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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 4-6.
[Spaltenumbruch] Ebenbild GOttes bey dem Menschen wieder an-
gerichtet wird, ie mehr kömmt auch diese Herr-
schaft über die Creaturen wieder zu Stande, was
deroselben wohlgeordneten, geheiligten und ge-
segneten Gebrauch betrift.

5. Es hat demnach der Mensch, so oft er sich
der Creaturen bedienet, und insonderheit so oft er
ein Pferd regieret, oder dasselbe im Reiten oder
fahren zu seinem Dienste hat, sich der ersten
Schöpfung, der verstatteten Herrschaft über die
Creaturen, und des Sünden-Falles oft zu erin-
nern, und darüber gute Betrachtungen anzustel-
len, und diese wie zum ordentlichen und geheilig-
ten Gebrauch der Geschöpfe GOttes, also auch
in Danckbarkeit zum Lobe GOttes zu richten.

6. O wie mancher Mensch mißbrauchet der
Creaturen GOttes überhaupt, und der Pferde in-
sonderheit, also daß er sich damit auf vielfältige
Art wider GOtt versündiget! Und wie mancher
ist nicht viel unbändiger wie ein Pferd; welchen
GOtt erst durch empfindliche Straf-Gerichte
muß zu einiger Ordnung bringen. Davor Da-
vid warnet Ps. 32, 9. wenn er spricht: Seyd
nicht wie Roß und Mäuler, die nicht ver-
ständig sind, welchen man Zäume und Ge-
bisse muß ins Maul legen, wenn sie nicht
zu dir wollen.
von welchen unbändigen es da-
rauf v. 20. heißt: der Gottlose hat viele Pla-
ge:
aber von den Folgsamen: Wer aber auf
den HErrn hoffet, den wird die Güte um-
fahen.

7. Was menschlicher Verstand und Witz
in natürlichen Dingen vermag, siehet man unter
andern auch aus dem Schiffbau und aus der
Schiffahrt. Und da die Meere mit allen Flüssen
GOttes sind, und auch dem menschlichen Ge-
schlecht zu Dienste erschaffen worden, so ist es dem
lieben GOtt auch an sich selbst gar nicht zuwider,
wenn man eine solche Profession treibet, und
sich der Schiffahrt bedienet. Unter welchem
Mißbrauche aber das alles liege, lehret die Erfah-
rung: da doch wol keine eintzige Lebens-Art auf
der Welt ist, die einen mehr lehren solte und kön-
te, wie man sich in beständiger Bereitschaft zum
seligen Abschiede aus dieser Welt müsse bereit hal-
ten. Welches auch noch manche GOtt-ergebe-
ne Seelen sowol unter den Schiffleuten selbst,
als andern Seefahrenden wohl bedencken.

8. Durch nichts aber wird die Schiffahrt
mehr geheiliget und gesegnet, als dadurch, wenn
sie zur Ausbreitung des Evangelii von Christo
und der Christlichen Religion gebrauchet wird,
und ein Schiff Knechte des HErrn mit unter sei-
ner Ladung hat: wie wir von den See-Reisen
Pauli wissen. Und wozu die Königlichen Däni-
schen Schiffe schon von mehrern Jahren her den
Heydnischen Völckern in Ost-Jndien dienen
müssen, das ist bekannt.

V. 5. 6.

Also ist auch die Zunge ein klein Glied,
und richtet grosse Dinge an. Siehe, ein
klein Feuer, welch einen Wald zündet es an.
Und die Zunge ist auch ein Feuer, eine
Welt voll Ungerechtigkeit. Also ist die
[Spaltenumbruch] Zunge unter unsern Gliedern, und befle-
cket den gantzen Leib, und zündet an allen
unsern Wandel, wenn sie von der Hölle
entzündet wird.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist bey der Structur und ei-
gentlichen Bedeutung gewisser Worte unter-
schiedliches zu mercken.

