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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 6. v. 17-20. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] ekeino stehen würden: welches auch die Interpre-
tes
bewogen hat, sie durch aber, oder darum zu
übersetzen: allein es ist, nach der von Paulo oft
beybehaltenen Redens-Art der Hebräer, gar ge-
mein, daß an statt des Pronominis Relativi
das vorgehende Nomen selbst wiederholet wird.
Welches alhier so viel mehr geschehen konte, da
mehrere Worte waren darzwischen gekommen.
Es wäre demnach der Vers also zu übersetzen:
Durch welchen Eyd (oder mit welchem Eyde)
GOtt dazu getreten ist, als er den Erben
der Verheissung seinen unwandelbaren
Rath so vielmehr erweisen wolte.

2. Die Rathschlüsse GOttes sind zum
theil absolut, oder gantz ohne Bedingung, ge-
setzet, und werden auch ohne alle Bedingung
nach der freyen und absoluten Allmacht GOttes
ausgeführet. Ein solcher Rathschluß, was GOt-
tes grosse Wercke betrift, war der Wille von der
Schöpfung und Regierung der Welt, ist auch
gewesen, und ist noch von dem künftigen Gerichte
über das menschliche Geschlecht. Einen solchen
Rathschluß hat und exequiret GOtt auch gemei-
niglich bey seinen ausserordentlichen Wegen,
oder Wunderwercken. Und einen solchen hat
er auch gefasset und hinausgeführet in und mit der
Sendung seines Sohnes zum Heylande der
Welt: als dabey keine Bedingung gewesen ist,
daß, wenn das Judische Volck sich so und so ver-
halten würde, es geschehen solte, aber sonst nicht;
sondern der Rath war unbedinget, und führete
dannenhero eine gantz unbedingte Verheissung
von unwandelbarer Erfüllung mit sich.

3. Mit diesen unbedingten Rathschlüssen
sind dieselben nicht zu confundiren, welche zur
Ordnung des Heyls gehören. Denn diese sind
vermöge solcher Ordnung auch bedinger, und ge-
ordnet, oder durch gewisse Bedingung an solche
Ordnung gebunden; und haben ihren Grund
auf Seiten des Menschen in seiner mit einem
freyen Willen begabten Natur; auf Seiten
GOttes in seiner Weisheit, nach welcher er die
Heyls-Ordnung und dabey seine Rathschlüsse
und Wirckungen, daß sie keine Nothwendigkeit
und keinen Zwang mit sich führen, eingerichtet
hat. Davon es unter andern sonderlich heisset:
Wer gläubet, der soll selig werden. Da
man siehet, daß der Rathschluß von der dem
Menschen zuerkennenden Seligkeit nicht abso-
lut,
sondern bedinget und an die Ordnung des
Glaubens
gebunden sey, da es sonst, wo er ab-
solut
wäre, gantz umgekehret heissen müste:
Wer da selig werden soll, der glaubet, oder
soll auch glauben.

4. Jm übrigen ist von dem absoluten Ra-
the GOttes ausser andern sonderlich zu erwe-
gen der Ort Ps. 33, 9. So er spricht, so ge-
schichts, so er gebeut, so stehets da.
Und v.
11. Der Rath des HErrn bleibet ewiglich, seines
Hertzens Gedancken für und für.

V. 18.

Aufdaß wir durch zwey Stücke (nem-
lich durch die Verheissung an sich selbst, und durch
[Spaltenumbruch] den hinzugethanen Eyd) die nicht wancken,
denn es ist unmöglich, daß GOtt lüge, einen
starcken Trost haben, die wir Zuflucht ha-
ben und
(uns durch den Glauben) halten
(kratesai, vest halten) an der angebotenen
Hoffnung
(tes prokeimenes elpidos, an der
Hoffnung, oder an der gehoffeten Sache, nem-
lich an der ewigen Seligkeit, die unserer Hoff-
nung, als das rechte Object, wohin sie gehet,
vorgeleget ist.)

Anmerckungen.

1. Wort, oder Verheissung, und denn
Glaube und Hoffnung müssen zusammen stehen.
Das Wort leget den Grund, der Glaube bau-
et darauf, und die Hoffnung erstrecket sich in der
Auswartung aus der Zeit in die Ewigkeit. Zwar
wird alhier durch das Wort Hoffnung die ver-
heissene und geglaubte Sache verstanden; wie
dieses Wort unter andern auch Tit. 2, 13. also
genommen wird. Aber die Hoffnung selbst wird
mit den Worten kataphugontes und kratesai
mit bezeichnet.

2. Das Wort, womit die Zuflucht aus-
gedrucket wird, stehet deßwegen nach der Notio-
ne
der schon vergangenen Zeit im Aoristo, weil
die Hoffnung in den Glaubigen sich nicht erst an-
hube, sondern sich schon kräftig erwiesen hatte,
noch erwiese, und noch ferner erweisen solte. Jn
welchem Verstande Paulus Gal. 5, 24. spricht:
Welche Christum angehören, die creutzi-
gen,
esaurosan, haben gecreutziget ihr
Fleisch samt den Lüsten und Begierden.

V. 19. 20.

Welche (oder welchen starcken Trost und
darinn den Glauben) wir haben als einen ve-
sten Ancker, unserer Seele, der auch hinein
gehet in das inwendige des Vorhanges
(in
das Allerheiligste, oder zu dem dadurch reprae-
sentir
eten Himmel und Thron der Herrlichkeit)
dahin der Vorläufer für uns eingegangen
(uns durch sein Verdienst den Weg zu bereiten)
JEsus, ein Hoher-Priester worden (wie denn
allein ein solcher die Freyheit hatte, am hohen
Versöhnungs-Feste für das gantze Judische
Volck in den innersten Theil der Stifts-Hütte
und des Tempels einzugehen) in Ewigkeit,
nach der Ordnung
(Weise und Gleichheit,
nach c. 7, 15.) Melchisedech (davon c. 7.)

Anmerckungen.

1. Wenn man das pronomen relati-
vum
en, welche, auf das nechst vorhergehende
Wort elpidos, Hoffnung ziehet: muß die Be-
deutung desselben von dem Objecto, oder von
der gehoffeten Sache, auf die eigentliche For-
mam
als habitum und actum sperandi, das
ist, auf die Hoffnung an sich selbst gezogen wer-
den: sintemal dasjenige, was v. 20. gesaget wird,
sich von der Hoffnung, in so fern sie so viel ist, als
die gehoffete Sache, oder Seligkeit, nicht wol
sagen läßt. Weil aber diese Veränderung des
Verstandes von demselben Worte nicht gar füg-

lich

Cap. 6. v. 17-20. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] ἐκείνω ſtehen wuͤrden: welches auch die Interpre-
tes
bewogen hat, ſie durch aber, oder darum zu
uͤberſetzen: allein es iſt, nach der von Paulo oft
beybehaltenen Redens-Art der Hebraͤer, gar ge-
mein, daß an ſtatt des Pronominis Relativi
das vorgehende Nomen ſelbſt wiederholet wird.
Welches alhier ſo viel mehr geſchehen konte, da
mehrere Worte waren darzwiſchen gekommen.
Es waͤre demnach der Vers alſo zu uͤberſetzen:
Durch welchen Eyd (oder mit welchem Eyde)
GOtt dazu getreten iſt, als er den Erben
der Verheiſſung ſeinen unwandelbaren
Rath ſo vielmehr erweiſen wolte.

2. Die Rathſchluͤſſe GOttes ſind zum
theil abſolut, oder gantz ohne Bedingung, ge-
ſetzet, und werden auch ohne alle Bedingung
nach der freyen und abſoluten Allmacht GOttes
ausgefuͤhret. Ein ſolcher Rathſchluß, was GOt-
tes groſſe Wercke betrift, war der Wille von der
Schoͤpfung und Regierung der Welt, iſt auch
geweſen, und iſt noch von dem kuͤnftigen Gerichte
uͤber das menſchliche Geſchlecht. Einen ſolchen
Rathſchluß hat und exequiret GOtt auch gemei-
niglich bey ſeinen auſſerordentlichen Wegen,
oder Wunderwercken. Und einen ſolchen hat
er auch gefaſſet und hinausgefuͤhret in und mit der
Sendung ſeines Sohnes zum Heylande der
Welt: als dabey keine Bedingung geweſen iſt,
daß, wenn das Judiſche Volck ſich ſo und ſo ver-
halten wuͤrde, es geſchehen ſolte, aber ſonſt nicht;
ſondern der Rath war unbedinget, und fuͤhrete
dannenhero eine gantz unbedingte Verheiſſung
von unwandelbarer Erfuͤllung mit ſich.

3. Mit dieſen unbedingten Rathſchluͤſſen
ſind dieſelben nicht zu confundiren, welche zur
Ordnung des Heyls gehoͤren. Denn dieſe ſind
vermoͤge ſolcher Ordnung auch bedinger, und ge-
ordnet, oder durch gewiſſe Bedingung an ſolche
Ordnung gebunden; und haben ihren Grund
auf Seiten des Menſchen in ſeiner mit einem
freyen Willen begabten Natur; auf Seiten
GOttes in ſeiner Weisheit, nach welcher er die
Heyls-Ordnung und dabey ſeine Rathſchluͤſſe
und Wirckungen, daß ſie keine Nothwendigkeit
und keinen Zwang mit ſich fuͤhren, eingerichtet
hat. Davon es unter andern ſonderlich heiſſet:
Wer glaͤubet, der ſoll ſelig werden. Da
man ſiehet, daß der Rathſchluß von der dem
Menſchen zuerkennenden Seligkeit nicht abſo-
lut,
ſondern bedinget und an die Ordnung des
Glaubens
gebunden ſey, da es ſonſt, wo er ab-
ſolut
waͤre, gantz umgekehret heiſſen muͤſte:
Wer da ſelig werden ſoll, der glaubet, oder
ſoll auch glauben.

4. Jm uͤbrigen iſt von dem abſoluten Ra-
the GOttes auſſer andern ſonderlich zu erwe-
gen der Ort Pſ. 33, 9. So er ſpricht, ſo ge-
ſchichts, ſo er gebeut, ſo ſtehets da.
Und v.
11. Der Rath des HErrn bleibet ewiglich, ſeines
Hertzens Gedancken fuͤr und fuͤr.

V. 18.

Aufdaß wir durch zwey Stuͤcke (nem-
lich durch die Verheiſſung an ſich ſelbſt, und durch
[Spaltenumbruch] den hinzugethanen Eyd) die nicht wancken,
denn es iſt unmoͤglich, daß GOtt luͤge, einen
ſtarcken Troſt haben, die wir Zuflucht ha-
ben und
(uns durch den Glauben) halten
(κρατῆσαι, veſt halten) an der angebotenen
Hoffnung
(τῆς ϖροκειμένης ἐλπίδος, an der
Hoffnung, oder an der gehoffeten Sache, nem-
lich an der ewigen Seligkeit, die unſerer Hoff-
nung, als das rechte Object, wohin ſie gehet,
vorgeleget iſt.)

Anmerckungen.

1. Wort, oder Verheiſſung, und denn
Glaube und Hoffnung muͤſſen zuſammen ſtehen.
Das Wort leget den Grund, der Glaube bau-
et darauf, und die Hoffnung erſtrecket ſich in der
Auswartung aus der Zeit in die Ewigkeit. Zwar
wird alhier durch das Wort Hoffnung die ver-
heiſſene und geglaubte Sache verſtanden; wie
dieſes Wort unter andern auch Tit. 2, 13. alſo
genommen wird. Aber die Hoffnung ſelbſt wird
mit den Worten καταϕυγόντες und κρατῆσαι
mit bezeichnet.

2. Das Wort, womit die Zuflucht aus-
gedrucket wird, ſtehet deßwegen nach der Notio-
ne
der ſchon vergangenen Zeit im Aoriſto, weil
die Hoffnung in den Glaubigen ſich nicht erſt an-
hube, ſondern ſich ſchon kraͤftig erwieſen hatte,
noch erwieſe, und noch ferner erweiſen ſolte. Jn
welchem Verſtande Paulus Gal. 5, 24. ſpricht:
Welche Chriſtum angehoͤren, die creutzi-
gen,
ἐςάυρωσαν, haben gecreutziget ihr
Fleiſch ſamt den Luͤſten und Begierden.

V. 19. 20.

Welche (oder welchen ſtarcken Troſt und
darinn den Glauben) wir haben als einen ve-
ſten Ancker, unſerer Seele, der auch hinein
gehet in das inwendige des Vorhanges
(in
das Allerheiligſte, oder zu dem dadurch repræ-
ſentir
eten Himmel und Thron der Herrlichkeit)
dahin der Vorlaͤufer fuͤr uns eingegangen
(uns durch ſein Verdienſt den Weg zu bereiten)
JEſus, ein Hoher-Prieſter worden (wie denn
allein ein ſolcher die Freyheit hatte, am hohen
Verſoͤhnungs-Feſte fuͤr das gantze Judiſche
Volck in den innerſten Theil der Stifts-Huͤtte
und des Tempels einzugehen) in Ewigkeit,
nach der Ordnung
(Weiſe und Gleichheit,
nach c. 7, 15.) Melchiſedech (davon c. 7.)

Anmerckungen.

1. Wenn man das pronomen relati-
vum
ἥν, welche, auf das nechſt vorhergehende
Wort ἐλπίδος, Hoffnung ziehet: muß die Be-
deutung deſſelben von dem Objecto, oder von
der gehoffeten Sache, auf die eigentliche For-
mam
als habitum und actum ſperandi, das
iſt, auf die Hoffnung an ſich ſelbſt gezogen wer-
den: ſintemal dasjenige, was v. 20. geſaget wird,
ſich von der Hoffnung, in ſo fern ſie ſo viel iſt, als
die gehoffete Sache, oder Seligkeit, nicht wol
ſagen laͤßt. Weil aber dieſe Veraͤnderung des
Verſtandes von demſelben Worte nicht gar fuͤg-

