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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 1. Erklärung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den um Christi willen. Welche mit jenen zu er-
tragen sie insgemein zu schwach sind.

9. Unter der Besuchung wird alhier über-
haupt aller treuer Beystand verstanden, der in
Rath und That bestehet. Und hätte man auch
keines von beyden für sie, so ist ihnen doch ein
freundlicher Zuspruch, und ein bezeugtes Mit-
leiden
tröstlich und erqvicklich.

10. Man kan dazu nicht kräftiger gereitzet
werden, als wenn man ausser den so ernstlichen
Geboten GOttes diesen dreyfachen Bewegungs-
Grund erweget:

a. Daß Jacobus alhier solchen Liebes-Dienst
mit zum reinen und unbefleckten Gottes-
dienste
rechnet.
b. Daß unser Heyland Matth. 25, 40. saget:
Wahrlich, ich sage euch, was ihr ge-
than habt einem unter diesen meinen
geringsten Brüdern,
(oder Schwestern,)
das habt ihr mir gethan.
c. Daß man wohl zu bedencken hat, was man
sich selbst gerne wolte gethan wissen, wenn
man an der Wittwen und Wäysen ihrer
Stelle wäre, nach dem Ausspruche Christi
Matth. 7, 12. Alles, was ihr wollet, das
euch die Leute thun sollen, das thut ihr
ihnen. Das ist das Gesetz und die Pro-
pheten.
[Spaltenumbruch]

11. Jn welchem Verstande alhier die Welt
genommen werde, und was es sey, sich von
der Welt unbefleckt behalten,
können wir
am besten sehen aus dem Orte Johannis Ep. 1.
c. 2, 15. 16. Habet nicht lieb die Welt, noch
was in der Welt ist - - denn alles, was
in der Wellt ist, nemlich des Fleisches
Lust, der Augen Lust und hoffärtiges
Leben, ist nicht vom Vater, sondern von
der Welt: und die Welt vergehet mit ih-
rer Lust,
u. f. sie lieget im argen, c. 5, 19.
daher auch ihre Freundschaft GOttes Feind-
schaft
ist. Jac. 4, 4. Dieses sich unbefleckt
behalten
nennet Paulus Röm. 12, 2. sich der
Welt nicht gleich stellen:
und Gal. 6, 14.
der Welt gecreutziget seyn; und Petrus Ep.
1. c. 4, 19. nicht mehr mit den Welt, Kindern
laufen in das wüste unordentliche Wesen.

Hingegen lautet es gar schlimm von dem Dema,
daß er die Welt wieder lieb gewonnen und
daher Paulum verlassen habe.
2 Tim. 4,
10. Und von solchen Demas-Brüdern spricht
Petrus Ep. 2. c. 2. v. 19. u. f. So sie entflo-
hen sind dem Unflat der Welt durch die
Erkenntniß des HErrn und Heylandes
JEsu Christi, werden aber wiederum in
dieselbigen geflochten und überwunden,
ist mit ihnen das letzte ärger worden,
denn das erste,
u. s. w.

Das Andere Capitel,
Darinnen
Der Apostel, nach bestrafter Ansehung der Person, und
nach eingeschärften allgemeinem Gesetze der Liebe/ die Lieblosigkeit und Un-
barmhertzigkeit bestrafet/ und wider die falsche Einbildung/ als wenn der
Glaube auch ohne die Liebe rechter Art seyn könte/ also auf einen lebendi-
gen Glauben dringet/ daß man sonderlich nach dem Exempel des gläubigen
Abrahams seine Glaubens-Gerechtigkeit durch die Gerechtigkeit des Le-
bens/ und hierinn seinen Glauben als lebendig und thätig zu
erweisen habe.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

LJeben Brüder, haltets nicht
dafür, daß der Glaube an
JEsum CHristum, unsern
HErrn der Herrlichkeit, An-
sehung der Person leide.

Anmerckungen.

