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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 8. v. 4-7. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] ein Cörper einen Schatten von sich wegen zurück-
gehaltener Sonnen-Strahlen. Durch die
Mahler-Kunst wird der Cörper durch den Pinsel
nach seinen Lineamenten mit unterschiedlichen
Farben abgeschattet, oder dem Schatten nach
dargestellet. Gleichwie nun ein grosser Unter-
scheid ist zwischen einem wircklichen und lebendi-
gen Cörper und desselben blossen Schatten, oder
Gemählde: also ist auch ein sehr grosser Unter-
scheid unter dem Levitischen und Meßianischen
Priesterthum.

6. Wolte iemand gegen das Gleichniß ein-
wenden und sagen, es würde nach demselben der
Schatte und das Gemählde eher seyn gewesen,
als der Cörper selbst, welches doch zu sagen und
zu setzen sich nicht wohl schicke: so dienet über-
haupt zur Antwort, daß man die Gleichnisse
nicht weiter ausdehnen müsse, als es ihre Aehn-
lichkeit mit der vorgebildeten Sache zugiebet.
Es ist aber auch alhier darinn nichts unähnliches,
denn der Meßias ist ja schon allerdinge im alten
Testamente gewesen: und was wegen seiner
Menschwerdung und der Verwaltung seines
Hohen-Priesterlichen Amts noch künftig war,
das war doch in den wahrhaftigen Verheissungen
bereits gegenwärtig, und konte also von dem das
künftige vorhersehenden GOTT gar wol schon
vorher gleichsam in seinem Schatten reprae-
sentir
et werden. Es kommt diese Redens-Art
auch unten c. 10, 1. und Col. 2, 16. vor.

7. Das Wort kekhrematistai darf nicht
eben übersetzet werden durch eine göttliche Ant-
wort worden,
sondern es heißt eine göttliche
Offenbarung, Information, oder Befehl em-
pfangen.

8. Das Mosi auf dem Berge gezeigete
Bild ist nichts anders gewesen, als das Muster,
oder der Abriß von der Stifts-Hütte und dem
gantzen Levitischen Gottesdienste. Denn gleich-
wie, wenn man ein Haus bauen will, zumal ein
öffentliches und grosses Gebäude, man sich erst
auf dem Pappier, oder auch wol in Pappe, oder
in Holtz, ein Muster, oder Model, davon ent-
werfen zu lassen pfleget: also hat GOTT dem
Mosi, ausser dem mündlichen Befehle, wie es
in allen Stücken mit der Stifts-Hütte und dem
Levitischen Gottesdienste gehalten werden solte,
auch ein solches materialisches und sichtbares
Model recht vor Augen gestellet: und ihn solcher
gestalt durch zwey Sinne, durch das Gehör und
durch das Gesichte, von der Sachen Beschaffen-
heit aufs genaueste unterrichtet.

9. Und da sich an der Stifts-Hütte und
allem ihrem Geräthe manches findet, davon in
dem Befehle oder mündlichen Unterrichte nichts
gemeldet wird, Moses aber doch auch nichts für
sich selbst erdacht hat: so erkennet man daraus
zweyerley: erstlich dieses, wie vollkommen das
ihm von allen und ieden Dingen repraesentirte
Model müsse gewesen seyn, daß er daran alles und
iedes aufs allereigentlichste habe bemercken kön-
nen. Und denn daß ihm GOtt einen besondern
und vesten Eindruck davon in seine Einbildungs-
Kraft müsse gegeben haben: als ohne welche es
[Spaltenumbruch] unmöglich gewesen wäre, solches alles so eigent-
lich zu behalten und den Werckmeistern alles vor-
zuschreiben. Was dabey für eine besondere Ein-
gebung und Direction an dem Bezaleel und
Ahaliab vorgegangen, das sehe man 2 Buch
Mos. 31.

10. Es halten zwar einige dafür, als wären
Mosi auf dem Berge die geistlichen und himmli-
schen Sachen selbst im Gegenbilde gezeiget wor-
den: allein es leidet es derselben Natur nicht
wohl, daß sie ohne Bilder gezeiget werden können.
Sind sie aber unter gewissen Bildern, wie es das
Hebräische Wort [fremdsprachliches Material], und das Griechische
tupos mit sich bringet, vorgestellet worden, so ist
es das Model gewesen, wie zuvor angezeiget
ist.

