[Spaltenumbruch]
und seinen Namen mit Glauben, Loben und mit einem heiligen Leben zu verherrlichen. Auf wel- che geistliche Opfer schon bereits die Gläubigen im alten Testamente sind gewiesen worden; wie man siehet Ps. 50, 23. 51, 18. u. f. 68, 31. 32. 116, 17. Hos. 14, 3. Siehe auch Röm. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9. Offenb. 1, 5. 6. 5, 9. 10.
2. Es ist zwar allerdinge an dem, daß die leiblichen Opfer des alten Testaments die geist- liche Opfer der Christen des neuen Testaments vorgebildet haben: aber keines weges allein; wie einige, welche die eigentliche Satisfaction Christi, oder sein Versöhnopfer verleugnen, oder doch gantz verdunckeln, gar irrig vorgeben. Daß die Haupt-Absicht auf das eintzige Versöhnopfer Christi gegangen sey, das hat der Apostel eben in diesem Briefe mit Fleiß, wie wir vorher gesehen haben, behauptet.
3. Gleichwie wir alle Gnade, alles Heyl und allen Segen von GOtt durch Christum um seines Versöhnopfers willen empfangen: al- so muß auch hinwiderum alles Lobopfer durch ihn GOtt gebracht werden, damit es GOTT recht angenehm sey: nemlich also, daß wir GOtt dancken im Namen Christi, in der gläubigen Zu- versicht, er werde sich unser Danckopfer, ob es gleich in Ansehung unserer noch so unvollkommen ist, um Christi willen gnädiglich gefallen lassen. Darum spricht Paulus Eph. 5, 20. Saget Danck allezeit für alles GOtt und dem Va- ter in dem Namen unsers HErrn JEsu Christi. Siehe auch Coloss. 3, 17. 1 Thessal. 5, 18.
4. Es ist aber wohl zu mercken, daß man das Lobopfer GOtt bringen soll allezeit. Und also will GOtt eine Beharrung und Bestän- digkeit in seinem Dienste haben.
5. Und diese Beharrung im Lobe GOt- tes ist soviel möglicher, soviel weniger es auf die Bekenntniß der Lippen allein ankömmt: als welche man nicht allezeit zum förmlichen Lobe GOttes gebrauchen kan: da denn, wenn dieses sich nicht hören lässet, theils das Hertz, als ein beständiger Danck-Altar, theils auch das gantze Leben ein wirckliches Lob GOttes in sich halten muß.
6. Ob es nun gleich bey dem wahren Lobe GOttes eigentlich auf das Hertze und auf das Leben ankömmt: so soll man doch auch zu gewis- sen Zeiten den Leib mit seinen Gliedern, sonder- lich den Mund, auch dazu gebrauchen: wie man ja wol mit gutem Fuge sich gar eines leblosen mu- sicalischen Instruments dazu bedienet. Es ir- ren demnach diejenigen, die nur alles allein aufs innere führen.
V. 16.
Wohl zu thun und mitzutheilen (den Dürftigen, sonderlich den um der Wahrheit wil- len vertriebenen v. 1.) vergesset nicht: denn solche Opfer gefallen GOtt wohl (als eine Frucht des Glaubens: wie er sie denn auch aus Gnaden reichlich zu vergelten versprochen hat: welche Verheissung von unserm Heylande in An- sehung seiner Glieder bekannt ist Matth. 25. als [Spaltenumbruch]
da er bezeuget, wie daß er, was ihnen widerfäh- ret, ansehen wolle, als sey es ihm selbst gesche- hen.)
Anmerckung.
Der Dienst GOttes muß allezeit mit der thätigen Liebe gegen den Nächsten verknü- pfet seyn. Wie wir sehen, daß Paulus beydes alhier, in Ansehung der Verbindung, worinnen dieser Vers mit dem vorhergehenden stehet, aufs genaueste zusammen füget. Siehe Phil. 4, 18 da Paulus die Gutthätigkeit einen süssen Ge- ruch, ein angenehmes und GOtt wohlge- fälliges Opfer, nennet. Man conferire fer- ner 1 Cor. 8. 9. Gal. 6, 9. 10. u. s. w.