a. Jn den erstern Worten des fünften Verses
ist enthalten die apodosis, oder die Applica-
tion
von dem, was vorher von der Regierung
eines Pferdes und Schiffes gesaget war. Das
Wort megalaukhei, ist, nach dem Gleißniß von
Pferden, von der Pferde ihrer Ausstreckung
des Halses hergenommen und von Luthero
nicht uneben gegeben durch richtet grosse
Dinge an.
b. Die letztern Worte des fünften Verses:
Siehe ein klein Feuer welch einen Wald
zündet es an?
haben eine neue protasin,
oder stellen ein neues vom Feuer im Walde
hergenommenes Gleichniß vor.
c. Zu dieser protasi wird die apodosis hin-
zugesetzet mit diesen Worten: und die Zun-
ge ist auch ein Feuer, eine Welt voll Unge-
rechtigkeit.
Bey welcher apodosi das
einige Vergleichung anzeigende Wörtlein
wie ausgelassen ist, weil es der Verstand
selbst schon anzeiget.
d. Die übrigen Worte des sechsten Verses:
Also ist die Zunge u. f. werden zu mehrer
Erläuterung hinzugethan; und zwar mit ei-
nem auf eine Vergleichung gehenden Wor-
te, weil etliche Sachen, damit die Zunge war
verglichen worden, waren vorher gegan-
gen.
e. Das Wort Welt ist alhier so viel als eine
Sammlung, eine Fülle, wie die Welt na-
türlicher weise ist, da sie alles in sich hält.
f. Das Wort genesis, Geburt heißt alhier die
Natur; wie denn die Natur ihre Benen-
nung und ihren Ursprung von der Geburt
hat. Und in solchem Verstande stehet es
auch oben c. 1, 23. prosopon tes geneseos das
leibliche, oder natürliche Angesicht.
g. Das Wort trokhos heißt ein Rad, und tro-
kos ein Lauf; sintemal das Rad seinen Na-
men vom Laufe hat. Man mag es nun das
Wort dem accent nachlesen wie man will, so
kömmt es auf eines hinaus, und wird damit
der Lebens-Lauf des Menschen verstanden,
der wie ein Rad durch die beständige Abwech-
selungen der Tage und Nächte und der übri-
gen Zeiten ablauft.

2. Die zu dem dritten und vierdten Verse
in den ersten Worten des fünften Verses gesetz-
te apodosis hat diesen Verstand: gleichwie
ein Zaum das gantze Pferd und das Ruder das
gantze Schiff regieret: also soll auch die Zunge
regieret werden, damit sie auch durch ihren
rechten Gebrauch den gantzen Wandel des
Menschen in Ordnung halten könne: wird sie
aber zuvorderst selbst nicht recht regieret, so ist
der gantze Mensch mit allen seinen Handlungen

wie

Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 4-6.
[Spaltenumbruch] Ebenbild GOttes bey dem Menſchen wieder an-
gerichtet wird, ie mehr koͤmmt auch dieſe Herr-
ſchaft uͤber die Creaturen wieder zu Stande, was
deroſelben wohlgeordneten, geheiligten und ge-
ſegneten Gebrauch betrift.

5. Es hat demnach der Menſch, ſo oft er ſich
der Creaturen bedienet, und inſonderheit ſo oft er
ein Pferd regieret, oder daſſelbe im Reiten oder
fahren zu ſeinem Dienſte hat, ſich der erſten
Schoͤpfung, der verſtatteten Herrſchaft uͤber die
Creaturen, und des Suͤnden-Falles oft zu erin-
nern, und daruͤber gute Betrachtungen anzuſtel-
len, und dieſe wie zum ordentlichen und geheilig-
ten Gebrauch der Geſchoͤpfe GOttes, alſo auch
in Danckbarkeit zum Lobe GOttes zu richten.

6. O wie mancher Menſch mißbrauchet der
Creaturen GOttes uͤberhaupt, und der Pferde in-
ſonderheit, alſo daß er ſich damit auf vielfaͤltige
Art wider GOtt verſuͤndiget! Und wie mancher
iſt nicht viel unbaͤndiger wie ein Pferd; welchen
GOtt erſt durch empfindliche Straf-Gerichte
muß zu einiger Ordnung bringen. Davor Da-
vid warnet Pſ. 32, 9. wenn er ſpricht: Seyd
nicht wie Roß und Maͤuler, die nicht ver-
ſtaͤndig ſind, welchen man Zaͤume und Ge-
biſſe muß ins Maul legen, wenn ſie nicht
zu dir wollen.
von welchen unbaͤndigen es da-
rauf v. 20. heißt: der Gottloſe hat viele Pla-
ge:
aber von den Folgſamen: Wer aber auf
den HErrn hoffet, den wird die Guͤte um-
fahen.

