Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 3-5. [Spaltenumbruch]
che auch reich in GOTT werden; also giebetes hingegen leider viele leiblich Armen, wel- che auch arm am Geiste bleiben, nicht in dem Verstande, davon unser Heyland Matth. 5, 3. saget, und die am Geiste Armen selig preiset, als welche solche sind, die ihre geistliche Ar- muth erkennen, und ihren Reichthum durch den Glauben in Christo suchen: sondern al- so, daß sie sich ihre Armuth nicht zum äusser- lichen Antriebe dienen lassen, den wahren Reichthum für ihre Seele zu suchen, viel eher aber dieselbe zu allerhand Ruchlosigkeit miß- brauchen, oder doch um das Heyl ihrer See- len unbekümmert bleiben. Welche denn gewiß die elendesten Personen sind, hier zeit- lich und dort ewig. c. Am Glauben reich seyn heißt zuvorderst so viel, als den Glauben haben, und also in der Heyls-Ordnung erfunden werden. Denn, wie gedacht, so gründet sich die Erwehlung auf die Verheissung, oder auf das Evangeli- um, welches diesen Haupt-Satz in sich hat: Wer da gläubet, der soll selig werden. Marc. 16, 26. Wenn nun dieser Rathschluß GOttes von der einem zuerkennenden Selig- keit soll bey iemanden zu seiner Application kommen, so muß er im Glauben, und folglich in der Heyls-Ordnung stehen, weil der Glau- be zur Vollziehung dieses Schlusses in beson- derer Zueignung auf gewisse Personen aus- drücklich erfodert wird. d. Wer aber im Glauben stehet, der ist auch im Glauben reich. Denn der Glaube ergreif- fet, so bald als er entstehet, Christum, und wäre er kein Glaube, wenn er das nicht thä- te. Ergreifet er aber Christum, so ergreifet er in ihm, und mit ihm alles, alle Seligkeit alle Heyls-Güter. Denn ob Christus wol reich ist, so ward er doch arm um unsert willen, auf daß wir durch seine Armuth reich würden. 2 Cor. 8, 9. Welchen Reich- thum Paulus Eph. 1, 3. nennet allerley geistlichen Segen in himmlischen Gütern, da wir aus der Fülle JEsu nehmen Gna- um Gnade Joh. 1, 16. welches unser Hey- land nennet reich in GOtt seyn Luc. 12, 21. Und da der Glaube diesen geistlichen Reich- thum bringet, und mit dem Golde vergli- chen wird 1 Pet. 1, 7. so heißt es davon gar nachdrücklich Offenb. 3, 18. Jch rathe dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich wer- dest. e. Es werden aber die Auserwehlten nicht al- lein vom Glauben, sondern auch von der Liebe beschrieben. Denn weil der Glaube durch die Liebe thätig ist, Gal. 5, 6. und sich in der Heyls-Ordnung dadurch geschäftig erweiset, so gedencket der Apostel auch der Liebe, wenn er saget, das Reich sey von GOtt verheissen denen, die ihn lieben. 6. Die Erwehlung selbst ist nur mit dem 7. Worauf nun die Erwehlung gehe, ist 8. Gleichwie nun daher, daß die Erweh- 9. Jm übrigen ist alhier der Parallel-Ort GOtt
Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 3-5. [Spaltenumbruch]
che auch reich in GOTT werden; alſo giebetes hingegen leider viele leiblich Armen, wel- che auch arm am Geiſte bleiben, nicht in dem Verſtande, davon unſer Heyland Matth. 5, 3. ſaget, und die am Geiſte Armen ſelig preiſet, als welche ſolche ſind, die ihre geiſtliche Ar- muth erkennen, und ihren Reichthum durch den Glauben in Chriſto ſuchen: ſondern al- ſo, daß ſie ſich ihre Armuth nicht zum aͤuſſer- lichen Antriebe dienen laſſen, den wahren Reichthum fuͤr ihre Seele zu ſuchen, viel eher aber dieſelbe zu allerhand Ruchloſigkeit miß- brauchen, oder doch um das Heyl ihrer See- len unbekuͤmmert bleiben. Welche denn gewiß die elendeſten Perſonen ſind, hier zeit- lich und dort ewig. c. Am Glauben reich ſeyn heißt zuvorderſt ſo viel, als den Glauben haben, und alſo in der Heyls-Ordnung erfunden werden. Denn, wie gedacht, ſo gruͤndet ſich die Erwehlung auf die Verheiſſung, oder auf das Evangeli- um, welches dieſen Haupt-Satz in ſich hat: Wer da glaͤubet, der ſoll ſelig