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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch] bilde von jenem Eingange anzeiget, daß allein die
Gläubigen den Eingang finden.

2. Der Apostel spricht den künftigen Ein-
gang in die ewige Ruhe von der gegenwärtigen
Zeit aus, wenn er saget: eiserkhometha, wir ge-
hen ein,
für, wir werden eingehen: wel-
ches darum geschiehet, weil die Besitzung der geist-
lichen Seelen-Ruhe schon würcklich verknüpfet
ist mit dem Hingange zur ewigen Ruhe, da die
Gläubigen sich schon auf dem schmalen Wege
zum ewigen Leben befinden, und daher auch ih-
res künftigen Eingangs schon gewiß sind.

3. Das Wort pisteusantes, welches auch
füglich durch die wir geglaubet haben, sich
übersetzen lässet, ist deswegen also gesetzet wor-
den, weil der Eingang der Vollendung nach, da
der Glaube aufhöret und ins Schauen verwan-
delt wird, noch künftig ist, und alsdenn der Glau-
be schon vorhergegangen seyn muß; sintemal der
Seelen Seligkeit desselben Ende ist. 1 Pet. 1, 5. 9.

4. Daß aber allein die gläubigen zur Ruhe
gelangen, erläutert der Apostel damit aufs neue,
daß er das Gegentheil von den Jsraeliten anfüh-
ret; als welche um ihres Unglaubens willen von
der leiblichen Ruhe, als einer Figur der geistlichen
und ewigen, sind ausgeschlossen worden.

5. Nach dem Worte kaitoi, und zwar, oder
nemlich, hat man im Sinne den Griechischen
Articulum ten zu wiederholen, daß es heisse:
eis ten katapausin mou, kaitoi ten ton ergon,
zu meiner Ruhe, nemlich die von den Wer-
cken
(welche GOtt gehabt hat von den Wercken)
die von Anbeginn der Welt gemachet sind, nem-
lich in den ersten sechs Tagen. Da denn das no-
men verbale
katapausis, nach Art der Grie-
chen, den Casum des verbi katapauo, den es
mit der praeposition apo hat, ohne praeposi-
tion
zu sich nimmt; also daß katapausis ton
ergon, so viel ist, als katapausis apo ton er-
gon, die Ruhe von den Wercken. Und bey
den Worten apo kataboles kosmou genethenton,
wird auf den ersten Anfang mit dem architecto-
nischen Worte kataboles, der Gründung ge-
sehen, daß darunter auch alle Wercke der ersten
sechs Tage mit begriffen werden.

6. Daß aber Paulus, wenn er uns auf die
noch künftige ewige Ruhe führet, dabey zurücke
gehet auf diejenige Ruhe, welche GOtt am sie-
benden Tage nach der Schöpfung, als am ersten
Sabbat-Tage, auf eine gar besondere Art gehabt,
und densiebenden, als den Ruhe-Tag, von allen
vorhergehenden so gar sonderbar unterschieden
hat: so zeiget er damit deutlich genug an, daß
GOtt damit die noch künftige Ruhe vorgebildet
und den Jsraeliten, zu einem leiblichen Unter-
pfande, mit Anweisung auf die ewige Ruhe, das
gelobte Land, nach einem viertzigjährigen Zuge
durch die Wüsten, zum ruhigen Besitz eingegeben
habe. Und also lieget ein besonderer Nachdruck
in dem Wörtlein mou, meine, meine Ruh; wel-
che nemlich GOtt selbst gehabt, auch den Gläu-
bigen aufs künftige verordnet hat.

V. 4.

Sprach er (Gr. Denn er sprach, oder
[Spaltenumbruch] es sprach, nemlich Moses, oder die heilige mosai-
sche Schrift) an einem Orte (nemlich 1 B.
Mos. 2, 2.) und GOtt ruhete am siebenden
Tage von allen seinen Wercken.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit
dem vorhergehenden ist diese: nachdem Paulus
vorher der Ruhe GOttes, die er nach dem Wer-
cke der Schöpfung gehalten, gedacht hatte; so
beziehet er sich zum Erweise dessen mit der von Lu-
thero in der Ubersetzung ausgelassenen Particula
denn auf den schon angezeigeten ausdrücklichen
Ort Mosis.

