Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 5. v. 14-16. Erklärung des Briefes Jacobi. [Spaltenumbruch]
da war, da war es auch GOttes Wille nicht, daßein Wunder geschehen solte. Hätten die Wun- der-Kräfte nur allein in der freyen Macht der Apostel bestanden, so würde Paulus Trophimum zu Mileto nicht kranck gelassen haben. 2 Tim. 4, v. 20. 8. Es ist ein offenbarer Mißbrauch dieses V. 16. Bekenne einer dem andern seine Sün- Anmerckungen. 1. Der Apostel redet alhier nicht mehr von 2. Weil der Apostel wohl wuste, daß die 3. Die alhier geforderte gemeinschaftliche 4. Man siehet hieraus, wie wohl das öf- 5. Da der Bekenntniß der Sünden, an 6. Jn dem Satze: Das Gebet des Ge- 7. Der Gerechte ist ein solcher, der in 8. Es ist aber nicht genug, daß das Gebet 9. Man muß aber auch den Ernst des Ge- Hertz Q q q
Cap. 5. v. 14-16. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. [Spaltenumbruch]
da war, da war es auch GOttes Wille nicht, daßein Wunder geſchehen ſolte. Haͤtten die Wun- der-Kraͤfte nur allein in der freyen Macht der Apoſtel beſtanden, ſo wuͤrde Paulus Trophimum zu Mileto nicht kranck gelaſſen haben. 2 Tim. 4, v. 20. 8. Es iſt ein offenbarer Mißbrauch dieſes V. 16. Bekenne einer dem andern ſeine Suͤn- Anmerckungen. 1. Der Apoſtel redet alhier nicht mehr von 2. Weil der Apoſtel wohl wuſte, daß die 3. Die alhier geforderte gemeinſchaftliche 4. Man ſiehet hieraus, wie wohl das oͤf- 5. Da der Bekenntniß der Suͤnden, an 6. Jn dem Satze: Das Gebet des Ge- 7. Der Gerechte iſt ein ſolcher, der in 8. Es iſt aber nicht genug, daß das Gebet 9. Man muß aber auch den Ernſt des Ge- Hertz Q q q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0491" n="489"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 5. v. 14-16. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.</hi></fw><lb/><cb/> da war, da war es auch GOttes Wille nicht, daß<lb/> ein Wunder geſchehen ſolte. Haͤtten die Wun-<lb/> der-Kraͤfte nur allein in der freyen Macht der<lb/> Apoſtel beſtanden, ſo wuͤrde Paulus Trophimum<lb/> zu Mileto nicht kranck gelaſſen haben. 2 Tim. 4,<lb/> v. 20.</p><lb/> <p>8. Es iſt ein offenbarer Mißbrauch dieſes<lb/> Orts, wenn ſich die Roͤmiſche Kirche bey dem er-<lb/> tichteten beſondern Sacramente der <hi rendition="#fr">letztern<lb/> Oelung</hi> darauf beziehet. Denn in der Apoſto-<lb/> liſchen Kirche war die aͤuſſerliche Salbung ein<lb/> bloſſes Zeichen der wunderthaͤtigen Kraft, und<lb/> ging eigentlich auf die Geſundmachung des Lei-<lb/> bes: aber bey dem Mißbrauche ſoll ſie eine geiſtli-<lb/> che Kraft an ſich ſelbſt haben, und dieſe bey dem,<lb/> zu deſſen laͤngern Leben alle Hoffnung aus iſt, auf<lb/> das ewige Leben gehen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Bekenne einer dem andern ſeine Suͤn-<lb/> de und betet fuͤr einander, daß ihr geſund<lb/> werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel,<lb/> wenn es ernſtlich iſt.