werden. Marc. 16, 26. Wenn nun dieſer Rathſchluß GOttes von der einem zuerkennenden Selig- keit ſoll bey iemanden zu ſeiner Application kommen, ſo muß er im Glauben, und folglich in der Heyls-Ordnung ſtehen, weil der Glau- be zur Vollziehung dieſes Schluſſes in beſon- derer Zueignung auf gewiſſe Perſonen aus- druͤcklich erfodert wird. d. Wer aber im Glauben ſtehet, der iſt auch im Glauben reich. Denn der Glaube ergreif- fet, ſo bald als er entſtehet, Chriſtum, und waͤre er kein Glaube, wenn er das nicht thaͤ- te. Ergreifet er aber Chriſtum, ſo ergreifet er in ihm, und mit ihm alles, alle Seligkeit alle Heyls-Guͤter. Denn ob Chriſtus wol reich iſt, ſo ward er doch arm um unſert willen, auf daß wir durch ſeine Armuth reich wuͤrden. 2 Cor. 8, 9. Welchen Reich- thum Paulus Eph. 1, 3. nennet allerley geiſtlichen Segen in himmliſchen Guͤtern, da wir aus der Fuͤlle JEſu nehmen Gna- um Gnade Joh. 1, 16. welches unſer Hey- land nennet reich in GOtt ſeyn Luc. 12, 21. Und da der Glaube dieſen geiſtlichen Reich- thum bringet, und mit dem Golde vergli- chen wird 1 Pet. 1, 7. ſo heißt es davon gar nachdruͤcklich Offenb. 3, 18. Jch rathe dir, daß du Gold von mir kaufeſt, das mit Feuer durchlaͤutert iſt, daß du reich wer- deſt. e. Es werden aber die Auserwehlten nicht al- lein vom Glauben, ſondern auch von der Liebe beſchrieben. Denn weil der Glaube durch die Liebe thaͤtig iſt, Gal. 5, 6. und ſich in der Heyls-Ordnung dadurch geſchaͤftig erweiſet, ſo gedencket der Apoſtel auch der Liebe, wenn er ſaget, das Reich ſey von GOtt verheiſſen denen, die ihn lieben. 6. Die Erwehlung ſelbſt iſt nur mit dem 7. Worauf nun die Erwehlung gehe, iſt 8. Gleichwie nun daher, daß die Erweh- 9. Jm uͤbrigen iſt alhier der Parallel-Ort GOtt
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Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 3-5.
che auch reich in GOTT werden; alſo giebet
es hingegen leider viele leiblich Armen, wel-
che auch arm am Geiſte bleiben, nicht in dem
Verſtande, davon unſer Heyland Matth. 5, 3.
ſaget, und die am Geiſte Armen ſelig preiſet,
als welche ſolche ſind, die ihre geiſtliche Ar-
muth erkennen, und ihren Reichthum durch
den Glauben in Chriſto ſuchen: ſondern al-
ſo, daß ſie ſich ihre Armuth nicht zum aͤuſſer-
lichen Antriebe dienen laſſen, den wahren
Reichthum fuͤr ihre Seele zu ſuchen, viel eher
aber dieſelbe zu allerhand Ruchloſigkeit miß-
brauchen, oder doch um das Heyl ihrer See-
len unbekuͤmmert bleiben. Welche denn
gewiß die elendeſten Perſonen ſind, hier zeit-
lich und dort ewig.
c. Am Glauben reich ſeyn heißt zuvorderſt ſo
viel, als den Glauben haben, und alſo in
der Heyls-Ordnung erfunden werden. Denn,
wie gedacht, ſo gruͤndet ſich die Erwehlung
auf die Verheiſſung, oder auf das Evangeli-
um, welches dieſen Haupt-Satz in ſich hat:
Wer da glaͤubet, der ſoll ſelig werden.
Marc. 16, 26. Wenn nun dieſer Rathſchluß
GOttes von der einem zuerkennenden Selig-
keit ſoll bey iemanden zu ſeiner Application
kommen, ſo muß er im Glauben, und folglich
in der Heyls-Ordnung ſtehen, weil der Glau-
be zur Vollziehung dieſes Schluſſes in beſon-
derer Zueignung auf gewiſſe Perſonen aus-
druͤcklich erfodert wird.
d. Wer aber im Glauben ſtehet, der iſt auch im
Glauben reich. Denn der Glaube ergreif-
fet, ſo bald als er entſtehet, Chriſtum, und
waͤre er kein Glaube, wenn er das nicht thaͤ-
te. Ergreifet er aber Chriſtum, ſo ergreifet
er in ihm, und mit ihm alles, alle Seligkeit
alle Heyls-Guͤter. Denn ob Chriſtus wol
reich iſt, ſo ward er doch arm um unſert
willen, auf daß wir durch ſeine Armuth
reich wuͤrden. 2 Cor. 8, 9. Welchen Reich-
thum Paulus Eph. 1, 3. nennet allerley
geiſtlichen Segen in himmliſchen Guͤtern,
da wir aus der Fuͤlle JEſu nehmen Gna-
um Gnade Joh. 1, 16. welches unſer Hey-
land nennet reich in GOtt ſeyn Luc. 12, 21.
