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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli C. 1. v. 9. 10.
[Spaltenumbruch] selben befinden, und, ausser ihrer Unwissenheit
in göttlichen Dingen, auch im Unglauben, ja in
einer Widersetzlichkeit gegen das Evangelium
stehen.

6. Das GOTT nicht erkennen, zeiget
nicht nur einen Mangel der Erkenntniß an nach
dem Verstande, sondern, nach der Redens-Art
der heiligen Schrift, daneben auch zugleich
dem Willen nach eine solche Bosheit, durch
welche man sich der Erkenntniß widersetzet, und
was man erkannt, durch Bosheit in Ungerech-
tigkeit aufhält und ersticket: wie Paulus von
den Heyden saget Röm. 1, 18. 21. 28. Wird nun
dergleichen boshaftige Unwissenheit auch gar bey
den Gliedern der sichtbaren, ja der Evangeli-
schen Kirche erfunden, so wird das Gerichte
GOttes über sie desto schwerer seyn, ie näher sie
die Gnaden-Mittel gehabt haben.

7. Der dem Evangelio gemäße Gehorsam
ist eigentlich der Glaube, welcher die darinnen lie-
gende Gnaden-Verheissungen, in der Ordnung
wahrer Bekehrung zu GOtt, ergreifet und sich
zueignet, Röm. 1, 5. c. 6, 17. c. 10, 16. c. 16, 26.
welcher Glaubens-Gehorsam denn auch den
Gehorsam des Hertzens und gantzen Lebens, in
Leistung der schuldigen Pflichten, aus sich gebie-
ret. Und also spricht Paulus das alhie aus,
was unser Heyland saget Marc. 16, 16. wer
nicht glaubet, der wird verdammet wer-
den.
Siehe auch Joh. 3, 16. u. s. f.

8. Gleichwie der Glaube ist voller guter
Wercke, so ist der Unglaube voller böser Wer-
cke: die denn bey der Seligkeit und Verdamm-
niß angesehen werden: jene mit einer Gnaden-
Vergeltung, diese mit einer gerechten Bestra-
fung.

9. Die Bestrafung aber, oder Verdamm-
niß, wird nicht allein in damno boni, in Er-
mangelung des guten, sondern auch in sensu
mali,
in der Empfindung des bösen bestehen,
wie unter so vielen andern auch aus diesem Orte
gar klärlich erhellet.

V. 10.

Wenn er kommen wird, (el the, wird
gekommen seyn,) daß er herrlich erscheine
mit seinen Heiligen,
(endoxasthenai en to~is
agiois autou, um verherrlichet zu werden in
seinen Heiligen,) und wunderbar mit al-
len Gläubigen,
(kai thaumasthenai en to~is
pisteuousin, und wunderbar, ein grosses Wun-
der, oder verwunderns-würdig zu werden, in
allen seinen Gläubigen,) denn unser Zeugniß
an euch von demselben Tage habt ihr ge-
glaubet.
(episteuthe, ist geglaubet, oder glau-
big angenommen.)

Anmerckungen.

1. Die Parriculae e'n sind alhie ohne alle
Noth, und mit Verdunckelung des grossen
Nachdrucks von dem seligen Luthero durch mit
übersetzet worden. Nun ist es zwar an dem,
daß Christus, wie er mit den Engeln erscheinen
wird v. 7. also auch nicht allein in seiner Person,
sondern auch mit seinen Gläubigen in der Zu-
kunft, wird sehr verherrlichet werden, als die
[Spaltenumbruch] an seiner Herrlichkeit theil nehmen werden: aber
es ist doch der Nachdruck viel grösser, wenn es
heißt, er wird in den Gläubigen verherrli-
chet; denn damit wird nicht allein angezeiget,
daß die Gläubigen ihre Herrlichkeit von Chri-
sto haben werden; sondern es wird damit auch
die Art und Weise angewiesen, in welcher sie
dazu gelangen werden, nemlich in der genaue-
sten Vereinigung und Gemeinschaft mit
Christo,
also daß das herrliche Bild Christi,
und also das Ebenbild GOttes, und Christus
gleichsam selbst, nach dem Grunde solcher
Vereinigung, in ihnen, aus ihnen und an ih-
nen leuchte.

