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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 1. 2.
[Spaltenumbruch] chen auch Lutherus in der Ubersetzung gefolget
ist. Welche Interpretes das Wort prote
alleine nehmen, die ziehen es auf das öfter vor-
hergehende Wort diatheke, Testament. Nun
bleibet der sensus zwar an sich dabey wahr: aber
noch richtiger und füglicher ist er, wenn man das
Wort prote, erste, wenn auch das Wort
skene nicht dabey stünde, dennoch von der Hüt-
te verstehet, und damit auf den andern Vers des
achten Capitels zurück siehet, alwo der wahr-
haftigen Hütte, als des Gegenbildes von der
ersten typischen, ist gedacht worden. Denn gleich-
wie sich das Wort prote solcher gestalt zum Ge-
gensatze von der wahrhaftigen Hütte gar wohl
schicket: also sehen wir auch, daß die v. 11. be-
findliche apodosis nicht auf diatheken, das Te-
stament,
sondern auf skenen, auf die Hütte,
nemlich die vollkommnere, welche c. 8, 2. die
wahrhaftige heißt, gemachet wird, und dan-
nenhero die protasis v. 1. auch billig davon an-
zunehmen ist. Weil man denn nun das Wort
prote von der Hütte zu verstehen hätte, wenn
auchgleich das Wort skene in keinem alten co-
dice
befindlich wäre: so nimmt man es billig
als ausdrücklich gesetzet an, da uns so viele alte
codices mit dem Arabischen Interprete aus-
drücklich darauf weisen: wie denn dieses Wort
auch ist c. 9, 8. also gebrauchet worden.

3. Das Wort lareias kan man im ge-
nitivo
und accusativo annehmen, und beydes
also, daß es dem Verstande nach fast auf eines
hinaus läuft, und übersetzen die rechte des
Gottesdienstes,
oder die Rechte, die Be-
dienungen;
welche letztere construction dem
Graecismo näher kömmt; nemlich wegen der
darauf folgenden particularum to te vor
[fremdsprachliches Material]agion, als welche auf ein asyndoton gesetzet
zu werden pflegen.

4. Das Wort dikaiamata hat Lutherus
nicht unfüglich durch Rechte übersetzet. Es kan
auch durch Satzungen und Gebote gegeben
werden; da denn, nach des Worts Eigenschaft,
solche Satzungen verstanden werden, welche auf
Levitische Reinigungen und Rechtfertigungen
gingen, aber die rechte teleiosin, die rechte
Vollkommenmachung und Gerechtmachung
(c. 7, 11.) nicht zuwege bringen konten, sondern
in den Ceremonien nur abbildeten. Und diese
Ceremonien waren denn latreiai, Gottesdien-
ste, göttliche Bedienungen.

5. Die Worte [fremdsprachliches Material]agion kosmikon können,
wenn man im Texte vorher das Wort tkene be-
hält, von der äusserlichen Hütte nicht verstanden
werden, weil eben dieses, daß sie ein solches [fremdsprachliches Material]agi-
on gehabt habe, von der Hütte gesaget wird, und
die Hütte nicht kan sich selbst gehabt haben. Und
folglich verstehet man gedachte Worte am füg-
lichsten von dem Vorrathe allerhand heiliger
Gevässe, sonderlich von derselben Haupt-Stü-
cken, damit, oder darauf, und dabey in der
Hütte die Levitischen Bedienungen verrichtet
wurden: zumal da der Apostel nach dieser gene-
ral
en Anzeige zu der specialen Benennung der-
selben gehet, und anführet, was für welche sich
[Spaltenumbruch] im Vorder- und Hintertheil der Hütten gefun-
den haben. Und solches überhaupt also genen-
nete [fremdsprachliches Material]agion, heiliges Ding, nennet er kosmikon,
weltlich, das ist, äusserlich, irdisch und ma-
terialisch,
da alle solche Gevässe von irdischer
Materie, theils vom Golde, theils vom Holtze
waren. Er nennet sie Gal. 4, 3. Col. 2, 8. 20.
mit ihren Ceremonien stoikhei~a tou kosmou, Luth.
äusserliche Satzungen.

V. 2.

Denn es war da aufgerichtet das
Vordertheil der Hütten, darinnen war
der Leuchter, und der Tisch, und die
Schaubrodt; und diese heißt die Heilige.

