Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch]
sondern dagegen anlaufet, der ziehet das gerechte Gerieht der Verstockung und Verwerfung über sich: dazu er denn nach dem richterlichen Wil- len GOttes gesetzet wird.
5. Es ist aber, um den richtigen Sinn dieser sonst etwas schweren Redens-Art so viel mehr zuerkennen, wohl zu mercken, daß der Apostel von GOTT in Ansehung unsers in Christo ge- gründeten Heyls redet im activo: tithemi, ich le- ge, oder setze; so spricht er von der Strafe des zur Verwerfung geschehenen Anstosses im passi- vo: etethesan, sie sind gesetzet worden; wo- mit die richterliche Zulassung GOttes angezei- get wird.
6. Einen solchen Unterscheid in den Wor- ten finden wir auch Röm. 9, 22. 23. Denn nachdem Paulus v. 22. von den Gevässen des Zorns gesaget hat, daß sie sind zubereiter wor- den, so spricht er v. 23. von den Gevässen der Gnaden, daß sie GOtt zubereitet habe.
7. Es findet demnach alhier kein absolu- tum decretum von der Verwerfung gewisser Menschen statt. Und damit einem dieses so viel weniger in die Gedancken kommen möge, so be- dencke man nur, daß Petrus von eben diesen Leu- ten redet, von welchen Christus Matth. 23, 37. mit Thränen spricht: Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten und steinigest die zu dir gesandt sind, wie oft habe ich dei- ne Kinder versammlen wollen/ wie eine Henne versammlet ihre Kuchlein unter ih- re Flügel, aber ihr habt nicht gewolt. Hier sehen wir Christi gnädigen und dabey allgemei- nen Willen, der auf aller Juden Seligkeit ging: hingegen der Juden ihre Schuld ein Nicht-wollen, oder ein Unglauben. Dar- auf das Anlaufen zur Strafe folget, wenn unser Heyland spricht: Siehe euer Haus soll euch wüste gelassen werden!
8. Man hat demnach, damit einem dieser Text so viel deutlicher und der Verstand so viel richtiger werde, darinnen die unterschiedliche Puncte wohl zu mercken: nemlich erstlich die Schuld des Unglaubens; wie denn das par- ticipium apeithountes, nach Art der Griechischen Sprache, also stehet, daß es eine Ursache anzei- get, und so viel ist, als stünde da: Weil sie nicht geglaubet haben. Und diese ihre Schuld wird mit den Worten; die sich stossen an dem Wort, erläutert; die Strafe aber mit den letztern Worten bezeuget, und damit znrück gesehen auf die letztern Worte des vorher- gehenden Verses: als welche von einem solchen feindseligen Anlaufen und Anstossen an den Eck- Stein handeln, darüber man sich zerstösset und zu schanden wird.
V. 9.
Jhr aber seyd das auserwehlte Ge- schlecht, das Königliche Priesterthum, das heilige Volck, das Volck des Eigeuthums, daß ihr verkündigen sollt die Tugend deß, der euch berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier der gläubigen Chri- [Spaltenumbruch]
sten ihre hohe geistliche Würde, und dabey ihre schuldige Pflicht: und also auch die Ap- plication des Gesetzes und des Evangelii in der schönsten Harmonie, doch also, daß das Ev- angelium die Haupt-Sache ist; sintemal aus der Evangelischen hohen Würde die Pflicht her- geleitet, und aus derselben Kraft geleistet wird.
2. Jn den Worten von der Würde siehet der Apostel sonderlich auf den Ort 2 B. Mos. 19, 5. 6. werdet ihr meiner Stimme gehor- chen, und meinen Bund halten, so solt ihr mein Eigenthum seyn vor allen Völckern, denn die gantze Erde ist mein. Und ihr solt mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volck seyn. Siehe auch 5 B. Mos. 7, 6.
3. Hier sehen wir, daß, was GOtt von den Jsraeliten saget, Petrus den wahren Jsraeliten, die solches zuvorderst im Geiste mit allen aus den Heyden zu Christo bekehreten waren, zueignet. Damit man nun desto besser verstehe, was diese Worte im Gegenbilde von den Christen zu sagen haben, so haben wir zuvorderst zu erwegen, was sie denn von den Jsraeliten in sich halten und be- deuten.
