[Spaltenumbruch]Erb-Gerechtigkeit, uns erworben und wieder- hergestellet hat, auch allen Gläubigen dieselbe, als das rechte Haupt-Gut, welches alle übrige Heyls-Güter in sich fasset, zueignet, und sie da- mit beschencket und recht beseliget, sie auch da- durch nicht allein zu seinen Unterthanen, son- dern auch zu seinen Reichsgenossen machet. Da- her er Jer. 23, 5. 6. c. 33, 15. 16. heißt: Der HErr, der unsere Gerechtigkeit ist. Der uns von GOTT gemachet ist zur Gerechtigkeit, 1 Cor. 1, 30. also daß wir in ihm werden die Gerechtigkeit, die vor GOTT gilt. 2 Cor. 5, 21.
4. Dieser König der Gerechtigkeit ist auch ein König Salems, sonderlich des himmli- schen Salems, oder Jerusalems, der heili- gen Stadt GOttes, welche nach Offenb. 21. v. 2. 3. als eine geschmückte Braut ihrem Manne, vom Himmel herabfähret. Siehe auch Ps. 76, 3. Gal. 4, 26. Hebr. 12, 22. Und dieses geistliche Salem und Jerusalem hat alle Heyls-Güter im Frieden, oder an dem Frieden: als welcher die alle in sich hält: wie denn daher der Name des Friedens bey den Hebräern die Bedeutung der Vollkommenheit und bey den Griechen die notionem der Verbindung, oder Zusammenfassung in eines, in sich hält.
5. Wie schön aber stehet nicht der Friede und die Gerechtigkeit zusammen? denn die er- worbene Gerechtigkeit bringet den Frieden mit sich. Darum Paulus Röm. 5, 1. spricht: Nachdem wir sind gerecht worden, ha- ben wir Friede mit GOtt. Und c. 14, 17. saget er; daß das Reich GOttes sey Gerechtig- keit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Von diesem Frieden hieß der Meßias Schilo, 1 Buch Mos. 49, 10. den Salomo, der sei- nen Namen vom Frieden hatte, überkam, zum Vorbilde; hieß auch, als der Friedens-Erwer- ber, der Friedens-Fürst, Jes. 9, 6. der zwi- schen GOtt und Menschen Friede gema- chet, und daher unser Friede ist, Eph. 2, 14. 15. der uns seinen Frieden giebet und läßt, Joh. 14, 27. c. 16, 33. der unsere Füsse richtet auf den Weg des Friedens. Luc. 1, 79. Von dem Paulus in allen Briefen mit dem ersten Segens-Gruß den Frieden anwünschet. Von dem daher der Chor der heiligen Engel bey seiner Geburt sunge: Friede auf Erden. Luc. 2, 14.
6. Diese durch die himmlische Heerholde ge- schehene Friedens-Proclamation wird der völ- ligen Vollendung nach in seine Erfüllung gehen, zur Zeit des siebenden Siegels, oder des allge- meinen und geheiligten Welt-Sabbats Offenb. 8, 1. da der rechte Sabbatismus des Volckes GOt- tes seyn wird, Hebr. 4, 9. da wird man die Schwerdter zu Pflugscharen, und die Spiesse zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volck wider das andere ein Schwerdt aufheben, und werden fort nicht mehr kriegen lernen. Jes. 2, 4. Mich. 4, 1. u. f. Und alsdenn wird man das Melchisedechische, das ist, das Königliche Priesterthum auch bey den [Spaltenumbruch]
Gläubigen und Heiligen auf Erden, als Glie- dern des grossen Melchisedechs, in der Kraft se- hen, und wird mit dem grössesten Nachdrucke erfüllet seyn, was Offenb. 1, 5. c. 5, 10. stehet, da es heißt: Christus hat uns geliebet und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut, (daher die Gerechtigkeit entstehet,) und uns unserm GOTT zu Königen und Prie- stern gemachet, und wir werden Könige seyn auf Erden. Da werden denn Friede und Gerechtigkeit sich küssen auf Erden Ps. 85. v. 11.
V. 3.
Ohne (ausdrücklich benenneten) Vater und (in solchem Verstande auch) ohne Mut- ter, ohne Geschlecht, (sonderlich ein Prie- sterliches, welches zum Levitischen nöthig war,) und hat (nemlich er, der Melchisedech in der Mosaischen Historie,) weder Anfang der Ta- ge, noch Ende des Lebens, (und solcher ge- stalt auch keinen Nachfolger in seiner Königli- chen und Priesterlichen Würde gehabt, und al- so eine Figur seyn können von dem Sohne GOt- tes in seinem Königlichen Priesterthum:) er ist aber vergleichet dem Sohne GOttes, und bleibet Priester in Ewigkeit, (eis to diene- kes, beständig, ohne Unterlaß, in so fern we- der seines Todes, noch seines Nachfolgers ge- dacht wird.)
