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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 5. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zum mehrern Genuß kommen, und zur meh-
rern Stärcke des neuen Menschen gereichen;
und aus welchem so denn auch alle Pflichten
der Liebe zu einer völligern und lauterern
Ausübung gebracht werden. Man sehe von
solchem Wachsthum sonderlich Eph. 3, 16.
u. f. Es ist aber alhier zu mercken, daß der A-
postel das Wort bauen oikodomeisthe, im pas-
sivo
setzet: welches demnach also auf des
Menschen eigene Treue gehet, daß es zugleich,
wenn man es im indicativo nimt, und ü-
bersetzt ihr werdet erbauet, die geistliche
Würde anzeiget, wozu die Gläubigen durch
die Gnaden-Kraft, als eine hohe Wohlthat
gelangen. Nimt man es aber an im impe-
rativo,
so heißts: laßt euch erbauen, das
ist, lasset euch den beständigen Zufluß der rech-
ten Gnaden-Kräfte, als der geistlichen Milch,
zum rechten Wachsthum dienen.

3. Gleichwie aber Christus im Gegenbilde
auf den Levitischen Gottesdienst ist alles in allen,
selbst der Tempel, selbst der Priester, selbst das
Opfer: also sind es auch im gewissen Verstan-
de die Christen, seine Glieder: sie sind nicht al-
lein das Haus, oder der Tempel GOttes, son-
dern selbst auch Priester, die das heilige Prie-
sterthum ausmachen. Bey welchen Worten
folgendes zu erwegen ist:

a. Daß man im alten Testamente die eigentli-
chen Priester, von den übrigen Lehrern wohl
unterscheiden muß. Es lehreten die Priester
zwar auch: aber eigentlich war ihnen doch
nur die Aufwartung in der Stifts-Hütte und
im Tempel befohlen; da sie es denn sonderlich
mit den Opfern und mit den Reinigungen zu-
thun hatten. Hingegen lag das Lehr-Amt in
allen Stämmen der Kinder Jsrael sonderlich
den Leviten ob: die auch daher im gantzen Lan-
de ihre gewisse Städte hatten, zerstreuet woh-
neten, und in den Synagogen, das ist, in den
heimlichen, oder öffentlichen Zusammenkünf-
ten, vor andern das Lehr-Amt führeten.
b. Daß das Amt der Priester im Tempel mit
dem gantzen Levitischen Gottesdienste nur ein
Vorbild von Christo und allen seinen gläubi-
gen Gliedern gewesen sey; und daß es daher
im neuen Testamente an sich aufgehöret und
seine Erfüllung in Christo und an seinem gan-
tzen geistlichen Leibe habe.
c. Daß demnach das heutige Predig-Amt nicht
sey eine Fortsetzung des Levitischen Priester-
thums, sondern, daß es sey an statt des öffent-
lichen Kirchen-Dienstes der Leviten auffer dem
Tempel.
d. Daß daher der Name Priester, nicht eigent-
lich den öffentlichen Lehrern wegen ihres
Amts, sondern allen gläubigen Christen zu-
komme, daß sie es mit den Lehrern gemein
haben.
e. Daß es eben also stehe um das Wort geistli-
che,
oder heilige: nemlich, daß es ein Ehren-
Wort aller gläubigen Glieder Christi sey.
Siehe Röm. 8, 7. u. s. w.
f. Daß das geistliche Priesterthum eine grosse
Würde sey. Wie unter andern aus der Le-
[Spaltenumbruch] vitischen Priester ihrer Salbung und beson-
dern Kleidung erhellet: als welches uns auf
die geistliche Salbung und auf das Kleid der
Gerechtigkeit Christi und auf den geheimen
Umgang mit GOTT weiset. Welche geist-
liche Würde man sonderlich aus vielen Or-
ten der Offenbarung Johannis erkennen kan.
Siehe c. 1, 5. 6. c. 5, 9. 10. u. s. w. Die geist-
lichen Priester sind die Braut des Lammes
c. 19, 7. 8.

