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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 10-12. Erklärung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den für ein herrliches Ende genommen haben.

6. Da Hiob nach seiner Restitution in
seinem sehr blühenden und gottseligen Zustande
noch 140. Jahr gelebet, und seine Kindes-Kin-
der bis ins vierte Glied gesehen hat, c. 42, 16. so
ist leichtlich zu erachten, was er in so langer Zeit
für ein herrliches Licht unter den Orientalischen
Völckern gewesen sey. Denn war er schon vor-
her schlecht und recht, gottfürchtig und
meidete das böse,
c. 1, 1. so wird er es noch viel-
mehr nachher gewesen seyn, nachdem er im Feuer
der Trübsal so wohl war bewähret worden.

V. 12.

Vor allen Dingen aber, meine Brüder,
schweret nicht, weder bey dem Himmel,
noch bey der Erden, noch mit keinem an-
dern Eyde. Es sey aber euer Wort ja,
das ja ist, und nein das nein ist, aufdaß
ihr nicht in Heucheley fallet.

Anmerckungen.

1. Eidschwüre sind nicht an sich selbst ver-
boten: welches aus folgenden Gründen erhellet:

a. Weil ein rechtmäßiger Eid nichts anders ist,
als eine solche Versicherung von der Wahrheit
einer Bezeugung, da man sich in einer wichti-
gen Sache nothhalber nach seinem Gewissen
auf den allwissenden GOtt also beziehet, daß
man dißfalls bereit sey vor seinem Gerichte zu
stehen, in der Gewißheit, bestehen zu können.
Welches gleichwie es nichts unrechts ist also
ist es in gewissen Fällen nöthig: da man nem-
lich keinen andern Weg zur Versicherung,
oder auch zur Entscheidung einer an sich sonst
verborgenen und streitigen Sache, vor sich hat.
Hebr. 6, 13.
b. Weil GOtt selbst bey sich selbst, da er keinen
über sich hat, seine Außsprüche mit einem Eide
bekräftiget, daß es, so wahr er lebe, gesche-
hen solle, was er gesaget habe. 1 B. Mos. 22,
1. 6. 4 B. Mos. 14, 21. 28. 35. (Hebr. 3, 11.)
5 B. Mos. 6, 22. 23. Ps. 105, 9. 110, 4. Jes. 45,
23. Jer. 22, 5. c. 44, 26. Ezech. 18, 32. c. 33, 11.
Amos. 4, 2.
c. Weil GOtt von den Eidschwüren, wie sie,
wenn sie ia unvermeidlich sind, geschehen sollen,
Gesetze gegeben hat 3 B. Mos. 19, 12, 5 B. Mos.
6, 23. c. 10, 20. Ps. 15, 4. 46. 12. Jer. 4, 2. Sie-
he auch Jes. 65, 16. Jer. 12, 16.
d. Weil die Patriarchen dieselben abgeleget ha-
ben, nemlich Abraham dem Könige von So-
dom 1 B. Mos. 14, 22, 23. dem Könige der
Philister Abimelech. c. 21, 24. Jsaac dem Abi-
melech c. 26, 31. Jacob dem Laban c. 31, 54.
Josua mit den Aeltesten den Gibeonitern
Jos. 9, 16. auch dem Caleb c. 14, 9. Paulus
zu unterschiedlichen malen Röm. 9, 1. 2 Cor.
1, 23. u. s. w.
e. Weil Paulus ausdrücklich saget, daß der
Eid allem Streite ein Ende mache,
und
es bey demselben vest bleiben müsse. Hebr.
6, 16.

