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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 17-20. Erklärung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den Apocalyptischen Zeugen von dem Anti-
christ und der Babylonischen Hure.
g. Der besondere Periodus der Verfolgung
Eliä und anderer Propheten, und der Gerichte
über Achab und sein Land, währete vierte-
halb Jahr:
eben diese Zeit wird den Apoca-
lyptischen Zeugen gesetzet, und sie nicht allein
durch viertehalb Jahre, sondern auch durch 42
Monate und durch tausend zwey hundert und
sechtzig Tage, welche viertehalb Jahre ausma-
chen, bezeichnet; in so viel gewisserer Anzei-
gung, daß es eine Zeit von eigentlichen vierte-
halb Jahren seyn werde. Siehe Off. 11, 2. 3.
c. 12, 6. 14. c. 13, 5.
h. Jn diesen viertehalb Jahren wurde die
Wittwe zu Sarepta wunderbarer Weise er-
nähret 1 Kön. 17, 4. 9. u. f. Luc. 4, 25. Diese
betrübte, aber sonderlich getröstete und versor-
gete Wittwe hat das Judische Volck abge-
bildet. Und dieses wird unter dem Bilde eines
gebährenden Weibes, in Ansehung der noch
künftigen Bekehrung vorgestellet Off. 12, 1.
u. f. und von ihr ausdrücklich bezeuget, daß ihr
von GOtt ein Ort bereitet sey, da sie solle er-
nähret werden,
und zwar tausend zwey-
hundert und sechzig Tage,
das ist, vier-
tehalb Jahr,
v. 6. Welche auf tausend
zweyhundert und sechzig Tage gesetzte Ernäh-
rung v. 14. ausdrücklich auf eine Zeit, zwo
Zeiten und eine halbe Zeit,
das ist (nach
dem Prophetischen Stilo Danielis c. 4, 29.
u. f.) durch viertehalb Jahre erkläret
wird.
i. Jm übrigen ist zu mercken, daß diese Zahl von
viertehalb Jahren die Helfte ist von der
Apocalyptischen und Sabbatischen Sieben-
Zahl,
und sich auch in dem öffentlichen Pro-
phetischen Amte Christi findet. Welches
denn eine schöne Ubereinstimmung giebet von
dem periodo der zween Apocalyptischen Zeu-
gen und Propheten. Aber hievon ein meh-
rers an seinem Orte in der Offenbarung Jo-
hannis.
V. 19. 20.

Lieben Brüder, so iemand unter euch
irren würde von der Wahrheit
(es sey in
der Lehre und im Glauben, oder im Leben) und
jemand bekehrete ihn, der soll wissen, daß,
wer den Sünder bekehret hat von dem
Jrrthum seines Weges, der hat einer See-
len vom
(geistlichen und ewigen) Tode ge-
holfen, und wird bedecken die Menge der
Sünden.

Anmerckungen.

1. Der Apostel thut diese Erinnerung zu
der vorigen von dem Gebet für andere hinzu,
und zeiget damit an, daß man es bey dem Ge-
bet nicht lassen, sondern auch eine wirckliche Be-
mühung zur Erbauung des Nechsten, die auch
sonst mit allerhand guter Vorstellung und mit
eigenem Exempel gesuchet wird, dazu kommen
solle.

2. Die Wahrheit, davon man sich ver-
irren kan, ist das rechtschaffne Wesen im Chri-
[Spaltenumbruch] stenthum nach Lehr und Leben: Gleichwie hin-
gegen alles sündliche verkehrte Wesen unter dem
Namen der Lügen verstanden wird Joh. 8, 44.
Off. 21, 27. c. 22, 15.

3. Von dieser Wahrheit verirret man
sich gar leicht, nicht allein durch die Macht, son-
dern auch durch den Betrug der Sünde; und
zwar also, daß man wohl gar von dem lebendi-
gen GOtt abtritt Hebr. 3, 12. 13. da man denn
die wüsten Wege, oder Abwege, seines Jrr-
thums
gehet.

