[Spaltenumbruch]
ten verglichen werden, Gal. 4, 1. u. f. daher ih- nen auch noch eine Knechtische Furcht beygeleget wird. Röm. 8, 15. Denn ob sie auch gleich im Glauben auf die Verheissungen und daneben in den Opfern auf das rechte Opfer des Meßiä sa- hen, so ist doch leichtlich zu erachten, daß ihnen die Verheissung mit dem Levitischen Schatten- wercke diejenige Glaubens-Freudigkeit und Ge- wißheit von der Vergebung ihrer Sünde nicht hat geben können, welche uns zur Zeit der neuen Oeconomie die Erfüllung in der Darstellung des Wesens selbst giebet.
3. An statt dessen nun, daß man sich in der Ordnung der geistlichen Aufopferung an GOtt, zur Zeit des neuen Testaments, bey dem Gefühle der geistlichen Armuth und des Sünden-Elendes immer auf das einmalige Opfer JEsu Christi beziehen kan, und nur die gläubige Applicati- on wiederholen darf, solche auch in mehrer Zu- versicht und Freudigkeit widerholen kan: so mu- sten damals auch die Opfer selbst, ihrer Unvoll- kommenheit wegen, wiederholet werden; son- derlich die jährlichen, am hohen Versöhnungs- Feste. Und also wurde dadurch der Sünden- Gedächtniß alle Jahr erneuret: und folglich das Verlangen nach dem rechten Versöhnopfer des Meßiä dadurch immer aufs neue erwecket.
V. 5. 6. 7.
Darum (weil der Ochsen und der Böcke Blut die Sünde nicht wegnehmen kan, v. 4.) da er (Christus c. 9, 28.) in die Welt kömmt, (durch den Mund Davids als in seiner Zukunft ins Fleisch selbst vorstellet,) spricht er (zu sei- nem himmlischen Vater, nach dessen richterli- chen Amte,) Opfer (Schlachtopfer von leben- digen Thieren,) und Gaben (Speisopfer von Erdgewächsen, 3 B. Mos. 1. 2.) hast du nicht gewolt, (verordnet, als eine solche Sache, da- durch du köntest der Sünde wegen versöhnet wer- den, so fern man sie ohne das Gegenbild betrach- tet.) Den Leib aber hast du mir zubereitet, (mich zur Annehmung der menschlichen Natur, und zum Mittler-Amte, darinnen ich mich zum vollkommnen Gehorsam darstelle, in die Welt gesandt: oder wirst mich in der Fülle der Zeit in die Welt senden:) Brandopfer (die man von lebendigen Thieren, welche Männlein ohne al- len Fehl waren, nahm, und davon fast alles auf dem Altar verbrannte, 3 Buch Mos. 1.) und Sündopfer, (welche theils auf dem Altar, theils ausser dem Lager verbrannt wurden, 3 B. Mos. 5, 4. 5.) gefallen dir nicht, (an sich selbst; sin- temal sie an sich selbst keine versöhnende Kraft in sich haben, noch dir mit Erwürgung der Thiere gedienet ist, sondern du unter solchem Schatten- werck etwas bessers, das rechte Opfer, das ich selbst, als der Bürge, in anzunehmender mensch- lichen Natur bringen soll und werde, vorgestel- let hast.) Da sprach ich: (beschloß es bey mir selbst, stellete solches deiner richterlichen Ge- rechtigkeit als der Bürge vor, und ließ es durch die Propheten immer mehr kund werden:) Sie- he, (meine Bereitwilligkeit, wie gar ungezwun- gen ich aus lauter Liebe dazu schreite:) ich kom- [Spaltenumbruch]
me, (ins Fleisch zur Menschwerdung und Erlö- sung:) im Buche stehet fürnemlich von mir geschrieben, (Gr. in der Rolle des Buchs, nem- lich im Gesetz Moses, und zwar wie klärlich in den ausdrücklichen Verheissungen, also auch vorbild- lich in dem Schattenwerck des Levitischen Got- tesdienstes,) daß ich thun soll, GOtt, deinen (gnädigen) Willen, (von der Erlösung der Men- schen, nachdem du mich zu einem Bürgen und Mittler für sie gerichtlich angenommen hast.)