V. 17.
Gehorchet euren Lehrern (egoumenois, Führern und Vorstehern v. 7.) und folget ih- nen, (wie denn ein richtiger Gehorsam auch besser ist, als ein bloß leibliches Opfer 1 Sam. 15, 22.) denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür (an jenem Tage vor dem Richter-Stuhl des Ertz-Hirten) geben sol- len, aufdaß sie das mit Freuden thun, und nicht mit Seufzen, (welche ein Zeichen wie ih- res innerlichen Kummers, also auch des Ungehor- sams der Zuhörer sind.) Denn das ist euch nicht gut.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier gar sein bey einander sowol die Pfiicht der Lehrer, und der Zuhörer; als auch das, was sie auf beyden Theilen zur ge- treuen Pflichts-Leistung bewegen soll, und kan. Wie denn GOtt keinen blinden Gehorsam von uns fordert, sondern uns zur Ausübung solche Pflichten vorschreibet, wozu uns, ausser seinem Befehl, auch sonst die wichtigsten Ursachen antrei- ben sollen und können.
2. Die Pflicht der Lehrer ist, daß sie über die Seelen ihrer Zuhörer wachen: und also sind sie geistliche Wächter: wie sie auch Ezech. 3, 18. c. 33, 7. 10. genennet werden. Die- ses Wächter-Amt hat bey den Hirten zum Erun- de, daß sie selbst nicht im Schlafe der Sünden liegen. Denn wo dieses ist, so sind sie zu solchem Amte theils ungeschickt, theils untreue; ob sie gleich in solchem ihrem naturlichen Zustande viel wahres und gutes vortragen können; damit es aber noch gar nicht ausgemachet ist. Stehen sie aber in einer geistlichen Wachsamkeit bey sich selbst, so befinden sie sich so denn dergestalt bey ihrer Gemeine auf ihrer Hut und Wache, daß sie wohl Achtung geben, wie es theils um die gantze Heer- de, theils auch darinnen um diese und jene See- len insonderheit stehe. Und nach dem sie solchen Zustand finden, nach dem richten sie ihre geistliche Vorsorge und Handlungen ein.
3. Was sie dazu bewegen soll und kan, ist die schwere Rechenschaft, welche sie dem Ertz- Hirten dermaleins von der Verwahrlosung geben sollen. Denn dieser will der Zuhörer Blut, das ist die Schuld ihrer Verdammniß, von der Lehrer ihren Händen fordern Ezech. 3, 18. u. f. c. 33, 7. u. f. Wer nun selbst nicht will ewig verloren ge-
hen,
G g g
Cap. 13. v. 15-17. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
und ſeinen Namen mit Glauben, Loben und mit einem heiligen Leben zu verherrlichen. Auf wel- che geiſtliche Opfer ſchon bereits die Glaͤubigen im alten Teſtamente ſind gewieſen worden; wie man ſiehet Pſ. 50, 23. 51, 18. u. f. 68, 31. 32. 116, 17. Hoſ. 14, 3. Siehe auch Roͤm. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9. Offenb. 1, 5. 6. 5, 9. 10.
2. Es iſt zwar allerdinge an dem, daß die leiblichen Opfer des alten Teſtaments die geiſt- liche Opfer der Chriſten des neuen Teſtaments vorgebildet haben: aber keines weges allein; wie einige, welche die eigentliche Satisfaction Chriſti, oder ſein Verſoͤhnopfer verleugnen, oder doch gantz verdunckeln, gar irrig vorgeben. Daß die Haupt-Abſicht auf das eintzige Verſoͤhnopfer Chriſti gegangen ſey, das hat der Apoſtel eben in dieſem Briefe mit Fleiß, wie wir vorher geſehen haben, behauptet.
3. Gleichwie wir alle Gnade, alles Heyl und allen Segen von GOtt durch Chriſtum um ſeines Verſoͤhnopfers willen empfangen: al- ſo muß auch hinwiderum alles Lobopfer durch ihn GOtt gebracht werden, damit es GOTT recht angenehm ſey: nemlich alſo, daß wir GOtt dancken im Namen Chriſti, in der glaͤubigen Zu- verſicht, er werde ſich unſer Danckopfer, ob es gleich in Anſehung unſerer noch ſo unvollkommen iſt, um Chriſti willen gnaͤdiglich gefallen laſſen. Darum ſpricht Paulus Eph. 5, 20. Saget Danck allezeit fuͤr alles GOtt und dem Va- ter in dem Namen unſers HErrn JEſu Chriſti. Siehe auch Coloſſ. 3, 17. 1 Theſſal. 5, 18.
4. Es iſt aber wohl zu mercken, daß man das Lobopfer GOtt bringen ſoll allezeit. Und alſo will GOtt eine Beharrung und Beſtaͤn- digkeit in ſeinem Dienſte haben.
