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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 2-10.
[Spaltenumbruch] nemlich zum Gegenbilde dessen, daß es in der
Bundes-Lade, als dem Vorbilde von Christo,
lag, zur Anzeige, daß es mit vollkommenem Ge-
horsam zur Genugthuung für uns, könte und solte
erfüllet werden. Und da der Meßias in diesem
Orte sich als ein Knecht zum Gehorsam darstellet,
so nennet er daher GOtt seinen GOtt, wie er
auch sonst thut; ob er wol selbst wahrer GOTT
ist.

10. Es ist noch übrig der vierte Punct von
dem Buche, darinn von Christo geschrie-
ben stehet.
Welche Worte pflegen angesehen
zu werden, als stünden sie in parenthesi. Es ist
aber keine parenthesis nöthig, sondern es darf
nur vor den Worten, zu thun deinen Willen,
das Wort ich komme wiederholet werden. Und
also beschreibet sich mit den zu diesem vorherhinzu-
gesetzten Worten der Meßias, als einen solchen
in das Fleisch kommenden, von dem und dessen
Zukunft schon längst geschrieben stehe: welche
Verheissungen er komme zu erfüllen.

11. Da nun zu Davids Zeiten noch keine
Schrift der Propheten vorhanden war, so ist
dieses Buch kein anders, als das sämtliche Mo-
saische fünffache Buch,
als darinnen viele
Verheissungen sind von Christo. Davon die
vornehmsten diese sind: das erste Evangelium von
dem Meßia als des Weibes Samen, der
der Schlangen den Kopf soll und werde zertreten.
1 B. Mos. 3, 15. Solte er nun des Weibes Sa-
men seyn, so muste er als des Weibes Sohn gebo-
ren werden: und also war damit seine Zukunft ins
Fleisch verheissen. Und diese Haupt-Verheissung
ward den Patriarchen, Abraham, Jsaac, und
Jacob, damit zum öftern erläutert und bekräfti-
get, daß versichert wurde, es würde aus ihren
Nachkommen ein solcher Same kommen, durch
welchen alle Geschlechte auf Erden solten und
würden gesegnet werden. 1 B. Mos. 12, 3. c. 18, 18.
c. 22, 18. c. 26, 4. Ferner gehöret hieher die Pro-
pheceyung Jacobs c. 48. v. 10. Es wird das
Scepter von Juda nicht entwendet wer-
den, noch ein Meister von seinen Füssen,
bis der Held
(der Meßias) komme: und dem
werden die Völcker anhangen.
Jmgleichen
die Weissagung Bileams 4 B. Mos. 24, 17.
Es wird ein Stern aus Jacob aufgehen
und ein Scepter aus Jsrael kommen, - - -
aus Jacob wird der Herrscher kommen.

Und auch diese 5 B. Mos. 18, 18. Einen Pro-
pheten wie mich, wird der HERR dein
GOTT dir erwecken aus dir und aus dei-
nen Brüdern, dem solt ihr gehorchen.

Siehe auch v. 18. 19.

12. Jm Hebräischen heisset es von dem Bu-
che eigentlich in volumine libri, in der Rolle
des Buchs,
weil man vor alters die Bücher und
also insonderheit die Bücher Mosis schrieb auf
Rollen, oder auf Pergamen, welches zusammen
gewickelt, oder gerollet werden konte. Und da nun
die Griechischen Interpretes das Wort [fremdsprachliches Material],
volumen ein zusammen gerolletes Buch, auch
sonst mit dem Wort kephalis geben, nemlich
Ezech. 2. 9. c. 3. 1. 2. 3. Esra. 6, 2. so haben sie es
auch alhier davon gebrauchet, und scheinen sie
[Spaltenumbruch] das Wort kephalis, neue gemachet zu haben aus
dem Syro-Chaldaeischen Worte [lpq], welches
heißt zusammen wickeln, zusammen rollen wie der
gelehrte Fullerus in seinen Miscellaneis sacris
L. 2. c.
8. anmercket. Wie man denn andere solche
Worte bey ihnen findet.

