Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 18-20. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
der Liebe Christi und der Wohlthat, welche sichin der Versöhnung Christi hervorgethan hat. Davon es Röm. 5, 6. u. f. heißt: Auch Chri- stus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlosen gestorben: nun stirbet kaum iemand um des Rechts wil- len - - Darum preiset GOTT seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestor- ben ist, da wir noch Sünder waren. u. f. 5. Wenn Christus der Gerechte genen- 6. Mit den Worten: ina emas prosagage 7. Durch das Wort Fleisch wird die 8. Gleichwie nun die menschliche Natur 9. Es ist aber der Unterscheid zwischen den V. 19. 20. Jn demselben (Geiste) ist er auch hin- Anmerckungen. 1. Es ist dieses ein sehr schwerer Ort, den älte- A a a a 3
Cap. 3. v. 18-20. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
der Liebe Chriſti und der Wohlthat, welche ſichin der Verſoͤhnung Chriſti hervorgethan hat. Davon es Roͤm. 5, 6. u. f. heißt: Auch Chri- ſtus, da wir noch ſchwach waren nach der Zeit, iſt fuͤr uns Gottloſen geſtorben: nun ſtirbet kaum iemand um des Rechts wil- len ‒ ‒ Darum preiſet GOTT ſeine Liebe gegen uns, daß Chriſtus fuͤr uns geſtor- ben iſt, da wir noch Suͤnder waren. u. f. 5. Wenn Chriſtus der Gerechte genen- 6. Mit den Worten: ἵνα ἡμᾶς προσαγάγη 7. Durch das Wort Fleiſch wird die 8. Gleichwie nun die menſchliche Natur 9. Es iſt aber der Unterſcheid zwiſchen den V. 19. 20. Jn demſelben (Geiſte) iſt er auch hin- Anmerckungen. 1. Es iſt dieſes ein ſehr ſchwerer Ort, den aͤlte- A a a a 3
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Cap. 3. v. 18-20. des erſten Briefes Petri.
der Liebe Chriſti und der Wohlthat, welche ſich
in der Verſoͤhnung Chriſti hervorgethan hat.
Davon es Roͤm. 5, 6. u. f. heißt: Auch Chri-
ſtus, da wir noch ſchwach waren nach der
Zeit, iſt fuͤr uns Gottloſen geſtorben: nun
ſtirbet kaum iemand um des Rechts wil-
len ‒ ‒ Darum preiſet GOTT ſeine Liebe
gegen uns, daß Chriſtus fuͤr uns geſtor-
ben iſt, da wir noch Suͤnder waren.
u. f.
5. Wenn Chriſtus der Gerechte genen-
net wird, ſo wird damit nach dem Grunde ſeiner
weſentlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit, welche
im alten Teſtamente an den Opfern und Prie-
ſtern, daß ſie ohne allen natuͤrlichen, oder leibli-
chen, Fehl ſeyn muſten, iſt vorgebildet worden,
unter andern ſonderlich geſehen auf den Ort
Jeſ. 53, 11. da der himmliſche Vater, als der Rich-
ter, von ihm ſaget: durch ſein Erkenntniß
(durch den Glauben an ihn) wird er, mein
Knecht, der Gerechte, viel gerecht ma-
chen: denn er traͤget ihre Suͤnde. Wo-
mit zugleich angezeiget wird, wozu uns ſeine we-
ſentliche Gerechtigkeit, (nachdem er dieſelbe zum
Verſoͤhn-Opfer, um demſelben das rechte Ge-
wicht zu geben, alſo angewendet hat, daß daher
die er worbene Mittler-Amts-Gerechtigkeit ent-
ſtanden iſt) diene, nemlich zu unſerer Gerechtig-
keit, und der daher erwachſenden Vergebung der
Suͤnden. Daher er Jer. 23, 5. 6. c. 33, 14. 15.
mit groſſem Nachdrucke den Namen fuͤhret:
Der HErr, der unſere Gerechtigkeit iſt.
Darum auch Paulus 1 Cor. 1, 30. ſaget, daß er
uns von GOtt gemachet ſey zur Gerechtig-
keit: und 2 Cor. 5, 21. daß wir ſollen in ihm
ſeyn die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt.
Diß iſt die Gerechtigkeit, in welcher die Braut
des Lammes ihren rechten Schmuck hat Off. 6,
11. c. 7, 14. c. 19, 7. 8.