Anmerckungen.
1. Es sind dieses Worte des viertzigsten Psalms von v. 7. bis 9. Da sie nun von Christo handeln, wie wir aus dieser Apostolischen An- führung, auch aus dem Jnhalt selbst, als wel- cher von keinem blossen Menschen gesaget werden kan, sehen; so erkennet man auch hieraus, wie sehr die Psalmen Davids mit der Lehre vom Meßia erfüllet sind, und was für ein grosses Licht die alte Judische Kirche darinnen gehabt hat. Wie wir sofort in dem ersten und andern Capitel dieses Briefes dergleichen gesehen, und Paulus solche Stellen nicht würde angeführet haben, wenn nicht den bekehrten Hebräern, schon als Juden, die Lehre vom Meßia in dem Psalm- Buche bekannt gewesen wäre. Unser Heyland selbst führet daher die Emmauntischen Jünger darauf, wenn er sprach: Es muß alles erfül- let werden, was von mir geschrieben ist in dem Gesetz Mosis, in den Propheten und in den Psalmen. Luc. 24, 44. Wir haben aber in diesem Davidischen Orte vom Meßia vier Stück zu mercken: zum ersten die Bezeugnung von der Unhinlänglichkeit des Levitischen Priesterthums und GOt- tesdiensts: zum andern die versicherte Zukunft Christi zur Menschwerdung: zum dritten die Darstellung zur würcklichen Ausführung des Mittler-Amts: und denn zum vierten, wie da- von im Buche geschrieben sey.
2. Zur Erläuterung des ersten Puncts von der Unhinlänglichkeit der leiblichen Opfer gehören hierher sonderlich folgende Stellen aus den Schriften des alten Testaments:
Psalm. 50, 8. u. f. Deines Opfers halben strafe ich dich nicht, (als wenn du es daran fehlen liessest:) sind doch deine Brandopfer sonst immer vor mir. Jch will nicht von deinem Hause Farren nehmen, noch Böcke aus deinen Ställen, (nach deiner Meynung, daß es damit ausgerichtet sey.) Denn alle Thiere im Walde sind mein, und Vieh auf den Ber- gen, da sie bey tausend gehen - - - Mei- nest du, daß ich Ochsen-Fleisch essen wolle, oder Bocks-Blut trincken? u. s. w.
Psalm. 51, 18. Du hast nicht Lust zum Opfer. Jch wolt es dir sonst wol geben; und Brandopfer gefallen dir nicht u. s. w.
Jes. 1, 11. Was soll mir die Menge eurer Opfer; spricht der HERR. Jch bin satt der Brandopfer von Widdern, und des- Fetten von den Gemästen, und habe kei- ne Lust zum Blut der Farren, der Läm- mer und Böcke u. s. w.
Jer.
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 2-6.
[Spaltenumbruch]
ten verglichen werden, Gal. 4, 1. u. f. daher ih- nen auch noch eine Knechtiſche Furcht beygeleget wird. Roͤm. 8, 15. Denn ob ſie auch gleich im Glauben auf die Verheiſſungen und daneben in den Opfern auf das rechte Opfer des Meßiaͤ ſa- hen, ſo iſt doch leichtlich zu erachten, daß ihnen die Verheiſſung mit dem Levitiſchen Schatten- wercke diejenige Glaubens-Freudigkeit und Ge- wißheit von der Vergebung ihrer Suͤnde nicht hat geben koͤnnen, welche uns zur Zeit der neuen Oeconomie die Erfuͤllung in der Darſtellung des Weſens ſelbſt giebet.
