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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch] hat auch für sich, sofern er als der Mittler betrach-
tet wurde, alles Unrecht gerne verziehen: aber
damit hat er doch der richterlichen Straf-Gerech-
tigkeit GOttes nichts vergeben, sondern alles dem
gerechten Richter heimgestellet.

V. 24.

Welcher unsere Sünde selbst geopfert
hat an seinem Leibe auf dem Holtze, auf
daß wir der Sünde abgestorben, der Ge-
rechtigkeit leben, durch welches Wunden
ihr seyd heil worden.

Anmerckungen.

1. Wir haben bey diesem herrlichen Texte
zwey Haupt-Stücke zu erwegen: erstlich das
von dem Versöhnopfer Christi: hernach das
von desselben Zweck und Frucht. Bey dem er-
sten Stücke haben wir absonderlich zu betrach-
ten:

a. Wer geopfert habe? autos, er selbst, Chri-
stus; welcher im Gegenbilde ist alles in allen,
selbst der Hohe-Priester, selbst der Tempel,
selbst der Altar, selbst das Opfer.
b. Was er geopfert habe? unsere Sünde,
denn nachdem er, als der Bürge und Mittler,
deroselben Schuld über sich genommen, so hat
er auch ihrer Strafe sich unterworfen, und bey-
des damit also abgethan, daß er eine ewige Er-
lösung gefunden hat. Wie Paulus in dem
Briefe an die Hebräer mit mehrern be-
zeuget.
c. Wie er unsere Sünden geopfert habe?
an seinem Leibe;
das ist nach seiner von dem
äusserlichen und sichtbaren Theile benenneten
menschlichen Natur, welche denn alle ihre
Fülle und also auch allen ihren Nachdruck von
der göttlichen überkommen hat. Die Leviti-
schen Priester nahmen zu ihren Opfern nicht
ihren eigenen Leib, weil sie selbst kein Opfer für
andere werden konten, sondern der Thiere ihre
Leiber. Da nun diese Vorbilder waren von
Christo, so hat er sich selbst zum Opfer darge-
stellet.
d. Wo das Opfer gebracht sey? am Holtze
des Creutzes?
Das Creutz war ein Gegen-
bild vom Brand-Opfer-Altar. Gleichwie
nun auf denselben, weil er von der Erden etwas
erhaben stunde, die Opfer hinaufgetragen und
darauf über dem Holtze vom Feuer verzehret
wurden: also hat Christus, als er von der Er-
den ist erhöhet und ans Creutz geschlagen wor-
den, die Sünden des gantzen menschlichen Ge-
schlechts mit sich an dasselbe hinaufgenommen:
welches mit dem Worte anenegken angezeiget
wird.
e. Was er an statt der leiblichen Verbren-
nung der
materialischen Opfer an sich em-
pfunden habe?
Das durch das Opfer-
Feuer bezeichnete Rachfeuer der richterlichen
Gerechtigkeit GOttes, nach welchem er bey
dem leiblichen auch den ewigen Tod geschme-
cket hat. Darauf am Oelberg sein blutiger
Kampf, und am Creutze seine Bezeugung von
der Verlassung GOttes gegangen ist. Daß
[Spaltenumbruch] aber zum Abtrag und zur Satisfaction das
Gefühle des ewigen Todes, welches von einer
so kurtzen Zeit war, hinlänglich gewesen ist zur
Genugthuung und zur Erlösung, das machet
die unendliche Hoheit seiner Person, auch die
unendliche Kraft und Gültigkeit seines Ver-
söhn-Opfers.
f. Was zu diesem Opfer gehöre? Alles sein
übriges Leiden, welches vor dem Tode durch
sein gantzes Leben vorhergegangen war, nebst
dem vollkommenen Gehorsam, damit er für
uns auf eine verdienstliche Art das Gesetz erfül-
let hat, und welchen Gehorsam er am nach-
drücklichsten in den Leiden selbst erwiesen hat.
Phil. 2, 6. u. f.