4. Da es nun die Priester mit Bespren-
gung, Reinigung
und Opfern zu thun hatten,
so ist auch dieses das Geschäfte der Christen.
Auf die Besprengung, welche durchs Blut
Christi geschiehet, hat sie der Apostel schon ge-
führet c. 1, 2. und auf die Reinigung des Her-
tzens dabey, wie auch v. 22. Nun führet er sie
auf die Opfer, und zwar geistliche, das ist, ih-
rem Evangelischen Christenthum gemäße: wel-
che zuvorderst darinn bestehen, daß sie sich gantz
mit Leib und Seele GOTT aufopfern, oder zu
eigen ergeben nach Röm. 12, 2. ihm bringen
das Lob- und Danck-Opfer ihres Hertzens und
ihrer Lippen, und ihr gantzes Leben mit allen
äusserlichen und innerlichen Handelungen zu lau-
ter Gottesdienst machen, auch im Gebet GOtt
ihren Nächsten befehlen, ihn erbauen und ihm
alle übrige Pflichten der Liebe erweisen: wel-
ches denn lauter geistliche Opfer sind. Man
sehe davon Phil. 4, 18. Hebr. 13, 6. Und daß
auch die Gläubigen des alten Testaments auf
solche geistliche Opfer bey den leiblichen sind ge-
führet worden, sehe man Ps. 4, 6. c. 50, 14. 23.
c. 51, 19. c. 54, 8. c. 107, 22. c. 116, 17. c. 141, 2.

5. Allen vorhergehenden Worten aber
giebt der Apostel damit einen sonderlichen Nach-
druck, wenn er spricht: Die GOtt angenehm
sind durch Christum.
Davon folgendes zu
mercken ist:

a. Wenn Christus von GOtt alhier, auch sonst,
unterschieden wird, so wird er nach seinem
Mittler-Amte betrachtet, nach welchem er
uns bey GOtt versöhnet hat.
b. Es wird mit diesen Worten gesehen auf das
Amt des Levitischen Hohenpriesters, welches
war, die Opfer von den Jsraeliten anzuneh-
men und sie GOtt darzubringen.
c. Da nun Christus unser Hoherpriester ist, so
hat er nicht allein sich selbst zum Opfer, das
GOTT höchst angenehm und zur Versöh-
nung gültig ist, dargegeben; sondern auch
wir müssen alle unsere geistliche Opfer GOtt
durch Christum und in Christo bringen: das
ist, wir müssen zuvorderst Christum selbst zum
Versöhnopfer annehmen, und auf diesen
Grund alle Gnade, die wir bey GOtt haben,
bauen, und, da alle unsere innerliche und äus-
serliche Wercke, welche die geistlichen Opfer
sind, noch viele Unvollkommenheit an sich ha-
ben, so müssen wir bey ihrer Ausübung alle-
zeit auf das vollkommene Opfer Christi sehen
und dafür halten, daß sie GOTT um Chri-
sti willen angenehm sind und wohlgefallen.
Und unser Hoherpriester, Christus, nimmt sie
auch gleichsam also von unsern Händen an,
wie
Cap. 2. v. 5. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zum mehrern Genuß kommen, und zur meh-
rern Staͤrcke des neuen Menſchen gereichen;
und aus welchem ſo denn auch alle Pflichten
der Liebe zu einer voͤlligern und lauterern
Ausuͤbung gebracht werden. Man ſehe von
ſolchem Wachsthum ſonderlich Eph. 3, 16.
u. f. Es iſt aber alhier zu mercken, daß der A-
poſtel das Wort bauen ὀικοδομεῖσϑε, im paſ-
ſivo
ſetzet: welches demnach alſo auf des
Menſchen eigene Treue gehet, daß es zugleich,
wenn man es im indicativo nimt, und uͤ-
berſetzt ihr werdet erbauet, die geiſtliche
Wuͤrde anzeiget, wozu die Glaͤubigen durch
die Gnaden-Kraft, als eine hohe Wohlthat
gelangen. Nimt man es aber an im impe-
rativo,
ſo heißts: laßt euch erbauen, das
iſt, laſſet euch den beſtaͤndigen Zufluß der rech-
ten Gnaden-Kraͤfte, als der geiſtlichen Milch,
zum rechten Wachsthum dienen.

