.
Sonderlich muß durch die geiſtliche Wach-
ſamkeit das Gewiſſen wohl bewahret wer-
den, damit man durch deſſelben Verle-
tzung nicht am Glauben Schiffbruch leide.
Man conferire hierbey folgende Oerter,
Matth. 24, 24. c. 25, 1. u. f. Luc. 21, 34. 35.
Ap. 20, 31. 1 Cor. 16, 13. Eph. 6, 18. Col.
4, 2. 1 Theſſ. 5, 6. u. f. 2 Tim. 4, 5. Heb. 13,
17. 1 Pet. 1, 13. c. 4, 7.
b. Wie man im Glauben widerſtehen ſoll?
Der Glaube iſt das Haupt-Stuͤck bey der
geiſtlichen Ruͤſtung. Eph. 6, 11. u. f. Denn
durch denſelben ziehet man Chriſtum an Gal.
3, 27. und iſt in Chriſto; und zwar alſo, daß
man zuvorderſt alle ſeine Gerechtigkeit und
Seligkeit von Chriſto hat; welche einem dem-
nach der Satan nicht rauben kan. So hat
man auch von und in Chriſto nebſt der Ge-
rechtigkeit
die rechte Staͤrcke zum Uber-
winden Jeſ. 45, 24. ſiehe auch Joh. 12, 31. c. 16,
33. Luc. 21, 22. Hebr. 2, 14. Und alſo iſt der
Glaube der Sieg, der die Welt, und den
Fuͤrſten
der Welt uͤberwindet 1 Joh. 5, 4.
Setzet nun der Satan der Seele zu mit der
Verſuchung von der Groͤſſe der Suͤnden, von
der verſageten Gnade und Vorſorge GOttes,
von dem Verluſt der zeitlichen Ehre, der leibli-
chen Guͤter und des irdiſchen Lebens u. ſ. w. ſo
findet der Glaube in Chriſto und in ſeinem
Worte, nach der wircklichen Erfahrung ſo
vielen Vorrath an geiſtlicher Ruͤſtung und an
den wahren Heyls-Guͤtern, durch welche alle
[Spaltenumbruch] ſolche Anlaͤufe leichtlich uͤberwunden werden
koͤnnen. Und alſo iſt der Glaube eine rechte
ὑπόστασις, Hebr. 11, 1. eine ſolche veſt beſt ehende
Kraft, vermoͤge welcher man nicht weichet,
ſondern als ein tapferer Krieges-Mann veſte
ſtehet, und das Feld behaͤlt. Man conferire
hierbey Roͤm. 8, 35. u. f. 1 Cor. 15, 58. c. 16, 5.
13. Col. 2, 5. Joh. 5, 4. 18. u. ſ. w.

5. Und hierbey ſoll man auch der gleichfals
verſuchten Bruͤder eingedenck ſeyn: da der Apo-
ſtel durch die Bruͤderſchaft (davon man ſehe
oben c. 1, 22. c. 2, 17.) alle glaͤubige Chriſten in der
gantzen Welt verſtehet; ſintemal die Chriſtliche
Religion zur Zeit dieſes geſchriebenen Briefes
ſchon innerhalb und auſſerhalb des Roͤmiſchen
Reiches ausgebreitet war. Und da alle in Chri-
ſto, ihrem Haupte, eines Sinnes und der Welt
abgeſtorben, und ihr daher gleichſam ein Dorn
im Auge waren, der Satanas auch mit ſeinen boͤ-
ſen Engeln an keinem Orte ſeyrete; ſo war es kein
Wunder, daß ſich allenthalben gleiche Verſu-
chungen und gleiche Leiden funden; obwol an ei-
nem Orte und zu einer Zeit mehr, als an andern.
Von dem Nachdrucke des Worts ἐπιτελεῖσϑαι ſehe
man den Lateiniſchen Commentarium. Von den
Leiden der Bruͤder ſetzet der Apoſtel, daß die glaͤu-
bigen Juden ſolche wuͤſten; nemlich theils aus
dem Geheimniß, oder aus der Beſchaffenheit des
Creutzes, zu deſſen Erfahrung iedermann kommen
war; theils auch aus der Nachricht, welche ſie bey
mancher Gelegenheit davon bisher bekommen hat-
ten. Es ſoll ihnen aber ſolches Wiſſen zur Auf-
munterung dienen, daß ſie es nicht alleine waͤren,
welche um des Namens Chriſti willen litten; auch
zum Gebet, um ſich mit einander dadurch in
GOtt zu ſtaͤrcken; welche Liebes-Pflicht man
ſonderlich alsdenn den andern zu erweiſen ſchuldig
iſt, wenn man ſelbſt mit den Leiden ſich verſchonet
ſiehet. Mit dieſen letztern Worten, da der Apo-
ſtel von den Leiden der Bruͤder redet, und ſolches
von dem vorhergedachten Wuͤten des Satans
herfuͤhret, zeiget er an, daß der Satan ſeine meiſte
Wut durch boͤſe Menſchen wider ſie ausuͤbe.
Man conferire hierbey Ap. Geſ. 14, 21. 1 Theſſ.
3, 3. 2 Tim. 3, 12.