7. Was menſchlicher Verſtand und Witz
in natuͤrlichen Dingen vermag, ſiehet man unter
andern auch aus dem Schiffbau und aus der
Schiffahrt. Und da die Meere mit allen Fluͤſſen
GOttes ſind, und auch dem menſchlichen Ge-
ſchlecht zu Dienſte erſchaffen worden, ſo iſt es dem
lieben GOtt auch an ſich ſelbſt gar nicht zuwider,
wenn man eine ſolche Profeſſion treibet, und
ſich der Schiffahrt bedienet. Unter welchem
Mißbrauche aber das alles liege, lehret die Erfah-
rung: da doch wol keine eintzige Lebens-Art auf
der Welt iſt, die einen mehr lehren ſolte und koͤn-
te, wie man ſich in beſtaͤndiger Bereitſchaft zum
ſeligen Abſchiede aus dieſer Welt muͤſſe bereit hal-
ten. Welches auch noch manche GOtt-ergebe-
ne Seelen ſowol unter den Schiffleuten ſelbſt,
als andern Seefahrenden wohl bedencken.

8. Durch nichts aber wird die Schiffahrt
mehr geheiliget und geſegnet, als dadurch, wenn
ſie zur Ausbreitung des Evangelii von Chriſto
und der Chriſtlichen Religion gebrauchet wird,
und ein Schiff Knechte des HErrn mit unter ſei-
ner Ladung hat: wie wir von den See-Reiſen
Pauli wiſſen. Und wozu die Koͤniglichen Daͤni-
ſchen Schiffe ſchon von mehrern Jahren her den
Heydniſchen Voͤlckern in Oſt-Jndien dienen
muͤſſen, das iſt bekannt.

V. 5. 6.

Alſo iſt auch die Zunge ein klein Glied,
und richtet groſſe Dinge an. Siehe, ein
klein Feuer, welch einen Wald zuͤndet es an.
Und die Zunge iſt auch ein Feuer, eine
Welt voll Ungerechtigkeit. Alſo iſt die
[Spaltenumbruch] Zunge unter unſern Gliedern, und befle-
cket den gantzen Leib, und zuͤndet an allen
unſern Wandel, wenn ſie von der Hoͤlle
entzuͤndet wird.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt bey der Structur und ei-
gentlichen Bedeutung gewiſſer Worte unter-
ſchiedliches zu mercken.

a. Jn den erſtern Worten des fuͤnften Verſes
iſt enthalten die apodoſis, oder die Applica-
tion
von dem, was vorher von der Regierung
eines Pferdes und Schiffes geſaget war. Das
Wort μεγαλαυχεῖ, iſt, nach dem Gleißniß von
Pferden, von der Pferde ihrer Ausſtreckung
des Halſes hergenommen und von Luthero
nicht uneben gegeben durch richtet groſſe
Dinge an.
b. Die letztern Worte des fuͤnften Verſes:
Siehe ein klein Feuer welch einen Wald
zuͤndet es an?
haben eine neue protaſin,
oder ſtellen ein neues vom Feuer im Walde
hergenommenes Gleichniß vor.
c. Zu dieſer protaſi wird die apodoſis hin-
zugeſetzet mit dieſen Worten: und die Zun-
ge iſt auch ein Feuer, eine Welt voll Unge-
rechtigkeit.
Bey welcher apodoſi das
einige Vergleichung anzeigende Woͤrtlein
wie ausgelaſſen iſt, weil es der Verſtand
ſelbſt ſchon anzeiget.
d. Die uͤbrigen Worte des ſechſten Verſes:
Alſo iſt die Zunge u. f. werden zu mehrer
Erlaͤuterung hinzugethan; und zwar mit ei-
nem auf eine Vergleichung gehenden Wor-
te, weil etliche Sachen, damit die Zunge war
verglichen worden, waren vorher gegan-
gen.
e. Das Wort Welt iſt alhier ſo viel als eine
Sammlung, eine Fuͤlle, wie die Welt na-
tuͤrlicher weiſe iſt, da ſie alles in ſich haͤlt.
f. Das Wort γένεσις, Geburt heißt alhier die
Natur; wie denn die Natur ihre Benen-
nung und ihren Urſprung von der Geburt
hat. Und in ſolchem Verſtande ſtehet es
auch oben c. 1, 23. πρόσωπον τῆς γενέσεως das
leibliche, oder natuͤrliche Angeſicht.
g. Das Wort τροχὸς heißt ein Rad, und τρό-
κος ein Lauf; ſintemal das Rad ſeinen Na-
men vom Laufe hat. Man mag es nun das
Wort dem accent nachleſen wie man will, ſo
koͤmmt es auf eines hinaus, und wird damit
der Lebens-Lauf des Menſchen verſtanden,
der wie ein Rad durch die beſtaͤndige Abwech-
ſelungen der Tage und Naͤchte und der uͤbri-
gen Zeiten ablauft.

