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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 12. v. 14-17. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] unsern Nächsten, die andere auf uns selbst. Je
mehr diese geübet wird, ie besser gehet auch jene
von statten.

2. Es gehöret eine grosse Weisheit und eine
genaue Bewahrung des Gewissens dazu, daß man
weder aus Menschen-Furcht etwas mit Wercken
unterlasse, oder mit Worten verschweige, was
doch zu thun und zu reden ist: noch auch etwas
thue oder rede, daraus nur Unfriede entstehet,
und entweder gar hätte unterlassen werden, oder
doch auf eine erträglichere Art hätte gethan, oder
geredet werden können.

3. Zur Erläuterung der ersten Worte vom
Frieden hat man sonderlich folgende Oerter wohl
zu erwegen: Matth. 5, 9. Selig sind die Fried-
fertigen
(eirenopoioi, sonderlich die Frieden-
Stifter) denn sie werden GOttes Kinder
heissen.
Röm. 12, 18. Jsts müglich, so viel
an euch ist, so habet mit allen Menschen
Friede.
Eph. 4, 3. Seyd fleißig zu halten
die Einigkeit im Geiste durch das Band des
Friedens.
1 Pet. 3, 11. Wer leben will, und
gute Tage sehen - - der suche Frieden und
jage ihm nach.
Siehe auch Marc. 9, 50.
2 Cor. 13, 11.

4. Die Unmöglichkeit, ohne Heiligung
den HErrn zu sehen, lieget darinn, daß GOtt
vollkommen heilig, der Mensch aber von Natur
höchst unheilig ist, und des Ebenbildes GOttes
ermangelt, und also unmöglich in solchem Zustan-
de zu GOtt kommen kan. Dannenhero auch
unser Heyland saget Matth. 18, 3. Wahrlich,
ich sage euch, es sey denn, daß ihr euch um-
kehret, und werdet, wie die Kinder, so
werdet ihr nicht in das Himmel-Reich kom-
men.
Und Joh. 3, 3. Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch, es sey denn, daß iemand von
neuen geboren werde, sonst kan er das Reich
GOttes nicht sehen.
Siehe auch 1 Pet. 1, 15.
16. Nach dem, der euch berufen hat und
heilig ist, seyd auch ihr heilig in allem eurem
Wandel. Denn es stehet geschrieben
(3 B.
Mos. 11, 44. 19, 2.) Jhr solt heilig seyn, denn
ich bin heilig.
Von Nachjagung der Heili-
gung selbst, siehe sonderlich 2 Cor. 7, 1.

V. 15.

Und sehet darauf, (wenn man zuvorderst
dabey auf sich selbst siehet: als in welcher Ord-
nung man auch auf seinen Neben-Christen zu
sehen hat) daß nicht iemand GOttes Gnade
versäume
(sonderlich daß nicht iemand, der sie
bereits wircklich angenommen hat, mit Verle-
tzung des guten Gewissens und des Friedens und
mit Versäumung der Heiligung dieselbe wider
verliere und im Laufe anderer zurück bliebe, ja gar
wieder aus dem Stande der Gnaden verfalle, durch
Betrug der Sünden verstocket werde, und ab-
trete von dem lebendigen GOtt. c. 2, 1. 2. 13. c. 3, 12.
c. 4, 1. 11. 12. 13.) daß nicht etwa eine bittere
Wurtzel
(5 B. Mos. 19, 28.) aufwachse (we-
der ein grosser Jrrthum in der Lehre, noch ein Aer-
gerniß im Leben entstehe) und Unfriede (Zerrüt-
tung in der Gemeine) anrichte, und viele durch
dieselbe verunreiniget werden
(wie denn ein
[Spaltenumbruch] wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuret
Gal. 5, 9. und irrige verführische Lehre um sich
greifet, wie ein Krebs 2 Tim. 2, 17.)

