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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 1. Erklärung des Briefes Jaeobi.
[Spaltenumbruch]

7. Was den Namen Christi betrift, so ist
dabey zu mercken:

a. Die grammatische Bedeutung, nach wel-
cher er so viel heißt, als der Gesalbte, und
wird damit von den Griechen das Hebräische
Wort [khyshm], Meßias, ausgedrucket.
b. Die ausdrückliche Benennung im alten
Testamente 2 Sam 23, 1. Psalm 2, 2. 6. Dan.
9, 25. Siehe auch Ps. 45, 8. Hebr. 1, 10.
c. Das Vorbild im alten Testamente an den
gesalbeten Priestern, sonderlich dem ho-
hen
Priester 2 B. Mos. 30, 21. u. f. 40, 12. u. f.
3 B. Mos. 4, 3. 5. 17. da der Hohepriester
genant wird [khyshmh] o Khristos, unctus der
Gesalbte, der Meßias im Vorbilde. Ferner
an den Königen, insonderheit am David, und
am Salomon, 1 Sam. 16, 13. 1 Kön. 1, 34.
39. da ihrer Salbung gedacht wird; an eini-
gen Propheten, sonderlich dem gesalbeten
Elisa 1 Kön. 19, 15. 16.
d. Die Sache selbst, worauf die Salbung
gehet, nemlich auf die Mittheilung aller
Fülle der göttlichen Herrlichkeit,
nach
welcher in Christo der menschlichen Natur nach
wohnet die gantze Fülle der Gottheit
somatikos, leibhaftig, nach aller Würcklich-
keit und Realität. Col. 1, 19. c. 2, 9.
e. Der daher entstehende Nachdruck im Ge-
genbilde,
oder in dem Mittler-Amte Christi,
darinnen Christus nicht allein nach seiner Gott-
heit, sondern auch nach seiner gesalbten
Menschheit, vermöge der Salbung, ist unser
Hohepriester, König und Prophet: und
zwar also, daß er darinnen das Werck unserer
Seligkeit hat gegründet, angefangen und
vollendet, auch noch ferner zum Siege hinaus
führet. Wodurch er sich auch als wahren
GOtt, oder einen wahren GOtt-Menschen,
erwiesen hat.
f. Der zur Bezeichnung dieses Nachdrucks vor-
kommende öftere Gebrauch: da dieser Na-
me allein in den Paulinischen Briefen bey an-
derthalb hundert mal vorkömmt.

8. Bey dem Worte kurios, HErr, ist fol-
gendes sonderlich zu mercken:

a. Es haben die Griechischen Interpretes durch
dieses Wort den wesentlichen Namen GOttes,
Jehovah, übersetzet: daher desselben Ge-
brauch so oft im neuen Testamente vorkömmt.
b. Das Wort Jehovah wird durch und durch
in den Schriften des alten Testaments mit ei-
ner sonderlichen Zueignung am allermeisten
von dem Sohne GOttes gebrauchet: wie ich
Tom. II. Caussae Dei p. 463. u. f. mit meh-
rern erwiesen habe. Und eben daher kömmt
auch der mehrere Gebrauch des Worts kurios,
HERR, im neuen Testamente von Christo,
nicht allein in den aus jenen angeführten Oer-
tern, darinnen das Wort Jehovah stehet, son-
dern auch sonst; also daß es darinnen bey fünf
hundert mal, und allein in den Paulinischen
Briefen bey dreyhundert mal gelesen wird.
c. Da es nun ein Wort ist, womit die göttliche
Natur Christi aufs allernachdrücklichste be-
zeichnet wird, so haben wir an demselben einen
[Spaltenumbruch] so vielfachen Erweis von seiner wahren Gott-
heit, so oft es von ihm vorkömmt.

