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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 6. 7. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zu sagen, so kam es bey dem äusserlichen an,
auf das Ubel und Unrecht, welches den Chri-
sten, bey ihrer Unschuld, an ihrem guten Na-
men mit Lästerungen, an ihren Gütern mit
Raub und allerhand Gewaltthätigkeit, und
an ihrem Leibe mit harten Banden und noch
sonst zugefüget wurde.
d. Ob nun gleich, wie zuvorgedacht, ein wahrer
Christ die Gnade von GOtt hat, in den Lei-
den getrost und frölich zu seyn, so gehet es doch
aber gemeiniglich nicht gantz ohne Betrübniß
ab. Und zu dem so sind die Stunden nicht alle-
mal gleich. Denn zuweilen kömmt zu dem äus-
sern Leiden auch ein innerliches an der Seelen,
oder, wenn man bereits im innern Kampfe ste-
het, kömmt ein äusserliches Ungewitter dazu:
da es denn soviel weniger ohne Traurigkeit
abgehet. Es hat demnach niemand, wenn er
solche unter dem Leiden empfindet, dieses für
ein Zeichen, als wenn er nicht im Stande der
Gnaden stünde, anzusehen, sondern nur durch
den Glauben in der Hoffnung anzuhalten, und
in der Geduld auszuhalten. Da denn der Frie-
de mit der Freude, davon man würcklich den
Grund in sich hat, auch schon der Empfindung
nach sich hervor thun wird. Jn dem Gefühle
der Traurigkeit heißt das Leiden eine Züchti-
gung,
oder Unterweisung, davon Paulus
Hebr. 12, 11 spricht: Alle Züchtigung,
wenn sie da ist, düncket sie uns nicht
Freude, sondern Traurigkeit seyn.
u. f.
e. Die bey dem Leiden erwehnte Kürtze verste-
het der Apostel nicht etwa nur von einer ge-
wissen damals gegenwärtigen Trübsal, als
wenn er damit auf deroselben baldigen Uber-
gang gesehen hätte, sondern auf das gantze
menschliche Leben. Denn das Wörtlein itzo
wird alhier von der gantzen Zeit, die an sich
kurtz ist, gebrauchet, und stehet der Ewigkeit
entgegen. Und ob wol die Leiden auch ihre
Abwechselungen in der Zeit hatten, so konnte
sich doch niemand eine lange Rechnung auf
ruhige Tage machen. Mit welchem Nach-
drucke Paulus von der Kürtze der Leidens-
Zeit und von der Leichtigkeit der Leiden selbst,
in Ansehung der Ewigkeit und der bevorste-
henden Herrlichkeit rede, sehe man sonderlich
2 Cor. 4, 17.

7. Es sind auch alhier die zwischen den
übrigen eingerückte Worte, wo es seyn soll,
nicht zu vergessen. Es zeiget der Apostel damit
an, daß die Leiden ihre Abwechselungen haben,
und wenn sie kommen, daß man dabey auf den
Willen GOttes, wie es der Apostel c. 3, 7. aus-
drücket, sehen soll. Denn obgleich der Wille
GOttes, in so fern, als das Leiden etwas böses
ist, und den Gläubigen nicht ohne schwere Sün-
de von den Gottlosen zugefüget wird, nur zuläs-
sig ist, so ist er doch in Ansehung der leidenden
Personen, als seiner Kinder, ein gnädiger Wille,
der das Creutz zu ihrem besten richtet. Davon
der Apostel Hebr. 12, 5. u. f. mit mehrern han-
delt.