1. Es ist dieses ein schönes Zeugniß von
Christi Person und Mittler-Amte, daß er heißt
unser HERR der Herrlichkeit, auf welchen
unser Glaube gerichtet seyn soll. Denn die
Worte der HErr der Herrlichkeit bezeich-
nen alhier die göttliche Natur in Christo, deren
Fülle der menschlichen in der Menschwerdung
durch die unendliche Salbung also ist mitgethei-
[Spaltenumbruch] let worden, daß in ihm die gantze Fülle der
Gottheit leibhaftig wohnete.
Col. 2, 19.
Eine iegliche göttliche Eigenschaft, als Gnade,
Gerechtigkeit, Allmacht, u. s. w. ist in GOTT
unendlich, und diese Vollkommenheiten alle zu-
sammen genommen, heissen doxa, die Herr-
lichkeit.
Und wenn Christus davon alhier be-
nennet wird, so wird damit ausser der göttlichen
Natur, nach der menschlichen sonderlich gesehen
auf den Stand seiner Erhöhung, davon er
selbst zu seinem himmlischen Vater Joh. 17, 5.
sagte: Verkläre mich, du Vater, bey dir
selbst, mit der Klarheit,
(Herrlichkeit,)
die ich bey dir hatte, ehe die Welt war.
Siehe 1 Cor. 2, 8. Da auch Paulus Christum den
HErrn der Herrlichkeit nennet.

2. Weil der Context darauf gehet, daß

man

Cap. 2. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] den um Chriſti willen. Welche mit jenen zu er-
tragen ſie insgemein zu ſchwach ſind.

9. Unter der Beſuchung wird alhier uͤber-
haupt aller treuer Beyſtand verſtanden, der in
Rath und That beſtehet. Und haͤtte man auch
keines von beyden fuͤr ſie, ſo iſt ihnen doch ein
freundlicher Zuſpruch, und ein bezeugtes Mit-
leiden
troͤſtlich und erqvicklich.

10. Man kan dazu nicht kraͤftiger gereitzet
werden, als wenn man auſſer den ſo ernſtlichen
Geboten GOttes dieſen dreyfachen Bewegungs-
Grund erweget:

a. Daß Jacobus alhier ſolchen Liebes-Dienſt
mit zum reinen und unbefleckten Gottes-
dienſte
rechnet.
b. Daß unſer Heyland Matth. 25, 40. ſaget:
Wahrlich, ich ſage euch, was ihr ge-
than habt einem unter dieſen meinen
geringſten Bruͤdern,
(oder Schweſtern,)
das habt ihr mir gethan.
c. Daß man wohl zu bedencken hat, was man
ſich ſelbſt gerne wolte gethan wiſſen, wenn
man an der Wittwen und Waͤyſen ihrer
Stelle waͤre, nach dem Ausſpruche Chriſti
Matth. 7, 12. Alles, was ihr wollet, das
euch die Leute thun ſollen, das thut ihr
ihnen. Das iſt das Geſetz und die Pro-
pheten.
[Spaltenumbruch]

11. Jn welchem Verſtande alhier die Welt
genommen werde, und was es ſey, ſich von
der Welt unbefleckt behalten,
koͤnnen wir
am beſten ſehen aus dem Orte Johannis Ep. 1.
c. 2, 15. 16. Habet nicht lieb die Welt, noch
was in der Welt iſt ‒ ‒ denn alles, was
in der Wellt iſt, nemlich des Fleiſches
Luſt, der Augen Luſt und hoffaͤrtiges
Leben, iſt nicht vom Vater, ſondern von
der Welt: und die Welt vergehet mit ih-
rer Luſt,
u. f. ſie lieget im argen, c. 5, 19.
daher auch ihre Freundſchaft GOttes Feind-
ſchaft
iſt. Jac. 4, 4. Dieſes ſich unbefleckt
behalten
nennet Paulus Roͤm. 12, 2. ſich der
Welt nicht gleich ſtellen:
und Gal. 6, 14.
der Welt gecreutziget ſeyn; und Petrus Ep.
1. c. 4, 19. nicht mehr mit den Welt, Kindern
laufen in das wuͤſte unordentliche Weſen.

Hingegen lautet es gar ſchlimm von dem Dema,
daß er die Welt wieder lieb gewonnen und
daher Paulum verlaſſen habe.
2 Tim. 4,
10. Und von ſolchen Demas-Bruͤdern ſpricht
Petrus Ep. 2. c. 2. v. 19. u. f. So ſie entflo-
hen ſind dem Unflat der Welt durch die
Erkenntniß des HErrn und Heylandes
JEſu Chriſti, werden aber wiederum in
dieſelbigen geflochten und uͤberwunden,
iſt mit ihnen das letzte aͤrger worden,
denn das erſte,
u. ſ. w.