9 Wir haben nun hiebey sonderlich auf die
Application dieser drey so herrlichen Namen
unsers Heylandes zu sehen, und zwar erstlich zur
Stärckung des Glaubens:

a. Gleichwie der Name HErr auf die göttliche,
und der Name Christus auf die menschliche
Natur, als welche eigentlich ist gesalbet wor-
den, in der damit bezeichneten gantzen Person
Christi gehet: also zeiget das Wort JEsus,
Seligmacher, das gantze Geschäfte, oder
Werck, der Wiederbringung unsers Heyls
an, damit er, der Sohn GOttes, nach besagten
beyden Naturen hat zu thun gehabt.
b. Der Name JEsus, Seligmacher, zeiget
an die Sache selbst, wohin bey unserm Hey-
lande alles gegangen ist, und noch gehet, nem-
lich das Heyl und die Seligkeit: das Wort
Christus aber die Art und Weise, welche
zur Ausführung solches Zwecks und Werckes
nöthig gewesen ist, nemlich die Salbung,
welche geschehen ist in der Annehmung der
menschlichen Natur; und in deroselben Verei-
nigung mit der göttlichen, welche mit dem
Worte HErr bezeichnet wird, und sich in
dem Wercke der Seligmachung selbst aufs
kräftigste erweiset. Es sind demnach Worte,
welche uns auf den rechten Grund unsers
Glaubens weisen.
c. Die drey Worte machen sonderlich diesen
Satz aus: der HErr JEsus ist der Christ,
das ist, der wahre Meßias: auf welchen Satz
es bey der Bekehrung der Juden zu Christo
sonderlich ankam. Daher Johannes, Ep. 4, 1.
spricht: Wer da gläubet, daß JEsus sey
der Christ, der ist von GOtt geboren.

10. Zur ferneren Application, oder zum
Wachsthum in der wahren Gottseligkeit;
sollen uns diese so herrliche Namen folgender ge-
stalt dienen.

a. Da niemand JEsum einen HErrn nen-
nen kan ohne durch den Heiligen Geist

1 Cor. 12, 3. nemlich aus gläubigem Hertzen, und
nach der Wahrheit: so haben wir uns, in der
Gemeinschaft des Namens Christi, von dem
Heiligen Geiste salben und zum Glauben
bringen zu lassen, damit wir nicht seyn mögen
unter denen, welche nur mit dem Munde
HErr! HErr! sagen, aber dagegen werden
anhören müssen: Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel-
thäter.
Mtth. 7, 22, 23.
b. Wer nun im wahren Glauben an Christum
stehet, der saget billig mit beständiger Anbe-
tung: mein HErr! und mein GOtt! wie
Thomas Joh. 20, 28.
c. Gleichwie das Christenthum an sich selbst
rechtschaffen und leicht ist, so ist es auch ein
recht gesegneter und seliger Stand: Recht-
schaffen
ist, nach dem Grunde der Salbung,
welche die wahren Glieder Christi, als Chri-
sten von ihrem Haupte, Christo haben. Und
weil sie, als mitgesalbete, aus seiner Fülle
nehmen Gnade und um Gnade
Joh. 1,
16. so
H h h 2
Cap. 1. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jaeobi.
[Spaltenumbruch]

7. Was den Namen Chriſti betrift, ſo iſt
dabey zu mercken:

a. Die grammatiſche Bedeutung, nach wel-
cher er ſo viel heißt, als der Geſalbte, und
wird damit von den Griechen das Hebraͤiſche
Wort [חישמ], Meßias, ausgedrucket.
b. Die ausdruͤckliche Benennung im alten
Teſtamente 2 Sam 23, 1. Pſalm 2, 2. 6. Dan.
9, 25. Siehe auch Pſ. 45, 8. Hebr. 1, 10.
c. Das Vorbild im alten Teſtamente an den
geſalbeten Prieſtern, ſonderlich dem ho-
hen
Prieſter 2 B. Moſ. 30, 21. u. f. 40, 12. u. f.
3 B. Moſ. 4, 3. 5. 17. da der Hoheprieſter
genant wird [חישמה] ὁ Χριστὸς, unctus der
Geſalbte, der Meßias im Vorbilde. Ferner
an den Koͤnigen, inſonderheit am David, und
am Salomon, 1 Sam. 16, 13. 1 Koͤn. 1, 34.
39. da ihrer Salbung gedacht wird; an eini-
gen Propheten, ſonderlich dem geſalbeten
Eliſa 1 Koͤn. 19, 15. 16.
d. Die Sache ſelbſt, worauf die Salbung
gehet, nemlich auf die Mittheilung aller
Fuͤlle der goͤttlichen Herrlichkeit,
nach
welcher in Chriſto der menſchlichen Natur nach
wohnet die gantze Fuͤlle der Gottheit
σωματικῶς, leibhaftig, nach aller Wuͤrcklich-
keit und Realitaͤt. Col. 1, 19. c. 2, 9.
e. Der daher entſtehende Nachdruck im Ge-
genbilde,
oder in dem Mittler-Amte Chriſti,
darinnen Chriſtus nicht allein nach ſeiner Gott-
heit, ſondern auch nach ſeiner geſalbten
Menſchheit, vermoͤge der Salbung, iſt unſer
Hoheprieſter, Koͤnig und Prophet: und
zwar alſo, daß er darinnen das Werck unſerer
Seligkeit hat gegruͤndet, angefangen und
vollendet, auch noch ferner zum Siege hinaus
fuͤhret. Wodurch er ſich auch als wahren
GOtt, oder einen wahren GOtt-Menſchen,
erwieſen hat.
f. Der zur Bezeichnung dieſes Nachdrucks vor-
kommende oͤftere Gebrauch: da dieſer Na-
me allein in den Pauliniſchen Briefen bey an-
derthalb hundert mal vorkoͤmmt.