Anmerckungen.
1. Hier zeiget Paulus ausdrücklich an, daß Melchisedech sey ein Vorbild Christi gewesen, und ausser dem, was er bereits von seinem auf Christum gerichteten Königlichen und Priester- lichen Amte gesaget hat, führet er dabey drey Stücke der Vergleichung an: nemlich wie er be- schrieben werde gleichsam als ohne Vater und ohne Mutter, und auch ohne Geschlecht; nicht weniger auch ohne Anfang und Ende sei- nes Lebens; und folglich auf eine solche Art, als wäre sein Priesterthum ohne Anfang und oh- ne Aufhören gewesen. Welches der Apostel auf Christum, seinem Zwecke nach, appliciret wis- sen will.
2. Was die Worte und Sache ohne Va- ter und Mutter, und ohne Geschlecht zu seyn betrifft; so muß man zum eigentlichen Verstan- de derselben zum Grunde legen, daß zum Leviti- schen Priesterthum erfordert wurde, daß einer seine Abstammung der gantzen Genealogie, oder dem Geschlecht-Register nach, von Aaron und also auch unmittelbar vorher von Eltern, sonderlich von einem Vater des Priesterlichen Geschlechts hatte. Da nun des Apostels Zweck war, zu zeigen, daß der Meßias nicht habe ein Levitischer Priester seyn sollen, sondern ein Prie- ster nach der Ordnung Melchisedechs, und von diesem weder seines eigentlichen Geschlechts, noch insonderheit seines Vaters und seiner Mutter in der Mosaischen Historie gedacht wird, so weiset er uns damit auf Christum, und will so viel sagen, daß dieses, daß Christus nicht vom Levitischen Priester-Geschlechte sey, eben so wenig seinem
wah-
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 2. 3.
[Spaltenumbruch]Erb-Gerechtigkeit, uns erworben und wieder- hergeſtellet hat, auch allen Glaͤubigen dieſelbe, als das rechte Haupt-Gut, welches alle uͤbrige Heyls-Guͤter in ſich faſſet, zueignet, und ſie da- mit beſchencket und recht beſeliget, ſie auch da- durch nicht allein zu ſeinen Unterthanen, ſon- dern auch zu ſeinen Reichsgenoſſen machet. Da- her er Jer. 23, 5. 6. c. 33, 15. 16. heißt: Der HErr, der unſere Gerechtigkeit iſt. Der uns von GOTT gemachet iſt zur Gerechtigkeit, 1 Cor. 1, 30. alſo daß wir in ihm werden die Gerechtigkeit, die vor GOTT gilt. 2 Cor. 5, 21.
4. Dieſer Koͤnig der Gerechtigkeit iſt auch ein Koͤnig Salems, ſonderlich des himmli- ſchen Salems, oder Jeruſalems, der heili- gen Stadt GOttes, welche nach Offenb. 21. v. 2. 3. als eine geſchmuͤckte Braut ihrem Manne, vom Himmel herabfaͤhret. Siehe auch Pſ. 76, 3. Gal. 4, 26. Hebr. 12, 22. Und dieſes geiſtliche Salem und Jeruſalem hat alle Heyls-Guͤter im Frieden, oder an dem Frieden: als welcher die alle in ſich haͤlt: wie denn daher der Name des Friedens bey den Hebraͤern die Bedeutung der Vollkommenheit und bey den Griechen die notionem der Verbindung, oder Zuſammenfaſſung in eines, in ſich haͤlt.
