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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 6. 7.
[Spaltenumbruch] behutsamer teutscher Ubersetzung vom Tantze
Davids verstehen.

4. Daß aber Freude und Leid wohl zusam-
men stehen könne, auch zu einerley Zeit, das
zeiget unser Heyland an dem itzo angeführten
Orte Matth. 5. mit mehrern an. Und dieses
beweisen nicht allein die Exempel der Apostel
Ap. Gesch. 5, 40. 41. sondern auch so vieler Mar-
tyrer, und aller getreuen Nachfolger und Be-
kenner Christi. Und eben dieses gehöret zum
Geheimnisse des Creutzes Christi, welches der
Welt so gar paradox vorkömmt, und davon
Paulus spricht: Als die Traurigen, aber
allezeit frölich.
2 Cor. 6, 10.

5. Es entstehet aber die Freude unter dem
Leiden nicht allein durch die Vorstellung von der
künftigen Herrlichkeit, sondern auch daher, daß
der Creutz-Träger das Reich GOttes, welches
in der Gerechtigkeit, in dem Frieden und in der
Freude des Heiligen Geistes bestehet, vermöge
der Wiedergeburt und Rechtfertigung schon in
sich hat, Röm. 14, 17. und diese, auch andere
Heyls-Güter unter dem Leiden soviel mehr in sich
schmecket und empfindet, soviel mehr er eines gu-
ten Gewissens dadurch versichert wird, daß er
nemlich nicht um Ubelthat, sondern um Christi
willen leide. Denn ausser dem Leiden ist oft
manches Kind GOttes eines etwas niederge-
schlagenen Gemüthes, daß es bey dem Gefühle
seiner geistlichen Armuth an seiner Kindschaft
bey GOtt zweifelt. Kömmt es aber zum Leiden,
so wird man dadurch auch von aussen überzeuget,
daß man nicht der Welt, sondern Christum an-
gehöre. Und weil denn der Mensch das Creutz
billig für ein Kennzeichen seines Gnaden-Stan-
des hält, so freuet er sich darüber innigst: bey
welcher Zueignung der Gnade sich denn alle
Gnaden-Schätze zu mehrer Empfindung in ihm
äussern. Und dazu kömmt die Treue GOttes,
welcher die Treue eines Creutz-Trägers gemei-
niglich sofort schon mit dem Zufluß mehrer Gna-
de zur Freude belohnet, und damit bezeuget,
was einem nach solchen Erstlingen für eine grosse
Erndte bevorstehe.

6. Von den Leiden selbst finden wir un-
terschiedliche Worte unsers Textes, welche also
zu erläutern sind:

a. Petrus führet sie auf die gegenwärtige, der
künftigen, da die Offenbarung der Herrlich-
keit geschehen wird, entgegen gesetzte Zeit,
und siehet damit, ausser der gemeinen Zeit
dieses Lebens, auf die damalige Zeiten, da
mancherley Leiden über die Christen ergingen.
Denn obgleich von Christi Auferstehung her
bis an die Zeit dieses geschriebenen Briefes
noch keine öffentliche und allgemeine Verfol-
gung, welche einen Käyserlichen Befehl zum
Grunde gehabt hätte, über die Christen er-
gangen war, so hatte es ihnen doch nie an Lei-
den gefehlet, sondern sie hatten theils von den
ungläubigen Juden, theils von den abgötti-
schen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch
Paulus, als er den Brief an die Hebräer, das
ist, an eben diese Gemeinen schrieb, c. 10, 32.
spricht: Gedencket an die vorigen Tage,
[Spaltenumbruch] in welchen ihr erleuchtet erduldet ha-
bet einen grossen Kampf des Leidens,
zum theil selbst durch Schmach und
Trübsal ein Schauspiel worden, zum
theil Gemeinschaft gehabt mit denen,
denen es also gehet. Denn ihr habet
mit meinen Banden Mitleiden gehabt,
und den Raub eurer Güter mit Freuden
erduldet, als die ihr wisset, daß ihr
bey euch selbst eine bessere und bleiben-
de Habe im Himmel habet.
Und daß
schon damals die Gläubigen unter vielem
Drucke gewesen sind, siehet man auch aus
unterschiedlichen andern Stellen dieses Brie-
fes, als c. 3, 14. Fürchtet euch vor ihrem
Trotzen nicht, und erschrecket nicht:
und
v. 16. habet ein gut Gewissen, aufdaß
die, so von euch afterreden, als von
Ubelthätern, zu schanden werden, daß
sie geschmähet haben euren guten Wan-
del in Christo.
u. f. Siehe auch c. 4, 4. das
befremdet sie, daß ihr nicht mit ihnen
laufet in das unordentliche Wesen und
lästern.
Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben,
lasset euch die Hitze, so euch begegnet,
nicht befremden,
u. f.
b. Es führen die Leiden den Namen der Ver-
suchungen,
peirasmon, weil der Christ da-
durch auf die Probe gesetzet wird, ob er rechter
Art sey, oder nicht. Denn von denen, welche
nicht wohl gegründet, oder, ohne durch die
enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf
den schmalen Weg gekommen sind, oder viel-
mehr darauf einher zu gehen, vermeynen,
spricht unser Heyland, Luc. 8, 13. daß sie das
Wort zwar mit Freuden annehmen,