5. Und dieſe Beharrung im Lobe GOt- tes iſt ſoviel moͤglicher, ſoviel weniger es auf die Bekenntniß der Lippen allein ankoͤmmt: als welche man nicht allezeit zum foͤrmlichen Lobe GOttes gebrauchen kan: da denn, wenn dieſes ſich nicht hoͤren laͤſſet, theils das Hertz, als ein beſtaͤndiger Danck-Altar, theils auch das gantze Leben ein wirckliches Lob GOttes in ſich halten muß.
6. Ob es nun gleich bey dem wahren Lobe GOttes eigentlich auf das Hertze und auf das Leben ankoͤmmt: ſo ſoll man doch auch zu gewiſ- ſen Zeiten den Leib mit ſeinen Gliedern, ſonder- lich den Mund, auch dazu gebrauchen: wie man ja wol mit gutem Fuge ſich gar eines lebloſen mu- ſicaliſchen Inſtruments dazu bedienet. Es ir- ren demnach diejenigen, die nur alles allein aufs innere fuͤhren.
V. 16.
Wohl zu thun und mitzutheilen (den Duͤrftigen, ſonderlich den um der Wahrheit wil- len vertriebenen v. 1.) vergeſſet nicht: denn ſolche Opfer gefallen GOtt wohl (als eine Frucht des Glaubens: wie er ſie denn auch aus Gnaden reichlich zu vergelten verſprochen hat: welche Verheiſſung von unſerm Heylande in An- ſehung ſeiner Glieder bekannt iſt Matth. 25. als [Spaltenumbruch]
da er bezeuget, wie daß er, was ihnen widerfaͤh- ret, anſehen wolle, als ſey es ihm ſelbſt geſche- hen.)
Anmerckung.
Der Dienſt GOttes muß allezeit mit der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten verknuͤ- pfet ſeyn. Wie wir ſehen, daß Paulus beydes alhier, in Anſehung der Verbindung, worinnen dieſer Vers mit dem vorhergehenden ſtehet, aufs genaueſte zuſammen fuͤget. Siehe Phil. 4, 18 da Paulus die Gutthaͤtigkeit einen ſuͤſſen Ge- ruch, ein angenehmes und GOtt wohlge- faͤlliges Opfer, nennet. Man conferire fer- ner 1 Cor. 8. 9. Gal. 6, 9. 10. u. ſ. w.
V. 17.
Gehorchet euren Lehrern (ἡγουμένοις, Fuͤhrern und Vorſtehern v. 7.) und folget ih- nen, (wie denn ein richtiger Gehorſam auch beſſer iſt, als ein bloß leibliches Opfer 1 Sam. 15, 22.) denn ſie wachen uͤber eure Seelen, als die da Rechenſchaft dafuͤr (an jenem Tage vor dem Richter-Stuhl des Ertz-Hirten) geben ſol- len, aufdaß ſie das mit Freuden thun, und nicht mit Seufzen, (welche ein Zeichen wie ih- res innerlichen Kummers, alſo auch des Ungehor- ſams der Zuhoͤrer ſind.) Denn das iſt euch nicht gut.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier gar ſein bey einander ſowol die Pfiicht der Lehrer, und der Zuhoͤrer; als auch das, was ſie auf beyden Theilen zur ge- treuen Pflichts-Leiſtung bewegen ſoll, und kan. Wie denn GOtt keinen blinden Gehorſam von uns fordert, ſondern uns zur Ausuͤbung ſolche Pflichten vorſchreibet, wozu uns, auſſer ſeinem Befehl, auch ſonſt die wichtigſten Urſachen antrei- ben ſollen und koͤnnen.
2. Die Pflicht der Lehrer iſt, daß ſie uͤber die Seelen ihrer Zuhoͤrer wachen: und alſo ſind ſie geiſtliche Waͤchter: wie ſie auch Ezech. 3, 18. c. 33, 7. 10. genennet werden. Die- ſes Waͤchter-Amt hat bey den Hirten zum Erun- de, daß ſie ſelbſt nicht im Schlafe der Suͤnden liegen. Denn wo dieſes iſt, ſo ſind ſie zu ſolchem Amte theils ungeſchickt, theils untreue; ob ſie gleich in ſolchem ihrem naturlichen Zuſtande viel wahres und gutes vortragen koͤnnen; damit es aber noch gar nicht ausgemachet iſt. Stehen ſie aber in einer geiſtlichen Wachſamkeit bey ſich ſelbſt, ſo befinden ſie ſich ſo denn deꝛgeſtalt bey ihrer Gemeine auf ihrer Hut und Wache, daß ſie wohl Achtung geben, wie es theils um die gantze Heer- de, theils auch darinnen um dieſe und jene See- len inſonderheit ſtehe. Und nach dem ſie ſolchen Zuſtand finden, nach dem richten ſie ihre geiſtliche Vorſorge und Handlungen ein.