5. Wie ſchoͤn aber ſtehet nicht der Friede und die Gerechtigkeit zuſammen? denn die er- worbene Gerechtigkeit bringet den Frieden mit ſich. Darum Paulus Roͤm. 5, 1. ſpricht: Nachdem wir ſind gerecht worden, ha- ben wir Friede mit GOtt. Und c. 14, 17. ſaget er; daß das Reich GOttes ſey Gerechtig- keit, Friede und Freude im Heiligen Geiſt. Von dieſem Frieden hieß der Meßias Schilo, 1 Buch Moſ. 49, 10. den Salomo, der ſei- nen Namen vom Frieden hatte, uͤberkam, zum Vorbilde; hieß auch, als der Friedens-Erwer- ber, der Friedens-Fuͤrſt, Jeſ. 9, 6. der zwi- ſchen GOtt und Menſchen Friede gema- chet, und daher unſer Friede iſt, Eph. 2, 14. 15. der uns ſeinen Frieden giebet und laͤßt, Joh. 14, 27. c. 16, 33. der unſere Fuͤſſe richtet auf den Weg des Friedens. Luc. 1, 79. Von dem Paulus in allen Briefen mit dem erſten Segens-Gruß den Frieden anwuͤnſchet. Von dem daher der Chor der heiligen Engel bey ſeiner Geburt ſunge: Friede auf Erden. Luc. 2, 14.
6. Dieſe durch die himmliſche Heerholde ge- ſchehene Friedens-Proclamation wird der voͤl- ligen Vollendung nach in ſeine Erfuͤllung gehen, zur Zeit des ſiebenden Siegels, oder des allge- meinen und geheiligten Welt-Sabbats Offenb. 8, 1. da deꝛ rechte Sabbatiſmus des Volckes GOt- tes ſeyn wird, Hebr. 4, 9. da wird man die Schwerdter zu Pflugſcharen, und die Spieſſe zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volck wider das andere ein Schwerdt aufheben, und werden fort nicht mehr kriegen lernen. Jeſ. 2, 4. Mich. 4, 1. u. f. Und alsdenn wird man das Melchiſedechiſche, das iſt, das Koͤnigliche Prieſterthum auch bey den [Spaltenumbruch]
Glaͤubigen und Heiligen auf Erden, als Glie- dern des groſſen Melchiſedechs, in der Kraft ſe- hen, und wird mit dem groͤſſeſten Nachdrucke erfuͤllet ſeyn, was Offenb. 1, 5. c. 5, 10. ſtehet, da es heißt: Chriſtus hat uns geliebet und gewaſchen von den Suͤnden mit ſeinem Blut, (daher die Gerechtigkeit entſtehet,) und uns unſerm GOTT zu Koͤnigen und Prie- ſtern gemachet, und wir werden Koͤnige ſeyn auf Erden. Da werden denn Friede und Gerechtigkeit ſich kuͤſſen auf Erden Pſ. 85. v. 11.
V. 3.
Ohne (ausdruͤcklich benenneten) Vater und (in ſolchem Verſtande auch) ohne Mut- ter, ohne Geſchlecht, (ſonderlich ein Prie- ſterliches, welches zum Levitiſchen noͤthig war,) und hat (nemlich er, der Melchiſedech in der Moſaiſchen Hiſtorie,) weder Anfang der Ta- ge, noch Ende des Lebens, (und ſolcher ge- ſtalt auch keinen Nachfolger in ſeiner Koͤnigli- chen und Prieſterlichen Wuͤrde gehabt, und al- ſo eine Figur ſeyn koͤnnen von dem Sohne GOt- tes in ſeinem Koͤniglichen Prieſterthum:) er iſt aber vergleichet dem Sohne GOttes, und bleibet Prieſter in Ewigkeit, (εἰς τὸ διηνε- κὲς, beſtaͤndig, ohne Unterlaß, in ſo fern we- der ſeines Todes, noch ſeines Nachfolgers ge- dacht wird.)
Anmerckungen.
1. Hier zeiget Paulus ausdruͤcklich an, daß Melchiſedech ſey ein Vorbild Chriſti geweſen, und auſſer dem, was er bereits von ſeinem auf Chriſtum gerichteten Koͤniglichen und Prieſter- lichen Amte geſaget hat, fuͤhret er dabey drey Stuͤcke der Vergleichung an: nemlich wie er be- ſchrieben werde gleichſam als ohne Vater und ohne Mutter, und auch ohne Geſchlecht; nicht weniger auch ohne Anfang und Ende ſei- nes Lebens; und folglich auf eine ſolche Art, als waͤre ſein Prieſterthum ohne Anfang und oh- ne Aufhoͤren geweſen. Welches der Apoſtel auf Chriſtum, ſeinem Zwecke nach, appliciret wiſ- ſen will.
