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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 7. v. 13-17.an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] mit den Levitischen Opfern war vorgebildet wor-
den, nemlich sich selbst für das gantze menschliche
Geschlecht. 2. Daß er, wie im 110 Psalm ist ver-
heissen worden, solte ein Königliches Priesterthum
haben, oder mit dem Priesterthum die im Stamm
Juda bey dem Hause David im Vorbilde gewe-
sene Königliche Würde vereinigen, und daher
auch alle seine Glieder zur geistlichen Würde des
Königlichen Priesterthums bringen 1 Pet. 2, 9.
Offenb. 1, 5. 6. c. 5, 10.

V. 15. 16. 17.

Und es ist noch klärlicher (daß nemlich
mit dem Priesterthum auch eine Veränderung und
Abthuung des Gesetzes nach v. 12. verbunden sey)
so (oder da) nach der Weise Melchisedech ein
ander Priester auf kömmt.
v. 16. Welcher nicht
nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots

(des Levitischen in Geboten verfasseten Gottes-
dienstes, der es nur mit äusserlichen Sachen zu
thun hatte, und auf äusserliche Reinigung nach
dem Fleische gerichtet war, so fern es ausser Chri-
sto betrachtet wird) gemachet ist (bestellet ist
und sterblich war) sondern nach der Kraft des
unendlichen Lebens
(und also ein solcher ist,
der, da jene, die Levitischen Priester, sterblich wa-
ren, und mit einem an sich selbst unkräftigen Ge-
setze und Gottesdienste es zu thun hatten, als wah-
rer ewiger GOtt auch nach der der menschlichen
Natur mitgetheileten göttlichen Kraft und Hei-
ligkeit, ewig lebet, und Kraft genug hat, unsere
dem Levitischen Priesterthum, ja noch vielmehr
Moral-Gesetze, unmögliche teleiosin, Vollkom-
menmachung ins Werck zu richten. v. 11.) v. 17. Denn
er bezeuget
(nemlich GOtt der Vater von dem
Sohne im hundert und zehnden Psalm:) du bist
ein Priester ewiglich
(da denn der Nachdruck,
dieser Argumentation nach, in dem Worte
ewiglich lieget, und damit der Meßias, der ewige
Hohe-Priester, mit seinem als ewigen Priester-
thum den sterblichen Levitischen Priestern und ih-
rem in lauter Abwechselungen bestehenden prie-
sterlichen Amte entgegen stehet) nach der Ord-
nung Melchisedech.

Anmerckungen.

1. Dem Verstande nach müssen diese Ver-
se, wie auch die beyden nachfolgenden, mit dem
im 11 und 12 Verse liegenden Satze, daß das mit
dem Levitischen Priesterthum verknüpfte
gantze Ceremonial-Gesetze
(weil es unsere
Vollkommenmachung nicht zu wege bringen
konte und diese durch den dem Moral- Gesetze ge-
leisteten Gehorsam noch weniger zu erhalten war)
abgethan sey, verbunden werden. Und da der
Apostel solches bisher damit erwiesen, daß der
Nachdruck der aus dem hundert und zehenden
Psalm angeführten Worte uns vom Levitischen
auf ein anders Priesterthum, daran das Leviti-
sche Gesetze nicht gebunden sey, führe, nemlich
auf das Meßianische, und also den Beweis son-
derlich aus den Worten nach der Ordnung,
oder Weise Melchisedech genommen hatte: so
nimmt er nun den neuen Beweis sonderlich aus
dem Worte ewiglich, und erkläret solches
[Spaltenumbruch] ewiglich mit den Worten von der Kraft des
unendlichen Lebens;
und zwar also, daß er
einen Gegensatz machet gegen das vergängliche
und unkräftige Wesen des Levitischen Priester-
thums und der sterblichen Priester. Und also se-
hen wir, daß sich der Apostel im Griechischen der
Particul eti und des Comparativi klärlicher,
dieses neuen Arguments wegen bediene, und
warum er sage, es sey das, was er ferner vorstelle,
noch klärlicher, oder unserm Begriffe nach zum
Erweise noch deutlicher, als jenes.

