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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 6. v. 4. 5. 6. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch]
V. 4. 5. 6.

Denn es ist unmüglich, daß die, so ein-
mal erleuchter
(und bey solcher Erleuchtung
recht bekehret) sind, und geschmecket haben
die himmlische Gabe
(Christum mit seinen
Heyls-Gütern) und theilhaftig worden sind
des heiligen Geistes
(also daß sie seine gehei-
ligte Tempel worden) und geschmecket haben
das gütige Wort GOttes
(das Wort des
Evangelii in seinen Verheissungen, also daß sie
davon bereits die Erfüllung eines theils in sich
erfahren haben) und die Kräfte der zukünfti-
gen Welt
(des ewigen Lebens im seligen Vor-
schmack:) wo sie abfallen (nicht allein aus
dem seligen Stande der Gnaden wieder in den
verdammlichen Stand der verderbten Natur,
sondern auch dabey gar vom Christenthum wie-
der zum Judenthum verfallen) und wiederum
ihnen selbst
(zu ihrem eignen Gerichte) den
Sohn GOttes creutzigen und für Spott
halten
(und also damit die Sünde der Juden
wiederhohlen) daß sie solten wiederum er-
neuert werden zur Busse
(weil sie den Grund
und dabey auch die Ordnung des Heyls ver-
werfen, und mit solcher Sünde sich selbst also
verstocken, daß keine Gnade der Bekehrung bey
ihnen mehr statt findet, GOTT auch seine zu
ihrer Bekehrung an ihnen arbeitende Gnade, da
er sie bey ihnen siehet vergeblich zu seyn, von ih-
nen nimmt, und sie ihnen selbst überlässet.)

Anmerckungen.

1. Bey diesem sehr wichtigen Orte haben
wir zuvorderst die Verbindung, in welcher er
mit dem vorhergehenden Contexte stehet, zu mer-
cken. Das Wörtlein denn zeiget an, daß die-
ser von der unmöglichen Erneuerung der von
Christo abgefallenen handelnde Ort, als ein
Argumentum, oder als ein Grund, welcher
einen zu der vorhergesetzten Sache bewegen soll,
angeführet werde. Nun ist aber sonderlich die-
ses vorhergegangen, daß der Apostel spricht:
Lasset uns zur Vollkommenheit fahren:
Davon, weil er nebst sich die Hebräer anredet
und ermahnet, nun der Verstand dieser ist,
nicht allein daß er für sich, mit Zurücksetzung
der Anfangs-Lehren, schwerere Materien vor-
tragen wolle, sondern auch, daß die Hebräer
mit dahin sehen solten, daß sie auch, der wirck-
lichen Application nach, möchten zu immer
mehrerer Bevestigung im Christenthum kom-
men, und darinnen ohne Rückfall bis ans Ende
beharren: wie er sie schon vorher c. 3, 6. 12. er-
mahnet hatte. Weil nun gedachte Worte von
dem fahren zur Vollkommenheit auf Seiten
der Hebräer, nach dem Zwecke Pauli, welchen er
in solchen Worten, ja im gantzen Briefe hat, den
er auch schon vorher deutlich angezeiget hatte,
das rechte Mittel zeigten zur Beharrung,
und also zugleich eine Warnung in sich hielten
vor dem Rückfall: so führet der Apostel darauf
v. 4. 5. 6. einen wichtigen Grund an, der sie zum
Fleiß und Ernst der Beharrung bewegen, und
von dem Abfall zurück halten solte, nemlich die
[Spaltenumbruch] allerärgeste Gefahr der gewissen Verdammniß;
sintemal nach solchem Abfall, als er ihn beschrei-
bet, und von einigen gläubigen Juden began-
gen werden konte, keine Rückkehr mehr zum
Stande der Gnaden statt finde. Da nun das
Wörtlein, denn, mit der gantzen Materie ei-
gentlich auf den vorhergehenden Haupt-Satz
vom Fahren zur Vollkommenheit gehet,
und die v. 3. gesetzte Worte und das wollen
wir thun,
(nemlich von den ersten Grund-Leh-
ren des Christenthums handeln) so es GOtt
anders zuläßt,
ohne das zu jenen sich nicht
wohl schicken; so siehet man sie billig an, als sol-
che, die in Parenthesi stehen: zumal da die pa-
renthesi
sche Art zu schreiben Paulo sehr gewöhn-
lich ist.

2. Es sind bey diesem Orte nun nach ge-
zeigter Connexion mit dem vorhergehenden
drey Haupt-Stücke von dem Rückfall wohl
zu mercken: Erstlich der vorige Gnaden-
Stand
der rückfallenden, von welchem 5. be-
sondere Stücke gesaget werden, daß sie erleuch-
tet gewesen, u. s. w. hernach ihr Abfall mit der
damit verknüpften schweren Sünde der Creu-
tzigung und Verspottung Christi: und denn die
Unmöglichkeit, daß die wieder zur Busse solten
können erneuert werden. Da denn zuletzt der
Parallel-Ort c. 10, 26. 29. zu betrachten und
darauf zu erwegen seyn wird, ob und wie fern
dieser Ort von der Sünde wider den Heil. Geist
handele.

3. Von dem Gnaden-Stande derer,
welche vor dem gefährlichen und verdammlichen
Rückfall gewarnet werden, wird zuerst gesaget,
daß sie erleuchtet sind. Welches einige,
sonderlich unter den alten Kirchen-Lehrern, von
der heiligen Taufe verstanden haben, nach dem
es zum theil ist gebräuchlich bey ihnen worden,
daß man die heilige Taufe von der Erleuchtung
und die getauften erleuchtete genennet hat;
sintemal, wenn die Erwachsenen getaufet wor-
den, sie durch den vorher und dabey gegebenen
Unterricht und kräftige Wirckung des Heil. Gei-
stes erleuchtet sind. Allein diese Bedeutung
findet alhier nicht wohl statt, da wir das Wort
von der Erleuchtung in der Heil. Schrift nie-
mals in solchem Verstande, sondern allemal
von derjenigen Gnaden-Gabe finden, dadurch
der Mensch zur gläubigen und heylsamen Er-
kenntniß GOttes kömmt, Man sehe Joh. 1, 9.
2 Cor. 4, 4. 6. Eph. 1, 18. c. 3, 9. Hebr. 10, 32.
Von welcher Erleuchtung die Gläubigen sind
und heissen ein Licht im HErrn und Kinder
des Lichts
Eph. 5, 8. 1 Thess. 5, 5. und Lich-
ter dieser Welt unter dem verkehrten und
unschlachtigen Geschlecht
Phil. 2, 15. Zu sol-
chem Lichte waren die Hebräer nicht anders ge-
langet, als in der Ordnung der wahren Her-
tzens-Bekehrung von den todten Wercken v. 1.
wie denn auch diese Erleuchtung, oder der
Stand des Lichts, also beschrieben wird, daß er
bey ihnen mit der Heiligung des Willens ver-
knüpfet gewesen. Es ist gewißlich ein grosser
Jrrthum, vorgeben, daß eine wahre Erleuch-

tung
Q q 3
Cap. 6. v. 4. 5. 6. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
V. 4. 5. 6.

Denn es iſt unmuͤglich, daß die, ſo ein-
mal erleuchter
(und bey ſolcher Erleuchtung
recht bekehret) ſind, und geſchmecket haben
die himmliſche Gabe
(Chriſtum mit ſeinen
Heyls-Guͤtern) und theilhaftig worden ſind
des heiligen Geiſtes
(alſo daß ſie ſeine gehei-
ligte Tempel worden) und geſchmecket haben
das guͤtige Wort GOttes
(das Wort des
Evangelii in ſeinen Verheiſſungen, alſo daß ſie
davon bereits die Erfuͤllung eines theils in ſich
erfahren haben) und die Kraͤfte der zukuͤnfti-
gen Welt
(des ewigen Lebens im ſeligen Vor-
ſchmack:) wo ſie abfallen (nicht allein aus
dem ſeligen Stande der Gnaden wieder in den
verdammlichen Stand der verderbten Natur,
ſondern auch dabey gar vom Chriſtenthum wie-
der zum Judenthum verfallen) und wiederum
ihnen ſelbſt
(zu ihrem eignen Gerichte) den
Sohn GOttes creutzigen und fuͤr Spott
halten
(und alſo damit die Suͤnde der Juden
wiederhohlen) daß ſie ſolten wiederum er-
neuert werden zur Buſſe
(weil ſie den Grund
und dabey auch die Ordnung des Heyls ver-
werfen, und mit ſolcher Suͤnde ſich ſelbſt alſo
verſtocken, daß keine Gnade der Bekehrung bey
ihnen mehr ſtatt findet, GOTT auch ſeine zu
ihrer Bekehrung an ihnen arbeitende Gnade, da
er ſie bey ihnen ſiehet vergeblich zu ſeyn, von ih-
nen nimmt, und ſie ihnen ſelbſt uͤberlaͤſſet.)

Anmerckungen.

1. Bey dieſem ſehr wichtigen Orte haben
wir zuvorderſt die Verbindung, in welcher er
mit dem vorhergehenden Contexte ſtehet, zu mer-
cken. Das Woͤrtlein denn zeiget an, daß die-
ſer von der unmoͤglichen Erneuerung der von
Chriſto abgefallenen handelnde Ort, als ein
Argumentum, oder als ein Grund, welcher
einen zu der vorhergeſetzten Sache bewegen ſoll,
angefuͤhret werde. Nun iſt aber ſonderlich die-
ſes vorhergegangen, daß der Apoſtel ſpricht:
Laſſet uns zur Vollkommenheit fahren:
Davon, weil er nebſt ſich die Hebraͤer anredet
und ermahnet, nun der Verſtand dieſer iſt,
nicht allein daß er fuͤr ſich, mit Zuruͤckſetzung
der Anfangs-Lehren, ſchwerere Materien vor-
tragen wolle, ſondern auch, daß die Hebraͤer
mit dahin ſehen ſolten, daß ſie auch, der wirck-
lichen Application nach, moͤchten zu immer
mehrerer Beveſtigung im Chriſtenthum kom-
men, und darinnen ohne Ruͤckfall bis ans Ende
beharren: wie er ſie ſchon vorher c. 3, 6. 12. er-
mahnet hatte. Weil nun gedachte Worte von
dem fahren zur Vollkommenheit auf Seiten
der Hebraͤer, nach dem Zwecke Pauli, welchen er
in ſolchen Worten, ja im gantzen Briefe hat, den
er auch ſchon vorher deutlich angezeiget hatte,
das rechte Mittel zeigten zur Beharrung,
und alſo zugleich eine Warnung in ſich hielten
vor dem Ruͤckfall: ſo fuͤhret der Apoſtel darauf
v. 4. 5. 6. einen wichtigen Grund an, der ſie zum
Fleiß und Ernſt der Beharrung bewegen, und
von dem Abfall zuruͤck halten ſolte, nemlich die
[Spaltenumbruch] alleraͤrgeſte Gefahr der gewiſſen Verdammniß;
ſintemal nach ſolchem Abfall, als er ihn beſchrei-
bet, und von einigen glaͤubigen Juden began-
gen werden konte, keine Ruͤckkehr mehr zum
Stande der Gnaden ſtatt finde. Da nun das
Woͤrtlein, denn, mit der gantzen Materie ei-
gentlich auf den vorhergehenden Haupt-Satz
vom Fahren zur Vollkommenheit gehet,
und die v. 3. geſetzte Worte und das wollen
wir thun,
(nemlich von den erſten Grund-Leh-
ren des Chriſtenthums handeln) ſo es GOtt
anders zulaͤßt,
ohne das zu jenen ſich nicht
wohl ſchicken; ſo ſiehet man ſie billig an, als ſol-
che, die in Parentheſi ſtehen: zumal da die pa-
rentheſi
ſche Art zu ſchreiben Paulo ſehr gewoͤhn-
lich iſt.

2. Es ſind bey dieſem Orte nun nach ge-
zeigter Connexion mit dem vorhergehenden
drey Haupt-Stuͤcke von dem Ruͤckfall wohl
zu mercken: Erſtlich der vorige Gnaden-
Stand
der ruͤckfallenden, von welchem 5. be-
ſondere Stuͤcke geſaget werden, daß ſie erleuch-
tet geweſen, u. ſ. w. hernach ihr Abfall mit der
damit verknuͤpften ſchweren Suͤnde der Creu-
tzigung und Verſpottung Chriſti: und denn die
Unmoͤglichkeit, daß die wieder zur Buſſe ſolten
koͤnnen erneuert werden. Da denn zuletzt der
Parallel-Ort c. 10, 26. 29. zu betrachten und
darauf zu erwegen ſeyn wird, ob und wie fern
dieſer Ort von der Suͤnde wider den Heil. Geiſt
handele.

3. Von dem Gnaden-Stande derer,
welche vor dem gefaͤhrlichen und verdammlichen
Ruͤckfall gewarnet werden, wird zuerſt geſaget,
daß ſie erleuchtet ſind. Welches einige,
ſonderlich unter den alten Kirchen-Lehrern, von
der heiligen Taufe verſtanden haben, nach dem
es zum theil iſt gebraͤuchlich bey ihnen worden,
daß man die heilige Taufe von der Erleuchtung
und die getauften erleuchtete genennet hat;
ſintemal, wenn die Erwachſenen getaufet wor-
den, ſie durch den vorher und dabey gegebenen
Unterricht und kraͤftige Wirckung des Heil. Gei-
ſtes erleuchtet ſind. Allein dieſe Bedeutung
findet alhier nicht wohl ſtatt, da wir das Wort
von der Erleuchtung in der Heil. Schrift nie-
mals in ſolchem Verſtande, ſondern allemal
von derjenigen Gnaden-Gabe finden, dadurch
der Menſch zur glaͤubigen und heylſamen Er-
kenntniß GOttes koͤmmt, Man ſehe Joh. 1, 9.
2 Cor. 4, 4. 6. Eph. 1, 18. c. 3, 9. Hebr. 10, 32.
Von welcher Erleuchtung die Glaͤubigen ſind
und heiſſen ein Licht im HErrn und Kinder
des Lichts
Eph. 5, 8. 1 Theſſ. 5, 5. und Lich-
ter dieſer Welt unter dem verkehrten und
unſchlachtigen Geſchlecht
Phil. 2, 15. Zu ſol-
chem Lichte waren die Hebraͤer nicht anders ge-
langet, als in der Ordnung der wahren Her-
tzens-Bekehrung von den todten Wercken v. 1.
wie denn auch dieſe Erleuchtung, oder der
Stand des Lichts, alſo beſchrieben wird, daß er
bey ihnen mit der Heiligung des Willens ver-
knuͤpfet geweſen. Es iſt gewißlich ein groſſer
Jrrthum, vorgeben, daß eine wahre Erleuch-

tung
Q q 3
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[309/0311] Cap. 6. v. 4. 5. 6. an die Hebraͤer. V. 4. 5. 6. Denn es iſt unmuͤglich, daß die, ſo ein- mal erleuchter (und bey ſolcher Erleuchtung recht bekehret) ſind, und geſchmecket haben die himmliſche Gabe (Chriſtum mit ſeinen Heyls-Guͤtern) und theilhaftig worden ſind des heiligen Geiſtes (alſo daß ſie ſeine gehei- ligte Tempel worden) und geſchmecket haben das guͤtige Wort GOttes (das Wort des Evangelii in ſeinen Verheiſſungen, alſo daß ſie davon bereits die Erfuͤllung eines theils in ſich erfahren haben) und die Kraͤfte der zukuͤnfti- gen Welt (des ewigen Lebens im ſeligen Vor- ſchmack:) wo ſie abfallen (nicht allein aus dem ſeligen Stande der Gnaden wieder in den verdammlichen Stand der verderbten Natur, ſondern auch dabey gar vom Chriſtenthum wie- der zum Judenthum verfallen) und wiederum ihnen ſelbſt (zu ihrem eignen Gerichte) den Sohn GOttes creutzigen und fuͤr Spott halten (und alſo damit die Suͤnde der Juden wiederhohlen) daß ſie ſolten wiederum er- neuert werden zur Buſſe (weil ſie den Grund und dabey auch die Ordnung des Heyls ver- werfen, und mit ſolcher Suͤnde ſich ſelbſt alſo verſtocken, daß keine Gnade der Bekehrung bey ihnen mehr ſtatt findet, GOTT auch ſeine zu ihrer Bekehrung an ihnen arbeitende Gnade, da er ſie bey ihnen ſiehet vergeblich zu ſeyn, von ih- nen nimmt, und ſie ihnen ſelbſt uͤberlaͤſſet.) Anmerckungen. 1. Bey dieſem ſehr wichtigen Orte haben wir zuvorderſt die Verbindung, in welcher er mit dem vorhergehenden Contexte ſtehet, zu mer- cken. Das Woͤrtlein denn zeiget an, daß die- ſer von der unmoͤglichen Erneuerung der von Chriſto abgefallenen handelnde Ort, als ein Argumentum, oder als ein Grund, welcher einen zu der vorhergeſetzten Sache bewegen ſoll, angefuͤhret werde. Nun iſt aber ſonderlich die- ſes vorhergegangen, daß der Apoſtel ſpricht: Laſſet uns zur Vollkommenheit fahren: Davon, weil er nebſt ſich die Hebraͤer anredet und ermahnet, nun der Verſtand dieſer iſt, nicht allein daß er fuͤr ſich, mit Zuruͤckſetzung der Anfangs-Lehren, ſchwerere Materien vor- tragen wolle, ſondern auch, daß die Hebraͤer mit dahin ſehen ſolten, daß ſie auch, der wirck- lichen Application nach, moͤchten zu immer mehrerer Beveſtigung im Chriſtenthum kom- men, und darinnen ohne Ruͤckfall bis ans Ende beharren: wie er ſie ſchon vorher c. 3, 6. 12. er- mahnet hatte. Weil nun gedachte Worte von dem fahren zur Vollkommenheit auf Seiten der Hebraͤer, nach dem Zwecke Pauli, welchen er in ſolchen Worten, ja im gantzen Briefe hat, den er auch ſchon vorher deutlich angezeiget hatte, das rechte Mittel zeigten zur Beharrung, und alſo zugleich eine Warnung in ſich hielten vor dem Ruͤckfall: ſo fuͤhret der Apoſtel darauf v. 4. 5. 6. einen wichtigen Grund an, der ſie zum Fleiß und Ernſt der Beharrung bewegen, und von dem Abfall zuruͤck halten ſolte, nemlich die alleraͤrgeſte Gefahr der gewiſſen Verdammniß; ſintemal nach ſolchem Abfall, als er ihn beſchrei- bet, und von einigen glaͤubigen Juden began- gen werden konte, keine Ruͤckkehr mehr zum Stande der Gnaden ſtatt finde. Da nun das Woͤrtlein, denn, mit der gantzen Materie ei- gentlich auf den vorhergehenden Haupt-Satz vom Fahren zur Vollkommenheit gehet, und die v. 3. geſetzte Worte und das wollen wir thun, (nemlich von den erſten Grund-Leh- ren des Chriſtenthums handeln) ſo es GOtt anders zulaͤßt, ohne das zu jenen ſich nicht wohl ſchicken; ſo ſiehet man ſie billig an, als ſol- che, die in Parentheſi ſtehen: zumal da die pa- rentheſiſche Art zu ſchreiben Paulo ſehr gewoͤhn- lich iſt. 2. Es ſind bey dieſem Orte nun nach ge- zeigter Connexion mit dem vorhergehenden drey Haupt-Stuͤcke von dem Ruͤckfall wohl zu mercken: Erſtlich der vorige Gnaden- Stand der ruͤckfallenden, von welchem 5. be- ſondere Stuͤcke geſaget werden, daß ſie erleuch- tet geweſen, u. ſ. w. hernach ihr Abfall mit der damit verknuͤpften ſchweren Suͤnde der Creu- tzigung und Verſpottung Chriſti: und denn die Unmoͤglichkeit, daß die wieder zur Buſſe ſolten koͤnnen erneuert werden. Da denn zuletzt der Parallel-Ort c. 10, 26. 29. zu betrachten und darauf zu erwegen ſeyn wird, ob und wie fern dieſer Ort von der Suͤnde wider den Heil. Geiſt handele. 3. Von dem Gnaden-Stande derer, welche vor dem gefaͤhrlichen und verdammlichen Ruͤckfall gewarnet werden, wird zuerſt geſaget, daß ſie erleuchtet ſind. Welches einige, ſonderlich unter den alten Kirchen-Lehrern, von der heiligen Taufe verſtanden haben, nach dem es zum theil iſt gebraͤuchlich bey ihnen worden, daß man die heilige Taufe von der Erleuchtung und die getauften erleuchtete genennet hat; ſintemal, wenn die Erwachſenen getaufet wor- den, ſie durch den vorher und dabey gegebenen Unterricht und kraͤftige Wirckung des Heil. Gei- ſtes erleuchtet ſind. Allein dieſe Bedeutung findet alhier nicht wohl ſtatt, da wir das Wort von der Erleuchtung in der Heil. Schrift nie- mals in ſolchem Verſtande, ſondern allemal von derjenigen Gnaden-Gabe finden, dadurch der Menſch zur glaͤubigen und heylſamen Er- kenntniß GOttes koͤmmt, Man ſehe Joh. 1, 9. 2 Cor. 4, 4. 6. Eph. 1, 18. c. 3, 9. Hebr. 10, 32. Von welcher Erleuchtung die Glaͤubigen ſind und heiſſen ein Licht im HErrn und Kinder des Lichts Eph. 5, 8. 1 Theſſ. 5, 5. und Lich- ter dieſer Welt unter dem verkehrten und unſchlachtigen Geſchlecht Phil. 2, 15. Zu ſol- chem Lichte waren die Hebraͤer nicht anders ge- langet, als in der Ordnung der wahren Her- tzens-Bekehrung von den todten Wercken v. 1. wie denn auch dieſe Erleuchtung, oder der Stand des Lichts, alſo beſchrieben wird, daß er bey ihnen mit der Heiligung des Willens ver- knuͤpfet geweſen. Es iſt gewißlich ein groſſer Jrrthum, vorgeben, daß eine wahre Erleuch- tung Q q 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/311>, abgerufen am 23.11.2024.