3. Gleichwie aber Chriſtus im Gegenbilde
auf den Levitiſchen Gottesdienſt iſt alles in allen,
ſelbſt der Tempel, ſelbſt der Prieſter, ſelbſt das
Opfer: alſo ſind es auch im gewiſſen Verſtan-
de die Chriſten, ſeine Glieder: ſie ſind nicht al-
lein das Haus, oder der Tempel GOttes, ſon-
dern ſelbſt auch Prieſter, die das heilige Prie-
ſterthum ausmachen. Bey welchen Worten
folgendes zu erwegen iſt:

a. Daß man im alten Teſtamente die eigentli-
chen Prieſter, von den uͤbrigen Lehrern wohl
unterſcheiden muß. Es lehreten die Prieſter
zwar auch: aber eigentlich war ihnen doch
nur die Aufwartung in der Stifts-Huͤtte und
im Tempel befohlen; da ſie es denn ſonderlich
mit den Opfern und mit den Reinigungen zu-
thun hatten. Hingegen lag das Lehr-Amt in
allen Staͤmmen der Kinder Jſrael ſonderlich
den Leviten ob: die auch daher im gantzen Lan-
de ihre gewiſſe Staͤdte hatten, zerſtreuet woh-
neten, und in den Synagogen, das iſt, in den
heimlichen, oder oͤffentlichen Zuſammenkuͤnf-
ten, vor andern das Lehr-Amt fuͤhreten.
b. Daß das Amt der Prieſter im Tempel mit
dem gantzen Levitiſchen Gottesdienſte nur ein
Vorbild von Chriſto und allen ſeinen glaͤubi-
gen Gliedern geweſen ſey; und daß es daher
im neuen Teſtamente an ſich aufgehoͤret und
ſeine Erfuͤllung in Chriſto und an ſeinem gan-
tzen geiſtlichen Leibe habe.
c. Daß demnach das heutige Predig-Amt nicht
ſey eine Fortſetzung des Levitiſchen Prieſter-
thums, ſondern, daß es ſey an ſtatt des oͤffent-
lichen Kirchen-Dienſtes der Leviten auffer dem
Tempel.
d. Daß daher der Name Prieſter, nicht eigent-
lich den oͤffentlichen Lehrern wegen ihres
Amts, ſondern allen glaͤubigen Chriſten zu-
komme, daß ſie es mit den Lehrern gemein
haben.
e. Daß es eben alſo ſtehe um das Wort geiſtli-
che,
oder heilige: nemlich, daß es ein Ehren-
Wort aller glaͤubigen Glieder Chriſti ſey.
Siehe Roͤm. 8, 7. u. ſ. w.
f. Daß das geiſtliche Prieſterthum eine groſſe
Wuͤrde ſey. Wie unter andern aus der Le-
[Spaltenumbruch] vitiſchen Prieſter ihrer Salbung und beſon-
dern Kleidung erhellet: als welches uns auf
die geiſtliche Salbung und auf das Kleid der
Gerechtigkeit Chriſti und auf den geheimen
Umgang mit GOTT weiſet. Welche geiſt-
liche Wuͤrde man ſonderlich aus vielen Or-
ten der Offenbarung Johannis erkennen kan.
Siehe c. 1, 5. 6. c. 5, 9. 10. u. ſ. w. Die geiſt-
lichen Prieſter ſind die Braut des Lammes
c. 19, 7. 8.

4. Da es nun die Prieſter mit Beſpren-
gung, Reinigung
und Opfern zu thun hatten,
ſo iſt auch dieſes das Geſchaͤfte der Chriſten.
Auf die Beſprengung, welche durchs Blut
Chriſti geſchiehet, hat ſie der Apoſtel ſchon ge-
fuͤhret c. 1, 2. und auf die Reinigung des Her-
tzens dabey, wie auch v. 22. Nun fuͤhret er ſie
auf die Opfer, und zwar geiſtliche, das iſt, ih-
rem Evangeliſchen Chriſtenthum gemaͤße: wel-
che zuvorderſt darinn beſtehen, daß ſie ſich gantz
mit Leib und Seele GOTT aufopfern, oder zu
eigen ergeben nach Roͤm. 12, 2. ihm bringen
das Lob- und Danck-Opfer ihres Hertzens und
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aͤuſſerlichen und innerlichen Handelungen zu lau-
ter Gottesdienſt machen, auch im Gebet GOtt
ihren Naͤchſten befehlen, ihn erbauen und ihm
alle uͤbrige Pflichten der Liebe erweiſen: wel-
ches denn lauter geiſtliche Opfer ſind. Man
ſehe davon Phil. 4, 18. Hebr. 13, 6. Und daß
auch die Glaͤubigen des alten Teſtaments auf
ſolche geiſtliche Opfer bey den leiblichen ſind ge-
fuͤhret worden, ſehe man Pſ. 4, 6. c. 50, 14. 23.
c. 51, 19. c. 54, 8. c. 107, 22. c. 116, 17. c. 141, 2.