2. Da es nun an dem ist, daß die Eidschwü-
re nicht schlechterdinge verboten, sondern zuge-
lassen, ja auch von GOtt selbst recht reguliret
[Spaltenumbruch] sind; so fraget sich nun billig, wie damit die
Worte Christi und Jacobi zu conciliiren sind.
Denn unser Heyland spricht: Matth. 5, 33. u f.
Jhr habet weiter gehöret, daß zu den al-
ten gesaget ist: du solt keinen falschen Eid
thun, und solt GOTT deinen Eid halten.
Jch aber sage euch, daß ihr allerdinge
nicht schweren solt, weder bey dem Him-
mel, denn er ist GOttes Stuhl: noch bey
der Erde; denn sie ist seiner Füsse Schemel;
noch bey Jerusalem; denn sie ist eines gros-
sen Königs Stadt: auch solt du nicht bey
deinem Haupte schweren: denn du ver-
magst nicht ein einiges Haar weiß, oder
schwartz zu machen. Eure Rede aber sey
ja, ja, nein, nein: was darüber ist, das ist
vom Ubel.
Siehe auch Matth. 23, 16-22.

3. Diese Worte Christi, und die vorstehen-
den Jacobi sind mit den von der Zuläßigkeit der
Erdschwüre angeführten Gründen also zu conci-
liir
en: diese argumente gehen auf solche Eide,
welche rechtmäßig sind, wie sie zuvor sind beschrie-
ben worden. Daß aber Christus an beyden Oer-
tern von solchen Eidschwüren handele, welche
theils leichtsinniger weise in nichtigen Dingen
und auf eine sehr verkehrte Art nach den Aufsätzen
der Pharisäer, auch nach böser Gewohnheit ge-
schehen sind, und dazu auch guten theils falsch wa-
ren, daß siehet man fast aus allen Worten. Und
gleiches Jnnhalts sind die Worte Jacobi. Da-
zu kömmt, daß beyde von solchen Eiden reden,
welche man, wie ohne alle Noth und ohne allen
wahren Nutzen, also auch ungesodert und für sich
selbst that: da hingegen der rechtmäßige Eid ei-
gentlich von der Obrigkeit gefodert werden, oder
doch eine sehr wichtige und auf GOttes Ehre, und
des Nächsten Wohlfahrt gehende Sache betref-
fen muß: dazu denn auch eine gewisser wichti-
gen Umstände wegen nicht wol vermeidliche Ret-
tung seiner eignen Unschuld gehöret. Denn
gleichwie ein solcher Eid zuläßig ist und bleibet: so
ist hingegen jener nach allen seinen Gattungen
schlechterdinge verboten: da denn also das Wort
olos, allerdinge seinen rechten Nachdruck in die-
sem Verstande behält.

4. Es ist demnach von den Eidschwüren zu
mercken, daß sie nicht geboten sind, als eine nö-
thige
Pflicht, gleichwie uns das Gebet, die De-
muth u. s. w. befohlen ist: sondern nur zugelas-
sen,
nemlich in solchen Fällen, da sie unumgäng-
lich sind: dazu noch über das die Anweisung
ist gegeben worden, wie sie geschehen sollen. Es
hat sich demnach eines theils über einen
rechtmäßigen Eid niemand ein Gewissen zu ma-
chen: aber andern theils wäre auch zu wünschen,
daß sowol vor Gerichten, als ausser denselben nicht
ein so sehr grosser Mißbrauch der Eidschwüre vor-
ginge.

5. Wenn es nun heißt, unser Wort soll
seyn, ja ja, nein nein: so ist leichtlich zu erach-
ten, daß man damit an diese blossen Wörtlein
nicht gebunden werde, sondern damit nur so viel
angezeiget sey, daß man es in einer ieden Sache
nach ihrer Beschaffenheit, bey einer blossen Beja-
hung und Bekräftigung, oder Verneinung soll

bewen-

Cap. 5. v. 10-12. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den fuͤr ein herrliches Ende genommen haben.

6. Da Hiob nach ſeiner Reſtitution in
ſeinem ſehr bluͤhenden und gottſeligen Zuſtande
noch 140. Jahr gelebet, und ſeine Kindes-Kin-
der bis ins vierte Glied geſehen hat, c. 42, 16. ſo
iſt leichtlich zu erachten, was er in ſo langer Zeit
fuͤr ein herrliches Licht unter den Orientaliſchen
Voͤlckern geweſen ſey. Denn war er ſchon vor-
her ſchlecht und recht, gottfuͤrchtig und
meidete das boͤſe,
c. 1, 1. ſo wird er es noch viel-
mehr nachher geweſen ſeyn, nachdem er im Feuer
der Truͤbſal ſo wohl war bewaͤhret worden.

V. 12.

Vor allen Dingen aber, meine Bruͤder,
ſchweret nicht, weder bey dem Himmel,
noch bey der Erden, noch mit keinem an-
dern Eyde. Es ſey aber euer Wort ja,
das ja iſt, und nein das nein iſt, aufdaß
ihr nicht in Heucheley fallet.

Anmerckungen.

1. Eidſchwuͤre ſind nicht an ſich ſelbſt ver-
boten: welches aus folgenden Gruͤnden erhellet:

a. Weil ein rechtmaͤßiger Eid nichts anders iſt,
als eine ſolche Verſicherung von der Wahrheit
einer Bezeugung, da man ſich in einer wichti-
gen Sache nothhalber nach ſeinem Gewiſſen
auf den allwiſſenden GOtt alſo beziehet, daß
man dißfalls bereit ſey vor ſeinem Gerichte zu
ſtehen, in der Gewißheit, beſtehen zu koͤnnen.
Welches gleichwie es nichts unrechts iſt alſo
iſt es in gewiſſen Faͤllen noͤthig: da man nem-
lich keinen andern Weg zur Verſicherung,
oder auch zur Entſcheidung einer an ſich ſonſt
verborgenen und ſtreitigen Sache, vor ſich hat.
Hebr. 6, 13.
b. Weil GOtt ſelbſt bey ſich ſelbſt, da er keinen
uͤber ſich hat, ſeine Außſpruͤche mit einem Eide
bekraͤftiget, daß es, ſo wahr er lebe, geſche-
hen ſolle, was er geſaget habe. 1 B. Moſ. 22,
1. 6. 4 B. Moſ. 14, 21. 28. 35. (Hebr. 3, 11.)
5 B. Moſ. 6, 22. 23. Pſ. 105, 9. 110, 4. Jeſ. 45,
23. Jer. 22, 5. c. 44, 26. Ezech. 18, 32. c. 33, 11.
Amos. 4, 2.
c. Weil GOtt von den Eidſchwuͤren, wie ſie,
wenn ſie ia unvermeidlich ſind, geſchehen ſollen,
Geſetze gegeben hat 3 B. Moſ. 19, 12, 5 B. Moſ.
6, 23. c. 10, 20. Pſ. 15, 4. 46. 12. Jer. 4, 2. Sie-
he auch Jeſ. 65, 16. Jer. 12, 16.
d. Weil die Patriarchen dieſelben abgeleget ha-
ben, nemlich Abraham dem Koͤnige von So-
dom 1 B. Moſ. 14, 22, 23. dem Koͤnige der
Philiſter Abimelech. c. 21, 24. Jſaac dem Abi-
melech c. 26, 31. Jacob dem Laban c. 31, 54.
Joſua mit den Aelteſten den Gibeonitern
Joſ. 9, 16. auch dem Caleb c. 14, 9. Paulus
zu unterſchiedlichen malen Roͤm. 9, 1. 2 Cor.
1, 23. u. ſ. w.
e. Weil Paulus ausdruͤcklich ſaget, daß der
Eid allem Streite ein Ende mache,
und
es bey demſelben veſt bleiben muͤſſe. Hebr.
6, 16.

2. Da es nun an dem iſt, daß die Eidſchwuͤ-
re nicht ſchlechterdinge verboten, ſondern zuge-
laſſen, ja auch von GOtt ſelbſt recht reguliret
[Spaltenumbruch] ſind; ſo fraget ſich nun billig, wie damit die
Worte Chriſti und Jacobi zu conciliiren ſind.
Denn unſer Heyland ſpricht: Matth. 5, 33. u f.
Jhr habet weiter gehoͤret, daß zu den al-
ten geſaget iſt: du ſolt keinen falſchen Eid
thun, und ſolt GOTT deinen Eid halten.
Jch aber ſage euch, daß ihr allerdinge
nicht ſchweren ſolt, weder bey dem Him-
mel, denn er iſt GOttes Stuhl: noch bey
der Erde; denn ſie iſt ſeiner Fuͤſſe Schemel;
noch bey Jeruſalem; denn ſie iſt eines groſ-
ſen Koͤnigs Stadt: auch ſolt du nicht bey
deinem Haupte ſchweren: denn du ver-
magſt nicht ein einiges Haar weiß, oder
ſchwartz zu machen. Eure Rede aber ſey
ja, ja, nein, nein: was daruͤber iſt, das iſt
vom Ubel.
Siehe auch Matth. 23, 16-22.