2. Was den Zweck und die Frucht des
Versöhn-Opfers und der Erlösung Christi be-
trift, so gehen darauf die Worte: aufdaß wir
der Sünden abgestorben der Gerechtigkeit
leben, durch welches Wunden ihr seyd heil
worden.
Hier wird uns eine gedoppelte Haupt-
Wohlthat angepriesen, erstlich die der Recht-
fertigung,
und denn die der Erneuerung: und
beydes wird hernach zusammen gefasset in den
Worten: Durch dessen Wunden ihr seyd
heil worden.

a. Auf die Rechtfertigung gehen die Worte:
tais amakrtiais apogenomenoi, welche Worte ei-
gentlich können gegeben werden; da ihr ab-
gekommen, oder los worden seyd von
der Sünde.
Und obwol dieses an sich selbst
und ausser diesem Contexte auch gar wohl von
der Bekehrung, in welcher man der herrschen-
den Sünde abstirbet gesaget werden kan; so
gehet es doch alhier eigentlich auf die Rechtfer-
tigung: wie man aus den vorhergehenden
Worten klärlich siehet. Denn da diese auf
die Erlösung, und darinn auf die Satisfacti-
on,
als den Grund der Rechtfertigung gehen,
so hat man nicht zu zweifeln, daß der Apostel
darauf zuvorderst dieser hat gedencken und je-
nes hierauf appliciren wollen: zumal da er
der Ordnung, in welcher die Gläubigen zur
Rechtfertigung gelanget waren, schon vorher
gedacht hatte, nemlich der Wiedergeburt,
c. 1, 3. 22. c. 2, 3. Es ist demnach diese Los-
werdung
von der Sünde die Vergebung
der Sünde, da der Mensch, welcher sich Chri-
sti Versöhn-Opfer im Glauben zueignet, um
desselben willen von der Sünden Schuld und
Strafe losgesprochen wird, und also zu der
Freyheit kömmt, welcher v. 16. gedacht ist.
b. Von der Erneurung stehen die Worte:
der Gerechtigkeit leben.
a. Die Gerechtigkeit ist in ihrem fürnehmsten
Verstande die Glaubens-Gerechtigkeit,
welche man eben damit, wenn man von der
Sünden Schuld und Strafe los wird, ü-
berkömmt. Denn da sie uns CHristus
durch sein Versöhnopfer erworben hat, so
wird sie uns in der Rechtfertigung zuge-
rechnet und zu eigen geschencket. Davon
der Leser sonderlich den letztern Theil des
dritten Capitels an die Römer, auch des
fünften Capitels aus dem andern Briefe
an

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch] hat auch fuͤr ſich, ſofern er als der Mittler betrach-
tet wurde, alles Unrecht gerne verziehen: aber
damit hat er doch der richterlichen Straf-Gerech-
tigkeit GOttes nichts vergeben, ſondern alles dem
gerechten Richter heimgeſtellet.

V. 24.

Welcher unſere Suͤnde ſelbſt geopfert
hat an ſeinem Leibe auf dem Holtze, auf
daß wir der Suͤnde abgeſtorben, der Ge-
rechtigkeit leben, durch welches Wunden
ihr ſeyd heil worden.

Anmerckungen.

1. Wir haben bey dieſem herrlichen Texte
zwey Haupt-Stuͤcke zu erwegen: erſtlich das
von dem Verſoͤhnopfer Chriſti: hernach das
von deſſelben Zweck und Frucht. Bey dem er-
ſten Stuͤcke haben wir abſonderlich zu betrach-
ten:

a. Wer geopfert habe? ἀυτὸς, er ſelbſt, Chri-
ſtus; welcher im Gegenbilde iſt alles in allen,
ſelbſt der Hohe-Prieſter, ſelbſt der Tempel,
ſelbſt der Altar, ſelbſt das Opfer.
b. Was er geopfert habe? unſere Suͤnde,
denn nachdem er, als der Buͤrge und Mittler,
deroſelben Schuld uͤber ſich genommen, ſo hat
er auch ihrer Strafe ſich unterworfen, und bey-
des damit alſo abgethan, daß er eine ewige Er-
loͤſung gefunden hat. Wie Paulus in dem
Briefe an die Hebraͤer mit mehrern be-
zeuget.
c. Wie er unſere Suͤnden geopfert habe?
an ſeinem Leibe;
das iſt nach ſeiner von dem
aͤuſſerlichen und ſichtbaren Theile benenneten
menſchlichen Natur, welche denn alle ihre
Fuͤlle und alſo auch allen ihren Nachdruck von
der goͤttlichen uͤberkommen hat. Die Leviti-
ſchen Prieſter nahmen zu ihren Opfern nicht
ihren eigenen Leib, weil ſie ſelbſt kein Opfer fuͤr
andere werden konten, ſondern der Thiere ihre
Leiber. Da nun dieſe Vorbilder waren von
Chriſto, ſo hat er ſich ſelbſt zum Opfer darge-
ſtellet.
d. Wo das Opfer gebracht ſey? am Holtze
des Creutzes?
Das Creutz war ein Gegen-
bild vom Brand-Opfer-Altar. Gleichwie
nun auf denſelben, weil er von der Erden etwas
erhaben ſtunde, die Opfer hinaufgetragen und
darauf uͤber dem Holtze vom Feuer verzehret
wurden: alſo hat Chriſtus, als er von der Er-
den iſt erhoͤhet und ans Creutz geſchlagen wor-
den, die Suͤnden des gantzen menſchlichen Ge-
ſchlechts mit ſich an daſſelbe hinaufgenommen:
welches mit dem Worte ἀνήνεγκεν angezeiget
wird.
e. Was er an ſtatt der leiblichen Verbren-
nung der
materialiſchen Opfer an ſich em-
pfunden habe?
Das durch das Opfer-
Feuer bezeichnete Rachfeuer der richterlichen
Gerechtigkeit GOttes, nach welchem er bey
dem leiblichen auch den ewigen Tod geſchme-
cket hat. Darauf am Oelberg ſein blutiger
Kampf, und am Creutze ſeine Bezeugung von
der Verlaſſung GOttes gegangen iſt. Daß
[Spaltenumbruch] aber zum Abtrag und zur Satisfaction das
Gefuͤhle des ewigen Todes, welches von einer
ſo kurtzen Zeit war, hinlaͤnglich geweſen iſt zur
Genugthuung und zur Erloͤſung, das machet
die unendliche Hoheit ſeiner Perſon, auch die
unendliche Kraft und Guͤltigkeit ſeines Ver-
ſoͤhn-Opfers.
f. Was zu dieſem Opfer gehoͤre? Alles ſein
uͤbriges Leiden, welches vor dem Tode durch
ſein gantzes Leben vorhergegangen war, nebſt
dem vollkommenen Gehorſam, damit er fuͤr
uns auf eine verdienſtliche Art das Geſetz erfuͤl-
let hat, und welchen Gehorſam er am nach-
druͤcklichſten in den Leiden ſelbſt erwieſen hat.
Phil. 2, 6. u. f.

2. Was den Zweck und die Frucht des
Verſoͤhn-Opfers und der Erloͤſung Chriſti be-
trift, ſo gehen darauf die Worte: aufdaß wir
der Suͤnden abgeſtorben der Gerechtigkeit
leben, durch welches Wunden ihr ſeyd heil
worden.
Hier wird uns eine gedoppelte Haupt-
Wohlthat angeprieſen, erſtlich die der Recht-
fertigung,
und denn die der Erneuerung: und
beydes wird hernach zuſammen gefaſſet in den
Worten: Durch deſſen Wunden ihr ſeyd
heil worden.