3. Was ſie dazu bewegen ſoll und kan, iſt die ſchwere Rechenſchaft, welche ſie dem Ertz- Hirten dermaleins von der Verwahrloſung geben ſollen. Denn dieſer will der Zuhoͤrer Blut, das iſt die Schuld ihrer Verdammniß, von der Lehrer ihren Haͤnden fordern Ezech. 3, 18. u. f. c. 33, 7. u. f. Wer nun ſelbſt nicht will ewig verloren ge-
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G g g
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[417/0419]
Cap. 13. v. 15-17. an die Hebraͤer.
und ſeinen Namen mit Glauben, Loben und mit
einem heiligen Leben zu verherrlichen. Auf wel-
che geiſtliche Opfer ſchon bereits die Glaͤubigen
im alten Teſtamente ſind gewieſen worden; wie
man ſiehet Pſ. 50, 23. 51, 18. u. f. 68, 31. 32. 116, 17.
Hoſ. 14, 3. Siehe auch Roͤm. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9.
Offenb. 1, 5. 6. 5, 9. 10.
2. Es iſt zwar allerdinge an dem, daß die
leiblichen Opfer des alten Teſtaments die geiſt-
liche Opfer der Chriſten des neuen Teſtaments
vorgebildet haben: aber keines weges allein;
wie einige, welche die eigentliche Satisfaction
Chriſti, oder ſein Verſoͤhnopfer verleugnen, oder
doch gantz verdunckeln, gar irrig vorgeben. Daß
die Haupt-Abſicht auf das eintzige Verſoͤhnopfer
Chriſti gegangen ſey, das hat der Apoſtel eben in
dieſem Briefe mit Fleiß, wie wir vorher geſehen
haben, behauptet.
3. Gleichwie wir alle Gnade, alles Heyl
und allen Segen von GOtt durch Chriſtum
um ſeines Verſoͤhnopfers willen empfangen: al-
ſo muß auch hinwiderum alles Lobopfer durch
ihn GOtt gebracht werden, damit es GOTT
recht angenehm ſey: nemlich alſo, daß wir GOtt
dancken im Namen Chriſti, in der glaͤubigen Zu-
verſicht, er werde ſich unſer Danckopfer, ob es
gleich in Anſehung unſerer noch ſo unvollkommen
iſt, um Chriſti willen gnaͤdiglich gefallen laſſen.
Darum ſpricht Paulus Eph. 5, 20. Saget
Danck allezeit fuͤr alles GOtt und dem Va-
ter in dem Namen unſers HErrn JEſu
Chriſti. Siehe auch Coloſſ. 3, 17. 1 Theſſal.
5, 18.
4. Es iſt aber wohl zu mercken, daß man
das Lobopfer GOtt bringen ſoll allezeit. Und
alſo will GOtt eine Beharrung und Beſtaͤn-
digkeit in ſeinem Dienſte haben.
5. Und dieſe Beharrung im Lobe GOt-
tes iſt ſoviel moͤglicher, ſoviel weniger es auf die
Bekenntniß der Lippen allein ankoͤmmt: als
welche man nicht allezeit zum foͤrmlichen Lobe
GOttes gebrauchen kan: da denn, wenn dieſes
ſich nicht hoͤren laͤſſet, theils das Hertz, als ein
beſtaͤndiger Danck-Altar, theils auch das gantze
Leben ein wirckliches Lob GOttes in ſich halten
muß.
6. Ob es nun gleich bey dem wahren Lobe
GOttes eigentlich auf das Hertze und auf das
Leben ankoͤmmt: ſo ſoll man doch auch zu gewiſ-
ſen Zeiten den Leib mit ſeinen Gliedern, ſonder-
lich den Mund, auch dazu gebrauchen: wie man
ja wol mit gutem Fuge ſich gar eines lebloſen mu-
ſicaliſchen Inſtruments dazu bedienet. Es ir-
ren demnach diejenigen, die nur alles allein aufs
innere fuͤhren.