2. Die Ruhe, welche GOtt am siebenden
Tage gehalten, hat viel und weit ein mehrers in
sich, als wir davon begreifen können. Etwas
weniges davon zu lallen, so bestunde sie nicht in
einer Ablassung von aller Wirckung; als welche
nach der Schöpfung in der Erhaltung und Regie-
rung aller Dinge ohne alles Aufhören fortgegan-
gen ist, und noch dauret: davon unser Heyland
mit Recht saget Joh. 5, 17. Mein Vater wir-
cket bisher, und ich wircke auch.
Noch we-
niger ist die Ruhe menschlicher Weise zu verste-
hen von einer solchen Stille und Unwircksamkeit,
dadurch man die durch die Arbeit geschwächeten
Kräfte gleichsam wieder sammlet. Denn der-
gleichen Ruhe findet bey GOtt, dem unendlichen
Geiste, nicht statt; da sie bey den Menschen ei-
gentlich nur von der Schwachheit des Leibes und
der Glieder herrühret; als welche oft so matt
werden, daß die an sich unermüdete Seele, als ein
unsterblicher Geist, in denselben und durch diesel-
ben ihre Wirckung nicht thun kan. Von GOtt,
als einem unendlichen Geiste, heißt es hingegen:
Der HERR, der ewige GOtt, der die Ende
der Erden geschaffen hat, wird nicht müde,
noch matt, sein Verstand ist unerforschlich.
Er giebt den Müden Kraft und Stärcke
genug den Unvermögenden.
Jes. 40,
28. 29.

3. Die Ruhe GOttes ist hingegen darinn
bestanden, daß GOtt keine neue Geschöpfe mehr
hervorgebracht, und an denen in den sechs Tagen
hervorgebrachten, ihrer beschaueten Güte wegen,
sein vergnügliches Wohlgefallen gehabt hat. Und
ob denn auch gleich solches Wohlgefallen darauf
in GOTT (ausser dem, was davon durch den
Sünden-Fall in Ansehung der Menschen ohne
Nachtheil der Vollkommenheit GOttes abge-
gangen) beständig geblieben und an sich ewig ohne
alle Einschrenckung in die Zeit ist: so hat es sich
doch in GOtt gegen die Geschöpfe auf dieser ihrer
Seite sonderlich unmittelbar nach den ersten sechs
Tagen, und also am siebenden Tagen hervorge-
than. Und dieses ist dergestalt geschehen, daß
GOtt, bey vorhergesehenem Sünden-Fall, und
der Ordnung der schon beschlossenen Wieder-
aufrichtung, den ersten siebenden und darauf alle
folgende siebende Tage zu besondern Sabbat-
oder Ruhe- und Gedenck-Tagen gemachet. Und
damit hat er das Absehen gerichtet, wie auf die
geistliche und ewige Ruhe, also auch dabey sonder-

lich

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch] bilde von jenem Eingange anzeiget, daß allein die
Glaͤubigen den Eingang finden.

2. Der Apoſtel ſpricht den kuͤnftigen Ein-
gang in die ewige Ruhe von der gegenwaͤrtigen
Zeit aus, wenn er ſaget: εἰσερχόμεϑα, wir ge-
hen ein,
fuͤr, wir werden eingehen: wel-
ches darum geſchiehet, weil die Beſitzung der geiſt-
lichen Seelen-Ruhe ſchon wuͤrcklich verknuͤpfet
iſt mit dem Hingange zur ewigen Ruhe, da die
Glaͤubigen ſich ſchon auf dem ſchmalen Wege
zum ewigen Leben befinden, und daher auch ih-
res kuͤnftigen Eingangs ſchon gewiß ſind.

3. Das Wort πιστεύσαντες, welches auch
fuͤglich durch die wir geglaubet haben, ſich
uͤberſetzen laͤſſet, iſt deswegen alſo geſetzet wor-
den, weil der Eingang der Vollendung nach, da
der Glaube aufhoͤret und ins Schauen verwan-
delt wird, noch kuͤnftig iſt, und alsdenn der Glau-
be ſchon vorhergegangen ſeyn muß; ſintemal der
Seelen Seligkeit deſſelben Ende iſt. 1 Pet. 1, 5. 9.

4. Daß aber allein die glaͤubigen zur Ruhe
gelangen, erlaͤutert der Apoſtel damit aufs neue,
daß er das Gegentheil von den Jſraeliten anfuͤh-
ret; als welche um ihres Unglaubens willen von
der leiblichen Ruhe, als einer Figur der geiſtlichen
und ewigen, ſind ausgeſchloſſen worden.

