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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 17. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] schärfung die Wichtigkeit der Sache anzei-
get.
b. Das hier Wallen, khronos tes paroikias, ist
die Fremdlingschaft, welche wir in dieser
Welt, als Wanders-Leute, auf dem Wege
nach dem ewigen und himmlischen Vaterlan-
de haben.
c. Und eben dieses hält an sich selbst schon eine
Ursache in sich, die einem zum furchtvollen
Wandel antreiben soll, nemlich weil man
alhier nur ein Fremdling ist und keine blei-
bende Stadt hat, und, wo man die sehr kurtze
Zeit nicht wohl anleget, die ewige Seligkeit
darüber verlieren kan.
d. Der Apostel bedienet sich eben dieses Grun-
des mit noch nachdrücklichern Worten c. 2, 11.
da er spricht: Lieben Brüder, ich ermah-
ne euch, als die Fremdlinge und Pilgrim,
enthaltet euch von den fleischlischen Lü-
sten, welche wider die Seele streiten, und
führet einen guten Wandel unter den Hey-
den
u. f.
e. Man hat hiebey ferner folgende Parallel-
Oerter zu conferiren 1 B. Mos. 47, 9. Da
Jacob spricht; Die Zeit meiner Wall-
fahrt ist hundert und dreyßig Jahr,
wenig und böse ist die Zeit meines Le-
bens
u. f. Ps. 39, 13. Höre mein Gebet,
HERR - - denn ich bin beyde dein Pil-
grim und dein Bürger, wie alle meine
meine Väter.
Ps. 119. Jch bin ein Gast
auf Erden.
Siehe auch 2 Cor. 5, 1. u. f.
f. Die Furcht, worinn der Wandel alhier in
der Fremde geführet werden soll, ist eine kind-
liche;
sintemal der Apostel von Wiederge-
bohrnen und gläubigen Kindern GOttes re-
det, sie auch v. 14. gehorsame Kinder nen-
net. Dieser Furcht Eigenschaft ist, daß man
sich dadurch vor Sünden hütet, und sich der
wahren Heiligung befleißiget, in der Vorstel-
lung, daß man sonst des Vaterlandes und
ewigen Erbtheils werde verlustig werden.
Und dahin gehöret bey so kurtzer Lebens-Zeit
das Paulinische exagorazesthai ton kairon, die
Zeit auskauffen,
oder für die allerkostbarste
Sache halten, und daher alle Theile derselben
wohl anlegen. Eph. 5, 16. Col. 4, 5.
g. Wer dieses thut, der beweiset sich schon auf
Erden, als einen Bürger GOttes, oder als
einen Einwohner des Himmels, der gewissen
Antheil daran habe nach Ps. 39, 13. und Phil.
3, 20. Denn da ist man zwar ein Fremdling
auf Erden, aber nicht im Reiche GOttes:
Davon Paulus Eph. 2, 19. spricht: So seyd
ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlin-
ge, sondern Bürger mit den Heiligen und
GOttes Hausgenossen.