5. Allen vorhergehenden Worten aber
giebt der Apoſtel damit einen ſonderlichen Nach-
druck, wenn er ſpricht: Die GOtt angenehm
ſind durch Chriſtum.
Davon folgendes zu
mercken iſt:

a. Wenn Chriſtus von GOtt alhier, auch ſonſt,
unterſchieden wird, ſo wird er nach ſeinem
Mittler-Amte betrachtet, nach welchem er
uns bey GOtt verſoͤhnet hat.
b. Es wird mit dieſen Worten geſehen auf das
Amt des Levitiſchen Hohenprieſters, welches
war, die Opfer von den Jſraeliten anzuneh-
men und ſie GOtt darzubringen.
c. Da nun Chriſtus unſer Hoherprieſter iſt, ſo
hat er nicht allein ſich ſelbſt zum Opfer, das
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nung guͤltig iſt, dargegeben; ſondern auch
wir muͤſſen alle unſere geiſtliche Opfer GOtt
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Grund alle Gnade, die wir bey GOtt haben,
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ben, ſo muͤſſen wir bey ihrer Ausuͤbung alle-
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[535/0537] Cap. 2. v. 5. des erſten Briefes Petri. zum mehrern Genuß kommen, und zur meh- rern Staͤrcke des neuen Menſchen gereichen; und aus welchem ſo denn auch alle Pflichten der Liebe zu einer voͤlligern und lauterern Ausuͤbung gebracht werden. Man ſehe von ſolchem Wachsthum ſonderlich Eph. 3, 16. u. f. Es iſt aber alhier zu mercken, daß der A- poſtel das Wort bauen ὀικοδομεῖσϑε, im paſ- ſivo ſetzet: welches demnach alſo auf des Menſchen eigene Treue gehet, daß es zugleich, wenn man es im indicativo nimt, und uͤ- berſetzt ihr werdet erbauet, die geiſtliche Wuͤrde anzeiget, wozu die Glaͤubigen durch die Gnaden-Kraft, als eine hohe Wohlthat gelangen. Nimt man es aber an im impe- rativo, ſo heißts: laßt euch erbauen, das iſt, laſſet euch den beſtaͤndigen Zufluß der rech- ten Gnaden-Kraͤfte, als der geiſtlichen Milch, zum rechten Wachsthum dienen. 3. Gleichwie aber Chriſtus im Gegenbilde auf den Levitiſchen Gottesdienſt iſt alles in allen, ſelbſt der Tempel, ſelbſt der Prieſter, ſelbſt das Opfer: alſo ſind es auch im gewiſſen Verſtan- de die Chriſten, ſeine Glieder: ſie ſind nicht al- lein das Haus, oder der Tempel GOttes, ſon- dern ſelbſt auch Prieſter, die das heilige Prie- ſterthum ausmachen. Bey welchen Worten folgendes zu erwegen iſt: a. Daß man im alten Teſtamente die eigentli- chen Prieſter, von den uͤbrigen Lehrern wohl unterſcheiden muß. Es lehreten die Prieſter zwar auch: aber eigentlich war ihnen doch nur die Aufwartung in der Stifts-Huͤtte und im Tempel befohlen; da ſie es denn ſonderlich mit den Opfern und mit den Reinigungen zu- thun hatten. Hingegen lag das Lehr-Amt in allen Staͤmmen der Kinder Jſrael ſonderlich den Leviten ob: die auch daher im gantzen Lan- de ihre gewiſſe Staͤdte hatten, zerſtreuet woh- neten, und in den Synagogen, das iſt, in den heimlichen, oder oͤffentlichen Zuſammenkuͤnf- ten, vor andern das Lehr-Amt fuͤhreten. b. Daß das Amt der Prieſter im Tempel mit dem gantzen Levitiſchen Gottesdienſte nur ein Vorbild von Chriſto und allen ſeinen glaͤubi- gen Gliedern geweſen ſey; und daß es daher im neuen Teſtamente an ſich aufgehoͤret und ſeine Erfuͤllung in Chriſto und an ſeinem gan- tzen geiſtlichen Leibe habe. c. Daß demnach das heutige Predig-Amt nicht ſey eine Fortſetzung des Levitiſchen Prieſter- thums, ſondern, daß es ſey an ſtatt des oͤffent- lichen Kirchen-Dienſtes der Leviten auffer dem