Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 11. v. 3. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
nünftig urtheilenden unter allen Völckern ieder-zeit für eine Grund-Wahrheit ist gehalten wor- den und noch gehalten wird. Können wir aber aus dem Lichte der Natur das göttliche Wesen erweisen, und darthun, daß dieses unter an- dern wesentlichen Eigenschaften in einem freyen, gütigen und allmächtigen Willen bestehe; dieser Wille aber sich wircksam muß erwiesen haben, so sehen wir ja den Grund von der Schöpfung: an- derer Vernunfts-Gründe itzo nicht zu geden- cken. 3. Zwar pfleget man zu sagen, nach der 4. Dem irrigen Verstande des gedachten 5. Ob denn nun gleich das Werck der 6. Durch das Wort GOttes kan alhier 7. Mit dem Worte katerti sthai, ist fertig Luft B b b 3
Cap. 11. v. 3. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
nuͤnftig urtheilenden unter allen Voͤlckern ieder-zeit fuͤr eine Grund-Wahrheit iſt gehalten wor- den und noch gehalten wird. Koͤnnen wir aber aus dem Lichte der Natur das goͤttliche Weſen erweiſen, und darthun, daß dieſes unter an- dern weſentlichen Eigenſchaften in einem freyen, guͤtigen und allmaͤchtigen Willen beſtehe; dieſer Wille aber ſich wirckſam muß erwieſen haben, ſo ſehen wir ja den Grund von der Schoͤpfung: an- derer Vernunfts-Gruͤnde itzo nicht zu geden- cken. 3. Zwar pfleget man zu ſagen, nach der 4. Dem irrigen Verſtande des gedachten 5. Ob denn nun gleich das Werck der 6. Durch das Wort GOttes kan alhier 7. Mit dem Worte κατηρτί σϑαι, iſt fertig Luft B b b 3
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Cap. 11. v. 3. an die Hebraͤer.
nuͤnftig urtheilenden unter allen Voͤlckern ieder-
zeit fuͤr eine Grund-Wahrheit iſt gehalten wor-
den und noch gehalten wird. Koͤnnen wir aber
aus dem Lichte der Natur das goͤttliche Weſen
erweiſen, und darthun, daß dieſes unter an-
dern weſentlichen Eigenſchaften in einem freyen,
guͤtigen und allmaͤchtigen Willen beſtehe; dieſer
Wille aber ſich wirckſam muß erwieſen haben, ſo
ſehen wir ja den Grund von der Schoͤpfung: an-
derer Vernunfts-Gruͤnde itzo nicht zu geden-
cken.
3. Zwar pfleget man zu ſagen, nach der
Vernunft heiſſe es: Ex nihilo nihil ſit, aus
nichts wird nichts; und alſo koͤnne man aus
dem Lichte der Natur die Schoͤpfung nicht er-
weiſen. Allein man muß bey dieſem philoſo-
phiſchen axiomate das wahre von dem falſchen
wohl unterſcheiden. Wahr iſt darinnen dieſes,
daß das, was nichts iſt, nicht etwas, und alſo
eine Materie, daraus etwas anders wird, ſeyn
koͤnne; als welches contradictoriſch waͤre.
Wahr iſt es auch, daß das, was nichts iſt, nicht
natuͤrlicher Weiſe, und von ſich ſelbſt zu etwas,
das wircklich iſt, werden koͤnne. Aber falſch und
unvernuͤnftig iſt es zu ſagen, daß, da nichts iſt,
durch eine allmaͤchtige Ober-Kraft, nicht koͤnne
etwas entſtehen, das iſt, erſchaffen werden.
Hingegen iſt vernuͤnftig zu ſagen, daß, da eine
weiſe und freye Obermacht, das iſt, GOTT iſt,
und aus dem Lichte der Natur gar wohl erkannt
werden kan, dieſe machen koͤnne, auch wirck-
lich gemachet habe, daß, da auſſer ihr ſelbſt
nichts war, durch ihren freyen und allmaͤchtigen
Willen alles entſtanden ſey. Jn welchem Ver-
ſtande wir mit Recht ſagen, daß alles aus nichts,
das iſt, da ſonſt nichts war, alles worden und
alſo erſchaffen ſey.