</hi> </p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Der Apoſtel redet alhier nicht mehr von<lb/> dem vorhin gedachten Gebete des herzugerufnen<lb/><hi rendition="#fr">Lehrers,</hi> ſondern von dem gemeinſchaftlichen<lb/> Gebete der <hi rendition="#fr">Glaͤubigen</hi> unter einander und fuͤr<lb/> einander, welches ſonderlich bey Beſuchung der<lb/> Krancken geſchehen ſolte und konte. Denn diß<lb/> ſiehet man aus den Worten: <hi rendition="#fr">einer dem an-<lb/> dern, fuͤr einander.</hi></p><lb/> <p>2. Weil der Apoſtel wohl wuſte, daß die<lb/> wunderthaͤtige Gabe der Geſundmachung nicht<lb/> allezeit ſtatt funde, auch wol vorher ſahe, daß ſie<lb/> in der Kirche nicht beſtaͤndig ſeyn wuͤrde, ſo thut<lb/> er zu der vorigen Erinnerung dieſe hinzu, um bey<lb/> dem auſſerordentlichen auch das ordentliche Mit-<lb/> tel anzuweiſen, oder zur thaͤtigen Ubung deſſen,<lb/> was man dißfals ſchon wuſte, zu erwecken.</p><lb/> <p>3. Die alhier geforderte gemeinſchaftliche<lb/> Bekenntniß gehet eigentlich auf ſolche Suͤnden,<lb/> die man wider den, gegen welchem man jene able-<lb/> get, begangen hatte: da denn der andere ſich auch<lb/> zu pruͤfen hatte, ob er dem bekennenden nicht auch<lb/> worinn ſey anſtoͤßig geweſen: welches, wenn er<lb/> es funden, er auch nicht zu verſchweigen hatte.<lb/> Und alſo ging dieſe Bekenntniß auf eine bruͤderli-<lb/> che Verſoͤhnung, welche auch bey geſunden Ta-<lb/> gen geſchehen ſoll, ſonderlich aber auf dem Kran-<lb/> cken-Bette. Hatte auch einer ſonſt ein gewiſſes<lb/> Anliegen auf dem Hertzen, das ihn druͤckete, ſo<lb/> konte es dem andern, zu dem man ein gutes Ver-<lb/> trauen hatte, auch wol entdecket, und durch deſ-<lb/> ſelben Fuͤrbitte und Zuſprache, eine Befreyung,<lb/> oder Erleichterung davon geſuchet und erhalten<lb/> werden. Es iſt demnach alhier keines weges die<lb/> Roͤmiſche <hi rendition="#fr">Ohren-Beichte,</hi> da man ſchuldig<lb/> ſeyn ſoll, dem Beicht-Vater alle heimliche Suͤn-<lb/> den zu bekennen, gegruͤndet.</p><lb/> <p>4. Man ſiehet hieraus, wie wohl das <hi rendition="#fr">oͤf-<lb/> fentliche Lehr-Amt</hi> mit dem <hi rendition="#fr">geiſtlichen<lb/> Prieſterthum,</hi> oder mit der Erbauungs-Pflicht<lb/> glaͤubiger Chriſten zuſammen ſtehe, und beydes<lb/><cb/> in einer wohl uͤbereinſtimmenden Ubung ſich fin-<lb/> den ſoll und koͤnne. Denn v. 14. 15. ſiehet der<lb/> Apoſtel auf jenes, v. 16. auf dieſes.</p><lb/> <p>5. Da der Bekenntniß der Suͤnden, an<lb/> welchen der Menſch der Seelen nach kranck iſt,<lb/> gedacht wird, ſo gehet die durch das Gebet zu er-<lb/> langende <hi rendition="#fr">Geſundheit,</hi> auſſer der leiblichen, auch<lb/> mit auf die geiſtliche an der Seele.</p><lb/> <p>6. Jn dem Satze: <hi rendition="#fr">Das Gebet des Ge-<lb/> rechten, wenn es ernſtlich iſt, vermag viel,</hi><lb/> koͤmmt es ſonderlich auf die erſtern Worte an.<lb/> Denn das <hi rendition="#fr">Vielvermoͤgen</hi> <hi rendition="#aq">dependir</hi>et davon,<lb/> daß ein Gebet ſey eines <hi rendition="#fr">Gerechten</hi> und dazu<lb/> ernſtlich.</p><lb/> <p>7. Der <hi rendition="#fr">Gerechte</hi> iſt ein ſolcher, der in<lb/> Chriſto die <hi rendition="#fr">Glaubens-Gerechtigkeit</hi> hat, und<lb/> ſie in den innerlichen und aͤuſſerlichen Fruͤchten<lb/> ſeines Lebens vor GOtt und Menſchen beweiſet.