8. Was den herrlichen Nutzen der Lei-
den betrift, so ist dabey folgendes zu mercken:

[Spaltenumbruch]
a. Der Apostel führet den Nutzen auf den Glau-
ben,
als auf die Haupt-Sache im Christen-
thum. Denn nach dem der beschaffen ist, also
stehet es auch um alles andere. Was der
Mage den Speisen und dem gantzen Leibe
zur Nahrung ist, das ist der Glaube der See-
le: als der die geistliche Nahrung empfähet
und in sich, allen Seelen-Kräften zum besten,
digeriret.
b. Den Nutzen, den der Glaube, und folglich
das gantze Christenthum vom Glauben hat,
stellet der Apostel vor unter dem Gleichniß
von der Läuterung des Goldes im Feuer.
Nun ist vom Golde bekannt, daß es das höch-
ste, köstlichste und edelste Metall ist, und diese
Natur hat, daß es durchs Feuer nicht verzeh-
ret, sondern nur theils probiret, theils auch
von aller andern Materie und Unreinigkeit ge-
reiniget wird. Was nun das Feuer dem
Golde ist, das ist die Trübsal dem Glauben.
c. Jst das Gold das edelste unter den Metallen
im Reiche der Natur: so ist der Glaube das
edelste unter allen geistlichen Gaben im Reiche
der Gnaden. Und da manches für einen
Glauben angesehen und ausgegeben wird,
welches es doch nicht ist; so giebt das Creutz
davon den besten Ausschlag. Denn wer noch
gantz glaubloß ist, der läßt es zum Creutze gar
nicht kommen. Und wer im Glauben nicht
recht gegründet ist, von dem heißt es Luc. 8, 13.
Sie nehmen das Wort mit Freuden an,
und haben nicht Wurtzel, eine Zeitlang
gläuben sie, und zur Zeit der Anfechtung
fallen sie abe.
d. Wo nun der Glaube die Feuer-Probe aus-
hält, da beweiset er sich nicht allein rechtschaf-
fen, sondern er wird auch immer reiner, stand-
hafter und edler, also daß solche Gläubige
denn sagen können: Unser Glaube ist der
Sieg, der die Welt überwunden hat.
e. Und solche Reinigung Bevestigung und Be-
währung des Glaubens vertheilet sich denn
auf alle übrige Stücke des Christenthums,
nemlich durch seinen Einfluß in die Liebe und
dero Pflichten. Denn bey der Glaubens-
Probe wird im Feuer der Trübsal die Eigen-
liebe mit der Welt-Liebe gleichsam immer
mehr abgeschmoltzen, und der Sinn in der
wahren Einfalt immer lauterer gemachet, und
solchergestalt das Ebenbild GOttes in dem
Menschen immer mehr angerichtet.

9. Der herrliche Ausgang alles Leidens
und des siegenden Glaubens wird angezeiget mit
den Worten: zu Lob, Preiß und Ehren.

a. Es gereichet zwar der Sieg des Glaubens zu-
vorderst zu GOttes Ehren; Hier aber ist die
Rede wohl eigentlich von dem, was dem Sie-
ger widerfähret.
b. Die drey Worte sind des Nachdrucks wegen
also zusammen gesetzet, und bezeichnen eine
solche Seligkeit der Uberwinder, welche eine
hohe geistliche Würde mit sich führet, nach
welcher sie das Königliche Priesterthum
sind und heissen 1 Pet. 2, 9.
c. Lob wird ihnen widerfahren durch die öf-
sentli-
S s s 3
Cap. 1. v. 6. 7. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zu ſagen, ſo kam es bey dem aͤuſſerlichen an,
auf das Ubel und Unrecht, welches den Chri-
ſten, bey ihrer Unſchuld, an ihrem guten Na-
men mit Laͤſterungen, an ihren Guͤtern mit
Raub und allerhand Gewaltthaͤtigkeit, und
an ihrem Leibe mit harten Banden und noch
ſonſt zugefuͤget wurde.
d. Ob nun gleich, wie zuvorgedacht, ein wahrer
Chriſt die Gnade von GOtt hat, in den Lei-
den getroſt und froͤlich zu ſeyn, ſo gehet es doch
aber gemeiniglich nicht gantz ohne Betruͤbniß
ab. Und zu dem ſo ſind die Stunden nicht alle-
mal gleich. Denn zuweilen koͤmmt zu dem aͤuſ-
ſern Leiden auch ein innerliches an der Seelen,
oder, wenn man bereits im innern Kampfe ſte-
het, koͤmmt ein aͤuſſerliches Ungewitter dazu:
da es denn ſoviel weniger ohne Traurigkeit
abgehet. Es hat demnach niemand, wenn er
ſolche unter dem Leiden empfindet, dieſes fuͤr
ein Zeichen, als wenn er nicht im Stande der
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den Glauben in der Hoffnung anzuhalten, und
in der Geduld auszuhalten. Da denn der Frie-
de mit der Freude, davon man wuͤrcklich den
Grund in ſich hat, auch ſchon der Empfindung
nach ſich hervor thun wird. Jn dem Gefuͤhle
der Traurigkeit heißt das Leiden eine Zuͤchti-
gung,
oder Unterweiſung, davon Paulus
Hebr. 12, 11 ſpricht: Alle Zuͤchtigung,
wenn ſie da iſt, duͤncket ſie uns nicht
Freude, ſondern Traurigkeit ſeyn.
u. f.
e. Die bey dem Leiden erwehnte Kuͤrtze verſte-
het der Apoſtel nicht etwa nur von einer ge-
wiſſen damals gegenwaͤrtigen Truͤbſal, als
wenn er damit auf deroſelben baldigen Uber-
gang geſehen haͤtte, ſondern auf das gantze
menſchliche Leben. Denn das Woͤrtlein itzo
wird alhier von der gantzen Zeit, die an ſich
kurtz iſt, gebrauchet, und ſtehet der Ewigkeit
entgegen. Und ob wol die Leiden auch ihre
Abwechſelungen in der Zeit hatten, ſo konnte
ſich doch niemand eine lange Rechnung auf
ruhige Tage machen. Mit welchem Nach-
drucke Paulus von der Kuͤrtze der Leidens-
Zeit und von der Leichtigkeit der Leiden ſelbſt,
in Anſehung der Ewigkeit und der bevorſte-
henden Herrlichkeit rede, ſehe man ſonderlich
2 Cor. 4, 17.