3. An ſtatt deſſen nun, daß man ſich in der Ordnung der geiſtlichen Aufopferung an GOtt, zur Zeit des neuen Teſtaments, bey dem Gefuͤhle der geiſtlichen Armuth und des Suͤnden-Elendes immer auf das einmalige Opfer JEſu Chriſti beziehen kan, und nur die glaͤubige Applicati- on wiederholen darf, ſolche auch in mehrer Zu- verſicht und Freudigkeit widerholen kan: ſo mu- ſten damals auch die Opfer ſelbſt, ihrer Unvoll- kommenheit wegen, wiederholet werden; ſon- derlich die jaͤhrlichen, am hohen Verſoͤhnungs- Feſte. Und alſo wurde dadurch der Suͤnden- Gedaͤchtniß alle Jahr erneuret: und folglich das Verlangen nach dem rechten Verſoͤhnopfer des Meßiaͤ dadurch immer aufs neue erwecket.
V. 5. 6. 7.
Darum (weil der Ochſen und der Boͤcke Blut die Suͤnde nicht wegnehmen kan, v. 4.) da er (Chriſtus c. 9, 28.) in die Welt koͤmmt, (durch den Mund Davids als in ſeiner Zukunft ins Fleiſch ſelbſt vorſtellet,) ſpricht er (zu ſei- nem himmliſchen Vater, nach deſſen richterli- chen Amte,) Opfer (Schlachtopfer von leben- digen Thieren,) und Gaben (Speisopfer von Erdgewaͤchſen, 3 B. Moſ. 1. 2.) haſt du nicht gewolt, (verordnet, als eine ſolche Sache, da- durch du koͤnteſt der Suͤnde wegen verſoͤhnet wer- den, ſo fern man ſie ohne das Gegenbild betrach- tet.) Den Leib aber haſt du mir zubereitet, (mich zur Annehmung der menſchlichen Natur, und zum Mittler-Amte, darinnen ich mich zum vollkommnen Gehorſam darſtelle, in die Welt geſandt: oder wirſt mich in der Fuͤlle der Zeit in die Welt ſenden:) Brandopfer (die man von lebendigen Thieren, welche Maͤnnlein ohne al- len Fehl waren, nahm, und davon faſt alles auf dem Altar verbrannte, 3 Buch Moſ. 1.) und Suͤndopfer, (welche theils auf dem Altar, theils auſſer dem Lager verbrannt wurden, 3 B. Moſ. 5, 4. 5.) gefallen dir nicht, (an ſich ſelbſt; ſin- temal ſie an ſich ſelbſt keine verſoͤhnende Kraft in ſich haben, noch dir mit Erwuͤrgung der Thiere gedienet iſt, ſondern du unter ſolchem Schatten- werck etwas beſſers, das rechte Opfer, das ich ſelbſt, als der Buͤrge, in anzunehmender menſch- lichen Natur bringen ſoll und werde, vorgeſtel- let haſt.) Da ſprach ich: (beſchloß es bey mir ſelbſt, ſtellete ſolches deiner richterlichen Ge- rechtigkeit als der Buͤrge vor, und ließ es durch die Propheten immer mehr kund werden:) Sie- he, (meine Bereitwilligkeit, wie gar ungezwun- gen ich aus lauter Liebe dazu ſchreite:) ich kom- [Spaltenumbruch]
me, (ins Fleiſch zur Menſchwerdung und Erloͤ- ſung:) im Buche ſtehet fuͤrnemlich von mir geſchrieben, (Gr. in der Rolle des Buchs, nem- lich im Geſetz Moſes, und zwar wie klaͤrlich in den ausdruͤcklichen Verheiſſungen, alſo auch vorbild- lich in dem Schattenwerck des Levitiſchen Got- tesdienſtes,) daß ich thun ſoll, GOtt, deinen (gnaͤdigen) Willen, (von der Erloͤſung der Men- ſchen, nachdem du mich zu einem Buͤrgen und Mittler fuͤr ſie gerichtlich angenommen haſt.)