Das Andere Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel, nach beſtrafter Anſehung der Perſon, und
nach eingeſchaͤrften allgemeinem Geſetze der Liebe/ die Liebloſigkeit und Un-
barmhertzigkeit beſtrafet/ und wider die falſche Einbildung/ als wenn der
Glaube auch ohne die Liebe rechter Art ſeyn koͤnte/ alſo auf einen lebendi-
gen Glauben dringet/ daß man ſonderlich nach dem Exempel des glaͤubigen
Abrahams ſeine Glaubens-Gerechtigkeit durch die Gerechtigkeit des Le-
bens/ und hierinn ſeinen Glauben als lebendig und thaͤtig zu
erweiſen habe.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

LJeben Bruͤder, haltets nicht
dafuͤr, daß der Glaube an
JEſum CHriſtum, unſern
HErrn der Herrlichkeit, An-
ſehung der Perſon leide.

Anmerckungen.

1. Es iſt dieſes ein ſchoͤnes Zeugniß von
Chriſti Perſon und Mittler-Amte, daß er heißt
unſer HERR der Herrlichkeit, auf welchen
unſer Glaube gerichtet ſeyn ſoll. Denn die
Worte der HErr der Herrlichkeit bezeich-
nen alhier die goͤttliche Natur in Chriſto, deren
Fuͤlle der menſchlichen in der Menſchwerdung
durch die unendliche Salbung alſo iſt mitgethei-
[Spaltenumbruch] let worden, daß in ihm die gantze Fuͤlle der
Gottheit leibhaftig wohnete.
Col. 2, 19.
Eine iegliche goͤttliche Eigenſchaft, als Gnade,
Gerechtigkeit, Allmacht, u. ſ. w. iſt in GOTT
unendlich, und dieſe Vollkommenheiten alle zu-
ſammen genommen, heiſſen δόξα, die Herr-
lichkeit.
Und wenn Chriſtus davon alhier be-
nennet wird, ſo wird damit auſſer der goͤttlichen
Natur, nach der menſchlichen ſonderlich geſehen
auf den Stand ſeiner Erhoͤhung, davon er
ſelbſt zu ſeinem himmliſchen Vater Joh. 17, 5.
ſagte: Verklaͤre mich, du Vater, bey dir
ſelbſt, mit der Klarheit,
(Herrlichkeit,)
die ich bey dir hatte, ehe die Welt war.
Siehe 1 Cor. 2, 8. Da auch Paulus Chriſtum den
HErrn der Herrlichkeit nennet.