4. Es kömmt darinn auf zwey Stücke an, erstlich auf den Vorzug insgemein, welchen die alten Jsraeliten vor allen andern Völckern gehabt haben: darauf gehen die Worte: aus- erwehlte Geschlecht, das heilige Volck, das Volck des Eigenthums: hernach auf den be- sondern Vorzug, nach welchem sie ein königli- ches Priesterthum, oder priesterliches Kö- nigreich bey solchem Eigenthum geworden und gewesen sind.
5. Der gemeine Vorzug war sehr groß, da GOTT an den Jsraeliten gethan hat, was kei- nem andern Volcke auf Erden widerfahren ist. Es sind zwar alle Völcker nach dem Rechte der Schöpfung und Erhaltung GOTTes Eigen- thum; daß ich von der Erlösung nicht sage: aber das Judische Volck war es vor allen andern in der von GOTT ihm vorgeschrieben gantz beson- dern Form der Republic und der Religion, und der gantz besondern und recht wundervollen Lei- tung, Beschützung, auch, wenn sie es verdie- net hatten, der harten Bestrafungen GOT- Tes.
6. Man sehe hiervon unter andern 5 B. Mos. 4, 6. 7. So behaltet nun und thuts. Denn das wird eure Weisheit und Ver- stand seyn bey allen Völckern, wenn sie hö- ren werden alle diese Gebote, daß sie müs- sen sagen: Ey, welche weise und verständi- ge Leute sind das, und ein herrlich Volck? und wo ist ein so herrlich Volck, zu dem die Götter also nahe sich thun, als der HErr unser GOtt, so oft wir ihn anrufen? Und wo ist ein so herrlich Volck, das so gerechte Gebote und Sitten hat, als alle diß Gesetze, das ich euch heutiges Tages vorlege? dar- um auch David Ps. 147, 19. 20. spricht: Er zei- get Jacob sein Wort, Jsrael seine Sitten ten und Rechte. So thut er keinen Hey- den, noch lässet sie wissen seine Rechte, Hal- lelujah!
7. Jn
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch]
ſondern dagegen anlaufet, der ziehet das gerechte Gerieht der Verſtockung und Verwerfung uͤber ſich: dazu er denn nach dem richterlichen Wil- len GOttes geſetzet wird.
5. Es iſt aber, um den richtigen Sinn dieſer ſonſt etwas ſchweren Redens-Art ſo viel mehr zuerkennen, wohl zu mercken, daß der Apoſtel von GOTT in Anſehung unſers in Chriſto ge- gruͤndeten Heyls redet im activo: τίϑημι, ich le- ge, oder ſetze; ſo ſpricht er von der Strafe des zur Verwerfung geſchehenen Anſtoſſes im paſſi- vo: ἐτέϑησαν, ſie ſind geſetzet worden; wo- mit die richterliche Zulaſſung GOttes angezei- get wird.
6. Einen ſolchen Unterſcheid in den Wor- ten finden wir auch Roͤm. 9, 22. 23. Denn nachdem Paulus v. 22. von den Gevaͤſſen des Zorns geſaget hat, daß ſie ſind zubereiter wor- den, ſo ſpricht er v. 23. von den Gevaͤſſen der Gnaden, daß ſie GOtt zubereitet habe.
7. Es findet demnach alhier kein abſolu- tum decretum von der Verwerfung gewiſſer Menſchen ſtatt. Und damit einem dieſes ſo viel weniger in die Gedancken kommen moͤge, ſo be- dencke man nur, daß Petrus von eben dieſen Leu- ten redet, von welchen Chriſtus Matth. 23, 37. mit Thraͤnen ſpricht: Jeruſalem, Jeruſalem, die du toͤdteſt die Propheten und ſteinigeſt die zu dir geſandt ſind, wie oft habe ich dei- ne Kinder verſammlen wollen/ wie eine Henne verſammlet ihre Kuchlein unter ih- re Fluͤgel, aber ihr habt nicht gewolt. Hier ſehen wir Chriſti gnaͤdigen und dabey allgemei- nen Willen, der auf aller Juden Seligkeit ging: hingegen der Juden ihre Schuld ein Nicht-wollen, oder ein Unglauben. Dar- auf das Anlaufen zur Strafe folget, wenn unſer Heyland ſpricht: Siehe euer Haus ſoll euch wuͤſte gelaſſen werden!
