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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 14. 15. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] aber auch sehr nöthig gewesen. Es hat doch a-
ber der Apostel nöthig gefunden, sie in diesem
Glaubens-Articul noch mehr zu bevestigen, wie
er auch bey den Corinthern für nöthig erkannt
hat: daher er im ersten an sie geschriebenen
Briefe cap. 15. davon ausführlich handelt. Und
dazu mogte dieses kommen, daß, wie Paulus
aus der von Timotheo ihm überbrachten Nach-
richt vernommen zu haben scheinet, sie wegen der
Zeit der Auferstehung in Ansehung der schon se-
lig Verstorbenen, und derer, welche Christus in
seiner Zukunft lebendig antreffen würde, in ei-
nen Zweifel gerathen, und dafür gehalten, als
würden die Lebendigerfundenen vor den schon
Verstorbenen einen besondern Vorzug haben.
Wie ihnen denn auch die Verwandelung der
noch lebenden und also mit ihren Cörpern noch
würcklich-vorhandenen Menschen wol ohn Zwei-
fel viel begreiflicher wird gewesen seyn, als die
Erweckung und Auferstehung der schon längst
verstorbenen und der verweseten Leiber.

V. 14.

Denn so wir gläuben (wie wir wahrhaf-
tig thun.) daß JEsus gestorben und aufer-
wecket ist
(davon so viel, und meistentheils noch
lebendige Zeugen außer den Aposteln und Evan-
gelisten vorhanden sind) also wird auch GOtt
die, welche entschlafen sind durch Christum

(durch den Glauben an ihn) mit ihm (in seiner
Zukunft,) führen (und sie also zu dem Ende zu-
vorderst von den Todten auferwecken.)

Anmerckungen.

1. Bey der Lehre von der Auferstehung
Christi
hatte es theils die historische Nach-
richt
und würckliche Erfahrung, theils der
Glaube zu thun. Und der Glaube zwar in so
weit, daß man sich, nach den von dem Tode und
von der Auferstehung Christi gegebnen Verheis-
sungen, und nach der gantzen Analogie der
Christlichen Religion, versichert hielte, er sey um
unserer Sünde willen gestorben, und um unserer
Gerechtigkeit willen wieder auferwecket, Röm. 3,
25. Die würckliche Erfahrung aber gab durch
die gantze Geschichte von dem Tode und von der
Auferstehung Christi, und durch so viele mehren-
theils noch lebende Zeugen viel Zeugniß an die
Hand, und führete eine solche Gewißheit zur nö-
thigen Uberzeugung mit sich, daß es vernünfti-
gen, geschweige gottseligen, Menschen unmög-
lich war, daran zu zweifeln. Da nun zu solcher
historischen Gewißheit in Ansehung des Zwecks,
der Kraft und der Frucht der Auferstehung Chri-
sti, auch der Glaube kam, und die gewisse Ver-
sicherung davon so viel grösser war; so setzet Pau-
lus dieses zum Grunde unserer Auferstehung und
spricht: Denn so wir glauben, daß JEsus
gestorben und auferstanden ist; also wird
GOtt auch u. s. w.
Auf eben diese Art füh-
ret er den Beweis von der Auferstehung der
Todten, sonderlich der Gläubigen, 1 Cor. 15,
12. u. s. w.

2. Es findet sich demnach die genaueste
Verbindung zwischen Christo, als dem Haupt,
[Spaltenumbruch] und den Glaubigen, als den Gliedern seines
geistlichen Leibes. Denn so wenig ein natürli-
cher Leib mit seinen Gliedern im Grabe bleibet,
wenn das Haupt auferstehet; eben so wenig kan
auch der geistliche Leib Christi, in Ansehung des
Cörpers, welchen ein jegliches Glied gehabt,
im Grabe und im Tode bleiben, nachdem das
Haupt so siegreich auferstanden ist. Daher
Paulus Christum der Auferstehung nach den
Erstling nennet und ihme alle, die ihm angehö-
ren, in derselben zugesellet. 1 Cor. 15, 23. Und
wie könnten auch die Leiber der schon selig Ver-
storbenen Zurück bleiben, da die, welche Chri-
stus in seiner Zukunft lebendig antreffen wird,
ihre Leiber behalten, und nur verwandelt wer-
den, also daß sie die Unverweslichkeit anziehen.
Daher es weder der Weisheit, noch der Güte,
Allmacht und Gerechtigkeit GOttes gemäß seyn
würde, wenn viele Gläubigen im Reiche der
Herrlichkeit wären mit verklärten Leibern, alle
übrige aber, und unter ihnen so viele heilige Pa-
triarchen, Propheten, Apostel und Martyrer gar
ohne Leib nur der bloßen Seele nach sich darin-
nen befinden würden.