<lb/> Denn iſt einer nicht ein ſolcher Gerechter; ſo<lb/> fehlet es ihm am Glauben, ohne welches kein Ge-<lb/> bet erhoͤrlich iſt Jac. 1, 6. u. f. auch am guten Ge-<lb/> wiſſen, bey deſſen Widerſpruch niemand erhoͤr-<lb/> lich beten kan. Denn GOtt hoͤret die Suͤnder<lb/> nicht, ſondern ſo iemand gottfuͤrchtig iſt, und<lb/> thut ſeinen Willen, den hoͤret er Joh. 9, 31. dar-<lb/> um Johannes 1 Ep. c 3, 21. 22. ſpricht: <hi rendition="#fr">Jhr<lb/> Lieben, ſo uns unſer Hertz nicht verdammet,<lb/> ſo haben wir eine Freudigkeit zu GOTT:<lb/> und was wir bitten, werden wir von ihm<lb/> nehmen. Denn wir halten ſeine Gebote,<lb/> und thun, was vor ihm gefaͤllig iſt.</hi> Siehe<lb/> auch Spruͤchw. 15, 29.</p><lb/> <p>8. Es iſt aber nicht genug, daß das Gebet<lb/> ſey ein Gebet <hi rendition="#fr">eines Gerechten,</hi> ſondern es muß<lb/> dazu auch <hi rendition="#fr">ernſtlich</hi> ſeyn, das iſt es muß mit<lb/> rechter glaͤubiger Hertzens-Andacht und im Na-<lb/> men Chriſti geſchehen. Denn es kan einer zwar<lb/> ein Gerechter ſeyn; aber es kan geſchehen, daß er<lb/> dieſes und jenes Gebet nicht thut in rechter Glau-<lb/> bens-Kraft, als ein Gerechter, ſondern als einer,<lb/> der mit ſeinem Gemuͤthe in groſſer Zerſtreuung<lb/> ſtehet, dem es auch an der wahren Andacht und<lb/> noch vielmehr an dem anhaltenden Ernſte fehlet:<lb/> als welche Schwachheit einem wahren Gerechten<lb/> oft begegnen kan; dagegen er ſich demnach wohl<lb/> zu verwahren, und, wenn er darein gerathen iſt,<lb/> ſich wieder durchzukaͤmpfen hat, um zu einer<lb/> glaͤubigen und ſtillen Faſſung des Gemuͤths, wor-<lb/> innen man erhoͤrlich beten kan, zu kommen.</p><lb/> <p>9. Man muß aber auch den <hi rendition="#fr">Ernſt</hi> des Ge-<lb/> bets nicht eigentlich in einer ſolchen <hi rendition="#fr">Bruͤnſtig-<lb/> keit</hi> ſetzen, welche man in den aͤuſſerlichen Sin-<lb/> nen fuͤhlet. Denn bey dieſer kan ſich gar leicht<lb/> viele Natur-Kraft eines erregten Gebluͤts und<lb/> eines etwas hitzigern <hi rendition="#aq">Temperament</hi>s mit ein-<lb/> finden, alſo daß die Andacht zwar nicht ohne<lb/> Gnade, aber doch nicht aus lauter Gnade iſt. Es<lb/> kan demnach ein Gebet <hi rendition="#fr">ernſtlich,</hi> und auch in<lb/> ſeinem Theile <hi rendition="#fr">bruͤnſtig</hi> ſeyn, wenn ſchon kein<lb/> heftiger <hi rendition="#aq">Affect,</hi> oder Trieb ſich dabey befindet,<lb/> ſondern es, gleich einem ſtillen, aber doch ſchnell-<lb/> flieſſenden, Waſſer-Strome gleich, im ſtillen<lb/> Sabbate der Seelen mit glaͤubiger Gelaſſenheit<lb/> und vielem Anhalten, <hi rendition="#fr">oder</hi> oͤftern Wiederholen<lb/> zu unterſchiedlichen Zeiten geſchiehet, und das<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q q q</fw><fw place="bottom" type="catch">Hertz</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [489/0491]
Cap. 5. v. 14-16. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
da war, da war es auch GOttes Wille nicht, daß
ein Wunder geſchehen ſolte. Haͤtten die Wun-
der-Kraͤfte nur allein in der freyen Macht der
Apoſtel beſtanden, ſo wuͤrde Paulus Trophimum
zu Mileto nicht kranck gelaſſen haben. 2 Tim. 4,
v. 20.