2. Durch das Gesetz des fleischlichen
Gebots
verstehet der Apostel sonderlich das Le-
vitische Ceremonial-Gesetze,
welches mit dem
Priesterthum aufs allergenaueste verbunden war,
und davon hauptsächlich handelte. Zwar hat er
mit dem Worte nenomotheteto wol überhaupt
auf das Gesetz, und also auch insonderheit mit auf
das Moral-Gesetze gesehen, als ein solches, wel-
ches zur Vollkommenmachung, die es aber bey
den Menschen nicht zu wege bringen konte, gege-
ben war. Allein daß alhier eigentlich das Leviti-
sche Ceremonial-Gesetze gemeynet sey, siehet man
(ausser dem Haupt-Zwecke dieser Epistel, welcher
war, die Juden davon abzuführen) nicht allein
aus der vorgenommenen Materie von dem mit
dem Ceremonial-Gesetze verbundenen Levitischen
Priesterthum, sondern auch aus den Worten, da
diß Gesetz, davon Paulus redet, genennet wird
nomos entoles sarkikes, das Gesetz des fleisch-
lichen Gebots:
als welches von dem so gar geist-
lichen Moral-Gesetze nicht kan gesaget werden.
Zwar stehet Röm. 8, 3. von demselben, daß es
durch das Fleisch geschwächet worden,

das ist, um der Sünde willen nicht in dem
Stande sey, den Menschen selig zu machen, oder
daß der Mensch mit dem demselben geleisteten Ge-
horsam unmöglich vor GOtt bestehen und selig
werden könne: aber ein anders ist, in solchem
Verstande vom Fleische geschwächet, und ein
anders selbst ein Gesetz des fleischlichen Ge-
bots seyn.

3. Damit man den eigentlichen Verstand
dieser Redens-Art vom Gesetze des fleischli-
chen Gebots
so viel deutlicher mercken möge; so
hat man hierbey dreyerley zu erwegen: erstlich
den Gegensatz im Evangelio, wie dieses und dessen
Oeconomie genennet werde? Hernach von
welcher Beschaffenheit der Levitische Gottesdienst
gewesen: und denn, wie er daher auch anderwär-
tig genennet werde?

4. Das Evangelium mit seiner gantzen
Oeconomie ging eigentlich aufs innerliche,
und aufs geistliche, bestunde in der geistlichen
Erfüllung
aller äusserlichen Vorbilder priese,
lauter geistliche Heyls-Güter an, brachte den
Heiligen Geist nebst seinen Gaben mit sich, und
wirckete einen geistlichen Sinn und einen sol-
chen Dienst, der GOTT im Geiste und in der
Wahrheit geleistet wird. Und daher wird es
selbst mit dem Namen Geist und das Amt des
Geistes, und das den Geist giebet,
genennet
2 Cor. 3, 6. 8. 17. 18. als welches hat lauter pneu-
matika, geistliche Dinge 1 Cor. 2, 13. 14.

5. Hin-
T t

Cap. 7. v. 13-17.an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] mit den Levitiſchen Opfern war vorgebildet wor-
den, nemlich ſich ſelbſt fuͤr das gantze menſchliche
Geſchlecht. 2. Daß er, wie im 110 Pſalm iſt ver-
heiſſen worden, ſolte ein Koͤnigliches Prieſterthum
haben, oder mit dem Prieſterthum die im Stamm
Juda bey dem Hauſe David im Vorbilde gewe-
ſene Koͤnigliche Wuͤrde vereinigen, und daher
auch alle ſeine Glieder zur geiſtlichen Wuͤrde des
Koͤniglichen Prieſterthums bringen 1 Pet. 2, 9.
Offenb. 1, 5. 6. c. 5, 10.

V. 15. 16. 17.

Und es iſt noch klaͤrlicher (daß nemlich
mit dem Prieſterthum auch eine Veraͤnderung und
Abthuung des Geſetzes nach v. 12. verbunden ſey)
ſo (oder da) nach der Weiſe Melchiſedech ein
ander Pꝛieſter auf koͤmmt.
v. 16. Welcher nicht
nach dem Geſetz des fleiſchlichen Gebots