3. Die Worte durch Christum sind mit
dem vorhergehenden Worte entschlafen sind, zu
construiren: und ist durch Christum so viel,
als in Christo, wie Offenb. 14, 13. nach Art
des Hebräischen praefixi [fremdsprachliches Material], welches in und
auch durch heißt. Siehe dergleichen Röm. 4,
11. alwo oi [fremdsprachliches Material]krobustias so viel ist, als en akro-
bustia, in der Vorhaut, und 1 Tim. 2, 15. das
Weib wird selig [d]ia tes teknogonias durch Kin-
der-Zeugen,
das ist, in dem Ehestande; da sie
Kinder zeuget. Jm gegenwärtigen Orte aber
behält die particula dia durch auch in so fern
die eigentliche Bedeutung, die wir durch Chri-
stum, durch den Glauben an ihn, und durch seine
Gnade zum seligen Tode gelangen.

4. Das mit Christo führen setzet die
Auferweckung der Gläubigen zum Grunde; und
wird alhie Christus angesehen in seiner Zukunft
zum grossen Welt-Gerichte, zu welchem sie mit
Christo auferwecket erscheinen werden. Und
also erläutert der Apostel damit, was er vorher
c. 3, v. 13. gesaget hatte, daß die Zukunft Christi
seyn würde sammt allen seinen Heiligen.

V. 15.

Denn das sagen wir euch, als ein Wort
des HErrn
(en logo Kuriou, im Wort, oder
nach dem Worte des HErrn, welches wir, ich
Paulus, und Timotheus, auch Silvanus, durch
mich mit mir, in besonderer Offenbahrung von
dem HErrn empfangen haben, zur Erläuterung
dessen, was der HErr selbst Matth. 24, 31. und
Joh. 5, 28. u. f. davon bezeuget hat) daß wir,
die wir
(in unsern Nachkommen) leben und
überbleiben in der Zukunft des HErrn, wer-
den denen nicht vorkommen
(der Zeit und
den Leibern nach keinen Vorzug haben bey der
Hinführung in die ewige Herrlichkeit und im Ge-
nuß derselben) die da schlafen.

Anmerckungen.

1. Der Apostel redet zwar von der Zukunft

des

Cap. 4. v. 14. 15. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] aber auch ſehr noͤthig geweſen. Es hat doch a-
ber der Apoſtel noͤthig gefunden, ſie in dieſem
Glaubens-Articul noch mehr zu beveſtigen, wie
er auch bey den Corinthern fuͤr noͤthig erkannt
hat: daher er im erſten an ſie geſchriebenen
Briefe cap. 15. davon ausfuͤhrlich handelt. Und
dazu mogte dieſes kommen, daß, wie Paulus
aus der von Timotheo ihm uͤberbrachten Nach-
richt vernommen zu haben ſcheinet, ſie wegen der
Zeit der Auferſtehung in Anſehung der ſchon ſe-
lig Verſtorbenen, und derer, welche Chriſtus in
ſeiner Zukunft lebendig antreffen wuͤrde, in ei-
nen Zweifel gerathen, und dafuͤr gehalten, als
wuͤrden die Lebendigerfundenen vor den ſchon
Verſtorbenen einen beſondern Vorzug haben.
Wie ihnen denn auch die Verwandelung der
noch lebenden und alſo mit ihren Coͤrpern noch
wuͤrcklich-vorhandenen Menſchen wol ohn Zwei-
fel viel begreiflicher wird geweſen ſeyn, als die
Erweckung und Auferſtehung der ſchon laͤngſt
verſtorbenen und der verweſeten Leiber.

V. 14.

Denn ſo wir glaͤuben (wie wir wahrhaf-
tig thun.) daß JEſus geſtorben und aufer-
wecket iſt
(davon ſo viel, und meiſtentheils noch
lebendige Zeugen außer den Apoſteln und Evan-
geliſten vorhanden ſind) alſo wird auch GOtt
die, welche entſchlafen ſind durch Chriſtum

(durch den Glauben an ihn) mit ihm (in ſeiner
Zukunft,) fuͤhren (und ſie alſo zu dem Ende zu-
vorderſt von den Todten auferwecken.)

Anmerckungen.