8. Es iſt ein offenbarer Mißbrauch dieſes
Orts, wenn ſich die Roͤmiſche Kirche bey dem er-
tichteten beſondern Sacramente der letztern
Oelung darauf beziehet. Denn in der Apoſto-
liſchen Kirche war die aͤuſſerliche Salbung ein
bloſſes Zeichen der wunderthaͤtigen Kraft, und
ging eigentlich auf die Geſundmachung des Lei-
bes: aber bey dem Mißbrauche ſoll ſie eine geiſtli-
che Kraft an ſich ſelbſt haben, und dieſe bey dem,
zu deſſen laͤngern Leben alle Hoffnung aus iſt, auf
das ewige Leben gehen.
V. 16.
Bekenne einer dem andern ſeine Suͤn-
de und betet fuͤr einander, daß ihr geſund
werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel,
wenn es ernſtlich iſt.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel redet alhier nicht mehr von
dem vorhin gedachten Gebete des herzugerufnen
Lehrers, ſondern von dem gemeinſchaftlichen
Gebete der Glaͤubigen unter einander und fuͤr
einander, welches ſonderlich bey Beſuchung der
Krancken geſchehen ſolte und konte. Denn diß
ſiehet man aus den Worten: einer dem an-
dern, fuͤr einander.
2. Weil der Apoſtel wohl wuſte, daß die
wunderthaͤtige Gabe der Geſundmachung nicht
allezeit ſtatt funde, auch wol vorher ſahe, daß ſie
in der Kirche nicht beſtaͤndig ſeyn wuͤrde, ſo thut
er zu der vorigen Erinnerung dieſe hinzu, um bey
dem auſſerordentlichen auch das ordentliche Mit-
tel anzuweiſen, oder zur thaͤtigen Ubung deſſen,
was man dißfals ſchon wuſte, zu erwecken.
3. Die alhier geforderte gemeinſchaftliche
Bekenntniß gehet eigentlich auf ſolche Suͤnden,
die man wider den, gegen welchem man jene able-
get, begangen hatte: da denn der andere ſich auch
zu pruͤfen hatte, ob er dem bekennenden nicht auch
worinn ſey anſtoͤßig geweſen: welches, wenn er
es funden, er auch nicht zu verſchweigen hatte.
Und alſo ging dieſe Bekenntniß auf eine bruͤderli-
che Verſoͤhnung, welche auch bey geſunden Ta-
gen geſchehen ſoll, ſonderlich aber auf dem Kran-
cken-Bette. Hatte auch einer ſonſt ein gewiſſes
Anliegen auf dem Hertzen, das ihn druͤckete, ſo
konte es dem andern, zu dem man ein gutes Ver-
trauen hatte, auch wol entdecket, und durch deſ-
ſelben Fuͤrbitte und Zuſprache, eine Befreyung,
oder Erleichterung davon geſuchet und erhalten
werden. Es iſt demnach alhier keines weges die
Roͤmiſche Ohren-Beichte, da man ſchuldig
ſeyn ſoll, dem Beicht-Vater alle heimliche Suͤn-
den zu bekennen, gegruͤndet.
4. Man ſiehet hieraus, wie wohl das oͤf-
fentliche Lehr-Amt mit dem geiſtlichen
Prieſterthum, oder mit der Erbauungs-Pflicht
glaͤubiger Chriſten zuſammen ſtehe, und beydes
in einer wohl uͤbereinſtimmenden Ubung ſich fin-
den ſoll und koͤnne. Denn v. 14. 15. ſiehet der
Apoſtel auf jenes, v. 16. auf dieſes.