2. Die zu dem dritten und vierdten Verſe
in den erſten Worten des fuͤnften Verſes geſetz-
te apodoſis hat dieſen Verſtand: gleichwie
ein Zaum das gantze Pferd und das Ruder das
gantze Schiff regieret: alſo ſoll auch die Zunge
regieret werden, damit ſie auch durch ihren
rechten Gebrauch den gantzen Wandel des
Menſchen in Ordnung halten koͤnne: wird ſie
aber zuvorderſt ſelbſt nicht recht regieret, ſo iſt
der gantze Menſch mit allen ſeinen Handlungen

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[464/0466] Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 4-6. Ebenbild GOttes bey dem Menſchen wieder an- gerichtet wird, ie mehr koͤmmt auch dieſe Herr- ſchaft uͤber die Creaturen wieder zu Stande, was deroſelben wohlgeordneten, geheiligten und ge- ſegneten Gebrauch betrift. 5. Es hat demnach der Menſch, ſo oft er ſich der Creaturen bedienet, und inſonderheit ſo oft er ein Pferd regieret, oder daſſelbe im Reiten oder fahren zu ſeinem Dienſte hat, ſich der erſten Schoͤpfung, der verſtatteten Herrſchaft uͤber die Creaturen, und des Suͤnden-Falles oft zu erin- nern, und daruͤber gute Betrachtungen anzuſtel- len, und dieſe wie zum ordentlichen und geheilig- ten Gebrauch der Geſchoͤpfe GOttes, alſo auch in Danckbarkeit zum Lobe GOttes zu richten. 6. O wie mancher Menſch mißbrauchet der Creaturen GOttes uͤberhaupt, und der Pferde in- ſonderheit, alſo daß er ſich damit auf vielfaͤltige Art wider GOtt verſuͤndiget! Und wie mancher iſt nicht viel unbaͤndiger wie ein Pferd; welchen GOtt erſt durch empfindliche Straf-Gerichte muß zu einiger Ordnung bringen. Davor Da- vid warnet Pſ. 32, 9. wenn er ſpricht: Seyd nicht wie Roß und Maͤuler, die nicht ver- ſtaͤndig ſind, welchen man Zaͤume und Ge- biſſe muß ins Maul legen, wenn ſie nicht zu dir wollen. von welchen unbaͤndigen es da- rauf v. 20. heißt: der Gottloſe hat viele Pla- ge: aber von den Folgſamen: Wer aber auf den HErrn hoffet, den wird die Guͤte um- fahen. 7. Was menſchlicher Verſtand und Witz in natuͤrlichen Dingen vermag, ſiehet man unter andern auch aus dem Schiffbau und aus der Schiffahrt. Und da die Meere mit allen Fluͤſſen GOttes ſind, und auch dem menſchlichen Ge- ſchlecht zu Dienſte erſchaffen worden, ſo iſt es dem lieben GOtt auch an ſich ſelbſt gar nicht zuwider, wenn man eine ſolche Profeſſion treibet, und ſich der Schiffahrt bedienet. Unter welchem Mißbrauche aber das alles liege, lehret die Erfah- rung: da doch wol keine eintzige Lebens-Art auf der Welt iſt, die einen mehr lehren ſolte und koͤn- te, wie man ſich in beſtaͤndiger Bereitſchaft zum ſeligen Abſchiede aus dieſer Welt muͤſſe bereit hal- ten. Welches auch noch manche GOtt-ergebe- ne Seelen ſowol unter den Schiffleuten ſelbſt, als andern Seefahrenden wohl bedencken. 8. Durch nichts aber wird die Schiffahrt mehr geheiliget und geſegnet, als dadurch, wenn ſie zur Ausbreitung des Evangelii von Chriſto und der Chriſtlichen Religion gebrauchet wird, und ein Schiff Knechte des HErrn mit unter ſei- ner Ladung hat: wie wir von den See-Reiſen Pauli wiſſen. Und wozu die Koͤniglichen Daͤni- ſchen Schiffe ſchon von mehrern Jahren her den Heydniſchen Voͤlckern in Oſt-Jndien dienen muͤſſen, das iſt bekannt. V. 5. 