2. Das von Petro gebrauchte Argumen-
tum
hat auch seinen guten Nachdruck:

a. Das Wort Vater nimmt man alhier billig
an von GOTT nach der gantzen Heiligen
Dreyeinigkeit, doch mit einer besondern Ab-
sicht auf die erste Person.
b. Das Wort anruffen gehet nicht allein auf
das Gebet, und alle desselben Gattungen,
[Spaltenumbruch] sondern auch dabey auf den gantzen Dienst
GOttes, und ist es also zuvorderst ein Werck
des Glaubens, und dabey auch der Liebe und
der heiligen Furcht GOttes: dazu ein reines
Hertz gehöret 2 Tim. 2, 22.
c. Der Vater-Name und die Anruffung ge-
höret zusammen: denn er treibet dazu, und
machet, daß man die Anruffung nicht allein
als eine schuldige Pflicht, sondern auch, als
eine herrliche Wohlthat und ein vortrefli-
ches Recht ansiehet. Denn es ist nicht ein
geringes, wenn man sagen kan: Abba, lie-
ber Vater
Röm. 8, 15. Gal. 4, 6.
d. Es ist aber GOTT bey der Anruffung nicht
allein als ein gnädiger Vater, sondern auch
als ein gerechter Richter anzusehen: Und
darum muß man sich nicht allein seine Liebe
und Barmhertzigkeit, sondern auch seine Ge-
rechtigkeit und Heiligkeit vorstellen. Unser
Heyland fasset in seinem Hohenpriesterlichen
Gebete Joh. 17, 11. beydes zusammen, wenn
er spricht: Heiliger Vater!
e. Das Wort krinon, der da richtet, stehet
schon von der gegenwärtigen Zeit, und heißt
nebst dem beygesetzten Worte so viel, als ein
unpartheyischer Richter. Und ob gleich das
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doch in der That schon vorher und allezeit ge-
halten: wie denn GOtt auch nicht selten einige
Vorgerichte, so wol zur gnädigen Belohnung,
als zur gerechten Strafe ergehen lässet.
f. Die Person ansehen, ist nicht auf die Sache
selbst, auf die Schuld, oder Unschuld, sondern
nur darauf sehen, was sich bey einer Person in
Ansehung ihrer Nation, ihres Standes und
Ansehens u. s. w. findet. Denn ob zwar ein
Richter anch in so fern auf die Person sehen
muß, als ihre Beschaffenheit zur Beurthei-
lung ihrer Sache etwas beyträget, (z. E. bey
dem Verbrechen eines Kindes; als welches so
hoch nicht kan angesehen werden, als ein an-
ders bey einem solchen, der zu seinen Jahren
und Verstande gekommen ist:) so muß doch
im übrigen ein unpartheyisches und lauteres
Absehen auf die Sache selbst seyn.
g. Das Werck, worauf GOTT bey dem Men-
schen siehet, ist alhier sein gantzer Zustand
nach Leib und Seele, mit allem dem, was da-
zu gehöret. Und wenn GOtt darnach rich-
tet, so vergilt er das Gute, weil es gegen das
ewige Leben keine Proportion hat, aus Gna-
den; das Böse aber nach Verdiensten. Und
weil so wol das Gute im Glauben, als das
Böse im Unglauben zusammen lieget, so heißt
es daher Marc. 16, 16. Wer da gläubet,
der wird selig werden, wer aber nicht
gläubet, der wird verdammet werden.

Jm übrigen hat man hierbey zu conferiren
Röm. 2, 6-11. Gal. 2, 6. Eph. 6, 9. Col. 3,
25. deßgleichen Matth. 22, 16. Ap. Ges. 10,
34. Wie das Ansehen der Person in Ge-
richten verboten sey sehe man 3 B. Mos. 19, 15.
5 B. Mos. 10, 17. 2 Chron. 19, 7. u. s. w.

3. Man hat im übrigen bey diesem Verse

noch
T t t 3
Cap. 1. v. 17. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ſchaͤrfung die Wichtigkeit der Sache anzei-
get.
b. Das hier Wallen, χρόνος τῆς παροικίας, iſt
die Fremdlingſchaft, welche wir in dieſer
Welt, als Wanders-Leute, auf dem Wege
nach dem ewigen und himmliſchen Vaterlan-
de haben.
c. Und eben dieſes haͤlt an ſich ſelbſt ſchon eine
Urſache in ſich, die einem zum furchtvollen
Wandel antreiben ſoll, nemlich weil man
alhier nur ein Fremdling iſt und keine blei-
bende Stadt hat, und, wo man die ſehr kurtze
Zeit nicht wohl anleget, die ewige Seligkeit
daruͤber verlieren kan.
d. Der Apoſtel bedienet ſich eben dieſes Grun-
des mit noch nachdruͤcklichern Worten c. 2, 11.
da er ſpricht: Lieben Bruͤder, ich ermah-
ne euch, als die Fremdlinge und Pilgrim,
enthaltet euch von den fleiſchliſchen Luͤ-
ſten, welche wider die Seele ſtreiten, und
fuͤhret einen guten Wandel unter den Hey-
den
u. f.
e. Man hat hiebey ferner folgende Parallel-
Oerter zu conferiren 1 B. Moſ. 47, 9. Da
Jacob ſpricht; Die Zeit meiner Wall-
fahrt iſt hundert und dreyßig Jahr,
wenig und boͤſe iſt die Zeit meines Le-
bens
u. f. Pſ. 39, 13. Hoͤre mein Gebet,
HERR ‒ ‒ denn ich bin beyde dein Pil-
grim und dein Buͤrger, wie alle meine
meine Vaͤter.
Pſ. 119. Jch bin ein Gaſt
auf Erden.
Siehe auch 2 Cor. 5, 1. u. f.
f. Die Furcht, worinn der Wandel alhier in
der Fremde gefuͤhret werden ſoll, iſt eine kind-
liche;
ſintemal der Apoſtel von Wiederge-
bohrnen und glaͤubigen Kindern GOttes re-
det, ſie auch v. 14. gehorſame Kinder nen-
net. Dieſer Furcht Eigenſchaft iſt, daß man
ſich dadurch vor Suͤnden huͤtet, und ſich der
wahren Heiligung befleißiget, in der Vorſtel-
lung, daß man ſonſt des Vaterlandes und
ewigen Erbtheils werde verluſtig werden.
Und dahin gehoͤret bey ſo kurtzer Lebens-Zeit
das Pauliniſche ἐξαγοράζεσϑαι τὸν καιρὸν, die
Zeit auskauffen,
oder fuͤr die allerkoſtbarſte
Sache halten, und daher alle Theile derſelben
wohl anlegen. Eph. 5, 16. Col. 4, 5.
g. Wer dieſes thut, der beweiſet ſich ſchon auf
Erden, als einen Buͤrger GOttes, oder als
einen Einwohner des Himmels, der gewiſſen
Antheil daran habe nach Pſ. 39, 13. und Phil.
3, 20. Denn da iſt man zwar ein Fremdling
auf Erden, aber nicht im Reiche GOttes:
Davon Paulus Eph. 2, 19. ſpricht: So ſeyd
ihr nun nicht mehr Gaͤſte und Fremdlin-
ge, ſondern Buͤrger mit den Heiligen und
GOttes Hausgenoſſen.