5. Da der Bekenntniß der Suͤnden, an
welchen der Menſch der Seelen nach kranck iſt,
gedacht wird, ſo gehet die durch das Gebet zu er-
langende Geſundheit, auſſer der leiblichen, auch
mit auf die geiſtliche an der Seele.
6. Jn dem Satze: Das Gebet des Ge-
rechten, wenn es ernſtlich iſt, vermag viel,
koͤmmt es ſonderlich auf die erſtern Worte an.
Denn das Vielvermoͤgen dependiret davon,
daß ein Gebet ſey eines Gerechten und dazu
ernſtlich.
7. Der Gerechte iſt ein ſolcher, der in
Chriſto die Glaubens-Gerechtigkeit hat, und
ſie in den innerlichen und aͤuſſerlichen Fruͤchten
ſeines Lebens vor GOtt und Menſchen beweiſet.
Denn iſt einer nicht ein ſolcher Gerechter; ſo
fehlet es ihm am Glauben, ohne welches kein Ge-
bet erhoͤrlich iſt Jac. 1, 6. u. f. auch am guten Ge-
wiſſen, bey deſſen Widerſpruch niemand erhoͤr-
lich beten kan. Denn GOtt hoͤret die Suͤnder
nicht, ſondern ſo iemand gottfuͤrchtig iſt, und
thut ſeinen Willen, den hoͤret er Joh. 9, 31. dar-
um Johannes 1 Ep. c 3, 21. 22. ſpricht: Jhr
Lieben, ſo uns unſer Hertz nicht verdammet,
ſo haben wir eine Freudigkeit zu GOTT:
und was wir bitten, werden wir von ihm
nehmen. Denn wir halten ſeine Gebote,
und thun, was vor ihm gefaͤllig iſt. Siehe
auch Spruͤchw. 15, 29.
8. Es iſt aber nicht genug, daß das Gebet
ſey ein Gebet eines Gerechten, ſondern es muß
dazu auch ernſtlich ſeyn, das iſt es muß mit
rechter glaͤubiger Hertzens-Andacht und im Na-
men Chriſti geſchehen. Denn es kan einer zwar
ein Gerechter ſeyn; aber es kan geſchehen, daß er
dieſes und jenes Gebet nicht thut in rechter Glau-
bens-Kraft, als ein Gerechter, ſondern als einer,
der mit ſeinem Gemuͤthe in groſſer Zerſtreuung
ſtehet, dem es auch an der wahren Andacht und
noch vielmehr an dem anhaltenden Ernſte fehlet:
als welche Schwachheit einem wahren Gerechten
oft begegnen kan; dagegen er ſich demnach wohl
zu verwahren, und, wenn er darein gerathen iſt,
ſich wieder durchzukaͤmpfen hat, um zu einer
glaͤubigen und ſtillen Faſſung des Gemuͤths, wor-
innen man erhoͤrlich beten kan, zu kommen.
9. Man muß aber auch den Ernſt des Ge-
bets nicht eigentlich in einer ſolchen Bruͤnſtig-
keit ſetzen, welche man in den aͤuſſerlichen Sin-
nen fuͤhlet. Denn bey dieſer kan ſich gar leicht
viele Natur-Kraft eines erregten Gebluͤts und
eines etwas hitzigern Temperaments mit ein-
finden, alſo daß die Andacht zwar nicht ohne
Gnade, aber doch nicht aus lauter Gnade iſt. Es
kan demnach ein Gebet ernſtlich, und auch in
ſeinem Theile bruͤnſtig ſeyn, wenn ſchon kein
heftiger Affect, oder Trieb ſich dabey befindet,
ſondern es, gleich einem ſtillen, aber doch ſchnell-
flieſſenden, Waſſer-Strome gleich, im ſtillen
Sabbate der Seelen mit glaͤubiger Gelaſſenheit
und vielem Anhalten, oder oͤftern Wiederholen
zu unterſchiedlichen Zeiten geſchiehet, und das
Hertz
Q q q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |