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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch]

3. Weil nun unter den Thessalonichern un-
terschiedliche, nebst der Gabe der Auslegung der
heiligen Schrift, die eigentliche Gabe der Weis-
sagung aus unmittelbarer Eingebung des Heili-
gen Geistes hatten, die der Apostel nicht will ver-
achtet, aber auch also geprüfet wissen, daß man
das erkante wahre und gute behalte 1 Thossal. 5,
19-21. und also mit der Weissagung gefehlet
werden konte, auch vielleicht einige damit in der
Verkündigung der Zukunft Christi gefehlet hat-
ten, sich auch wol eigentliche falsche Propheten
mochten einzuschleichen suchen; wie aus der dazu
gesetzten Warnung vor Verführung erhellet: so
siehet man wohl, warum der Apostel warnet, daß
sich auch niemand durch den Geist, oder durch eine
als vom Heiligen Geiste eingegebene Offenba-
rung solte irre machen lassen. Siehe 1 Joh. 4, 1.
Jer. 29, 8. Matth. 24, 4.

V. 3.

Lasset euch niemand verführen (lasset
euch in äusserlicher Berufs-Arbeit nicht irre ma-
chen noch dadurch in eine grosse Versuchung und
Zweifel setzen des gantzen Evangelii wegen, wenn
ihr sehet, daß das, was ihr nach dem Evangelio
von der Zukunft Christi gewiß erwartet habet,
nicht so gleich erfolget) in keinerley Weise
(weder durch Geist, oder eine vorgegebene Offen-
barung, noch durch Wort und Brief, als rühre
es von unserm mündlichen oder schriftlichen Vor-
trag her.) Denn er kömmt nicht, es sey
denn, daß zuvor der Abfall komme, und
offenbaret werde der Mensch der Sün-
den, und das Kind des Verderbens
(das
Apocalyptische Thier, oder der grosse Antichrist
und durch ihn ein solcher Abfall von Christo, daß
er sich anbeten lasse. Offenb. 13.)

Anmerckungen.

Nach den Worten lasset euch niemand
verführen in keinerley Weise
sind im Sinne
zu setzen diese Worte: er kömmt nicht, nem-
lich der Tag des HErrn, und also der HErr selbst
zum Gerichte: wie es der selige Lutherus gar
wohl gegeben hat.

2. Der Mensch der Sünden ist nicht al-
lein [a]martolos, ein grober Sünder, sondern
auch ein solcher Sünder, welcher andere auf eine
gar entsetzliche Art sündigen machet, und zur
Sünde, sonderlich des Abfalls von GOtt, verfüh-
ret und also ein rechter Urheber ist des in den letz-
ten Zeiten überhandnehmenden gottlosen We-
sens: gleichwie vom Jerobeam stehet, daß er
Jsrael sündigen gemachet
1 B. Kön. 12, 27.
u. f. 14, 16. wie hernach auch der gottlose Achab
mit der abgöttischen Jsabel that Cap. 16, 29.
30. u. f.

2. Das Kind des Verderbens ist alhie,
welcher dergestalt aus dem Abgrunde des Ver-
derbens kömmt, und im äussersten Verderben
lieget, daß er auch andere ins Verderben stürtzet,
sonderlich in das geistliche und ewige, und daher
endlich auch selbst zum gerechten Gerichte ins ewi-
ge Verderben fähret, nachdem er das Maaß der
Sünden recht voll gemachet hat. Es wird diese
Redens-Art sonst von dem Verräther Juda ge-
[Spaltenumbruch] brauchet; als von welchem unser Heyland
spricht Joh. 17, 12. Die du mir gegeben hast,
die habe ich bewahret, und ist keiner von
ihnen verlohren,
ohne ei me uios tes apole[fremdsprachliches Material]as,
ohne das verlohrne Kind, das Kind des
Verderbens.