8. Man hat demnach, damit einem dieſer Text ſo viel deutlicher und der Verſtand ſo viel richtiger werde, darinnen die unterſchiedliche Puncte wohl zu mercken: nemlich erſtlich die Schuld des Unglaubens; wie denn das par- ticipium ἀπειϑοῦντες, nach Art der Griechiſchen Sprache, alſo ſtehet, daß es eine Urſache anzei- get, und ſo viel iſt, als ſtuͤnde da: Weil ſie nicht geglaubet haben. Und dieſe ihre Schuld wird mit den Worten; die ſich ſtoſſen an dem Wort, erlaͤutert; die Strafe aber mit den letztern Worten bezeuget, und damit znruͤck geſehen auf die letztern Worte des vorher- gehenden Verſes: als welche von einem ſolchen feindſeligen Anlaufen und Anſtoſſen an den Eck- Stein handeln, daruͤber man ſich zerſtoͤſſet und zu ſchanden wird.
V. 9.
Jhr aber ſeyd das auserwehlte Ge- ſchlecht, das Koͤnigliche Prieſterthum, das heilige Volck, das Volck des Eigeuthums, daß ihr verkuͤndigen ſollt die Tugend deß, der euch berufen hat von der Finſterniß zu ſeinem wunderbaren Licht.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier der glaͤubigen Chri- [Spaltenumbruch]
ſten ihre hohe geiſtliche Wuͤrde, und dabey ihre ſchuldige Pflicht: und alſo auch die Ap- plication des Geſetzes und des Evangelii in der ſchoͤnſten Harmonie, doch alſo, daß das Ev- angelium die Haupt-Sache iſt; ſintemal aus der Evangeliſchen hohen Wuͤrde die Pflicht her- geleitet, und aus derſelben Kraft geleiſtet wird.
2. Jn den Worten von der Wuͤrde ſiehet der Apoſtel ſonderlich auf den Ort 2 B. Moſ. 19, 5. 6. werdet ihr meiner Stimme gehor- chen, und meinen Bund halten, ſo ſolt ihr mein Eigenthum ſeyn vor allen Voͤlckern, denn die gantze Erde iſt mein. Und ihr ſolt mir ein prieſterlich Koͤnigreich und ein heiliges Volck ſeyn. Siehe auch 5 B. Moſ. 7, 6.
3. Hier ſehen wir, daß, was GOtt von den Jſraeliten ſaget, Petrus den wahren Jſraeliten, die ſolches zuvorderſt im Geiſte mit allen aus den Heyden zu Chriſto bekehreten waren, zueignet. Damit man nun deſto beſſer verſtehe, was dieſe Worte im Gegenbilde von den Chriſten zu ſagen haben, ſo haben wir zuvorderſt zu erwegen, was ſie denn von den Jſraeliten in ſich halten und be- deuten.
4. Es koͤmmt darinn auf zwey Stuͤcke an, erſtlich auf den Vorzug insgemein, welchen die alten Jſraeliten vor allen andern Voͤlckern gehabt haben: darauf gehen die Worte: aus- erwehlte Geſchlecht, das heilige Volck, das Volck des Eigenthums: hernach auf den be- ſondern Vorzug, nach welchem ſie ein koͤnigli- ches Prieſterthum, oder prieſterliches Koͤ- nigreich bey ſolchem Eigenthum geworden und geweſen ſind.
5. Der gemeine Vorzug war ſehr groß, da GOTT an den Jſraeliten gethan hat, was kei- nem andern Volcke auf Erden widerfahren iſt. Es ſind zwar alle Voͤlcker nach dem Rechte der Schoͤpfung und Erhaltung GOTTes Eigen- thum; daß ich von der Erloͤſung nicht ſage: aber das Judiſche Volck war es vor allen andern in der von GOTT ihm vorgeſchrieben gantz beſon- dern Form der Republic und der Religion, und der gantz beſondern und recht wundervollen Lei- tung, Beſchuͤtzung, auch, wenn ſie es verdie- net hatten, der harten Beſtrafungen GOT- Tes.