8. Bey dem Worte κύριος, HErr, iſt fol-
gendes ſonderlich zu mercken:

a. Es haben die Griechiſchen Interpretes durch
dieſes Wort den weſentlichen Namen GOttes,
Jehovah, uͤberſetzet: daher deſſelben Ge-
brauch ſo oft im neuen Teſtamente vorkoͤmmt.
b. Das Wort Jehovah wird durch und durch
in den Schriften des alten Teſtaments mit ei-
ner ſonderlichen Zueignung am allermeiſten
von dem Sohne GOttes gebrauchet: wie ich
Tom. II. Cauſſæ Dei p. 463. u. f. mit meh-
rern erwieſen habe. Und eben daher koͤmmt
auch der mehreꝛe Gebrauch des Worts κύριος,
HERR, im neuen Teſtamente von Chriſto,
nicht allein in den aus jenen angefuͤhrten Oer-
tern, darinnen das Wort Jehovah ſtehet, ſon-
dern auch ſonſt; alſo daß es darinnen bey fuͤnf
hundert mal, und allein in den Pauliniſchen
Briefen bey dreyhundert mal geleſen wird.
c. Da es nun ein Wort iſt, womit die goͤttliche
Natur Chriſti aufs allernachdruͤcklichſte be-
zeichnet wird, ſo haben wir an demſelben einen
[Spaltenumbruch] ſo vielfachen Erweis von ſeiner wahren Gott-
heit, ſo oft es von ihm vorkoͤmmt.

9 Wir haben nun hiebey ſonderlich auf die
Application dieſer drey ſo herrlichen Namen
unſers Heylandes zu ſehen, und zwar erſtlich zur
Staͤrckung des Glaubens:

a. Gleichwie der Name HErr auf die goͤttliche,
und der Name Chriſtus auf die menſchliche
Natur, als welche eigentlich iſt geſalbet wor-
den, in der damit bezeichneten gantzen Perſon
Chriſti gehet: alſo zeiget das Wort JEſus,
Seligmacher, das gantze Geſchaͤfte, oder
Werck, der Wiederbringung unſers Heyls
an, damit er, der Sohn GOttes, nach beſagten
beyden Naturen hat zu thun gehabt.
b. Der Name JEſus, Seligmacher, zeiget
an die Sache ſelbſt, wohin bey unſerm Hey-
lande alles gegangen iſt, und noch gehet, nem-
lich das Heyl und die Seligkeit: das Wort
Chriſtus aber die Art und Weiſe, welche
zur Ausfuͤhrung ſolches Zwecks und Werckes
noͤthig geweſen iſt, nemlich die Salbung,
welche geſchehen iſt in der Annehmung der
menſchlichen Natur; und in deroſelben Verei-
nigung mit der goͤttlichen, welche mit dem
Worte HErr bezeichnet wird, und ſich in
dem Wercke der Seligmachung ſelbſt aufs
kraͤftigſte erweiſet. Es ſind demnach Worte,
welche uns auf den rechten Grund unſers
Glaubens weiſen.
c. Die drey Worte machen ſonderlich dieſen
Satz aus: der HErr JEſus iſt der Chriſt,
das iſt, der wahre Meßias: auf welchen Satz
es bey der Bekehrung der Juden zu Chriſto
ſonderlich ankam. Daher Johannes, Ep. 4, 1.
ſpricht: Wer da glaͤubet, daß JEſus ſey
der Chriſt, der iſt von GOtt geboren.