1. Bey der Lehre von der Auferſtehung
Chriſti
hatte es theils die hiſtoriſche Nach-
richt
und wuͤrckliche Erfahrung, theils der
Glaube zu thun. Und der Glaube zwar in ſo
weit, daß man ſich, nach den von dem Tode und
von der Auferſtehung Chriſti gegebnen Verheiſ-
ſungen, und nach der gantzen Analogie der
Chriſtlichen Religion, verſichert hielte, er ſey um
unſerer Suͤnde willen geſtorben, und um unſerer
Gerechtigkeit willen wieder auferwecket, Roͤm. 3,
25. Die wuͤrckliche Erfahrung aber gab durch
die gantze Geſchichte von dem Tode und von der
Auferſtehung Chriſti, und durch ſo viele mehren-
theils noch lebende Zeugen viel Zeugniß an die
Hand, und fuͤhrete eine ſolche Gewißheit zur noͤ-
thigen Uberzeugung mit ſich, daß es vernuͤnfti-
gen, geſchweige gottſeligen, Menſchen unmoͤg-
lich war, daran zu zweifeln. Da nun zu ſolcher
hiſtoriſchen Gewißheit in Anſehung des Zwecks,
der Kraft und der Frucht der Auferſtehung Chri-
ſti, auch der Glaube kam, und die gewiſſe Ver-
ſicherung davon ſo viel groͤſſer war; ſo ſetzet Pau-
lus dieſes zum Grunde unſerer Auferſtehung und
ſpricht: Denn ſo wir glauben, daß JEſus
geſtorben und auferſtanden iſt; alſo wird
GOtt auch u. ſ. w.
Auf eben dieſe Art fuͤh-
ret er den Beweis von der Auferſtehung der
Todten, ſonderlich der Glaͤubigen, 1 Cor. 15,
12. u. ſ. w.

2. Es findet ſich demnach die genaueſte
Verbindung zwiſchen Chriſto, als dem Haupt,
[Spaltenumbruch] und den Glaubigen, als den Gliedern ſeines
geiſtlichen Leibes. Denn ſo wenig ein natuͤrli-
cher Leib mit ſeinen Gliedern im Grabe bleibet,
wenn das Haupt auferſtehet; eben ſo wenig kan
auch der geiſtliche Leib Chriſti, in Anſehung des
Coͤrpers, welchen ein jegliches Glied gehabt,
im Grabe und im Tode bleiben, nachdem das
Haupt ſo ſiegreich auferſtanden iſt. Daher
Paulus Chriſtum der Auferſtehung nach den
Erſtling nennet und ihme alle, die ihm angehoͤ-
ren, in derſelben zugeſellet. 1 Cor. 15, 23. Und
wie koͤnnten auch die Leiber der ſchon ſelig Ver-
ſtorbenen Zuruͤck bleiben, da die, welche Chri-
ſtus in ſeiner Zukunft lebendig antreffen wird,
ihre Leiber behalten, und nur verwandelt wer-
den, alſo daß ſie die Unverweslichkeit anziehen.
Daher es weder der Weisheit, noch der Guͤte,
Allmacht und Gerechtigkeit GOttes gemaͤß ſeyn
wuͤrde, wenn viele Glaͤubigen im Reiche der
Herrlichkeit waͤren mit verklaͤrten Leibern, alle
uͤbrige aber, und unter ihnen ſo viele heilige Pa-
triarchen, Propheten, Apoſtel und Martyrer gar
ohne Leib nur der bloßen Seele nach ſich darin-
nen befinden wuͤrden.

3. Die Worte durch Chriſtum ſind mit
dem vorhergehenden Worte entſchlafen ſind, zu
conſtruiren: und iſt durch Chriſtum ſo viel,
als in Chriſto, wie Offenb. 14, 13. nach Art
des Hebraͤiſchen præfixi [fremdsprachliches Material], welches in und
auch durch heißt. Siehe dergleichen Roͤm. 4,
11. alwo ὀἰ [fremdsprachliches Material]κροβυστίας ſo viel iſt, als ἐν ακρο-
βυστία, in der Vorhaut, und 1 Tim. 2, 15. das
Weib wird ſelig [δ]ιὰ τῆς τεκνογονίας durch Kin-
der-Zeugen,
das iſt, in dem Eheſtande; da ſie
Kinder zeuget. Jm gegenwaͤrtigen Orte aber
behaͤlt die particula διὰ durch auch in ſo fern
die eigentliche Bedeutung, die wir durch Chri-
ſtum, durch den Glauben an ihn, und durch ſeine
Gnade zum ſeligen Tode gelangen.