Und da der Glaube dieſen geiſtlichen Reich-
thum bringet, und mit dem Golde vergli-
chen wird 1 Pet. 1, 7. ſo heißt es davon gar
nachdruͤcklich Offenb. 3, 18. Jch rathe dir,
daß du Gold von mir kaufeſt, das mit
Feuer durchlaͤutert iſt, daß du reich wer-
deſt.
e. Es werden aber die Auserwehlten nicht al-
lein vom Glauben, ſondern auch von der
Liebe beſchrieben. Denn weil der Glaube
durch die Liebe thaͤtig iſt, Gal. 5, 6. und ſich
in der Heyls-Ordnung dadurch geſchaͤftig
erweiſet, ſo gedencket der Apoſtel auch der
Liebe, wenn er ſaget, das Reich ſey von GOtt
verheiſſen denen, die ihn lieben.
6. Die Erwehlung ſelbſt iſt nur mit dem
eintzigen Wort ἐξελέξατο ausgedrucket, und be-
ſtehet darinnen, daß GOTT denen, welche er,
vermoͤge ſeiner allwiſſenden Vorherſehung, in
Chriſto, als am Glauben reiche und in der Liebe
thaͤtige, das iſt, in der Heyls-Ordnung ſtehende
und darinnen beharrende erfunden hat, das
ewige Leben um Chriſti willen, den der Glaube
ergreifet, hat beſtimmet. Und ſolchergeſtalt
durch die Erwehlung die Application der all-
gemeinen Regel geſchehen, da es heißt: Wer
da glaͤubet, der ſoll ſelig werden. Marc.
16, 16.
7. Worauf nun die Erwehlung gehe, iſt
in den vorhergehenden Puncten ſchon mit ange-
zeiget; nemlich die Auserwehlten ſollen Erben
ſeyn des Reichs GOttes, nemlich des Reichs
der Herrlichkeit. Denn da ihres Glaubens
und Reichthums in demſelben alhier alſo ge-
dacht wird, daß derſelbe zur Ordnung gehoͤret,
in welcher die Erwehlung geſchehen iſt, und
ſie vermoͤge ſolcher Ordnung durch den Glau-
ben in Chriſto ſind und alſo bereits im Rei-
che der Gnaden ſtehen; ſo iſt alhier unter dem
Worte des Reichs eigentlich das Reich der
Herrlichkeit zu verſtehen. Zum Reiche der
Gnaden gelanget der Menſch nicht erſt durch
die Erwehlung, ſondern die Erwehlung ſetzet
die Gemeinſchaft am Reiche der Gnaden zum
Grunde. Denn wir haben uns die Erwehlung
nicht alſo vorzuſtellen, als hieſſe es: Du biſt
erwehlet: darum ſolſt du auch zum Glauben
und dadurch zum Reiche GOTTes gelangen?
ſintemal CHriſtus nicht ſaget: Wer da ſelig
werden ſoll, der ſoll auch glauben; als
welches auf ein abſolutum Decretum hinaus
liefe, und ſo viel anzeigete, daß ſonſt niemand
zum Glauben gelangen koͤnte, als wer da aus
abſolutem Rath erwehlet ſey: ſondern gleich-
wie unſer Heyland ſpricht: Wer da glaͤubet,
der ſoll ſelig werden: ſo muß es auch heiſ-
ſen: Du glaubeſt, oder haſt dich vermoͤge der
allgemeinen Gnade GOTTes, und des allge-
meinen Verdienſtes CHriſti durch die Wir-
ckung des Heiligen Geiſtes zum Glauben brin-
gen laſſen; und alſo, da GOTT ſolches vor-
her geſehen, ſo hat er dir auch das ewige Leben
beſtimmet, und da biſt du einer von denen, an
welchen er ſeine allgemeine Regel (wer glaubet,
der ſoll ſelig werden,) kan, will und wird zur Ap-
plication bringen.
8. Gleichwie nun daher, daß die Erweh-
lung aus Gnaden, oder um Chriſti willen ge-
ſchiehet, ſie eine Gnaden-Wahl heiſſet, und
damit alles Abſehen auf unſere eigene Wuͤr-
digkeit und Verdienſte zuruͤck geſetzet wird,
Roͤm. 11, 5. 6. alſo werden wir auch auf dieſen
Grund der Gnade von Jacobo damit gefuͤh-
ret, daß er die Auserwehlten nennet Erben
des verheiſſenen Reichs. Denn ein Erbe
verdienet nichts; ſondern er gelanget nur daher
vor andern zu einer Erbſchaft, weil er ſich zu
dem Rechte an dem Erbtheil in einem ſolchen
Stande, oder in einer ſolchen Ordnung befin-
det, welche zur Theilnehmung an dem Erbe
gehoͤret,
9. Jm uͤbrigen iſt alhier der Parallel-Ort
von der Gnaden-Wahl wohl zu mercken, welchen
wir haben 2 Theſſ. 2, 13. da Paulus ſpricht:
GOtt
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