4. Die Haupt-Verirrung von der Wahr-
heit und von dem rechten Wege ist gedoppelt:
eines theils diese, da man die Wahrheit von
der Person und von dem Amte Christi guten
theils fahren läßt, und daher auf eigne Gerech-
tigkeit fällt: vor welchem Abwege Paulus in
seinen meisten Briefen die Gläubigen warnet:
andern theils die, daß man zwar solche Wahr-
heit annimmt, und bekennet, aber ohne die
Ordnung wahrer Bekehrung, und ohne wahren
lebendigen Glauben des Hertzens, nur mit dem
Munde, und sich fälschlich des Glaubens rüh-
met, auch den ungeänderten, oder wider ver-
derbten bösen Grund des Hertzens in allerhand
Gottlosigkeit des Lebens ausbrechen läßt. Wi-
der diesen Abweg ist sonderlich der Brief Jacobi
gerichtet; und darauf siehet er auch am mei-
sten an diesem Orte. Dahin ging auch der mei-
ste Zweck der Briefe Petri, Judä und Johan-
nis.

5. Die Bekehrung ist zwar eigentlich
GOttes Werck, wie die Wunderthätigkeit: je-
doch bedienet sich GOtt der Mittels-Personen
dazu: und zwar nicht allein von öffentlichen Leh-
rern, sondern auch von andern Neben-Christen.

6. Es muß aber die Bekehrung rechter Art
seyn, das ist nicht im äusserlichen bestehen blei-
ben, sondern auf den rechten Grund gehen; auf
den Grund des geistlichen Lebens und der geistli-
chen Gesundheit der Seele in allen ihren Kräf-
ten: daher denn die Bewahrung vor dem ewi-
gen Tode, und die Beforderung zum ewigen Le-
ben von sich selbst erfolget.

7. Die Menge der Sünden wird be-
decket,
wenn sie GOtt dem, der sich bekehret,
um Christi willen vergiebt und nicht zurechnet,
sondern ihn dagegen mit dem Rocke der Ge-
rechtigkeit Christi bekleidet Ps. 32, 1. 2. Off. 19,
7. 8. Die Oerter Sprichw. 10, 12. 1 Petr. 4, 8.
gehören eigentlich hieher nicht, sondern handeln
von der Pflicht eines Menschen gegen den an-
dern: da Jacobus eigentlich von der Verge-
bung der Sünde redet, welche man in der Be-
kehrung von GOTT empfähet. Die Bede-
ckung wird den Menschen zugeschrieben in Anse-
hung dessen, daß er ein Werckzeug dazu gewe-
sen ist; in welchem Verstande es auch heißt, daß
man einer Seele vom Tode helfe. Siehe die
Redens-Art von einem solchen seligmachen
1 Cor. 7, 16.

8. Jm übrigen haben sich alhier Lehrer
und Zuhörer ihrer Pflicht zu erinnern:

a. Die Lehrer, daß sie das, was allen Christen
oblie-
Q q q 2
Cap. 5. v. 17-20. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den Apocalyptiſchen Zeugen von dem Anti-
chriſt und der Babyloniſchen Hure.
g. Der beſondere Periodus der Verfolgung
Eliaͤ und anderer Propheten, und der Gerichte
uͤber Achab und ſein Land, waͤhrete vierte-
halb Jahr:
eben dieſe Zeit wird den Apoca-
lyptiſchen Zeugen geſetzet, und ſie nicht allein
durch viertehalb Jahre, ſondern auch durch 42
Monate und durch tauſend zwey hundert und
ſechtzig Tage, welche viertehalb Jahre ausma-
chen, bezeichnet; in ſo viel gewiſſerer Anzei-
gung, daß es eine Zeit von eigentlichen vierte-
halb Jahren ſeyn werde. Siehe Off. 11, 2. 3.
c. 12, 6. 14. c. 13, 5.
h. Jn dieſen viertehalb Jahren wurde die
Wittwe zu Sarepta wunderbarer Weiſe er-
naͤhret 1 Koͤn. 17, 4. 9. u. f. Luc. 4, 25. Dieſe
betruͤbte, aber ſonderlich getroͤſtete und verſor-
gete Wittwe hat das Judiſche Volck abge-
bildet. Und dieſes wird unter dem Bilde eines
gebaͤhrenden Weibes, in Anſehung der noch
kuͤnftigen Bekehrung vorgeſtellet Off. 12, 1.
u. f. und von ihr ausdruͤcklich bezeuget, daß ihr
von GOtt ein Ort bereitet ſey, da ſie ſolle er-
naͤhret werden,
und zwar tauſend zwey-
hundert und ſechzig Tage,
das iſt, vier-
tehalb Jahr,
v. 6. Welche auf tauſend
zweyhundert und ſechzig Tage geſetzte Ernaͤh-
rung v. 14. ausdruͤcklich auf eine Zeit, zwo
Zeiten und eine halbe Zeit,
das iſt (nach
dem Prophetiſchen Stilo Danielis c. 4, 29.
u. f.) durch viertehalb Jahre erklaͤret
wird.
i. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß dieſe Zahl von
viertehalb Jahren die Helfte iſt von der
Apocalyptiſchen und Sabbatiſchen Sieben-
Zahl,
und ſich auch in dem oͤffentlichen Pro-
phetiſchen Amte Chriſti findet. Welches
denn eine ſchoͤne Ubereinſtimmung giebet von
dem periodo der zween Apocalyptiſchen Zeu-
gen und Propheten. Aber hievon ein meh-
rers an ſeinem Orte in der Offenbarung Jo-
hannis.
V. 19. 20.

