Erklärung des Ersten Briefes an die Thessalonicher.
I.Die Historische Nachricht von diesem Briefe.
Jnnhalt: [Spaltenumbruch]
Die Stadt und Gemeine, an welche dieser Brief geschrie- ben §. I. Der Ort, wo er geschrieben, Corinthus §. II. Die Zeit, wenn er geschrieben §. III. Die Veranlassung zum Schreiben §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Zweck und Jnnhalt dieses Briefes §. V. Die vornehmsten Materien darinnen §. VI. Die Stellen, welche darinnen vor andern einen sonder- baren Nachdruck haben §. VII.
§. I.
[Spaltenumbruch]
THessalonich war nebst Phi- lippen die Haupt-Stadt in Macedonien, einer gros- sen Landschaft in Griechen- land. Als Paulus mit Sila von Antiochia den Zug durch die Länder Asi- ens bis gen Troada, wel- cher Apost. Gesch. c. 15, 40. 41. c. 16, 1--18. be- schrieben wird, gethan hatte, wurde er, wie schon bey dem Briefe an die Philipper erwehnet ist, durch ein besonders Gesicht in der Nacht von GOTT nach Macedonien berufen. Erstlich kam er über Samothraciam und Nicopolin nach Philippen, woselbst unter andern die Lydia und der Kerckermeister nebst den Jhrigen zu Christo bekehret und getaufet wurden v. 11-42. Von Philippen, woselbst er um des Evangelii willen vieles erlitten hatte, aber auch wunderbarlich errettet worden war, zog er nach Thessalonich; alwo die Juden eine ansehnliche Schule oder Sy- nagoge, das ist, eine Kirche, ein Haus zum öf- fentlichen Gottesdienste, hatten. Jn diese gieng Paulus seiner Gewohnheit nach, und redete mit den Juden auf drey Sabbaten aus der heiligen Schrift des alten Testaments, er that sie ihnen auf, und legete es ih- [Spaltenumbruch]
nen mit gar nachdrücklichem Beweise vor, daß Christus muste leiden und auferste- hen von den Todten, und daß der JEsus von Nazareth, den er ihnen verkundigte, der wahre Meßias sey. Cap. 17, 1-3. Und also war die Haupt-Summa aller seiner Pre- digten von Christi Tode und Auferstehung. Da- bey er aber nichts zurück gelassen von dem, was noch sonsten zu dem Rathe GOttes, von dem Grunde, von der Ordnung und Vollendung, des Heils gehörete. Siehe desgleichen 1 Cor. 15, 3. 4. Der Erfolg war, daß eines theils ih- rer viele in der Ordnung wahrer Bekehrung sich zu dem Glauben an Christum bringen liessen; sonderlich von den Heyden; und zwar solchen, welche, als Proselyten, oder Juden-Genossen, sich zum wenigsten in so weit zur Jüdischen Re- ligion gehalten hatten, daß sie der heydnischen Abgötterey hatten abgesaget, und mit den Juden dem wahren GOTT Jsraelis dieneten, obgleich ohne übernommene Beschneidung. Andern theils aber erhub sich, sonderlich von den wider- spenstigen Juden, eine grosse Verfolgung wider Paulum und die Erstlinge der neuen Gemeine: die denn solcher gestalt unter dem Leiden gepflan- tzet, und auch zugleich bevestiget und bewähret wurde. v. 4-9.
§. II.
A 2
[Abbildung]
Erklaͤrung des Erſten Briefes an die Theſſalonicher.
I.Die Hiſtoriſche Nachricht von dieſem Briefe.
Jnnhalt: [Spaltenumbruch]
Die Stadt und Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrie- ben §. I. Der Ort, wo er geſchrieben, Corinthus §. II. Die Zeit, wenn er geſchrieben §. III. Die Veranlaſſung zum Schreiben §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Zweck und Jnnhalt dieſes Briefes §. V. Die vornehmſten Materien darinnen §. VI. Die Stellen, welche darinnen vor andern einen ſonder- baren Nachdruck haben §. VII.
§. I.
