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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 1. 2. 3.
[Spaltenumbruch] daher kein Wasser behalten. Denn die Zuhö-
rer
sind Gevässe: geben sie dem Worte ein
gläubiges Gehör, und lassen sich erfüllen, so wer-
den sie Gevässe der Gnaden; bewahren sie
aber den aus der Salbung empfangenen Schatz
der Gnaden nicht, so verlieren sie ihn nach und
nach, und werden solchen verlechzenden Gevässen
gleich, daraus das Wasser zerrinnet. Darum
hat man nöthig seiner wohl wahrzunehmen. Und
hiebey läßt sich nach der Ubersetzung Lutheri das
dahin fahren, oder, vorüber fahren, nemlich
vor dem Hafen des Heyls, auch wohl applici-
ren.

V. 2. 3.

Denn so das Wort (des Gesetzes) vest
worden ist
(also, daß GOtt es mit vielen
Wundern bestätiget, und unter harter Bedro-
hung und grosser Verheissung darüber vest gehal-
ten hat) das durch die Engel (durch den Dienst
der Engel auf und von dem Berge Sinai) gere-
det
(vorgetragen und promulgiret) ist, und ei-
ne iegliche
(dagegen begangene) Ubertretung
(da man böses gethan) und Ungehorsam (da
man gutes unterlassen, nach göttlichem Ausspru-
che 5 B. Mos. 27, 26.) hat empfangen seinen
rechten Lohn
(in der Bestrafung:) wie wollen
wir
(der Strafe) entfliehen, so wir eine
solche Seligkeit
(die uns Christus erworben hat
durch die Reinigung von den Sünden c. 1, v. 3.
und die uns GOtt durch ihn, als seinen Sohn
und grossen Propheten und Apostel, selbst ver-
kündigen lassen v. 1. c. 3, 3.) nicht achten (sie
entweder nicht annehmen, oder, da sie schon durch
den Glauben angenommen ist, das Geheimniß
des Glaubens mit allen dadurch erlangten Heyls-
Gütern in einem reinen Gewissen nicht bewah-
ren!) welche, nach dem sie erst geprediget
ist durch den HErrn
(JEsum Christum, als
den wahren Jehovah, GOtt und Menschen und
den in die Welt gesandten grossen Prophe-
ten) ist sie auf uns (Juden, sonderlich die,
welche ausser dem Judischen Lande in Orient zer-
streuet sind, und Christum im Fleische selbst nicht
gesehen und gehöret haben) kommen (ebebaio-
the, also daß es bevestiget worden, wie aus der
heiligen Schrift alten Testaments, also auch mit
Wunder-Kräften,) durch die, so es gehöret
haben
(durch die Apostel und ihre Jünger, oder
Apostolischen Männer und Gehülfen)

Anmerckungen.

1. Der Engel wird zwar nicht gedacht in
der Geschicht von der Gesetzgebung auf dem Berge
Sinai, wie sie 2 B. Mos. 20. u. f. beschrieben
ist; iedoch aber, daß sich GOtt dabey der heiligen
Engel bedienet habe, ist unter den alten Juden ei-
ne sehr bekante Sache gewesen. Denn es bringet
dieses nicht allein die Majestät Gott es und das Amt
der Engel also mit sich; sondern es stehet auch
ausdrücklich 5 B. Mos. 33, 2. Daß der HERR
von Sinai gekommen - - - mit vielen
tausend heiligen Engeln.
Und eben dieses
führet auch Stephanus, als eine bekante Wahr-
[Spaltenumbruch] heit, an, wenn er Ap. Gesch. 7, 53. saget: ihr
habt das Gesetz empfangen durch der En-
gel Geschäfte und habts nicht gehalten.

Desgleichen Paulus Gal. 3, 19. Das Gesetz ist
gestellet von den Engeln durch die Hand

(oder, den Dienst) des Mittlers (Mosis.)

2. Da aber in der Gesetzgebung GOtt selbst
geredet hat, so muß das Wort geredet, welches
von den Engeln gebrauchet wird, von der gantzen
Promulgation verstanden werden: und wird
diese daher dem Dienste der Engel zugeschrieben
weil sie sich durch die Stimme heller Posaunen ge-
schäftig erwiesen haben. 2 B. Mos. 19, 26. Daß
die Rede vom Gesetze zu verstehen sey, zeiget der
Gegensatz an vom Evangelio: wie auch die Wie-
derholung der Ermahnung c. 10, 28. 29. Einige
Interpretes verstehen logon, diese Rede, von
der Botschaft, welche GOtt sonst durch die En-
gel ausgerichtet hat: allein davon läßt sich nicht
sagen, was alhier vom gerechten Lohn der Uber-
tretung und des Ungehorsams stehet.

3. Beydes, das Gesetz und Evangelium,
haben ihre beosaiosin, Bestätigung gehabt; und
zwar zuvorderst durch viele Wunder-Kräfte;
und denn auch dadurch, daß GOtt ihnen mit
Drohungen und Verheissungen, auch würckli-
cher Vollziehung derselben, mehrmal einen Nach-
druck gegeben hat. Wie die Predigt des Evangelii
unter den Corinthiern bestätiget worden, sehe man
1 Cor. 1, 4. 5. 6. da es heißt; Jch dancke mei-
nem GOtt allezeit eurent halben für die
Gnade GOttes, die euch gegeben ist in
Christo JEsu, daß ihr seyd durch ihn an
allen Stücken reich gemachet, an aller Leh-
re und an aller Erkenntniß: wie denn die
Predigt von Christo in euch ist kräftig
worden
ebebaiathe. Deßgleichen 2 Cor. 1, 21.
GOtt ist es, o bebaion emas, der uns beve-
stiget samt euch auf Christum, und uns ge-
salbet und versiegelt, und in unsere Hertzen
das Pfand den Geist gegeben hat.

4. Es führet uns zwar die christliche und
Evangelische Lehre, wenn man sie in ihrem gantzen
Zusammenhange betrachtet, aller dinge auf
unsere Pflichten, wie wir solche nach dem Ge-
setze gegen GOtt, uns selbst und unsern Nächsten
in Bewahrung eines guten Gewissens auszuüben
haben: es bestehet doch aber das Evangelium
selbst in lauter Seligkeit, oder in der Anprei-
sung und würcklicher Schenckung vieler zu unse-
rer Seligkeit gereichenden Heyls-Schätze. Und
darinnen thut sich ein besonders herrlicher Cha-
racter
von der Wahrheit der Christlichen Reli-
gion hervor, nemlich daß sie uns bey dem Dienste
Gottes unter der schuldigen und aus der geschenck-
ten Gnaden-Kraft möglichen, ja leichten, Auß-
übung unserer Pflicht, in der Gemeinschaft mit
GOtt auf eine so herrliche Seligkeit führet;
zu dero Genuß wir schon zum theil in dieser Welt
gelangen. Daher das Evangelium nicht
achten,
ist seine eigne Seligkeit nicht achten.
Daraus man abnehmen kan, daß die Sünde des
Unglaubens und Ungehorsams wider das Evan-
gelium viel grösser sey, als die wider das Gesetz.

5. So

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 1. 2. 3.
[Spaltenumbruch] daher kein Waſſer behalten. Denn die Zuhoͤ-
rer
ſind Gevaͤſſe: geben ſie dem Worte ein
glaͤubiges Gehoͤr, und laſſen ſich erfuͤllen, ſo wer-
den ſie Gevaͤſſe der Gnaden; bewahren ſie
aber den aus der Salbung empfangenen Schatz
der Gnaden nicht, ſo verlieren ſie ihn nach und
nach, und werden ſolchen verlechzenden Gevaͤſſen
gleich, daraus das Waſſer zerrinnet. Darum
hat man noͤthig ſeiner wohl wahrzunehmen. Und
hiebey laͤßt ſich nach der Uberſetzung Lutheri das
dahin fahren, oder, voruͤber fahren, nemlich
vor dem Hafen des Heyls, auch wohl applici-
ren.

V. 2. 3.

Denn ſo das Wort (des Geſetzes) veſt
worden iſt
(alſo, daß GOtt es mit vielen
Wundern beſtaͤtiget, und unter harter Bedro-
hung und groſſer Verheiſſung daruͤber veſt gehal-
ten hat) das durch die Engel (durch den Dienſt
der Engel auf und von dem Berge Sinai) gere-
det
(vorgetragen und promulgiret) iſt, und ei-
ne iegliche
(dagegen begangene) Ubertretung
(da man boͤſes gethan) und Ungehorſam (da
man gutes unterlaſſen, nach goͤttlichem Ausſpru-
che 5 B. Moſ. 27, 26.) hat empfangen ſeinen
rechten Lohn
(in der Beſtrafung:) wie wollen
wir
(der Strafe) entfliehen, ſo wir eine
ſolche Seligkeit
(die uns Chriſtus erworben hat
durch die Reinigung von den Suͤnden c. 1, v. 3.
und die uns GOtt durch ihn, als ſeinen Sohn
und groſſen Propheten und Apoſtel, ſelbſt ver-
kuͤndigen laſſen v. 1. c. 3, 3.) nicht achten (ſie
entweder nicht annehmen, oder, da ſie ſchon durch
den Glauben angenommen iſt, das Geheimniß
des Glaubens mit allen dadurch erlangten Heyls-
Guͤtern in einem reinen Gewiſſen nicht bewah-
ren!) welche, nach dem ſie erſt geprediget
iſt durch den HErrn
(JEſum Chriſtum, als
den wahren Jehovah, GOtt und Menſchen und
den in die Welt geſandten groſſen Prophe-
ten) iſt ſie auf uns (Juden, ſonderlich die,
welche auſſer dem Judiſchen Lande in Orient zer-
ſtreuet ſind, und Chriſtum im Fleiſche ſelbſt nicht
geſehen und gehoͤret haben) kommen (ἐβεβαιω-
θη, alſo daß es beveſtiget worden, wie aus der
heiligen Schrift alten Teſtaments, alſo auch mit
Wunder-Kraͤften,) durch die, ſo es gehoͤret
haben
(durch die Apoſtel und ihre Juͤnger, oder
Apoſtoliſchen Maͤnner und Gehuͤlfen)

Anmerckungen.

1. Der Engel wird zwar nicht gedacht in
der Geſchicht von der Geſetzgebung auf dem Berge
Sinai, wie ſie 2 B. Moſ. 20. u. f. beſchrieben
iſt; iedoch aber, daß ſich GOtt dabey der heiligen
Engel bedienet habe, iſt unter den alten Juden ei-
ne ſehr bekante Sache geweſen. Denn es bringet
dieſes nicht allein die Majeſtaͤt Gott es und das Amt
der Engel alſo mit ſich; ſondern es ſtehet auch
ausdruͤcklich 5 B. Moſ. 33, 2. Daß der HERR
von Sinai gekommen ‒ ‒ ‒ mit vielen
tauſend heiligen Engeln.
Und eben dieſes
fuͤhret auch Stephanus, als eine bekante Wahr-
[Spaltenumbruch] heit, an, wenn er Ap. Geſch. 7, 53. ſaget: ihr
habt das Geſetz empfangen durch der En-
gel Geſchaͤfte und habts nicht gehalten.

Desgleichen Paulus Gal. 3, 19. Das Geſetz iſt
geſtellet von den Engeln durch die Hand

(oder, den Dienſt) des Mittlers (Moſis.)

2. Da aber in der Geſetzgebung GOtt ſelbſt
geredet hat, ſo muß das Wort geredet, welches
von den Engeln gebrauchet wird, von der gantzen
Promulgation verſtanden werden: und wird
dieſe daher dem Dienſte der Engel zugeſchrieben
weil ſie ſich durch die Stimme heller Poſaunen ge-
ſchaͤftig erwieſen haben. 2 B. Moſ. 19, 26. Daß
die Rede vom Geſetze zu verſtehen ſey, zeiget der
Gegenſatz an vom Evangelio: wie auch die Wie-
derholung der Ermahnung c. 10, 28. 29. Einige
Interpretes verſtehen λόγον, dieſe Rede, von
der Botſchaft, welche GOtt ſonſt durch die En-
gel ausgerichtet hat: allein davon laͤßt ſich nicht
ſagen, was alhier vom gerechten Lohn der Uber-
tretung und des Ungehorſams ſtehet.

3. Beydes, das Geſetz und Evangelium,
haben ihre βεοσαίωσιν, Beſtaͤtigung gehabt; und
zwar zuvorderſt durch viele Wunder-Kraͤfte;
und denn auch dadurch, daß GOtt ihnen mit
Drohungen und Verheiſſungen, auch wuͤrckli-
cher Vollziehung derſelben, mehrmal einen Nach-
druck gegeben hat. Wie die Predigt des Evangelii
unter den Corinthiern beſtaͤtiget worden, ſehe man
1 Cor. 1, 4. 5. 6. da es heißt; Jch dancke mei-
nem GOtt allezeit eurent halben fuͤr die
Gnade GOttes, die euch gegeben iſt in
Chriſto JEſu, daß ihr ſeyd durch ihn an
allen Stuͤcken reich gemachet, an aller Leh-
re und an aller Erkenntniß: wie denn die
Predigt von Chriſto in euch iſt kraͤftig
worden
ἐβεβαιαϑη. Deßgleichen 2 Cor. 1, 21.
GOtt iſt es, ὸ βεβαιῶν ἡμᾶς, der uns beve-
ſtiget ſamt euch auf Chriſtum, und uns ge-
ſalbet und verſiegelt, und in unſere Hertzen
das Pfand den Geiſt gegeben hat.

4. Es fuͤhret uns zwar die chriſtliche und
Evangeliſche Lehre, wenn man ſie in ihrem gantzen
Zuſammenhange betrachtet, aller dinge auf
unſere Pflichten, wie wir ſolche nach dem Ge-
ſetze gegen GOtt, uns ſelbſt und unſern Naͤchſten
in Bewahrung eines guten Gewiſſens auszuuͤben
haben: es beſtehet doch aber das Evangelium
ſelbſt in lauter Seligkeit, oder in der Anprei-
ſung und wuͤrcklicher Schenckung vieler zu unſe-
rer Seligkeit gereichenden Heyls-Schaͤtze. Und
darinnen thut ſich ein beſonders herrlicher Cha-
racter
von der Wahrheit der Chriſtlichen Reli-
gion hervor, nemlich daß ſie uns bey dem Dienſte
Gottes unter der ſchuldigen und aus der geſchenck-
ten Gnaden-Kraft moͤglichen, ja leichten, Auß-
uͤbung unſerer Pflicht, in der Gemeinſchaft mit
GOtt auf eine ſo herrliche Seligkeit fuͤhret;
zu dero Genuß wir ſchon zum theil in dieſer Welt
gelangen. Daher das Evangelium nicht
achten,
iſt ſeine eigne Seligkeit nicht achten.
Daraus man abnehmen kan, daß die Suͤnde des
Unglaubens und Ungehorſams wider das Evan-
gelium viel groͤſſer ſey, als die wider das Geſetz.

5. So
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[260/0262] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 1. 2. 3. daher kein Waſſer behalten. Denn die Zuhoͤ- rer ſind Gevaͤſſe: geben ſie dem Worte ein glaͤubiges Gehoͤr, und laſſen ſich erfuͤllen, ſo wer- den ſie Gevaͤſſe der Gnaden; bewahren ſie aber den aus der Salbung empfangenen Schatz der Gnaden nicht, ſo verlieren ſie ihn nach und nach, und werden ſolchen verlechzenden Gevaͤſſen gleich, daraus das Waſſer zerrinnet. Darum hat man noͤthig ſeiner wohl wahrzunehmen. Und hiebey laͤßt ſich nach der Uberſetzung Lutheri das dahin fahren, oder, voruͤber fahren, nemlich vor dem Hafen des Heyls, auch wohl applici- ren. V. 2. 3. Denn ſo das Wort (des Geſetzes) veſt worden iſt (alſo, daß GOtt es mit vielen Wundern beſtaͤtiget, und unter harter Bedro- hung und groſſer Verheiſſung daruͤber veſt gehal- ten hat) das durch die Engel (durch den Dienſt der Engel auf und von dem Berge Sinai) gere- det (vorgetragen und promulgiret) iſt, und ei- ne iegliche (dagegen begangene) Ubertretung (da man boͤſes gethan) und Ungehorſam (da man gutes unterlaſſen, nach goͤttlichem Ausſpru- che 5 B. Moſ. 27, 26.) hat empfangen ſeinen rechten Lohn (in der Beſtrafung:) wie wollen wir (der Strafe) entfliehen, ſo wir eine ſolche Seligkeit (die uns Chriſtus erworben hat durch die Reinigung von den Suͤnden c. 1, v. 3. und die uns GOtt durch ihn, als ſeinen Sohn und groſſen Propheten und Apoſtel, ſelbſt ver- kuͤndigen laſſen v. 1. c. 3, 3.) nicht achten (ſie entweder nicht annehmen, oder, da ſie ſchon durch den Glauben angenommen iſt, das Geheimniß des Glaubens mit allen dadurch erlangten Heyls- Guͤtern in einem reinen Gewiſſen nicht bewah- ren!) welche, nach dem ſie erſt geprediget iſt durch den HErrn (JEſum Chriſtum, als den wahren Jehovah, GOtt und Menſchen und den in die Welt geſandten groſſen Prophe- ten) iſt ſie auf uns (Juden, ſonderlich die, welche auſſer dem Judiſchen Lande in Orient zer- ſtreuet ſind, und Chriſtum im Fleiſche ſelbſt nicht geſehen und gehoͤret haben) kommen (ἐβεβαιω- θη, alſo daß es beveſtiget worden, wie aus der heiligen Schrift alten Teſtaments, alſo auch mit Wunder-Kraͤften,) durch die, ſo es gehoͤret haben (durch die Apoſtel und ihre Juͤnger, oder Apoſtoliſchen Maͤnner und Gehuͤlfen) Anmerckungen. 1. Der Engel wird zwar nicht gedacht in der Geſchicht von der Geſetzgebung auf dem Berge Sinai, wie ſie 2 B. Moſ. 20. u. f. beſchrieben iſt; iedoch aber, daß ſich GOtt dabey der heiligen Engel bedienet habe, iſt unter den alten Juden ei- ne ſehr bekante Sache geweſen. Denn es bringet dieſes nicht allein die Majeſtaͤt Gott es und das Amt der Engel alſo mit ſich; ſondern es ſtehet auch ausdruͤcklich 5 B. Moſ. 33, 2. Daß der HERR von Sinai gekommen ‒ ‒ ‒ mit vielen tauſend heiligen Engeln. Und eben dieſes fuͤhret auch Stephanus, als eine bekante Wahr- heit, an, wenn er Ap. Geſch. 7, 53. ſaget: ihr habt das Geſetz empfangen durch der En- gel Geſchaͤfte und habts nicht gehalten. Desgleichen Paulus Gal. 3, 19. Das Geſetz iſt geſtellet von den Engeln durch die Hand (oder, den Dienſt) des Mittlers (Moſis.) 2. Da aber in der Geſetzgebung GOtt ſelbſt geredet hat, ſo muß das Wort geredet, welches von den Engeln gebrauchet wird, von der gantzen Promulgation verſtanden werden: und wird dieſe daher dem Dienſte der Engel zugeſchrieben weil ſie ſich durch die Stimme heller Poſaunen ge- ſchaͤftig erwieſen haben. 2 B. Moſ. 19, 26. Daß die Rede vom Geſetze zu verſtehen ſey, zeiget der Gegenſatz an vom Evangelio: wie auch die Wie- derholung der Ermahnung c. 10, 28. 29. Einige Interpretes verſtehen λόγον, dieſe Rede, von der Botſchaft, welche GOtt ſonſt durch die En- gel ausgerichtet hat: allein davon laͤßt ſich nicht ſagen, was alhier vom gerechten Lohn der Uber- tretung und des Ungehorſams ſtehet. 3. Beydes, das Geſetz und Evangelium, haben ihre βεοσαίωσιν, Beſtaͤtigung gehabt; und zwar zuvorderſt durch viele Wunder-Kraͤfte; und denn auch dadurch, daß GOtt ihnen mit Drohungen und Verheiſſungen, auch wuͤrckli- cher Vollziehung derſelben, mehrmal einen Nach- druck gegeben hat. Wie die Predigt des Evangelii unter den Corinthiern beſtaͤtiget worden, ſehe man 1 Cor. 1, 4. 5. 6. da es heißt; Jch dancke mei- nem GOtt allezeit eurent halben fuͤr die Gnade GOttes, die euch gegeben iſt in Chriſto JEſu, daß ihr ſeyd durch ihn an allen Stuͤcken reich gemachet, an aller Leh- re und an aller Erkenntniß: wie denn die Predigt von Chriſto in euch iſt kraͤftig worden ἐβεβαιαϑη. Deßgleichen 2 Cor. 1, 21. GOtt iſt es, ὸ βεβαιῶν ἡμᾶς, der uns beve- ſtiget ſamt euch auf Chriſtum, und uns ge- ſalbet und verſiegelt, und in unſere Hertzen das Pfand den Geiſt gegeben hat. 4. Es fuͤhret uns zwar die chriſtliche und Evangeliſche Lehre, wenn man ſie in ihrem gantzen Zuſammenhange betrachtet, aller dinge auf unſere Pflichten, wie wir ſolche nach dem Ge- ſetze gegen GOtt, uns ſelbſt und unſern Naͤchſten in Bewahrung eines guten Gewiſſens auszuuͤben haben: es beſtehet doch aber das Evangelium ſelbſt in lauter Seligkeit, oder in der Anprei- ſung und wuͤrcklicher Schenckung vieler zu unſe- rer Seligkeit gereichenden Heyls-Schaͤtze. Und darinnen thut ſich ein beſonders herrlicher Cha- racter von der Wahrheit der Chriſtlichen Reli- gion hervor, nemlich daß ſie uns bey dem Dienſte Gottes unter der ſchuldigen und aus der geſchenck- ten Gnaden-Kraft moͤglichen, ja leichten, Auß- uͤbung unſerer Pflicht, in der Gemeinſchaft mit GOtt auf eine ſo herrliche Seligkeit fuͤhret; zu dero Genuß wir ſchon zum theil in dieſer Welt gelangen. Daher das Evangelium nicht achten, iſt ſeine eigne Seligkeit nicht achten. Daraus man abnehmen kan, daß die Suͤnde des Unglaubens und Ungehorſams wider das Evan- gelium viel groͤſſer ſey, als die wider das Geſetz. 5. So

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/262>, abgerufen am 23.11.2024.