([fremdsprachliches Material]agia, andere codices [fremdsprachliches Material]agia, zum Unterscheid
des andern theils, der [fremdsprachliches Material]agia agion heißt.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderst sind alhier die Worte zu
mercken, skene [fremdsprachliches Material] prote, die erste Hütte,
welche eigentlich von dem vordersten Theil der
gantzen Hütte, wie es auch Lutherus übersetzet
hat, zu verstehen sind: und dieses daher, weil die
eintzige Hütte, wenn man sie von innen ansahe,
wircklich gedoppelt und in die vorderste und hin-
terste, darzwischen ein Vorhang hing, unter-
schieden war. Zwar hat der Apostel vorher diese
Worte von der gantzen Hütte gebrauchet; nem-
lich im Gegensatz auf skenen alethinen, auf die
wahrhaftige auch bessere und vollkommnere, oder
antitypische Hütte. c. 8, 1. c. 9, 11. Doch kan
diese Bedeutung alhier nicht wohl statt finden,
weil hernach v. 7. das hintere Theil das andere
genennet wird. Des zur Hütten gehörigen Vor-
hofes
gedencket der Apostel alhier nicht aus-
drücklich: aber er siehet doch darauf, wenn er
der Opfer, des Blutvergiessens und der Reini-
gung hin und wieder Meldung thut.

2. Diese drey Theile waren ein Bild der
Kirche und des Reichs Christi: und zwar der
Vorhof, darinnen der Brandopfer-Altar
mit dem ehernen Handvasse stunde, war eine
Figur der äusserlichen Kirche, darinnen Chri-
stus unter den Juden sein Versöhnopfer durch
sich selbst gebracht hat; darinnen auch das Ev-
angelium von dem Versöhnopfer Christi gepre-
diget wird; und zwar also, daß die Zueignung
desselben geschehen soll in der Ordnung der durch
die Wiedergeburt und Rechtfertigung zu erlan-
genden Reinigung, welche durch das zur leibli-
chen Reinigung hingesetzte eherne Handvaß vor-
gebildet wurde. Wer nun in der äusserlichen
sichtbaren Kirche zu solcher Application es kom-
men lässet, der gelanget dadurch in das Heilige,
oder in die geheime Vereinigung und Gemein-
schaft mit GOTT, und gehet dadurch ein in das
Allerheiligste, in das Reich der Herrlichkeit.
Welche geistliche Deutung noch viel klärer wer-
den wird, wenn wir der von Paulo alhier gedach-
ten heiligen Gevässe des heiligen und allerheilig-
sten Theils der Hütte, ihrer Beschaffenheit und
ihrem geheimen Verstande nach, werden ein we-
nig erwogen haben.

3. Es

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 1. 2.
[Spaltenumbruch] chen auch Lutherus in der Uberſetzung gefolget
iſt. Welche Interpretes das Wort πϱώτη
alleine nehmen, die ziehen es auf das oͤfter vor-
hergehende Wort διαϑήκη, Teſtament. Nun
bleibet der ſenſus zwar an ſich dabey wahr: aber
noch richtiger und fuͤglicher iſt er, wenn man das
Wort ϖϱώτη, erſte, wenn auch das Wort
σκηνὴ nicht dabey ſtuͤnde, dennoch von der Huͤt-
te verſtehet, und damit auf den andern Vers des
achten Capitels zuruͤck ſiehet, alwo der wahr-
haftigen Huͤtte, als des Gegenbildes von der
erſten typiſchen, iſt gedacht worden. Denn gleich-
wie ſich das Wort πρώτη ſolcher geſtalt zum Ge-
genſatze von der wahrhaftigen Huͤtte gar wohl
ſchicket: alſo ſehen wir auch, daß die v. 11. be-
findliche apodoſis nicht auf διαϑήκην, das Te-
ſtament,
ſondern auf σκηνὴν, auf die Huͤtte,
nemlich die vollkommnere, welche c. 8, 2. die
wahrhaftige heißt, gemachet wird, und dan-
nenhero die protaſis v. 1. auch billig davon an-
zunehmen iſt. Weil man denn nun das Wort
πϱώτη von der Huͤtte zu verſtehen haͤtte, wenn
auchgleich das Wort σκηνὴ in keinem alten co-
dice
befindlich waͤre: ſo nimmt man es billig
als ausdruͤcklich geſetzet an, da uns ſo viele alte
codices mit dem Arabiſchen Interprete aus-
druͤcklich darauf weiſen: wie denn dieſes Wort
auch iſt c. 9, 8. alſo gebrauchet worden.