[Spaltenumbruch]
THeſſalonich war nebſt Phi- lippen die Haupt-Stadt in Macedonien, einer groſ- ſen Landſchaft in Griechen- land. Als Paulus mit Sila von Antiochia den Zug durch die Laͤnder Aſi- ens bis gen Troada, wel- cher Apoſt. Geſch. c. 15, 40. 41. c. 16, 1--18. be- ſchrieben wird, gethan hatte, wurde er, wie ſchon bey dem Briefe an die Philipper erwehnet iſt, durch ein beſonders Geſicht in der Nacht von GOTT nach Macedonien berufen. Erſtlich kam er uͤber Samothraciam und Nicopolin nach Philippen, woſelbſt unter andern die Lydia und der Kerckermeiſter nebſt den Jhrigen zu Chriſto bekehret und getaufet wurden v. 11-42. Von Philippen, woſelbſt er um des Evangelii willen vieles erlitten hatte, aber auch wunderbarlich errettet worden war, zog er nach Theſſalonich; alwo die Juden eine anſehnliche Schule oder Sy- nagoge, das iſt, eine Kirche, ein Haus zum oͤf- fentlichen Gottesdienſte, hatten. Jn dieſe gieng Paulus ſeiner Gewohnheit nach, und redete mit den Juden auf drey Sabbaten aus der heiligen Schrift des alten Teſtaments, er that ſie ihnen auf, und legete es ih- [Spaltenumbruch]
nen mit gar nachdruͤcklichem Beweiſe vor, daß Chriſtus muſte leiden und auferſte- hen von den Todten, und daß der JEſus von Nazareth, den er ihnen verkůndigte, der wahre Meßias ſey. Cap. 17, 1-3. Und alſo war die Haupt-Summa aller ſeiner Pre- digten von Chriſti Tode und Auferſtehung. Da- bey er aber nichts zuruͤck gelaſſen von dem, was noch ſonſten zu dem Rathe GOttes, von dem Grunde, von der Ordnung und Vollendung, des Heils gehoͤrete. Siehe desgleichen 1 Cor. 15, 3. 4. Der Erfolg war, daß eines theils ih- rer viele in der Ordnung wahrer Bekehrung ſich zu dem Glauben an Chriſtum bringen lieſſen; ſonderlich von den Heyden; und zwar ſolchen, welche, als Proſelyten, oder Juden-Genoſſen, ſich zum wenigſten in ſo weit zur Juͤdiſchen Re- ligion gehalten hatten, daß ſie der heydniſchen Abgoͤtterey hatten abgeſaget, und mit den Juden dem wahren GOTT Jſraelis dieneten, obgleich ohne uͤbernommene Beſchneidung. Andern theils aber erhub ſich, ſonderlich von den wider- ſpenſtigen Juden, eine groſſe Verfolgung wider Paulum und die Erſtlinge der neuen Gemeine: die denn ſolcher geſtalt unter dem Leiden gepflan- tzet, und auch zugleich beveſtiget und bewaͤhret wurde. v. 4-9.
§. II.