6. Alſo iſt auch die Zunge ein klein Glied, und richtet groſſe Dinge an. Siehe, ein klein Feuer, welch einen Wald zuͤndet es an. Und die Zunge iſt auch ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Alſo iſt die Zunge unter unſern Gliedern, und befle- cket den gantzen Leib, und zuͤndet an allen unſern Wandel, wenn ſie von der Hoͤlle entzuͤndet wird. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt bey der Structur und ei- gentlichen Bedeutung gewiſſer Worte unter- ſchiedliches zu mercken. a. Jn den erſtern Worten des fuͤnften Verſes iſt enthalten die apodoſis, oder die Applica- tion von dem, was vorher von der Regierung eines Pferdes und Schiffes geſaget war. Das Wort μεγαλαυχεῖ, iſt, nach dem Gleißniß von Pferden, von der Pferde ihrer Ausſtreckung des Halſes hergenommen und von Luthero nicht uneben gegeben durch richtet groſſe Dinge an. b. Die letztern Worte des fuͤnften Verſes: Siehe ein klein Feuer welch einen Wald zuͤndet es an? haben eine neue protaſin, oder ſtellen ein neues vom Feuer im Walde hergenommenes Gleichniß vor. c. Zu dieſer protaſi wird die apodoſis hin- zugeſetzet mit dieſen Worten: und die Zun- ge iſt auch ein Feuer, eine Welt voll Unge- rechtigkeit. Bey welcher apodoſi das einige Vergleichung anzeigende Woͤrtlein wie ausgelaſſen iſt, weil es der Verſtand ſelbſt ſchon anzeiget. d. Die uͤbrigen Worte des ſechſten Verſes: Alſo iſt die Zunge u. f. werden zu mehrer Erlaͤuterung hinzugethan; und zwar mit ei- nem auf eine Vergleichung gehenden Wor- te, weil etliche Sachen, damit die Zunge war verglichen worden, waren vorher gegan- gen. e. Das Wort Welt iſt alhier ſo viel als eine Sammlung, eine Fuͤlle, wie die Welt na- tuͤrlicher weiſe iſt, da ſie alles in ſich haͤlt. f. Das Wort γένεσις, Geburt heißt alhier die Natur; wie denn die Natur ihre Benen- nung und ihren Urſprung von der Geburt hat. Und in ſolchem Verſtande ſtehet es auch oben c. 1, 23. πρόσωπον τῆς γενέσεως das leibliche, oder natuͤrliche Angeſicht. g. Das Wort τροχὸς heißt ein Rad, und τρό- κος ein Lauf; ſintemal das Rad ſeinen Na- men vom Laufe hat. Man mag es nun das Wort dem accent nachleſen wie man will, ſo koͤmmt es auf eines hinaus, und wird damit der Lebens-Lauf des Menſchen verſtanden, der wie ein Rad durch die beſtaͤndige Abwech- ſelungen der Tage und Naͤchte und der uͤbri- gen Zeiten ablauft. 2. Die zu dem dritten und vierdten Verſe in den erſten Worten des fuͤnften Verſes geſetz- te apodoſis hat dieſen Verſtand: gleichwie ein Zaum das gantze Pferd und das Ruder das gantze Schiff regieret: alſo ſoll auch die Zunge regieret werden, damit ſie auch durch ihren rechten Gebrauch den gantzen Wandel des Menſchen in Ordnung halten koͤnne: wird ſie aber zuvorderſt ſelbſt nicht recht regieret, ſo iſt der gantze Menſch mit allen ſeinen Handlungen wie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/466>, abgerufen am 22.11.2024.