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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 2.
[Spaltenumbruch] schaffen erwiese: sintemal die göttliche Beyla-
ge von der Art ist, daß sie muß angeleget wer-
den, und wo dieses nicht geschiehet, so wird sie
einem untreuen Haushalter wiedergenommen:
hingegen aber so viel mehr vermehret, so viel
getreuer sie angeleget wird: nach Matth. 13,
12 c. 25, 25.
g. Ob man sich nun wol eines theils vor dem
Jrrthum zu hüten hat, nach welchem von eini-
gen der gesetzliche Gehorsam zur wesentlichen
Form des Glaubens, und also damit aus dem
Glauben ein Werck der Liebe gemachet wird:
so siehet man doch auch andern theils wohl, daß
der Evangelische Gehorsam des Glaubens un-
möglich ohne den gesetzlichen, oder dem Gesetze
gemässen, das ist, ohne die Liebe, seyn könne:
wie er ja denn auch aus der Heiligung des
Geistes,
welche auf die innere Salbung, Be-
kehrung und Erneuerung gehet, herrühret.
Und also erkennen wir hieraus zugleich, warum
die Worte der Heiligung des Geistes mit
dem Worte Gehorsam, oder Glauben, zu-
sammen gesetzet werden, da es heißt: erweh-
let seyn
durch, oder in der Heiligung des
Geistes zum Gehorsam der Wahrheit.

Denn die Heiligung des Geistes war dahin
gegangen, daß der Glaube in der Seele gewir-
cket und durch den Glauben das Blut Christi
dem Gläubigen zu geeignet würde.

5. Die folgende Worte: und zur Be-
sprengung des Bluts JEsu Christi
sind
von nicht geringerm Nachdruck.

a. Das Blut Christi bedeutet den gantzen
Versöhnungs-Tod Christi, bey welchem es
ist vergossen worden: und also wird damit das
gantze Werck der Erlösung bezeichnet; dazu
auch allerdinge die vollkommene Erfüllung des
Gesetzes gehöret; als welche Christus vor und
in seinem Tode für das menschliche Geschlecht
geleistet hat.
b. Des Bluts Christi wird alhier gedacht im
Gegenbilde auf die Vorbilder in den Opfern
des alten Testaments da des erwürgens und
dabey des Blutvergiessens kein Ende war.
c. Das Opfer-Blut hatte die Kraft der Ver-
sohnung,
aber nur im Vorbilde: davon son-
derlich zweene Oerter zu mercken sind: der eine
aus dem alten Testamente 3 B. Mos. 17, 11.
des Leibes Leben ist im Blute, und ich
habs euch zum Altar gegeben, daß eure
Seclen damit versöhnet werden. Denn
das Blut ist die Versöhnung fürs Leben.