13. Nun fähret der Apostel also fort, daß er
aus den angeführten und zum theil wiederholten
Worten des Psalms einen Schluß machet zur
Aufhebung der alten und Einführung der neuen
Oeconomie, wenn er also schreibet:

V. 8. 9. 10.

Droben (vorher, im ersten Puncte des an-
geführten Orts) als er (der Meßias) gesaget
hatte: Opfer und Gaben, Brand-Opfer
und Sünd-Opfer, hast du nicht gewolt,
sie gefallen dir auch nicht: welche nach dem
Gesetz geopfert werden
(und also von GOtt
selbst verordnet und ihm nicht schlechterdinge,
sondern nur in so fern mißfällig sind, als man oh-
ne das Gegenbild die Seligkeit dadurch suchet)
da sprach er: Siehe! ich komme zu thun
GOtt, deinen Willen. Da hebet er das er-
ste auf
(nemlich die hauptsächlich im Opferwe-
sen bestehende alte Levitische Oeconomie) daß
er das andere
(das Meßianische Priesterthum
mit der neuen Oeconomie des Evangelii) ein-
setze. Jn welchem
(oder durch welchen auf
die Erlösung Christi gehenden und mit der Erlö-
sung ausgeführten) Willen (GOttes) wir sind
geheiliget
(versöhnet) einmal (für allemal)
geschehen durch das Opfer des Leibes (der
gantzen menschlichen Natur) Christi.

Anmerckungen.

1. Der Apostel theilet den Davidischen
Ausspruch des Meßiä in zwey Stücke, in das er-
stere von der Ungültigkeit der Levitischen Opfer,
und in das andere von seiner daher nothwendi-
gen Zukunft ins Fleisch, nemlich zu einem bessern
Opfer. Und daraus ziehet er den Schluß von
der damit bezeugten Aufhebung der ersten, und
Einsetzung der neuen Oeconomie. Auf das
erste Stücke beziehet er sich mit dem Worte ano-
teron, welches Lutherus durch droben überse-
tzet hat, sich aber besser durch voran, oder vor-
her
übersetzen läßt.

2. Einen gleichen Schluß von Aufhebung
der alten und Einführung der neuen Oecono-
mie
machet er c. 8. aus den Worten GOttes
bey dem Jeremia c. 31. vom neuen Bunde, wenn
er v. 13. spricht: Jndem er saget, ein neues/
machet er das erste alt: was aber alt, und
überjahret ist, das ist nahe bey seinem
Ende.

3. Daß das Wort agiazesthai, geheili-
get werden
alhier soviel sey, als versöhnet
werden,
siehet man aus den darzu gesetzten Wor-
ten vom Opfer des Leibes Christi. Jn wel-
chem Verstande es auch von der vorbildlichen
Versöhnung gebrauchet wird, und soviel ist, als
das in gleichem Verstande gebrauchte Wort
katharizesthai, gereiniget werden c. 9. v. 22. 23.
c. 10, 2. Paulus gebrauchet es auch mehrmal

in

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 2-10.
[Spaltenumbruch] nemlich zum Gegenbilde deſſen, daß es in der
Bundes-Lade, als dem Vorbilde von Chriſto,
lag, zur Anzeige, daß es mit vollkommenem Ge-
horſam zur Genugthuung fuͤr uns, koͤnte und ſolte
erfuͤllet werden. Und da der Meßias in dieſem
Orte ſich als ein Knecht zum Gehorſam darſtellet,
ſo nennet er daher GOtt ſeinen GOtt, wie er
auch ſonſt thut; ob er wol ſelbſt wahrer GOTT
iſt.

10. Es iſt noch uͤbrig der vierte Punct von
dem Buche, darinn von Chriſto geſchrie-
ben ſtehet.
Welche Worte pflegen angeſehen
zu werden, als ſtuͤnden ſie in parentheſi. Es iſt
aber keine parentheſis noͤthig, ſondern es darf
nur vor den Worten, zu thun deinen Willen,
das Wort ich komme wiederholet werden. Und
alſo beſchreibet ſich mit den zu dieſem vorherhinzu-
geſetzten Worten der Meßias, als einen ſolchen
in das Fleiſch kommenden, von dem und deſſen
Zukunft ſchon laͤngſt geſchrieben ſtehe: welche
Verheiſſungen er komme zu erfuͤllen.