V. 16. 17.

(Sehet ferner darauf) Daß nicht iemand
sey ein Hurer,
(vielweniger ein Ehebrecher, so
viel ihr solches durch Zureden verhindern könnet,
wenn ihr mercket, daß iemand dazu sonderlich ge-
neiget ist und gereitzet wird) oder ein Gottlo-
ser
(auf eine Ruchlosigkeit, oder frechen und eit-
len Sinn verfalle) wie Esau (der erstgeborne
Sohn Jsaacs) der um einer (mias, einer ein-
tzigen und dazu gar geringen) Speise willen,
seine erste Geburt
(ta prototokia, die Rechte
und Vorzüge der ersten Geburt, als da war die
Herrschaft in der Väterlichen Familie, mit einer
gedoppelten Portion in der Erbschaft und die
Direction des Gottesdienstes, oder das Prie-
sterthum) verkaufte (5 B. Mos. 25, 33. u. f.)
Wisset aber (Gr. Denn ihr wisset, und also
kan euch das, was ihr wisset, bewegen, euch vor
dergleichen Sünde zu hüten und andere zu war-
nen) daß er hernach, da er den (nach den
Vorzügen der ersten Geburt eingerichteten Pro-
phetischen) Segen (von seinem Vater Jsaac)
ererben wolte, verworfen ist (nicht von der
Seligkeit und auf ewig, sondern nur also, daß
er die für seine Nachkommen erwartete und erbe-
tene Vorrechte nicht überkommen hat) Denn er
fand
(bey seinem Vater, den Jsaac) keinen
Raum zur Busse
(daß er sich des dem Jacob
ertheilten Segens der ersten Geburt hätte leid
seyn lassen, und ihn widerrufen, und denselben
dagegen dem Esau ertheilet) wiewol er sie (die
Busse, oder Reue, nemlich bey dem Vater, nicht
aber bey GOTT) mit Thränen suchte (aber
zu späte, nachdem Jacob den für die erste Geburt
gegebnen Segen schon weg hatte. 1 B. Mos. 27,
35. u. f.)

Anmerckungen.

1. Nachdem GOtt die Opfer eingesetzet
hatte, so sind dieselbe zuvorderst von dem Haupte
der Familie, von Adam selbst, verrichtet worden.
Nach mehrer Ausbreitung des menschlichen Ge-
schlechts war dieses hernach das Amt der Erstge-
bornen, an welcher Stelle zur Zeit Mosis die Le-
viten und aus ihnen sonderlich die Priester des
Aaronischen Geschlechts genommen wurden.
Und also war bey der ersten Geburt die Würde
des Priesterthums; nicht weniger auch der
Herrschaft über die Familie nebst einem grossen
Vorzug am Väterlichen Erbe; welche zum
wenigsten auf die gedoppelte Portion ging. Und
solcher gestalt hatte das Recht der ersten Geburt
vieles auf sich, wie an sich selbst, also auch, und
fürnemlich in Ansehung des Meßiä, welchen die
Erstgebornen, sonderlich in den Patriarchalischen
Familien, repraesentirten, als Vorbilder.
Welches den Patriarchen wohl bekannt war,
und auch ihren Kindern ohn Zweifel ist einge-
schärfet worden.

2. Da nun Esau das Recht seiner ersten
Geburt an Jacob verkaufte, und zwar um ein

ge-
E e e

Cap. 12. v. 14-17. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] unſern Naͤchſten, die andere auf uns ſelbſt. Je
mehr dieſe geuͤbet wird, ie beſſer gehet auch jene
von ſtatten.

2. Es gehoͤret eine groſſe Weisheit und eine
genaue Bewahrung des Gewiſſens dazu, daß man
weder aus Menſchen-Furcht etwas mit Wercken
unterlaſſe, oder mit Worten verſchweige, was
doch zu thun und zu reden iſt: noch auch etwas
thue oder rede, daraus nur Unfriede entſtehet,
und entweder gar haͤtte unterlaſſen werden, oder
doch auf eine ertraͤglichere Art haͤtte gethan, oder
geredet werden koͤnnen.

3. Zur Erlaͤuterung der erſten Worte vom
Frieden hat man ſonderlich folgende Oerter wohl
zu erwegen: Matth. 5, 9. Selig ſind die Fried-
fertigen
(ἐιρηνοποιοὶ, ſonderlich die Frieden-
Stifter) denn ſie werden GOttes Kinder
heiſſen.
Roͤm. 12, 18. Jſts muͤglich, ſo viel
an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen
Friede.
Eph. 4, 3. Seyd fleißig zu halten
die Einigkeit im Geiſte durch das Band des
Friedens.
1 Pet. 3, 11. Wer leben will, und
gute Tage ſehen ‒ ‒ der ſuche Frieden und
jage ihm nach.
Siehe auch Marc. 9, 50.
2 Cor. 13, 11.