3. Beydes, wie auch das folgende, wird
alhie vom Antichr ist gesaget. Und eben die-
ser ist das zehen-hörnichte apocalyptische Thier
Off. c. 3. welcher alhie genannt wird der Mensch
der Sünden,
weil sich in ihme alle Sünde und
Bosheit gantz zusammen concerniret finden
in dem allergrößesten und recht überfliessen-
den maße: gleichwie in Christo, dem er sich ent-
gegen setzet, alle Fülle der Gottheit leibhaftig
wohnet. Und wie greulich er die Menschen zur
Sünde, sonderlich des Abfalls von GOtt ver-
führet, das wollen wir bald vernehmen. Und
dieser Antichrist heißt auch ein Kind des Ver-
derbens,
weil es aus dem Verderben kömmt,
darinnen lieget, darein führet, und selbst zum
endlichen Gericht ins Verderben geworfen
wird. Es kömmt aus dem Verderben.
Denn es steiget auf aus dem Abgrunde des Ver-
derbens, da der Drache her ist, Off. 11, 7. und
nachdem es gewesen, so steiget es aus demselben
wieder hervor, und, nach dem es durch seine
heillose Lehre viele ins Verderben geführet hat,
so fähret es endlich selbst ins Verderben und
Verdammniß, ja wird in den feurigen Pfuhl
geworfen c. 17, 8. 19, 20.

4. Dieser Mensch der Sünden wird of-
fenbahret werden.
Denn nachdem er sich
vorher schon lange genug in seinen Gliedern ge-
reget und geäussert hat, sein antichristisches We-
sen auch denen, welchen GOtt geöfnete Augen
gegeben hat, nicht verborgen geblieben ist: so
wird er doch in der letzten Zeit mit sonderm Nach-
druck offenbahret werden: theils durch seine
Erhebung, da er sich an Christi statt setzen und
anbeten lassen wird; theils durch das Zeugniß
der Knechte GOttes, welche sein Bild nicht al-
lein nicht anbeten, sondern ihn auch anschreyen
und vor aller Welt, als die Brut des Drachen
entdecken, und darüber ihr Leben lassen werden:
wie wir bey der Erklärung des 11. 12. und 13.
Capitels der Offenbahrung Johannes mit meh-
rern sehen werden. Von dieser Offenbahrung
spricht Paulus hernach in diesem Capitel v. 9.
Welches Zukunft geschiehet nach der Wür-
ckung des Satans mit allerhand lügen-
haften Kräften und Zeichen und Wun-
dern.

5. Da nun in diesen Worten von dem letz-
tern grossen Antichrist die Rede ist; so ist leicht-
lich zu erachten, was für ein Abfall alhie ver-
standen werde: nemlich nicht ein gemeiner, noch
auch dieser und jener besondere Vorfall der Kir-
che, oder darinnen gewisser Gemeinen und Per-
sonen, davon die Oerter Luc. 8, 13. und Hebr. 3,
12. nebst dem 1 Tim. 4, 1. handeln: sondern der-
jenige, dessen in der Offenbahrung Johannis von
den letztern Zeiten des Antichrists gedacht wird.
Davon es c. 12, 9. heißt, daß der Drache, die
alte Schlange, die da heißt der Teufel und

Satanas,
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch]

3. Weil nun unter den Theſſalonichern un-
terſchiedliche, nebſt der Gabe der Auslegung der
heiligen Schrift, die eigentliche Gabe der Weiſ-
ſagung aus unmittelbarer Eingebung des Heili-
gen Geiſtes hatten, die der Apoſtel nicht will ver-
achtet, aber auch alſo gepruͤfet wiſſen, daß man
das erkante wahre und gute behalte 1 Thoſſal. 5,
19-21. und alſo mit der Weiſſagung gefehlet
werden konte, auch vielleicht einige damit in der
Verkuͤndigung der Zukunft Chriſti gefehlet hat-
ten, ſich auch wol eigentliche falſche Propheten
mochten einzuſchleichen ſuchen; wie aus der dazu
geſetzten Warnung vor Verfuͤhrung erhellet: ſo
ſiehet man wohl, warum der Apoſtel warnet, daß
ſich auch niemand durch den Geiſt, oder durch eine
als vom Heiligen Geiſte eingegebene Offenba-
rung ſolte irre machen laſſen. Siehe 1 Joh. 4, 1.
Jer. 29, 8. Matth. 24, 4.

V. 3.

Laſſet euch niemand verfuͤhren (laſſet
euch in aͤuſſerlicher Berufs-Arbeit nicht irre ma-
chen noch dadurch in eine groſſe Verſuchung und
Zweifel ſetzen des gantzen Evangelii wegen, wenn
ihr ſehet, daß das, was ihr nach dem Evangelio
von der Zukunft Chriſti gewiß erwartet habet,
nicht ſo gleich erfolget) in keinerley Weiſe
(weder durch Geiſt, oder eine vorgegebene Offen-
barung, noch durch Wort und Brief, als ruͤhre
es von unſerm muͤndlichen oder ſchriftlichen Vor-
trag her.) Denn er koͤmmt nicht, es ſey
denn, daß zuvor der Abfall komme, und
offenbaret werde der Menſch der Suͤn-
den, und das Kind des Verderbens
(das
Apocalyptiſche Thier, oder der groſſe Antichriſt
und durch ihn ein ſolcher Abfall von Chriſto, daß
er ſich anbeten laſſe. Offenb. 13.)