Lieben Bruͤder, ſo iemand unter euch
irren wuͤrde von der Wahrheit
(es ſey in
der Lehre und im Glauben, oder im Leben) und
jemand bekehrete ihn, der ſoll wiſſen, daß,
wer den Suͤnder bekehret hat von dem
Jrrthum ſeines Weges, der hat einer See-
len vom
(geiſtlichen und ewigen) Tode ge-
holfen, und wird bedecken die Menge der
Suͤnden.

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel thut dieſe Erinnerung zu
der vorigen von dem Gebet fuͤr andere hinzu,
und zeiget damit an, daß man es bey dem Ge-
bet nicht laſſen, ſondern auch eine wirckliche Be-
muͤhung zur Erbauung des Nechſten, die auch
ſonſt mit allerhand guter Vorſtellung und mit
eigenem Exempel geſuchet wird, dazu kommen
ſolle.

2. Die Wahrheit, davon man ſich ver-
irren kan, iſt das rechtſchaffne Weſen im Chri-
[Spaltenumbruch] ſtenthum nach Lehr und Leben: Gleichwie hin-
gegen alles ſuͤndliche verkehrte Weſen unter dem
Namen der Luͤgen verſtanden wird Joh. 8, 44.
Off. 21, 27. c. 22, 15.

3. Von dieſer Wahrheit verirret man
ſich gar leicht, nicht allein durch die Macht, ſon-
dern auch durch den Betrug der Suͤnde; und
zwar alſo, daß man wohl gar von dem lebendi-
gen GOtt abtritt Hebr. 3, 12. 13. da man denn
die wuͤſten Wege, oder Abwege, ſeines Jrr-
thums
gehet.

4. Die Haupt-Verirrung von der Wahr-
heit und von dem rechten Wege iſt gedoppelt:
eines theils dieſe, da man die Wahrheit von
der Perſon und von dem Amte Chriſti guten
theils fahren laͤßt, und daher auf eigne Gerech-
tigkeit faͤllt: vor welchem Abwege Paulus in
ſeinen meiſten Briefen die Glaͤubigen warnet:
andern theils die, daß man zwar ſolche Wahr-
heit annimmt, und bekennet, aber ohne die
Ordnung wahrer Bekehrung, und ohne wahren
lebendigen Glauben des Hertzens, nur mit dem
Munde, und ſich faͤlſchlich des Glaubens ruͤh-
met, auch den ungeaͤnderten, oder wider ver-
derbten boͤſen Grund des Hertzens in allerhand
Gottloſigkeit des Lebens ausbrechen laͤßt. Wi-
der dieſen Abweg iſt ſonderlich der Brief Jacobi
gerichtet; und darauf ſiehet er auch am mei-
ſten an dieſem Orte. Dahin ging auch der mei-
ſte Zweck der Briefe Petri, Judaͤ und Johan-
nis.

5. Die Bekehrung iſt zwar eigentlich
GOttes Werck, wie die Wunderthaͤtigkeit: je-
doch bedienet ſich GOtt der Mittels-Perſonen
dazu: und zwar nicht allein von oͤffentlichen Leh-
rern, ſondern auch von andern Neben-Chriſten.

6. Es muß aber die Bekehrung rechter Art
ſeyn, das iſt nicht im aͤuſſerlichen beſtehen blei-
ben, ſondern auf den rechten Grund gehen; auf
den Grund des geiſtlichen Lebens und der geiſtli-
chen Geſundheit der Seele in allen ihren Kraͤf-
ten: daher denn die Bewahrung vor dem ewi-
gen Tode, und die Beforderung zum ewigen Le-
ben von ſich ſelbſt erfolget.