5. Nach dem Worte καίτοι, und zwar, oder
nemlich, hat man im Sinne den Griechiſchen
Articulum τὴν zu wiederholen, daß es heiſſe:
εἰς τὴν κατάπαυσίν μου, κάιτοι την τῶν ἔργων,
zu meiner Ruhe, nemlich die von den Wer-
cken
(welche GOtt gehabt hat von den Wercken)
die von Anbeginn der Welt gemachet ſind, nem-
lich in den erſten ſechs Tagen. Da denn das no-
men verbale
κατάπαυσις, nach Art der Grie-
chen, den Caſum des verbi καταπάυω, den es
mit der præpoſition ἀπὸ hat, ohne præpoſi-
tion
zu ſich nimmt; alſo daß κατάπαυσις τῶν
ἔργων, ſo viel iſt, als κατάπαυσις ἀπὸ τῶν ἔρ-
γων, die Ruhe von den Wercken. Und bey
den Worten ἀπὸ καταβολῆς κόσμου γενηϑέντων,
wird auf den erſten Anfang mit dem architecto-
niſchen Worte καταβολῆς, der Gruͤndung ge-
ſehen, daß darunter auch alle Wercke der erſten
ſechs Tage mit begriffen werden.

6. Daß aber Paulus, wenn er uns auf die
noch kuͤnftige ewige Ruhe fuͤhret, dabey zuruͤcke
gehet auf diejenige Ruhe, welche GOtt am ſie-
benden Tage nach der Schoͤpfung, als am erſten
Sabbat-Tage, auf eine gar beſondere Art gehabt,
und denſiebenden, als den Ruhe-Tag, von allen
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hat: ſo zeiget er damit deutlich genug an, daß
GOtt damit die noch kuͤnftige Ruhe vorgebildet
und den Jſraeliten, zu einem leiblichen Unter-
pfande, mit Anweiſung auf die ewige Ruhe, das
gelobte Land, nach einem viertzigjaͤhrigen Zuge
durch die Wuͤſten, zum ruhigen Beſitz eingegeben
habe. Und alſo lieget ein beſonderer Nachdruck
in dem Woͤrtlein μου, meine, meine Ruh; wel-
che nemlich GOtt ſelbſt gehabt, auch den Glaͤu-
bigen aufs kuͤnftige verordnet hat.

V. 4.

Sprach er (Gr. Denn er ſprach, oder
[Spaltenumbruch] es ſprach, nemlich Moſes, oder die heilige moſai-
ſche Schrift) an einem Orte (nemlich 1 B.
Moſ. 2, 2.) und GOtt ruhete am ſiebenden
Tage von allen ſeinen Wercken.

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit
dem vorhergehenden iſt dieſe: nachdem Paulus
vorher der Ruhe GOttes, die er nach dem Wer-
cke der Schoͤpfung gehalten, gedacht hatte; ſo
beziehet er ſich zum Erweiſe deſſen mit der von Lu-
thero in der Uberſetzung ausgelaſſenen Particula
denn auf den ſchon angezeigeten ausdruͤcklichen
Ort Moſis.

2. Die Ruhe, welche GOtt am ſiebenden
Tage gehalten, hat viel und weit ein mehrers in
ſich, als wir davon begreifen koͤnnen. Etwas
weniges davon zu lallen, ſo beſtunde ſie nicht in
einer Ablaſſung von aller Wirckung; als welche
nach der Schoͤpfung in der Erhaltung und Regie-
rung aller Dinge ohne alles Aufhoͤren fortgegan-
gen iſt, und noch dauret: davon unſer Heyland
mit Recht ſaget Joh. 5, 17. Mein Vater wir-
cket bisher, und ich wircke auch.
Noch we-
niger iſt die Ruhe menſchlicher Weiſe zu verſte-
hen von einer ſolchen Stille und Unwirckſamkeit,
dadurch man die durch die Arbeit geſchwaͤcheten
Kraͤfte gleichſam wieder ſammlet. Denn der-
gleichen Ruhe findet bey GOtt, dem unendlichen
Geiſte, nicht ſtatt; da ſie bey den Menſchen ei-
gentlich nur von der Schwachheit des Leibes und
der Glieder herruͤhret; als welche oft ſo matt
werden, daß die an ſich unermuͤdete Seele, als ein
unſterblicher Geiſt, in denſelben und durch dieſel-
ben ihre Wirckung nicht thun kan. Von GOtt,
als einem unendlichen Geiſte, heißt es hingegen:
Der HERR, der ewige GOtt, der die Ende
der Erden geſchaffen hat, wird nicht muͤde,
noch matt, ſein Verſtand iſt unerforſchlich.
Er giebt den Muͤden Kraft und Staͤrcke
genug den Unvermoͤgenden.
Jeſ. 40,
28. 29.