(des Levitiſchen in Geboten verfaſſeten Gottes-
dienſtes, der es nur mit aͤuſſerlichen Sachen zu
thun hatte, und auf aͤuſſerliche Reinigung nach
dem Fleiſche gerichtet war, ſo fern es auſſer Chri-
ſto betrachtet wird) gemachet iſt (beſtellet iſt
und ſterblich war) ſondern nach der Kraft des
unendlichen Lebens
(und alſo ein ſolcher iſt,
der, da jene, die Levitiſchen Prieſter, ſterblich wa-
ren, und mit einem an ſich ſelbſt unkraͤftigen Ge-
ſetze und Gottesdienſte es zu thun hatten, als wah-
rer ewiger GOtt auch nach der der menſchlichen
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ligkeit, ewig lebet, und Kraft genug hat, unſere
dem Levitiſchen Prieſterthum, ja noch vielmehr
Moral-Geſetze, unmoͤgliche τελείωσιν, Vollkom-
menmachung ins Werck zu richten. v. 11.) v. 17. Deñ
er bezeuget
(nemlich GOtt der Vater von dem
Sohne im hundert und zehnden Pſalm:) du biſt
ein Prieſter ewiglich
(da denn der Nachdruck,
dieſer Argumentation nach, in dem Worte
ewiglich lieget, und damit der Meßias, der ewige
Hohe-Prieſter, mit ſeinem als ewigen Prieſter-
thum den ſterblichen Levitiſchen Prieſtern und ih-
rem in lauter Abwechſelungen beſtehenden prie-
ſterlichen Amte entgegen ſtehet) nach der Ord-
nung Melchiſedech.

Anmerckungen.

1. Dem Verſtande nach muͤſſen dieſe Ver-
ſe, wie auch die beyden nachfolgenden, mit dem
im 11 und 12 Verſe liegenden Satze, daß das mit
dem Levitiſchen Prieſterthum verknuͤpfte
gantze Ceremonial-Geſetze
(weil es unſere
Vollkommenmachung nicht zu wege bringen
konte und dieſe durch den dem Moral- Geſetze ge-
leiſteten Gehorſam noch weniger zu erhalten war)
abgethan ſey, verbunden werden. Und da der
Apoſtel ſolches bisher damit erwieſen, daß der
Nachdruck der aus dem hundert und zehenden
Pſalm angefuͤhrten Worte uns vom Levitiſchen
auf ein anders Prieſterthum, daran das Leviti-
ſche Geſetze nicht gebunden ſey, fuͤhre, nemlich
auf das Meßianiſche, und alſo den Beweis ſon-
derlich aus den Worten nach der Ordnung,
oder Weiſe Melchiſedech genommen hatte: ſo
nimmt er nun den neuen Beweis ſonderlich aus
dem Worte ewiglich, und erklaͤret ſolches
[Spaltenumbruch] ewiglich mit den Worten von der Kraft des
unendlichen Lebens;
und zwar alſo, daß er
einen Gegenſatz machet gegen das vergaͤngliche
und unkraͤftige Weſen des Levitiſchen Prieſter-
thums und der ſterblichen Prieſter. Und alſo ſe-
hen wir, daß ſich der Apoſtel im Griechiſchen der
Particul ἔτι und des Comparativi klaͤrlicher,
dieſes neuen Arguments wegen bediene, und
warum er ſage, es ſey das, was er ferner vorſtelle,
noch klaͤrlicher, oder unſerm Begriffe nach zum
Erweiſe noch deutlicher, als jenes.

2. Durch das Geſetz des fleiſchlichen
Gebots
verſtehet der Apoſtel ſonderlich das Le-
vitiſche Ceremonial-Geſetze,
welches mit dem
Prieſterthum aufs allergenaueſte verbunden war,
und davon hauptſaͤchlich handelte. Zwar hat er
mit dem Worte νενομοθέτητο wol uͤberhaupt
auf das Geſetz, und alſo auch inſonderheit mit auf
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ches zur Vollkommenmachung, die es aber bey
den Menſchen nicht zu wege bringen konte, gege-
ben war. Allein daß alhier eigentlich das Leviti-
ſche Ceremonial-Geſetze gemeynet ſey, ſiehet man
(auſſer dem Haupt-Zwecke dieſer Epiſtel, welcher
war, die Juden davon abzufuͤhren) nicht allein
aus der vorgenommenen Materie von dem mit
dem Ceremonial-Geſetze verbundenen Levitiſchen
Prieſterthum, ſondern auch aus den Worten, da
diß Geſetz, davon Paulus redet, genennet wird
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lichen Gebots:
als welches von dem ſo gar geiſt-
lichen Moral-Geſetze nicht kan geſaget werden.
Zwar ſtehet Roͤm. 8, 3. von demſelben, daß es
durch das Fleiſch geſchwaͤchet worden,

das iſt, um der Suͤnde willen nicht in dem
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Verſtande vom Fleiſche geſchwaͤchet, und ein
anders ſelbſt ein Geſetz des fleiſchlichen Ge-
bots ſeyn.