11. Da nun zu Davids Zeiten noch keine
Schrift der Propheten vorhanden war, ſo iſt
dieſes Buch kein anders, als das ſaͤmtliche Mo-
ſaiſche fuͤnffache Buch,
als darinnen viele
Verheiſſungen ſind von Chriſto. Davon die
vornehmſten dieſe ſind: das erſte Evangelium von
dem Meßia als des Weibes Samen, der
der Schlangen den Kopf ſoll und werde zertreten.
1 B. Moſ. 3, 15. Solte er nun des Weibes Sa-
men ſeyn, ſo muſte er als des Weibes Sohn gebo-
ren werden: und alſo war damit ſeine Zukunft ins
Fleiſch verheiſſen. Und dieſe Haupt-Verheiſſung
ward den Patriarchen, Abraham, Jſaac, und
Jacob, damit zum oͤftern erlaͤutert und bekraͤfti-
get, daß verſichert wurde, es wuͤrde aus ihren
Nachkommen ein ſolcher Same kommen, durch
welchen alle Geſchlechte auf Erden ſolten und
wuͤrden geſegnet werden. 1 B. Moſ. 12, 3. c. 18, 18.
c. 22, 18. c. 26, 4. Ferner gehoͤret hieher die Pro-
pheceyung Jacobs c. 48. v. 10. Es wird das
Scepter von Juda nicht entwendet wer-
den, noch ein Meiſter von ſeinen Fuͤſſen,
bis der Held
(der Meßias) komme: und dem
werden die Voͤlcker anhangen.
Jmgleichen
die Weiſſagung Bileams 4 B. Moſ. 24, 17.
Es wird ein Stern aus Jacob aufgehen
und ein Scepter aus Jſrael kommen, ‒ ‒ ‒
aus Jacob wird der Herrſcher kommen.

Und auch dieſe 5 B. Moſ. 18, 18. Einen Pro-
pheten wie mich, wird der HERR dein
GOTT dir erwecken aus dir und aus dei-
nen Bruͤdern, dem ſolt ihr gehorchen.

Siehe auch v. 18. 19.

12. Jm Hebraͤiſchen heiſſet es von dem Bu-
che eigentlich in volumine libri, in der Rolle
des Buchs,
weil man vor alters die Buͤcher und
alſo inſonderheit die Buͤcher Moſis ſchrieb auf
Rollen, oder auf Pergamen, welches zuſammen
gewickelt, oder gerollet werden konte. Und da nun
die Griechiſchen Interpretes das Wort [fremdsprachliches Material],
volumen ein zuſammen gerolletes Buch, auch
ſonſt mit dem Wort κεϕαλὶς geben, nemlich
Ezech. 2. 9. c. 3. 1. 2. 3. Eſra. 6, 2. ſo haben ſie es
auch alhier davon gebrauchet, und ſcheinen ſie
[Spaltenumbruch] das Wort κεϕαλὶς, neue gemachet zu haben aus
dem Syro-Chaldæiſchen Worte [לפק], welches
heißt zuſammen wickeln, zuſammen rollen wie der
gelehrte Fullerus in ſeinen Miſcellaneis ſacris
L. 2. c.
8. anmercket. Wie man denn andere ſolche
Worte bey ihnen findet.

13. Nun faͤhret der Apoſtel alſo fort, daß er
aus den angefuͤhrten und zum theil wiederholten
Worten des Pſalms einen Schluß machet zur
Aufhebung der alten und Einfuͤhrung der neuen
Oeconomie, wenn er alſo ſchreibet:

V. 8. 9. 10.

Droben (vorher, im erſten Puncte des an-
gefuͤhrten Orts) als er (der Meßias) geſaget
hatte: Opfer und Gaben, Brand-Opfer
und Suͤnd-Opfer, haſt du nicht gewolt,
ſie gefallen dir auch nicht: welche nach dem
Geſetz geopfert werden
(und alſo von GOtt
ſelbſt verordnet und ihm nicht ſchlechterdinge,
ſondern nur in ſo fern mißfaͤllig ſind, als man oh-
ne das Gegenbild die Seligkeit dadurch ſuchet)
da ſprach er: Siehe! ich komme zu thun
GOtt, deinen Willen. Da hebet er das er-
ſte auf
(nemlich die hauptſaͤchlich im Opferwe-
ſen beſtehende alte Levitiſche Oeconomie) daß
er das andere
(das Meßianiſche Prieſterthum
mit der neuen Oeconomie des Evangelii) ein-
ſetze. Jn welchem
(oder durch welchen auf
die Erloͤſung Chriſti gehenden und mit der Erloͤ-
ſung ausgefuͤhrten) Willen (GOttes) wir ſind
geheiliget
(verſoͤhnet) einmal (fuͤr allemal)
geſchehen durch das Opfer des Leibes (der
gantzen menſchlichen Natur) Chriſti.