4. Die Unmoͤglichkeit, ohne Heiligung
den HErrn zu ſehen, lieget darinn, daß GOtt
vollkommen heilig, der Menſch aber von Natur
hoͤchſt unheilig iſt, und des Ebenbildes GOttes
ermangelt, und alſo unmoͤglich in ſolchem Zuſtan-
de zu GOtt kommen kan. Dannenhero auch
unſer Heyland ſaget Matth. 18, 3. Wahrlich,
ich ſage euch, es ſey denn, daß ihr euch um-
kehret, und werdet, wie die Kinder, ſo
werdet ihr nicht in das Himmel-Reich kom-
men.
Und Joh. 3, 3. Wahrlich, wahrlich,
ich ſage euch, es ſey denn, daß iemand von
neuen geboren werde, ſonſt kan er das Reich
GOttes nicht ſehen.
Siehe auch 1 Pet. 1, 15.
16. Nach dem, der euch berufen hat und
heilig iſt, ſeyd auch ihr heilig in allem eurem
Wandel. Denn es ſtehet geſchrieben
(3 B.
Moſ. 11, 44. 19, 2.) Jhr ſolt heilig ſeyn, denn
ich bin heilig.
Von Nachjagung der Heili-
gung ſelbſt, ſiehe ſonderlich 2 Cor. 7, 1.

V. 15.

Und ſehet darauf, (wenn man zuvorderſt
dabey auf ſich ſelbſt ſiehet: als in welcher Ord-
nung man auch auf ſeinen Neben-Chriſten zu
ſehen hat) daß nicht iemand GOttes Gnade
verſaͤume
(ſonderlich daß nicht iemand, der ſie
bereits wircklich angenommen hat, mit Verle-
tzung des guten Gewiſſens und des Friedens und
mit Verſaͤumung der Heiligung dieſelbe wider
verliere und im Laufe anderer zuruͤck bliebe, ja gar
wieder aus dem Stande der Gnaden verfalle, duꝛch
Betrug der Suͤnden verſtocket werde, und ab-
trete von dem lebendigen GOtt. c. 2, 1. 2. 13. c. 3, 12.
c. 4, 1. 11. 12. 13.) daß nicht etwa eine bittere
Wurtzel
(5 B. Moſ. 19, 28.) aufwachſe (we-
der ein groſſer Jrrthum in der Lehre, noch ein Aer-
gerniß im Leben entſtehe) und Unfriede (Zerruͤt-
tung in der Gemeine) anrichte, und viele durch
dieſelbe verunreiniget werden
(wie denn ein
[Spaltenumbruch] wenig Sauerteig den gantzen Teig verſaͤuret
Gal. 5, 9. und irrige verfuͤhriſche Lehre um ſich
greifet, wie ein Krebs 2 Tim. 2, 17.)

V. 16. 17.

(Sehet ferner darauf) Daß nicht iemand
ſey ein Hurer,
(vielweniger ein Ehebrecher, ſo
viel ihr ſolches durch Zureden verhindern koͤnnet,
wenn ihr mercket, daß iemand dazu ſonderlich ge-
neiget iſt und gereitzet wird) oder ein Gottlo-
ſer
(auf eine Ruchloſigkeit, oder frechen und eit-
len Sinn verfalle) wie Eſau (der erſtgeborne
Sohn Jſaacs) der um einer (μιᾶς, einer ein-
tzigen und dazu gar geringen) Speiſe willen,
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gedoppelten Portion in der Erbſchaft und die
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ſterthum) verkaufte (5 B. Moſ. 25, 33. u. f.)
Wiſſet aber (Gr. Denn ihr wiſſet, und alſo
kan euch das, was ihr wiſſet, bewegen, euch vor
dergleichen Suͤnde zu huͤten und andere zu war-
nen) daß er hernach, da er den (nach den
Vorzuͤgen der erſten Geburt eingerichteten Pro-
phetiſchen) Segen (von ſeinem Vater Jſaac)
ererben wolte, verworfen iſt (nicht von der
Seligkeit und auf ewig, ſondern nur alſo, daß
er die fuͤr ſeine Nachkommen erwartete und erbe-
tene Vorrechte nicht uͤberkommen hat) Denn er
fand
(bey ſeinem Vater, den Jſaac) keinen
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(daß er ſich des dem Jacob
ertheilten Segens der erſten Geburt haͤtte leid
ſeyn laſſen, und ihn widerrufen, und denſelben
dagegen dem Eſau ertheilet) wiewol er ſie (die
Buſſe, oder Reue, nemlich bey dem Vater, nicht
aber bey GOTT) mit Thraͤnen ſuchte (aber
zu ſpaͤte, nachdem Jacob den fuͤr die erſte Geburt
gegebnen Segen ſchon weg hatte. 1 B. Moſ. 27,
35. u. f.)

Anmerckungen.