V. 10. 11.

Der GOTT aber aller Gnade, der
uns berufen hat zu ſeiner ewigen Herrlich-
keit in Chriſto JEſu, derſelbe wird euch,

(Gr. wolle euch) die ihr eine kleine Zeit lei-
det, vollbereiten, ſtaͤrcken, kraͤftigen, gruͤn-
den: demſelben ſey Ehre und Macht, von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Anmerckungen.

1. Der Glaͤubigen ihre eigene und GOt-
tes Treue
gehoͤret bey der Beharrung zuſammen.
Zuvor hat der Apoſtel die eigene Treue alſo gefor-
dert, daß er ſie in der geiſtlichen Nuͤchternheit und
Wachſamkeit und in dem glaͤubigen Widerſtan-
de geſetzet hat: itzo fuͤhret er die Glaͤubigen auf
den kraͤftigſten Beyſtand GOttes: gleichwie er
gleich anfangs c 1, 5. beydes zuſammen gefuͤget
und geſaget hat: Jhr werder aus GOttes

Macht
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[581/0583] Cap. 5. v. 8-11. des erſten Briefes Petri. 44. Ap. Geſ. 13, 10. Luc. 22, 3. und ſonder- lich 2 Cor. 2, 7. da ſich eben dieſes Wort vom Satan findet. 4. Der andere Punct des Textes beſte- het in dieſen Worten: Seyd nuͤchtern und wachet-dem widerſtehet veſt im Glau- ben. Da wir finden: a. Was zum Glauben erfodert werde? α. Die Nuͤchternheit: zuvorderſt die geiſt- liche, nach welcher man von der herrſchen- den Eigen- und Welt-Liebe, die einen von Natur recht truncken und faſt taumelnd machet, ausgeleeret iſt: Da hingegen den Stricken des Satans, die er in der Suͤn- de hat, eine ſolche Voͤllerey zugeſchrieben wird, daraus man wieder nuͤchtern wer- den muß. 2 Tim. 2, 20. 26. Es kan auch die aͤngſtliche Sorge einen Menſchen dergeſtalt beſchweren, daß er einem Trun- ckenen gleich iſt. Daher auch davon eine Ausleerung noͤthig iſt. Die geiſtliche Nuͤchternheit aber laͤßt keine leibliche Trunckenheit zu: durch welche ſonſt auch der Satan manche Menſchen in das aͤuſ- ſerſte Verderben ſtuͤrtzet. β. Die Wachſamkeit, welche durch die Nuͤchternheit am meiſten befordert wird, beſtehet in einer genauen Aufſicht auf ſich ſelbſt, dazu eine taͤgliche Selbſtpruͤfung gehoͤret, um ſeiner wohl wahr zu nehmen, und, wo man eine Schwaͤche, oder einen mercklichen Fehler findet, demſelben bald wider abzuhelfen, daß er nicht einreiſſe. Sonderlich muß durch die geiſtliche Wach- ſamkeit das Gewiſſen wohl bewahret wer- den, damit man durch deſſelben Verle- tzung nicht am Glauben Schiffbruch leide. Man conferire hierbey folgende Oerter, Matth. 24, 24. c. 25, 1. u. f. Luc. 21, 34. 35. Ap. 20, 31. 1 Cor. 16, 13. Eph. 6, 18. Col. 4, 2. 1 Theſſ. 5, 6. u. f. 2 Tim. 4, 5. Heb. 13, 17. 1 Pet. 1, 13. c. 4, 7. b. Wie man im Glauben widerſtehen ſoll? Der Glaube iſt das Haupt-Stuͤck bey der geiſtlichen Ruͤſtung. Eph. 6, 11. u. f. Denn durch denſelben ziehet man Chriſtum an Gal. 3, 27. und iſt in Chriſto; und zwar alſo, daß man zuvorderſt alle ſeine Gerechtigkeit und Seligkeit von Chriſto hat; welche einem dem- nach der Satan nicht rauben kan. So hat man auch von und in Chriſto nebſt der Ge- rechtigkeit die rechte Staͤrcke zum Uber- winden Jeſ. 45, 24. ſiehe auch Joh. 12, 31. c. 16, 33. Luc. 21, 22. Hebr. 2, 14. Und alſo iſt der Glaube der Sieg, der die Welt, und den Fuͤrſten der Welt uͤberwindet 1 Joh. 5, 4. Setzet nun der Satan der Seele zu mit der Verſuchung von der Groͤſſe der Suͤnden, von der verſageten Gnade und