3. Die Ruhe GOttes iſt hingegen darinn
beſtanden, daß GOtt keine neue Geſchoͤpfe mehr
hervorgebracht, und an denen in den ſechs Tagen
hervorgebrachten, ihrer beſchaueten Guͤte wegen,
ſein vergnuͤgliches Wohlgefallen gehabt hat. Und
ob denn auch gleich ſolches Wohlgefallen darauf
in GOTT (auſſer dem, was davon durch den
Suͤnden-Fall in Anſehung der Menſchen ohne
Nachtheil der Vollkommenheit GOttes abge-
gangen) beſtaͤndig geblieben und an ſich ewig ohne
alle Einſchrenckung in die Zeit iſt: ſo hat es ſich
doch in GOtt gegen die Geſchoͤpfe auf dieſer ihrer
Seite ſonderlich unmittelbar nach den erſten ſechs
Tagen, und alſo am ſiebenden Tagen hervorge-
than. Und dieſes iſt dergeſtalt geſchehen, daß
GOtt, bey vorhergeſehenem Suͤnden-Fall, und
der Ordnung der ſchon beſchloſſenen Wieder-
aufrichtung, den erſten ſiebenden und darauf alle
folgende ſiebende Tage zu beſondern Sabbat-
oder Ruhe- und Gedenck-Tagen gemachet. Und
damit hat er das Abſehen gerichtet, wie auf die
geiſtliche und ewige Ruhe, alſo auch dabey ſonder-