der andere aus dem neuen Hebr. 9, 22. ohne
Blutvergiessen geschiehet keine Verge-
bung.
d. Es ist aber die Besprengung des Bluts,
welcher Petrus alhier gedencket, von der Ver-
giessung desselben wohl zu unterscheiden. Denn
gleichwie die Vergiessung mit dem Tode selbst
auf die Erwerbung gehet, so gehet die Be-
sprengung
des Blutes auf die Zueignung
des erworbenen Heyls.
e. Von der Erwerbung heißt es v. 18. 19. wisset,
daß ihr nicht mit vergänglichen Gold
und Silber erlöset von eurem eitelen
[Spaltenumbruch] Wandel nach Väterlicher Weise, son-
dern mit dem theuren Blute Christi,
als eines unschuldigen und unbefleckten
Lammes.
Ein mehrers giebt von dieser Er-
werbung durchs Blut der Brief an die Hebräer
an die Hand: da Paulus unter andern c. 9,
12, spricht: Christus ist nicht durch der
Ochsen und Kälber Blut, sondern er ist
durch sein eigen Blut einmal in das Hei-
lige eingegangen, und hat eine ewige
Erlösung erfunden.
f. Die auf die Zueignung gehende Redens-Art
der Besprengung mit dem Blut ist bekan-
ter massen von dem Levitischen GOttes-
dienste hergenommen. Denn da war der Be-
sprengung sehr viel; sintemal das Blut zu dem
Ende zugleich zum Altar und auch am Hohen-
Versöhnungs-Feste ins Allerheiligste gebracht
wurde, und an demselben vor der Bundes-La-
de siebenmal geschahe 3 B. Mos. 16, 14. 19.
So war auch im Vorhofe des besprengens
sehr viel, nemlich mit dem Büschlein von Yso-
pen, und dem dazu verordneten Weyhe-Was-
ser, sonderlich dem, darein die Asche gethan
war von der verbranten rothen Kuhe 4 B.
Mos. 19. Siehe auch 3 B. Mos. 14: von der
Reinigung der Aussätzigen wie auch von der
Besprengung der Pfosten an den Thüren
mit dem Blute des Oster-Lammes 2 B.
Mos. 12.
g. Es ist aber wohl zu mercken, daß die Be-
sprengung
des Bluts CHristi in der Zuei-
gnung geschiehet theils von GOtt, theils
von den Gläubigen selbst. Von GOTT,
wenn er einem den Versöhnungs-Tod Chri-
sti zurechnet. Eine solche Besprengung ist
unter andern verheissen Jes. 52, 15. da es vom
Meßia heißt: Er wird viel Heyden be-
sprengen.
Und eine solche Besprengung
erbittet sich David, wenn er Ps. 51, 9. saget:
Entsündige mich mit Ysopen, daß ich
rein werde, wachsche mich daß ich
Schneeweiß werde.
Von dieser Bespren-
gung heißt es Ap. Ges. 15, 9. GOtt reinig-
te ihre Hertzen durch den Glauben.
Und
1 Joh. 1, 7. Das Blut JESU CHristi,
des Sohnes GOttes machet uns rein
von allen Sünden.
Off. 1, 5. CHristus
hat uns geliebet und uns gewaschen von
den Sünden mit seinem Blute.
Und hier-
auf gehet der Brief an die Hebräer in meh-
rern Orten, sonderlich des neunten und ze-
h. henden Capitels.
Mit dieser Besprengung GOttes ist aufs
genaueste verknüpfet des Gläubigen eigene
Besprengung,
da er sich nemlich den von
GOtt zugerechneten Versöhnungs-Tod auch
selbst zueignet. Und also gehet alles Be-
sprengen zuvorderst auf das Geschäfte der
Rechtfertigung. Denn gleichwie GOtt
auf seiner Seite das Verdienst Christi zurech-
net: also ergreifet es der Mensch auf seiner
Seite durch den Glauben und besprenget in
der Zueignung sich selbst damit. Und eben
dieses wird damit gar schön angezeiget, wenn
Offenb.
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 2.
[Spaltenumbruch] ſchaffen erwieſe: ſintemal die goͤttliche Beyla-
ge von der Art iſt, daß ſie muß angeleget wer-
den, und wo dieſes nicht geſchiehet, ſo wird ſie
einem untreuen Haushalter wiedergenommen:
hingegen aber ſo viel mehr vermehret, ſo viel
getreuer ſie angeleget wird: nach Matth. 13,
12 c. 25, 25.
g. Ob man ſich nun wol eines theils vor dem
Jrrthum zu huͤten hat, nach welchem von eini-
gen der geſetzliche Gehorſam zur weſentlichen
Form des Glaubens, und alſo damit aus dem
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ſo ſiehet man doch auch andern theils wohl, daß
der Evangeliſche Gehorſam des Glaubens un-
moͤglich ohne den geſetzlichen, oder dem Geſetze
gemaͤſſen, das iſt, ohne die Liebe, ſeyn koͤnne:
wie er ja denn auch aus der Heiligung des
Geiſtes,
welche auf die innere Salbung, Be-
kehrung und Erneuerung gehet, herruͤhret.
Und alſo erkennen wir hieraus zugleich, warum
die Worte der Heiligung des Geiſtes mit
dem Worte Gehorſam, oder Glauben, zu-
ſammen geſetzet werden, da es heißt: erweh-
let ſeyn
durch, oder in der Heiligung des
Geiſtes zum Gehorſam der Wahrheit.

Denn die Heiligung des Geiſtes war dahin
gegangen, daß der Glaube in der Seele gewir-
cket und durch den Glauben das Blut Chriſti
dem Glaͤubigen zu geeignet wuͤrde.