V. 16.
Wohl zu thun und mitzutheilen (den
Duͤrftigen, ſonderlich den um der Wahrheit wil-
len vertriebenen v. 1.) vergeſſet nicht: denn
ſolche Opfer gefallen GOtt wohl (als eine
Frucht des Glaubens: wie er ſie denn auch aus
Gnaden reichlich zu vergelten verſprochen hat:
welche Verheiſſung von unſerm Heylande in An-
ſehung ſeiner Glieder bekannt iſt Matth. 25. als
da er bezeuget, wie daß er, was ihnen widerfaͤh-
ret, anſehen wolle, als ſey es ihm ſelbſt geſche-
hen.)
Anmerckung.
Der Dienſt GOttes muß allezeit mit der
thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten verknuͤ-
pfet ſeyn. Wie wir ſehen, daß Paulus beydes
alhier, in Anſehung der Verbindung, worinnen
dieſer Vers mit dem vorhergehenden ſtehet, aufs
genaueſte zuſammen fuͤget. Siehe Phil. 4, 18
da Paulus die Gutthaͤtigkeit einen ſuͤſſen Ge-
ruch, ein angenehmes und GOtt wohlge-
faͤlliges Opfer, nennet. Man conferire fer-
ner 1 Cor. 8. 9. Gal. 6, 9. 10. u. ſ. w.
V. 17.
Gehorchet euren Lehrern (ἡγουμένοις,
Fuͤhrern und Vorſtehern v. 7.) und folget ih-
nen, (wie denn ein richtiger Gehorſam auch beſſer
iſt, als ein bloß leibliches Opfer 1 Sam. 15, 22.)
denn ſie wachen uͤber eure Seelen, als die
da Rechenſchaft dafuͤr (an jenem Tage vor
dem Richter-Stuhl des Ertz-Hirten) geben ſol-
len, aufdaß ſie das mit Freuden thun, und
nicht mit Seufzen, (welche ein Zeichen wie ih-
res innerlichen Kummers, alſo auch des Ungehor-
ſams der Zuhoͤrer ſind.) Denn das iſt euch nicht
gut.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier gar ſein bey einander
ſowol die Pfiicht der Lehrer, und der Zuhoͤrer;
als auch das, was ſie auf beyden Theilen zur ge-
treuen Pflichts-Leiſtung bewegen ſoll, und kan.
Wie denn GOtt keinen blinden Gehorſam von
uns fordert, ſondern uns zur Ausuͤbung ſolche
Pflichten vorſchreibet, wozu uns, auſſer ſeinem
Befehl, auch ſonſt die wichtigſten Urſachen antrei-
ben ſollen und koͤnnen.
2. Die Pflicht der Lehrer iſt, daß ſie
uͤber die Seelen ihrer Zuhoͤrer wachen: und
alſo ſind ſie geiſtliche Waͤchter: wie ſie auch
Ezech. 3, 18. c. 33, 7. 10. genennet werden. Die-
ſes Waͤchter-Amt hat bey den Hirten zum Erun-
de, daß ſie ſelbſt nicht im Schlafe der Suͤnden
liegen. Denn wo dieſes iſt, ſo ſind ſie zu ſolchem
Amte theils ungeſchickt, theils untreue; ob ſie
gleich in ſolchem ihrem naturlichen Zuſtande viel
wahres und gutes vortragen koͤnnen; damit es
aber noch gar nicht ausgemachet iſt. Stehen ſie
aber in einer geiſtlichen Wachſamkeit bey ſich
ſelbſt, ſo befinden ſie ſich ſo denn deꝛgeſtalt bey ihrer
Gemeine auf ihrer Hut und Wache, daß ſie wohl
Achtung geben, wie es theils um die gantze Heer-
de, theils auch darinnen um dieſe und jene See-
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Zuſtand finden, nach dem richten ſie ihre geiſtliche
Vorſorge und Handlungen ein.
3. Was ſie dazu bewegen ſoll und kan, iſt
die ſchwere Rechenſchaft, welche ſie dem Ertz-
Hirten dermaleins von der Verwahrloſung geben
ſollen. Denn dieſer will der Zuhoͤrer Blut, das
iſt die Schuld ihrer Verdammniß, von der Lehrer
ihren Haͤnden fordern Ezech. 3, 18. u. f. c. 33, 7.
u. f. Wer nun ſelbſt nicht will ewig verloren ge-
hen,
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/419>, abgerufen am 27.07.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.