V. 6.

Nun aber hat er (der Meßias) ein bes-
ser
(tosouto, ein so viel bessers und vortreflichers)
Amt (dessen leitourgos, Pfleger er ist v. 2.) er-
langet
(vor den Levitischen Priestern) als der
(osa, so viel) eines bessern Testaments (Oe-
conomie
des Gnaden-Bundes) Mittler
(zwischen GOtt und den Menschen 1 Tim. 2, 5.)
ist; welches auch auf bessern Verheissungen
stehet
(nenomothetetai, also verfasset ist, daß es
die Form einer gewissen Vorschrift des Glaubens
und des Lebens hat.)

Anmerckung.

Es sind zwar die Verheissungen, oder ver-
heissene Heyls-Güter des alten und neuen Testa-
ments der Haupt-Sache nach einerley: allein es
findet sich doch dabey ein grosser Unterscheid zwi-
schen beyden. Denn die Verheissungen des al-
ten Testaments, so fern man dieses sonderlich vom
Levitischen Gottesdienst verstehet, waren unter
vielen Vorbildern eingewickelt, und sollen noch
erst erfüllet werden: im neuen Testament aber,
oder unter dem Hohen-Priesterthum des Meßiä,
da sind sie ausgewickelt, stehen in ihrer Klarheit
und in ihrer Erfüllung dar, und führen, ihrer
Vollendung nach, nicht mehr auf das ewige Leben
unter dem Bilde des gelobten Landes, sondern
gerade zu. Und da dort die Gläubigen gleichsam
unmündige Kinder gewesen sind, so kommen sie
hier zu ihrem rechten Alter und zur völligern Besi-
tzung der geistlichen Güter. Siehe die Verglei-
chung des alten und neuen Testaments 2 Cor. 3.
und vorher c. 7, 22. da es heißt: eines bessern
Testaments Ausrichter ist JESUS
worden.

V. 7.

Denn so das erste (Testament) untade-
lich
(vollkommen und an sich zur Versöhnung
und zur Seligmachung, zur Vollkommenma-
chung c. 7, 7. hinlänglich) gewesen wäre,
würde nicht Raum
(die wirckliche Einführung
c. 7, 19.) zu einem andern (vollkommnern) ge-
suchet.

Anmerckungen.

1. Der Apostel erweiset hiermit, daß das

alte
U u

Cap. 8. v. 4-7. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] ein Coͤrper einen Schatten von ſich wegen zuruͤck-
gehaltener Sonnen-Strahlen. Durch die
Mahler-Kunſt wird der Coͤrper durch den Pinſel
nach ſeinen Lineamenten mit unterſchiedlichen
Farben abgeſchattet, oder dem Schatten nach
dargeſtellet. Gleichwie nun ein groſſer Unter-
ſcheid iſt zwiſchen einem wircklichen und lebendi-
gen Coͤrper und deſſelben bloſſen Schatten, oder
Gemaͤhlde: alſo iſt auch ein ſehr groſſer Unter-
ſcheid unter dem Levitiſchen und Meßianiſchen
Prieſterthum.

6. Wolte iemand gegen das Gleichniß ein-
wenden und ſagen, es wuͤrde nach demſelben der
Schatte und das Gemaͤhlde eher ſeyn geweſen,
als der Coͤrper ſelbſt, welches doch zu ſagen und
zu ſetzen ſich nicht wohl ſchicke: ſo dienet uͤber-
haupt zur Antwort, daß man die Gleichniſſe
nicht weiter ausdehnen muͤſſe, als es ihre Aehn-
lichkeit mit der vorgebildeten Sache zugiebet.
Es iſt aber auch alhier darinn nichts unaͤhnliches,
denn der Meßias iſt ja ſchon allerdinge im alten
Teſtamente geweſen: und was wegen ſeiner
Menſchwerdung und der Verwaltung ſeines
Hohen-Prieſterlichen Amts noch kuͤnftig war,
das war doch in den wahrhaftigen Verheiſſungen
bereits gegenwaͤrtig, und konte alſo von dem das
kuͤnftige vorherſehenden GOTT gar wol ſchon
vorher gleichſam in ſeinem Schatten repræ-
ſentir
et werden. Es kommt dieſe Redens-Art
auch unten c. 10, 1. und Col. 2, 16. vor.