7. Es ſind auch alhier die zwiſchen den
uͤbrigen eingeruͤckte Worte, wo es ſeyn ſoll,
nicht zu vergeſſen. Es zeiget der Apoſtel damit
an, daß die Leiden ihre Abwechſelungen haben,
und wenn ſie kommen, daß man dabey auf den
Willen GOttes, wie es der Apoſtel c. 3, 7. aus-
druͤcket, ſehen ſoll. Denn obgleich der Wille
GOttes, in ſo fern, als das Leiden etwas boͤſes
iſt, und den Glaͤubigen nicht ohne ſchwere Suͤn-
de von den Gottloſen zugefuͤget wird, nur zulaͤſ-
ſig iſt, ſo iſt er doch in Anſehung der leidenden
Perſonen, als ſeiner Kinder, ein gnaͤdiger Wille,
der das Creutz zu ihrem beſten richtet. Davon
der Apoſtel Hebr. 12, 5. u. f. mit mehrern han-
delt.

8. Was den herrlichen Nutzen der Lei-
den betrift, ſo iſt dabey folgendes zu mercken:

[Spaltenumbruch]
a. Der Apoſtel fuͤhret den Nutzen auf den Glau-
ben,
als auf die Haupt-Sache im Chriſten-
thum. Denn nach dem der beſchaffen iſt, alſo
ſtehet es auch um alles andere. Was der
Mage den Speiſen und dem gantzen Leibe
zur Nahrung iſt, das iſt der Glaube der See-
le: als der die geiſtliche Nahrung empfaͤhet
und in ſich, allen Seelen-Kraͤften zum beſten,
digeriret.
b. Den Nutzen, den der Glaube, und folglich
das gantze Chriſtenthum vom Glauben hat,
ſtellet der Apoſtel vor unter dem Gleichniß
von der Laͤuterung des Goldes im Feuer.
Nun iſt vom Golde bekannt, daß es das hoͤch-
ſte, koͤſtlichſte und edelſte Metall iſt, und dieſe
Natur hat, daß es durchs Feuer nicht verzeh-
ret, ſondern nur theils probiret, theils auch
von aller andern Materie und Unreinigkeit ge-
reiniget wird. Was nun das Feuer dem
Golde iſt, das iſt die Truͤbſal dem Glauben.
c. Jſt das Gold das edelſte unter den Metallen
im Reiche der Natur: ſo iſt der Glaube das
edelſte unter allen geiſtlichen Gaben im Reiche
der Gnaden. Und da manches fuͤr einen
Glauben angeſehen und ausgegeben wird,
welches es doch nicht iſt; ſo giebt das Creutz
davon den beſten Ausſchlag. Denn wer noch
gantz glaubloß iſt, der laͤßt es zum Creutze gar
nicht kommen. Und wer im Glauben nicht
recht gegruͤndet iſt, von dem heißt es Luc. 8, 13.
Sie nehmen das Wort mit Freuden an,
und haben nicht Wurtzel, eine Zeitlang
glaͤuben ſie, und zur Zeit der Anfechtung
fallen ſie abe.
d. Wo nun der Glaube die Feuer-Probe aus-
haͤlt, da beweiſet er ſich nicht allein rechtſchaf-
fen, ſondern er wird auch immer reiner, ſtand-
hafter und edler, alſo daß ſolche Glaͤubige
denn ſagen koͤnnen: Unſer Glaube iſt der
Sieg, der die Welt uͤberwunden hat.
e. Und ſolche Reinigung Beveſtigung und Be-
waͤhrung des Glaubens vertheilet ſich denn
auf alle uͤbrige Stuͤcke des Chriſtenthums,
nemlich durch ſeinen Einfluß in die Liebe und
dero Pflichten. Denn bey der Glaubens-
Probe wird im Feuer der Truͤbſal die Eigen-
liebe mit der Welt-Liebe gleichſam immer
mehr abgeſchmoltzen, und der Sinn in der
wahren Einfalt immer lauterer gemachet, und
ſolchergeſtalt das Ebenbild GOttes in dem
Menſchen immer mehr angerichtet.