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel theilet den Davidiſchen
Ausſpruch des Meßiaͤ in zwey Stuͤcke, in das er-
ſtere von der Unguͤltigkeit der Levitiſchen Opfer,
und in das andere von ſeiner daher nothwendi-
gen Zukunft ins Fleiſch, nemlich zu einem beſſern
Opfer. Und daraus ziehet er den Schluß von
der damit bezeugten Aufhebung der erſten, und
Einſetzung der neuen Oeconomie. Auf das
erſte Stuͤcke beziehet er ſich mit dem Worte ἀνώ-
τερον, welches Lutherus durch droben uͤberſe-
tzet hat, ſich aber beſſer durch voran, oder vor-
her
uͤberſetzen laͤßt.

2. Einen gleichen Schluß von Aufhebung
der alten und Einfuͤhrung der neuen Oecono-
mie
machet er c. 8. aus den Worten GOttes
bey dem Jeremia c. 31. vom neuen Bunde, wenn
er v. 13. ſpricht: Jndem er ſaget, ein neues/
machet er das erſte alt: was aber alt, und
uͤberjahret iſt, das iſt nahe bey ſeinem
Ende.

3. Daß das Wort ἁγιάζεσθαι, geheili-
get werden
alhier ſoviel ſey, als verſoͤhnet
werden,
ſiehet man aus den darzu geſetzten Wor-
ten vom Opfer des Leibes Chriſti. Jn wel-
chem Verſtande es auch von der vorbildlichen
Verſoͤhnung gebrauchet wird, und ſoviel iſt, als
das in gleichem Verſtande gebrauchte Wort
καθαρίζεσθαι, gereiniget werden c. 9. v. 22. 23.
c. 10, 2. Paulus gebrauchet es auch mehrmal