5. Die folgende Worte: und zur Be-
ſprengung des Bluts JEſu Chriſti
ſind
von nicht geringerm Nachdruck.

a. Das Blut Chriſti bedeutet den gantzen
Verſoͤhnungs-Tod Chriſti, bey welchem es
iſt vergoſſen worden: und alſo wird damit das
gantze Werck der Erloͤſung bezeichnet; dazu
auch allerdinge die vollkommene Erfuͤllung des
Geſetzes gehoͤret; als welche Chriſtus vor und
in ſeinem Tode fuͤr das menſchliche Geſchlecht
geleiſtet hat.
b. Des Bluts Chriſti wird alhier gedacht im
Gegenbilde auf die Vorbilder in den Opfern
des alten Teſtaments da des erwuͤrgens und
dabey des Blutvergieſſens kein Ende war.
c. Das Opfer-Blut hatte die Kraft der Ver-
ſohnung,
aber nur im Vorbilde: davon ſon-
derlich zweene Oerter zu mercken ſind: der eine
aus dem alten Teſtamente 3 B. Moſ. 17, 11.
des Leibes Leben iſt im Blute, und ich
habs euch zum Altar gegeben, daß eure
Seclen damit verſoͤhnet werden. Denn
das Blut iſt die Verſoͤhnung fuͤrs Leben.