10. Zur ferneren Application, oder zum
Wachsthum in der wahren Gottſeligkeit;
ſollen uns dieſe ſo herrliche Namen folgender ge-
ſtalt dienen.

a. Da niemand JEſum einen HErrn nen-
nen kan ohne durch den Heiligen Geiſt

1 Cor. 12, 3. nemlich aus glaͤubigem Hertzen, und
nach der Wahrheit: ſo haben wir uns, in der
Gemeinſchaft des Namens Chriſti, von dem
Heiligen Geiſte ſalben und zum Glauben
bringen zu laſſen, damit wir nicht ſeyn moͤgen
unter denen, welche nur mit dem Munde
HErr! HErr! ſagen, aber dagegen werden
anhoͤren muͤſſen: Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel-
thaͤter.
Mtth. 7, 22, 23.
b. Wer nun im wahren Glauben an Chriſtum
ſtehet, der ſaget billig mit beſtaͤndiger Anbe-
tung: mein HErr! und mein GOtt! wie
Thomas Joh. 20, 28.
c. Gleichwie das Chriſtenthum an ſich ſelbſt
rechtſchaffen und leicht iſt, ſo iſt es auch ein
recht geſegneter und ſeliger Stand: Recht-
ſchaffen
iſt, nach dem Grunde der Salbung,
welche die wahren Glieder Chriſti, als Chri-
ſten von ihrem Haupte, Chriſto haben. Und
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[427/0429] Cap. 1. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jaeobi. 7. Was den Namen Chriſti betrift, ſo iſt dabey zu mercken: a. Die grammatiſche Bedeutung, nach wel- cher er ſo viel heißt, als der Geſalbte, und wird damit von den Griechen das Hebraͤiſche Wort חישמ, Meßias, ausgedrucket. b. Die ausdruͤckliche Benennung im alten Teſtamente 2 Sam 23, 1. Pſalm 2, 2. 6. Dan. 9, 25. Siehe auch Pſ. 45, 8. Hebr. 1, 10. c. Das Vorbild im alten Teſtamente an den geſalbeten Prieſtern, ſonderlich dem ho- hen Prieſter 2 B. Moſ. 30, 21. u. f. 40, 12. u. f. 3 B. Moſ. 4, 3. 5. 17. da der Hoheprieſter genant wird חישמה ὁ Χριστὸς, unctus der Geſalbte, der Meßias im Vorbilde. Ferner an den Koͤnigen, inſonderheit am David, und am Salomon, 1 Sam. 16, 13. 1 Koͤn. 1, 34. 39. da ihrer Salbung gedacht wird; an eini- gen Propheten, ſonderlich dem geſalbeten Eliſa 1 Koͤn. 19, 15. 16. d. Die Sache ſelbſt, worauf die Salbung gehet, nemlich auf die Mittheilung aller Fuͤlle der goͤttlichen Herrlichkeit, nach welcher in Chriſto der menſchlichen Natur nach wohnet die gantze Fuͤlle der Gottheit σωματικῶς, leibhaftig, nach aller Wuͤrcklich- keit und Realitaͤt. Col. 1, 19. c. 2, 9. e. Der daher entſtehende Nachdruck im Ge- genbilde, oder in dem Mittler-Amte Chriſti, darinnen Chriſtus nicht allein nach ſeiner Gott- heit, ſondern auch nach ſeiner geſalbten Menſchheit, vermoͤge der Salbung, iſt unſer Hoheprieſter, Koͤnig und Prophet: und zwar alſo, daß er darinnen das Werck unſerer Seligkeit hat gegruͤndet, angefangen und vollendet, auch noch ferner zum Siege hinaus fuͤhret. Wodurch er ſich auch als wahren GOtt, oder einen wahren GOtt-Menſchen, erwieſen hat. f. Der zur Bezeichnung dieſes Nachdrucks vor- kommende oͤftere Gebrauch: da dieſer Na- me allein in den Pauliniſchen Briefen bey an- derthalb hundert mal vorkoͤmmt. 8. Bey dem Worte κύριος, HErr, iſt fol- gendes ſonderlich zu mercken: a. Es haben die Griechiſchen Interpretes durch dieſes Wort den weſentlichen Namen GOttes, Jehovah, uͤberſetzet: daher deſſelben Ge- brauch ſo oft im neuen Teſtamente vorkoͤmmt. b. Das Wort Jehovah wird durch und durch in den Schriften des alten Teſtaments mit ei- ner ſonderlichen Zueignung am allermeiſten von dem Sohne GOttes