3. Damit man den eigentlichen Verſtand
dieſer Redens-Art vom Geſetze des fleiſchli-
chen Gebots
ſo viel deutlicher mercken moͤge; ſo
hat man hierbey dreyerley zu erwegen: erſtlich
den Gegenſatz im Evangelio, wie dieſes und deſſen
Oeconomie genennet werde? Hernach von
welcher Beſchaffenheit der Levitiſche Gottesdienſt
geweſen: und denn, wie er daher auch anderwaͤr-
tig genennet werde?

4. Das Evangelium mit ſeiner gantzen
Oeconomie ging eigentlich aufs innerliche,
und aufs geiſtliche, beſtunde in der geiſtlichen
Erfuͤllung
aller aͤuſſerlichen Vorbilder prieſe,
lauter geiſtliche Heyls-Guͤter an, brachte den
Heiligen Geiſt nebſt ſeinen Gaben mit ſich, und
wirckete einen geiſtlichen Sinn und einen ſol-
chen Dienſt, der GOTT im Geiſte und in der
Wahrheit geleiſtet wird. Und daher wird es
ſelbſt mit dem Namen Geiſt und das Amt des
Geiſtes, und das den Geiſt giebet,
genennet
2 Cor. 3, 6. 8. 17. 18. als welches hat lauter πνευ-
ματικὰ, geiſtliche Dinge 1 Cor. 2, 13. 14.