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[447/0449] Cap. 2. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. den um Chriſti willen. Welche mit jenen zu er- tragen ſie insgemein zu ſchwach ſind. 9. Unter der Beſuchung wird alhier uͤber- haupt aller treuer Beyſtand verſtanden, der in Rath und That beſtehet. Und haͤtte man auch keines von beyden fuͤr ſie, ſo iſt ihnen doch ein freundlicher Zuſpruch, und ein bezeugtes Mit- leiden troͤſtlich und erqvicklich. 10. Man kan dazu nicht kraͤftiger gereitzet werden, als wenn man auſſer den ſo ernſtlichen Geboten GOttes dieſen dreyfachen Bewegungs- Grund erweget: a. Daß Jacobus alhier ſolchen Liebes-Dienſt mit zum reinen und unbefleckten Gottes- dienſte rechnet. b. Daß unſer Heyland Matth. 25, 40. ſaget: Wahrlich, ich ſage euch, was ihr ge- than habt einem unter dieſen meinen geringſten Bruͤdern, (oder Schweſtern,) das habt ihr mir gethan. c. Daß man wohl zu bedencken hat, was man ſich ſelbſt gerne wolte gethan wiſſen, wenn man an der Wittwen und Waͤyſen ihrer Stelle waͤre, nach dem Ausſpruche Chriſti Matth. 7, 12. Alles, was ihr wollet, das euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen. Das iſt das Geſetz und die Pro- pheten. 11. Jn welchem Verſtande alhier die Welt genommen werde, und was es ſey, ſich von der Welt unbefleckt behalten, koͤnnen wir am beſten ſehen aus dem Orte Johannis Ep. 1. c. 2, 15. 16. Habet nicht lieb die Welt, noch was in der Welt iſt ‒ ‒ denn alles, was in der Wellt iſt, nemlich des Fleiſches Luſt, der Augen Luſt und hoffaͤrtiges Leben, iſt nicht vom Vater, ſondern von der Welt: und die Welt vergehet mit ih- rer Luſt, u. f. ſie lieget im argen, c. 5, 19. daher auch ihre Freundſchaft GOttes Feind- ſchaft iſt. Jac. 4, 4. Dieſes ſich unbefleckt behalten nennet Paulus Roͤm. 12, 2. ſich der Welt nicht gleich ſtellen: und Gal. 6, 14. der Welt gecreutziget ſeyn; und Petrus Ep. 1. c. 4, 19. nicht mehr mit den Welt, Kindern laufen in das wuͤſte unordentliche Weſen. Hingegen lautet es gar ſchlimm von dem Dema, daß er die Welt wieder lieb gewonnen und daher Paulum verlaſſen habe. 2 Tim. 4, 10. Und von ſolchen Demas-Bruͤdern ſpricht Petrus Ep. 2. c. 2. v. 19. u. f. So ſie entflo- hen ſind dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heylandes JEſu Chriſti, werden aber wiederum in dieſelbigen geflochten und uͤberwunden, iſt mit ihnen das letzte aͤrger worden, denn das erſte, u. ſ. w. Das Andere Capitel, Darinnen Der Apoſtel, nach beſtrafter Anſehung der Perſon, und nach eingeſchaͤrften allgemeinem Geſetze der Liebe/ die Liebloſigkeit und Un- barmhertzigkeit beſtrafet/ und wider die falſche Einbildung/ als wenn der Glaube auch ohne die Liebe rechter Art ſeyn koͤnte/ alſo auf einen lebendi- gen Glauben dringet/ daß man ſonderlich nach dem Exempel des glaͤubigen Abrahams ſeine Glaubens-Gerechtigkeit durch die Gerechtigkeit des Le- bens/ und hierinn ſeinen Glauben als lebendig und thaͤtig zu erweiſen habe. V. 1. LJeben Bruͤder, haltets nicht dafuͤr, daß der Glaube an JEſum CHriſtum, unſern HErrn der Herrlichkeit, An- ſehung der Perſon leide. Anmerckungen. 1. Es iſt dieſes ein ſchoͤnes Zeugniß von Chriſti Perſon und Mittler-Amte, daß er heißt unſer HERR der Herrlichkeit, auf welchen unſer Glaube gerichtet ſeyn ſoll. Denn die Worte der HErr der Herrlichkeit bezeich- nen alhier die goͤttliche Natur in Chriſto, deren Fuͤlle der menſchlichen in der Menſchwerdung durch die unendliche Salbung alſo iſt mitgethei- let worden, daß in ihm die gantze Fuͤlle der Gottheit leibhaftig wohnete. Col. 2, 19. Eine iegliche goͤttliche Eigenſchaft, als Gnade, Gerechtigkeit, Allmacht, u. ſ. w. iſt in GOTT unendlich, und dieſe Vollkommenheiten alle zu- ſammen genommen, heiſſen δόξα, die Herr- lichkeit. Und wenn Chriſtus davon alhier be- nennet wird, ſo wird damit auſſer der goͤttlichen Natur, nach der menſchlichen ſonderlich geſehen auf den Stand ſeiner Erhoͤhung, davon er ſelbſt zu ſeinem himmliſchen Vater Joh. 17, 5. ſagte: Verklaͤre mich, du Vater, bey dir ſelbſt, mit der Klarheit, (Herrlichkeit,) die ich bey dir hatte, ehe die Welt war. Siehe 1 Cor. 2, 8. Da auch Paulus Chriſtum den HErrn der Herrlichkeit nennet. 2. Weil der Context darauf gehet, daß man

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/449>, abgerufen am 25.11.2024.