6. Mit den Worten: ἵνα ἡμᾶς προσαγάγη
τῷ Θεῷ, daß er uns GOtt opferte, oder zu
GOtt fuͤhrete, wird zuvorderſt geſehen auf dieſe
Beſchaffenheit des Opfers Chriſti, daß er es nicht
fuͤr ſich ſelbſt, oder fuͤr ſeine Perſon, als die keiner
Verſoͤhnung gebrauchte, ſondern fuͤr uns darge-
bracht: nemlich er iſt, als der Buͤrge und Mittler,
an die Stelle des gantzen menſchlichen Ge-
ſchlechts getreten, hat alle deſſelben Suͤnden-
Schuld und Strafe uͤber ſich genommen, und
alſo in ſeiner Perſon zugleich das gantze menſch-
liche Geſchlecht GOtt zur Verſoͤhnung dargeſtel-
let, daß es ſo guͤltig iſt, als haͤtte ein ieder ſich ſelbſt
bey GOtt verſoͤhnen koͤnnen. Welche Dar-
ſtellung denn einen ſolchen offenen Weg zum
Gnaden-Thron gebahnet hat, daß Chriſtus da-
her der Weg zum Vater heißt Joh. 14, 6. und
daher Paulus ſpricht Roͤm. 5, 2. Durch Chri-
ſtum haben wir im Glauben einen Zugang
zu dieſer Gnade, darinn wir ſtehen: und
Eph. 2, 18. Durch Chriſtum haben wir den
Zugang alle beyde (Juden und Heyden) zum
Vater. Siehe deßgleichen c. 3, 12. Hebr. 4, 16.
c. 10, 19.
7. Durch das Wort Fleiſch wird die
menſchliche Natur Chriſti bezeichnet, und alſo
benennet von ihrem ſichtbaren Theile, dem Lei-
be; ſintemal derſelbe auch nur eigentlich des
Todes faͤhig war, und im Tode von der unſterb-
lichen Seele Chriſti getrennet iſt; als von welcher
er ſagte: Vater in deine Haͤnde befehle ich
meinen Geiſt. Luc. 23, 46. Von dem Worte
Fleiſch ſehe man in gleichem Verſtande auch die
Oerter Joh. 1, 14. Roͤm. 1, 3. c. 9, 5. 1 Pet. 4, 1.
8. Gleichwie nun die menſchliche Natur
mit dem Worte Fleiſch bezeichnet wird: alſo
wird die goͤttliche durch das Wort Geiſt ver-
ſtanden: ſintemal Chriſtus nach derſelben mit
dem Vater und dem Heiligen Geiſte eines We-
ſens iſt, und daher billig auch ein Geiſt heißt,
nemlich ein unendlicher Geiſt; da GOtt ſeinem
Weſen nach ein Geiſt iſt, und die ihn anbeten
wollen, ihn daher auch im Geiſte, auf eine ſeiner
geiſtlichen Natur gemaͤſſe Art anbeten ſollen Joh.
4, 24. Jn gleichem Verſtande wird das Wort
Geiſt auch von Chriſto gebrauchet Roͤm. 1, 4.
Hebr. 9, 14.
9. Es iſt aber der Unterſcheid zwiſchen den
beyden Saͤtzen wohl zu mercken, wenn es heißt:
Chriſtus iſt getoͤdtet nach dem Fleiſche:
und: Chriſtus iſt lebendig gemachet nach
dem Geiſte. Denn nach dem erſten Satze
hat ſich die menſchliche Natur nur paſſive ver-
halten, und iſt, wie des Todes, alſo auch der
Auferweckung faͤhig geweſen: aber nach dem
andern Satze hat ſich die goͤttliche Natur active
erwieſen, alſo daß die erweckende Kraft von ihr
ſelbſt nicht weniger hergeruͤhret iſt, als von der
Kraft des Vaters, da Chriſtus mit dem Vater
und dem Heiligen Geiſte eines Weſens, und alſo
auch einer und gleicher goͤttlichen Kraft iſt. Da-
her er ſich die Auferweckung auch ſelbſt zuſchrei-
bet Joh. 2, 19. c. 10, 17. 18. c. 11, 24. ſeinen Apo-
ſteln auch die Macht ertheilet hat Todten zu erwe-
cken, die er ſelbſt am juͤngſten Tage erwecken
wird Joh. 5, 28. 29.
V. 19. 20.
Jn demſelben (Geiſte) iſt er auch hin-
gegangen, und hat geprediget den Gei-
ſtern im Gefaͤngniß: die etwa nicht glaͤu-
beten, da GOTT einsmals hartete, und
Geduld hatte, zu den Zeiten Noaͤ, da
man die Arche zuruͤſtete, in welcher we-
nig, das iſt, acht Seelen (Noa mit ſeinem
Weibe, mit ſeinen drey Soͤhnen und ihren Wei-
bern) behalten wurden durchs Waſſer (als
welches, da es andere hinwegraffete, den Kaſten
aufhub, und hernach im Trocknen wieder nie-
derſatzte.)
Anmerckungen.
1. Es iſt dieſes ein ſehr ſchwerer Ort, den
ich noch nicht recht einſehe und alſo auch davon
dem Leſer meine eigene Erkenntniß in keiner ge-
nugſamen Gewißheit ſagen kan. Jch will dem-
nach, ohne mich in die Recenſion der vielerley
Meynungen, welche man bey den Interpreti-
bus uͤber dieſen Text findet, einzulaſſen, nur
zwo hierher ſetzen: nemlich erſtlich die neueſte,
zum theil auch nicht ungemeine, und denn die
aͤlte-
A a a a 3
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