A 2
<TEI><text><front><pbfacs="#f0005"n="[3]"/></front><body><figure/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erklaͤrung<lb/>
des Erſten Briefes<lb/>
an die Theſſalonicher.</hi></hi></head><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi><hirendition="#g">Die Hiſtoriſche Nachricht</hi><lb/>
von dieſem Briefe.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Jnnhalt:</hi><lb/><cb/><list><item>Die Stadt und Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrie-<lb/>
ben §. <hirendition="#aq">I.</hi></item><lb/><item>Der Ort, wo er geſchrieben, Corinthus §. <hirendition="#aq">II.</hi></item><lb/><item>Die Zeit, wenn er geſchrieben §. <hirendition="#aq">III.</hi></item><lb/><item>Die Veranlaſſung zum Schreiben §. <hirendition="#aq">IV.</hi></item></list><lb/><cb/><list><item>Der Zweck und Jnnhalt dieſes Briefes §. <hirendition="#aq">V.</hi></item><lb/><item>Die vornehmſten Materien darinnen §. <hirendition="#aq">VI.</hi></item><lb/><item>Die Stellen, welche darinnen vor andern einen ſonder-<lb/>
baren Nachdruck haben §. <hirendition="#aq">VII.</hi></item></list></p></argument><lb/><p><hirendition="#c">§. <hirendition="#aq">I.</hi></hi></p><lb/><cb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">T</hi>Heſſalonich</hi> war nebſt <hirendition="#fr">Phi-<lb/>
lippen</hi> die Haupt-Stadt<lb/>
in Macedonien, einer groſ-<lb/>ſen Landſchaft in Griechen-<lb/>
land. Als Paulus mit<lb/>
Sila von Antiochia den<lb/>
Zug durch die Laͤnder Aſi-<lb/>
ens bis gen Troada, wel-<lb/>
cher Apoſt. Geſch. c. 15, 40. 41. c. 16, 1--18. be-<lb/>ſchrieben wird, gethan hatte, wurde er, wie<lb/>ſchon bey dem Briefe an die Philipper erwehnet<lb/>
iſt, durch ein beſonders Geſicht in der Nacht von<lb/>
GOTT nach Macedonien berufen. Erſtlich<lb/>
kam er uͤber Samothraciam und Nicopolin nach<lb/>
Philippen, woſelbſt unter andern die Lydia und<lb/>
der Kerckermeiſter nebſt den Jhrigen zu Chriſto<lb/>
bekehret und getaufet wurden v. 11-42. Von<lb/>
Philippen, woſelbſt er um des Evangelii willen<lb/>
vieles erlitten hatte, aber auch wunderbarlich<lb/>
errettet worden war, zog er nach <hirendition="#fr">Theſſalonich;</hi><lb/>
alwo die Juden eine anſehnliche Schule oder Sy-<lb/>
nagoge, das iſt, eine Kirche, ein Haus zum oͤf-<lb/>
fentlichen Gottesdienſte, hatten. Jn dieſe gieng<lb/>
Paulus ſeiner Gewohnheit nach, <hirendition="#fr">und redete<lb/>
mit den Juden auf drey Sabbaten aus<lb/>
der heiligen Schrift des alten Teſtaments,<lb/>
er that ſie ihnen auf, und legete es ih-<lb/><cb/>
nen mit gar nachdruͤcklichem Beweiſe vor,<lb/>
daß Chriſtus muſte leiden und auferſte-<lb/>
hen von den Todten, und daß der JEſus<lb/>
von Nazareth, den er ihnen verkůndigte,<lb/>
der wahre Meßias ſey.</hi> Cap. 17, 1-3. Und<lb/>
alſo war die Haupt-Summa aller ſeiner Pre-<lb/>
digten von Chriſti Tode und Auferſtehung. Da-<lb/>
bey er aber nichts zuruͤck gelaſſen von dem, was<lb/>
noch ſonſten zu dem Rathe GOttes, von dem<lb/>
Grunde, von der Ordnung und Vollendung,<lb/>
des Heils gehoͤrete. Siehe desgleichen 1 Cor.<lb/>
15, 3. 4. Der Erfolg war, daß eines theils ih-<lb/>
rer viele in der Ordnung wahrer Bekehrung ſich<lb/>
zu dem Glauben an Chriſtum bringen lieſſen;<lb/>ſonderlich von den Heyden; und zwar ſolchen,<lb/>
welche, als Proſelyten, oder Juden-Genoſſen,<lb/>ſich zum wenigſten in ſo weit zur Juͤdiſchen Re-<lb/>
ligion gehalten hatten, daß ſie der heydniſchen<lb/>
Abgoͤtterey hatten abgeſaget, und mit den Juden<lb/>
dem wahren GOTT Jſraelis dieneten, obgleich<lb/>
ohne uͤbernommene Beſchneidung. Andern<lb/>
theils aber erhub ſich, ſonderlich von den wider-<lb/>ſpenſtigen Juden, eine groſſe Verfolgung wider<lb/>
Paulum und die Erſtlinge der neuen Gemeine:<lb/>
die denn ſolcher geſtalt unter dem Leiden gepflan-<lb/>
tzet, und auch zugleich beveſtiget und bewaͤhret<lb/>
wurde. v. 4-9.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. <hirendition="#aq">II.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[[3]/0005]
[Abbildung]
Erklaͤrung
des Erſten Briefes
an die Theſſalonicher.