2. Den Nachdruck dieses Orts, und dar-
innen dieses Redens-Art desto besser zu mercken,
hat man folgende Stücke wohl zu mercken:

a. Der Mensch hat am Ebenbilde GOttes ge-
habt: ten doxan tou Theou, die Herrlichkeit GOt-
tes, also daß es ein recht herrliches Eben-
bild gewesen ist; nach dem Fall aber heißt
es: wir ermangeln tes doxes tou Theou, des
herrlichen Ebenbildes GOttes, Röm. 3, 23.
b. Der Sohn GOttes ist apaugasma tes do-
xes tou Patros, der Abglantz der Herrlich-
keit des Vaters, als eine wesentliche und
persönliche Abstrahlung von dem Vater, als
ewigen Licht. Er ist daher selbst der HErr
der Herrlichkeit
1 Cor. 2, 8. Jac. 2, 1. Und
da die Fülle der göttlichen Herrlichkeit auch der
menschlichen Natur ohne alle Maasse mitge-
theilet war, so sagt Johannes davon c. 1, 14.
das Wort ward Fleisch und wohnete
unter uns, und wir sahen seine Herr-
lichkeit, eine Herrlichkeit als des ein-
gebornen Sohnes vom Vater, voller
Gnade und Wahrheit.
c. Da wir nun aus solcher Fülle der Herrlich-
keit JEsu nehmen Gnade um Gnade v. 16. so
werden wir solcher Herrlichkeit theilhaftig,
auf welche Art denn das herrliche Ebenbild
GOttes in uns wieder angerichtet wird,
denn da gewinnet Christus wider eine Gestalt
in uns, Gal. 4, 19. ja, wenn der Mensch be-
kehret wird, so wird er gleichsam einem aus-
gedruckten und gereinigten Spiegel gleich, vor
den der HErr JEsus im Evangelio also trit,
daß seine Herrlichkeit hinein fällt: welche denn
der Mensch als mit einem aufgedeckten Ange-
sicht auffasset, also daß sich des HERRN
Klarheit in ihm spiegelt, und er ver-
kläret wird in dasselbe Bild von einer
Klarheit zur andern,
2 Cor. 3, 18. und
zwar, wie dabey stehet, als vom Geiste
des HErrn;
sintemal das Amt des Heili-
gen Geistes darinnen bestehet, daß er Chri-
stum in den Hertzen der Gläubigen verkläret.
Joh. 16, 14. daß sie ihn als wahren GOtt und
Menschen und als ihren Heyland erkennen
und annehmen. Da wird denn eine solche
gläubige Seele von Christo und in Christo
endoxos, sehr herrlich Eph. 5, 27. von wel-
chem herrlichen Schmuck der Tochter ja
Braut des Königes und des Lammes man se-
he, Ps. 45. Jes. 61, 10. Offenb. 19, 7. 8.
d. Da

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 1. v. 9. 10.
[Spaltenumbruch] ſelben befinden, und, auſſer ihrer Unwiſſenheit
in goͤttlichen Dingen, auch im Unglauben, ja in
einer Widerſetzlichkeit gegen das Evangelium
ſtehen.

6. Das GOTT nicht erkennen, zeiget
nicht nur einen Mangel der Erkenntniß an nach
dem Verſtande, ſondern, nach der Redens-Art
der heiligen Schrift, daneben auch zugleich
dem Willen nach eine ſolche Bosheit, durch
welche man ſich der Erkenntniß widerſetzet, und
was man erkannt, durch Bosheit in Ungerech-
tigkeit aufhaͤlt und erſticket: wie Paulus von
den Heyden ſaget Roͤm. 1, 18. 21. 28. Wird nun
dergleichen boshaftige Unwiſſenheit auch gar bey
den Gliedern der ſichtbaren, ja der Evangeli-
ſchen Kirche erfunden, ſo wird das Gerichte
GOttes uͤber ſie deſto ſchwerer ſeyn, ie naͤher ſie
die Gnaden-Mittel gehabt haben.

7. Der dem Evangelio gemaͤße Gehorſam
iſt eigentlich der Glaube, welcher die darinnen lie-
gende Gnaden-Verheiſſungen, in der Ordnung
wahrer Bekehrung zu GOtt, ergreifet und ſich
zueignet, Roͤm. 1, 5. c. 6, 17. c. 10, 16. c. 16, 26.
welcher Glaubens-Gehorſam denn auch den
Gehorſam des Hertzens und gantzen Lebens, in
Leiſtung der ſchuldigen Pflichten, aus ſich gebie-
ret. Und alſo ſpricht Paulus das alhie aus,
was unſer Heyland ſaget Marc. 16, 16. wer
nicht glaubet, der wird verdammet wer-
den.
Siehe auch Joh. 3, 16. u. ſ. f.