2. Was die Worte und Sache ohne Va- ter und Mutter, und ohne Geſchlecht zu ſeyn betrifft; ſo muß man zum eigentlichen Verſtan- de derſelben zum Grunde legen, daß zum Leviti- ſchen Prieſterthum erfordert wurde, daß einer ſeine Abſtammung der gantzen Genealogie, oder dem Geſchlecht-Regiſter nach, von Aaron und alſo auch unmittelbar vorher von Eltern, ſonderlich von einem Vater des Prieſterlichen Geſchlechts hatte. Da nun des Apoſtels Zweck war, zu zeigen, daß der Meßias nicht habe ein Levitiſcher Prieſter ſeyn ſollen, ſondern ein Prie- ſter nach der Ordnung Melchiſedechs, und von dieſem weder ſeines eigentlichen Geſchlechts, noch inſonderheit ſeines Vaters und ſeiner Mutter in der Moſaiſchen Hiſtorie gedacht wird, ſo weiſet er uns damit auf Chriſtum, und will ſo viel ſagen, daß dieſes, daß Chriſtus nicht vom Levitiſchen Prieſter-Geſchlechte ſey, eben ſo wenig ſeinem
wah-
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[324/0326]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 2. 3.
Erb-Gerechtigkeit, uns erworben und wieder-
hergeſtellet hat, auch allen Glaͤubigen dieſelbe,
als das rechte Haupt-Gut, welches alle uͤbrige
Heyls-Guͤter in ſich faſſet, zueignet, und ſie da-
mit beſchencket und recht beſeliget, ſie auch da-
durch nicht allein zu ſeinen Unterthanen, ſon-
dern auch zu ſeinen Reichsgenoſſen machet. Da-
her er Jer. 23, 5. 6. c. 33, 15. 16. heißt: Der HErr,
der unſere Gerechtigkeit iſt. Der uns von
GOTT gemachet iſt zur Gerechtigkeit,
1 Cor. 1, 30. alſo daß wir in ihm werden die
Gerechtigkeit, die vor GOTT gilt. 2 Cor.
5, 21.
4. Dieſer Koͤnig der Gerechtigkeit iſt auch
ein Koͤnig Salems, ſonderlich des himmli-
ſchen Salems, oder Jeruſalems, der heili-
gen Stadt GOttes, welche nach Offenb. 21.
v. 2. 3. als eine geſchmuͤckte Braut ihrem
Manne, vom Himmel herabfaͤhret. Siehe
auch Pſ. 76, 3. Gal. 4, 26. Hebr. 12, 22. Und
dieſes geiſtliche Salem und Jeruſalem hat alle
Heyls-Guͤter im Frieden, oder an dem Frieden:
als welcher die alle in ſich haͤlt: wie denn daher
der Name des Friedens bey den Hebraͤern die
Bedeutung der Vollkommenheit und bey den
Griechen die notionem der Verbindung, oder
Zuſammenfaſſung in eines, in ſich haͤlt.
5. Wie ſchoͤn aber ſtehet nicht der Friede
und die Gerechtigkeit zuſammen? denn die er-
worbene Gerechtigkeit bringet den Frieden
mit ſich. Darum Paulus Roͤm. 5, 1. ſpricht:
Nachdem wir ſind gerecht worden, ha-
ben wir Friede mit GOtt. Und c. 14, 17. ſaget
er; daß das Reich GOttes ſey Gerechtig-
keit, Friede und Freude im Heiligen Geiſt.
Von dieſem Frieden hieß der Meßias Schilo,
1 Buch Moſ. 49, 10. den Salomo, der ſei-
nen Namen vom Frieden hatte, uͤberkam, zum
Vorbilde; hieß auch, als der Friedens-Erwer-
ber, der Friedens-Fuͤrſt, Jeſ. 9, 6. der zwi-
ſchen GOtt und Menſchen Friede gema-
chet, und daher unſer Friede iſt, Eph. 2,
14. 15. der uns ſeinen Frieden giebet und
laͤßt, Joh. 14, 27. c. 16, 33. der unſere Fuͤſſe
richtet auf den Weg des Friedens. Luc. 1,
79. Von dem Paulus in allen Briefen mit dem
erſten Segens-Gruß den Frieden anwuͤnſchet.
Von dem daher der Chor der heiligen Engel bey
ſeiner Geburt ſunge: Friede auf Erden. Luc.
2, 14.
6. Dieſe durch die himmliſche Heerholde ge-
ſchehene Friedens-Proclamation wird der voͤl-
ligen Vollendung nach in ſeine Erfuͤllung gehen,
zur Zeit des ſiebenden Siegels, oder des allge-
meinen und geheiligten Welt-Sabbats Offenb.