a. Auf die Rechtfertigung gehen die Worte:
ταῖς ἁμακρτίαις ἀπογενόμενοι, welche Worte ei-
gentlich koͤnnen gegeben werden; da ihr ab-
gekommen, oder los worden ſeyd von
der Suͤnde.
Und obwol dieſes an ſich ſelbſt
und auſſer dieſem Contexte auch gar wohl von
der Bekehrung, in welcher man der herrſchen-
den Suͤnde abſtirbet geſaget werden kan; ſo
gehet es doch alhier eigentlich auf die Rechtfer-
tigung: wie man aus den vorhergehenden
Worten klaͤrlich ſiehet. Denn da dieſe auf
die Erloͤſung, und darinn auf die Satisfacti-
on,
als den Grund der Rechtfertigung gehen,
ſo hat man nicht zu zweifeln, daß der Apoſtel
darauf zuvorderſt dieſer hat gedencken und je-
nes hierauf appliciren wollen: zumal da er
der Ordnung, in welcher die Glaͤubigen zur
Rechtfertigung gelanget waren, ſchon vorher
gedacht hatte, nemlich der Wiedergeburt,
c. 1, 3. 22. c. 2, 3. Es iſt demnach dieſe Los-
werdung
von der Suͤnde die Vergebung
der Suͤnde, da der Menſch, welcher ſich Chri-
ſti Verſoͤhn-Opfer im Glauben zueignet, um
deſſelben willen von der Suͤnden Schuld und
Strafe losgeſprochen wird, und alſo zu der
Freyheit koͤmmt, welcher v. 16. gedacht iſt.
b. Von der Erneurung ſtehen die Worte:
der Gerechtigkeit leben.
α. Die Gerechtigkeit iſt in ihrem fuͤrnehmſten
Verſtande die Glaubens-Gerechtigkeit,
welche man eben damit, wenn man von der
Suͤnden Schuld und Strafe los wird, uͤ-
berkoͤmmt. Denn da ſie uns CHriſtus
durch ſein Verſoͤhnopfer erworben hat, ſo
wird ſie uns in der Rechtfertigung zuge-
rechnet und zu eigen geſchencket. Davon
der Leſer ſonderlich den letztern Theil des
dritten Capitels an die Roͤmer, auch des
fuͤnften Capitels aus dem andern Briefe
an
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[546/0548] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22-24. hat auch fuͤr ſich, ſofern er als der Mittler betrach- tet wurde, alles Unrecht gerne verziehen: aber damit hat er doch der richterlichen Straf-Gerech- tigkeit GOttes nichts vergeben, ſondern alles dem gerechten Richter heimgeſtellet. V. 24. Welcher unſere Suͤnde ſelbſt geopfert hat an ſeinem Leibe auf dem Holtze, auf daß wir der Suͤnde abgeſtorben, der Ge- rechtigkeit leben, durch welches Wunden ihr ſeyd heil worden. Anmerckungen. 1. Wir haben bey dieſem herrlichen Texte zwey Haupt-Stuͤcke zu erwegen: erſtlich das von dem Verſoͤhnopfer Chriſti: hernach das von deſſelben Zweck und Frucht. Bey dem er- ſten Stuͤcke haben wir abſonderlich zu betrach- ten: a. Wer geopfert habe? ἀυτὸς, er ſelbſt, Chri- ſtus; welcher im Gegenbilde iſt alles in allen, ſelbſt der Hohe-Prieſter, ſelbſt der Tempel, ſelbſt der Altar, ſelbſt das Opfer. b. Was er geopfert habe? unſere Suͤnde, denn nachdem er, als der Buͤrge und Mittler, deroſelben Schuld uͤber ſich genommen, ſo hat er auch ihrer Strafe ſich unterworfen, und bey- des damit alſo abgethan, daß er eine ewige Er- loͤſung gefunden hat. Wie Paulus in dem Briefe an die Hebraͤer mit mehrern be- zeuget. c. Wie er unſere Suͤnden geopfert habe? an ſeinem Leibe; das iſt nach ſeiner von dem aͤuſſerlichen und ſichtbaren Theile benenneten menſchlichen Natur, welche denn alle ihre Fuͤlle und alſo auch allen ihren Nachdruck von der goͤttlichen uͤberkommen hat. Die Leviti- ſchen Prieſter nahmen zu ihren Opfern nicht ihren eigenen Leib, weil ſie ſelbſt kein Opfer fuͤr andere werden konten, ſondern der Thiere ihre Leiber. Da nun dieſe Vorbilder waren von Chriſto, ſo hat er ſich ſelbſt zum Opfer darge- ſtellet. d. Wo das Opfer gebracht ſey? am Holtze des Creutzes? Das Creutz war ein Gegen- bild vom Brand-Opfer-Altar. Gleichwie