7. Das Wort κεχϱημάτισται darf nicht
eben uͤberſetzet werden durch eine goͤttliche Ant-
wort worden,
ſondern es heißt eine goͤttliche
Offenbarung, Information, oder Befehl em-
pfangen.

8. Das Moſi auf dem Berge gezeigete
Bild iſt nichts anders geweſen, als das Muſter,
oder der Abriß von der Stifts-Huͤtte und dem
gantzen Levitiſchen Gottesdienſte. Denn gleich-
wie, wenn man ein Haus bauen will, zumal ein
oͤffentliches und groſſes Gebaͤude, man ſich erſt
auf dem Pappier, oder auch wol in Pappe, oder
in Holtz, ein Muſter, oder Model, davon ent-
werfen zu laſſen pfleget: alſo hat GOTT dem
Moſi, auſſer dem muͤndlichen Befehle, wie es
in allen Stuͤcken mit der Stifts-Huͤtte und dem
Levitiſchen Gottesdienſte gehalten werden ſolte,
auch ein ſolches materialiſches und ſichtbares
Model recht vor Augen geſtellet: und ihn ſolcher
geſtalt durch zwey Sinne, durch das Gehoͤr und
durch das Geſichte, von der Sachen Beſchaffen-
heit aufs genaueſte unterrichtet.

9. Und da ſich an der Stifts-Huͤtte und
allem ihrem Geraͤthe manches findet, davon in
dem Befehle oder muͤndlichen Unterrichte nichts
gemeldet wird, Moſes aber doch auch nichts fuͤr
ſich ſelbſt erdacht hat: ſo erkennet man daraus
zweyerley: erſtlich dieſes, wie vollkommen das
ihm von allen und ieden Dingen repræſentirte
Model muͤſſe geweſen ſeyn, daß er daran alles und
iedes aufs allereigentlichſte habe bemercken koͤn-
nen. Und denn daß ihm GOtt einen beſondern
und veſten Eindruck davon in ſeine Einbildungs-
Kraft muͤſſe gegeben haben: als ohne welche es
[Spaltenumbruch] unmoͤglich geweſen waͤre, ſolches alles ſo eigent-
lich zu behalten und den Werckmeiſtern alles vor-
zuſchreiben. Was dabey fuͤr eine beſondere Ein-
gebung und Direction an dem Bezaleel und
Ahaliab vorgegangen, das ſehe man 2 Buch
Moſ. 31.

10. Es halten zwar einige dafuͤr, als waͤren
Moſi auf dem Berge die geiſtlichen und himmli-
ſchen Sachen ſelbſt im Gegenbilde gezeiget wor-
den: allein es leidet es derſelben Natur nicht
wohl, daß ſie ohne Bilder gezeiget werden koͤnnen.
Sind ſie aber unter gewiſſen Bildern, wie es das
Hebraͤiſche Wort [fremdsprachliches Material], und das Griechiſche
τύπος mit ſich bringet, vorgeſtellet worden, ſo iſt
es das Model geweſen, wie zuvor angezeiget
iſt.

V. 6.

Nun aber hat er (der Meßias) ein beſ-
ſer
(τοσούτῳ, ein ſo viel beſſers und vortreflichers)
Amt (deſſen λειτουϱγὸς, Pfleger er iſt v. 2.) er-
langet
(vor den Levitiſchen Prieſtern) als der
(ὅσα, ſo viel) eines beſſern Teſtaments (Oe-
conomie
des Gnaden-Bundes) Mittler
(zwiſchen GOtt und den Menſchen 1 Tim. 2, 5.)
iſt; welches auch auf beſſern Verheiſſungen
ſtehet
(νενομοθέτηται, alſo verfaſſet iſt, daß es
die Form einer gewiſſen Vorſchrift des Glaubens
und des Lebens hat.)

Anmerckung.