9. Der herrliche Ausgang alles Leidens
und des ſiegenden Glaubens wird angezeiget mit
den Worten: zu Lob, Preiß und Ehren.

a. Es gereichet zwar der Sieg des Glaubens zu-
vorderſt zu GOttes Ehren; Hier aber iſt die
Rede wohl eigentlich von dem, was dem Sie-
ger widerfaͤhret.
b. Die drey Worte ſind des Nachdrucks wegen
alſo zuſammen geſetzet, und bezeichnen eine
ſolche Seligkeit der Uberwinder, welche eine
hohe geiſtliche Wuͤrde mit ſich fuͤhret, nach
welcher ſie das Koͤnigliche Prieſterthum
ſind und heiſſen 1 Pet. 2, 9.
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[509/0511] Cap. 1. v. 6. 7. des erſten Briefes Petri. zu ſagen, ſo kam es bey dem aͤuſſerlichen an, auf das Ubel und Unrecht, welches den Chri- ſten, bey ihrer Unſchuld, an ihrem guten Na- men mit Laͤſterungen, an ihren Guͤtern mit Raub und allerhand Gewaltthaͤtigkeit, und an ihrem Leibe mit harten Banden und noch ſonſt zugefuͤget wurde. d. Ob nun gleich, wie zuvorgedacht, ein wahrer Chriſt die Gnade von GOtt hat, in den Lei- den getroſt und froͤlich zu ſeyn, ſo gehet es doch aber gemeiniglich nicht gantz ohne Betruͤbniß ab. Und zu dem ſo ſind die Stunden nicht alle- mal gleich. Denn zuweilen koͤmmt zu dem aͤuſ- ſern Leiden auch ein innerliches an der Seelen, oder, wenn man bereits im innern Kampfe ſte- het, koͤmmt ein aͤuſſerliches Ungewitter dazu: da es denn ſoviel weniger ohne Traurigkeit abgehet. Es hat demnach niemand, wenn er ſolche unter dem Leiden empfindet, dieſes fuͤr ein Zeichen, als wenn er nicht im Stande der Gnaden ſtuͤnde, anzuſehen, ſondern nur durch den Glauben in der Hoffnung anzuhalten, und in der Geduld auszuhalten. Da denn der Frie- de mit der Freude, davon man wuͤrcklich den Grund in ſich hat, auch ſchon der Empfindung nach ſich hervor thun wird. Jn dem Gefuͤhle der Traurigkeit heißt das Leiden eine Zuͤchti- gung, oder Unterweiſung, davon Paulus Hebr. 12, 11 ſpricht: Alle Zuͤchtigung, wenn ſie da iſt, duͤncket ſie uns nicht Freude, ſondern Traurigkeit ſeyn. u. f. e. Die bey dem Leiden erwehnte Kuͤrtze verſte- het der Apoſtel nicht etwa nur von einer ge- wiſſen damals gegenwaͤrtigen Truͤbſal, als wenn er damit auf deroſelben baldigen Uber- gang geſehen haͤtte, ſondern auf das gantze menſchliche Leben. Denn das Woͤrtlein itzo wird alhier von der gantzen Zeit, die an ſich kurtz iſt, gebrauchet, und ſtehet der Ewigkeit entgegen. Und ob wol die Leiden auch ihre Abwechſelungen in der Zeit hatten, ſo konnte ſich doch niemand eine lange Rechnung auf ruhige Tage machen. Mit welchem Nach- drucke Paulus von der Kuͤrtze der Leidens- Zeit und von der Leichtigkeit der Leiden ſelbſt, in Anſehung der Ewigkeit und der bevorſte- henden Herrlichkeit rede, ſehe man ſonderlich 2 Cor. 4, 17. 