7. Die Menge der Suͤnden wird be-
decket,
wenn ſie GOtt dem, der ſich bekehret,
um Chriſti willen vergiebt und nicht zurechnet,
ſondern ihn dagegen mit dem Rocke der Ge-
rechtigkeit Chriſti bekleidet Pſ. 32, 1. 2. Off. 19,
7. 8. Die Oerter Sprichw. 10, 12. 1 Petr. 4, 8.
gehoͤren eigentlich hieher nicht, ſondern handeln
von der Pflicht eines Menſchen gegen den an-
dern: da Jacobus eigentlich von der Verge-
bung der Suͤnde redet, welche man in der Be-
kehrung von GOTT empfaͤhet. Die Bede-
ckung wird den Menſchen zugeſchrieben in Anſe-
hung deſſen, daß er ein Werckzeug dazu gewe-
ſen iſt; in welchem Verſtande es auch heißt, daß
man einer Seele vom Tode helfe. Siehe die
Redens-Art von einem ſolchen ſeligmachen
1 Cor. 7, 16.

8. Jm uͤbrigen haben ſich alhier Lehrer
und Zuhoͤrer ihrer Pflicht zu erinnern:

a. Die Lehrer, daß ſie das, was allen Chriſten
oblie-
Q q q 2
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[491/0493] Cap. 5. v. 17-20. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. den Apocalyptiſchen Zeugen von dem Anti- chriſt und der Babyloniſchen Hure. g. Der beſondere Periodus der Verfolgung Eliaͤ und anderer Propheten, und der Gerichte uͤber Achab und ſein Land, waͤhrete vierte- halb Jahr: eben dieſe Zeit wird den Apoca- lyptiſchen Zeugen geſetzet, und ſie nicht allein durch viertehalb Jahre, ſondern auch durch 42 Monate und durch tauſend zwey hundert und ſechtzig Tage, welche viertehalb Jahre ausma- chen, bezeichnet; in ſo viel gewiſſerer Anzei- gung, daß es eine Zeit von eigentlichen vierte- halb Jahren ſeyn werde. Siehe Off. 11, 2. 3. c. 12, 6. 14. c. 13, 5. h. Jn dieſen viertehalb Jahren wurde die Wittwe zu Sarepta wunderbarer Weiſe er- naͤhret 1 Koͤn. 17, 4. 9. u. f. Luc. 4, 25. Dieſe betruͤbte, aber ſonderlich getroͤſtete und verſor- gete Wittwe hat das Judiſche Volck abge- bildet. Und dieſes wird unter dem Bilde eines gebaͤhrenden Weibes, in Anſehung der noch kuͤnftigen Bekehrung vorgeſtellet Off. 12, 1. u. f. und von ihr ausdruͤcklich bezeuget, daß ihr von GOtt ein Ort bereitet ſey, da ſie ſolle er- naͤhret werden, und zwar tauſend zwey- hundert und ſechzig Tage, das iſt, vier- tehalb Jahr, v. 6. Welche auf tauſend zweyhundert und ſechzig Tage geſetzte Ernaͤh- rung v. 14. ausdruͤcklich auf eine Zeit, zwo Zeiten und eine halbe Zeit, das iſt (nach dem Prophetiſchen Stilo Danielis c. 4, 29. u. f.) durch viertehalb Jahre erklaͤret wird. i. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß dieſe Zahl von viertehalb Jahren die Helfte iſt von der Apocalyptiſchen und Sabbatiſchen Sieben- Zahl, und ſich auch in dem oͤffentlichen Pro- phetiſchen Amte Chriſti findet. Welches denn eine ſchoͤne Ubereinſtimmung giebet von dem periodo der zween Apocalyptiſchen Zeu- gen und Propheten. Aber hievon ein meh- rers an ſeinem Orte in der Offenbarung Jo- hannis. V. 19. 20. Lieben Bruͤder, ſo iemand unter euch irren wuͤrde von der Wahrheit (es ſey in der Lehre und im Glauben, oder im Leben) und jemand bekehrete ihn, der ſoll wiſſen, daß, wer den Suͤnder bekehret hat von dem Jrrthum ſeines Weges, der hat einer See- len vom (geiſtlichen und ewigen) Tode ge- holfen, und wird bedecken die Menge der Suͤnden. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel thut dieſe Erinnerung zu der vorigen von dem Gebet fuͤr andere hinzu, und zeiget damit an, daß man es bey dem Ge- bet nicht laſſen, ſondern auch eine wirckliche Be- muͤhung zur Erbauung des Nechſten, die auch ſonſt mit allerhand guter Vorſtellung und mit eigenem Exempel geſuchet wird, dazu kommen ſolle. 2. Die Wahrheit, davon man ſich ver- irren kan, iſt das rechtſchaffne Weſen im Chri- ſtenthum nach Lehr und Leben: Gleichwie hin- gegen alles ſuͤndliche verkehrte Weſen unter dem Namen der Luͤgen verſtanden wird Joh. 8, 44. Off. 21, 27. c. 22, 15. 3. Von dieſer Wahrheit verirret man ſich gar leicht, nicht allein durch die Macht, ſon- dern auch durch den Betrug der Suͤnde; und zwar alſo, daß man wohl gar von dem lebendi- gen GOtt abtritt Hebr. 3, 12. 13. da man denn die wuͤſten Wege, oder Abwege, ſeines Jrr- thums gehet. 4. Die Haupt-Verirrung von der Wahr- heit und von dem rechten Wege iſt gedoppelt: eines theils dieſe, da man die Wahrheit von der Perſon und von dem Amte Chriſti guten theils fahren laͤßt, und daher auf eigne Gerech- tigkeit faͤllt: vor welchem Abwege Paulus in ſeinen meiſten Briefen die Glaͤubigen warnet: andern theils die, daß man zwar ſolche Wahr- heit annimmt, und bekennet, aber ohne die Ordnung wahrer Bekehrung, und ohne wahren lebendigen Glauben des Hertzens, nur mit dem Munde, und ſich faͤlſchlich des Glaubens ruͤh- met, auch den ungeaͤnderten, oder wider ver- derbten boͤſen Grund des Hertzens in allerhand Gottloſigkeit des Lebens ausbrechen laͤßt. Wi- der dieſen Abweg iſt ſonderlich der Brief Jacobi gerichtet; und darauf ſiehet er auch am mei- ſten an dieſem Orte. Dahin ging auch der mei- ſte Zweck der Briefe Petri, Judaͤ und Johan- nis. 5. Die Bekehrung iſt zwar eigentlich GOttes Werck, wie die Wunderthaͤtigkeit: je- doch bedienet ſich GOtt der Mittels-Perſonen dazu: und zwar nicht allein von oͤffentlichen Leh- rern, ſondern auch von andern Neben-Chriſten. 6. Es muß aber die Bekehrung rechter Art ſeyn, das iſt nicht im aͤuſſerlichen beſtehen blei- ben, ſondern auf den rechten Grund gehen; auf den Grund des geiſtlichen Lebens und der geiſtli- chen Geſundheit der Seele in allen ihren Kraͤf- ten: daher denn die Bewahrung vor dem ewi- gen Tode, und die Beforderung zum ewigen Le- ben von ſich ſelbſt erfolget. 7. Die Menge der Suͤnden wird be- decket, wenn ſie GOtt dem, der ſich bekehret, um Chriſti willen vergiebt und nicht zurechnet, ſondern ihn dagegen mit dem Rocke der Ge- rechtigkeit Chriſti bekleidet Pſ. 32, 1. 2. Off. 19, 7. 8. Die Oerter Sprichw. 10, 12. 1 Petr. 4, 8. gehoͤren eigentlich hieher nicht, ſondern handeln von der Pflicht eines Menſchen gegen den an- dern: da Jacobus eigentlich von der Verge- bung der Suͤnde redet, welche man in der Be- kehrung von GOTT empfaͤhet. Die Bede- ckung wird den Menſchen zugeſchrieben in Anſe- hung deſſen, daß er ein Werckzeug dazu gewe- ſen iſt; in welchem Verſtande es auch heißt, daß man einer Seele vom Tode helfe. Siehe die Redens-Art von einem ſolchen ſeligmachen 1 Cor. 7, 16. 8. Jm uͤbrigen haben ſich alhier Lehrer und Zuhoͤrer ihrer Pflicht zu erinnern: a. Die Lehrer, daß ſie das, was allen Chriſten oblie- Q q q 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/493>, abgerufen am 25.11.2024.