Es ſind zwar die Verheiſſungen, oder ver-
heiſſene Heyls-Guͤter des alten und neuen Teſta-
ments der Haupt-Sache nach einerley: allein es
findet ſich doch dabey ein groſſer Unterſcheid zwi-
ſchen beyden. Denn die Verheiſſungen des al-
ten Teſtaments, ſo fern man dieſes ſonderlich vom
Levitiſchen Gottesdienſt verſtehet, waren unter
vielen Vorbildern eingewickelt, und ſollen noch
erſt erfuͤllet werden: im neuen Teſtament aber,
oder unter dem Hohen-Prieſterthum des Meßiaͤ,
da ſind ſie ausgewickelt, ſtehen in ihrer Klarheit
und in ihrer Erfuͤllung dar, und fuͤhren, ihrer
Vollendung nach, nicht mehr auf das ewige Leben
unter dem Bilde des gelobten Landes, ſondern
gerade zu. Und da dort die Glaͤubigen gleichſam
unmuͤndige Kinder geweſen ſind, ſo kommen ſie
hier zu ihrem rechten Alter und zur voͤlligern Beſi-
tzung der geiſtlichen Guͤter. Siehe die Verglei-
chung des alten und neuen Teſtaments 2 Cor. 3.
und vorher c. 7, 22. da es heißt: eines beſſern
Teſtaments Ausrichter iſt JESUS
worden.

V. 7.

Denn ſo das erſte (Teſtament) untade-
lich
(vollkommen und an ſich zur Verſoͤhnung
und zur Seligmachung, zur Vollkommenma-
chung c. 7, 7. hinlaͤnglich) geweſen waͤre,
wuͤrde nicht Raum
(die wirckliche Einfuͤhrung
c. 7, 19.) zu einem andern (vollkommnern) ge-
ſuchet.

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel erweiſet hiermit, daß das