auch eine zeitlang gläuben, aber, weil sie
nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An-
fechtung abfallen.
Es sind demnach die
Leiden lauter Proben, wodurch einer nach
seinem innern Zustande erkannt wird, auch
wodurch der Mensch sich selbst kennen lernet.
Denn mancher hätte sich bey der Erkenntniß
seines so grossen sündlichen Elendes es selbst
vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er
hierinn und darinn sich so und so geduldig, und
beständig erweisen würde. Da er es aber in
der That an sich selbst erkennet, so wird er dar-
aus nicht allein andern, sondern auch sich selbst
erst recht bekannt, und freuet sich über die ihm
von GOtt verliehene Gnade.
c. Diese Versuchungen sind mancherley. Es
sind zwar sonst die Leiden von mancherley, son-
derlich von dreyerley Art, selbst gemachte,
gemeine,
oder natürliche, und Leiden um
Christi Willen.
Nicht eigentlich von ge-
meinen, und noch vielweniger von den selbst-
gemachten, sondern von den Leiden, die man
als ein Christe hat, wie der Apostel c. 4, 16
spricht, ist alhier die Rede. Und daß diese
mancherley sind, ist aus den angeführten Or-
ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an
sich bekant. Und von den innern Anfechtun-
gen, welche alhier auch verstanden werden,
und die auch von mancherley Art sind, itzo nicht
zu

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 6. 7.
[Spaltenumbruch] behutſamer teutſcher Uberſetzung vom Tantze
Davids verſtehen.

4. Daß aber Freude und Leid wohl zuſam-
men ſtehen koͤnne, auch zu einerley Zeit, das
zeiget unſer Heyland an dem itzo angefuͤhrten
Orte Matth. 5. mit mehrern an. Und dieſes
beweiſen nicht allein die Exempel der Apoſtel
Ap. Geſch. 5, 40. 41. ſondern auch ſo vieler Mar-
tyrer, und aller getreuen Nachfolger und Be-
kenner Chriſti. Und eben dieſes gehoͤret zum
Geheimniſſe des Creutzes Chriſti, welches der
Welt ſo gar paradox vorkoͤmmt, und davon
Paulus ſpricht: Als die Traurigen, aber
allezeit froͤlich.
2 Cor. 6, 10.

5. Es entſtehet aber die Freude unter dem
Leiden nicht allein durch die Vorſtellung von der
kuͤnftigen Herrlichkeit, ſondern auch daher, daß
der Creutz-Traͤger das Reich GOttes, welches
in der Gerechtigkeit, in dem Frieden und in der
Freude des Heiligen Geiſtes beſtehet, vermoͤge
der Wiedergeburt und Rechtfertigung ſchon in
ſich hat, Roͤm. 14, 17. und dieſe, auch andere
Heyls-Guͤter unter dem Leiden ſoviel mehr in ſich
ſchmecket und empfindet, ſoviel mehr er eines gu-
ten Gewiſſens dadurch verſichert wird, daß er
nemlich nicht um Ubelthat, ſondern um Chriſti
willen leide. Denn auſſer dem Leiden iſt oft
manches Kind GOttes eines etwas niederge-
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ſeiner geiſtlichen Armuth an ſeiner Kindſchaft
bey GOtt zweifelt. Koͤmmt es aber zum Leiden,
ſo wird man dadurch auch von auſſen uͤberzeuget,
daß man nicht der Welt, ſondern Chriſtum an-
gehoͤre. Und weil denn der Menſch das Creutz
billig fuͤr ein Kennzeichen ſeines Gnaden-Stan-
des haͤlt, ſo freuet er ſich daruͤber innigſt: bey
welcher Zueignung der Gnade ſich denn alle
Gnaden-Schaͤtze zu mehrer Empfindung in ihm
aͤuſſern. Und dazu koͤmmt die Treue GOttes,
welcher die Treue eines Creutz-Traͤgers gemei-
niglich ſofort ſchon mit dem Zufluß mehrer Gna-
de zur Freude belohnet, und damit bezeuget,
was einem nach ſolchen Erſtlingen fuͤr eine groſſe
Erndte bevorſtehe.