der andere aus dem neuen Hebr. 9, 22. ohne
Blutvergieſſen geſchiehet keine Verge-
bung.
d. Es iſt aber die Beſprengung des Bluts,
welcher Petrus alhier gedencket, von der Ver-
gieſſung deſſelben wohl zu unterſcheiden. Denn
gleichwie die Vergieſſung mit dem Tode ſelbſt
auf die Erwerbung gehet, ſo gehet die Be-
ſprengung
des Blutes auf die Zueignung
des erworbenen Heyls.
e. Von der Erwerbung heißt es v. 18. 19. wiſſet,
daß ihr nicht mit vergaͤnglichen Gold
und Silber erloͤſet von eurem eitelen
[Spaltenumbruch] Wandel nach Vaͤterlicher Weiſe, ſon-
dern mit dem theuren Blute Chriſti,
als eines unſchuldigen und unbefleckten
Lammes.
Ein mehrers giebt von dieſer Er-
werbung durchs Blut der Brief an die Hebraͤer
an die Hand: da Paulus unter andern c. 9,
12, ſpricht: Chriſtus iſt nicht durch der
Ochſen und Kaͤlber Blut, ſondern er iſt
durch ſein eigen Blut einmal in das Hei-
lige eingegangen, und hat eine ewige
Erloͤſung erfunden.
f. Die auf die Zueignung gehende Redens-Art
der Beſprengung mit dem Blut iſt bekan-
ter maſſen von dem Levitiſchen GOttes-
dienſte hergenommen. Denn da war der Be-
ſprengung ſehr viel; ſintemal das Blut zu dem
Ende zugleich zum Altar und auch am Hohen-
Verſoͤhnungs-Feſte ins Allerheiligſte gebracht
wurde, und an demſelben vor der Bundes-La-
de ſiebenmal geſchahe 3 B. Moſ. 16, 14. 19.
So war auch im Vorhofe des beſprengens
ſehr viel, nemlich mit dem Buͤſchlein von Yſo-
pen, und dem dazu verordneten Weyhe-Waſ-
ſer, ſonderlich dem, darein die Aſche gethan
war von der verbranten rothen Kuhe 4 B.
Moſ. 19. Siehe auch 3 B. Moſ. 14: von der
Reinigung der Auſſaͤtzigen wie auch von der
Beſprengung der Pfoſten an den Thuͤren
mit dem Blute des Oſter-Lammes 2 B.
Moſ. 12.
g. Es iſt aber wohl zu mercken, daß die Be-
ſprengung
des Bluts CHriſti in der Zuei-
gnung geſchiehet theils von GOtt, theils
von den Glaͤubigen ſelbſt. Von GOTT,
wenn er einem den Verſoͤhnungs-Tod Chri-
ſti zurechnet. Eine ſolche Beſprengung iſt
unter andern verheiſſen Jeſ. 52, 15. da es vom
Meßia heißt: Er wird viel Heyden be-
ſprengen.
Und eine ſolche Beſprengung
erbittet ſich David, wenn er Pſ. 51, 9. ſaget:
Entſuͤndige mich mit Yſopen, daß ich
rein werde, wachſche mich daß ich
Schneeweiß werde.
Von dieſer Beſpren-
gung heißt es Ap. Geſ. 15, 9. GOtt reinig-
te ihre Hertzen durch den Glauben.
Und
1 Joh. 1, 7. Das Blut JESU CHriſti,
des Sohnes GOttes machet uns rein
von allen Suͤnden.
Off. 1, 5. CHriſtus
hat uns geliebet und uns gewaſchen von
den Suͤnden mit ſeinem Blute.
Und hier-
auf gehet der Brief an die Hebraͤer in meh-
rern Orten, ſonderlich des neunten und ze-
h. henden Capitels.
Mit dieſer Beſprengung GOttes iſt aufs
genaueſte verknuͤpfet des Glaͤubigen eigene
Beſprengung,
da er ſich nemlich den von
GOtt zugerechneten Verſoͤhnungs-Tod auch
ſelbſt zueignet. Und alſo gehet alles Be-
ſprengen zuvorderſt auf das Geſchaͤfte der
Rechtfertigung. Denn gleichwie GOtt
auf ſeiner Seite das Verdienſt Chriſti zurech-
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[500/0502] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 2. ſchaffen erwieſe: ſintemal die goͤttliche Beyla- ge von der Art iſt, daß ſie muß angeleget wer- den, und wo dieſes nicht geſchiehet, ſo wird ſie einem untreuen Haushalter wiedergenommen: hingegen aber ſo viel mehr vermehret, ſo viel getreuer ſie angeleget wird: nach Matth. 13, 12 c. 25, 25. g. Ob man ſich nun wol eines theils vor dem Jrrthum zu huͤten hat, nach welchem von eini- gen der geſetzliche Gehorſam zur weſentlichen Form des Glaubens, und alſo damit aus dem Glauben ein Werck der Liebe gemachet wird: ſo ſiehet man doch auch andern theils wohl, daß der Evangeliſche Gehorſam des Glaubens un- moͤglich ohne den geſetzlichen, oder dem Geſetze gemaͤſſen, das iſt, ohne die Liebe, ſeyn koͤnne: wie er ja denn auch aus der Heiligung des Geiſtes, welche auf die innere Salbung, Be- kehrung und Erneuerung gehet, herruͤhret. Und alſo erkennen wir hieraus zugleich, warum die Worte der Heiligung des Geiſtes mit dem Worte Gehorſam, oder Glauben, zu- ſammen geſetzet werden, da es heißt: erweh- let ſeyn durch, oder in der Heiligung des Geiſtes zum Gehorſam der Wahrheit. Denn die Heiligung des Geiſtes war dahin gegangen, daß der Glaube in der Seele