I. Die Hiſtoriſche Nachricht
von dieſem Briefe.
Jnnhalt:
Die Stadt und Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrie-
ben §. I.
Der Ort, wo er geſchrieben, Corinthus §. II.
Die Zeit, wenn er geſchrieben §. III.
Die Veranlaſſung zum Schreiben §. IV.
Der Zweck und Jnnhalt dieſes Briefes §. V.
Die vornehmſten Materien darinnen §. VI.
Die Stellen, welche darinnen vor andern einen ſonder-
baren Nachdruck haben §. VII.
§. I.
THeſſalonich war nebſt Phi-
lippen die Haupt-Stadt
in Macedonien, einer groſ-
ſen Landſchaft in Griechen-
land. Als Paulus mit
Sila von Antiochia den
Zug durch die Laͤnder Aſi-
ens bis gen Troada, wel-
cher Apoſt. Geſch. c. 15, 40. 41. c. 16, 1--18. be-
ſchrieben wird, gethan hatte, wurde er, wie
ſchon bey dem Briefe an die Philipper erwehnet
iſt, durch ein beſonders Geſicht in der Nacht von
GOTT nach Macedonien berufen. Erſtlich
kam er uͤber Samothraciam und Nicopolin nach
Philippen, woſelbſt unter andern die Lydia und
der Kerckermeiſter nebſt den Jhrigen zu Chriſto
bekehret und getaufet wurden v. 11-42. Von
Philippen, woſelbſt er um des Evangelii willen
vieles erlitten hatte, aber auch wunderbarlich
errettet worden war, zog er nach Theſſalonich;
alwo die Juden eine anſehnliche Schule oder Sy-
nagoge, das iſt, eine Kirche, ein Haus zum oͤf-
fentlichen Gottesdienſte, hatten. Jn dieſe gieng
Paulus ſeiner Gewohnheit nach, und redete
mit den Juden auf drey Sabbaten aus
der heiligen Schrift des alten Teſtaments,
er that ſie ihnen auf, und legete es ih-
nen mit gar nachdruͤcklichem Beweiſe vor,
daß Chriſtus muſte leiden und auferſte-
hen von den Todten, und daß der JEſus
von Nazareth, den er ihnen verkůndigte,
der wahre Meßias ſey. Cap. 17, 1-3. Und
alſo war die Haupt-Summa aller ſeiner Pre-
digten von Chriſti Tode und Auferſtehung. Da-
bey er aber nichts zuruͤck gelaſſen von dem, was
noch ſonſten zu dem Rathe GOttes, von dem
Grunde, von der Ordnung und Vollendung,
des Heils gehoͤrete. Siehe desgleichen 1 Cor.
15, 3. 4. Der Erfolg war, daß eines theils ih-
rer viele in der Ordnung wahrer Bekehrung ſich
zu dem Glauben an Chriſtum bringen lieſſen;
ſonderlich von den Heyden; und zwar ſolchen,
welche, als Proſelyten, oder Juden-Genoſſen,
ſich zum wenigſten in ſo weit zur Juͤdiſchen Re-
ligion gehalten hatten, daß ſie der heydniſchen
Abgoͤtterey hatten abgeſaget, und mit den Juden
dem wahren GOTT Jſraelis dieneten, obgleich
ohne uͤbernommene Beſchneidung. Andern
theils aber erhub ſich, ſonderlich von den wider-
ſpenſtigen Juden, eine groſſe Verfolgung wider
Paulum und die Erſtlinge der neuen Gemeine:
die denn ſolcher geſtalt unter dem Leiden gepflan-
tzet, und auch zugleich beveſtiget und bewaͤhret
wurde. v. 4-9.
§. II.
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/5>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.