Anmerckungen.

Nach den Worten laſſet euch niemand
verfuͤhren in keinerley Weiſe
ſind im Sinne
zu ſetzen dieſe Worte: er koͤmmt nicht, nem-
lich der Tag des HErrn, und alſo der HErr ſelbſt
zum Gerichte: wie es der ſelige Lutherus gar
wohl gegeben hat.

2. Der Menſch der Suͤnden iſt nicht al-
lein [ἁ]μαρτωλος, ein grober Suͤnder, ſondern
auch ein ſolcher Suͤnder, welcher andere auf eine
gar entſetzliche Art ſuͤndigen machet, und zur
Suͤnde, ſonderlich des Abfalls von GOtt, verfuͤh-
ret und alſo ein rechter Urheber iſt des in den letz-
ten Zeiten uͤberhandnehmenden gottloſen We-
ſens: gleichwie vom Jerobeam ſtehet, daß er
Jſrael ſuͤndigen gemachet
1 B. Koͤn. 12, 27.
u. f. 14, 16. wie hernach auch der gottloſe Achab
mit der abgoͤttiſchen Jſabel that Cap. 16, 29.
30. u. f.

2. Das Kind des Verderbens iſt alhie,
welcher dergeſtalt aus dem Abgrunde des Ver-
derbens koͤmmt, und im aͤuſſerſten Verderben
lieget, daß er auch andere ins Verderben ſtuͤrtzet,
ſonderlich in das geiſtliche und ewige, und daher
endlich auch ſelbſt zum gerechten Gerichte ins ewi-
ge Verderben faͤhret, nachdem er das Maaß der
Suͤnden recht voll gemachet hat. Es wird dieſe
Redens-Art ſonſt von dem Verraͤther Juda ge-
[Spaltenumbruch] brauchet; als von welchem unſer Heyland
ſpricht Joh. 17, 12. Die du mir gegeben haſt,
die habe ich bewahret, und iſt keiner von
ihnen verlohren,
ohne ἐι μὴ ὑιὸς τῆς ἀπωλε[fremdsprachliches Material]ας,
ohne das verlohrne Kind, das Kind des
Verderbens.

3. Beydes, wie auch das folgende, wird
alhie vom Antichr iſt geſaget. Und eben die-
ſer iſt das zehen-hoͤrnichte apocalyptiſche Thier
Off. c. 3. welcher alhie genannt wird der Menſch
der Suͤnden,
weil ſich in ihme alle Suͤnde und
Bosheit gantz zuſammen concerniret finden
in dem allergroͤßeſten und recht uͤberflieſſen-
den maße: gleichwie in Chriſto, dem er ſich ent-
gegen ſetzet, alle Fuͤlle der Gottheit leibhaftig
wohnet. Und wie greulich er die Menſchen zur
Suͤnde, ſonderlich des Abfalls von GOtt ver-
fuͤhret, das wollen wir bald vernehmen. Und
dieſer Antichriſt heißt auch ein Kind des Ver-
derbens,
weil es aus dem Verderben koͤmmt,
darinnen lieget, darein fuͤhret, und ſelbſt zum
endlichen Gericht ins Verderben geworfen
wird. Es koͤmmt aus dem Verderben.
Denn es ſteiget auf aus dem Abgrunde des Ver-
derbens, da der Drache her iſt, Off. 11, 7. und
nachdem es geweſen, ſo ſteiget es aus demſelben
wieder hervor, und, nach dem es durch ſeine
heilloſe Lehre viele ins Verderben gefuͤhret hat,
ſo faͤhret es endlich ſelbſt ins Verderben und
Verdammniß, ja wird in den feurigen Pfuhl
geworfen c. 17, 8. 19, 20.

