Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 8. 9. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
soll, nemlich ein göttliches Leben und Licht, einsolches Werck GOttes, welches in der Wie- dergeburt nach v. 3. in ihnen also war gewircket worden, daß, da sie daher JEsum, den sie mit den Augen des Leibes nicht gesehen hatten, mit den erleuchteten Augen des Gemüths kannten, für den wahren Meßiam und für ihren Heyland hielten, alles ihr Vertrauen auf ihn richteten, auch alle ihre Gerechtigkeit und Seligkeit in ihm suchten und in ihm funden. 5. Von dem Nachdrucke des Worts 6. Das Ende des Glaubens ist alhier der 7. Jm übrigen können wir uns diesen Text a. Daß die ersten Christen Christum für wahren GOTT und Menschen erkannt haben, siehet man daraus, daß sie ihn nicht allein geliebet, sondern auch an ihn gegläubet haben, welches das edelste Stück der Verehrung GOTTes ist. b. Es ist einer von den Haupt-Characteribus, woraus die Wahrheit der Christlichen Reli- gion erkannt wird, daß so viele tausend Men- schen durch das Evangelium von Christo sich zum wahren Glauben an ihn, und zur brün- stigen Liebe gegen ihn, ob sie ihn gleich mit leiblichen Augen nicht gesehen hatten, haben bewegen und bringen lassen; und zwar also, daß sie mit Verleugnung ihrer selbst und alles irdischen sein Creutz mit über sich genommen haben: daraus man siehet, wie kräftig ihre Uberzeugung und der Genuß der Gna- den, wozu sie gelanget waren, müsse gewesen seyn. c. Es kömmt im Christenthum hauptsächlich an auf die Beharrung, um das Ende des Glaubens zu erlangen: welches, da es lau- ter Seligkeit ist, wohl werth ist, daß man es stets zu seiner Ermunterung vor Augen habe, und dagegen alles irdische und sichtbare, um nicht um das unsichtbare gebracht zu werden, verleugne. d. Es ist ein gantz falscher Concept, den sich un- bekehrte Menschen vom Christenthum machen, und sich dadurch davon zurück hälten lassen, als wenn nemlich ein wahrer Christe in dieser Welt keine Freude hätte. Denn ist ihre Freude gleich nicht nach der Welt, so ist sie doch in der Welt und ist sie mit dem Leiden schon dem Anfange nach dedoxasmene, verherr- lichet; da hingegen die Ehre und Freude nach der Welt voller Schande ist und wird Phil. 3, 19. 8. Vom Glauben und der Liebe in- a. Gehet der Glaube gleich auf das unsichtbare, Hebr. 11, 1. so ist er deßwegen doch ein göttli- ches Licht in der Seele, ja gleichsam ein sol- ches Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in die lange und weite unermeßliche Ewigkeit sie- het. So war er bey den ersten Gläubigen, und so ist er noch. b. Da dieses des Glaubens Eigenschaft ist, so hat unser Heyland schon zum Voraus alle Gläubigen auch der itzigen Zeit damit selig ge- sprochen, da er zu Thoma sagte: Selig sind, die nicht sehen und doch gläuben. Joh. 20, 19. c. Glaube und Liebe an und gegen JEsum ge- höret allezeit zusammen: und damit unsere Liebe nach dem Grunde des Glaubens so viel mehr erwecket werden möge, so haben wir uns die herrliche Verheissung oft vorzustellen, da er Joh. 14, 21. u. f. spricht: Wer meine Ge- bote hat und hält sie, der ists, der mich liebet: wer aber mich liebet, der wird von meinem Vater geliebet werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offen- bahren. u. f. d. Es gedencke demnach ein ieder, als werde er um die Liebe JESU von JESU selbst ge- fraget, wie Simon Petrus, Joh. 21, 15. Si- mon Jona, hast du mich lieb? hast du mich lieber denn diese? e. Und
Cap. 1. v. 8. 9. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