7. Es ſind auch alhier die zwiſchen den uͤbrigen eingeruͤckte Worte, wo es ſeyn ſoll, nicht zu vergeſſen. Es zeiget der Apoſtel damit an, daß die Leiden ihre Abwechſelungen haben, und wenn ſie kommen, daß man dabey auf den Willen GOttes, wie es der Apoſtel c. 3, 7. aus- druͤcket, ſehen ſoll. Denn obgleich der Wille GOttes, in ſo fern, als das Leiden etwas boͤſes iſt, und den Glaͤubigen nicht ohne ſchwere Suͤn- de von den Gottloſen zugefuͤget wird, nur zulaͤſ- ſig iſt, ſo iſt er doch in Anſehung der leidenden Perſonen, als ſeiner Kinder, ein gnaͤdiger Wille, der das Creutz zu ihrem beſten richtet. Davon der Apoſtel Hebr. 12, 5. u. f. mit mehrern han- delt. 8. Was den herrlichen Nutzen der Lei- den betrift, ſo iſt dabey folgendes zu mercken: a. Der Apoſtel fuͤhret den Nutzen auf den Glau- ben, als auf die Haupt-Sache im Chriſten- thum. Denn nach dem der beſchaffen iſt, alſo ſtehet es auch um alles andere. Was der Mage den Speiſen und dem gantzen Leibe zur Nahrung iſt, das iſt der Glaube der See- le: als der die geiſtliche Nahrung empfaͤhet und in ſich, allen Seelen-Kraͤften zum beſten, digeriret. b. Den Nutzen, den der Glaube, und folglich das gantze Chriſtenthum vom Glauben hat, ſtellet der Apoſtel vor unter dem Gleichniß von der Laͤuterung des Goldes im Feuer. Nun iſt vom Golde bekannt, daß es das hoͤch- ſte, koͤſtlichſte und edelſte Metall iſt, und dieſe Natur hat, daß es durchs Feuer nicht verzeh- ret, ſondern nur theils probiret, theils auch von aller andern Materie und Unreinigkeit ge- reiniget wird. Was nun das Feuer dem Golde iſt, das iſt die Truͤbſal dem Glauben. c. Jſt das Gold das edelſte unter den Metallen im Reiche der Natur: ſo iſt der Glaube das edelſte unter allen geiſtlichen Gaben im Reiche der Gnaden. Und da manches fuͤr einen Glauben angeſehen und ausgegeben wird, welches es doch nicht iſt; ſo giebt das Creutz davon den beſten Ausſchlag. Denn wer noch gantz glaubloß iſt, der laͤßt es zum Creutze gar nicht kommen. Und wer im Glauben nicht recht gegruͤndet iſt, von dem heißt es Luc. 8, 13. Sie nehmen das Wort mit Freuden an, und haben nicht Wurtzel, eine Zeitlang glaͤuben ſie, und zur Zeit der Anfechtung fallen ſie abe. d. Wo nun der Glaube die Feuer-Probe aus- haͤlt, da beweiſet er ſich nicht allein rechtſchaf- fen, ſondern er wird auch immer reiner, ſtand- hafter und edler, alſo daß ſolche Glaͤubige denn ſagen koͤnnen: Unſer Glaube iſt der Sieg, der die Welt uͤberwunden hat. e. Und ſolche Reinigung Beveſtigung und Be- waͤhrung des Glaubens vertheilet ſich denn auf alle uͤbrige Stuͤcke des Chriſtenthums, nemlich durch ſeinen Einfluß in die Liebe und dero Pflichten. Denn bey der Glaubens- Probe wird im Feuer der Truͤbſal die Eigen- liebe mit der Welt-Liebe gleichſam immer mehr abgeſchmoltzen, und der Sinn in der wahren Einfalt immer lauterer gemachet, und ſolchergeſtalt das Ebenbild GOttes in dem Menſchen immer mehr angerichtet. 9. Der herrliche Ausgang alles Leidens und des ſiegenden Glaubens wird angezeiget mit den Worten: zu Lob, Preiß und Ehren. a. Es gereichet zwar der Sieg des Glaubens zu- vorderſt zu GOttes Ehren; Hier aber iſt die Rede wohl eigentlich von dem, was dem Sie- ger widerfaͤhret. b. Die drey Worte ſind des Nachdrucks wegen alſo zuſammen geſetzet, und bezeichnen eine ſolche Seligkeit der Uberwinder, welche eine hohe geiſtliche Wuͤrde mit ſich fuͤhret, nach welcher ſie das Koͤnigliche Prieſterthum ſind und heiſſen 1 Pet. 2, 9. c. Lob wird ihnen widerfahren durch die oͤf- ſentli- S s s 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/511>, abgerufen am 22.11.2024.