8. Gleichwie der Glaube iſt voller guter
Wercke, ſo iſt der Unglaube voller boͤſer Wer-
cke: die denn bey der Seligkeit und Verdamm-
niß angeſehen werden: jene mit einer Gnaden-
Vergeltung, dieſe mit einer gerechten Beſtra-
fung.

9. Die Beſtrafung aber, oder Verdamm-
niß, wird nicht allein in damno boni, in Er-
mangelung des guten, ſondern auch in ſenſu
mali,
in der Empfindung des boͤſen beſtehen,
wie unter ſo vielen andern auch aus dieſem Orte
gar klaͤrlich erhellet.

V. 10.

Wenn er kommen wird, (ἔλ ϑῃ, wird
gekommen ſeyn,) daß er herrlich erſcheine
mit ſeinen Heiligen,
(ἐνδοξασϑῆναι ἐν το῀ις
ἁγίοις ἁυτοῦ, um verherrlichet zu werden in
ſeinen Heiligen,) und wunderbar mit al-
len Glaͤubigen,
(καὶ ϑαυμασθῆναι ἐν το῀ις
ϖιστέυουσιν, und wunderbar, ein groſſes Wun-
der, oder verwunderns-wuͤrdig zu werden, in
allen ſeinen Glaͤubigen,) denn unſer Zeugniß
an euch von demſelben Tage habt ihr ge-
glaubet.
(ἐπιστεύθη, iſt geglaubet, oder glau-
big angenommen.)

Anmerckungen.

1. Die Parriculæ ε᾽ν ſind alhie ohne alle
Noth, und mit Verdunckelung des groſſen
Nachdrucks von dem ſeligen Luthero durch mit
uͤberſetzet worden. Nun iſt es zwar an dem,
daß Chriſtus, wie er mit den Engeln erſcheinen
wird v. 7. alſo auch nicht allein in ſeiner Perſon,
ſondern auch mit ſeinen Glaͤubigen in der Zu-
kunft, wird ſehr verherrlichet werden, als die
[Spaltenumbruch] an ſeiner Herrlichkeit theil nehmen werden: aber
es iſt doch der Nachdruck viel groͤſſer, wenn es
heißt, er wird in den Glaͤubigen verherrli-
chet; denn damit wird nicht allein angezeiget,
daß die Glaͤubigen ihre Herrlichkeit von Chri-
ſto haben werden; ſondern es wird damit auch
die Art und Weiſe angewieſen, in welcher ſie
dazu gelangen werden, nemlich in der genaue-
ſten Vereinigung und Gemeinſchaft mit
Chriſto,
alſo daß das herrliche Bild Chriſti,
und alſo das Ebenbild GOttes, und Chriſtus
gleichſam ſelbſt, nach dem Grunde ſolcher
Vereinigung, in ihnen, aus ihnen und an ih-
nen leuchte.

2. Den Nachdruck dieſes Orts, und dar-
innen dieſes Redens-Art deſto beſſer zu mercken,
hat man folgende Stuͤcke wohl zu mercken:

a. Der Menſch hat am Ebenbilde GOttes ge-
habt: τὴν δόξαν τοῦ Θεοῦ, die Herrlichkeit GOt-
tes, alſo daß es ein recht herrliches Eben-
bild geweſen iſt; nach dem Fall aber heißt
es: wir ermangeln τῆς δόξης τοῦ Θεοῦ, des
herrlichen Ebenbildes GOttes, Roͤm. 3, 23.
b. Der Sohn GOttes iſt ἀπαύγασμα τῆς δό-
ξης τοῦ Πατρὸς, der Abglantz der Herrlich-
keit des Vaters, als eine weſentliche und
perſoͤnliche Abſtrahlung von dem Vater, als
ewigen Licht. Er iſt daher ſelbſt der HErr
der Herrlichkeit
1 Cor. 2, 8. Jac. 2, 1. Und
da die Fuͤlle der goͤttlichen Herrlichkeit auch der
menſchlichen Natur ohne alle Maaſſe mitge-
theilet war, ſo ſagt Johannes davon c. 1, 14.
das Wort ward Fleiſch und wohnete
unter uns, und wir ſahen ſeine Herr-
lichkeit, eine Herrlichkeit als des ein-
gebornen Sohnes vom Vater, voller
Gnade und Wahrheit.
c. Da wir nun aus ſolcher Fuͤlle der Herrlich-
keit JEſu nehmen Gnade um Gnade v. 16. ſo
werden wir ſolcher Herrlichkeit theilhaftig,
auf welche Art denn das herrliche Ebenbild
GOttes in uns wieder angerichtet wird,
denn da gewinnet Chriſtus wider eine Geſtalt
in uns, Gal. 4, 19. ja, wenn der Menſch be-
kehret wird, ſo wird er gleichſam einem aus-
gedruckten und gereinigten Spiegel gleich, vor
den der HErr JEſus im Evangelio alſo trit,
daß ſeine Herrlichkeit hinein faͤllt: welche denn
der Menſch als mit einem aufgedeckten Ange-
ſicht auffaſſet, alſo daß ſich des HERRN
Klarheit in ihm ſpiegelt, und er ver-
klaͤret wird in daſſelbe Bild von einer
Klarheit zur andern,
2 Cor. 3, 18. und
zwar, wie dabey ſtehet, als vom Geiſte
des HErrn;
ſintemal das Amt des Heili-
gen Geiſtes darinnen beſtehet, daß er Chri-
ſtum in den Hertzen der Glaͤubigen verklaͤret.
Joh. 16, 14. daß ſie ihn als wahren GOtt und
Menſchen und als ihren Heyland erkennen
und annehmen. Da wird denn eine ſolche
glaͤubige Seele von Chriſto und in Chriſto
ἔνδοξος, ſehr herrlich Eph. 5, 27. von wel-
chem herrlichen Schmuck der Tochter ja
Braut des Koͤniges und des Lammes man ſe-
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d. Da
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[52/0054] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 1. v. 9. 10. ſelben befinden, und, auſſer ihrer Unwiſſenheit in goͤttlichen Dingen, auch im Unglauben, ja in einer Widerſetzlichkeit gegen das Evangelium ſtehen. 6. Das GOTT nicht erkennen, zeiget nicht nur einen Mangel der Erkenntniß an nach dem Verſtande, ſondern, nach der Redens-Art der heiligen Schrift, daneben auch zugleich dem Willen nach eine ſolche Bosheit, durch welche man ſich der Erkenntniß widerſetzet, und was man erkannt, durch Bosheit in Ungerech- tigkeit aufhaͤlt und erſticket: wie Paulus von den Heyden ſaget Roͤm. 1, 18. 21. 28. Wird nun dergleichen boshaftige Unwiſſenheit auch gar bey den Gliedern der ſichtbaren, ja der Evangeli- ſchen Kirche erfunden, ſo wird das Gerichte GOttes uͤber ſie deſto ſchwerer ſeyn, ie naͤher ſie die Gnaden-Mittel gehabt haben. 7. Der dem Evangelio gemaͤße Gehorſam iſt eigentlich der Glaube, welcher die darinnen lie- gende Gnaden-Verheiſſungen, in der Ordnung wahrer Bekehrung zu GOtt, ergreifet und ſich zueignet, Roͤm. 1, 5. c. 6, 17. c. 10, 16. c. 16, 26. welcher Glaubens-Gehorſam denn auch den Gehorſam des Hertzens und gantzen Lebens, in Leiſtung der ſchuldigen Pflichten, aus ſich gebie- ret. Und alſo ſpricht Paulus das alhie aus, was unſer Heyland ſaget Marc. 16, 16. wer nicht glaubet, der wird verdammet wer- den. Siehe auch Joh. 3, 16. u. ſ. f. 8. Gleichwie der Glaube iſt voller guter Wercke, ſo iſt der Unglaube voller boͤſer Wer- cke: die denn bey der Seligkeit und Verdamm- niß angeſehen werden: jene mit einer Gnaden- Vergeltung, dieſe mit einer gerechten Beſtra- fung. 9. Die Beſtrafung aber, oder Verdamm- niß, wird nicht allein in damno boni, in Er- mangelung des guten, ſondern auch in ſenſu