4. Das mit Chriſto fuͤhren ſetzet die
Auferweckung der Glaͤubigen zum Grunde; und
wird alhie Chriſtus angeſehen in ſeiner Zukunft
zum groſſen Welt-Gerichte, zu welchem ſie mit
Chriſto auferwecket erſcheinen werden. Und
alſo erlaͤutert der Apoſtel damit, was er vorher
c. 3, v. 13. geſaget hatte, daß die Zukunft Chriſti
ſeyn wuͤrde ſammt allen ſeinen Heiligen.

V. 15.

Denn das ſagen wir euch, als ein Wort
des HErrn
(ἐν λόγῳ Κυρίου, im Wort, oder
nach dem Worte des HErrn, welches wir, ich
Paulus, und Timotheus, auch Silvanus, durch
mich mit mir, in beſonderer Offenbahrung von
dem HErrn empfangen haben, zur Erlaͤuterung
deſſen, was der HErr ſelbſt Matth. 24, 31. und
Joh. 5, 28. u. f. davon bezeuget hat) daß wir,
die wir
(in unſern Nachkommen) leben und
uͤberbleiben in der Zukunft des HErrn, wer-
den denen nicht vorkommen
(der Zeit und
den Leibern nach keinen Vorzug haben bey der
Hinfuͤhrung in die ewige Herrlichkeit und im Ge-
nuß derſelben) die da ſchlafen.

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel redet zwar von der Zukunft