Anmerckungen.
1. Es ſind dieſes Worte des viertzigſten Pſalms von v. 7. bis 9. Da ſie nun von Chriſto handeln, wie wir aus dieſer Apoſtoliſchen An- fuͤhrung, auch aus dem Jnhalt ſelbſt, als wel- cher von keinem bloſſen Menſchen geſaget werden kan, ſehen; ſo erkennet man auch hieraus, wie ſehr die Pſalmen Davids mit der Lehre vom Meßia erfuͤllet ſind, und was fuͤr ein groſſes Licht die alte Judiſche Kirche darinnen gehabt hat. Wie wir ſofort in dem erſten und andern Capitel dieſes Briefes dergleichen geſehen, und Paulus ſolche Stellen nicht wuͤrde angefuͤhret haben, wenn nicht den bekehrten Hebraͤern, ſchon als Juden, die Lehre vom Meßia in dem Pſalm- Buche bekannt geweſen waͤre. Unſer Heyland ſelbſt fuͤhret daher die Emmauntiſchen Juͤnger darauf, wenn er ſprach: Es muß alles erfuͤl- let werden, was von mir geſchrieben iſt in dem Geſetz Moſis, in den Propheten und in den Pſalmen. Luc. 24, 44. Wir haben aber in dieſem Davidiſchen Orte vom Meßia vier Stuͤck zu mercken: zum erſten die Bezeugnung von der Unhinlaͤnglichkeit des Levitiſchen Prieſterthums und GOt- tesdienſts: zum andern die verſicherte Zukunft Chriſti zur Menſchwerdung: zum dritten die Darſtellung zur wuͤrcklichen Ausfuͤhrung des Mittler-Amts: und denn zum vierten, wie da- von im Buche geſchrieben ſey.
2. Zur Erlaͤuterung des erſten Puncts von der Unhinlaͤnglichkeit der leiblichen Opfer gehoͤren hierher ſonderlich folgende Stellen aus den Schriften des alten Teſtaments:
Pſalm. 50, 8. u. f. Deines Opfers halben ſtrafe ich dich nicht, (als wenn du es daran fehlen lieſſeſt:) ſind doch deine Brandopfer ſonſt immer vor mir. Jch will nicht von deinem Hauſe Faꝛren nehmen, noch Boͤcke aus deinen Staͤllen, (nach deiner Meynung, daß es damit ausgerichtet ſey.) Denn alle Thiere im Walde ſind mein, und Vieh auf den Ber- gen, da ſie bey tauſend gehen ‒ ‒ ‒ Mei- neſt du, daß ich Ochſen-Fleiſch eſſen wolle, oder Bocks-Blut trincken? u. ſ. w.
Pſalm. 51, 18. Du haſt nicht Luſt zum Opfer. Jch wolt es dir ſonſt wol geben; und Brandopfer gefallen dir nicht u. ſ. w.
Jeſ. 1, 11. Was ſoll mir die Menge eurer Opfer; ſpricht der HERR. Jch bin ſatt der Brandopfer von Widdern, und des- Fetten von den Gemaͤſten, und habe kei- ne Luſt zum Blut der Farren, der Laͤm- mer und Boͤcke u. ſ. w.
Jer.
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[362/0364]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 2-6.
ten verglichen werden, Gal. 4, 1. u. f. daher ih-
nen auch noch eine Knechtiſche Furcht beygeleget
wird. Roͤm. 8, 15. Denn ob ſie auch gleich im
Glauben auf die Verheiſſungen und daneben in
den Opfern auf das rechte Opfer des Meßiaͤ ſa-
hen, ſo iſt doch leichtlich zu erachten, daß ihnen
die Verheiſſung mit dem Levitiſchen Schatten-
wercke diejenige Glaubens-Freudigkeit und Ge-
wißheit von der Vergebung ihrer Suͤnde nicht
hat geben koͤnnen, welche uns zur Zeit der neuen
Oeconomie die Erfuͤllung in der Darſtellung
des Weſens ſelbſt giebet.