6. Von den Leiden ſelbſt finden wir un-
terſchiedliche Worte unſers Textes, welche alſo
zu erlaͤutern ſind:

a. Petrus fuͤhret ſie auf die gegenwaͤrtige, der
kuͤnftigen, da die Offenbarung der Herrlich-
keit geſchehen wird, entgegen geſetzte Zeit,
und ſiehet damit, auſſer der gemeinen Zeit
dieſes Lebens, auf die damalige Zeiten, da
mancherley Leiden uͤber die Chriſten ergingen.
Denn obgleich von Chriſti Auferſtehung her
bis an die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes
noch keine oͤffentliche und allgemeine Verfol-
gung, welche einen Kaͤyſerlichen Befehl zum
Grunde gehabt haͤtte, uͤber die Chriſten er-
gangen war, ſo hatte es ihnen doch nie an Lei-
den gefehlet, ſondern ſie hatten theils von den
unglaͤubigen Juden, theils von den abgoͤtti-
ſchen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch
Paulus, als er den Brief an die Hebraͤer, das
iſt, an eben dieſe Gemeinen ſchrieb, c. 10, 32.
ſpricht: Gedencket an die vorigen Tage,
[Spaltenumbruch] in welchen ihr erleuchtet erduldet ha-
bet einen groſſen Kampf des Leidens,
zum theil ſelbſt durch Schmach und
Truͤbſal ein Schauſpiel worden, zum
theil Gemeinſchaft gehabt mit denen,
denen es alſo gehet. Denn ihr habet
mit meinen Banden Mitleiden gehabt,
und den Raub eurer Guͤter mit Freuden
erduldet, als die ihr wiſſet, daß ihr
bey euch ſelbſt eine beſſere und bleiben-
de Habe im Himmel habet.
Und daß
ſchon damals die Glaͤubigen unter vielem
Drucke geweſen ſind, ſiehet man auch aus
unterſchiedlichen andern Stellen dieſes Brie-
fes, als c. 3, 14. Fuͤrchtet euch vor ihrem
Trotzen nicht, und erſchrecket nicht:
und
v. 16. habet ein gut Gewiſſen, aufdaß
die, ſo von euch afterreden, als von
Ubelthaͤtern, zu ſchanden werden, daß
ſie geſchmaͤhet haben euren guten Wan-
del in Chriſto.
u. f. Siehe auch c. 4, 4. das
befremdet ſie, daß ihr nicht mit ihnen
laufet in das unordentliche Weſen und
laͤſtern.
Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben,
laſſet euch die Hitze, ſo euch begegnet,
nicht befremden,
u. f.
b. Es fuͤhren die Leiden den Namen der Ver-
ſuchungen,
πειρασμῶν, weil der Chriſt da-
durch auf die Probe geſetzet wird, ob er rechter
Art ſey, oder nicht. Denn von denen, welche
nicht wohl gegruͤndet, oder, ohne durch die
enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf
den ſchmalen Weg gekommen ſind, oder viel-
mehr darauf einher zu gehen, vermeynen,
ſpricht unſer Heyland, Luc. 8, 13. daß ſie das
Wort zwar mit Freuden annehmen,