ſoll, nemlich ein goͤttliches Leben und Licht, einſolches Werck GOttes, welches in der Wie- dergeburt nach v. 3. in ihnen alſo war gewircket worden, daß, da ſie daher JEſum, den ſie mit den Augen des Leibes nicht geſehen hatten, mit den erleuchteten Augen des Gemuͤths kannten, fuͤr den wahren Meßiam und fuͤr ihren Heyland hielten, alles ihr Vertrauen auf ihn richteten, auch alle ihre Gerechtigkeit und Seligkeit in ihm ſuchten und in ihm funden. 5. Von dem Nachdrucke des Worts 6. Das Ende des Glaubens iſt alhier der 7. Jm uͤbrigen koͤnnen wir uns dieſen Text a. Daß die erſten Chriſten Chriſtum fuͤr wahren GOTT und Menſchen erkannt haben, ſiehet man daraus, daß ſie ihn nicht allein geliebet, ſondern auch an ihn geglaͤubet haben, welches das edelſte Stuͤck der Verehrung GOTTes iſt. b. Es iſt einer von den Haupt-Characteribus, woraus die Wahrheit der Chriſtlichen Reli- gion erkannt wird, daß ſo viele tauſend Men- ſchen durch das Evangelium von Chriſto ſich zum wahren Glauben an ihn, und zur bruͤn- ſtigen Liebe gegen ihn, ob ſie ihn gleich mit leiblichen Augen nicht geſehen hatten, haben bewegen und bringen laſſen; und zwar alſo, daß ſie mit Verleugnung ihrer ſelbſt und alles irdiſchen ſein Creutz mit uͤber ſich genommen haben: daraus man ſiehet, wie kraͤftig ihre Uberzeugung und der Genuß der Gna- den, wozu ſie gelanget waren, muͤſſe geweſen ſeyn. c. Es koͤmmt im Chriſtenthum hauptſaͤchlich an auf die Beharrung, um das Ende des Glaubens zu erlangen: welches, da es lau- ter Seligkeit iſt, wohl werth iſt, daß man es ſtets zu ſeiner Ermunterung vor Augen habe, und dagegen alles irdiſche und ſichtbare, um nicht um das unſichtbare gebracht zu werden, verleugne. d. Es iſt ein gantz falſcher Concept, den ſich un- bekehrte Menſchen vom Chriſtenthum machen, und ſich dadurch davon zuruͤck haͤlten laſſen, als wenn nemlich ein wahrer Chriſte in dieſer Welt keine Freude haͤtte. Denn iſt ihre Freude gleich nicht nach der Welt, ſo iſt ſie doch in der Welt und iſt ſie mit dem Leiden ſchon dem Anfange nach δεδοξασμένη, verherr- lichet; da hingegen die Ehre und Freude nach der Welt voller Schande iſt und wird Phil. 3, 19. 8. Vom Glauben und der Liebe in- a. Gehet der Glaube gleich auf das unſichtbare, Hebr. 11, 1. ſo iſt er deßwegen doch ein goͤttli- ches Licht in der Seele, ja gleichſam ein ſol- ches Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in die lange und weite unermeßliche Ewigkeit ſie- het. So war er bey den erſten Glaͤubigen, und ſo iſt er noch. b. Da dieſes des Glaubens Eigenſchaft iſt, ſo hat unſer Heyland ſchon zum Voraus alle Glaͤubigen auch der itzigen Zeit damit ſelig ge- ſprochen, da er zu Thoma ſagte: Selig ſind, die nicht ſehen und doch glaͤuben. Joh. 20, 19. c. Glaube und Liebe an und gegen JEſum ge- hoͤret allezeit zuſammen: und damit unſere Liebe nach dem Grunde des Glaubens ſo viel mehr erwecket werden moͤge, ſo haben wir uns die herrliche Verheiſſung oft vorzuſtellen, da er Joh. 14, 21. u. f. ſpricht: Wer meine Ge- bote hat und haͤlt ſie, der iſts, der mich liebet: wer aber mich liebet, der wird von meinem Vater geliebet werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offen- bahren. u. f. d. Es gedencke demnach ein ieder, als werde er um die Liebe JESU von JESU ſelbſt ge- fraget, wie Simon Petrus, Joh. 21, 15. Si- mon Jona, haſt du mich lieb? haſt du mich lieber denn dieſe? e. Und
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Cap. 1. v. 8. 9. des erſten Briefes Petri.