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[364/0366] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 2-10. nemlich zum Gegenbilde deſſen, daß es in der Bundes-Lade, als dem Vorbilde von Chriſto, lag, zur Anzeige, daß es mit vollkommenem Ge- horſam zur Genugthuung fuͤr uns, koͤnte und ſolte erfuͤllet werden. Und da der Meßias in dieſem Orte ſich als ein Knecht zum Gehorſam darſtellet, ſo nennet er daher GOtt ſeinen GOtt, wie er auch ſonſt thut; ob er wol ſelbſt wahrer GOTT iſt. 10. Es iſt noch uͤbrig der vierte Punct von dem Buche, darinn von Chriſto geſchrie- ben ſtehet. Welche Worte pflegen angeſehen zu werden, als ſtuͤnden ſie in parentheſi. Es iſt aber keine parentheſis noͤthig, ſondern es darf nur vor den Worten, zu thun deinen Willen, das Wort ich komme wiederholet werden. Und alſo beſchreibet ſich mit den zu dieſem vorherhinzu- geſetzten Worten der Meßias, als einen ſolchen in das Fleiſch kommenden, von dem und deſſen Zukunft ſchon laͤngſt geſchrieben ſtehe: welche Verheiſſungen er komme zu erfuͤllen. 11. Da nun zu Davids Zeiten noch keine Schrift der Propheten vorhanden war, ſo iſt dieſes Buch kein anders, als das ſaͤmtliche Mo- ſaiſche fuͤnffache Buch, als darinnen viele Verheiſſungen ſind von Chriſto. Davon die vornehmſten dieſe ſind: das erſte Evangelium von dem Meßia als des Weibes Samen, der der Schlangen den Kopf ſoll und werde zertreten. 1 B. Moſ. 3, 15. Solte er nun des Weibes Sa- men ſeyn, ſo muſte er als des Weibes Sohn gebo- ren werden: und alſo war damit ſeine Zukunft ins Fleiſch verheiſſen. Und dieſe Haupt-Verheiſſung ward den Patriarchen, Abraham, Jſaac, und Jacob, damit zum oͤftern erlaͤutert und bekraͤfti- get, daß verſichert wurde, es wuͤrde aus ihren Nachkommen ein ſolcher Same kommen, durch welchen alle Geſchlechte auf Erden ſolten und wuͤrden geſegnet werden. 1 B. Moſ. 12, 3. c. 18, 18. c. 22, 18. c. 26, 4. Ferner gehoͤret hieher die Pro- pheceyung Jacobs c. 48. v. 10. Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet wer- den, noch ein Meiſter von ſeinen Fuͤſſen, bis der Held (der Meßias) komme: und dem werden die Voͤlcker anhangen. Jmgleichen die Weiſſagung Bileams 4 B. Moſ. 24, 17. Es wird ein Stern aus Jacob aufgehen und ein Scepter aus Jſrael kommen, ‒ ‒ ‒ aus Jacob wird der Herrſcher kommen. Und auch dieſe 5 B. Moſ. 18, 18. Einen Pro- pheten wie mich, wird der HERR dein GOTT dir erwecken aus dir und aus dei- nen Bruͤdern, dem ſolt ihr gehorchen. Siehe auch v. 18. 19. 12. Jm Hebraͤiſchen heiſſet es von dem Bu- che eigentlich in volumine libri, in der Rolle des Buchs, weil man vor alters die Buͤcher und alſo inſonderheit die Buͤcher Moſis ſchrieb auf Rollen, oder auf Pergamen, welches zuſammen gewickelt, oder gerollet werden konte. Und da nun die Griechiſchen Interpretes das Wort _ , volumen ein zuſammen gerolletes Buch, auch ſonſt mit dem Wort κεϕαλὶς geben, nemlich Ezech. 2. 9. c. 3. 1. 2. 3. Eſra. 6, 2. ſo haben ſie es auch alhier davon gebrauchet, und ſcheinen ſie das Wort κεϕαλὶς, neue gemachet zu haben aus dem Syro-Chaldæiſchen Worte לפק, welches heißt zuſammen wickeln, zuſammen rollen wie der gelehrte Fullerus in ſeinen Miſcellaneis ſacris L. 2. c. 8. anmercket. Wie man denn andere ſolche Worte bey ihnen findet. 13. Nun faͤhret der Apoſtel alſo fort, daß er aus den angefuͤhrten und zum theil wiederholten Worten des Pſalms einen Schluß machet zur Aufhebung der alten und Einfuͤhrung der neuen Oeconomie, wenn er alſo ſchreibet: V. 8. 9. 10. Droben (vorher, im erſten Puncte des an- gefuͤhrten Orts) als er (der Meßias) geſaget hatte: Opfer und Gaben, Brand-Opfer und Suͤnd-Opfer, haſt du nicht gewolt, ſie gefallen dir auch nicht: welche nach dem Geſetz geopfert werden (und alſo von GOtt ſelbſt verordnet und ihm nicht ſchlechterdinge, ſondern nur in ſo fern mißfaͤllig ſind, als man oh- ne das Gegenbild die Seligkeit dadurch ſuchet) da ſprach er: Siehe! ich komme zu thun GOtt, deinen Willen. Da hebet er das er- ſte auf (nemlich die hauptſaͤchlich im Opferwe- ſen beſtehende alte Levitiſche Oeconomie) daß er das andere (das Meßianiſche Prieſterthum mit der neuen Oeconomie des Evangelii) ein- ſetze. Jn welchem (oder durch welchen auf die Erloͤſung Chriſti gehenden und mit der Erloͤ- ſung ausgefuͤhrten) Willen (GOttes) wir ſind geheiliget (verſoͤhnet) einmal (fuͤr allemal) geſchehen durch das Opfer des Leibes (der gantzen menſchlichen Natur) Chriſti. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel theilet den Davidiſchen Ausſpruch des Meßiaͤ in zwey Stuͤcke, in das er- ſtere von der Unguͤltigkeit der Levitiſchen Opfer, und in das andere von ſeiner daher nothwendi- gen Zukunft ins Fleiſch, nemlich zu einem beſſern Opfer. Und daraus ziehet er den Schluß von der damit bezeugten Aufhebung der erſten, und Einſetzung der neuen Oeconomie. Auf das erſte Stuͤcke beziehet er ſich mit dem Worte ἀνώ- τερον, welches Lutherus durch droben uͤberſe- tzet hat, ſich aber beſſer durch voran, oder vor- her uͤberſetzen laͤßt. 2. Einen gleichen Schluß von Aufhebung der alten und Einfuͤhrung der neuen Oecono- mie machet er c. 8. aus den Worten GOttes bey dem Jeremia c. 31. vom neuen Bunde, wenn er v. 13. ſpricht: Jndem er ſaget, ein neues/ machet er das erſte alt: was aber alt, und uͤberjahret iſt, das iſt nahe bey ſeinem Ende. 3. Daß das Wort ἁγιάζεσθαι, geheili- get werden alhier ſoviel ſey, als verſoͤhnet werden, ſiehet man aus den darzu geſetzten Wor- ten vom Opfer des Leibes Chriſti. Jn wel- chem Verſtande es auch von der vorbildlichen Verſoͤhnung gebrauchet wird, und ſoviel iſt, als das in gleichem Verſtande gebrauchte Wort καθαρίζεσθαι, gereiniget werden c. 9. v. 22. 23. c. 10, 2. Paulus gebrauchet es auch mehrmal in

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/366>, abgerufen am 25.11.2024.