auch eine zeitlang glaͤuben, aber, weil ſie
nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An-
fechtung abfallen.
Es ſind demnach die
Leiden lauter Proben, wodurch einer nach
ſeinem innern Zuſtande erkannt wird, auch
wodurch der Menſch ſich ſelbſt kennen lernet.
Denn mancher haͤtte ſich bey der Erkenntniß
ſeines ſo groſſen ſuͤndlichen Elendes es ſelbſt
vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er
hierinn und darinn ſich ſo und ſo geduldig, und
beſtaͤndig erweiſen wuͤrde. Da er es aber in
der That an ſich ſelbſt erkennet, ſo wird er dar-
aus nicht allein andern, ſondern auch ſich ſelbſt
erſt recht bekannt, und freuet ſich uͤber die ihm
von GOtt verliehene Gnade.
c. Dieſe Verſuchungen ſind mancherley. Es
ſind zwar ſonſt die Leiden von mancherley, ſon-
derlich von dreyerley Art, ſelbſt gemachte,
gemeine,
oder natuͤrliche, und Leiden um
Chriſti Willen.
Nicht eigentlich von ge-
meinen, und noch vielweniger von den ſelbſt-
gemachten, ſondern von den Leiden, die man
als ein Chriſte hat, wie der Apoſtel c. 4, 16
ſpricht, iſt alhier die Rede. Und daß dieſe
mancherley ſind, iſt aus den angefuͤhrten Or-
ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an
ſich bekant. Und von den innern Anfechtun-
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und die auch von mancherley Art ſind, itzo nicht
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[508/0510] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 6. 7. behutſamer teutſcher Uberſetzung vom Tantze Davids verſtehen. 4. Daß aber Freude und Leid wohl zuſam- men ſtehen koͤnne, auch zu einerley Zeit, das zeiget unſer Heyland an dem itzo angefuͤhrten Orte Matth. 5. mit mehrern an. Und dieſes beweiſen nicht allein die Exempel der Apoſtel Ap. Geſch. 5, 40. 41. ſondern auch ſo vieler Mar- tyrer, und aller getreuen Nachfolger und Be- kenner Chriſti. Und eben dieſes gehoͤret zum Geheimniſſe des Creutzes Chriſti, welches der Welt ſo gar paradox vorkoͤmmt, und davon Paulus ſpricht: Als die Traurigen, aber allezeit froͤlich. 2 Cor. 6, 10. 5. Es entſtehet aber die Freude unter dem Leiden nicht allein durch die Vorſtellung von der kuͤnftigen Herrlichkeit, ſondern auch daher, daß der Creutz-Traͤger das Reich GOttes, welches in der Gerechtigkeit, in dem Frieden und in der Freude des Heiligen Geiſtes beſtehet, vermoͤge der Wiedergeburt und Rechtfertigung ſchon in ſich hat, Roͤm. 14, 17. und dieſe, auch andere Heyls-Guͤter unter dem Leiden ſoviel mehr in ſich ſchmecket und empfindet, ſoviel mehr er eines gu- ten Gewiſſens dadurch verſichert wird, daß er nemlich nicht um Ubelthat, ſondern um Chriſti willen leide. Denn auſſer dem Leiden iſt oft manches Kind GOttes eines etwas niederge- ſchlagenen Gemuͤthes, daß es bey dem Gefuͤhle ſeiner geiſtlichen Armuth an ſeiner Kindſchaft bey GOtt zweifelt. Koͤmmt es aber zum Leiden, ſo wird man dadurch auch von auſſen uͤberzeuget, daß man nicht der Welt, ſondern Chriſtum an- gehoͤre. Und weil denn der Menſch das Creutz billig fuͤr ein Kennzeichen ſeines Gnaden-Stan- des haͤlt, ſo freuet er ſich daruͤber innigſt: bey welcher Zueignung der Gnade ſich denn alle Gnaden-Schaͤtze zu mehrer Empfindung in ihm aͤuſſern. Und dazu koͤmmt die Treue GOttes, welcher die Treue eines Creutz-Traͤgers gemei- niglich ſofort ſchon mit dem Zufluß mehrer Gna- de zur Freude belohnet, und damit bezeuget, was einem nach ſolchen Erſtlingen fuͤr eine groſſe Erndte bevorſtehe. 