ſoll, nemlich ein goͤttliches Leben und Licht, ein
ſolches Werck GOttes, welches in der Wie-
dergeburt nach v. 3. in ihnen alſo war gewircket
worden, daß, da ſie daher JEſum, den ſie mit
den Augen des Leibes nicht geſehen hatten, mit
den erleuchteten Augen des Gemuͤths kannten,
fuͤr den wahren Meßiam und fuͤr ihren Heyland
hielten, alles ihr Vertrauen auf ihn richteten,
auch alle ihre Gerechtigkeit und Seligkeit in ihm
ſuchten und in ihm funden.
5. Von dem Nachdrucke des Worts
ἀγαλλίαω iſt ſchon gedacht v. 6. Und ſo nach-
druͤcklich es gleich iſt, ſo ſehr wird deſſelben Ge-
wicht noch durch die beygeſetzten Worte ver-
mehret. Denn da heißt es nicht allein ſich mit
einer Freude, das iſt, recht ſehr und beſtaͤndig,
freuen, ſondern die Freude wird noch dazu mit
einem gedoppelten Worte bezeichnet: da ſie
genennet wird unausſprechlich und herrlich.
Unausſprechlich iſt ſie, weil ſie nach ihrer Fuͤl-
le und Laͤnge unbegreiflich iſt, und ſich beſſer em-
pfinden, als ausdruͤcken laͤßt. Als Paulus ſie
in der Entzuͤckung empfunden hatte, ſo konte er
ſo wenig ſie ſelbſt, als die dabey gehoͤrte Worte
nach Wuͤrden ausſprechen 2 Cor. 12, 4. Sie iſt
auch δεδοξασμένη, verherrlichet und recht ver-
klaͤret, das iſt, eine ſolche Freude, damit der groͤſ-
ſeſte Adel, die groͤſſeſte Wuͤrde und Herrlichkeit
der Kinder GOttes verknuͤpfet iſt; eine Freu-
de, welche von der groſſen Herrlichkeit, wozu ſie
gelangen, entſtehet. Denn freuet ſich ein Menſch
auf dieſer Welt daruͤber, wenn er aus einem
niedrigen Stande zu ſonderbaren Ehren erhoben
wird, wie ſolten nicht Kinder GOttes noch viel
mehr Urſache zur Freude haben?
6. Das Ende des Glaubens iſt alhier der
Zweck deſſelben, worauf er gerichtet iſt, und zu-
gleich die Grentze, ſo weit er gehet, das iſt, die
Seligkeit, nemlich die vollkommene im An-
ſchauen GOttes; ſintemal ſie ſchon in und mit
dem Glauben in dieſer Welt einen ſolchen An-
fang nimmt, der in gerader Linie auf ſeine Voll-
endung gehet. Und ſobald dieſe da iſt, ſobald
hoͤret der Glaube auf, oder verlieret doch ſeinen
vorigen Namen, wie ein Fluß, der ſich ins Meer
ergieſſet. 2 Cor. 5, 7. Und wenn die Seligkeit,
eine Seligkeit der Seele heißt, ſo wird damit
angezeiget, daß es zur Verklaͤrung des Leibes
auf den ſeligen Zuſtand der Seele ankomme.
Das erlangen der Seligkeit wird mit einem
ſolchen Worte ausgedrucket, welches anzeiget,
daß der Glaube ſich durchkaͤmpfet, und nicht oh-
ne Kampf und Streit die Seligkeit, als das rech-
te Kleinod, die rechte Ehren-Crone erlanget,
nach 1 Cor. 9, 24. u. f. Phil. 3, 14. 1 Pet. 5, 4.
Darum es Offenb. 2 und 3. ſo oft heißt: Wer
uͤberwindet! wer uͤberwindet.