3. Dieſe Worte Chriſti, und die vorſtehen-
den Jacobi ſind mit den von der Zulaͤßigkeit der
Erdſchwuͤre angefuͤhrten Gruͤnden alſo zu conci-
liir
en: dieſe argumente gehen auf ſolche Eide,
welche rechtmaͤßig ſind, wie ſie zuvor ſind beſchrie-
ben worden. Daß aber Chriſtus an beyden Oer-
tern von ſolchen Eidſchwuͤren handele, welche
theils leichtſinniger weiſe in nichtigen Dingen
und auf eine ſehr verkehrte Art nach den Aufſaͤtzen
der Phariſaͤer, auch nach boͤſer Gewohnheit ge-
ſchehen ſind, und dazu auch guten theils falſch wa-
ren, daß ſiehet man faſt aus allen Worten. Und
gleiches Jnnhalts ſind die Worte Jacobi. Da-
zu koͤmmt, daß beyde von ſolchen Eiden reden,
welche man, wie ohne alle Noth und ohne allen
wahren Nutzen, alſo auch ungeſodert und fuͤr ſich
ſelbſt that: da hingegen der rechtmaͤßige Eid ei-
gentlich von der Obrigkeit gefodert werden, oder
doch eine ſehr wichtige und auf GOttes Ehre, und
des Naͤchſten Wohlfahrt gehende Sache betref-
fen muß: dazu denn auch eine gewiſſer wichti-
gen Umſtaͤnde wegen nicht wol vermeidliche Ret-
tung ſeiner eignen Unſchuld gehoͤret. Denn
gleichwie ein ſolcher Eid zulaͤßig iſt und bleibet: ſo
iſt hingegen jener nach allen ſeinen Gattungen
ſchlechterdinge verboten: da denn alſo das Wort
ὅλως, allerdinge ſeinen rechten Nachdruck in die-
ſem Verſtande behaͤlt.

4. Es iſt demnach von den Eidſchwuͤren zu
mercken, daß ſie nicht geboten ſind, als eine noͤ-
thige
Pflicht, gleichwie uns das Gebet, die De-
muth u. ſ. w. befohlen iſt: ſondern nur zugelaſ-
ſen,
nemlich in ſolchen Faͤllen, da ſie unumgaͤng-
lich ſind: dazu noch uͤber das die Anweiſung
iſt gegeben worden, wie ſie geſchehen ſollen. Es
hat ſich demnach eines theils uͤber einen
rechtmaͤßigen Eid niemand ein Gewiſſen zu ma-
chen: aber andern theils waͤre auch zu wuͤnſchen,
daß ſowol vor Gerichten, als auſſer denſelben nicht
ein ſo ſehr groſſer Mißbrauch der Eidſchwuͤre vor-
ginge.

5. Wenn es nun heißt, unſer Wort ſoll
ſeyn, ja ja, nein nein: ſo iſt leichtlich zu erach-
ten, daß man damit an dieſe bloſſen Woͤrtlein
nicht gebunden werde, ſondern damit nur ſo viel
angezeiget ſey, daß man es in einer ieden Sache
nach ihrer Beſchaffenheit, bey einer bloſſen Beja-
hung und Bekraͤftigung, oder Verneinung ſoll