gebrauchet: wie ich Tom. II. Cauſſæ Dei p. 463. u. f. mit meh- rern erwieſen habe. Und eben daher koͤmmt auch der mehreꝛe Gebrauch des Worts κύριος, HERR, im neuen Teſtamente von Chriſto, nicht allein in den aus jenen angefuͤhrten Oer- tern, darinnen das Wort Jehovah ſtehet, ſon- dern auch ſonſt; alſo daß es darinnen bey fuͤnf hundert mal, und allein in den Pauliniſchen Briefen bey dreyhundert mal geleſen wird. c. Da es nun ein Wort iſt, womit die goͤttliche Natur Chriſti aufs allernachdruͤcklichſte be- zeichnet wird, ſo haben wir an demſelben einen ſo vielfachen Erweis von ſeiner wahren Gott- heit, ſo oft es von ihm vorkoͤmmt. 9 Wir haben nun hiebey ſonderlich auf die Application dieſer drey ſo herrlichen Namen unſers Heylandes zu ſehen, und zwar erſtlich zur Staͤrckung des Glaubens: a. Gleichwie der Name HErr auf die goͤttliche, und der Name Chriſtus auf die menſchliche Natur, als welche eigentlich iſt geſalbet wor- den, in der damit bezeichneten gantzen Perſon Chriſti gehet: alſo zeiget das Wort JEſus, Seligmacher, das gantze Geſchaͤfte, oder Werck, der Wiederbringung unſers Heyls an, damit er, der Sohn GOttes, nach beſagten beyden Naturen hat zu thun gehabt. b. Der Name JEſus, Seligmacher, zeiget an die Sache ſelbſt, wohin bey unſerm Hey- lande alles gegangen iſt, und noch gehet, nem- lich das Heyl und die Seligkeit: das Wort Chriſtus aber die Art und Weiſe, welche zur Ausfuͤhrung ſolches Zwecks und Werckes noͤthig geweſen iſt, nemlich die Salbung, welche geſchehen iſt in der Annehmung der menſchlichen Natur; und in deroſelben Verei- nigung mit der goͤttlichen, welche mit dem Worte HErr bezeichnet wird, und ſich in dem Wercke der Seligmachung ſelbſt aufs kraͤftigſte erweiſet. Es ſind demnach Worte, welche uns auf den rechten Grund unſers Glaubens weiſen. c. Die drey Worte machen ſonderlich dieſen Satz aus: der HErr JEſus iſt der Chriſt, das iſt, der wahre Meßias: auf welchen Satz es bey der Bekehrung der Juden zu Chriſto ſonderlich ankam. Daher Johannes, Ep. 4, 1. ſpricht: Wer da glaͤubet, daß JEſus ſey der Chriſt, der iſt von GOtt geboren. 10. Zur ferneren Application, oder zum Wachsthum in der wahren Gottſeligkeit; ſollen uns dieſe ſo herrliche Namen folgender ge- ſtalt dienen. a. Da niemand JEſum einen HErrn nen- nen kan ohne durch den Heiligen Geiſt 1 Cor. 12, 3. nemlich aus glaͤubigem Hertzen, und nach der Wahrheit: ſo haben wir uns, in der Gemeinſchaft des Namens Chriſti, von dem Heiligen Geiſte ſalben und zum Glauben bringen zu laſſen, damit wir nicht ſeyn moͤgen unter denen, welche nur mit dem Munde HErr! HErr! ſagen, aber dagegen werden anhoͤren muͤſſen: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel- thaͤter. Mtth. 7, 22, 23. b. Wer nun im wahren Glauben an Chriſtum ſtehet, der ſaget billig mit beſtaͤndiger Anbe- tung: mein HErr! und mein GOtt! wie Thomas Joh. 20, 28. c. Gleichwie das Chriſtenthum an ſich ſelbſt rechtſchaffen und leicht iſt, ſo iſt es auch ein recht geſegneter und ſeliger Stand: Recht- ſchaffen iſt, nach dem Grunde der Salbung, welche die wahren Glieder Chriſti, als Chri- ſten von ihrem Haupte, Chriſto haben. Und weil ſie, als mitgeſalbete, aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade und um Gnade Joh. 1, 16. ſo H h h 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/429>, abgerufen am 25.11.2024.