2. Das von Petro gebrauchte Argumen-
tum
hat auch ſeinen guten Nachdruck:

a. Das Wort Vater nimmt man alhier billig
an von GOTT nach der gantzen Heiligen
Dreyeinigkeit, doch mit einer beſondern Ab-
ſicht auf die erſte Perſon.
b. Das Wort anruffen gehet nicht allein auf
das Gebet, und alle deſſelben Gattungen,
[Spaltenumbruch] ſondern auch dabey auf den gantzen Dienſt
GOttes, und iſt es alſo zuvorderſt ein Werck
des Glaubens, und dabey auch der Liebe und
der heiligen Furcht GOttes: dazu ein reines
Hertz gehoͤret 2 Tim. 2, 22.
c. Der Vater-Name und die Anruffung ge-
hoͤret zuſammen: denn er treibet dazu, und
machet, daß man die Anruffung nicht allein
als eine ſchuldige Pflicht, ſondern auch, als
eine herrliche Wohlthat und ein vortrefli-
ches Recht anſiehet. Denn es iſt nicht ein
geringes, wenn man ſagen kan: Abba, lie-
ber Vater
Roͤm. 8, 15. Gal. 4, 6.
d. Es iſt aber GOTT bey der Anruffung nicht
allein als ein gnaͤdiger Vater, ſondern auch
als ein gerechter Richter anzuſehen: Und
darum muß man ſich nicht allein ſeine Liebe
und Barmhertzigkeit, ſondern auch ſeine Ge-
rechtigkeit und Heiligkeit vorſtellen. Unſer
Heyland faſſet in ſeinem Hohenprieſterlichen
Gebete Joh. 17, 11. beydes zuſammen, wenn
er ſpricht: Heiliger Vater!
e. Das Wort κρίνων, der da richtet, ſtehet
ſchon von der gegenwaͤrtigen Zeit, und heißt
nebſt dem beygeſetzten Worte ſo viel, als ein
unpartheyiſcher Richter. Und ob gleich das
Gericht erſt kuͤnftig eroͤfnet wird, ſo wird es
doch in der That ſchon vorher und allezeit ge-
halten: wie denn GOtt auch nicht ſelten einige
Vorgerichte, ſo wol zur gnaͤdigen Belohnung,
als zur gerechten Strafe ergehen laͤſſet.
f. Die Perſon anſehen, iſt nicht auf die Sache
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nur darauf ſehen, was ſich bey einer Perſon in
Anſehung ihrer Nation, ihres Standes und
Anſehens u. ſ. w. findet. Denn ob zwar ein
Richter anch in ſo fern auf die Perſon ſehen
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dem Verbrechen eines Kindes; als welches ſo
hoch nicht kan angeſehen werden, als ein an-
ders bey einem ſolchen, der zu ſeinen Jahren
und Verſtande gekommen iſt:) ſo muß doch
im uͤbrigen ein unpartheyiſches und lauteres
Abſehen auf die Sache ſelbſt ſeyn.
g. Das Werck, worauf GOTT bey dem Men-
ſchen ſiehet, iſt alhier ſein gantzer Zuſtand
nach Leib und Seele, mit allem dem, was da-
zu gehoͤret. Und wenn GOtt darnach rich-
tet, ſo vergilt er das Gute, weil es gegen das
ewige Leben keine Proportion hat, aus Gna-
den; das Boͤſe aber nach Verdienſten. Und
weil ſo wol das Gute im Glauben, als das
Boͤſe im Unglauben zuſammen lieget, ſo heißt
es daher Marc. 16, 16. Wer da glaͤubet,
der wird ſelig werden, wer aber nicht
glaͤubet, der wird verdammet werden.