Vorſorge GOttes, von dem Verluſt der zeitlichen Ehre, der leibli- chen Guͤter und des irdiſchen Lebens u. ſ. w. ſo findet der Glaube in Chriſto und in ſeinem Worte, nach der wircklichen Erfahrung ſo vielen Vorrath an geiſtlicher Ruͤſtung und an den wahren Heyls-Guͤtern, durch welche alle ſolche Anlaͤufe leichtlich uͤberwunden werden koͤnnen. Und alſo iſt der Glaube eine rechte ὑπόστασις, Hebr. 11, 1. eine ſolche veſt beſt ehende Kraft, vermoͤge welcher man nicht weichet, ſondern als ein tapferer Krieges-Mann veſte ſtehet, und das Feld behaͤlt. Man conferire hierbey Roͤm. 8, 35. u. f. 1 Cor. 15, 58. c. 16, 5. 13. Col. 2, 5. Joh. 5, 4. 18. u. ſ. w. 5. Und hierbey ſoll man auch der gleichfals verſuchten Bruͤder eingedenck ſeyn: da der Apo- ſtel durch die Bruͤderſchaft (davon man ſehe oben c. 1, 22. c. 2, 17.) alle glaͤubige Chriſten in der gantzen Welt verſtehet; ſintemal die Chriſtliche Religion zur Zeit dieſes geſchriebenen Briefes ſchon innerhalb und auſſerhalb des Roͤmiſchen Reiches ausgebreitet war. Und da alle in Chri- ſto, ihrem Haupte, eines Sinnes und der Welt abgeſtorben, und ihr daher gleichſam ein Dorn im Auge waren, der Satanas auch mit ſeinen boͤ- ſen Engeln an keinem Orte ſeyrete; ſo war es kein Wunder, daß ſich allenthalben gleiche Verſu- chungen und gleiche Leiden funden; obwol an ei- nem Orte und zu einer Zeit mehr, als an andern. Von dem Nachdrucke des Worts ἐπιτελεῖσϑαι ſehe man den Lateiniſchen Commentarium. Von den Leiden der Bruͤder ſetzet der Apoſtel, daß die glaͤu- bigen Juden ſolche wuͤſten; nemlich theils aus dem Geheimniß, oder aus der Beſchaffenheit des Creutzes, zu deſſen Erfahrung iedermann kommen war; theils auch aus der Nachricht, welche ſie bey mancher Gelegenheit davon bisher bekommen hat- ten. Es ſoll ihnen aber ſolches Wiſſen zur Auf- munterung dienen, daß ſie es nicht alleine waͤren, welche um des Namens Chriſti willen litten; auch zum Gebet, um ſich mit einander dadurch in GOtt zu ſtaͤrcken; welche Liebes-Pflicht man ſonderlich alsdenn den andern zu erweiſen ſchuldig iſt, wenn man ſelbſt mit den Leiden ſich verſchonet ſiehet. Mit dieſen letztern Worten, da der Apo- ſtel von den Leiden der Bruͤder redet, und ſolches von dem vorhergedachten Wuͤten des Satans herfuͤhret, zeiget er an, daß der Satan ſeine meiſte Wut durch boͤſe Menſchen wider ſie ausuͤbe. Man conferire hierbey Ap. Geſ. 14, 21. 1 Theſſ. 3, 3. 2 Tim. 3, 12. V. 10. 11. Der GOTT aber aller Gnade, der uns berufen hat zu ſeiner ewigen Herrlich- keit in Chriſto JEſu, derſelbe wird euch, (Gr. wolle euch) die ihr eine kleine Zeit lei- det, vollbereiten, ſtaͤrcken, kraͤftigen, gruͤn- den: demſelben ſey Ehre und Macht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Anmerckungen. 1. Der Glaͤubigen ihre eigene und GOt- tes Treue gehoͤret bey der Beharrung zuſammen. Zuvor hat der Apoſtel die eigene Treue alſo gefor- dert, daß er ſie in der geiſtlichen Nuͤchternheit und Wachſamkeit und in dem glaͤubigen Widerſtan- de geſetzet hat: itzo fuͤhret er die Glaͤubigen auf den kraͤftigſten Beyſtand GOttes: gleichwie er gleich anfangs c 1, 5. beydes zuſammen gefuͤget und geſaget hat: Jhr werder aus GOttes Macht D d d d 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/583>, abgerufen am 22.11.2024.