Tempel. d. Daß daher der Name Prieſter, nicht eigent- lich den oͤffentlichen Lehrern wegen ihres Amts, ſondern allen glaͤubigen Chriſten zu- komme, daß ſie es mit den Lehrern gemein haben. e. Daß es eben alſo ſtehe um das Wort geiſtli- che, oder heilige: nemlich, daß es ein Ehren- Wort aller glaͤubigen Glieder Chriſti ſey. Siehe Roͤm. 8, 7. u. ſ. w. f. Daß das geiſtliche Prieſterthum eine groſſe Wuͤrde ſey. Wie unter andern aus der Le- vitiſchen Prieſter ihrer Salbung und beſon- dern Kleidung erhellet: als welches uns auf die geiſtliche Salbung und auf das Kleid der Gerechtigkeit Chriſti und auf den geheimen Umgang mit GOTT weiſet. Welche geiſt- liche Wuͤrde man ſonderlich aus vielen Or- ten der Offenbarung Johannis erkennen kan. Siehe c. 1, 5. 6. c. 5, 9. 10. u. ſ. w. Die geiſt- lichen Prieſter ſind die Braut des Lammes c. 19, 7. 8. 4. Da es nun die Prieſter mit Beſpren- gung, Reinigung und Opfern zu thun hatten, ſo iſt auch dieſes das Geſchaͤfte der Chriſten. Auf die Beſprengung, welche durchs Blut Chriſti geſchiehet, hat ſie der Apoſtel ſchon ge- fuͤhret c. 1, 2. und auf die Reinigung des Her- tzens dabey, wie auch v. 22. Nun fuͤhret er ſie auf die Opfer, und zwar geiſtliche, das iſt, ih- rem Evangeliſchen Chriſtenthum gemaͤße: wel- che zuvorderſt darinn beſtehen, daß ſie ſich gantz mit Leib und Seele GOTT aufopfern, oder zu eigen ergeben nach Roͤm. 12, 2. ihm bringen das Lob- und Danck-Opfer ihres Hertzens und ihrer Lippen, und ihr gantzes Leben mit allen aͤuſſerlichen und innerlichen Handelungen zu lau- ter Gottesdienſt machen, auch im Gebet GOtt ihren Naͤchſten befehlen, ihn erbauen und ihm alle uͤbrige Pflichten der Liebe erweiſen: wel- ches denn lauter geiſtliche Opfer ſind. Man ſehe davon Phil. 4, 18. Hebr. 13, 6. Und daß auch die Glaͤubigen des alten Teſtaments auf ſolche geiſtliche Opfer bey den leiblichen ſind ge- fuͤhret worden, ſehe man Pſ. 4, 6. c. 50, 14. 23. c. 51, 19. c. 54, 8. c. 107, 22. c. 116, 17. c. 141, 2. 5. Allen vorhergehenden Worten aber giebt der Apoſtel damit einen ſonderlichen Nach- druck, wenn er ſpricht: Die GOtt angenehm ſind durch Chriſtum. Davon folgendes zu mercken iſt: a. Wenn Chriſtus von GOtt alhier, auch ſonſt, unterſchieden wird, ſo wird er nach ſeinem Mittler-Amte betrachtet, nach welchem er uns bey GOtt verſoͤhnet hat. b. Es wird mit dieſen Worten geſehen auf das Amt des Levitiſchen Hohenprieſters, welches war, die Opfer von den Jſraeliten anzuneh- men und ſie GOtt darzubringen. c. Da nun Chriſtus unſer Hoherprieſter iſt, ſo hat er nicht allein ſich ſelbſt zum Opfer, das GOTT hoͤchſt angenehm und zur Verſoͤh- nung guͤltig iſt, dargegeben; ſondern auch wir muͤſſen alle unſere geiſtliche Opfer GOtt durch Chriſtum und in Chriſto bringen: das iſt, wir muͤſſen zuvorderſt Chriſtum ſelbſt zum Verſoͤhnopfer annehmen, und auf dieſen Grund alle Gnade, die wir bey GOtt haben, bauen, und, da alle unſere innerliche und aͤuſ- ſerliche Wercke, welche die geiſtlichen Opfer ſind, noch viele Unvollkommenheit an ſich ha- ben, ſo muͤſſen wir bey ihrer Ausuͤbung alle- zeit auf das vollkommene Opfer Chriſti ſehen und dafuͤr halten, daß ſie GOTT um Chri- ſti willen angenehm ſind und wohlgefallen. Und unſer Hoherprieſter, Chriſtus, nimmt ſie auch gleichſam alſo von unſern Haͤnden an, wie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/537>, abgerufen am 25.11.2024.