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[286/0288] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 3. 4. bilde von jenem Eingange anzeiget, daß allein die Glaͤubigen den Eingang finden. 2. Der Apoſtel ſpricht den kuͤnftigen Ein- gang in die ewige Ruhe von der gegenwaͤrtigen Zeit aus, wenn er ſaget: εἰσερχόμεϑα, wir ge- hen ein, fuͤr, wir werden eingehen: wel- ches darum geſchiehet, weil die Beſitzung der geiſt- lichen Seelen-Ruhe ſchon wuͤrcklich verknuͤpfet iſt mit dem Hingange zur ewigen Ruhe, da die Glaͤubigen ſich ſchon auf dem ſchmalen Wege zum ewigen Leben befinden, und daher auch ih- res kuͤnftigen Eingangs ſchon gewiß ſind. 3. Das Wort πιστεύσαντες, welches auch fuͤglich durch die wir geglaubet haben, ſich uͤberſetzen laͤſſet, iſt deswegen alſo geſetzet wor- den, weil der Eingang der Vollendung nach, da der Glaube aufhoͤret und ins Schauen verwan- delt wird, noch kuͤnftig iſt, und alsdenn der Glau- be ſchon vorhergegangen ſeyn muß; ſintemal der Seelen Seligkeit deſſelben Ende iſt. 1 Pet. 1, 5. 9. 4. Daß aber allein die glaͤubigen zur Ruhe gelangen, erlaͤutert der Apoſtel damit aufs neue, daß er das Gegentheil von den Jſraeliten anfuͤh- ret; als welche um ihres Unglaubens willen von der leiblichen Ruhe, als einer Figur der geiſtlichen und ewigen, ſind ausgeſchloſſen worden. 5. Nach dem Worte καίτοι, und zwar, oder nemlich, hat man im Sinne den Griechiſchen Articulum τὴν zu wiederholen, daß es heiſſe: εἰς τὴν κατάπαυσίν μου, κάιτοι την τῶν ἔργων, zu meiner Ruhe, nemlich die von den Wer- cken (welche GOtt gehabt hat von den Wercken) die von Anbeginn der Welt gemachet ſind, nem- lich in den erſten ſechs Tagen. Da denn das no- men verbale κατάπαυσις, nach Art der Grie- chen, den Caſum des verbi καταπάυω, den es mit der præpoſition ἀπὸ hat, ohne præpoſi- tion zu ſich nimmt; alſo daß κατάπαυσις τῶν ἔργων, ſo viel iſt, als κατάπαυσις ἀπὸ τῶν ἔρ- γων, die Ruhe von den Wercken. Und bey den Worten ἀπὸ καταβολῆς κόσμου γενηϑέντων, wird auf den erſten Anfang mit dem architecto- niſchen Worte καταβολῆς, der Gruͤndung ge- ſehen, daß darunter auch alle Wercke der erſten ſechs Tage mit begriffen werden. 6. Daß aber Paulus, wenn er uns auf die noch kuͤnftige ewige Ruhe fuͤhret, dabey zuruͤcke gehet auf diejenige Ruhe, welche GOtt am ſie- benden Tage nach der Schoͤpfung, als am erſten Sabbat-Tage, auf eine gar beſondere Art gehabt, und denſiebenden, als den Ruhe-Tag, von allen vorhergehenden ſo gar ſonderbar unterſchieden hat: ſo zeiget er damit deutlich genug an, daß GOtt damit die noch kuͤnftige Ruhe vorgebildet und den Jſraeliten, zu einem leiblichen Unter- pfande, mit Anweiſung auf die ewige Ruhe, das gelobte Land, nach einem viertzigjaͤhrigen Zuge durch die Wuͤſten, zum ruhigen Beſitz eingegeben habe. Und alſo lieget ein beſonderer Nachdruck in dem Woͤrtlein μου, meine, meine Ruh; wel- che nemlich GOtt ſelbſt gehabt, auch den Glaͤu- bigen aufs kuͤnftige verordnet hat. V. 4. Sprach er (Gr. Denn er ſprach, oder es ſprach, nemlich Moſes, oder die heilige moſai- ſche Schrift) an einem Orte (nemlich 1 B. Moſ. 2, 2.) und GOtt ruhete am ſiebenden Tage von allen ſeinen Wercken. Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden iſt dieſe: nachdem Paulus vorher der Ruhe GOttes, die er nach dem Wer- cke der Schoͤpfung gehalten, gedacht hatte; ſo beziehet er ſich zum Erweiſe deſſen mit der von Lu- thero in der Uberſetzung ausgelaſſenen Particula denn auf den ſchon angezeigeten ausdruͤcklichen Ort Moſis. 2. Die Ruhe, welche GOtt am ſiebenden Tage gehalten, hat viel und weit ein mehrers in ſich, als wir davon begreifen koͤnnen. Etwas weniges davon zu lallen, ſo beſtunde ſie nicht in einer Ablaſſung von aller Wirckung; als welche nach der Schoͤpfung in der Erhaltung und Regie- rung aller Dinge ohne alles Aufhoͤren fortgegan- gen iſt, und noch dauret: davon unſer Heyland mit Recht ſaget Joh. 5, 17. Mein Vater wir- cket bisher, und ich wircke auch. Noch we- niger iſt die Ruhe menſchlicher Weiſe zu verſte- hen von einer ſolchen Stille und Unwirckſamkeit, dadurch man die durch die Arbeit geſchwaͤcheten Kraͤfte gleichſam wieder ſammlet. Denn der- gleichen Ruhe findet bey GOtt, dem unendlichen Geiſte, nicht ſtatt; da ſie bey den Menſchen ei- gentlich nur von der Schwachheit des Leibes und der Glieder herruͤhret; als welche oft ſo matt werden, daß die an ſich unermuͤdete Seele, als ein unſterblicher Geiſt, in denſelben und durch dieſel- ben ihre Wirckung nicht thun kan. Von GOtt, als einem unendlichen Geiſte, heißt es hingegen: Der HERR, der ewige GOtt, der die Ende der Erden geſchaffen hat, wird nicht muͤde, noch matt, ſein Verſtand iſt unerforſchlich. Er giebt den Muͤden Kraft und Staͤrcke genug den Unvermoͤgenden. Jeſ. 40, 28. 29. 3. Die Ruhe GOttes iſt hingegen darinn beſtanden, daß GOtt keine neue Geſchoͤpfe mehr hervorgebracht, und an denen in den ſechs Tagen hervorgebrachten, ihrer beſchaueten Guͤte wegen, ſein vergnuͤgliches Wohlgefallen gehabt hat. Und ob denn auch gleich ſolches Wohlgefallen darauf in GOTT (auſſer dem, was davon durch den Suͤnden-Fall in Anſehung der Menſchen ohne Nachtheil der Vollkommenheit GOttes abge- gangen) beſtaͤndig geblieben und an ſich ewig ohne alle Einſchrenckung in die Zeit iſt: ſo hat es ſich doch in GOtt gegen die Geſchoͤpfe auf dieſer ihrer Seite ſonderlich unmittelbar nach den erſten ſechs Tagen, und alſo am ſiebenden Tagen hervorge- than. Und dieſes iſt dergeſtalt geſchehen, daß GOtt, bey vorhergeſehenem Suͤnden-Fall, und der Ordnung der ſchon beſchloſſenen Wieder- aufrichtung, den erſten ſiebenden und darauf alle folgende ſiebende Tage zu beſondern Sabbat- oder Ruhe- und Gedenck-Tagen gemachet. Und damit hat er das Abſehen gerichtet, wie auf die geiſtliche und ewige Ruhe, alſo auch dabey ſonder- lich

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/288>, abgerufen am 23.11.2024.