alte
U u
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[337/0339] Cap. 8. v. 4-7. an die Hebraͤer. ein Coͤrper einen Schatten von ſich wegen zuruͤck- gehaltener Sonnen-Strahlen. Durch die Mahler-Kunſt wird der Coͤrper durch den Pinſel nach ſeinen Lineamenten mit unterſchiedlichen Farben abgeſchattet, oder dem Schatten nach dargeſtellet. Gleichwie nun ein groſſer Unter- ſcheid iſt zwiſchen einem wircklichen und lebendi- gen Coͤrper und deſſelben bloſſen Schatten, oder Gemaͤhlde: alſo iſt auch ein ſehr groſſer Unter- ſcheid unter dem Levitiſchen und Meßianiſchen Prieſterthum. 6. Wolte iemand gegen das Gleichniß ein- wenden und ſagen, es wuͤrde nach demſelben der Schatte und das Gemaͤhlde eher ſeyn geweſen, als der Coͤrper ſelbſt, welches doch zu ſagen und zu ſetzen ſich nicht wohl ſchicke: ſo dienet uͤber- haupt zur Antwort, daß man die Gleichniſſe nicht weiter ausdehnen muͤſſe, als es ihre Aehn- lichkeit mit der vorgebildeten Sache zugiebet. Es iſt aber auch alhier darinn nichts unaͤhnliches, denn der Meßias iſt ja ſchon allerdinge im alten Teſtamente geweſen: und was wegen ſeiner Menſchwerdung und der Verwaltung ſeines Hohen-Prieſterlichen Amts noch kuͤnftig war, das war doch in den wahrhaftigen Verheiſſungen bereits gegenwaͤrtig, und konte alſo von dem das kuͤnftige vorherſehenden GOTT gar wol ſchon vorher gleichſam in ſeinem Schatten repræ- ſentiret werden. Es kommt dieſe Redens-Art auch unten c. 10, 1. und Col. 2, 16. vor. 7. Das Wort κεχϱημάτισται darf nicht eben uͤberſetzet werden durch eine goͤttliche Ant- wort worden, ſondern es heißt eine goͤttliche Offenbarung, Information, oder Befehl em- pfangen. 8. Das Moſi auf dem Berge gezeigete Bild iſt nichts anders geweſen, als das Muſter, oder der Abriß von der Stifts-Huͤtte und dem gantzen Levitiſchen Gottesdienſte. Denn gleich- wie, wenn man ein Haus bauen will, zumal ein oͤffentliches und groſſes Gebaͤude, man ſich erſt auf dem Pappier, oder auch wol in Pappe, oder in Holtz, ein Muſter, oder Model, davon ent- werfen zu laſſen pfleget: alſo hat GOTT dem Moſi, auſſer dem muͤndlichen Befehle, wie es in allen Stuͤcken mit der Stifts-Huͤtte und dem Levitiſchen Gottesdienſte gehalten werden ſolte, auch ein ſolches materialiſches und ſichtbares Model recht vor Augen geſtellet: und ihn ſolcher geſtalt durch zwey Sinne, durch das Gehoͤr und durch das Geſichte, von der Sachen Beſchaffen- heit aufs genaueſte unterrichtet. 9. Und da ſich an der Stifts-Huͤtte und allem ihrem Geraͤthe manches findet, davon in dem Befehle oder muͤndlichen Unterrichte nichts gemeldet wird, Moſes aber doch auch nichts fuͤr ſich ſelbſt erdacht hat: ſo erkennet man daraus zweyerley: erſtlich dieſes, wie vollkommen das ihm von allen und ieden Dingen repræſentirte Model muͤſſe geweſen ſeyn, daß er daran alles und iedes aufs allereigentlichſte habe bemercken koͤn- nen. Und denn daß ihm GOtt einen beſondern und veſten Eindruck davon in ſeine Einbildungs- Kraft muͤſſe gegeben haben: als ohne welche es unmoͤglich geweſen waͤre, ſolches alles ſo eigent- lich zu behalten und den Werckmeiſtern alles vor- zuſchreiben. Was dabey fuͤr eine beſondere Ein- gebung und Direction an dem Bezaleel und Ahaliab vorgegangen, das ſehe man 2 Buch Moſ. 31. 10. Es halten zwar einige dafuͤr, als waͤren Moſi auf dem Berge die geiſtlichen und himmli- ſchen Sachen ſelbſt im Gegenbilde gezeiget wor- den: allein es leidet es derſelben Natur nicht wohl, daß ſie ohne Bilder gezeiget werden koͤnnen. Sind ſie aber unter gewiſſen Bildern, wie es das Hebraͤiſche Wort _ , und das Griechiſche τύπος mit ſich bringet, vorgeſtellet worden, ſo iſt es das Model geweſen, wie zuvor angezeiget iſt. V. 6. Nun aber hat er (der Meßias) ein beſ- ſer (τοσούτῳ, ein ſo viel beſſers und vortreflichers) Amt (deſſen λειτουϱγὸς, Pfleger er iſt v. 2.) er- langet (vor den Levitiſchen Prieſtern) als der (ὅσα, ſo viel) eines beſſern Teſtaments (Oe- conomie des Gnaden-Bundes) Mittler (zwiſchen GOtt und den Menſchen 1 Tim. 2, 5.) iſt; welches auch auf beſſern Verheiſſungen ſtehet (νενομοθέτηται, alſo verfaſſet iſt, daß es die Form einer gewiſſen Vorſchrift des Glaubens und des Lebens hat.) Anmerckung. Es ſind zwar die Verheiſſungen, oder ver- heiſſene Heyls-Guͤter des alten und neuen Teſta- ments der Haupt-Sache nach einerley: allein es findet ſich doch dabey ein groſſer Unterſcheid zwi- ſchen beyden. Denn die Verheiſſungen des al- ten Teſtaments, ſo fern man dieſes ſonderlich vom Levitiſchen Gottesdienſt verſtehet, waren unter vielen Vorbildern eingewickelt, und ſollen noch erſt erfuͤllet werden: im neuen Teſtament aber, oder unter dem Hohen-Prieſterthum des Meßiaͤ, da ſind ſie ausgewickelt, ſtehen in ihrer Klarheit und in ihrer Erfuͤllung dar, und fuͤhren, ihrer Vollendung nach, nicht mehr auf das ewige Leben unter dem Bilde des gelobten Landes, ſondern gerade zu. Und da dort die Glaͤubigen gleichſam unmuͤndige Kinder geweſen ſind, ſo kommen ſie hier zu ihrem rechten Alter und zur voͤlligern Beſi- tzung der geiſtlichen Guͤter. Siehe die Verglei- chung des alten und neuen Teſtaments 2 Cor. 3. und vorher c. 7, 22. da es heißt: eines beſſern Teſtaments Ausrichter iſt JESUS worden. V. 7. Denn ſo das erſte (Teſtament) untade- lich (vollkommen und an ſich zur Verſoͤhnung und zur Seligmachung, zur Vollkommenma- chung c. 7, 7. hinlaͤnglich) geweſen waͤre, wuͤrde nicht Raum (die wirckliche Einfuͤhrung c. 7, 19.) zu einem andern (vollkommnern) ge- ſuchet. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel erweiſet hiermit, daß das alte U u

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/339>, abgerufen am 26.11.2024.