6. Von den Leiden ſelbſt finden wir un- terſchiedliche Worte unſers Textes, welche alſo zu erlaͤutern ſind: a. Petrus fuͤhret ſie auf die gegenwaͤrtige, der kuͤnftigen, da die Offenbarung der Herrlich- keit geſchehen wird, entgegen geſetzte Zeit, und ſiehet damit, auſſer der gemeinen Zeit dieſes Lebens, auf die damalige Zeiten, da mancherley Leiden uͤber die Chriſten ergingen. Denn obgleich von Chriſti Auferſtehung her bis an die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes noch keine oͤffentliche und allgemeine Verfol- gung, welche einen Kaͤyſerlichen Befehl zum Grunde gehabt haͤtte, uͤber die Chriſten er- gangen war, ſo hatte es ihnen doch nie an Lei- den gefehlet, ſondern ſie hatten theils von den unglaͤubigen Juden, theils von den abgoͤtti- ſchen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch Paulus, als er den Brief an die Hebraͤer, das iſt, an eben dieſe Gemeinen ſchrieb, c. 10, 32. ſpricht: Gedencket an die vorigen Tage, in welchen ihr erleuchtet erduldet ha- bet einen groſſen Kampf des Leidens, zum theil ſelbſt durch Schmach und Truͤbſal ein Schauſpiel worden, zum theil Gemeinſchaft gehabt mit denen, denen es alſo gehet. Denn ihr habet mit meinen Banden Mitleiden gehabt, und den Raub eurer Guͤter mit Freuden erduldet, als die ihr wiſſet, daß ihr bey euch ſelbſt eine beſſere und bleiben- de Habe im Himmel habet. Und daß ſchon damals die Glaͤubigen unter vielem Drucke geweſen ſind, ſiehet man auch aus unterſchiedlichen andern Stellen dieſes Brie- fes, als c. 3, 14. Fuͤrchtet euch vor ihrem Trotzen nicht, und erſchrecket nicht: und v. 16. habet ein gut Gewiſſen, aufdaß die, ſo von euch afterreden, als von Ubelthaͤtern, zu ſchanden werden, daß ſie geſchmaͤhet haben euren guten Wan- del in Chriſto. u. f. Siehe auch c. 4, 4. das befremdet ſie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in das unordentliche Weſen und laͤſtern. Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben, laſſet euch die Hitze, ſo euch begegnet, nicht befremden, u. f. b. Es fuͤhren die Leiden den Namen der Ver- ſuchungen, πειρασμῶν, weil der Chriſt da- durch auf die Probe geſetzet wird, ob er rechter Art ſey, oder nicht. Denn von denen, welche nicht wohl gegruͤndet, oder, ohne durch die enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf den ſchmalen Weg gekommen ſind, oder viel- mehr darauf einher zu gehen, vermeynen, ſpricht unſer Heyland, Luc. 8, 13. daß ſie das Wort zwar mit Freuden annehmen, auch eine zeitlang glaͤuben, aber, weil ſie nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An- fechtung abfallen. Es ſind demnach die Leiden lauter Proben, wodurch einer nach ſeinem innern Zuſtande erkannt wird, auch wodurch der Menſch ſich ſelbſt kennen lernet. Denn mancher haͤtte ſich bey der Erkenntniß ſeines ſo groſſen ſuͤndlichen Elendes es ſelbſt vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er hierinn und darinn ſich ſo und ſo geduldig, und beſtaͤndig erweiſen wuͤrde. Da er es aber in der That an ſich ſelbſt erkennet, ſo wird er dar- aus nicht allein andern, ſondern auch ſich ſelbſt erſt recht bekannt, und freuet ſich uͤber die ihm von GOtt verliehene Gnade. c. Dieſe Verſuchungen ſind mancherley. Es ſind zwar ſonſt die Leiden von mancherley, ſon- derlich von dreyerley Art, ſelbſt gemachte, gemeine, oder natuͤrliche, und Leiden um Chriſti Willen. Nicht eigentlich von ge- meinen, und noch vielweniger von den ſelbſt- gemachten, ſondern von den Leiden, die man als ein Chriſte hat, wie der Apoſtel c. 4, 16 ſpricht, iſt alhier die Rede. Und daß dieſe mancherley ſind, iſt aus den angefuͤhrten Or- ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an ſich bekant. Und von den innern Anfechtun- gen, welche alhier auch verſtanden werden, und die auch von mancherley Art ſind, itzo nicht zu

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/510>, abgerufen am 22.11.2024.