4. Dieſer Menſch der Suͤnden wird of-
fenbahret werden.
Denn nachdem er ſich
vorher ſchon lange genug in ſeinen Gliedern ge-
reget und geaͤuſſert hat, ſein antichriſtiſches We-
ſen auch denen, welchen GOtt geoͤfnete Augen
gegeben hat, nicht verborgen geblieben iſt: ſo
wird er doch in der letzten Zeit mit ſonderm Nach-
druck offenbahret werden: theils durch ſeine
Erhebung, da er ſich an Chriſti ſtatt ſetzen und
anbeten laſſen wird; theils durch das Zeugniß
der Knechte GOttes, welche ſein Bild nicht al-
lein nicht anbeten, ſondern ihn auch anſchreyen
und vor aller Welt, als die Brut des Drachen
entdecken, und daruͤber ihr Leben laſſen werden:
wie wir bey der Erklaͤrung des 11. 12. und 13.
Capitels der Offenbahrung Johannes mit meh-
rern ſehen werden. Von dieſer Offenbahrung
ſpricht Paulus hernach in dieſem Capitel v. 9.
Welches Zukunft geſchiehet nach der Wuͤr-
ckung des Satans mit allerhand luͤgen-
haften Kraͤften und Zeichen und Wun-
dern.

5. Da nun in dieſen Worten von dem letz-
tern groſſen Antichriſt die Rede iſt; ſo iſt leicht-
lich zu erachten, was fuͤr ein Abfall alhie ver-
ſtanden werde: nemlich nicht ein gemeiner, noch
auch dieſer und jener beſondere Vorfall der Kir-
che, oder darinnen gewiſſer Gemeinen und Per-
ſonen, davon die Oerter Luc. 8, 13. und Hebr. 3,
12. nebſt dem 1 Tim. 4, 1. handeln: ſondern der-
jenige, deſſen in der Offenbahrung Johannis von
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[56/0058] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 3. 4. 3. Weil nun unter den Theſſalonichern un- terſchiedliche, nebſt der Gabe der Auslegung der heiligen Schrift, die eigentliche Gabe der Weiſ- ſagung aus unmittelbarer Eingebung des Heili- gen Geiſtes hatten, die der Apoſtel nicht will ver- achtet, aber auch alſo gepruͤfet wiſſen, daß man das erkante wahre und gute behalte 1 Thoſſal. 5, 19-21. und alſo mit der Weiſſagung gefehlet werden konte, auch vielleicht einige damit in der Verkuͤndigung der Zukunft Chriſti gefehlet hat- ten, ſich auch wol eigentliche falſche Propheten mochten einzuſchleichen ſuchen; wie aus der dazu geſetzten Warnung vor Verfuͤhrung erhellet: ſo ſiehet man wohl, warum der Apoſtel warnet, daß ſich auch niemand durch den Geiſt, oder durch eine als vom Heiligen Geiſte eingegebene Offenba- rung ſolte irre machen laſſen. Siehe 1 Joh. 4, 1. Jer. 29, 8. Matth. 24, 4. V. 3. Laſſet euch niemand verfuͤhren (laſſet euch in aͤuſſerlicher Berufs-Arbeit nicht irre ma- chen noch dadurch in eine groſſe Verſuchung und Zweifel ſetzen des gantzen Evangelii wegen, wenn ihr ſehet, daß das, was ihr nach dem Evangelio von der Zukunft Chriſti gewiß erwartet habet, nicht ſo gleich erfolget) in keinerley Weiſe (weder durch Geiſt, oder eine vorgegebene Offen- barung, noch durch Wort und Brief, als ruͤhre es von unſerm muͤndlichen oder ſchriftlichen Vor- trag her.) Denn er koͤmmt nicht, es ſey denn, daß zuvor der Abfall komme, und offenbaret werde der Menſch der Suͤn- den, und das Kind des Verderbens (das Apocalyptiſche Thier, oder der groſſe Antichriſt und durch ihn ein ſolcher Abfall von Chriſto, daß er ſich anbeten laſſe. Offenb. 13.) Anmerckungen. Nach den Worten laſſet euch niemand verfuͤhren in keinerley Weiſe ſind im Sinne zu ſetzen dieſe Worte: er koͤmmt nicht, nem- lich der Tag des HErrn, und alſo der HErr ſelbſt zum Gerichte: wie es der ſelige Lutherus gar wohl gegeben hat. 2. Der Menſch der Suͤnden iſt nicht al- lein ἁμαρτωλος, ein grober Suͤnder, ſondern auch ein ſolcher Suͤnder, welcher andere auf eine gar entſetzliche Art ſuͤndigen machet, und zur Suͤnde, ſonderlich des Abfalls von GOtt, verfuͤh- ret und alſo ein rechter Urheber iſt des in den letz- ten Zeiten uͤberhandnehmenden gottloſen We- ſens: gleichwie vom Jerobeam ſtehet, daß er Jſrael ſuͤndigen gemachet 1 B. Koͤn. 12, 27. u. f. 14, 16. wie hernach auch der gottloſe Achab mit der abgoͤttiſchen Jſabel that Cap. 16, 29. 