7. Jm uͤbrigen koͤnnen wir uns dieſen Text
noch ferner zu Nutze machen, und zwar zur
Lehre:
a. Daß die erſten Chriſten Chriſtum fuͤr wahren
GOTT und Menſchen erkannt haben, ſiehet
man daraus, daß ſie ihn nicht allein geliebet,
ſondern auch an ihn geglaͤubet haben, welches
das edelſte Stuͤck der Verehrung GOTTes
iſt.
b. Es iſt einer von den Haupt-Characteribus,
woraus die Wahrheit der Chriſtlichen Reli-
gion erkannt wird, daß ſo viele tauſend Men-
ſchen durch das Evangelium von Chriſto ſich
zum wahren Glauben an ihn, und zur bruͤn-
ſtigen Liebe gegen ihn, ob ſie ihn gleich mit
leiblichen Augen nicht geſehen hatten, haben
bewegen und bringen laſſen; und zwar alſo,
daß ſie mit Verleugnung ihrer ſelbſt und alles
irdiſchen ſein Creutz mit uͤber ſich genommen
haben: daraus man ſiehet, wie kraͤftig
ihre Uberzeugung und der Genuß der Gna-
den, wozu ſie gelanget waren, muͤſſe geweſen
ſeyn.
c. Es koͤmmt im Chriſtenthum hauptſaͤchlich
an auf die Beharrung, um das Ende des
Glaubens zu erlangen: welches, da es lau-
ter Seligkeit iſt, wohl werth iſt, daß man es
ſtets zu ſeiner Ermunterung vor Augen habe,
und dagegen alles irdiſche und ſichtbare, um
nicht um das unſichtbare gebracht zu werden,
verleugne.
d. Es iſt ein gantz falſcher Concept, den ſich un-
bekehrte Menſchen vom Chriſtenthum machen,
und ſich dadurch davon zuruͤck haͤlten laſſen,
als wenn nemlich ein wahrer Chriſte in dieſer
Welt keine Freude haͤtte. Denn iſt ihre
Freude gleich nicht nach der Welt, ſo iſt ſie
doch in der Welt und iſt ſie mit dem Leiden
ſchon dem Anfange nach δεδοξασμένη, verherr-
lichet; da hingegen die Ehre und Freude nach
der Welt voller Schande iſt und wird Phil.
3, 19.
8. Vom Glauben und der Liebe in-
ſonderheit haben wir dieſes noch wohl zu mer-
cken:
a. Gehet der Glaube gleich auf das unſichtbare,
Hebr. 11, 1. ſo iſt er deßwegen doch ein goͤttli-
ches Licht in der Seele, ja gleichſam ein ſol-
ches Fern-Glas, dadurch man aus der Zeit in
die lange und weite unermeßliche Ewigkeit ſie-
het. So war er bey den erſten Glaͤubigen,
und ſo iſt er noch.
b. Da dieſes des Glaubens Eigenſchaft iſt, ſo
hat unſer Heyland ſchon zum Voraus alle
Glaͤubigen auch der itzigen Zeit damit ſelig ge-
ſprochen, da er zu Thoma ſagte: Selig ſind,
die nicht ſehen und doch glaͤuben. Joh.
20, 19.
c. Glaube und Liebe an und gegen JEſum ge-
hoͤret allezeit zuſammen: und damit unſere
Liebe nach dem Grunde des Glaubens ſo viel
mehr erwecket werden moͤge, ſo haben wir uns
die herrliche Verheiſſung oft vorzuſtellen, da
er Joh. 14, 21. u. f. ſpricht: Wer meine Ge-
bote hat und haͤlt ſie, der iſts, der mich
liebet: wer aber mich liebet, der wird
von meinem Vater geliebet werden, und
ich werde ihn lieben und mich ihm offen-
bahren. u. f.
d. Es gedencke demnach ein ieder, als werde er
um die Liebe JESU von JESU ſelbſt ge-
fraget, wie Simon Petrus, Joh. 21, 15. Si-
mon Jona, haſt du mich lieb? haſt du
mich lieber denn dieſe?
e. Und
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