5. Hin-
T t
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[329/0331] Cap. 7. v. 13-17.an die Hebraͤer. mit den Levitiſchen Opfern war vorgebildet wor- den, nemlich ſich ſelbſt fuͤr das gantze menſchliche Geſchlecht. 2. Daß er, wie im 110 Pſalm iſt ver- heiſſen worden, ſolte ein Koͤnigliches Prieſterthum haben, oder mit dem Prieſterthum die im Stamm Juda bey dem Hauſe David im Vorbilde gewe- ſene Koͤnigliche Wuͤrde vereinigen, und daher auch alle ſeine Glieder zur geiſtlichen Wuͤrde des Koͤniglichen Prieſterthums bringen 1 Pet. 2, 9. Offenb. 1, 5. 6. c. 5, 10. V. 15. 16. 17. Und es iſt noch klaͤrlicher (daß nemlich mit dem Prieſterthum auch eine Veraͤnderung und Abthuung des Geſetzes nach v. 12. verbunden ſey) ſo (oder da) nach der Weiſe Melchiſedech ein ander Pꝛieſter auf koͤmmt. v. 16. Welcher nicht nach dem Geſetz des fleiſchlichen Gebots (des Levitiſchen in Geboten verfaſſeten Gottes- dienſtes, der es nur mit aͤuſſerlichen Sachen zu thun hatte, und auf aͤuſſerliche Reinigung nach dem Fleiſche gerichtet war, ſo fern es auſſer Chri- ſto betrachtet wird) gemachet iſt (beſtellet iſt und ſterblich war) ſondern nach der Kraft des unendlichen Lebens (und alſo ein ſolcher iſt, der, da jene, die Levitiſchen Prieſter, ſterblich wa- ren, und mit einem an ſich ſelbſt unkraͤftigen Ge- ſetze und Gottesdienſte es zu thun hatten, als wah- rer ewiger GOtt auch nach der der menſchlichen Natur mitgetheileten goͤttlichen Kraft und Hei- ligkeit, ewig lebet, und Kraft genug hat, unſere dem Levitiſchen Prieſterthum, ja noch vielmehr Moral-Geſetze, unmoͤgliche τελείωσιν, Vollkom- menmachung ins Werck zu richten. v. 11.) v. 17. Deñ er bezeuget (nemlich GOtt der Vater von dem Sohne im hundert und zehnden Pſalm:) du biſt ein Prieſter ewiglich (da denn der Nachdruck, dieſer Argumentation nach, in dem Worte ewiglich lieget, und damit der Meßias, der ewige Hohe-Prieſter, mit ſeinem als ewigen Prieſter- thum den ſterblichen Levitiſchen Prieſtern und ih- rem in lauter Abwechſelungen beſtehenden prie- ſterlichen Amte entgegen ſtehet) nach der Ord- nung Melchiſedech. Anmerckungen. 1. Dem Verſtande nach muͤſſen dieſe Ver- ſe, wie auch die beyden nachfolgenden, mit dem im 11 und 12 Verſe liegenden Satze, daß das mit dem Levitiſchen Prieſterthum verknuͤpfte gantze Ceremonial-Geſetze (weil es unſere Vollkommenmachung nicht zu wege bringen konte und dieſe durch den dem Moral- Geſetze ge- leiſteten Gehorſam noch weniger zu erhalten war) abgethan ſey, verbunden werden. Und da der Apoſtel ſolches bisher damit erwieſen, daß der Nachdruck der aus dem hundert und zehenden Pſalm angefuͤhrten Worte uns vom Levitiſchen auf ein anders Prieſterthum, daran das Leviti- ſche Geſetze nicht gebunden ſey, fuͤhre, nemlich auf das Meßianiſche, und alſo den Beweis ſon- derlich aus den Worten nach der Ordnung, oder Weiſe Melchiſedech genommen hatte: ſo nimmt er nun den neuen Beweis ſonderlich aus dem Worte ewiglich, und erklaͤret ſolches ewiglich mit den Worten von der Kraft des unendlichen Lebens; und zwar alſo, daß er einen Gegenſatz machet gegen das vergaͤngliche und unkraͤftige Weſen des Levitiſchen Prieſter- thums und der ſterblichen Prieſter. Und alſo ſe- hen wir, daß ſich der Apoſtel im Griechiſchen der Particul ἔτι und des Comparativi klaͤrlicher, dieſes neuen Arguments wegen bediene, und warum er ſage, es ſey das, was er ferner vorſtelle, noch klaͤrlicher, oder unſerm Begriffe nach zum Erweiſe noch deutlicher, als jenes. 2. Durch das Geſetz des fleiſchlichen Gebots verſtehet der Apoſtel ſonderlich das Le- vitiſche Ceremonial-Geſetze, welches mit dem Prieſterthum aufs allergenaueſte verbunden war, und davon hauptſaͤchlich handelte. Zwar hat er mit dem Worte νενομοθέτητο wol uͤberhaupt auf das Geſetz, und alſo auch inſonderheit mit auf das Moral-Geſetze geſehen, als ein ſolches, wel- ches zur Vollkommenmachung, die es aber bey den Menſchen nicht zu wege bringen konte, gege- ben war. Allein daß alhier eigentlich das Leviti- ſche Ceremonial-Geſetze gemeynet ſey, ſiehet man (auſſer dem Haupt-Zwecke dieſer Epiſtel, welcher war, die Juden davon abzufuͤhren) nicht allein aus der vorgenommenen Materie von dem mit dem Ceremonial-Geſetze verbundenen Levitiſchen Prieſterthum, ſondern auch aus den Worten, da diß Geſetz, davon Paulus redet, genennet wird νόμος ἐντολῆς σαρκικῆς, das Geſetz des fleiſch- lichen Gebots: als welches von dem ſo gar geiſt- lichen Moral-Geſetze nicht kan geſaget werden. Zwar ſtehet Roͤm. 8, 3. von demſelben, daß es durch das Fleiſch geſchwaͤchet worden, das iſt, um der Suͤnde willen nicht in dem Stande ſey, den Menſchen ſelig zu machen, oder daß der Menſch mit dem demſelben geleiſteten Ge- horſam unmoͤglich vor GOtt beſtehen und ſelig werden koͤnne: aber ein anders iſt, in ſolchem Verſtande vom Fleiſche geſchwaͤchet, und ein anders ſelbſt ein Geſetz des fleiſchlichen Ge- bots ſeyn. 3. Damit man den eigentlichen Verſtand dieſer Redens-Art vom Geſetze des fleiſchli- chen Gebots ſo viel deutlicher mercken moͤge; ſo hat man hierbey dreyerley zu erwegen: erſtlich den Gegenſatz im Evangelio, wie dieſes und deſſen Oeconomie genennet werde? Hernach von welcher Beſchaffenheit der Levitiſche Gottesdienſt geweſen: und denn, wie er daher auch anderwaͤr- tig genennet werde? 4. Das Evangelium mit ſeiner gantzen Oeconomie ging eigentlich aufs innerliche, und aufs geiſtliche, beſtunde in der geiſtlichen Erfuͤllung aller aͤuſſerlichen Vorbilder prieſe, lauter geiſtliche Heyls-Guͤter an, brachte den Heiligen Geiſt nebſt ſeinen Gaben mit ſich, und wirckete einen geiſtlichen Sinn und einen ſol- chen Dienſt, der GOTT im Geiſte und in der Wahrheit geleiſtet wird. Und daher wird es ſelbſt mit dem Namen Geiſt und das Amt des Geiſtes, und das den Geiſt giebet, genennet 2 Cor. 3, 6. 8. 17. 18. als welches hat lauter πνευ- ματικὰ, geiſtliche Dinge 1 Cor. 2, 13. 14. 5. Hin- T t

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/331>, abgerufen am 23.11.2024.