4. Dem irrigen Verſtande des gedachten
Philoſopiſchen axiomatis, ex ni hilo nihil fit,
aus nichts wird nichts ſetzet man billig ent-
gegen dieſe beyde philoſophiſche Grund-
Wahrheiten: nihil poteſt eſſe Cauſſa ſui ipſius,
nichts kan ſich ſelbſt hervorbringen; und
daher muß alles von einer hoͤchſten und indepen-
denten Urſache, das iſt von einer Cauſſa libera,
einer einen unendlichen Verſtand und eine un-
endliche Allmacht habenden freyen Urſache, oder
Urheber entſtanden ſeyn. Jmgleichen dieſes axi-
oma: non datur regreſſus cauſſarum &
effectuum in inſinitum; nec per lineam rectam
nec per cir culum, d. i. man kan in der Ordnung
der exiſtir enden Dinge nicht von dem, was ent-
ſtanden iſt, auf das, woher es entſtanden, unendlich
zuruͤck gehen, ſondern man muß endlich bey einer
weiſen, freyen, und allmaͤchtigen Urſache, das iſt
bey GOtt, ſtehen bleiben. Dazu ſetzet man bil-
lig das dritte axioma: nihil poteſt eſſe inde-
pendens, niſi ſit naturæ infinitæ, perfectiſſimæ
& eminentiſſimæ, das iſt, nichts kan indepen-
dent, oder von ſich ſelbſt von Ewigkeit her ſeyn, es
ſey denn eines unendlichen, oder vollkommenen
Weſens: welches kein vernuͤnftiger Menſch von
der ſichtbaren Welt ſagen kan. Wer dieſe drey
axiomata recht verſtehet; und recht zu gebrau-
chen weiß, der kan die Schoͤpfung gar wohl aus
dem Lichte der Natur erweiſen, ſo wohl als die
Lehre von der Exiſtentz und dem Weſen GOt-
tes ſelbſt. Den der Lateiniſchen Sprache kundi-
gen und zur Erwegung abſtracter Dinge nicht
ungeſchickten Leſer verweiſe ich auf den erſten
Tomum meiner Cauſſæ Dei, ſonderlich editio-
nis ſecundæ; als welchen ich den Atheiſten und
ihren Patronis, den falſchen Philoſophis der
alten und neuern Zeiten, mit ausfuͤhrlicher Abhan-
delung dieſer Materie entgegen geſetzet habe:
5. Ob denn nun gleich das Werck der
Schoͤpfung aus dem Lichte der Natur gar wohl
und recht demonſtraviſch erkannt werden kan;
ſo bleibet es doch nichts deſto weniger ein groſſer
Glaubens-Articul, wie die Lehre von GOtt
ſelbſt. Denn ſo erweislich als die Exiſtentz und
das Weſen GOttes, und deſſen freye und all-
maͤchtige Schoͤpfungs-Kraft gleich iſt; ſo unbe-
greiflich bleibet doch alles unſerm ſchwachen Ver-
ſtande, was es mit dem goͤttlichen Weſen und
mit der allmaͤchtigen Schoͤpfung fuͤr eine Be-
ſchaffenheit habe. Dazu kommen auch die Moſi
von GOtt geoffenbareten Umſtaͤnde der Schoͤ-
pfung; ſonderlich die von der darinnen gehaltenen
Ordnung der ſechs Tage-Wercke. Und folglich
hat Paulus mit recht geſaget: τίστει νοουμεν,
durch den Glauben mercken, oder verſte-
hen wir, daß die Welt durch GOTTes
Wort fertig iſt.
6. Durch das Wort GOttes kan alhier
wol nicht eigentlich der Sohn GOttes verſtanden
werden, als welcher nicht ῾ρῆμα, ſondern λόγος,
das Wort genennet wird Joh. 1, 1. u. ſ. w. Es
hat demnach Paulus wol ohn zweifel auf die Mo-
ſaiſche Hiſtorie von der Schoͤpfung geſchehen;
als darinnen des goͤttlichen Sprechens ſo oft ge-
dacht wird, und wie es ἀνϑρωποπαϑῶς nach menſch-
licher Art, geſetzet iſt, alſo muß es ϑεοπρεπῶς, auf
eine GOtt zukommende Art, nemlich von ſeinem
ſich ſelbſt hier und dazu bewegenden freyen Wil-
len, und von der Vollziehung ſeines ewigen
Rathſchluſſes auch von den dabey concurrir-
renden und vollzognen Ideen ſeines allerweiſſe-
ſten und unendlichen Verſtandes ausgeleget wer-
den.
7. Mit dem Worte κατηρτί σϑαι, iſt fertig
worden, ſiehet der Apoſtel auf das Werck der
Schoͤpfung nach der darinnen gehaltenen Ord-
nung; da es GOtt beliebet, nicht alles in einem
Augenblick voͤllig darzuſtellen nach der bloſſen Ei-
genſchaft ſeiner Allmacht; ſondern er hat es nach
ſeiner Weisheit beſſer gefunden, eine recht archi-
tectoniſche Ordnung zu halten. Und nach dieſer
Ordnung hat er erſtlich die bloſſe aus etwas lei-
michten und finſtern Waſſer beſtehende Materie
hervorgebracht, nebſt dem erſten Natur-Lichte
und Natur-Feuer; als wodurch der auf den
Waſſern, oder der Materie ſchwebende Schoͤ-
pfer, der Heilige Geiſt, dieſelbe wolte gleichſam
recht durcharbeiten und wie ſichtbar, alſo auch zu
allen daraus zu formirenden Welt-Coͤrpern ge-
ſchickt machen. Und als er darauf durch das
der waͤſſerichten Materie anerſchaffene erſte we-
ſentliche Natur-Feuer dieſelbe expandiret, und
nach der Expanſion alles in die obere und untere
Luft
B b b 3
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