6. Man ſehe hiervon unter andern 5 B. Moſ. 4, 6. 7. So behaltet nun und thuts. Denn das wird eure Weisheit und Ver- ſtand ſeyn bey allen Voͤlckern, wenn ſie hoͤ- ren werden alle dieſe Gebote, daß ſie muͤſ- ſen ſagen: Ey, welche weiſe und verſtaͤndi- ge Leute ſind das, und ein herrlich Volck? und wo iſt ein ſo herrlich Volck, zu dem die Goͤtter alſo nahe ſich thun, als der HErr unſer GOtt, ſo oft wir ihn anrufen? Und wo iſt ein ſo herrlich Volck, das ſo gerechte Gebote und Sitten hat, als alle diß Geſetze, das ich euch heutiges Tages vorlege? dar- um auch David Pſ. 147, 19. 20. ſpricht: Er zei- get Jacob ſein Wort, Jſrael ſeine Sitten ten und Rechte. So thut er keinen Hey- den, noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte, Hal- lelujah!
7. Jn
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[538/0540]
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 8. 9.
ſondern dagegen anlaufet, der ziehet das gerechte
Gerieht der Verſtockung und Verwerfung uͤber
ſich: dazu er denn nach dem richterlichen Wil-
len GOttes geſetzet wird.
5. Es iſt aber, um den richtigen Sinn dieſer
ſonſt etwas ſchweren Redens-Art ſo viel mehr
zuerkennen, wohl zu mercken, daß der Apoſtel
von GOTT in Anſehung unſers in Chriſto ge-
gruͤndeten Heyls redet im activo: τίϑημι, ich le-
ge, oder ſetze; ſo ſpricht er von der Strafe des
zur Verwerfung geſchehenen Anſtoſſes im paſſi-
vo: ἐτέϑησαν, ſie ſind geſetzet worden; wo-
mit die richterliche Zulaſſung GOttes angezei-
get wird.
6. Einen ſolchen Unterſcheid in den Wor-
ten finden wir auch Roͤm. 9, 22. 23. Denn
nachdem Paulus v. 22. von den Gevaͤſſen des
Zorns geſaget hat, daß ſie ſind zubereiter wor-
den, ſo ſpricht er v. 23. von den Gevaͤſſen der
Gnaden, daß ſie GOtt zubereitet habe.
7. Es findet demnach alhier kein abſolu-
tum decretum von der Verwerfung gewiſſer
Menſchen ſtatt. Und damit einem dieſes ſo viel
weniger in die Gedancken kommen moͤge, ſo be-
dencke man nur, daß Petrus von eben dieſen Leu-
ten redet, von welchen Chriſtus Matth. 23, 37.
mit Thraͤnen ſpricht: Jeruſalem, Jeruſalem,
die du toͤdteſt die Propheten und ſteinigeſt
die zu dir geſandt ſind, wie oft habe ich dei-
ne Kinder verſammlen wollen/ wie eine
Henne verſammlet ihre Kuchlein unter ih-
re Fluͤgel, aber ihr habt nicht gewolt. Hier
ſehen wir Chriſti gnaͤdigen und dabey allgemei-
nen Willen, der auf aller Juden Seligkeit
ging: hingegen der Juden ihre Schuld ein
Nicht-wollen, oder ein Unglauben. Dar-
auf das Anlaufen zur Strafe folget, wenn
unſer Heyland ſpricht: Siehe euer Haus ſoll
euch wuͤſte gelaſſen werden!
8. Man hat demnach, damit einem dieſer
Text ſo viel deutlicher und der Verſtand ſo viel
richtiger werde, darinnen die unterſchiedliche
Puncte wohl zu mercken: nemlich erſtlich die
Schuld des Unglaubens; wie denn das par-
ticipium ἀπειϑοῦντες, nach Art der Griechiſchen
Sprache, alſo ſtehet, daß es eine Urſache anzei-
get, und ſo viel iſt, als ſtuͤnde da: Weil ſie
nicht geglaubet haben. Und dieſe ihre
Schuld wird mit den Worten; die ſich ſtoſſen
an dem Wort, erlaͤutert; die Strafe aber
mit den letztern Worten bezeuget, und damit
znruͤck geſehen auf die letztern Worte des vorher-
gehenden Verſes: als welche von einem ſolchen
feindſeligen Anlaufen und Anſtoſſen an den Eck-
Stein handeln, daruͤber man ſich zerſtoͤſſet und
zu ſchanden wird.