1. Nachdem GOtt die Opfer eingeſetzet
hatte, ſo ſind dieſelbe zuvorderſt von dem Haupte
der Familie, von Adam ſelbſt, verrichtet worden.
Nach mehrer Ausbreitung des menſchlichen Ge-
ſchlechts war dieſes hernach das Amt der Erſtge-
bornen, an welcher Stelle zur Zeit Moſis die Le-
viten und aus ihnen ſonderlich die Prieſter des
Aaroniſchen Geſchlechts genommen wurden.
Und alſo war bey der erſten Geburt die Wuͤrde
des Prieſterthums; nicht weniger auch der
Herrſchaft uͤber die Familie nebſt einem groſſen
Vorzug am Vaͤterlichen Erbe; welche zum
wenigſten auf die gedoppelte Portion ging. Und
ſolcher geſtalt hatte das Recht der erſten Geburt
vieles auf ſich, wie an ſich ſelbſt, alſo auch, und
fuͤrnemlich in Anſehung des Meßiaͤ, welchen die
Erſtgebornen, ſonderlich in den Patriarchaliſchen
Familien, repræſentirten, als Vorbilder.
Welches den Patriarchen wohl bekannt war,
und auch ihren Kindern ohn Zweifel iſt einge-
ſchaͤrfet worden.

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Geburt an Jacob verkaufte, und zwar um ein