8, 1. da deꝛ rechte Sabbatiſmus des Volckes GOt-
tes ſeyn wird, Hebr. 4, 9. da wird man die
Schwerdter zu Pflugſcharen, und die
Spieſſe zu Sicheln machen. Denn es wird
kein Volck wider das andere ein Schwerdt
aufheben, und werden fort nicht mehr
kriegen lernen. Jeſ. 2, 4. Mich. 4, 1. u. f. Und
alsdenn wird man das Melchiſedechiſche, das
iſt, das Koͤnigliche Prieſterthum auch bey den
Glaͤubigen und Heiligen auf Erden, als Glie-
dern des groſſen Melchiſedechs, in der Kraft ſe-
hen, und wird mit dem groͤſſeſten Nachdrucke
erfuͤllet ſeyn, was Offenb. 1, 5. c. 5, 10. ſtehet,
da es heißt: Chriſtus hat uns geliebet und
gewaſchen von den Suͤnden mit ſeinem
Blut, (daher die Gerechtigkeit entſtehet,) und
uns unſerm GOTT zu Koͤnigen und Prie-
ſtern gemachet, und wir werden Koͤnige
ſeyn auf Erden. Da werden denn Friede
und Gerechtigkeit ſich kuͤſſen auf Erden Pſ.
85. v. 11.
V. 3.
Ohne (ausdruͤcklich benenneten) Vater
und (in ſolchem Verſtande auch) ohne Mut-
ter, ohne Geſchlecht, (ſonderlich ein Prie-
ſterliches, welches zum Levitiſchen noͤthig war,)
und hat (nemlich er, der Melchiſedech in der
Moſaiſchen Hiſtorie,) weder Anfang der Ta-
ge, noch Ende des Lebens, (und ſolcher ge-
ſtalt auch keinen Nachfolger in ſeiner Koͤnigli-
chen und Prieſterlichen Wuͤrde gehabt, und al-
ſo eine Figur ſeyn koͤnnen von dem Sohne GOt-
tes in ſeinem Koͤniglichen Prieſterthum:) er iſt
aber vergleichet dem Sohne GOttes, und
bleibet Prieſter in Ewigkeit, (εἰς τὸ διηνε-
κὲς, beſtaͤndig, ohne Unterlaß, in ſo fern we-
der ſeines Todes, noch ſeines Nachfolgers ge-
dacht wird.)
Anmerckungen.
1. Hier zeiget Paulus ausdruͤcklich an, daß
Melchiſedech ſey ein Vorbild Chriſti geweſen,
und auſſer dem, was er bereits von ſeinem auf
Chriſtum gerichteten Koͤniglichen und Prieſter-
lichen Amte geſaget hat, fuͤhret er dabey drey
Stuͤcke der Vergleichung an: nemlich wie er be-
ſchrieben werde gleichſam als ohne Vater und
ohne Mutter, und auch ohne Geſchlecht;
nicht weniger auch ohne Anfang und Ende ſei-
nes Lebens; und folglich auf eine ſolche Art,
als waͤre ſein Prieſterthum ohne Anfang und oh-
ne Aufhoͤren geweſen. Welches der Apoſtel auf
Chriſtum, ſeinem Zwecke nach, appliciret wiſ-
ſen will.
2. Was die Worte und Sache ohne Va-
ter und Mutter, und ohne Geſchlecht zu ſeyn
betrifft; ſo muß man zum eigentlichen Verſtan-
de derſelben zum Grunde legen, daß zum Leviti-
ſchen Prieſterthum erfordert wurde, daß einer
ſeine Abſtammung der gantzen Genealogie,
oder dem Geſchlecht-Regiſter nach, von Aaron
und alſo auch unmittelbar vorher von Eltern,
ſonderlich von einem Vater des Prieſterlichen
Geſchlechts hatte. Da nun des Apoſtels Zweck
war, zu zeigen, daß der Meßias nicht habe ein
Levitiſcher Prieſter ſeyn ſollen, ſondern ein Prie-
ſter nach der Ordnung Melchiſedechs, und von
dieſem weder ſeines eigentlichen Geſchlechts, noch
inſonderheit ſeines Vaters und ſeiner Mutter in
der Moſaiſchen Hiſtorie gedacht wird, ſo weiſet
er uns damit auf Chriſtum, und will ſo viel ſagen,
daß dieſes, daß Chriſtus nicht vom Levitiſchen
Prieſter-Geſchlechte ſey, eben ſo wenig ſeinem
wah-
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/326>, abgerufen am 27.07.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.