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[487/0489] Cap. 5. v. 10-12. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. den fuͤr ein herrliches Ende genommen haben. 6. Da Hiob nach ſeiner Reſtitution in ſeinem ſehr bluͤhenden und gottſeligen Zuſtande noch 140. Jahr gelebet, und ſeine Kindes-Kin- der bis ins vierte Glied geſehen hat, c. 42, 16. ſo iſt leichtlich zu erachten, was er in ſo langer Zeit fuͤr ein herrliches Licht unter den Orientaliſchen Voͤlckern geweſen ſey. Denn war er ſchon vor- her ſchlecht und recht, gottfuͤrchtig und meidete das boͤſe, c. 1, 1. ſo wird er es noch viel- mehr nachher geweſen ſeyn, nachdem er im Feuer der Truͤbſal ſo wohl war bewaͤhret worden. V. 12. Vor allen Dingen aber, meine Bruͤder, ſchweret nicht, weder bey dem Himmel, noch bey der Erden, noch mit keinem an- dern Eyde. Es ſey aber euer Wort ja, das ja iſt, und nein das nein iſt, aufdaß ihr nicht in Heucheley fallet. Anmerckungen. 1. Eidſchwuͤre ſind nicht an ſich ſelbſt ver- boten: welches aus folgenden Gruͤnden erhellet: a. Weil ein rechtmaͤßiger Eid nichts anders iſt, als eine ſolche Verſicherung von der Wahrheit einer Bezeugung, da man ſich in einer wichti- gen Sache nothhalber nach ſeinem Gewiſſen auf den allwiſſenden GOtt alſo beziehet, daß man dißfalls bereit ſey vor ſeinem Gerichte zu ſtehen, in der Gewißheit, beſtehen zu koͤnnen. Welches gleichwie es nichts unrechts iſt alſo iſt es in gewiſſen Faͤllen noͤthig: da man nem- lich keinen andern Weg zur Verſicherung, oder auch zur Entſcheidung einer an ſich ſonſt verborgenen und ſtreitigen Sache, vor ſich hat. Hebr. 6, 13. b. Weil GOtt ſelbſt bey ſich ſelbſt, da er keinen uͤber ſich hat, ſeine Außſpruͤche mit einem Eide bekraͤftiget, daß es, ſo wahr er lebe, geſche- hen ſolle, was er geſaget habe. 1 B. Moſ. 22, 1. 6. 4 B. Moſ. 14, 21. 28. 35. (Hebr. 3, 11.) 5 B. Moſ. 6, 22. 23. Pſ. 105, 9. 110, 4. Jeſ. 45, 23. Jer. 22, 5. c. 44, 26. Ezech. 18, 32. c. 33, 11. Amos. 4, 2. c. Weil GOtt von den Eidſchwuͤren, wie ſie, wenn ſie ia unvermeidlich ſind, geſchehen ſollen, Geſetze gegeben hat 3 B. Moſ. 19, 12, 5 B. Moſ. 6, 23. c. 10, 20. Pſ. 15, 4. 46. 12. Jer. 4, 2. Sie- he auch Jeſ. 65, 16. Jer. 12, 16. d. Weil die Patriarchen dieſelben abgeleget ha- ben, nemlich Abraham dem Koͤnige von So- dom 1 B. Moſ. 14, 22, 23. dem Koͤnige der Philiſter Abimelech. c. 21, 24. Jſaac dem Abi- melech c. 26, 31. Jacob dem Laban c. 31, 54. Joſua mit den Aelteſten den Gibeonitern Joſ. 9, 16. auch dem Caleb c. 14, 9. Paulus zu unterſchiedlichen malen Roͤm. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. u. ſ. w. e. Weil Paulus ausdruͤcklich ſaget, daß der Eid allem Streite ein Ende mache, und es bey demſelben veſt bleiben muͤſſe. Hebr. 6, 16. 2. Da es nun an dem iſt, daß die Eidſchwuͤ- re nicht ſchlechterdinge verboten, ſondern zuge- laſſen, ja auch von GOtt ſelbſt recht reguliret ſind; ſo fraget ſich nun billig, wie damit die Worte Chriſti und Jacobi zu conciliiren ſind. Denn unſer Heyland ſpricht: Matth. 