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[401/0403] Cap. 12. v. 14-17. an die Hebraͤer. unſern Naͤchſten, die andere auf uns ſelbſt. Je mehr dieſe geuͤbet wird, ie beſſer gehet auch jene von ſtatten. 2. Es gehoͤret eine groſſe Weisheit und eine genaue Bewahrung des Gewiſſens dazu, daß man weder aus Menſchen-Furcht etwas mit Wercken unterlaſſe, oder mit Worten verſchweige, was doch zu thun und zu reden iſt: noch auch etwas thue oder rede, daraus nur Unfriede entſtehet, und entweder gar haͤtte unterlaſſen werden, oder doch auf eine ertraͤglichere Art haͤtte gethan, oder geredet werden koͤnnen. 3. Zur Erlaͤuterung der erſten Worte vom Frieden hat man ſonderlich folgende Oerter wohl zu erwegen: Matth. 5, 9. Selig ſind die Fried- fertigen (ἐιρηνοποιοὶ, ſonderlich die Frieden- Stifter) denn ſie werden GOttes Kinder heiſſen. Roͤm. 12, 18. Jſts muͤglich, ſo viel an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen Friede. Eph. 4, 3. Seyd fleißig zu halten die Einigkeit im Geiſte durch das Band des Friedens. 1 Pet. 3, 11. Wer leben will, und gute Tage ſehen ‒ ‒ der ſuche Frieden und jage ihm nach. Siehe auch Marc. 9, 50. 2 Cor. 13, 11. 4. Die Unmoͤglichkeit, ohne Heiligung den HErrn zu ſehen, lieget darinn, daß GOtt vollkommen heilig, der Menſch aber von Natur hoͤchſt unheilig iſt, und des Ebenbildes GOttes ermangelt, und alſo unmoͤglich in ſolchem Zuſtan- de zu GOtt kommen kan. Dannenhero auch unſer Heyland ſaget Matth. 18, 3. Wahrlich, ich ſage euch, es ſey denn, daß ihr euch um- kehret, und werdet, wie die Kinder, ſo werdet ihr nicht in das Himmel-Reich kom- men. Und Joh. 3, 3. Wahrlich, wahrlich, ich ſage euch, es ſey denn, daß iemand von neuen geboren werde, ſonſt kan er das Reich GOttes nicht ſehen. Siehe auch 1 Pet. 1, 15. 16. Nach dem, der euch berufen hat und heilig iſt, ſeyd auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es ſtehet geſchrieben (3 B. Moſ. 11, 44. 19, 2.) Jhr ſolt heilig ſeyn, denn ich bin heilig. Von Nachjagung der Heili- gung ſelbſt, ſiehe ſonderlich 2 Cor. 7, 1. V. 15. Und ſehet darauf, (wenn man zuvorderſt dabey auf ſich ſelbſt ſiehet: als in welcher Ord- nung man auch auf ſeinen Neben-Chriſten zu ſehen hat) daß nicht iemand GOttes Gnade verſaͤume (ſonderlich daß nicht iemand, der ſie bereits wircklich angenommen hat, mit Verle- tzung des guten Gewiſſens und des Friedens und mit Verſaͤumung der Heiligung dieſelbe wider verliere und im Laufe anderer zuruͤck bliebe, ja gar wieder aus dem Stande der Gnaden verfalle, duꝛch Betrug der Suͤnden verſtocket werde, und ab- trete von dem lebendigen GOtt. c. 2, 1. 2. 13. c. 3, 12. c. 4, 1. 11. 12. 13.) daß nicht etwa eine bittere Wurtzel (5 B. Moſ. 19, 28.) aufwachſe (we- der ein groſſer Jrrthum in der Lehre, noch ein Aer- gerniß im Leben entſtehe) und Unfriede (Zerruͤt- tung in der Gemeine) anrichte, und viele durch dieſelbe verunreiniget werden (wie denn ein wenig Sauerteig den gantzen Teig verſaͤuret Gal. 5, 9. und irrige verfuͤhriſche Lehre um ſich greifet, wie ein Krebs 2 Tim. 2, 17.) V. 16. 17. (Sehet ferner darauf) Daß nicht iemand ſey ein Hurer, (vielweniger ein Ehebrecher, ſo viel ihr ſolches durch Zureden verhindern koͤnnet, wenn ihr mercket, daß iemand dazu ſonderlich ge- neiget iſt und gereitzet wird) oder ein Gottlo- ſer (auf eine Ruchloſigkeit, oder frechen und eit- len Sinn verfalle) wie Eſau (der erſtgeborne Sohn Jſaacs) der um einer (μιᾶς, einer ein- tzigen und dazu gar geringen) Speiſe willen, ſeine erſte Geburt (τὰ πρωτοτόκια, die Rechte und Vorzuͤge der erſten Geburt, als da war die Herrſchaft in der Vaͤterlichen Familie, mit einer gedoppelten Portion in der Erbſchaft und die Direction des Gottesdienſtes, oder das Prie- ſterthum) verkaufte (5 B. Moſ. 25, 33. u. f.) Wiſſet aber (Gr. Denn ihr wiſſet, und alſo kan euch das, was ihr wiſſet, bewegen, euch vor dergleichen Suͤnde zu huͤten und andere zu war- nen) daß er hernach, da er den (nach den Vorzuͤgen der erſten Geburt eingerichteten Pro- phetiſchen) Segen (von ſeinem Vater Jſaac) ererben wolte, verworfen iſt (nicht von der Seligkeit und auf ewig, ſondern nur alſo, daß er die fuͤr ſeine Nachkommen erwartete und erbe- tene Vorrechte nicht uͤberkommen hat) Denn er fand (bey ſeinem Vater, den Jſaac) keinen Raum zur Buſſe (daß er ſich des dem Jacob ertheilten Segens der erſten Geburt haͤtte leid ſeyn laſſen, und ihn widerrufen, und denſelben dagegen dem Eſau ertheilet) wiewol er ſie (die Buſſe, oder Reue, nemlich bey dem Vater, nicht aber bey GOTT) mit Thraͤnen ſuchte (aber zu ſpaͤte, nachdem Jacob den fuͤr die erſte Geburt gegebnen Segen ſchon weg hatte. 1 B. Moſ. 27, 35. u. f.) Anmerckungen. 1. Nachdem GOtt die Opfer eingeſetzet hatte, ſo ſind dieſelbe zuvorderſt von dem Haupte der Familie, von Adam ſelbſt, verrichtet worden. Nach mehrer Ausbreitung des menſchlichen Ge- ſchlechts war dieſes hernach das Amt der Erſtge- bornen, an welcher Stelle zur Zeit Moſis die Le- viten und aus ihnen ſonderlich die Prieſter des Aaroniſchen Geſchlechts genommen wurden. Und alſo war bey der erſten Geburt die Wuͤrde des Prieſterthums; nicht weniger auch der Herrſchaft uͤber die Familie nebſt einem groſſen Vorzug am Vaͤterlichen Erbe; welche zum wenigſten auf die gedoppelte Portion ging. Und ſolcher geſtalt hatte das Recht der erſten Geburt vieles auf ſich, wie an ſich ſelbſt, alſo auch, und fuͤrnemlich in Anſehung des Meßiaͤ, welchen die Erſtgebornen, ſonderlich in den Patriarchaliſchen Familien, repræſentirten, als Vorbilder. Welches den Patriarchen wohl bekannt war, und auch ihren Kindern ohn Zweifel iſt einge- ſchaͤrfet worden. 2. Da nun Eſau das Recht ſeiner erſten Geburt an Jacob verkaufte, und zwar um ein ge- E e e

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/403>, abgerufen am 25.11.2024.