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[319/0321] Cap. 6. v. 17-20. an die Hebraͤer. ἐκείνω ſtehen wuͤrden: welches auch die Interpre- tes bewogen hat, ſie durch aber, oder darum zu uͤberſetzen: allein es iſt, nach der von Paulo oft beybehaltenen Redens-Art der Hebraͤer, gar ge- mein, daß an ſtatt des Pronominis Relativi das vorgehende Nomen ſelbſt wiederholet wird. Welches alhier ſo viel mehr geſchehen konte, da mehrere Worte waren darzwiſchen gekommen. Es waͤre demnach der Vers alſo zu uͤberſetzen: Durch welchen Eyd (oder mit welchem Eyde) GOtt dazu getreten iſt, als er den Erben der Verheiſſung ſeinen unwandelbaren Rath ſo vielmehr erweiſen wolte. 2. Die Rathſchluͤſſe GOttes ſind zum theil abſolut, oder gantz ohne Bedingung, ge- ſetzet, und werden auch ohne alle Bedingung nach der freyen und abſoluten Allmacht GOttes ausgefuͤhret. Ein ſolcher Rathſchluß, was GOt- tes groſſe Wercke betrift, war der Wille von der Schoͤpfung und Regierung der Welt, iſt auch geweſen, und iſt noch von dem kuͤnftigen Gerichte uͤber das menſchliche Geſchlecht. Einen ſolchen Rathſchluß hat und exequiret GOtt auch gemei- niglich bey ſeinen auſſerordentlichen Wegen, oder Wunderwercken. Und einen ſolchen hat er auch gefaſſet und hinausgefuͤhret in und mit der Sendung ſeines Sohnes zum Heylande der Welt: als dabey keine Bedingung geweſen iſt, daß, wenn das Judiſche Volck ſich ſo und ſo ver- halten wuͤrde, es geſchehen ſolte, aber ſonſt nicht; ſondern der Rath war unbedinget, und fuͤhrete dannenhero eine gantz unbedingte Verheiſſung von unwandelbarer Erfuͤllung mit ſich. 3. Mit dieſen unbedingten Rathſchluͤſſen ſind dieſelben nicht zu confundiren, welche zur Ordnung des Heyls gehoͤren. Denn dieſe ſind vermoͤge ſolcher Ordnung auch bedinger, und ge- ordnet, oder durch gewiſſe Bedingung an ſolche Ordnung gebunden; und haben ihren Grund auf Seiten des Menſchen in ſeiner mit einem freyen Willen begabten Natur; auf Seiten GOttes in ſeiner Weisheit, nach welcher er die Heyls-Ordnung und dabey ſeine Rathſchluͤſſe und Wirckungen, daß ſie keine Nothwendigkeit und keinen Zwang mit ſich fuͤhren, eingerichtet hat. Davon es unter andern ſonderlich heiſſet: Wer glaͤubet, der ſoll ſelig werden. Da man ſiehet, daß der Rathſchluß von der dem Menſchen zuerkennenden Seligkeit nicht abſo- lut, ſondern bedinget und an die Ordnung des Glaubens gebunden ſey, da es ſonſt, wo er ab- ſolut waͤre, gantz umgekehret heiſſen muͤſte: Wer da ſelig werden ſoll, der glaubet, oder ſoll auch glauben. 4. Jm uͤbrigen iſt von dem abſoluten Ra- the GOttes auſſer andern ſonderlich zu erwe- gen der Ort Pſ. 33, 9. So er ſpricht, ſo ge- ſchichts, ſo er gebeut, ſo ſtehets da. Und v. 11. Der Rath des HErrn bleibet ewiglich, ſeines Hertzens Gedancken fuͤr und fuͤr. V. 18. Aufdaß wir durch zwey Stuͤcke (nem- lich durch die Verheiſſung an ſich ſelbſt, und durch den hinzugethanen Eyd) die nicht wancken, denn es iſt unmoͤglich, daß GOtt luͤge, einen ſtarcken Troſt haben, die wir Zuflucht ha- ben und (uns durch den Glauben) halten (κρατῆσαι, veſt halten) an der angebotenen Hoffnung (τῆς ϖροκειμένης ἐλπίδος, an der Hoffnung, oder an der gehoffeten Sache, nem- lich an der ewigen Seligkeit, die unſerer Hoff- nung, als das rechte Object, wohin ſie gehet, vorgeleget iſt.) Anmerckungen. 1. Wort, oder Verheiſſung, und denn Glaube und Hoffnung muͤſſen zuſammen ſtehen. Das Wort leget den Grund, der Glaube bau- et darauf, und die Hoffnung erſtrecket ſich in der Auswartung aus der Zeit in die Ewigkeit. Zwar wird alhier durch das Wort Hoffnung die ver- heiſſene und geglaubte Sache verſtanden; wie dieſes Wort unter andern auch Tit. 2, 13. alſo genommen wird. Aber die Hoffnung ſelbſt wird mit den Worten καταϕυγόντες und κρατῆσαι mit bezeichnet. 2. Das Wort, womit die Zuflucht aus- gedrucket wird, ſtehet deßwegen nach der Notio- ne der ſchon vergangenen Zeit im Aoriſto, weil die Hoffnung in den Glaubigen ſich nicht erſt an- hube, ſondern ſich ſchon kraͤftig erwieſen hatte, noch erwieſe, und noch ferner erweiſen ſolte. Jn welchem Verſtande Paulus Gal. 5, 24. ſpricht: Welche Chriſtum angehoͤren, die creutzi- gen, ἐςάυρωσαν, haben gecreutziget ihr Fleiſch ſamt den Luͤſten und Begierden. V. 19. 20. Welche (oder welchen ſtarcken Troſt und darinn den Glauben) wir haben als einen ve- ſten Ancker, unſerer Seele, der auch hinein gehet in das inwendige des Vorhanges (in das Allerheiligſte, oder zu dem dadurch repræ- ſentireten Himmel und Thron der Herrlichkeit) dahin der Vorlaͤufer fuͤr uns eingegangen (uns durch ſein Verdienſt den Weg zu bereiten) JEſus, ein Hoher-Prieſter worden (wie denn allein ein ſolcher die Freyheit hatte, am hohen Verſoͤhnungs-Feſte fuͤr das gantze Judiſche Volck in den innerſten Theil der Stifts-Huͤtte und des Tempels einzugehen) in Ewigkeit, nach der Ordnung (Weiſe und Gleichheit, nach c. 7, 15.) Melchiſedech (davon c. 7.) Anmerckungen. 1. Wenn man das pronomen relati- vum ἥν, welche, auf das nechſt vorhergehende Wort ἐλπίδος, Hoffnung ziehet: muß die Be- deutung deſſelben von dem Objecto, oder von der gehoffeten Sache, auf die eigentliche For- mam als habitum und actum ſperandi, das iſt, auf die Hoffnung an ſich ſelbſt gezogen wer- den: ſintemal dasjenige, was v. 20. geſaget wird, ſich von der Hoffnung, in ſo fern ſie ſo viel iſt, als die gehoffete Sache, oder Seligkeit, nicht wol ſagen laͤßt. Weil aber dieſe Veraͤnderung des Verſtandes von demſelben Worte nicht gar fuͤg- lich

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/321>, abgerufen am 27.11.2024.