nun auf denſelben, weil er von der Erden etwas erhaben ſtunde, die Opfer hinaufgetragen und darauf uͤber dem Holtze vom Feuer verzehret wurden: alſo hat Chriſtus, als er von der Er- den iſt erhoͤhet und ans Creutz geſchlagen wor- den, die Suͤnden des gantzen menſchlichen Ge- ſchlechts mit ſich an daſſelbe hinaufgenommen: welches mit dem Worte ἀνήνεγκεν angezeiget wird. e. Was er an ſtatt der leiblichen Verbren- nung der materialiſchen Opfer an ſich em- pfunden habe? Das durch das Opfer- Feuer bezeichnete Rachfeuer der richterlichen Gerechtigkeit GOttes, nach welchem er bey dem leiblichen auch den ewigen Tod geſchme- cket hat. Darauf am Oelberg ſein blutiger Kampf, und am Creutze ſeine Bezeugung von der Verlaſſung GOttes gegangen iſt. Daß aber zum Abtrag und zur Satisfaction das Gefuͤhle des ewigen Todes, welches von einer ſo kurtzen Zeit war, hinlaͤnglich geweſen iſt zur Genugthuung und zur Erloͤſung, das machet die unendliche Hoheit ſeiner Perſon, auch die unendliche Kraft und Guͤltigkeit ſeines Ver- ſoͤhn-Opfers. f. Was zu dieſem Opfer gehoͤre? Alles ſein uͤbriges Leiden, welches vor dem Tode durch ſein gantzes Leben vorhergegangen war, nebſt dem vollkommenen Gehorſam, damit er fuͤr uns auf eine verdienſtliche Art das Geſetz erfuͤl- let hat, und welchen Gehorſam er am nach- druͤcklichſten in den Leiden ſelbſt erwieſen hat. Phil. 2, 6. u. f. 2. Was den Zweck und die Frucht des Verſoͤhn-Opfers und der Erloͤſung Chriſti be- trift, ſo gehen darauf die Worte: aufdaß wir der Suͤnden abgeſtorben der Gerechtigkeit leben, durch welches Wunden ihr ſeyd heil worden. Hier wird uns eine gedoppelte Haupt- Wohlthat angeprieſen, erſtlich die der Recht- fertigung, und denn die der Erneuerung: und beydes wird hernach zuſammen gefaſſet in den Worten: Durch deſſen Wunden ihr ſeyd heil worden. a. Auf die Rechtfertigung gehen die Worte: ταῖς ἁμακρτίαις ἀπογενόμενοι, welche Worte ei- gentlich koͤnnen gegeben werden; da ihr ab- gekommen, oder los worden ſeyd von der Suͤnde. Und obwol dieſes an ſich ſelbſt und auſſer dieſem Contexte auch gar wohl von der Bekehrung, in welcher man der herrſchen- den Suͤnde abſtirbet geſaget werden kan; ſo gehet es doch alhier eigentlich auf die Rechtfer- tigung: wie man aus den vorhergehenden Worten klaͤrlich ſiehet. Denn da dieſe auf die Erloͤſung, und darinn auf die Satisfacti- on, als den Grund der Rechtfertigung gehen, ſo hat man nicht zu zweifeln, daß der Apoſtel darauf zuvorderſt dieſer hat gedencken und je- nes hierauf appliciren wollen: zumal da er der Ordnung, in welcher die Glaͤubigen zur Rechtfertigung gelanget waren, ſchon vorher gedacht hatte, nemlich der Wiedergeburt, c. 1, 3. 22. c. 2, 3. Es iſt demnach dieſe Los- werdung von der Suͤnde die Vergebung der Suͤnde, da der Menſch, welcher ſich Chri- ſti Verſoͤhn-Opfer im Glauben zueignet, um deſſelben willen von der Suͤnden Schuld und Strafe losgeſprochen wird, und alſo zu der Freyheit koͤmmt, welcher v. 16. gedacht iſt. b. Von der Erneurung ſtehen die Worte: der Gerechtigkeit leben. α. Die Gerechtigkeit iſt in ihrem fuͤrnehmſten Verſtande die Glaubens-Gerechtigkeit, welche man eben damit, wenn man von der Suͤnden Schuld und Strafe los wird, uͤ- berkoͤmmt. Denn da ſie uns CHriſtus durch ſein Verſoͤhnopfer erworben hat, ſo wird ſie uns in der Rechtfertigung zuge- rechnet und zu eigen geſchencket. Davon der Leſer ſonderlich den letztern Theil des dritten Capitels an die Roͤmer, auch des fuͤnften Capitels aus dem andern Briefe an

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/548>, abgerufen am 25.11.2024.