5, 33. u f. Jhr habet weiter gehoͤret, daß zu den al- ten geſaget iſt: du ſolt keinen falſchen Eid thun, und ſolt GOTT deinen Eid halten. Jch aber ſage euch, daß ihr allerdinge nicht ſchweren ſolt, weder bey dem Him- mel, denn er iſt GOttes Stuhl: noch bey der Erde; denn ſie iſt ſeiner Fuͤſſe Schemel; noch bey Jeruſalem; denn ſie iſt eines groſ- ſen Koͤnigs Stadt: auch ſolt du nicht bey deinem Haupte ſchweren: denn du ver- magſt nicht ein einiges Haar weiß, oder ſchwartz zu machen. Eure Rede aber ſey ja, ja, nein, nein: was daruͤber iſt, das iſt vom Ubel. Siehe auch Matth. 23, 16-22. 3. Dieſe Worte Chriſti, und die vorſtehen- den Jacobi ſind mit den von der Zulaͤßigkeit der Erdſchwuͤre angefuͤhrten Gruͤnden alſo zu conci- liiren: dieſe argumente gehen auf ſolche Eide, welche rechtmaͤßig ſind, wie ſie zuvor ſind beſchrie- ben worden. Daß aber Chriſtus an beyden Oer- tern von ſolchen Eidſchwuͤren handele, welche theils leichtſinniger weiſe in nichtigen Dingen und auf eine ſehr verkehrte Art nach den Aufſaͤtzen der Phariſaͤer, auch nach boͤſer Gewohnheit ge- ſchehen ſind, und dazu auch guten theils falſch wa- ren, daß ſiehet man faſt aus allen Worten. Und gleiches Jnnhalts ſind die Worte Jacobi. Da- zu koͤmmt, daß beyde von ſolchen Eiden reden, welche man, wie ohne alle Noth und ohne allen wahren Nutzen, alſo auch ungeſodert und fuͤr ſich ſelbſt that: da hingegen der rechtmaͤßige Eid ei- gentlich von der Obrigkeit gefodert werden, oder doch eine ſehr wichtige und auf GOttes Ehre, und des Naͤchſten Wohlfahrt gehende Sache betref- fen muß: dazu denn auch eine gewiſſer wichti- gen Umſtaͤnde wegen nicht wol vermeidliche Ret- tung ſeiner eignen Unſchuld gehoͤret. Denn gleichwie ein ſolcher Eid zulaͤßig iſt und bleibet: ſo iſt hingegen jener nach allen ſeinen Gattungen ſchlechterdinge verboten: da denn alſo das Wort ὅλως, allerdinge ſeinen rechten Nachdruck in die- ſem Verſtande behaͤlt. 4. Es iſt demnach von den Eidſchwuͤren zu mercken, daß ſie nicht geboten ſind, als eine noͤ- thige Pflicht, gleichwie uns das Gebet, die De- muth u. ſ. w. befohlen iſt: ſondern nur zugelaſ- ſen, nemlich in ſolchen Faͤllen, da ſie unumgaͤng- lich ſind: dazu noch uͤber das die Anweiſung iſt gegeben worden, wie ſie geſchehen ſollen. Es hat ſich demnach eines theils uͤber einen rechtmaͤßigen Eid niemand ein Gewiſſen zu ma- chen: aber andern theils waͤre auch zu wuͤnſchen, daß ſowol vor Gerichten, als auſſer denſelben nicht ein ſo ſehr groſſer Mißbrauch der Eidſchwuͤre vor- ginge. 5. Wenn es nun heißt, unſer Wort ſoll ſeyn, ja ja, nein nein: ſo iſt leichtlich zu erach- ten, daß man damit an dieſe bloſſen Woͤrtlein nicht gebunden werde, ſondern damit nur ſo viel angezeiget ſey, daß man es in einer ieden Sache nach ihrer Beſchaffenheit, bey einer bloſſen Beja- hung und Bekraͤftigung, oder Verneinung ſoll bewen-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/489>, abgerufen am 22.11.2024.