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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli C. 2. v. 10. 11..
[Spaltenumbruch] gleichem Verstande wird er Ap. Ges. 3, 15. ge-
nennet arkhkgos tes zoes, der Fürste des Le-
bens
s. Und weil es, auch der Application nach,
alles auf ihn ankömmt, doch in der Ordnung der
gläubigen Annehmung, so heißt er Hebr. 12, 2.
arkhegos kai teleiotes tes pisteos, der Anfän-
ger und Vollender des Glaubens:
und Joh.
14, 6. der Weg, durch den wir zum Vater
kommen.

6. Das Vollkommen machen, welches
der Vater in Christo, als dem Mittler, bewiesen
hat, ist alhier dem Stande der Erniedrigung,
darinnen der Sohn, nach diesem Contexte, ge-
ringer worden, als die Engel, entgegen gesetzet,
und ist daher nichts anders, als die Erhöhung,
in welcher er mit göttlicher Herrlichkeit und Ehre
gecrönet werden, da er zur Rechten GOttes er-
haben worden. Welche Erhöhung heißt, eine
Vollkommenmachung, oder Vollendung: sin-
temal dadurch das gantze Werck der Erlösung
erst recht zum Siege hinausgeführet worden,
und unser Heyland erst als ein vollkommner Erlö-
ser erkannt ist. Denn obgleich der Versöhnungs-
Tod die Erlösung an sich selbst zu wege gebracht
hat: so konte doch diese Kraft und Frucht des To-
des zur Erweckung und Unterstützung des Glau-
bens nicht anders und nicht nachdrücklicher vor-
gestellet werden, als durch die auf einander erfolg-
ten Stufen der Erhöhung. Daher Christus
auch c. 7, 28. heißt teteleiomenos, der vollen-
det, oder vollkommen gemachet.

7. Diese Vollendung aber muste gehen
dia pathematon, durch Leiden: womit fonder-
lich auf die letztern grossen Leiden in der vielfachen
Verfolgung und Creutzigung gesehen wird.
Zwar hätte der Vater den Sohn noch vor solchen
Leiden bald von der Erden zur Herrlichkeit einfüh-
ren können: allein da die Einführung und Voll-
endung unterschiedliche Stufen gehen solte, so
muste sie vorher auch durch unterschiedene Stufen
der Erniedrigung geführet werden. Darum er
selbst sagte: Muste nicht Christus solches
leiden, und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

Luc. 24, 26. Wie denn auch der gläubigen Glie-
der Christi ihre Vollendung durch Ubernehmung
des Creutzes Christi geschiehet: als welche gleich-
fals durch viel Trübsal in das Reich GOttes
eingehen müssen. Ap. Gesch. 14, 22.

8. Jm übrigen ist noch zu erwegen, in wel-
chem Verstande das Wort eprepe es geziemete
sich, von GOtt dem Vater gesaget werde. Es
heißt so viel, als es war gemäß, nemlich der
göttlichen Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit,
Wahrheit, und Ehre. Der göttlichen Liebe,
daß sie ein so hinlängliches Mittel zur Wiederbrin-
gung des menschlichen Geschlechts ausfünde:
der göttlichen Gerechtigkeit, daß es ein solches
Mittel sey, dadurch auch ihr ein Genüge geschähe:
der göttlichen Weisheit, daß die Liebe und Ge-
rechtigkeit GOttes in ein vollkommenes tempe-
ramentum,
oder vereinigte Mäßigung, durch
dieses Mittel sich hervorthue: der göttlichen
Wahrheit, damit das, was GOtt im alten Te-
stamente so theuer verheissen und in so vielen Vor-
[Spaltenumbruch] bildern so vielfältig vorgestellet hatte, erfüllet wür-
de, und das Haupt mit den Gliedern in Ansehung
der Leiden in einer genauen Gemeinschaft stünde:
der göttlichen Ehre, daß diese dadurch aufs
herrlichste befordert würde. Welches vielfaches
prepon denn auch ein solches deon, eine solche
Nothwendigkeit in sich hielte und mit sich füh-
rete, daß kein ander Mittel zu finden war. Wie
denn das prepon, das sich geziemende auch sonst
wol von einer an sich unumgänglichen nöthigen
Sache gebrauchet wird. Man sehe Eph. 5, 3.
Tit. 2, 3. Du aber rede, a prepei, wie sichs
geziemet
(wie es die Nothwendigkeit erfodert)
nach der heylsamen Lehre.

V. 11.

Sintemal sie alle von einem (Adam)
herkommen, beyde der da heiliget (versöh-
net, der Meßias, seiner menschlichen Natur nach)
und die da geheiliget (der Versöhnung in
der Ordnung des Heyls zur Rechtfertigung und
Erneuerung theilhafftig) werden. Darum
(nach dem Grunde der mit ihnen von einem
Stamm-Vater empfangenen gemeinschaftlichen
menschlichen Natur und der Application seiner
Versöhnung) schämet er sich auch nicht (in
Ansehung seines unendlichen Vorzugs, den er
nicht allein nach der göttlichen, sondern auch nach
der menschlichen Natur, der Salbung wegen hat;
also ihrer grossen Niedrigkeit und ihres Elendes
auch Unwürdigkeit) sie Brüder zu heissen
(und sie für GOttes Gnaden-Kinder zu erkennen
da er der wesentliche Sohn GOttes ist, und mit
ihnen GOtt zum Vater hat; obwol auf eine gantz
unterschiedene Art und Weise.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist die Verbindung dieses
Verses mit dem vorhergehenden zu mercken:
welche diese ist. Es hattt der Apostel angezeiget,
wie daß Christus, als der Hertzog der Seligkeit
der Gläubigen, durch viel Leiden habe müssen voll-
kommen gemachet worden, oder, das Werck der
Erlösung vom Stande der Erniedrigung zur Er-
höhung ausführen Da nun dieses, daß er die
Leiden über sich genommen, in der That nichts
anders war, als daß er sich an die Stelle des gan-
tzen menschlichen Geschlechts gesetzet hatte; so er-
läutert der Apostel dieses damit, daß er Christum,
als das Haupt, und die Gläubigen, als seinen
geistlichen Leib, der leiblichen Geburt nach, auf
einen Stamm-Vater Adam zurückführet, und
also damit anzeiget, wie Christus zu dem Ende,
um sich eine Gemeine zu erwerben, die von Adam
herkommende wahre menschliche Natur an sich
genommen habe. Welches er im nachfolgenden,
nach dem er angeführet, zu welcher Würde der
geistlichen Brüderschaft die Gläubigen dadurch
gelangeten, mitmehrern vorstellet.

2. o agiazon, der Heiligende ist alhier
Christus: welcher in Ansehung wie seines We-
sens, also sonderlich auch des Wercks der versöh-
nenden Heiligung und Reinigung heißt der Hei-
lige in Jsrael
Jes. 41, 16. c. 43, 14. u. s. w. und

haben

Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 10. 11..
[Spaltenumbruch] gleichem Verſtande wird er Ap. Geſ. 3, 15. ge-
nennet ἀρχκγὸς τῆς ζωῆς, der Fuͤrſte des Le-
bens
s. Und weil es, auch der Application nach,
alles auf ihn ankoͤmmt, doch in der Ordnung der
glaͤubigen Annehmung, ſo heißt er Hebr. 12, 2.
ἁρχηγὸς καὶ τελειωτὴς τῆς πίϛεως, der Anfaͤn-
ger und Vollender des Glaubens:
und Joh.
14, 6. der Weg, durch den wir zum Vater
kommen.

6. Das Vollkommen machen, welches
der Vater in Chriſto, als dem Mittler, bewieſen
hat, iſt alhier dem Stande der Erniedrigung,
darinnen der Sohn, nach dieſem Contexte, ge-
ringer worden, als die Engel, entgegen geſetzet,
und iſt daher nichts anders, als die Erhoͤhung,
in welcher er mit goͤttlicher Herrlichkeit und Ehre
gecroͤnet werden, da er zur Rechten GOttes er-
haben worden. Welche Erhoͤhung heißt, eine
Vollkommenmachung, oder Vollendung: ſin-
temal dadurch das gantze Werck der Erloͤſung
erſt recht zum Siege hinausgefuͤhret worden,
und unſer Heyland erſt als ein vollkommner Erloͤ-
ſer erkannt iſt. Denn obgleich der Verſoͤhnungs-
Tod die Erloͤſung an ſich ſelbſt zu wege gebracht
hat: ſo konte doch dieſe Kraft und Frucht des To-
des zur Erweckung und Unterſtuͤtzung des Glau-
bens nicht anders und nicht nachdruͤcklicher vor-
geſtellet werden, als durch die auf einander erfolg-
ten Stufen der Erhoͤhung. Daher Chriſtus
auch c. 7, 28. heißt τετελειωμένος, der vollen-
det, oder vollkommen gemachet.

7. Dieſe Vollendung aber muſte gehen
διὰ παϑημάτων, durch Leiden: womit fonder-
lich auf die letztern groſſen Leiden in der vielfachen
Verfolgung und Creutzigung geſehen wird.
Zwar haͤtte der Vater den Sohn noch vor ſolchen
Leiden bald von der Erden zur Herrlichkeit einfuͤh-
ren koͤnnen: allein da die Einfuͤhrung und Voll-
endung unterſchiedliche Stufen gehen ſolte, ſo
muſte ſie vorher auch durch unterſchiedene Stufen
der Erniedrigung gefuͤhret werden. Darum er
ſelbſt ſagte: Muſte nicht Chriſtus ſolches
leiden, und zu ſeiner Herrlichkeit eingehen?

Luc. 24, 26. Wie denn auch der glaͤubigen Glie-
der Chriſti ihre Vollendung durch Ubernehmung
des Creutzes Chriſti geſchiehet: als welche gleich-
fals durch viel Truͤbſal in das Reich GOttes
eingehen muͤſſen. Ap. Geſch. 14, 22.

8. Jm uͤbrigen iſt noch zu erwegen, in wel-
chem Verſtande das Wort ἔπρεπε es geziemete
ſich, von GOtt dem Vater geſaget werde. Es
heißt ſo viel, als es war gemaͤß, nemlich der
goͤttlichen Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit,
Wahrheit, und Ehre. Der goͤttlichen Liebe,
daß ſie ein ſo hinlaͤngliches Mittel zur Wiederbrin-
gung des menſchlichen Geſchlechts ausfuͤnde:
der goͤttlichen Gerechtigkeit, daß es ein ſolches
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der goͤttlichen Weisheit, daß die Liebe und Ge-
rechtigkeit GOttes in ein vollkommenes tempe-
ramentum,
oder vereinigte Maͤßigung, durch
dieſes Mittel ſich hervorthue: der goͤttlichen
Wahrheit, damit das, was GOtt im alten Te-
ſtamente ſo theuer verheiſſen und in ſo vielen Vor-
[Spaltenumbruch] bildern ſo vielfaͤltig vorgeſtellet hatte, erfuͤllet wuͤr-
de, und das Haupt mit den Gliedern in Anſehung
der Leiden in einer genauen Gemeinſchaft ſtuͤnde:
der goͤttlichen Ehre, daß dieſe dadurch aufs
herrlichſte befordert wuͤrde. Welches vielfaches
πρεπον denn auch ein ſolches δέον, eine ſolche
Nothwendigkeit in ſich hielte und mit ſich fuͤh-
rete, daß kein ander Mittel zu finden war. Wie
denn das πρέπον, das ſich geziemende auch ſonſt
wol von einer an ſich unumgaͤnglichen noͤthigen
Sache gebrauchet wird. Man ſehe Eph. 5, 3.
Tit. 2, 3. Du aber rede, ἅ πρέπει, wie ſichs
geziemet
(wie es die Nothwendigkeit erfodert)
nach der heylſamen Lehre.

V. 11.

Sintemal ſie alle von einem (Adam)
herkommen, beyde der da heiliget (verſoͤh-
net, der Meßias, ſeiner menſchlichen Natur nach)
und die da geheiliget (der Verſoͤhnung in
der Ordnung des Heyls zur Rechtfertigung und
Erneuerung theilhafftig) werden. Darum
(nach dem Grunde der mit ihnen von einem
Stamm-Vater empfangenen gemeinſchaftlichen
menſchlichen Natur und der Application ſeiner
Verſoͤhnung) ſchaͤmet er ſich auch nicht (in
Anſehung ſeines unendlichen Vorzugs, den er
nicht allein nach der goͤttlichen, ſondern auch nach
der menſchlichen Natur, der Salbung wegen hat;
alſo ihrer groſſen Niedrigkeit und ihres Elendes
auch Unwuͤrdigkeit) ſie Bruͤder zu heiſſen
(und ſie fuͤr GOttes Gnaden-Kinder zu erkennen
da er der weſentliche Sohn GOttes iſt, und mit
ihnen GOtt zum Vater hat; obwol auf eine gantz
unterſchiedene Art und Weiſe.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt die Verbindung dieſes
Verſes mit dem vorhergehenden zu mercken:
welche dieſe iſt. Es hattt der Apoſtel angezeiget,
wie daß Chriſtus, als der Hertzog der Seligkeit
der Glaͤubigen, durch viel Leiden habe muͤſſen voll-
kommen gemachet worden, oder, das Werck der
Erloͤſung vom Stande der Erniedrigung zur Er-
hoͤhung ausfuͤhren Da nun dieſes, daß er die
Leiden uͤber ſich genommen, in der That nichts
anders war, als daß er ſich an die Stelle des gan-
tzen menſchlichen Geſchlechts geſetzet hatte; ſo er-
laͤutert der Apoſtel dieſes damit, daß er Chriſtum,
als das Haupt, und die Glaͤubigen, als ſeinen
geiſtlichen Leib, der leiblichen Geburt nach, auf
einen Stamm-Vater Adam zuruͤckfuͤhret, und
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um ſich eine Gemeine zu erwerben, die von Adam
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nach dem er angefuͤhret, zu welcher Wuͤrde der
geiſtlichen Bruͤderſchaft die Glaͤubigen dadurch
gelangeten, mitmehrern vorſtellet.

2. ὁ ἁγίαζων, der Heiligende iſt alhier
Chriſtus: welcher in Anſehung wie ſeines We-
ſens, alſo ſonderlich auch des Wercks der verſoͤh-
nenden Heiligung und Reinigung heißt der Hei-
lige in Jſrael
Jeſ. 41, 16. c. 43, 14. u. ſ. w. und

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[266/0268] Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 10. 11.. gleichem Verſtande wird er Ap. Geſ. 3, 15. ge- nennet ἀρχκγὸς τῆς ζωῆς, der Fuͤrſte des Le- benss. Und weil es, auch der Application nach, alles auf ihn ankoͤmmt, doch in der Ordnung der glaͤubigen Annehmung, ſo heißt er Hebr. 12, 2. ἁρχηγὸς καὶ τελειωτὴς τῆς πίϛεως, der Anfaͤn- ger und Vollender des Glaubens: und Joh. 14, 6. der Weg, durch den wir zum Vater kommen. 6. Das Vollkommen machen, welches der Vater in Chriſto, als dem Mittler, bewieſen hat, iſt alhier dem Stande der Erniedrigung, darinnen der Sohn, nach dieſem Contexte, ge- ringer worden, als die Engel, entgegen geſetzet, und iſt daher nichts anders, als die Erhoͤhung, in welcher er mit goͤttlicher Herrlichkeit und Ehre gecroͤnet werden, da er zur Rechten GOttes er- haben worden. Welche Erhoͤhung heißt, eine Vollkommenmachung, oder Vollendung: ſin- temal dadurch das gantze Werck der Erloͤſung erſt recht zum Siege hinausgefuͤhret worden, und unſer Heyland erſt als ein vollkommner Erloͤ- ſer erkannt iſt. Denn obgleich der Verſoͤhnungs- Tod die Erloͤſung an ſich ſelbſt zu wege gebracht hat: ſo konte doch dieſe Kraft und Frucht des To- des zur Erweckung und Unterſtuͤtzung des Glau- bens nicht anders und nicht nachdruͤcklicher vor- geſtellet werden, als durch die auf einander erfolg- ten Stufen der Erhoͤhung. Daher Chriſtus auch c. 7, 28. heißt τετελειωμένος, der vollen- det, oder vollkommen gemachet. 7. Dieſe Vollendung aber muſte gehen διὰ παϑημάτων, durch Leiden: womit fonder- lich auf die letztern groſſen Leiden in der vielfachen Verfolgung und Creutzigung geſehen wird. Zwar haͤtte der Vater den Sohn noch vor ſolchen Leiden bald von der Erden zur Herrlichkeit einfuͤh- ren koͤnnen: allein da die Einfuͤhrung und Voll- endung unterſchiedliche Stufen gehen ſolte, ſo muſte ſie vorher auch durch unterſchiedene Stufen der Erniedrigung gefuͤhret werden. Darum er ſelbſt ſagte: Muſte nicht Chriſtus ſolches leiden, und zu ſeiner Herrlichkeit eingehen? Luc. 24, 26. Wie denn auch der glaͤubigen Glie- der Chriſti ihre Vollendung durch Ubernehmung des Creutzes Chriſti geſchiehet: als welche gleich- fals durch viel Truͤbſal in das Reich GOttes eingehen muͤſſen. Ap. Geſch. 14, 22. 8. Jm uͤbrigen iſt noch zu erwegen, in wel- chem Verſtande das Wort ἔπρεπε es geziemete ſich, von GOtt dem Vater geſaget werde. Es heißt ſo viel, als es war gemaͤß, nemlich der goͤttlichen Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit, Wahrheit, und Ehre. Der goͤttlichen Liebe, daß ſie ein ſo hinlaͤngliches Mittel zur Wiederbrin- gung des menſchlichen Geſchlechts ausfuͤnde: der goͤttlichen Gerechtigkeit, daß es ein ſolches Mittel ſey, dadurch auch ihr ein Genuͤge geſchaͤhe: der goͤttlichen Weisheit, daß die Liebe und Ge- rechtigkeit GOttes in ein vollkommenes tempe- ramentum, oder vereinigte Maͤßigung, durch dieſes Mittel ſich hervorthue: der goͤttlichen Wahrheit, damit das, was GOtt im alten Te- ſtamente ſo theuer verheiſſen und in ſo vielen Vor- bildern ſo vielfaͤltig vorgeſtellet hatte, erfuͤllet wuͤr- de, und das Haupt mit den Gliedern in Anſehung der Leiden in einer genauen Gemeinſchaft ſtuͤnde: der goͤttlichen Ehre, daß dieſe dadurch aufs herrlichſte befordert wuͤrde. Welches vielfaches πρεπον denn auch ein ſolches δέον, eine ſolche Nothwendigkeit in ſich hielte und mit ſich fuͤh- rete, daß kein ander Mittel zu finden war. Wie denn das πρέπον, das ſich geziemende auch ſonſt wol von einer an ſich unumgaͤnglichen noͤthigen Sache gebrauchet wird. Man ſehe Eph. 5, 3. Tit. 2, 3. Du aber rede, ἅ πρέπει, wie ſichs geziemet (wie es die Nothwendigkeit erfodert) nach der heylſamen Lehre. V. 11. Sintemal ſie alle von einem (Adam) herkommen, beyde der da heiliget (verſoͤh- net, der Meßias, ſeiner menſchlichen Natur nach) und die da geheiliget (der Verſoͤhnung in der Ordnung des Heyls zur Rechtfertigung und Erneuerung theilhafftig) werden. Darum (nach dem Grunde der mit ihnen von einem Stamm-Vater empfangenen gemeinſchaftlichen menſchlichen Natur und der Application ſeiner Verſoͤhnung) ſchaͤmet er ſich auch nicht (in Anſehung ſeines unendlichen Vorzugs, den er nicht allein nach der goͤttlichen, ſondern auch nach der menſchlichen Natur, der Salbung wegen hat; alſo ihrer groſſen Niedrigkeit und ihres Elendes auch Unwuͤrdigkeit) ſie Bruͤder zu heiſſen (und ſie fuͤr GOttes Gnaden-Kinder zu erkennen da er der weſentliche Sohn GOttes iſt, und mit ihnen GOtt zum Vater hat; obwol auf eine gantz unterſchiedene Art und Weiſe.) Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden zu mercken: welche dieſe iſt. Es hattt der Apoſtel angezeiget, wie daß Chriſtus, als der Hertzog der Seligkeit der Glaͤubigen, durch viel Leiden habe muͤſſen voll- kommen gemachet worden, oder, das Werck der Erloͤſung vom Stande der Erniedrigung zur Er- hoͤhung ausfuͤhren Da nun dieſes, daß er die Leiden uͤber ſich genommen, in der That nichts anders war, als daß er ſich an die Stelle des gan- tzen menſchlichen Geſchlechts geſetzet hatte; ſo er- laͤutert der Apoſtel dieſes damit, daß er Chriſtum, als das Haupt, und die Glaͤubigen, als ſeinen geiſtlichen Leib, der leiblichen Geburt nach, auf einen Stamm-Vater Adam zuruͤckfuͤhret, und alſo damit anzeiget, wie Chriſtus zu dem Ende, um ſich eine Gemeine zu erwerben, die von Adam herkommende wahre menſchliche Natur an ſich genommen habe. Welches er im nachfolgenden, nach dem er angefuͤhret, zu welcher Wuͤrde der geiſtlichen Bruͤderſchaft die Glaͤubigen dadurch gelangeten, mitmehrern vorſtellet. 2. ὁ ἁγίαζων, der Heiligende iſt alhier Chriſtus: welcher in Anſehung wie ſeines We- ſens, alſo ſonderlich auch des Wercks der verſoͤh- nenden Heiligung und Reinigung heißt der Hei- lige in Jſrael Jeſ. 41, 16. c. 43, 14. u. ſ. w. und haben

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/268>, abgerufen am 23.11.2024.