Jm uͤbrigen hat man hierbey zu conferiren
Roͤm. 2, 6-11. Gal. 2, 6. Eph. 6, 9. Col. 3,
25. deßgleichen Matth. 22, 16. Ap. Geſ. 10,
34. Wie das Anſehen der Perſon in Ge-
richten verboten ſey ſehe man 3 B. Moſ. 19, 15.
5 B. Moſ. 10, 17. 2 Chron. 19, 7. u. ſ. w.

3. Man hat im uͤbrigen bey dieſem Verſe

noch
T t t 3
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[517/0519] Cap. 1. v. 17. des erſten Briefes Petri. ſchaͤrfung die Wichtigkeit der Sache anzei- get. b. Das hier Wallen, χρόνος τῆς παροικίας, iſt die Fremdlingſchaft, welche wir in dieſer Welt, als Wanders-Leute, auf dem Wege nach dem ewigen und himmliſchen Vaterlan- de haben. c. Und eben dieſes haͤlt an ſich ſelbſt ſchon eine Urſache in ſich, die einem zum furchtvollen Wandel antreiben ſoll, nemlich weil man alhier nur ein Fremdling iſt und keine blei- bende Stadt hat, und, wo man die ſehr kurtze Zeit nicht wohl anleget, die ewige Seligkeit daruͤber verlieren kan. d. Der Apoſtel bedienet ſich eben dieſes Grun- des mit noch nachdruͤcklichern Worten c. 2, 11. da er ſpricht: Lieben Bruͤder, ich ermah- ne euch, als die Fremdlinge und Pilgrim, enthaltet euch von den fleiſchliſchen Luͤ- ſten, welche wider die Seele ſtreiten, und fuͤhret einen guten Wandel unter den Hey- den u. f. e. Man hat hiebey ferner folgende Parallel- Oerter zu conferiren 1 B. Moſ. 47, 9. Da Jacob ſpricht; Die Zeit meiner Wall- fahrt iſt hundert und dreyßig Jahr, wenig und boͤſe iſt die Zeit meines Le- bens u. f. Pſ. 39, 13. Hoͤre mein Gebet, HERR ‒ ‒ denn ich bin beyde dein Pil- grim und dein Buͤrger, wie alle meine meine Vaͤter. Pſ. 119. Jch bin ein Gaſt auf Erden. Siehe auch 2 Cor. 5, 1. u. f. f. Die Furcht, worinn der Wandel alhier in der Fremde gefuͤhret werden ſoll, iſt eine kind- liche; ſintemal der Apoſtel von Wiederge- bohrnen und glaͤubigen Kindern GOttes re- det, ſie auch v. 14. gehorſame Kinder nen- net. Dieſer Furcht Eigenſchaft iſt, daß man ſich dadurch vor Suͤnden huͤtet, und ſich der wahren Heiligung befleißiget, in der Vorſtel- lung, daß man ſonſt des Vaterlandes und ewigen Erbtheils werde verluſtig werden. Und dahin gehoͤret bey ſo kurtzer Lebens-Zeit das Pauliniſche ἐξαγοράζεσϑαι τὸν καιρὸν, die Zeit auskauffen, oder fuͤr die allerkoſtbarſte Sache halten, und daher alle Theile derſelben wohl anlegen. Eph. 5, 16. Col. 4, 5. g. Wer dieſes thut, der beweiſet ſich ſchon auf Erden, als einen Buͤrger GOttes, oder als einen Einwohner des Himmels, der gewiſſen Antheil daran habe nach Pſ. 39, 13. und Phil. 3, 20. Denn da iſt man zwar ein Fremdling auf Erden, aber nicht im Reiche GOttes: Davon Paulus Eph. 2, 19. ſpricht: So ſeyd ihr nun nicht mehr Gaͤſte und Fremdlin- ge, ſondern Buͤrger mit den Heiligen und GOttes Hausgenoſſen. 