3. Das Wort λαϱείας kan man im ge-
nitivo
und accuſativo annehmen, und beydes
alſo, daß es dem Verſtande nach faſt auf eines
hinaus laͤuft, und uͤberſetzen die rechte des
Gottesdienſtes,
oder die Rechte, die Be-
dienungen;
welche letztere conſtruction dem
Græciſmo naͤher koͤmmt; nemlich wegen der
darauf folgenden particularum τὸ τε vor
[fremdsprachliches Material]ὰγιον, als welche auf ein aſyndoton geſetzet
zu werden pflegen.

4. Das Wort δικαιάματα hat Lutherus
nicht unfuͤglich durch Rechte uͤberſetzet. Es kan
auch durch Satzungen und Gebote gegeben
werden; da denn, nach des Worts Eigenſchaft,
ſolche Satzungen verſtanden werden, welche auf
Levitiſche Reinigungen und Rechtfertigungen
gingen, aber die rechte τελειωσιν, die rechte
Vollkommenmachung und Gerechtmachung
(c. 7, 11.) nicht zuwege bringen konten, ſondern
in den Ceremonien nur abbildeten. Und dieſe
Ceremonien waren denn λατρείαι, Gottesdien-
ſte, goͤttliche Bedienungen.

5. Die Worte [fremdsprachliches Material]ὰγιον κοσμικὸν koͤnnen,
wenn man im Texte vorher das Wort τκηνὴ be-
haͤlt, von der aͤuſſerlichen Huͤtte nicht verſtanden
werden, weil eben dieſes, daß ſie ein ſolches [fremdsprachliches Material]άγι-
ον gehabt habe, von der Huͤtte geſaget wird, und
die Huͤtte nicht kan ſich ſelbſt gehabt haben. Und
folglich verſtehet man gedachte Worte am fuͤg-
lichſten von dem Vorrathe allerhand heiliger
Gevaͤſſe, ſonderlich von derſelben Haupt-Stuͤ-
cken, damit, oder darauf, und dabey in der
Huͤtte die Levitiſchen Bedienungen verrichtet
wurden: zumal da der Apoſtel nach dieſer gene-
ral
en Anzeige zu der ſpecialen Benennung der-
ſelben gehet, und anfuͤhret, was fuͤr welche ſich
[Spaltenumbruch] im Vorder- und Hintertheil der Huͤtten gefun-
den haben. Und ſolches uͤberhaupt alſo genen-
nete [fremdsprachliches Material]άγιον, heiliges Ding, nennet er κοσμικὸν,
weltlich, das iſt, aͤuſſerlich, irdiſch und ma-
terialiſch,
da alle ſolche Gevaͤſſe von irdiſcher
Materie, theils vom Golde, theils vom Holtze
waren. Er nennet ſie Gal. 4, 3. Col. 2, 8. 20.
mit ihren Ceremonien στοιχει῀α τοῦ κόσμου, Luth.
aͤuſſerliche Satzungen.

V. 2.

Denn es war da aufgerichtet das
Vordertheil der Huͤtten, darinnen war
der Leuchter, und der Tiſch, und die
Schaubrodt; und dieſe heißt die Heilige.

([fremdsprachliches Material]ὰγία, andere codices [fremdsprachliches Material]άγια, zum Unterſcheid
des andern theils, der [fremdsprachliches Material]άγια ἁγίων heißt.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt ſind alhier die Worte zu
mercken, σκηνὴ [fremdsprachliches Material] ϖρώτη, die erſte Huͤtte,
welche eigentlich von dem vorderſten Theil der
gantzen Huͤtte, wie es auch Lutherus uͤberſetzet
hat, zu verſtehen ſind: und dieſes daher, weil die
eintzige Huͤtte, wenn man ſie von innen anſahe,
wircklich gedoppelt und in die vorderſte und hin-
terſte, darzwiſchen ein Vorhang hing, unter-
ſchieden war. Zwar hat der Apoſtel vorher dieſe
Worte von der gantzen Huͤtte gebrauchet; nem-
lich im Gegenſatz auf σκηνὴν ἀληϑινὴν, auf die
wahrhaftige auch beſſere und vollkommnere, oder
antitypiſche Huͤtte. c. 8, 1. c. 9, 11. Doch kan
dieſe Bedeutung alhier nicht wohl ſtatt finden,
weil hernach v. 7. das hintere Theil das andere
genennet wird. Des zur Huͤtten gehoͤrigen Vor-
hofes
gedencket der Apoſtel alhier nicht aus-
druͤcklich: aber er ſiehet doch darauf, wenn er
der Opfer, des Blutvergieſſens und der Reini-
gung hin und wieder Meldung thut.