V. 9.
Jhr aber ſeyd das auserwehlte Ge-
ſchlecht, das Koͤnigliche Prieſterthum, das
heilige Volck, das Volck des Eigeuthums,
daß ihr verkuͤndigen ſollt die Tugend deß,
der euch berufen hat von der Finſterniß zu
ſeinem wunderbaren Licht.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier der glaͤubigen Chri-
ſten ihre hohe geiſtliche Wuͤrde, und dabey
ihre ſchuldige Pflicht: und alſo auch die Ap-
plication des Geſetzes und des Evangelii in
der ſchoͤnſten Harmonie, doch alſo, daß das Ev-
angelium die Haupt-Sache iſt; ſintemal aus
der Evangeliſchen hohen Wuͤrde die Pflicht her-
geleitet, und aus derſelben Kraft geleiſtet wird.
2. Jn den Worten von der Wuͤrde ſiehet
der Apoſtel ſonderlich auf den Ort 2 B. Moſ.
19, 5. 6. werdet ihr meiner Stimme gehor-
chen, und meinen Bund halten, ſo ſolt ihr
mein Eigenthum ſeyn vor allen Voͤlckern,
denn die gantze Erde iſt mein. Und ihr
ſolt mir ein prieſterlich Koͤnigreich und ein
heiliges Volck ſeyn. Siehe auch 5 B. Moſ.
7, 6.
3. Hier ſehen wir, daß, was GOtt von den
Jſraeliten ſaget, Petrus den wahren Jſraeliten,
die ſolches zuvorderſt im Geiſte mit allen aus den
Heyden zu Chriſto bekehreten waren, zueignet.
Damit man nun deſto beſſer verſtehe, was dieſe
Worte im Gegenbilde von den Chriſten zu ſagen
haben, ſo haben wir zuvorderſt zu erwegen, was
ſie denn von den Jſraeliten in ſich halten und be-
deuten.
4. Es koͤmmt darinn auf zwey Stuͤcke an,
erſtlich auf den Vorzug insgemein, welchen
die alten Jſraeliten vor allen andern Voͤlckern
gehabt haben: darauf gehen die Worte: aus-
erwehlte Geſchlecht, das heilige Volck, das
Volck des Eigenthums: hernach auf den be-
ſondern Vorzug, nach welchem ſie ein koͤnigli-
ches Prieſterthum, oder prieſterliches Koͤ-
nigreich bey ſolchem Eigenthum geworden und
geweſen ſind.
5. Der gemeine Vorzug war ſehr groß, da
GOTT an den Jſraeliten gethan hat, was kei-
nem andern Volcke auf Erden widerfahren iſt.
Es ſind zwar alle Voͤlcker nach dem Rechte der
Schoͤpfung und Erhaltung GOTTes Eigen-
thum; daß ich von der Erloͤſung nicht ſage: aber
das Judiſche Volck war es vor allen andern in
der von GOTT ihm vorgeſchrieben gantz beſon-
dern Form der Republic und der Religion, und
der gantz beſondern und recht wundervollen Lei-
tung, Beſchuͤtzung, auch, wenn ſie es verdie-
net hatten, der harten Beſtrafungen GOT-
Tes.
6. Man ſehe hiervon unter andern 5 B.
Moſ. 4, 6. 7. So behaltet nun und thuts.
Denn das wird eure Weisheit und Ver-
ſtand ſeyn bey allen Voͤlckern, wenn ſie hoͤ-
ren werden alle dieſe Gebote, daß ſie muͤſ-
ſen ſagen: Ey, welche weiſe und verſtaͤndi-
ge Leute ſind das, und ein herrlich Volck?
und wo iſt ein ſo herrlich Volck, zu dem die
Goͤtter alſo nahe ſich thun, als der HErr
unſer GOtt, ſo oft wir ihn anrufen? Und
wo iſt ein ſo herrlich Volck, das ſo gerechte
Gebote und Sitten hat, als alle diß Geſetze,
das ich euch heutiges Tages vorlege? dar-
um auch David Pſ. 147, 19. 20. ſpricht: Er zei-
get Jacob ſein Wort, Jſrael ſeine Sitten
ten und Rechte. So thut er keinen Hey-
den, noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte, Hal-
lelujah!
7. Jn
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/540>, abgerufen am 29.06.2024.
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vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.