mali, in der Empfindung des boͤſen beſtehen, wie unter ſo vielen andern auch aus dieſem Orte gar klaͤrlich erhellet. V. 10. Wenn er kommen wird, (ἔλ ϑῃ, wird gekommen ſeyn,) daß er herrlich erſcheine mit ſeinen Heiligen, (ἐνδοξασϑῆναι ἐν το῀ις ἁγίοις ἁυτοῦ, um verherrlichet zu werden in ſeinen Heiligen,) und wunderbar mit al- len Glaͤubigen, (καὶ ϑαυμασθῆναι ἐν το῀ις ϖιστέυουσιν, und wunderbar, ein groſſes Wun- der, oder verwunderns-wuͤrdig zu werden, in allen ſeinen Glaͤubigen,) denn unſer Zeugniß an euch von demſelben Tage habt ihr ge- glaubet. (ἐπιστεύθη, iſt geglaubet, oder glau- big angenommen.) Anmerckungen. 1. Die Parriculæ ε᾽ν ſind alhie ohne alle Noth, und mit Verdunckelung des groſſen Nachdrucks von dem ſeligen Luthero durch mit uͤberſetzet worden. Nun iſt es zwar an dem, daß Chriſtus, wie er mit den Engeln erſcheinen wird v. 7. alſo auch nicht allein in ſeiner Perſon, ſondern auch mit ſeinen Glaͤubigen in der Zu- kunft, wird ſehr verherrlichet werden, als die an ſeiner Herrlichkeit theil nehmen werden: aber es iſt doch der Nachdruck viel groͤſſer, wenn es heißt, er wird in den Glaͤubigen verherrli- chet; denn damit wird nicht allein angezeiget, daß die Glaͤubigen ihre Herrlichkeit von Chri- ſto haben werden; ſondern es wird damit auch die Art und Weiſe angewieſen, in welcher ſie dazu gelangen werden, nemlich in der genaue- ſten Vereinigung und Gemeinſchaft mit Chriſto, alſo daß das herrliche Bild Chriſti, und alſo das Ebenbild GOttes, und Chriſtus gleichſam ſelbſt, nach dem Grunde ſolcher Vereinigung, in ihnen, aus ihnen und an ih- nen leuchte. 2. Den Nachdruck dieſes Orts, und dar- innen dieſes Redens-Art deſto beſſer zu mercken, hat man folgende Stuͤcke wohl zu mercken: a. Der Menſch hat am Ebenbilde GOttes ge- habt: τὴν δόξαν τοῦ Θεοῦ, die Herrlichkeit GOt- tes, alſo daß es ein recht herrliches Eben- bild geweſen iſt; nach dem Fall aber heißt es: wir ermangeln τῆς δόξης τοῦ Θεοῦ, des herrlichen Ebenbildes GOttes, Roͤm. 3, 23. b. Der Sohn GOttes iſt ἀπαύγασμα τῆς δό- ξης τοῦ Πατρὸς, der Abglantz der Herrlich- keit des Vaters, als eine weſentliche und perſoͤnliche Abſtrahlung von dem Vater, als ewigen Licht. Er iſt daher ſelbſt der HErr der Herrlichkeit 1 Cor. 2, 8. Jac. 2, 1. Und da die Fuͤlle der goͤttlichen Herrlichkeit auch der menſchlichen Natur ohne alle Maaſſe mitge- theilet war, ſo ſagt Johannes davon c. 1, 14. das Wort ward Fleiſch und wohnete unter uns, und wir ſahen ſeine Herr- lichkeit, eine Herrlichkeit als des ein- gebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. c. Da wir nun aus ſolcher Fuͤlle der Herrlich- keit JEſu nehmen Gnade um Gnade v. 16. ſo werden wir ſolcher Herrlichkeit theilhaftig, auf welche Art denn das herrliche Ebenbild GOttes in uns wieder angerichtet wird, denn da gewinnet Chriſtus wider eine Geſtalt in uns, Gal. 4, 19. ja, wenn der Menſch be- kehret wird, ſo wird er gleichſam einem aus- gedruckten und gereinigten Spiegel gleich, vor den der HErr JEſus im Evangelio alſo trit, daß ſeine Herrlichkeit hinein faͤllt: welche denn der Menſch als mit einem aufgedeckten Ange- ſicht auffaſſet, alſo daß ſich des HERRN Klarheit in ihm ſpiegelt, und er ver- klaͤret wird in daſſelbe Bild von einer Klarheit zur andern, 2 Cor. 3, 18. und zwar, wie dabey ſtehet, als vom Geiſte des HErrn; ſintemal das Amt des Heili- gen Geiſtes darinnen beſtehet, daß er Chri- ſtum in den Hertzen der Glaͤubigen verklaͤret. Joh. 16, 14. daß ſie ihn als wahren GOtt und Menſchen und als ihren Heyland erkennen und annehmen. Da wird denn eine ſolche glaͤubige Seele von Chriſto und in Chriſto ἔνδοξος, ſehr herrlich Eph. 5, 27. von wel- chem herrlichen Schmuck der Tochter ja Braut des Koͤniges und des Lammes man ſe- he, Pſ. 45. Jeſ. 61, 10. Offenb. 19, 7. 8. d. Da

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/54>, abgerufen am 27.11.2024.