2. Dieſe drey Theile waren ein Bild der
Kirche und des Reichs Chriſti: und zwar der
Vorhof, darinnen der Brandopfer-Altar
mit dem ehernen Handvaſſe ſtunde, war eine
Figur der aͤuſſerlichen Kirche, darinnen Chri-
ſtus unter den Juden ſein Verſoͤhnopfer durch
ſich ſelbſt gebracht hat; darinnen auch das Ev-
angelium von dem Verſoͤhnopfer Chriſti gepre-
diget wird; und zwar alſo, daß die Zueignung
deſſelben geſchehen ſoll in der Ordnung der durch
die Wiedergeburt und Rechtfertigung zu erlan-
genden Reinigung, welche durch das zur leibli-
chen Reinigung hingeſetzte eherne Handvaß vor-
gebildet wurde. Wer nun in der aͤuſſerlichen
ſichtbaren Kirche zu ſolcher Application es kom-
men laͤſſet, der gelanget dadurch in das Heilige,
oder in die geheime Vereinigung und Gemein-
ſchaft mit GOTT, und gehet dadurch ein in das
Allerheiligſte, in das Reich der Herrlichkeit.
Welche geiſtliche Deutung noch viel klaͤrer wer-
den wird, wenn wir der von Paulo alhier gedach-
ten heiligen Gevaͤſſe des heiligen und allerheilig-
ſten Theils der Huͤtte, ihrer Beſchaffenheit und
ihrem geheimen Verſtande nach, werden ein we-
nig erwogen haben.