3. An ſtatt deſſen nun, daß man ſich in der
Ordnung der geiſtlichen Aufopferung an GOtt,
zur Zeit des neuen Teſtaments, bey dem Gefuͤhle
der geiſtlichen Armuth und des Suͤnden-Elendes
immer auf das einmalige Opfer JEſu Chriſti
beziehen kan, und nur die glaͤubige Applicati-
on wiederholen darf, ſolche auch in mehrer Zu-
verſicht und Freudigkeit widerholen kan: ſo mu-
ſten damals auch die Opfer ſelbſt, ihrer Unvoll-
kommenheit wegen, wiederholet werden; ſon-
derlich die jaͤhrlichen, am hohen Verſoͤhnungs-
Feſte. Und alſo wurde dadurch der Suͤnden-
Gedaͤchtniß alle Jahr erneuret: und folglich das
Verlangen nach dem rechten Verſoͤhnopfer des
Meßiaͤ dadurch immer aufs neue erwecket.
V. 5. 6. 7.
Darum (weil der Ochſen und der Boͤcke
Blut die Suͤnde nicht wegnehmen kan, v. 4.) da
er (Chriſtus c. 9, 28.) in die Welt koͤmmt,
(durch den Mund Davids als in ſeiner Zukunft
ins Fleiſch ſelbſt vorſtellet,) ſpricht er (zu ſei-
nem himmliſchen Vater, nach deſſen richterli-
chen Amte,) Opfer (Schlachtopfer von leben-
digen Thieren,) und Gaben (Speisopfer von
Erdgewaͤchſen, 3 B. Moſ. 1. 2.) haſt du nicht
gewolt, (verordnet, als eine ſolche Sache, da-
durch du koͤnteſt der Suͤnde wegen verſoͤhnet wer-
den, ſo fern man ſie ohne das Gegenbild betrach-
tet.) Den Leib aber haſt du mir zubereitet,
(mich zur Annehmung der menſchlichen Natur,
und zum Mittler-Amte, darinnen ich mich zum
vollkommnen Gehorſam darſtelle, in die Welt
geſandt: oder wirſt mich in der Fuͤlle der Zeit in
die Welt ſenden:) Brandopfer (die man von
lebendigen Thieren, welche Maͤnnlein ohne al-
len Fehl waren, nahm, und davon faſt alles auf
dem Altar verbrannte, 3 Buch Moſ. 1.) und
Suͤndopfer, (welche theils auf dem Altar, theils
auſſer dem Lager verbrannt wurden, 3 B. Moſ.
5, 4. 5.) gefallen dir nicht, (an ſich ſelbſt; ſin-
temal ſie an ſich ſelbſt keine verſoͤhnende Kraft in
ſich haben, noch dir mit Erwuͤrgung der Thiere
gedienet iſt, ſondern du unter ſolchem Schatten-
werck etwas beſſers, das rechte Opfer, das ich
ſelbſt, als der Buͤrge, in anzunehmender menſch-
lichen Natur bringen ſoll und werde, vorgeſtel-
let haſt.) Da ſprach ich: (beſchloß es bey
mir ſelbſt, ſtellete ſolches deiner richterlichen Ge-
rechtigkeit als der Buͤrge vor, und ließ es durch
die Propheten immer mehr kund werden:) Sie-
he, (meine Bereitwilligkeit, wie gar ungezwun-
gen ich aus lauter Liebe dazu ſchreite:) ich kom-
me, (ins Fleiſch zur Menſchwerdung und Erloͤ-
ſung:) im Buche ſtehet fuͤrnemlich von mir
geſchrieben, (Gr. in der Rolle des Buchs, nem-
lich im Geſetz Moſes, und zwar wie klaͤrlich in den
ausdruͤcklichen Verheiſſungen, alſo auch vorbild-
lich in dem Schattenwerck des Levitiſchen Got-
tesdienſtes,) daß ich thun ſoll, GOtt, deinen
(gnaͤdigen) Willen, (von der Erloͤſung der Men-
ſchen, nachdem du mich zu einem Buͤrgen und
Mittler fuͤr ſie gerichtlich angenommen haſt.)