2. Das von Petro gebrauchte Argumen- tum hat auch ſeinen guten Nachdruck: a. Das Wort Vater nimmt man alhier billig an von GOTT nach der gantzen Heiligen Dreyeinigkeit, doch mit einer beſondern Ab- ſicht auf die erſte Perſon. b. Das Wort anruffen gehet nicht allein auf das Gebet, und alle deſſelben Gattungen, ſondern auch dabey auf den gantzen Dienſt GOttes, und iſt es alſo zuvorderſt ein Werck des Glaubens, und dabey auch der Liebe und der heiligen Furcht GOttes: dazu ein reines Hertz gehoͤret 2 Tim. 2, 22. c. Der Vater-Name und die Anruffung ge- hoͤret zuſammen: denn er treibet dazu, und machet, daß man die Anruffung nicht allein als eine ſchuldige Pflicht, ſondern auch, als eine herrliche Wohlthat und ein vortrefli- ches Recht anſiehet. Denn es iſt nicht ein geringes, wenn man ſagen kan: Abba, lie- ber Vater Roͤm. 8, 15. Gal. 4, 6. d. Es iſt aber GOTT bey der Anruffung nicht allein als ein gnaͤdiger Vater, ſondern auch als ein gerechter Richter anzuſehen: Und darum muß man ſich nicht allein ſeine Liebe und Barmhertzigkeit, ſondern auch ſeine Ge- rechtigkeit und Heiligkeit vorſtellen. Unſer Heyland faſſet in ſeinem Hohenprieſterlichen Gebete Joh. 17, 11. beydes zuſammen, wenn er ſpricht: Heiliger Vater! e. Das Wort κρίνων, der da richtet, ſtehet ſchon von der gegenwaͤrtigen Zeit, und heißt nebſt dem beygeſetzten Worte ſo viel, als ein unpartheyiſcher Richter. Und ob gleich das Gericht erſt kuͤnftig eroͤfnet wird, ſo wird es doch in der That ſchon vorher und allezeit ge- halten: wie denn GOtt auch nicht ſelten einige Vorgerichte, ſo wol zur gnaͤdigen Belohnung, als zur gerechten Strafe ergehen laͤſſet. f. Die Perſon anſehen, iſt nicht auf die Sache ſelbſt, auf die Schuld, oder Unſchuld, ſondern nur darauf ſehen, was ſich bey einer Perſon in Anſehung ihrer Nation, ihres Standes und Anſehens u. ſ. w. findet. Denn ob zwar ein Richter anch in ſo fern auf die Perſon ſehen muß, als ihre Beſchaffenheit zur Beurthei- lung ihrer Sache etwas beytraͤget, (z. E. bey dem Verbrechen eines Kindes; als welches ſo hoch nicht kan angeſehen werden, als ein an- ders bey einem ſolchen, der zu ſeinen Jahren und Verſtande gekommen iſt:) ſo muß doch im uͤbrigen ein unpartheyiſches und lauteres Abſehen auf die Sache ſelbſt ſeyn. g. Das Werck, worauf GOTT bey dem Men- ſchen ſiehet, iſt alhier ſein gantzer Zuſtand nach Leib und Seele, mit allem dem, was da- zu gehoͤret. Und wenn GOtt darnach rich- tet, ſo vergilt er das Gute, weil es gegen das ewige Leben keine Proportion hat, aus Gna- den; das Boͤſe aber nach Verdienſten. Und weil ſo wol das Gute im Glauben, als das Boͤſe im Unglauben zuſammen lieget, ſo heißt es daher Marc. 16, 16. Wer da glaͤubet, der wird ſelig werden, wer aber nicht glaͤubet, der wird verdammet werden. Jm uͤbrigen hat man hierbey zu conferiren Roͤm. 2, 6-11. Gal. 2, 6. Eph. 6, 9. Col. 3, 25. deßgleichen Matth. 22, 16. Ap. Geſ. 10, 34. Wie das Anſehen der Perſon in Ge- richten verboten ſey ſehe man 3 B. Moſ. 19, 15. 5 B. Moſ. 10, 17. 2 Chron. 19, 7. u. ſ. w. 3. Man hat im uͤbrigen bey dieſem Verſe noch T t t 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/519>, abgerufen am 25.11.2024.