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[31/0033] Cap. 4. v. 14. 15. an die Theſſalonicher. aber auch ſehr noͤthig geweſen. Es hat doch a- ber der Apoſtel noͤthig gefunden, ſie in dieſem Glaubens-Articul noch mehr zu beveſtigen, wie er auch bey den Corinthern fuͤr noͤthig erkannt hat: daher er im erſten an ſie geſchriebenen Briefe cap. 15. davon ausfuͤhrlich handelt. Und dazu mogte dieſes kommen, daß, wie Paulus aus der von Timotheo ihm uͤberbrachten Nach- richt vernommen zu haben ſcheinet, ſie wegen der Zeit der Auferſtehung in Anſehung der ſchon ſe- lig Verſtorbenen, und derer, welche Chriſtus in ſeiner Zukunft lebendig antreffen wuͤrde, in ei- nen Zweifel gerathen, und dafuͤr gehalten, als wuͤrden die Lebendigerfundenen vor den ſchon Verſtorbenen einen beſondern Vorzug haben. Wie ihnen denn auch die Verwandelung der noch lebenden und alſo mit ihren Coͤrpern noch wuͤrcklich-vorhandenen Menſchen wol ohn Zwei- fel viel begreiflicher wird geweſen ſeyn, als die Erweckung und Auferſtehung der ſchon laͤngſt verſtorbenen und der verweſeten Leiber. V. 14. Denn ſo wir glaͤuben (wie wir wahrhaf- tig thun.) daß JEſus geſtorben und aufer- wecket iſt (davon ſo viel, und meiſtentheils noch lebendige Zeugen außer den Apoſteln und Evan- geliſten vorhanden ſind) alſo wird auch GOtt die, welche entſchlafen ſind durch Chriſtum (durch den Glauben an ihn) mit ihm (in ſeiner Zukunft,) fuͤhren (und ſie alſo zu dem Ende zu- vorderſt von den Todten auferwecken.) Anmerckungen. 1. Bey der Lehre von der Auferſtehung Chriſti hatte es theils die hiſtoriſche Nach- richt und wuͤrckliche Erfahrung, theils der Glaube zu thun. Und der Glaube zwar in ſo weit, daß man ſich, nach den von dem Tode und von der Auferſtehung Chriſti gegebnen Verheiſ- ſungen, und nach der gantzen Analogie der Chriſtlichen Religion, verſichert hielte, er ſey um unſerer Suͤnde willen geſtorben, und um unſerer Gerechtigkeit willen wieder auferwecket, Roͤm. 3, 25. Die wuͤrckliche Erfahrung aber gab durch die gantze Geſchichte von dem Tode und von der Auferſtehung Chriſti, und durch ſo viele mehren- theils noch lebende Zeugen viel Zeugniß an die Hand, und fuͤhrete eine ſolche Gewißheit zur noͤ- thigen Uberzeugung mit ſich, daß es vernuͤnfti- gen, geſchweige gottſeligen, Menſchen unmoͤg- lich war, daran zu zweifeln. Da nun zu ſolcher hiſtoriſchen Gewißheit in Anſehung des Zwecks, der Kraft und der Frucht der Auferſtehung Chri- ſti, auch der Glaube kam, und die gewiſſe Ver- ſicherung davon ſo viel groͤſſer war; ſo ſetzet Pau- lus dieſes zum Grunde unſerer Auferſtehung und ſpricht: Denn ſo wir glauben, daß JEſus geſtorben und auferſtanden iſt; alſo wird GOtt auch u. ſ. w. Auf eben dieſe Art fuͤh- ret er den Beweis von der Auferſtehung der Todten, ſonderlich der Glaͤubigen, 1 Cor. 15, 12. u. ſ. w. 2. Es findet ſich demnach die genaueſte Verbindung zwiſchen Chriſto, als dem Haupt, und den Glaubigen, als den Gliedern ſeines geiſtlichen Leibes. Denn ſo wenig ein natuͤrli- cher Leib mit ſeinen Gliedern im Grabe bleibet, wenn das Haupt auferſtehet; eben ſo wenig kan auch der geiſtliche Leib Chriſti, in Anſehung des Coͤrpers, welchen ein jegliches Glied gehabt, im Grabe und im Tode bleiben, nachdem das Haupt ſo ſiegreich auferſtanden iſt. Daher Paulus Chriſtum der Auferſtehung nach den Erſtling nennet und ihme alle, die ihm angehoͤ- ren, in derſelben zugeſellet. 1 Cor. 15, 23. Und wie koͤnnten auch die Leiber der ſchon ſelig Ver- ſtorbenen Zuruͤck bleiben, da die, welche Chri- ſtus in ſeiner Zukunft lebendig antreffen wird, ihre Leiber behalten, und nur verwandelt wer- den, alſo daß ſie die Unverweslichkeit anziehen. Daher es weder der Weisheit, noch der Guͤte, Allmacht und Gerechtigkeit GOttes gemaͤß ſeyn wuͤrde, wenn viele Glaͤubigen im Reiche der Herrlichkeit waͤren mit verklaͤrten Leibern, alle uͤbrige aber, und unter ihnen ſo viele heilige Pa- triarchen, Propheten, Apoſtel und Martyrer gar ohne Leib nur der bloßen Seele nach ſich darin- nen befinden wuͤrden. 3. Die Worte durch Chriſtum ſind mit dem vorhergehenden Worte entſchlafen ſind, zu conſtruiren: und iſt durch Chriſtum ſo viel, als in Chriſto, wie Offenb. 14, 13. nach Art des Hebraͤiſchen præfixi _ , welches in und auch durch heißt. Siehe dergleichen Roͤm. 4, 11. alwo ὀἰ _ κροβυστίας ſo viel iſt, als ἐν ακρο- βυστία, in der Vorhaut, und 1 Tim. 2, 15. das Weib wird ſelig διὰ τῆς τεκνογονίας durch Kin- der-Zeugen, das iſt, in dem Eheſtande; da ſie Kinder zeuget. Jm gegenwaͤrtigen Orte aber behaͤlt die particula διὰ durch auch in ſo fern die eigentliche Bedeutung, die wir durch Chri- ſtum, durch den Glauben an ihn, und durch ſeine Gnade zum ſeligen Tode gelangen. 4. Das mit Chriſto fuͤhren ſetzet die Auferweckung der Glaͤubigen zum Grunde; und wird alhie Chriſtus angeſehen in ſeiner Zukunft zum groſſen Welt-Gerichte, zu welchem ſie mit Chriſto auferwecket erſcheinen werden. Und alſo erlaͤutert der Apoſtel damit, was er vorher c. 3, v. 13. geſaget hatte, daß die Zukunft Chriſti ſeyn wuͤrde ſammt allen ſeinen Heiligen. V. 15. Denn das ſagen wir euch, als ein Wort des HErrn (ἐν λόγῳ Κυρίου, im Wort, oder nach dem Worte des HErrn, welches wir, ich Paulus, und Timotheus, auch Silvanus, durch mich mit mir, in beſonderer Offenbahrung von dem HErrn empfangen haben, zur Erlaͤuterung deſſen, was der HErr ſelbſt Matth. 24, 31. und Joh. 5, 28. u. f. davon bezeuget hat) daß wir, die wir (in unſern Nachkommen) leben und uͤberbleiben in der Zukunft des HErrn, wer- den denen nicht vorkommen (der Zeit und den Leibern nach keinen Vorzug haben bey der Hinfuͤhrung in die ewige Herrlichkeit und im Ge- nuß derſelben) die da ſchlafen. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel redet zwar von der Zukunft des

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/33>, abgerufen am 23.11.2024.