3. Es
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[342/0344] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 1. 2. chen auch Lutherus in der Uberſetzung gefolget iſt. Welche Interpretes das Wort πϱώτη alleine nehmen, die ziehen es auf das oͤfter vor- hergehende Wort διαϑήκη, Teſtament. Nun bleibet der ſenſus zwar an ſich dabey wahr: aber noch richtiger und fuͤglicher iſt er, wenn man das Wort ϖϱώτη, erſte, wenn auch das Wort σκηνὴ nicht dabey ſtuͤnde, dennoch von der Huͤt- te verſtehet, und damit auf den andern Vers des achten Capitels zuruͤck ſiehet, alwo der wahr- haftigen Huͤtte, als des Gegenbildes von der erſten typiſchen, iſt gedacht worden. Denn gleich- wie ſich das Wort πρώτη ſolcher geſtalt zum Ge- genſatze von der wahrhaftigen Huͤtte gar wohl ſchicket: alſo ſehen wir auch, daß die v. 11. be- findliche apodoſis nicht auf διαϑήκην, das Te- ſtament, ſondern auf σκηνὴν, auf die Huͤtte, nemlich die vollkommnere, welche c. 8, 2. die wahrhaftige heißt, gemachet wird, und dan- nenhero die protaſis v. 1. auch billig davon an- zunehmen iſt. Weil man denn nun das Wort πϱώτη von der Huͤtte zu verſtehen haͤtte, wenn auchgleich das Wort σκηνὴ in keinem alten co- dice befindlich waͤre: ſo nimmt man es billig als ausdruͤcklich geſetzet an, da uns ſo viele alte codices mit dem Arabiſchen Interprete aus- druͤcklich darauf weiſen: wie denn dieſes Wort auch iſt c. 9, 8. alſo gebrauchet worden. 3. Das Wort λαϱείας kan man im ge- nitivo und accuſativo annehmen, und beydes alſo, daß es dem Verſtande nach faſt auf eines hinaus laͤuft, und uͤberſetzen die rechte des Gottesdienſtes, oder die Rechte, die Be- dienungen; welche letztere conſtruction dem Græciſmo naͤher koͤmmt; nemlich wegen der darauf folgenden particularum τὸ τε vor _ ὰγιον, als welche auf ein aſyndoton geſetzet zu werden pflegen. 4. Das Wort δικαιάματα hat Lutherus nicht unfuͤglich durch Rechte uͤberſetzet. Es kan auch durch Satzungen und Gebote gegeben werden; da denn, nach des Worts Eigenſchaft, ſolche Satzungen verſtanden werden, welche auf Levitiſche Reinigungen und Rechtfertigungen gingen, aber die rechte τελειωσιν, die rechte Vollkommenmachung und Gerechtmachung (c. 7, 11.) nicht zuwege bringen konten, ſondern in den Ceremonien nur abbildeten. Und dieſe Ceremonien waren denn λατρείαι, Gottesdien- ſte, goͤttliche Bedienungen. 5. Die Worte _ ὰγιον κοσμικὸν koͤnnen, wenn man im Texte vorher das Wort τκηνὴ be- haͤlt, von der aͤuſſerlichen Huͤtte nicht verſtanden werden, weil eben dieſes, daß ſie ein ſolches _ άγι- ον gehabt habe, von der Huͤtte geſaget wird, und die Huͤtte nicht kan ſich ſelbſt gehabt haben. Und folglich verſtehet man gedachte Worte am fuͤg- lichſten von dem Vorrathe allerhand heiliger Gevaͤſſe, ſonderlich von derſelben Haupt-Stuͤ- cken, damit, oder darauf, und dabey in der Huͤtte die Levitiſchen Bedienungen verrichtet wurden: zumal da der Apoſtel nach dieſer gene- ralen Anzeige zu der ſpecialen Benennung der- ſelben gehet, und anfuͤhret, was fuͤr welche ſich im Vorder- und Hintertheil der Huͤtten gefun- den haben. Und ſolches uͤberhaupt alſo genen- nete _ άγιον, heiliges Ding, nennet er κοσμικὸν, weltlich, das iſt, aͤuſſerlich, irdiſch und ma- terialiſch, da alle ſolche Gevaͤſſe von irdiſcher Materie, theils vom Golde, theils vom Holtze waren. Er nennet ſie Gal. 4, 3. Col. 2, 8. 20. mit ihren Ceremonien στοιχει῀α τοῦ κόσμου, Luth. aͤuſſerliche Satzungen. V. 2. Denn es war da aufgerichtet das Vordertheil der Huͤtten, darinnen war der Leuchter, und der Tiſch, und die Schaubrodt; und dieſe heißt die Heilige. (_ ὰγία, andere codices _ άγια, zum Unterſcheid des andern theils, der _ άγια ἁγίων heißt.) Anmerckungen. 1. Zuvorderſt ſind alhier die Worte zu mercken, σκηνὴ _ ϖρώτη, die erſte Huͤtte, welche eigentlich von dem vorderſten Theil der gantzen Huͤtte, wie es auch Lutherus uͤberſetzet hat, zu verſtehen ſind: und dieſes daher, weil die eintzige Huͤtte, wenn man ſie von innen anſahe, wircklich gedoppelt und in die vorderſte und hin- terſte, darzwiſchen ein Vorhang hing, unter- ſchieden war. Zwar hat der Apoſtel vorher dieſe Worte von der gantzen Huͤtte gebrauchet; nem- lich im Gegenſatz auf σκηνὴν ἀληϑινὴν, auf die wahrhaftige auch beſſere und vollkommnere, oder antitypiſche Huͤtte. c. 8, 1. c. 9, 11. Doch kan dieſe Bedeutung alhier nicht wohl ſtatt finden, weil hernach v. 7. das hintere Theil das andere genennet wird. Des zur Huͤtten gehoͤrigen Vor- hofes gedencket der Apoſtel alhier nicht aus- druͤcklich: aber er ſiehet doch darauf, wenn er der Opfer, des Blutvergieſſens und der Reini- gung hin und wieder Meldung thut. 2. Dieſe drey Theile waren ein Bild der Kirche und des Reichs Chriſti: und zwar der Vorhof, darinnen der Brandopfer-Altar mit dem ehernen Handvaſſe ſtunde, war eine Figur der aͤuſſerlichen Kirche, darinnen Chri- ſtus unter den Juden ſein Verſoͤhnopfer durch ſich ſelbſt gebracht hat; darinnen auch das Ev- angelium von dem Verſoͤhnopfer Chriſti gepre- diget wird; und zwar alſo, daß die Zueignung deſſelben geſchehen ſoll in der Ordnung der durch die Wiedergeburt und Rechtfertigung zu erlan- genden Reinigung, welche durch das zur leibli- chen Reinigung hingeſetzte eherne Handvaß vor- gebildet wurde. Wer nun in der aͤuſſerlichen ſichtbaren Kirche zu ſolcher Application es kom- men laͤſſet, der gelanget dadurch in das Heilige, oder in die geheime Vereinigung und Gemein- ſchaft mit GOTT, und gehet dadurch ein in das Allerheiligſte, in das Reich der Herrlichkeit. Welche geiſtliche Deutung noch viel klaͤrer wer- den wird, wenn wir der von Paulo alhier gedach- ten heiligen Gevaͤſſe des heiligen und allerheilig- ſten Theils der Huͤtte, ihrer Beſchaffenheit und ihrem geheimen Verſtande nach, werden ein we- nig erwogen haben. 3. Es

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/344>, abgerufen am 23.11.2024.