30. u. f. 2. Das Kind des Verderbens iſt alhie, welcher dergeſtalt aus dem Abgrunde des Ver- derbens koͤmmt, und im aͤuſſerſten Verderben lieget, daß er auch andere ins Verderben ſtuͤrtzet, ſonderlich in das geiſtliche und ewige, und daher endlich auch ſelbſt zum gerechten Gerichte ins ewi- ge Verderben faͤhret, nachdem er das Maaß der Suͤnden recht voll gemachet hat. Es wird dieſe Redens-Art ſonſt von dem Verraͤther Juda ge- brauchet; als von welchem unſer Heyland ſpricht Joh. 17, 12. Die du mir gegeben haſt, die habe ich bewahret, und iſt keiner von ihnen verlohren, ohne ἐι μὴ ὑιὸς τῆς ἀπωλε_ ας, ohne das verlohrne Kind, das Kind des Verderbens. 3. Beydes, wie auch das folgende, wird alhie vom Antichr iſt geſaget. Und eben die- ſer iſt das zehen-hoͤrnichte apocalyptiſche Thier Off. c. 3. welcher alhie genannt wird der Menſch der Suͤnden, weil ſich in ihme alle Suͤnde und Bosheit gantz zuſammen concerniret finden in dem allergroͤßeſten und recht uͤberflieſſen- den maße: gleichwie in Chriſto, dem er ſich ent- gegen ſetzet, alle Fuͤlle der Gottheit leibhaftig wohnet. Und wie greulich er die Menſchen zur Suͤnde, ſonderlich des Abfalls von GOtt ver- fuͤhret, das wollen wir bald vernehmen. Und dieſer Antichriſt heißt auch ein Kind des Ver- derbens, weil es aus dem Verderben koͤmmt, darinnen lieget, darein fuͤhret, und ſelbſt zum endlichen Gericht ins Verderben geworfen wird. Es koͤmmt aus dem Verderben. Denn es ſteiget auf aus dem Abgrunde des Ver- derbens, da der Drache her iſt, Off. 11, 7. und nachdem es geweſen, ſo ſteiget es aus demſelben wieder hervor, und, nach dem es durch ſeine heilloſe Lehre viele ins Verderben gefuͤhret hat, ſo faͤhret es endlich ſelbſt ins Verderben und Verdammniß, ja wird in den feurigen Pfuhl geworfen c. 17, 8. 19, 20. 4. Dieſer Menſch der Suͤnden wird of- fenbahret werden. Denn nachdem er ſich vorher ſchon lange genug in ſeinen Gliedern ge- reget und geaͤuſſert hat, ſein antichriſtiſches We- ſen auch denen, welchen GOtt geoͤfnete Augen gegeben hat, nicht verborgen geblieben iſt: ſo wird er doch in der letzten Zeit mit ſonderm Nach- druck offenbahret werden: theils durch ſeine Erhebung, da er ſich an Chriſti ſtatt ſetzen und anbeten laſſen wird; theils durch das Zeugniß der Knechte GOttes, welche ſein Bild nicht al- lein nicht anbeten, ſondern ihn auch anſchreyen und vor aller Welt, als die Brut des Drachen entdecken, und daruͤber ihr Leben laſſen werden: wie wir bey der Erklaͤrung des 11. 12. und 13. Capitels der Offenbahrung Johannes mit meh- rern ſehen werden. Von dieſer Offenbahrung ſpricht Paulus hernach in dieſem Capitel v. 9. Welches Zukunft geſchiehet nach der Wuͤr- ckung des Satans mit allerhand luͤgen- haften Kraͤften und Zeichen und Wun- dern. 5. Da nun in dieſen Worten von dem letz- tern groſſen Antichriſt die Rede iſt; ſo iſt leicht- lich zu erachten, was fuͤr ein Abfall alhie ver- ſtanden werde: nemlich nicht ein gemeiner, noch auch dieſer und jener beſondere Vorfall der Kir- che, oder darinnen gewiſſer Gemeinen und Per- ſonen, davon die Oerter Luc. 8, 13. und Hebr. 3, 12. nebſt dem 1 Tim. 4, 1. handeln: ſondern der- jenige, deſſen in der Offenbahrung Johannis von den letztern Zeiten des Antichriſts gedacht wird. Davon es c. 12, 9. heißt, daß der Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/58>, abgerufen am 27.11.2024.