gewir- cket und durch den Glauben das Blut Chriſti dem Glaͤubigen zu geeignet wuͤrde. 5. Die folgende Worte: und zur Be- ſprengung des Bluts JEſu Chriſti ſind von nicht geringerm Nachdruck. a. Das Blut Chriſti bedeutet den gantzen Verſoͤhnungs-Tod Chriſti, bey welchem es iſt vergoſſen worden: und alſo wird damit das gantze Werck der Erloͤſung bezeichnet; dazu auch allerdinge die vollkommene Erfuͤllung des Geſetzes gehoͤret; als welche Chriſtus vor und in ſeinem Tode fuͤr das menſchliche Geſchlecht geleiſtet hat. b. Des Bluts Chriſti wird alhier gedacht im Gegenbilde auf die Vorbilder in den Opfern des alten Teſtaments da des erwuͤrgens und dabey des Blutvergieſſens kein Ende war. c. Das Opfer-Blut hatte die Kraft der Ver- ſohnung, aber nur im Vorbilde: davon ſon- derlich zweene Oerter zu mercken ſind: der eine aus dem alten Teſtamente 3 B. Moſ. 17, 11. des Leibes Leben iſt im Blute, und ich habs euch zum Altar gegeben, daß eure Seclen damit verſoͤhnet werden. Denn das Blut iſt die Verſoͤhnung fuͤrs Leben. der andere aus dem neuen Hebr. 9, 22. ohne Blutvergieſſen geſchiehet keine Verge- bung. d. Es iſt aber die Beſprengung des Bluts, welcher Petrus alhier gedencket, von der Ver- gieſſung deſſelben wohl zu unterſcheiden. Denn gleichwie die Vergieſſung mit dem Tode ſelbſt auf die Erwerbung gehet, ſo gehet die Be- ſprengung des Blutes auf die Zueignung des erworbenen Heyls. e. Von der Erwerbung heißt es v. 18. 19. wiſſet, daß ihr nicht mit vergaͤnglichen Gold und Silber erloͤſet von eurem eitelen Wandel nach Vaͤterlicher Weiſe, ſon- dern mit dem theuren Blute Chriſti, als eines unſchuldigen und unbefleckten Lammes. Ein mehrers giebt von dieſer Er- werbung durchs Blut der Brief an die Hebraͤer an die Hand: da Paulus unter andern c. 9, 12, ſpricht: Chriſtus iſt nicht durch der Ochſen und Kaͤlber Blut, ſondern er iſt durch ſein eigen Blut einmal in das Hei- lige eingegangen, und hat eine ewige Erloͤſung erfunden. f. Die auf die Zueignung gehende Redens-Art der Beſprengung mit dem Blut iſt bekan- ter maſſen von dem Levitiſchen GOttes- dienſte hergenommen. Denn da war der Be- ſprengung ſehr viel; ſintemal das Blut zu dem Ende zugleich zum Altar und auch am Hohen- Verſoͤhnungs-Feſte ins Allerheiligſte gebracht wurde, und an demſelben vor der Bundes-La- de ſiebenmal geſchahe 3 B. Moſ. 16, 14. 19. So war auch im Vorhofe des beſprengens ſehr viel, nemlich mit dem Buͤſchlein von Yſo- pen, und dem dazu verordneten Weyhe-Waſ- ſer, ſonderlich dem, darein die Aſche gethan war von der verbranten rothen Kuhe 4 B. Moſ. 19. Siehe auch 3 B. Moſ. 14: von der Reinigung der Auſſaͤtzigen wie auch von der Beſprengung der Pfoſten an den Thuͤren mit dem Blute des Oſter-Lammes 2 B. Moſ. 12. g. Es iſt aber wohl zu mercken, daß die Be- ſprengung des Bluts CHriſti in der Zuei- gnung geſchiehet theils von GOtt, theils von den Glaͤubigen ſelbſt. Von GOTT, wenn er einem den Verſoͤhnungs-Tod Chri- ſti zurechnet. Eine ſolche Beſprengung iſt unter andern verheiſſen Jeſ. 52, 15. da es vom Meßia heißt: Er wird viel Heyden be- ſprengen. Und eine ſolche Beſprengung erbittet ſich David, wenn er Pſ. 51, 9. ſaget: Entſuͤndige mich mit Yſopen, daß ich rein werde, wachſche mich daß ich Schneeweiß werde. Von dieſer Beſpren- gung heißt es Ap. Geſ. 15, 9. GOtt reinig- te ihre Hertzen durch den Glauben. Und 1 Joh. 1, 7. Das Blut JESU CHriſti, des Sohnes GOttes machet uns rein von allen Suͤnden. Off. 1, 5. CHriſtus hat uns geliebet und uns gewaſchen von den Suͤnden mit ſeinem Blute. Und hier- auf gehet der Brief an die Hebraͤer in meh- rern Orten, ſonderlich des neunten und ze- h. henden Capitels. Mit dieſer Beſprengung GOttes iſt aufs genaueſte verknuͤpfet des Glaͤubigen eigene Beſprengung, da er ſich nemlich den von GOtt zugerechneten Verſoͤhnungs-Tod auch ſelbſt zueignet. Und alſo gehet alles Be- ſprengen zuvorderſt auf das Geſchaͤfte der Rechtfertigung. Denn gleichwie GOtt auf ſeiner Seite das Verdienſt Chriſti zurech- net: alſo ergreifet es der Menſch auf ſeiner Seite durch den Glauben und beſprenget in der Zueignung ſich ſelbſt damit. Und eben dieſes wird damit gar ſchoͤn angezeiget, wenn Offenb.

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/502>, abgerufen am 22.11.2024.