Anmerckungen.
1. Es ſind dieſes Worte des viertzigſten
Pſalms von v. 7. bis 9. Da ſie nun von Chriſto
handeln, wie wir aus dieſer Apoſtoliſchen An-
fuͤhrung, auch aus dem Jnhalt ſelbſt, als wel-
cher von keinem bloſſen Menſchen geſaget werden
kan, ſehen; ſo erkennet man auch hieraus, wie
ſehr die Pſalmen Davids mit der Lehre vom
Meßia erfuͤllet ſind, und was fuͤr ein groſſes
Licht die alte Judiſche Kirche darinnen gehabt
hat. Wie wir ſofort in dem erſten und andern
Capitel dieſes Briefes dergleichen geſehen, und
Paulus ſolche Stellen nicht wuͤrde angefuͤhret
haben, wenn nicht den bekehrten Hebraͤern, ſchon
als Juden, die Lehre vom Meßia in dem Pſalm-
Buche bekannt geweſen waͤre. Unſer Heyland
ſelbſt fuͤhret daher die Emmauntiſchen Juͤnger
darauf, wenn er ſprach: Es muß alles erfuͤl-
let werden, was von mir geſchrieben iſt
in dem Geſetz Moſis, in den Propheten
und in den Pſalmen. Luc. 24, 44. Wir
haben aber in dieſem Davidiſchen Orte vom
Meßia vier Stuͤck zu mercken: zum erſten die
Bezeugnung von der Unhinlaͤnglichkeit
des Levitiſchen Prieſterthums und GOt-
tesdienſts: zum andern die verſicherte Zukunft
Chriſti zur Menſchwerdung: zum dritten die
Darſtellung zur wuͤrcklichen Ausfuͤhrung des
Mittler-Amts: und denn zum vierten, wie da-
von im Buche geſchrieben ſey.
2. Zur Erlaͤuterung des erſten Puncts von
der Unhinlaͤnglichkeit der leiblichen Opfer
gehoͤren hierher ſonderlich folgende Stellen aus
den Schriften des alten Teſtaments:
Pſalm. 50, 8. u. f. Deines Opfers halben
ſtrafe ich dich nicht, (als wenn du es daran
fehlen lieſſeſt:) ſind doch deine Brandopfer
ſonſt immer vor mir. Jch will nicht von
deinem Hauſe Faꝛren nehmen, noch Boͤcke aus
deinen Staͤllen, (nach deiner Meynung, daß es
damit ausgerichtet ſey.) Denn alle Thiere im
Walde ſind mein, und Vieh auf den Ber-
gen, da ſie bey tauſend gehen ‒ ‒ ‒ Mei-
neſt du, daß ich Ochſen-Fleiſch eſſen wolle,
oder Bocks-Blut trincken? u. ſ. w.
Pſalm. 51, 18. Du haſt nicht Luſt zum
Opfer. Jch wolt es dir ſonſt wol geben;
und Brandopfer gefallen dir nicht u. ſ. w.
Jeſ. 1, 11. Was ſoll mir die Menge eurer
Opfer; ſpricht der HERR. Jch bin ſatt
der Brandopfer von Widdern, und des-
Fetten von den Gemaͤſten, und habe kei-
ne Luſt zum Blut der Farren, der Laͤm-
mer und Boͤcke u. ſ. w.
Jer.
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/364>, abgerufen am 27.07.2024.
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